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Kleiner Tourenguide: Kataloniens Weltkulturerbe von den Bergen bis zum Meer

Hohe Gipfel und wilde Gebirgsflüsse, tiefe Schluchten, die an den Grand Canyon erinnern, ein überwältigend klarer Sternenhimmel, Weinlandschaften voller Geschichte und goldsandige Strände – das alles ist Katalonien. Zu den abwechslungsreichen Naturlandschaften gesellt sich ein nicht minder facettenreiches kulturelles Erbe. Zwischen Bergen und Mittelmeer hütet Katalonien eine Vielzahl kultureller Schätze, die als Unesco-Welterbe unter Schutz stehen.

Romanische Kirchen im Vall de Boí

Unsere Tour zum katalanischen Weltkulturerbe startet in den Pyrenäen, im Vall de Boí. Fernab der betriebsamen Städte hütet das Hochgebirgstal eines der außergewöhnlichsten und besterhaltensten Zeugnisse der lombardischen Romanik. Neun romanische Kirchen, erbaut zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, haben in der Stille der Bergwelt die Zeiten überdauert. Das außergewöhnliche architektonische Ensemble steht heute als Unesco-Welterbe unter Schutz.

Auf die Besucher üben diese alten Kirchen eine große Faszination aus. Das liegt nicht nur an ihrer gut erhaltenen Architektur, sondern auch an den prächtigen, mittelalterlichen Wandmalereien in ihrem Innern. Deren Originale befinden sich zwar seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu großen Teilen im MNAC  (Museu Nacional d’Art Catalunya) in Barcelona. Das 21. Jahrhundert hat jedoch eindrucksvolle Wege der Nachbildung gefunden. Den Besuch der Kirche Sant Climent de Taüll  zum Beispiel, erleben viele Besucher als eine Erfahrung von fast magischer Intensität. Aus der Dunkelheit ersteht hier per Videomapping die Darstellung eines Christus als Weltenherrscher – und mit ihm das Fresko, das seit dem Mittelalter die Apsis und ihre herrliche Kuppel schmückte.

Die romanischen Kirchen sind jedoch nicht das einzige Kulturgut des Tales, das den Status Welterbe trägt. Im Vall de Boí sind uralte Traditionen lebendig gebliebenen. Die berühmteste unter ihnen ist das Fest der Falles. Diese mythische Feier der sommerlichen Natur wird in insgesamt 17 Dörfern der katalanischen Pyrenäen zelebriert und zählt zum immateriellen Weltkulturerbe Kataloniens.

Als zertifiziertes Urlaubsziel für Familien, bietet das Vall de Boí auch jenseits seiner Kulturschätze viele spannende Erlebnisse für Groß und Klein. Als Zugangstor zum Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici ist es auch ein Paradies für Bergsportler, Wanderer und Naturliebhaber. Außerdem kann man sich hier auch nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen, zum Beispiel im Thermalhotel Manantial. Ein empfehlenswerter Campingplatzes ist Camping Boneta.

Les Falles © LLuis Carro

Flößertradition in La Pobla de Segur

Nächste Station dieser Route ist  La Pobla de Segur. An den Ufern des Noguera Pallaresa gelegen, ist die Kultur dieser Pyrenäengemeinde eng mit dem wilden Wasser ihres Flusses verbunden. La Pobla de Segur ist berühmt für seine Flößertradition, die jedes Jahr vom 29. Juni bis 1. Juli bei der Diada dels Raiers, dem Flößerfest, zelebriert wird. Die waghalsigen Manöver der Flößer, die vor allem Holz flußabwärts transportierten, werden insbesondere für Liebhaber des Wildwassersports eine echte Inspiration sein. Wer nicht zum Fest da sein kann, erfährt viel Wissenswertes über diese besondere Tradition im Flößermuseum.

Wer den wilden Fluss selbst unter die Ruder nehmen möchte, macht von La Pobla de Segur aus noch einmal einen Abstecher nach Norden über die N-260. In Sort bietet sich die Gelegenheit für unterschiedlichste Wildwasserabenteuer. Überdies lohnt sich unbedingt ein Besuch im Ecomuseu dels Pastors, das Einblicke in die Hirtenkultur der katalanischen Pyrenäen gibt. Eine wunderbare  Unterkunft mit Spa findet man zum Beispiel im Hotel Pessets in Sort. Schön ist auch der naturnahe Campingplatz Noguera Pallaresa in Llesui.

