Alle Beiträge von Catalan Tourist Board Team

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Rezept: Escudella i Carn d´Olla

Wie überall wird auch in Katalonien an Weihnachten viel und gut gegessen. Wobei hier traditionell keine Haute cuisine auf dem Festtagsmenü steht, vielmehr ein relativ rustikaler Eintopf mit dem komplizierten Namen Escudella i carn d’olla. Ein typisches Wintergericht, deftig und nahrhaft, das schon im Mittelalter die hungrigen Mägen der Bauern gefüllt haben soll und heute an Weihnachten zur Sopa de galets oder Escudella de Nadal veredelt wird.

Festtags-Tradition: Escudella i Carn d´Olla

Es ist eine wahre Fleischorgie, die nicht nur dem Koch Zeit und jede Menge Zutaten abverlangt. Das Essen muss auch in aller Ruhe zelebriert werden. Dabei wird die Escudella in zwei Gängen eingenommen. Erst isst man die gehaltvolle Brühe, in der schneckenförmige Galets-Nudeln – zum Teil auch kleine Hackfleischbällchen schwimmen -, der zweite Gang besteht dann aus dem, was in der Brühe gegart wurde – verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten, Kichererbsen sowie die Pilota, ein dicker länglicher Fleischkloß. Natürlich hat jede Familie ihr eigenes Rezept. Die einen geben statt Kichererbsen dicke weiße Bohnen in die Suppe, andere füllen die Nudeln zusätzlich mit Hackfleisch oder geben kleine Hackfleischbällchen hinein. Mittlerweile halten sich auch nicht mehr alle an die strenge Abfolge. Manche tischen nur den mit allen Zutaten gemischten Eintopf auf, andere lassen auf die Suppe einen Braten, vielleicht auch einen Fischgang oder Meeresfrüchte folgen.

Süßer Nachttisch: Turró

Wie auch immer das Menü aussieht – was auf keinen Fall zum süßen Abschluss fehlen darf, ist Turró: eine Art Krokant, das entweder aus Mandeln, Nüssen, kandierten Früchten, Kokos oder auch Schokolade besteht und in der Weihnachtszeit überall in Form von großen Riegeln angeboten wird. Zusammen mit einem Glas Cava rundet es das Weihnachtsessen ab. Bon profit!

Turrons © Jonathan Pincas

Zutaten für 8 Personen:

1 Stück Kalbskotelett
1 Lammkotelett
1 Schweinskopf
1 Scheinsfuß
1 Stück Schinkenknochen
¼ Huhn
2 Bratwürste
2 dunkle Blutwürste
¼ Huhn oder Pute
2 Scheiben durchwachsenen Speck
4 Kartoffeln
2 Mohrrüben
1 Stück Stangensellerie
1 Stange Porree
1 Pastinake
½ Kopf Weißkohl
1 weiße Rübe
1 Handvoll Kichererbsen, vorher über Nacht eingeweicht
Mehl, Wasser, Salz
300 g schneckenförmige Nudeln

Für den Fleischkloß (Pilota):

150 g gehacktes Schweinefleisch
150g gehacktes Kalbsfleisch
Semmelbrösel
1 kleingehackte Knoblauchzehe
Gehackte Petersilie
1 Ei
Salz und schwarzer Pfeffer
Evtl. eine Prise Zimt

Zubereitung:

In einem Topf mit reichlich kaltem Wasser die verschiedenen Fleischstücke außer Würsten und Hackfleisch eine Stunde lang kochen. Die Kichererbsen hinzufügen, nach einer weiteren Stunde auch das Gemüse bis auf die Kartoffeln. Zwischendurch die Zutaten für den Fleischkloß (pilota) mischen, gut verkneten, eventuell eine Prise Zimt hinzufügen und zu einem Oval formen.

Die Kartoffeln, die Würste, den in Semmelbrösel gewendeten Fleischkloß und etwas Salz zum Fleisch geben. Etwa eine weitere halbe Stunde kochen, bis alles gar ist. Dann die Brühe abgießen und in ihr die Nudeln kochen. Wenn sie gar sind, zuerst die Suppe servieren, dann den Rest, den man warm gehalten hat, wobei man Fleisch und Gemüse auf separaten Platten servieren und den Fleischkloß sowie die Würste in kleine Stücke schneiden kann.

Das Gemüse wird je nach Geschmack mit Essig und Öl, Mayonnaise oder einer Soße angerichtet. Wer will, kann die Nudeln zusätzlich mit Hackfleischmasse füllen oder kleine Hackfleischbällchen in die Brühe geben. Außerdem lassen sich die Kichererbsen durch weiße Bohnen und die Nudeln durch Reis ersetzen.

 

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Kein Weihnachtsmann, aber Tions

Andere Länder, andere Sitten – das gilt natürlich auch für die Weihnachtsbräuche. Plätzchenbacken und Glühweintrinken, das kennt man in Katalonien nicht. Und es gibt auch nicht so viele Weihnachtsmärkte wie in Deutschland. Immerhin locken in vielen Orten die sogenannten Santa Llúcia-Märkte, die Weihnachtsdekoration, Krippenfiguren, Kerzen, kleinen Geschenkartikel oder Süßigkeiten anzubieten haben. Besonders stimmungsvoll ist die Fira de Santa Llúcia von Barcelona, die rund um die Kathedrale für buntes Treiben sorgt. Natürlich kündigt sich Nadal – wie Weihnachten auf Katalanisch heißt – auch mit festlich geschmückten Straßen, Plätzen und Läden an.

 

Pessebre Vivent

Zu Sankt Nikolaus am 6. Dezember ziehen auch in einigen Ortschaften Kinder von Haus zu Haus – eins von ihnen in Bischofstracht, um Süßigkeiten einzusammeln. Doch werden hier keinesfalls alle Kinder mit Leckereien beschenkt. Viel wichtiger ist die Tradition der Pessebres – Krippendarstellungen. Alten Gebräuchen zufolge werden die Krippen am 13. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Luzia aufgestellt – mit ganz unterschiedlichen Darstellungen wie zum Beispiel der Verkündigungsszene, in denen mitunter auch Figuren in typisch katalanischer Bauerntracht Platz haben. Daneben gibt es auch das, was pessebres vivents – zu deutsch lebendige Krippendarstellungen genannt wird. An derartigen Krippenspielen wirken zum Teil mehrere hundert Dorfbewohner mit, um Gassen und Plätze mit Szenen der Weihnachtsgeschichte zu bespielen.

Besonders berühmt ist für der Pessebre vivent von Pals im Hinterland der Costa Brava. Hier gibt es Handwerker, Händler und Gaukler zu bestaunen, vor den Augen der Schaulustigen wird auch Brot gebacken, gehämmert und geschmiedet. Auch das mittelalterliche Dorf Bàscara bei Figueres wird regelmäßig zur Kulisse für Inszenierungen der Geburt Jesu – mittlerweile kommen bis zu 10 000 Besucher, um die eindrucksvollen Auftritte zu bestaunen.

Pessebre Vivent La Pobla de Lillet © jqmj (Queralt). Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Pessebre Vivent La Pobla de Lillet © jqmj (Queralt). Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

 

Tió de Nadal i El Caganer

Höhepunkt ist dann der Heilige Abend, der vor allem im Kreis der Familie gefeiert wird. Und zwar mit einer besonders exotischen Tradition heidnischen Ursprungs: Im Mittelpunkt steht der Tió de Nadal. Bei dem Tió – zu Deutsch Holzklotz –  handelt es sich um einen toten Baumstamm, der mit zwei Beinen, einem lächelnden Gesicht und einer roten Kappe geschmückt und mit einer Decke zugedeckt wird, damit er sich nicht erkältet. Während ihn die Kinder im Lauf der Weihnachtszeit eifrig mit Äpfeln und Brot „füttern“, verstecken die Eltern heimlich Geschenke unter der Decke. In den Weihnachtskrippen stehen meist dazu passende CaganerFiguren. Während früher unter der Decke eher Kleinigkeiten und Süßigkeiten zum Vorschein kamen, fallen die Geschenke heutzutage wesentlich opulenter aus.

 

Tió de Nadal © Ajuntament de Barcelona. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Tió de Nadal © Ajuntament de Barcelona. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

 

El Caganer © Adrià Garcia. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

El Caganer © Adrià Garcia. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

 

Cavalcada de Reis

Wie den Weihnachtsbaum haben die Katalanen auch die mitteleuropäischen Geschenkorgien übernommen, die eigentlich Reis, dem Dreihkönigstag am 6. Januar vorbehalten blieben. Trotzdem haben die Heiligen Drei Könige nicht an Bedeutung verloren. Das fest beginnt am Abend des 5. Januar, wenn die als Könige verkleideten Männer bei der sogenannten Cavalcada de Reis festlich in Städten und Ortschaften Einzug halten. Oft reisen sie auf reich geschmücktem Boot an und gehen zeremoniell am Hafen von Bord, wo sie von Scharen von Kindern und ihren Eltern begrüßt werden. Die begleiten die Könige dann auch auf ihrem Zug durch die Straßen und wer kann, übergibt ihnen an diesem Abend seinen Wunschzettel, um am nächsten Tag die – hoffentlich ersehnte – Ausbeute davon zutragen. Aber erst mal heißt es am 24. Dezember Bon Nadal!

 

Cavalcada de Reis © Ollau

Cavalcada de Reis © Ollau

 

 

 

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Barcelona: Mehr als Shoppen – wo Einkaufen zum Erlebnis wird

Wurstspezialitäten, eingelegte Oliven, ein schönes Paar Schuhe oder ein Barça-Trikot – was wäre ein Barcelona-Besuch ohne die eine oder andere Trophäe, die man als Erinnerung mit nach Hause nimmt?

An Gelegenheiten zum Einkaufen fehlt es in der Metropole wahrlich nicht. Schließlich warten hier mehr als zehn große Einkaufszentren, zwei Ableger der Kaufhauskette El Corte Inglés, der Trödelmarkt Els Encants und unzählige kleine Läden auf Kauflustige. Doch nicht nur das. Shoppen kann auch zum besonderen Erlebnis werden. Gewiss, um bei Zara, Mango oder Desigual ein T-Shirt zu erstehen, muss man nicht extra nach Barcelona fliegen. Aber wo kann man schon in einer Stierkampf-Arena shoppen?

Las Arenas

Das Einkaufszentrum Las Arenas an der Plaça d’Espanya dürfte in Europa noch seinesgleichen suchen. Jahrzehntelang strömten die Menschen hierher, um berühmten Toreros im Kampf mit den Stieren zuzusehen. Später dämmerte das wunderschöne Gebäude aus Naturstein, Stahl und Glas lange Zeit ungenutzt vor sich hin. Nachdem der britische Architekt Richard Rogers Hand anlegte, wurde aus ihm eine originelle Shopping Mall. Sie lockt nicht nur mit einer geballten Ladung Mode, Unterwäsche, Parfüm, Schmuck oder Teespezialitäten. Wer bei Sephora, Calzedonia oder in der Barça Store fündig geworden ist, kann sich gleich noch in etwa zwei Dutzend Cafés und Restaurants mit Tapas oder Paella stärken, bei myhairBarcelona die Haare frisieren lassen, im Metropolitan-Spa entspannen oder die neuesten Blockbuster im Kino anschauen.

 

Barcelona. Armand Basi - una noia mirant roba © Catalan Tourist Board - Marc Castellet

 

Plaça Catalunya

Eine gelungene Mischung aus Sightseeing und Shoppen bietet natürlich auch das historische Zentrum rund um Plaça Catalunya, Kathedrale und Passeig del Born. Beim Spaziergang durch die Altstadtgassen trifft man nicht nur auf die üblichen Labels. Hier lassen sich auch Dinge erwerben, die man schwerlich anderswo finden wird. Zum Beispiel die farbenfrohen Alpargatas-Schuhe aus Leinen, wie sie La Manual Alpargata im Sortiment führt; die originellen Jeans und Oberteile von Custo, die auch Julia Roberts und die Backstreet Boys zu schätzen wissen, die Kaffeespezialitäten von El Magnífico oder die erlesenen Käse von Tot Formatge. Wer einen besonders edlen Tropfen aus dem Priorat sucht, sollte im Weinladen Vila Viniteca im Carrer Agullers vorbeischauen. Und in Sachen schöne Stoffe ist L´Arca in der Gasse Banys Nous die richtige Adresse. Eine besonders liebenswerte Institution ist der alte Zauberladen El Rei de la Màgia im Carrer Princesa 11, der seit 1881 seine Kunden in den Bann zieht.

Eixample

Wesentlich schicker geht es im Eixample-Viertel rund um Passeig de Gràcia und Rambla de Catalunya zu. Links und rechts sind sie von Modeboutiquen, Schuhgeschäften und anderen Luxusläden gesäumt – mit vertrauten Namen wie Loewe, Escada, Camper oder La Perla. Mittendrin haben aber auch traditionelle Delikatessgeschäfte wie Múrria in einem wunderschönen Jugendstilhaus im Carrer Roger de Llúria überlebt. Sehenswert ist auch das Intérieur von Cacao Sampaka, das – wie sein Name verheißt – Schokolade in allen Variationen anbietet. Wer mag, kann sich im BD Barcelona Design (Stadtteil Poblenou) durch Gaudí oder Dalí inspirieren lassen.

Lokale Märkte

Erlebnisreiche Einkäufe versprechen natürlich auch die Markthallen. Nicht nur in der Boqueria, auch der Mercat de Santa Caterina, der dank der Architekten Enric Miralles und Benedetta Tagliabue mit seinem farbigen geschwungenen Dach eine wahrhafte Augenweide ist, können Gourmets die Augen übergehen. Exotische Früchte, Gewürze, Safran, Oliven, Schinken, aber auch Stockfisch landen in so manchem Koffer.

Museumsshops

Ein Geheimtipp für alle, die originelle Mitbringsel wie Seidentücher, Taschen oder Stifte suchen, sind schließlich die Museumsshops. Ob Picasso-Museum, MACBA oder Fundació Miró – hier gibt es Unikate, mit denen man garantiert so manchen Daheimgebliebenen beeindrucken kann.

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Filmreise: Auf den Spuren des „ Parfüms“

Erinnern Sie sich an Jean-Baptiste Grenouille, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts lebte und ein so krankhaftes Verhältnis zu Düften hatte, dass er selbst vor Mord nicht zurückschreckte?

So die Geschichte, die Patrick Süskind in seinem Roman Das Parfum erzählt. 1985 erschienen, rangierte er lange Zeit auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten und verkaufte sich um die 15 Millionen Mal. 2005 verfilmte ihn dann Tom Tykwer in dem Streifen „Das Parfüm – die Geschichte eines Mörders“. Mit Ben Whishaw, Dustin Hoffman und ebenso unheimlichen wie mitreißenden Filmszenen beeindruckte er die Zuschauer.

Was die meisten nicht wissen: Zwar spielt der Roman in Frankreich, doch zahlreiche Szenen wurden in Katalonien gedreht. An bekannten und weniger bekannten, aber durchweg sehenswerten Orten. Wer will, kann sich in der Provinz Girona, in Barcelona und dem Süden auf eine spannende Entdeckungsreise begeben – und dabei versuchen zu erraten, welche Szene an der jeweiligen Locations gedreht wurde.