Flößer in La Pobla de Segur © Bedmar

Der Vier-Seen-Zug – Tren dels Llacs

Von La Pobla de Segur führt der Weg nun entlang der Noguera Pallaresa in Richtung des Montsec. Hier erwartet der Congost de Mont-rebei die Reisenden. Doch bevor wir uns einer der beeindruckendsten Naturlandschaften der Iberischen Halbinsel zuwenden, richten wir zunächst unsere Aufmerksamkeit auf den Weg dorthin. Schließlich kann der Weg auch das Ziel sein, insbesondere dann, wenn man die Möglichkeit hat, mit dem Tren dels Llacs unterwegs zu sein. Der Nostalgiezug pendelt samstags durch die Bilderbuchlandschaften zwischen Lleida und La Pobla de Segur. Nicht umsonst steht er im Ruf, ein unvergessliches Reiseerlebnis zu sein. Denn zum Genuss der immer neuen farbenfrohen Panoramen mit den namensgebenden Seen, gesellt sich der unverwechselbare 60er-Jahre Charme der Vier-Seen-Bahn.

Der Nostalgiezug Tren dels Llacs © Consell Comarcal del Pallars Jussà

Tremp und die Höhlenmalereien der Balma de les Ovelles

Von Lleida aus sind es mit dem Tren dels Llacs nur zwei Stationen bis nach Tremp. Ganz in der Nähe liegt die Balma de les Ovelles, die prähistorische Höhlenmalereien beherbergt. Sie sind Teil der Höhenmalerei des Mittelmeerbogens und stehen als Welterbe unter Schutz.

In der Provinz Lleida finden sich Jahrtausende alte Höhlenmalereien © Imagen M.A.S.

Sterne und Schluchten in der Serra del Montsec

Ebenfalls mit dem Tren dels Llacs ist die etwas weiter südlich gelegene Gemeinde Àger in der Serra del Montsec zu erreichen. Die Serra del Montsec ist ein Naturschutzgebiet, in dem unter anderem eine spannende geführte Tour zu Beobachtung der Bartgeier angeboten wird. Überdies ist das Gebiet auch Starlight Reserve und einer der schönsten Orte Kataloniens zur Sternenbeobachtung. Das ist natürlich eine wunderbare Beschäftigung für die Abendstunden unter freiem Himmel.

Im Centre d’Observació de l’Univers gibt es überdies die Möglichkeit mit Hilfe großer Teleskope und modernster Technik die unendlichen Weiten des Weltraums aus neuen und spannenden Perspektiven zu sehen. Von Àger aus erreicht man auch den Congost de Mont-rebei, eine absolute Ausnahmelandschaft, die man auf schwindelerregend schönen Wanderwegen oder auch per Kayak erkunden kann. Unterkunft in in Àger bietet zum Beispiel das Cal Maciarol.

Congost de Mont-rebei © Sergi Boixader

Monestir de les Avellanes

Etwa 20 Kilometer von Àger entfernt liegt das Monestir de les Avellanes in der Gemeinde Os de Balaguer. Seit 1910 bewohnen Maristen-Mönche die Abtei aus dem 12. Jahrhundert. Das inmitten üppiger Wälder gelegene historische Bauwerk ist nicht nur zur Besichtigung zugänglich. Das Monestir de les Avellanes verfügt über 37 Gästezimmer und ein empfehlenswertes Restaurant. Von hier aus geht es über Balaguer aus weiter in Richtung Lleida. Vorher lohnt sich jedoch noch ein Abstecher nach Camarasa. Hier stoßen wir ein weiteres Mal auf Unesco-Welterbe aus prähistorischer Zeit. In der Balma del Pantà i cova del Tabac sind faszinierende Höhlenmalereien erhalten, die wohl am Übergang von der Neusteinzeit zur Bronzezeit entstanden.