Castell de Requesens

Schon die erste Station auf der Ruta del Perfum ist ein Paukenschlag: das Castell de Requesens, eine geheimnisvolle Burganlage, die sich ganz im Norden des Landes in der Serra de l’Albera nahe der französischen Grenze versteckt. Von wildem mediterranem Buschwerk und Jahrhunderte alten Stein- und Korkeichen umwuchert, hat die gut erhaltene Festung die Zeit seit dem 10. Jahrhundert überdauert, als hier die Grafen von Rosselló residierten. Zuletzt bot sie während des Spanischen Bürgerkriegs vielen Familien Zuflucht und steht heute einsam und verlassen da. Wer durch die verschachtelten Gebäudeteile bis zur obersten Dachterrasse hinaufsteigt, hat deswegen auch die grandiose Aussicht auf die Landschaft des Empordà meist für sich allein.

Castell de Sant Ferran

Von hier aus führt der Weg durch den Naturpark Albera und die sanft gewellten Weinberge des Empordà nach Figueres, wo mit dem Castell de Sant Ferran der nächste Schauplatz des „Parfüms“ wartet. Es ist die mächtigste Festungsanlage Europas aus dem 18. Jahrhundert, liegt auf einem Plateau außerhalb des Stadtzentrums und hat einen Durchmesser von drei Kilometern. Als Bollwerk gegen die Franzosen wurde das Castell während der Napoleonischen Kriege dann doch von eben diesen erobert. Während des Spanischen Bürgerkriegs diente es wiederum den Internationalen Brigaden als Munitionslager, ab 1966 als Gefängnis. Inzwischen steht es zur Besichtigung offen, außerdem werden Führungen in mehreren Sprachen angeboten.

Pont Vell und Besalú

Nicht weniger eindrucksvoll ist die nächste Station der Parfüm-Route: Der Pont Vell, die alte Brücke von Besalú gehört zu den schönsten Fotomotiven Kataloniens. 1315 errichtet, ist sie sozusagen Visitenkarte des mittelalterlichen Städtchens Besalú. Wer den Fluvià-Fluss überquert hat, findet sich dann auch gleich in einem Labyrinth  Jahrhunderte alter, denkmalgeschützter Gassen wieder. Unweit der Brücke haben sich zudem die Reste eines jüdischen Viertels samt Synagoge und Bädern erhalten.

Costa Brava. Besalú © Agència Catalana de Turisme. Maria Geli

Empordà

Fährt man von hier aus in Richtung L’Estartit an der Costa Brava, zeichnen sich schon von weitem die Umrisse des Montgrí-Massivs über der weiten Ebene des Baix Empordà ab, das ebenfalls zu den Drehorten des Films gehört. Auf dem Berg sitzt wie eine Krone die Ruine einer weiteren mittelalterlichen Burg. Es lohnt, in etwa einer Stunde von Torroella aus hinaufzusteigen – oben wird man von einer fantastischen Aussicht belohnt.

Girona

Von Torroella aus erreicht man dann in einer knappen Stunde die Provinzhauptstadt Girona, in der besonders viele Filmszenen gedreht wurden. Da huschen die Protagonisten durch Gassen und Plätze wie die Pujada de Sant Domènec oder die Escales de Sant Martí. Auch die wundervolle Kathedrale und der Call, das jüdische Viertel, das im Mittelalter eines der bedeutendsten Zentrum des Sepharden war, bilden die perfekte Kulisse der mysteriösen Geschichte.

Costa Brava

Ganz anders die nächste Etappe, die Platja del Castell. Der traumhafte Strand bei Palamós ist eine der wenigen unverbauten Buchten an der Küste und bietet sich außerhalb der Badesaison als Ziel einer kleinen Wanderung an. Aber welche Szene hier wohl spielt? Auf kurvenreicher Strecke entlang der zerklüfteten Costa Brava erreicht man schließlich den nächsten Schauplatz, den Convent de Blanes. Das ehemalige Kloster aus dem 16. Jahrhundert liegt hoch über der Felsküste an der Punta de Santa Anna. Inzwischen hat es sich in eine Eventlocation verwandelt, die unter anderem bei prominenten Hochzeitspaaren beliebt ist. Hier kann man noch einmal das Panorama der Costa Brava genießen, bevor einen die Ruta del Perfum nach Barcelona führt.

Girona. Catedral de Girona © Ajuntament de Girona. J.M. Oliveras

Barcelona

Auch hier lässt sich so Manches abseits der ausgetretenen Touristenpfade entdecken. Wer kennt schon den Parc del Laberint, die wunderbare Parkanlage aus dem 18. Jahrhundert im nördlichen Stadtgebiet? Anders als der Park Güell ist sie tatsächlich noch eine Oase der Ruhe und ein echter Geheimtipp. Auch in die Església dels Sants Just i Pastor verirren sich nur selten Touristen, obwohl die gotische Kirche unweit der Kathedrale im historischen Zentrum liegt. Im 16. Jahrhundert auf den Resten einer romanischen Basilika erbaut, lässt der Filmregisseur hier den Bischoff von Grasse eine Predigt an das verwirrte Volk halten – ansonsten werden hier an jedem 25. Dezember die Armen des Viertels mit einem traditionellen Weihnachtsessen abgespeist.

Wesentlich stärker frequentiert ist die Plaça de la Mercè nahe dem Passeig de Colom. Doch kaum ein Passant wird ahnen, dass ausgerechnet hier, zwischen dem Neptunbrunnen und der barocken Fassade der Basílica de la Mercè zwei Schlüsselszenen des „Parfüms“ verfilmt wurden – Geburt und Tod von Jean-Baptiste Grenouille. Dabei wäre der Protagonist vorher fast schon auf einem Platz im Poble Espanyol hingerichtet worden – jenem Themenpark am Montjüic-Berg, der so etwas darstellt wie Spanien im Kleinformat. Den Mord an seiner Geliebten hat er indessen auf der romantischen Plaça Sant Felip Neri nahe der Kathedrale verübt. Und welche Szene mag im Castell de Tamarit südlich von Barcelona spielen? Jener Burg aus dem 14. Jahrhundert, die sich mit imposanter Festungsmauer über dem Strand der Costa Daurada erhebt?

Schließlich hatte auch noch der Ebro seinen Auftritt im Film. Wer es bis hierher geschafft hat, wird vielleicht nicht jede Location den entsprechenden Filmszenen zuordnen können. Aber er wird verstehen, warum vieles hier gedreht wurde. An vielen Stellen ist Katalonien eben schon für sich großes Kino.

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Caves Codorníu – Geburtshelfer des katalanischen Schaumweins

Katalonien ohne Cava ist wie Frankreich ohne Champagner. Kein Fest, keine Hochzeit, kein Geburtstag, wo nicht mit dem herrlich prickelnden Schaumwein angestoßen wird. Doch es braucht gar keinen besonderen Anlass, um die Korken knallen zu lassen: Cava wird inzwischen zu allen möglichen Gelegenheiten, Tages- und Jahreszeiten getrunken. Ob als Aperitif mit ein paar Oliven oder anderen Tapas, zum Dessert oder auch als Begleiter zum mehrgängigen Menü.

Cava vs. Champagner

Dabei ist der Cava so etwas wie der kleine Bruder des Champagner. Beide werden nach der Méthode champenoise, also per Flaschengärung hergestellt und je nach Restzuckeranteil in die Sorten nature (ohne Restzucker), brut (sehr trocken), sec (trocken), semi sec (halbtrocken) oder dolç (süß) eingeteilt. Aber was in Frankreich bereits im 18. Jahrhundert seinen Anfang nahm – nachdem es aufgrund der mikrobiologischen Studien von Louis Pasteur möglich wurde, eine zweite Flaschengärung durchzuführen und die Erfindung des Korkens dafür sorgte, dass die Kohlensäure in der Flasche erhalten blieb -, wurde in Katalonien erst 1872 ausprobiert. Außerdem bekam der katalanische Schaumwein auch erst später seinen jetzigen Namen Cava – was wörtlich übersetzt „Keller“ heißt – und eine offizielle Herkunftsbezeichnung, die DO Cava, mit der der Sekt geschützt wird.