Restaurant und Kreuzgang des Monestir de les Avellanes © Lluis Carro

Lleida

Nächste Station diese Reise zum katalanischen Weltkulturerbe ist Lleida. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz thront südlich der Pyrenäen über dem Fluss Segre. Ihr Wahrzeichen ist die Seu Vella, die alte Kathedrale der Stadt. Sie ist Teil eines Ensembles historischer Monumente, zu dem auch die La Suda genannte Königsburg und eine beeindruckende Festungsanlage gehören. Für eine Pause zwischen den Besuchen von Kathedralen, maurischen Festungen, Templerfestungen und Stadtpalästen sind die Parks der Stadt ideal. Einer der schönsten von ihnen ist der Parc Camps Elisis am Rio Segre. Die Gärten im französischen Stil bezaubern mit kleinen Pavillons, Brunnen und Statuen und laden zum entspannten Flanieren ein. Wer eine stilvolle Unterkunft in historischen Mauern sucht, sollte den Parador von Lleida in Betracht ziehen. Luxus und Spa bietet die Finca Prats.

Lleida © Antoni Benavente

Fruitourismus in Aitona, Höhlenmalereien in El Cogul

Weiter geht es in Richtung Süden. Die Gemeinde Aitona lädt zum Fruitourismus ein, einer Reiseerfahrung, bei der die Besucher die vielen Obstarten, die hier kultiviert werden, mit allen Sinnen erleben und kennenlernen dürfen.
Von Aitona aus geht es nun über die N-240 weiter nach El Cogul. In der Roca dels Moros stoßen wir ein weiteres Mal auf Höhlenmalereien, die Welterbestatus tragen.

Höhlenmalereien von El Cogul © Servicios Editorials Georama

Poblet

In Poblet erwartet ein kultureller Höhepunkt die Reisenden in Form des Zisterzienserklosters Santa Maria de Poblet. Es zählt zum Weltkulturerbe und ist das wohl berühmteste der drei katalanischen Zisterzienserklöster, die über die sogenannte Ruta del Cister miteinander verbunden sind. Aber auch dem Museu Comarcal de la Conca de Barberà sollte man unbedingt einen Besuch abstatten.

L’Espluga de Francolí, Montblanc und Alcover

In L’Espluga de Francolí gilt es dann dem Museu de la Vida Rural ein wenig Zeit widmen. Untergebracht in einem alten Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, ist es dem Andenken an das traditionelle Landleben gewidmet. Auch die globale Bedeutsamkeit veranwortungsvoller Landwirtschaft ist hier ein zentrales Thema.  Als Unterkunft bietet sich hier zum Beispiel das Hotel Monestir an.
Weiter geht es ins mittelalterliche Dorf Montblanc. Dessen historischer Stadtkern ist unbedingt einen ausgiebigigen Erkundungsstreifzug wert. Die Geschichte von Montblanc ist eng verbunden mit der Legende um den Nationalheiligen Sant Jordi.  Ganz besonders spürbar wird das in der Mittelalterwoche, die ein landesweit berühmtes Event ist.
In Alcover, der nächsten Station unserer Route, hat man dann die Möglichkeit noch viel weiter in die Vergangenheit zurückzureisen. Das Museu d’Alcover beherbergt einerseits über 2000 Fossilien aus verschiedenen geologischen Zeitabschnitten und andererseits eine vielseitige Sammlung lokaler Geschichte und Kunst.

Montblanc © Miguel Raurich

Muntanyes de Prades

Weiter führt der Weg in die Muntanyes de Prades. Hier, im ehemaligen Grenzland zwischen der maurischen und der christlichen Welt, stoßen wir auf faszinierende Orte voller Legenden. Überdies bietet die stille Bergwelt herrliche Wanderlandschaften, geprägt von tiefen Wäldern, faszinierenden Kalksteinformationen, Wasserfällen und Höhlen.  Bester Ausgangspunkt zur weiteren Erkundung der Muntanyes de Prades ist der Ort Prades selbst. Für die Übernachtung empfiehlt sich zum Beispiel Xalet de Prades mit 100% ökologischen Unterkünften. Ein weitere Option ist Camping Prades.