Inzwischen hat der Cava aber längst seinen Siegeszug durch die Welt angetreten und ist auch aus deutschen Supermärkten nicht wegzudenken. Wenn heute um die 200 Millionen Flaschen Cava die katalanischen Sektkellereien verlassen, stammen sie zum Großteil aus dem Penedès südlich von Barcelona, das eins der wichtigsten spanischen Weinanbaugebiete ist. Dort konzentriert sich die Produktion wiederum auf die Gemeinde Sant Sadurní d’Anoia, wo rund 75 Prozent des Cava gekeltert wird.

Codorníu © Achim Meurer

Winzerfamilie Codorníu

Der Geburtshelfer des Schaumweins war die Winzerfamilie Codorníu, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen und die zu den ältesten Familienunternehmen des Landes gehört. Wobei es genau genommen zwei Weinbaufamilien sind, die sich 1659 durch die Heirat von Anna de Codorníu mit Miquel de Raventós verbanden. Zwei Jahrhunderte später war es dann Josep Raventós, der 1872 erstmals Cava nach der Méthode traditionelle herstellte. Grundlage bildeten die einheimischen Rebsorten Macabeo, Xarel·lo und Parellada. Damit stellte Raventós nicht nur für sein Unternehmen die Weichen, sondern auch für die ganze Region, die sich fortan auf Cava spezialisieren sollte.

Zur Produktion im großen Stil gab anschließend Manuel Raventós den Anstoß. Der Visionär sorgte auch für die Etablierung der Marke Codorníu. 1895 beauftragte er den Architekten Josep Puig i Cadafalch – neben Gaudí einer der bedeutendsten Vertreter des Modernisme, wie der katalanische Jugendstil genannt wird -, eine Produktionsstätte in nächster Nähe zu den Weinbergen zu bauen, sodass man auch die Qualität der Trauben im Blick hat. 1915 wurde das für damalige Zeiten riesige Gebäude eröffnet – und entpuppte sich als eine wahre Jugendstilkathedrale. Tatsächlich erinnern die Gewölbe an Sakralbauten. Nicht zufällig wurde das Gebäude 1976 zum Nationalen Kulturerbe erklärt.

Codorníu © Achim Meurer

 

Währenddessen wurde bei Caves Codorníu stetig an der Qualität gearbeitet, neben technischen Innovationen auch mit verschiedenen Rebsorten experimentiert. So kommt 1983 unter Anna de Codorníu erstmal Chardonnay zum Einsatz und bringt ein neues Spitzenerzeugnis, den Cava brut namens Anna de Codorníu hervor. 2002, kurz nachdem die Firma ihr 450-jähriges Bestehen feiert, werden auch erstmals Rosés-Cavas hergestellt, die zu 100 Prozent aus der roten Rebsorte Pinot Noir bestehen. 2010 kommt schließlich mit dem Reina Maria Cristina Blanc der erste weiße Cava aus Pinot Noir-Trauben auf den Markt.

Geführte Touren

Das und vieles mehr erfährt man bei Führungen durch die Sektkellerei, wobei natürlich auch der eine oder andere Tropfen verköstigt wird. Es gibt Gruppen- und Einzelführungen, auch in deutscher Sprache, in Kombination mit Besuchen in den Weinbergen oder im Weinmuseum Vinseum von Vilafranca. Dazu kann man sich ein Winzerfrühstück, – lunch oder einen Aperitif im Sektkeller schmecken lassen oder an speziellen Gran Reserva-Verkostungen teilnehmen. Besonders originelle Alternative ist die Zugfahrt durch die Kellerei, bei der man nicht nur die modernistische Architektur mit einem Miniaturmodell des alten Betriebs kennenlernt, sondern auch den innovativen Celler Jaume, der eine Art Forschungszentrum und Produktionsstätte der Exzellenzmarken Gran Codorníu Reserva und Jaume de Codorníu darstellt. Der Besuch endet an der Tafel der Aromen, wo einem die Düfte der Rebsorten Xarel.lo, Macabeu und Parellada in die Nase steigen.

Ruta del Cava

Anschließend kann man auf der Ruta del Cava auch noch andere Sektkellereien in Sant Sadurní und Umgebung wie Freixenet, Torelló, Raventós i Blanc, Gramona, Giró Ribot, Llopart, Rovellats, Canals Canals, Eudald Massana Noya, Nadal oder Alsina & Sardà mit weiteren Wunderwerken der modernistischen Architektur entdecken – und sich unterwegs an den Weinberge des Penedès satt sehen. Alle einschlägigen Informationen zu Codorníu und der Cava-Route sind auf den deutschsprachigen Websites www.visitcodorniu.com sowie www.enoturismepenedes.cat zu finden.

 

 

 

 

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Katalanische Süßkartoffeln-Pralinen

Mag sein, dass auch in Katalonien heute immer mehr Menschen Halloween feiern. Doch traditionell wird hier, wie in katholischen Ländern üblich, am 1. November das Fest Tots Sants, zu Deutsch Allerheiligen begangen. Abgesehen davon, dass man hier auf den Friedhof geht, um der Toten zu gedenken, hat dieser Feiertag – wie andere Feiertage in Katalonien auch – eine gastronomische Komponente. Passend zur Jahreszeit, wenn das Thermometer fällt, wärmt man sich jetzt gern die kalten Hände und den Magen mit heißen Kastanien, die in dieser Zeit geerntet und zum Teil an Straßen und Plätzen auf mobilen Feuerstellen geröstet und verkauft werden. Traditionell werden die Früchte bei den sogenannten Castanyades auf den Dörfern gemeinsam im Freien gegessen und von einem guten Schluck Mistela, Garnatxa oder Moscatell – süßen Dessertweinen begleitet. Heute trifft man sich eher zuhause mit Freunden und begeht das Fest im kleinen Kreis – gern auch mit prickelndem Cava.

Panallets: Süßkartoffel-Pralinen

Was dabei auf keinen Fall fehlen darf, sind neben den gerösteten Esskastanien die Panellets, die um Allerheiligen herum gebacken werden. Hinter dem lapidaren Namen – zu deutsch etwa „kleine Brötchen“ – versteckt sich eine ganz besondere Delikatesse: ein Gebäck in Pralinenform aus Mandeln, Süßkartoffeln, Eigelb und Zucker, das dazu angetan ist, einen rundum mit der kalten Jahreszeit zu versöhnen. Es ist wirklich herzerwärmend und zugleich eine gehaltvolle Stärkung, wie sie der Körper in den Wintermonaten gebrauchen kann. Insofern munden die Kalorienbomben keineswegs nur am 1. Novembertag. Wer will, kann sie auch anstatt des hierzulande üblichen Weihnachtsgebäcks backen und damit Freunde und Familie überraschen. Zumal die kleinen Brötchen schön aussehen, wenn sie rundum mit Pinienkernen oder kandierten Früchten verziert sind. In Katalonien kann man Panellets um den 1. November herum in Bäckereien, Konditoreien oder auch Supermärkten kaufen. Aber viel authentischer ist es natürlich, wenn man sie selber macht. Was im Übrigen gar nicht schwierig ist. Hier das Rezept:

Panellets © Mario Krmpotic

Rezept Nr. 3: Panellets

Zutaten für 12-14 Panellets:

  • 150 g Süßkartoffeln
  • 150 g Pinienkerne
  • 170 g gemahlene rohe Mandeln
  • 1 Ei
  • 130 g Zucker
  • abgeriebene Zitronenschale (unbehandelte Zitronen verwenden)

 

Zubereitung:

Die Süßkartoffeln in einem Topf mit Wasser kochen, bis sie weich sind. Danach abkühlen lassen. Die Kartoffeln schälen und mit einer Gabel zerstampfen, dann mit dem Zucker, der abgeriebenen Zitronenschale und den Mandeln mischen. Das Eigelb vom Eiweiß trennen, das Eigelb zu der Kartoffelmasse geben und alles gut mischen. Kleine Bällchen formen, in dem übrig gebliebenen Eiweiß wenden und zuletzt in Pinienkernen wälzen. Dann werden sie auf ein Backblech gelegt, eventuell noch mit etwas Eigelb bestrichen, damit sie schöner aussehen und anschließend acht bis zehn Minuten im Backofen bei ca. 180 Grad gebacken, bis sie leicht gebräunt sind.

Was die Dekoration angeht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Statt der Pinienkerne kann man die Panellets auch in Koskosraspeln oder Mandeln wälzen oder sie stattdessen mit kandierten Früchten dekorieren. Probieren Sie’s einfach aus!

 

 

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Auf der Zisterzienserroute durch das Hinterland von Tarragona

Tief in die tausendjährige Geschichte Kataloniens eintauchen und gleichzeitig wunderschöne Landschaften entdecken – dazu lädt die Ruta del Cister, die Zisterzienserroute im Hinterland Tarragonas ein. Hügel wechseln sich ab mit kleinen Gebirgen, dazwischen verstecken sich hübsche Dörfer, Weinberge und drei völlig unterschiedliche, aber einzigartige Klöster. Manchmal scheint die Zeit hier völlig still zu stehen, wenn man durch die tausendjährigen Sakralbauten läuft. Und die Ruhe und Weltabgeschiedenheit, die sie ausstrahlen, wird einen noch eine ganze Weile begleiten. Bis einen der Verkehr, ein Supermarkt oder Restaurant wieder ins Hier und Jetzt zurückholt. Man sollte sich genügend Zeit lassen, um alles auf sich wirken zu lassen. Im Übrigen sind auch die kurvenreichen Straßen nicht zum Hetzen angetan.

Santa Maria de Poblet © Josep M. Palau Riberaygua

 

1. Santa Maria de Poblet

Fährt man von Tarragona aus landeinwärts in Richtung Lleida, sind die quirlige Stadt, Küste und Strände schnell vergessen. Bald tauchen die gezackten Festungsmauern von Montblanc auf, dann die Hügel des Prades-Gebirges, Weinberge, schließlich die mächtige Anlage des Reial Monestir de Santa Maria de Poblet. Es ist eines der größten und prachtvollsten Königsklöster Spaniens – und eindrucksvolles Zeugnis der Baukunst der Zisterzienser, das nicht zufällig zum Welterbe der UNESCO zählt.

Santa Maria de Poblet © Imagen M.A.S.

Die Geschichte des Klosters Santa Maria Poblet

Warum es gerade hier entstanden ist? Dazu muss man wissen, dass das Gebiet einst hart umkämpft war, bis die Mauren schließlich besiegt waren. Danach galt es, das Land neu zu beleben. Genau das hatten sich die Zisterzienser zur Aufgabe gemacht, als sie um 1151 hierher kamen und mit Hilfe von Raimund Berengar IV, dem Grafen von Barcelona, das Kloster begründeten. Tatsächlich gelang es den Mönchen, die Gegend in ein blühendes Land zu verwandeln. Zugleich machten sie aus dem Kloster ein kulturelles Zentrum mit bedeutender Bibliothek und großer Ausstrahlung.

Schon bald nach seiner Gründung erwählten es auch die Könige von Aragonien zu ihrer Grabstätte. So fanden hier acht Herrscher, zum Teil auch ihre Gemahlinnen die letzte Ruhe. Dabei ist ein Kloster selten so gut gesichert wie dieses. Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert errichtet, ist es von einem dreifachen Mauerring umschlossen. Durch die Goldene Pforte gelangt man auf einen großen Hauptplatz mit einer Pilgerherberge und der spätromanischen Katharinenkirche. Aber erst wenn man das Königstor durchschritten hat, öffnet sich einem der innere Bereich, der wiederum von einem Wehrgang mit Zinnen, Schießscharten und elf Meter hohen Türmen geschützt ist.

Herzstück von Poblet ist die dreischiffige Kirche mit kunstvollem Spitzbogen und Kreuzrippengewölbe. Den Chor schmückt ein bedeutendes Renaissance-Retabel, in der Vierung befinden sich die Königsgräber. An der Nordseite schließt sich der romanisch-gotische Kreuzgang mit reich verzierten Kapitellen an. Besonderer Blickfang ist der wunderschöne, frühgotische Brunnenpavillon, wo viele Besucher eine ganze Zeit lang verweilen. 1835 wurden die Mönche vertrieben und die Gebäude angezündet. Doch 1940 zogen hier wieder italienische Zisterziensermönche ein, sodass die Gemeinschaft heute aus rund dreißig Brüdern besteht. Wer will, kann sich für ein paar Tage zu ihnen gesellen, im Gästehaus unterkommen und den gregorianischen Gesängen lauschen. Am Wochenende laden die Mönche auch zur Degustation in ihrem Weinkeller ein. Außerdem finden immer mal wieder Orgelkonzerte statt. Natürlich gibt es auch ein Restaurant. Da kann man sich stärken, bevor man weiter nach Santes Creus, der zweiten Station auf der Zisterzienserroute fährt.

 

2. Santes Creus

Eine ganze Weile braucht es, bis man ins Tal des Flüsschens Gaià vorgedrungen ist, wo sich das Reial Monestir de Santa Maria de les Santes Creus, das „Königliche Kloster der Maria der Heiligen Kreuze“ inmitten lieblicher Hügellandschaft erhebt. Anders als Poblet macht es keinen strengen, sondern ganz freundlichen Eindruck. Vor allem, wenn die Anlage – wie häufig – von der Sonne beschienen ist.

Für die Gründung im Jahr 1174 am Ort einer Lichterscheinung war die katalanische Familie Montcada verantwortlich, doch wurden die Mönche später auch vom Königshaus unterstützt. Deshalb gehört auch das sogenannte Königspalais zum Kloster. Betritt man den Vorplatz mit Brunnen, fällt der Blick gleich auf die Fassade der Kirche. Von außen wirkt der eckige Bau relativ schmucklos und mit seinem Zinnenkranz fast festungsartig. Im Inneren bestechen dagegen eine wunderbare Rosette und der Hochalter mit barockem Aufsatz. Ein besonderer Höhepunkt ist der gotische Kreuzgang mit seinen reich verzierten Kapitellen. Mal schmücken sie Pflanzenmotive, mal Tiere, Menschen oder biblische Darstellungen. Auch Handwerke und Narrenspiele wurden in Stein gemeißelt – die Fantasie der mittelalterlichen Bildhauer scheint keine Grenzen zu kennen. Vom Kreuzgang führt ein majestätisches Portal in den eleganten Kapitelsaal, in dem sich auch Gräber von Äbten befinden.

Nachdem 1835 die letzten Mönche Santes Creus verließen, machten Plünderungen und Brandschätze den Gebäuden zu schaffen. Nach der sorgsamen Restaurierung geben sie indes die schöne Kulisse für sommerliche Konzertreihen ab. Klösterliches Leben gibt es indes nicht mehr.

Santes Creus © Maria Rosa Ferré

 

3. Vallbona de les Monges

Wohl aber in Vallbona de les Monges, der dritten Station auf der Zisterzienserroute. Bis heute lebt eine Gemeinschaft von Nonnen in dem über 800 Jahre alten Kloster Santa Maria de Vallbona, in dem früher die Töchter bedeutender Adelsfamilien unterkamen. Wobei Vallbona zunächst recht ländlich wirkt und einen ganz intimen Charakter hat. Kaum vorstellbar, dass hier zeitweise um die 150 Nonnen lebten und die Äbtissin zugleich Herrin der Grafschaft Vallbona war!

Herzstück ist die einschiffige, kreuzförmige Kirche aus dem 13. und 14. Jahrhundert mit schönem Kreuzrippengewölbe und achteckigem Glockenturm. An den Absiden lässt sich auch schalkhafter Skulpturenschmuck entdecken. Außerdem befinden sich hier die Grabstätten einiger Äbtissinnen, der Königin Violant von Ungarn und anderer adliger Frauen. Vom Hochaltar grüßt derweil eine farbige Marienskulptur aus Stein. An der Südseite schließt sich der Kreuzgang an. Während der eine Teil noch romanisch gestaltet ist, mit Pflanzenmotiven an den Kapitellen, sind andere im Stil der Hochgotik erbaut. Ebenso wie der Kapitelsaal, in dem sich weitere Grabplatten verstorbener Äbtissinnen erhalten haben. Wer länger verweilen möchte, kann sich in den schlichten Gästezimmern des Klosters einmieten. Aber auch so ist der Besuch ein einzigartiges Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

Vallbona de les Monges © Imagen M.A.S.