Ermita de l’Abellera in den Muntanyes de Prades © Rafael López-Monné

Priorat und Montsant

Der Weg führt nun in die berühmten Weinbaugebiete Priorat und Montsant. Wer im Spätsommer hier unterwegs ist, wird in jedem Dorf die Winzer bei der Weinlese beobachten können. Im Hotel Terra Dominicata mit seinen herrlichen Aussichten auf die Weinterrassen des Priorat, wird das authentische Lebensgefühl dieser Landschaft einmal mehr spürbar. Ein Wahrzeichen der Region ist das Kartäuserkloster Santa Maria d’Escaladei, dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der Besuch der alten Mauern gehört zum Pflichtprogramm jeder Reise durch den Priorat.

Weinlandschaften im Priorat (Shutterstock)

El Pinell de Brai – Eine Wein-Kathedrale

Ein weit modernerer architektonischer Höhepunkt dieser Route ist hingegen die Wein-Kathedrale in Pinell de Brai, ein Meisterwerk des Modernisme. Ihr Erbauer, der Architekt César Martinell, hat die gesamte Spannbreite künstlerischer und stilistischer Mittel seiner Zeit in dieses hochfunktionale Bauwerk fließen lassen. Unterkunft bietet hier zum Beispiel die Pension Ca l’Àngel.

Reus

So eingestimmt auf die Architektur des katalanischen Modernisme geht es weiter nach Reus. Die Geburtstadt Antoni Gaudís ist nicht nur berühmt für ihre fantastische modernistische Architektur, sondern auch für ihre Kultur des Wermut. Sowohl dem Modernisme als auch dem Wermut sind hier ganze Routen durch die Stadt gewidmet. Mit dem Gaudí Centre und der Casa Navàs hütet Reus zwei architektonische Perlen, die zum Weltkulturerbe zählen. Unterkunft findet man zum Beispiel im Hotel Reus Park. Alle wichtigen Infos zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt haben wir hier im Einzelnen für Sie zusammengestellt.

Das Institut Pere Mata ist eines der Highlights von Reus © Ajuntament de Reus

Tarragona

Wir nähern uns dem Ende unserer Route in Tarragona. In der Antike hieß die Stadt Tarraco und galt aufgrund ihrer Größe und Bedeutung als das Rom der Iberischen Halbinsel. Noch heute ist die antike Geschichte  hier lebendig wie an wenigen anderen Orten der Welt. Zu Tarragonas Welterbestätten gehören das römische Amphitheater, das römische Prätorium und der Zirkus, das römische Aquädukt Pont del Diable sowie ein Ensemble weiterer römischer Monumente, die Teil des Museu d’Historia de Tarragona sind. Zu den Orten in Tarragona, die man unbedingt gesehen haben muss, gehört aber auch das alte Fischerviertel El Serallo und der Balcó del Mediterrani, ein Aussichtspunkt mit wunderbaren Blicken auf das Mittelmeer. Aber Tarragona hat noch viel mehr zu bieten, von wunderbaren Stränden über Kayaktouren bis zu berühmten Geschichtsfestivals wie Tarraco Viva. Weitere Informationen zur römischsten aller katalanischen Städte gibt es hier.

Amphitheater mit Blick aufs Mittelmeer (Shutterstock)

El Vendrell und Museu-Vil·la Pau Casals

Den Schlusspunkt dieser Route zu Kataloniens kulturellem Erbe zwischen Bergen und Meer bildet El Vendrell an der Costa Daurada. El Vendrell ist der Geburtsort von Pau Casals, einem der berühmtesten Cellisten des 20. Jahrhunderts. Berühmt wurde Casals jedoch nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seinen entschiedenen Einsatz für Menschenrechte . Das Museu-Vil·la Pau Casals gibt Einblicke in das Leben des Musikers, der als einer der größten katalanischen Künstler des 20. Jahrhunderts gilt. Wer Lust hat, auf seinen Spuren weiter zu reisen, sollte einen Blick auf die Route Vier Genies und ihre Landschaften werfen. Wir wünschen viel Spaß auf ihren Entdeckungsreisen durch Katalonien!

Foto: Vil.la Museu Pau Casals

 

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