 

 

 

 

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Top 10 Weltkulturerbe der UNESCO: die Wunder von Katalonien

In Katalonien gibt es Dutzende von Bauwerken, die die UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen hat und lohnende Ziele sind. Dass Gaudís Sagrada Família dazu gehört, versteht sich von selbst. Aber wer kennt schon die Kirche Sant Feliu de Barruera? Das Krankenhaus Sant Pau? Oder die römische Stadtmauer von Tarragona? Im Übrigen schützt die UNESCO neben einzigartigen Bauten auch das „immaterielle Welterbe“ Kataloniens: die Mittelmeerküche, das Volksfest Patum de Berga oder die Castells genannten Menschentürme. Hier die zehn Highlights, die man auf keinen Fall versäumen sollte:

La Sagrada Família

La Sagrada Família, Barcelonas Wahrzeichen. Auch wenn Antoni Gaudí die Kirche nicht vollenden konnte – sie ist sein Meisterstück. Bis zu seinem Tod im Jahr 1926 arbeitete der geniale Architekt an dem Bauwerk, das 1882 in neogotischem Stil begonnen wurde. Zwölf Türme hatte er geplant, doch nur die Apsis und die Fassade mit der Darstellung von Christi Geburt konnte er zu Ende führen. Inzwischen wurden die Arbeiten auf der Grundlage von Zeichnungen und Modellen vor allem von dem Bildhauer Josep M. Subirachs weitergeführt und die Kirche offiziell geweiht.

La Sagrada Fam#ilia (c) Nicole Biarnés

 

Römisches Amphitheater von Tarragona

Nirgendwo in Katalonien haben die Römer so viel hinterlassen wie in Tarraco, dem heutigen Tarragona. Wie ein offenes Geschichtsbuch geben die römischen Mauern, der Zirkus, das Forum oder die Nekropolis mit ihren Sarkophagen Auskunft über das Leben in der damaligen Kolonie. Am eindrucksvollsten ist das im 2. Jahrhundert nach Christus errichtete das Amphitheater, das gleich neben dem Meer liegt. Alle möglichen Spektakel, Gladiatorenkämpfe und Tierjagden fanden in dem ovalen Gebäude vor bis zu 14 000 Zuschauern statt. Im 6. Jahrhundert wurde auf den Mauern wiederum eine westgotische Basilika errichtet, aus der im 12. Jahrhundert eine romanische Kirche wurde. Eine denkwürdige Collage!

(c) Nicole Biarnés

 

Zisterzienserabtei Santa Maria de Poblet

Inmitten der Weinberge Tarragonas ist eins der größten und prachtvollsten Königsklöster Spaniens eingebettet, das einst auch Grabstätte der katalanisch-aragonesischen Herrscher war. Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert erbaut, war das Reial Monestir de Santa Maria de Poblet ebenso mächtig wie reich und strahlte weit in die Region aus. Mit mehreren Mauerringen wie eine Festung gesichert, enthält es eine einzigartige Bibliothek, besonderer Blickfang ist außerdem das Brunnenhaus. Heute leben hier noch dreißig Mönche. Wer will, kann sich für eine Weile zu ihnen gesellen, ihren gregorianischen Gesängen lauschen und im Gästehaus samt Solarzellen unterkommen.

Santa Maria de Poblet © Josep M. Palau Riberaygua

 

Sant Climent de Taüll

Die Pyrenäen sind geradezu gespickt mit Spuren der romanischen Baukunst, vor allem aber das Tal Vall de Boí nahe dem Nationalpark Aiguestortes. Hier die Eremitage Sant Quirc de Durro mit einem Bildnis des Nikodemus, dort Sant Feliu de Barruera oder Santa Eulàlia d’Erill-la-Vall mit ihrem sechs Stockwerke hohen Turm – für zusätzlichen Reiz sorgt jeweils die Kulisse, die Gebirgslandschaft auf mehr als tausend Meter Höhe. Besondere Perle ist die Kirche von Santa Climent de Taüll: 1123 errichtet, ist sie mit ihren drei durch Säulen getrennten Längsschiffen und dem Chorraum mit drei Absiden der Prototyp der romanischen Basilika. Im Inneren haben sich neben drei Holzstatuen Teile der einstigen Wandbemalung erhalten. Die Symbolfigur des Pantokrators ist allerdings nur in Kopie zu bewundern – das Original hängt im Katalanischen Nationalmuseum.

Sant Climent de Taüll

Sant Climent de Taüll © Ara Lleida

 

Die Felshöhlen der Serra De Godall

Bis zu acht Jahrtausende reicht die Geschichte Kataloniens zurück – das bezeugen Felsmalereien im Süden des Landes, die zu den bedeutendsten Europas gehören. 1975 haben Kinder die ersten Figuren in einer Felshöhle in der Serra de Godall bei Ulldecona entdeckt. Daraufhin wurde hier tüchtig gegraben, bis nach und nach vierzehn Höhlen freigelegt wurden, die mit insgesamt 386 Figuren ausgemalt sind. Sie stellen vor allem Jagdszenen dar. Besonders markant ist die Darstellung eines Hirsches, aber auch andere Tiere sind neben menschlichen Figuren zu erkennen. Weitere prähistorische Höhlenmalereien – darunter Tanzszenen – sind in der Höhle der Mauren bei El Cogul zu finden.

Ulldecona © Miguel Raurich

 

Els Castellers – katalanische Menschentürme

Bei den Castells – zu Deutsch „Burgen“ – genannten Menschentürmen wirkt ausnahmsweise kein namhafter Baumeister mit. Vielmehr sind es Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die hier auf- und übereinanderklettern, sodass bis zu acht „Stockwerke“ hohe Pyramiden entstehen. Vor allem in der Provinz Tarragona wird diese Tradition gepflegt, die oft die Krönung von Stadt-, Dorf- und anderen Festen ist. Dafür müssen sich die Colles genannten Gruppen lange vorher zum Üben treffen, viel Mut, Geschick, Geduld und vor allem auch Gemeinsinn beweisen. Denn nur wenn alle zusammenwirken, kann das beeindruckende Kunststück gelingen.

Castellers in Montserrat © Achim Meurer

 

 Casa Milà „La Pedrera“

Einst als „Steinbruch“ – katalanisch Pedrera – verspottet, ist die als Privathaus konzipierte Casa Milà am Passeig de Gràcia heute eins der Lieblingsmotive der Fotografen. So verspielt und genial zeigt sich Architektur selten: An der Fassade scheint sich der Stein in beschwingte Wellenbewegungen aufzulösen, auf dem Dach windet er sich zu verdrehten Säulen. Innen lässt sich auch eine der unkonventionellen Wohnungen besichtigen, im Dachgeschoss führt wiederum der Espai Gaudí in Leben und Werk des Erbauers ein. Und natürlich darf man sich auf keinen Fall die Dachterrasse entgehen lassen, wo man unter anderem romantische Sommernächte mit Musik und einem Glas Cava verleben kann.

Casa Milà, Gebäude von Gaudí in Barcelona

Casa Milà © Nano Canas

 

Casa Batlló

Geradezu märchenhaft sieht die Casa Batlló schrägt gegenüber der Pedrera aus, die Gaudí zwischen 1904 und 1906 im modernistischen Stil umgestaltete. Dabei inspirierte er sich an der Legende vom Drachentöter Sant Jordi, dem Heiligen Georg, der Schutzpatron Kataloniens ist. In der Galerie des ersten Stocks wird das Maul des Drachen angedeutet, am Dach sein schuppenartiger Rücken, die schmiedeeisernen Balkone sollen für Totenköpfe stehen. Weder mit Farben noch mit Formen, Mosaiken oder Fliesen wurde gespart. Innen kann man den Lichthof, die originalgetreu möblierte Belle Etage bewundern und auf dem Dach die Kamine bewundern, in denen sich die Schwanzspitze des Drachens verstecken soll.

Casa Batlló von Antoni Gaudí in Barcelona

Casa Batlló © Esperança Pons Perna

 

Krypta der Colònia Güell

Weniger bekannt als die übrigen Werke ist Gaudís Krypta Teil der Colònia Güell, einer modellhaften Industriesiedlung außerhalb von Barcelona. Sie ist so etwas wie die Vorstudie zur Sagrada Família. Denn vieles, was der Architekt hier ausprobiert hat – schräge Wände und Säulen, die Ornamente, die Mischung von Backstein und anderen Materialien wie Keramik – hat er später wieder aufgenommen. Ursprünglich hatte Gaudí eine Kirche mit einem unteren und einem oberen Kirchenschiff geplant. Doch aus Geldmangel konnte er nur den unteren, Krypta genannten Teil, verwirklichen. Trotzdem oder gerade deshalb wirkt sie mit ihrem intimen Charakter besonders eindrucksvoll.

Krypta der Colònia Güell © Imagen M.A.S.

 

Palau de la Música Catalana

Eigentlich ist der Musikpalast eine Konzerthalle, die das Ohr verzaubern soll. Doch bei ihrem Anblick gehen einem auch die Augen über: Mit unzähligen Mosaiken, farbigen Glasbildern, Skulpturen, Blumen und anderen Motiven verziert, zählt das von Lluís Domènech i Montaner zwischen 1905 und 1908 erschaffene Gebäude zu den schönsten Werken des Modernisme, der katalanischen Variante des Jugendstils. An der Fassade grüßen die Büsten von Bach, Beethoven und Wagner, innen empfangen einen ein prunkvolles Vestibül, die Konzerthalle selber ist eine grandiose Hommage an Wagners „Walküre“ mit wunderbarer farbiger Glasdecke. Es lässt sich kaum eine spektakulärere Kulisse für Orchester-, Jazz- und Rockkonzerte vorstellen.

alau de la Música Catalana © Toni Vidal

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Top 10 der Weingebiete

Haben Sie schon mal einen spritzigen Cava von Codorníu oder Freixenet probiert? Einen fruchtigen Viña Sol? Oder einen vollmundigen Rotwein aus dem Priorat? Viele trinken hierzulande katalanische (Schaum-)Weine, ohne zu ahnen, woher sie kommen.

Dabei ist Katalonien mit 60 000 Hektar Rebfläche Spaniens zweitgrößte Weinregion. Dazu kommen noch einmal 30 000 Hektar Rebfläche, auf der die Trauben für Cava gedeihen. Von dem Schaumwein, der wie der Champagner per Flaschengärung hergestellt wird, stammen sogar 90 Prozent aus Katalonien. Nachdem hier schon seit mehr als zweitausend Jahren Wein angebaut wird, produzieren die Kellereien heute 165 Millionen Flaschen Weißwein, 66 Millionen Flaschen Rotwein und 245 Millionen Flaschen Cava. Für die Qualität bürgen insgesamt zwölf Herkunftsbezeichnungen – katalanisch Denominació d’Origen, kurz DO – genannt.

In den letzten zehn oder fünfzehn Jahren haben nicht nur junge ambitionierte Winzer dafür gesorgt, dass sich die Qualität sprunghaft verbessert hat. Jedes Anbaugebiet bringt – je nach landschaftlichen Gegebenheiten – auch Weine mit ganz eigener Persönlichkeit hervor. Wer dem einen oder anderen Tropfen auf den Geschmack gekommen ist, möchte sich vielleicht auch mal vor Ort nach ihm umsehen. Mit etwas Glück kann er dabei im Herbst auch eins der feuchtfröhlichen Weinfeste miterleben. Ansonsten laden unzählige Kellereien zur Besichtigung ein. Manche sind wahre Jugendstilkathedralen, andere locken mit Weinmuseen, außerdem – wie könnte es anders sein – natürlich mit einer Verkostung. Hier die wichtigsten Weinanbaugebiete, die einen Ausflug lohnen:

 

DO Alella

Der Ausflug in das Gebiet der DO Alella ist genau das Richtige, wenn man den Besuch in Weinbergen und Kellereien mit einem erfrischenden Bad im Mittelmeer verbinden will. Denn es liegt nur ein paar Kilometer nördlich von Barcelona an der Maresme-Küste, wo die Meeresbrise für konstante Feuchtigkeit sorgt. Schon vor zweitausend Jahren wurden hier Weine gekeltert, von denen die römischen Dichter Plinius der Ältere und Martial in ihren Werken schwärmten. Heute gedeihen auf den meist granithaltigen, sandigen Böden Garnatxa Negra-Trauben für milde Rotweine und Pansà Blanca für duftende Weißweine. Besonders zu empfehlen ist der Besuch in der 1906 gegründeten Genossenschaft Alella Vinícola, deren Keller von dem Jugendstilarchitekten Jeroni Martorell i Terrats erbaut wurde.

Alella © Turismo Verde S.L

 

DO Conca de Barberà

Dieses Weingebiet ist ein Muss für Architekturfreunde. Denn hier gibt es gleich sechs bedeutende Jugendstilkellereien zu besichtigen: die Genossenschaften von L’Espluga de Francolí und Sarral des Architekten Pere Domènech i Roura sowie die vier von Cèsar Martinell entworfenen Kellereien in Barberà, Rocafort de Queralt, Montblanc und Pira. Eingebettet in ein Becken zwischen den Städten Tarragona und Lleida, das von mehreren Flüssen durchlaufen wird, gedeihen in der Conca de Barberà Rosés der Weinsorte Trepat, die leicht, frisch und dennoch ausdrucksvoll sind. Die Weißweine werden vor allem aus Chardonnay-Trauben gemacht, die relativ milden Rotweine aus Garnatxa Tinta, Tempranillo und Trepat. Besonders sehenswert ist das Weinmuseum Museu de la Vinya i el Ví in Prenafeta. Auf dem Weg dorthin liegen auch Burgen und wehrhafte Städtchen wie Montblanc mit seiner alten Stadtmauer.

Conca de Barberà Katalonien Weingebiet

Barberà de la Conca © Edgar De Puy Fuentes

 

DO Costers de Segre

Ganz im Westen Kataloniens, in der Provinz Lleida, liegen die rund 40 000 Hektar großen Weinanbaugebiete, die unter der noch jungen Herkunftsbezeichnung Costers de Segre zusammengefasst werden. Bedeutend ist sie unter anderem, weil hier erstmals in Katalonien mit eher unüblichen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Chardonnay experimentiert wurde. Im Zusammenhang mit dem Kontinentalklima, heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern bringen sie aromatische Weißweine, fruchtige Rosés und intensive Rotweine hervor. Wer sich für Ökoweine interessiert, sollte den Bodegas Cercavins und Casa Pardet in Verdú einen Besuch abstatten, wo an jedem 12. Oktober auch die Festa de la Verema i del Ví gefeiert wird. Sehenswert ist außerdem die Weinkellerei von Raimat, ein Werk des Architekten Rubió i Bellver aus dem Jahre 1904, sowie die bereits 1780 gegründete Bodega Castell del Remei mit einer alten Mühle und Brennerei. Und wer sich in der Bodega L´Olivera in Vallbona de les Monges umschaut, sollte nicht versäumen, einen Blick in das dortige Nonnenkloster zu werfen.

Castell d’Encus © Marc Castellet

 

DO Empordà

Schon die Griechen brachten die ersten Rebstöcke in das Hinterland der Costa Brava, wo die Trauben kräftiger Sonneneinstrahlung, starken Tramuntana-Winden und der Feuchtigkeit des Meeres ausgesetzt sind. Aus denen werden – dank einer neuen Generation von jungen Winzern – inzwischen auch Spitzenerzeugnisse gekeltert. Ansonsten sind neben fruchtigen Rosés, spritzigen Weißweinen und eher leichten Rotweinen der Sorten Garnatxa und Cabernet Sauvignon Süßweine wie die Garnatxa de l’Empordà Spezialität der Region. Wer durch die sanfte Hügelland um Figueres fährt, kann sich nicht nur in unzähligen Bodegas zu seinem Lieblingstropfen durchtrinken, sondern lernt auch wunderschöne, mittelalterliche Dörfer wie Peralada kennen, in denen ein Kloster mit romanischem Kreuzgang und ein Schlossensemble mit Spielcasino und großzügigem Landschaftspark überdauert haben.

Aiguaviva © Maria Rosa Ferré

DO Montsant

Erst 2001 geschaffen, ist diese Herkunftsbezeichnung Synonym für besonders erlesene Tropfen. Die Weine der Kellerei Celler Laurona rangieren der renommierten Fachzeitschrift Wine Spectator zufolge unter den hundert besten der Welt. Dabei ist das Gebiet mit 2000 Hektar ebenso klein wie der Ertrag, den die rund fünfzig Kellereien dem kontinentalen Klima mit großen Temperaturschwankungen abringen. Doch aus Rebsorten wie Tempranillo, Garnatxa und Carinyena machen sie potente Rotweine, aus Garntxa Blanca und Macabeu Weißweine, außerdem Likörweine wie Mistela und Süßweine wie den Vimblanc. Besonders sehenswerte Weinkellereien sind der Celler Agrícola Falset-Marcà in Falset sowie das Gebäude der Genossenschaft von Cornudella de Montsant, die beide vom Jugendstilarchitekten César Martinell errichtet wurden. Auch die Dörfer selber, verschachtelte Häuseransammlungen auf felsigen Hügeln, sind beliebte Fotomotive.

 

DO Penedès

Der sanft gewellte Penedès südlich von Barcelona ist mit 25 000 Hektar Rebfläche Kataloniens größtes Weinanbaugebiet, hier haben auch bekannte Marken wie Freixenet, Codorníu oder Miguel Torres ihren Sitz. Dabei umfasst die Herkunftsbezeichnung drei unterschiedliche Regionen. Während im Baix Penedès vor allem Weißwein hergestellt wird, werden im Penedès Central die Xarel.lo- und Macabeo-Trauben angebaut, die für die Cava-Produktion gebraucht werden, im Penedès Superior gedeiht wiederum die Rebsorte Parellada, aus der leichte, aromatische Weißweine, fruchtige Rosés, intensive, aber relativ leichte Rotweine sowie Perlweine gekeltert werden. Inmitten der lieblichen Hügellandschaft stechen die Weinorte Vilafranca del Penedès und Sant Sadurní d’Anoia hervor, wo nicht nur einige der renommiertesten Kellereien Spaniens ihren Sitz haben. In Vilafranca ist in einem mittelalterlichen Schloss aus dem 13. Jahrhundert auch ein Museum für katalanische Weinkultur untergekommen, das mit Ausstellungen, Vorträgen und Weinproben die Geschichte des Weins aufbereitet.

Caves Ventura Soler, Penedès Weingebiet, Katalonien

Caves Ventura Soler © Marc Castellet

 

DO Pla de Bages

Der Besuch dieses Weinanbaugebiets lässt sich ideal mit dem des Klosters Montserrat verbinden, das in nächster Nähe inmitten des gleichnamigen Gebirges mit seinen bizarren Felszacken thront. Nachdem schon im 10. Jahrhundert die Mönche des Klosters Sant Benet de Bages in dem Mittelgebirgsklima mit kalten Wintern und wenig Niederschlägen Rebensaft kelterten, stellen heute zwölf Kellereien aromatische Rosé- und Rotweine sowie eher leichte Weißweine her. Einige davon, wie der Celler Cooperatiu d’Artés, laden auch zu Führungen ein. Besondere Spezialität der Region ist die auchtochthone Traube Picapoll. Diese Sorte mit kleinen Kernen, zarter Schale und charakteristischen Punkten reift zwar war nur langsam. Umso mehr wissen Kenner den fruchtigen, gelb leuchtenden Weißwein zu schätzen, der aus ihr hergestellt wird.

 

DO Priorat

Gut versteckt im Hinterland der Provinz Tarragona bringt das 1600 Hektar kleine Anbaugebiet Priorat Spitzenerzeugnisse hervor, die international zunehmend Beachtung finden. Bereits die Kartäusermönche haben 1262 damit begonnen, rund um Bilderbuchdörfer wie Gratallops, Porrera oder Morera de Montsant Reben anzupflanzen. Die Erträge, die dem extrem trockenen Klima und dem schieferartigen Licorella-Boden abgerungen werden, sind zwar gering. Doch die Qualität kann sich schmecken lassen. Aus den Rebsorten Garnatxa und Carinyena werden schwere, potente Rotweine gekeltert, die lange in Eichenfässern reifen, und auch die Weißweine aus Garntaxa Blanca und Pedro Ximénez fallen intensiv aus. Dabei stellt der Celler Burgos-Porta in einem Gehöft aus dem 17. Jahrhundert auch Öko-Weine her. Besondere Highlights sind die Kellerei Joan Simó in Porrera mit einer Sonnenuhr aus dem Jahre 1887 und das Gebäude der Bodega Masia Duch aus dem 12. Jahrhundert, das einst zum Kartäuserorden von Escaladei gehörte. Besonders innovativ ist wiederum die Kellerei Buil & Giné in Gratallops, die Besucher mit Segways durch die Weingärten schickt.

Porrera © Marc Castellet

 

DO Tarragona

Schon die Römer haben sich zwischen Costa Daurada und dem Unterlauf des Ebro im Weinanbau betätigt, heute umfasst die Herkunftsbezeichnung 7300 Hektar Rebfläche in verschiedenen Landkreisen. Auf den kalkhaltigen Böden mit mildem mediterranem, teils sehr heißen Klima gedeihen Garnatxa, Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir, die die Grundlage für kräftige, aromatische Rotweine und kirschrote Rosés bilden. Aus Macabeu-, Parellada- und Xarel.lo-Trauben werden wiederum fruchtige, leuchtende Weißweine mit mäßigem Alkohol- und Säuregehalt gekeltert. Mittendrin liegt die Jugendstilstadt Reus. Neben vielen sehenswerten Gebäuden steht hier die im Stil des Modernisme erbaute Estació enològica, eine Art Weinversuchsstation. Außerdem lädt die Bodega De Muller zu Besuch und Degustation ein.

 

DO Terra Alta

Im südlichsten Anbaugebiet Kataloniens an der Grenze zu Aragonien dominiert ein trockenes Klima mit viel Sonne, das für kräftige Weine mit hohem Alkoholgehalt sorgt. Auf Terrassenfeldern, in Tälern und Ebenen rund um Gandesa werden die Rebsorten Garnatxa Blanca, Garnatxa Peluda und Maçola für rubinrote Rotweine angebaut sowie die Sorten Macabeu und Garntaxa Blanca für Weißweine. Besondere Spezialität sind süße Firnweine, die fünf Jahre lang in Eichenfässern reifen. Nicht allein zu den Gastronomietagen mit Weinfest Ende Oktober lohnt es, der Region einen Besuch abzustatten. Auch der Espai del Vi i de l´oli, ein Dokumentationszentrum zum Thema Wein und Öl in Gandesa, lockt ganzjährig mit Ausstellungen und Kursen. Von hier führt die Weinroute durch die Weingärten der Region zur Jugendstil-Weinkellerei des Architekten Cèsar Martinell in Pinell de Brai.

Pinell de Brai © Lluís Carro