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Überblick

Es gibt viele Anlässe, für einen Ausflug nach Reus. Der Klassiker unter den Beweggründen für einen Besuch der Geburtsstadt Antoni Gaudís ist Regenwetter in nahegelegenen Strandurlaubs-Orten wie Cambrils oder Salou. Selbstverständlich ist schlechtes Strandwetter ein legitimer Grund sich der Kultur zu widmen. Allerdings lohnt ein Besuch der Stadt Reus sich definitiv auch bei strahlendem Sonnenschein.

Das Institut Pere Mata ist eines der Highlights von Reus © Ajuntament de Reus

Reus, die Stadt des Modernisme

Reus hütet etwa 80 beeindruckende modernistische Bauwerke. 29 von ihnen sind Teil der Modernisme-Route von Reus. Interessanterweise stammt keines dieser Bauwerke vom in Reus geborenen Gaudí, der in so unnachahmlicher Weise Barcelona geprägt hat. Dafür finden sich hier u.a. Werke von Domènech i Montaner, die zu den Höhepunkten der modernistichen Architektur Kataloniens zählen. Zu diesen gehören zum Beispiel die Casa Navàs und das Institut Pere Mata, ein Vorläufer des berühmten Hospital de Sant Pau in Barcelona, das zum Unesco-Welterbe zählt. Neben Bauwerken von Domènech i Montaner kann man auf der Modernisme-Route auch den katalanischen Jugendstil in seiner Ausprägung durch Architekten wie Pere Caselles und Joan Rubió i Bellver kennenlernen.

Detail der Casa Navàs an der Plaça del Mercadal © Miguel Raurich

Während Gaudí zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Reus offenbar weit weniger Anerkennung erhielt als seine Kollegen, hat ihm seine Heimatstadt zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein grandioses Denkmal gesetzt. Das 2007 eröffnete Gaudí Centre gewährt mit einem multimedialen und multisensorialen Ansatz faszinierende Einblicke in das Leben und Schaffen des Ausnahme-Architekten.

Shopping und Gastronomie in Reus

Wer nun Bedenken hat, weil zu viel kultureller Input schnell auch mal anstrengend wird, kann sich die Kulturstadt Reus aber auch auf andere Art erschließen. Die Route des Wermut bringt Besuchern der Stadt nicht nur eine gastronomische Tradition näher, die zum legendären mediterranen Lifestyle-Element wurde. Sie verrät ganz nebenbei auch einiges über die Geschichte von Reus und die intime Beziehung die Künstler wie Dalí, Hemingway und Sinatra mit dem Wermut pflegten.

Wermut ist eine Spezialität aus Reus © Reus Promoció

Überdies ist Reus die perfekte Stadt für inspirierte Shoppingtouren. Nichts ist schöner, als sich einfach durch die Straßen treiben zu lassen und ganz stressfrei hier und da bei einem Schmuckstück zuzuschlagen. Vielleicht haben Sie auch Glück und treffen gerade in Reus ein, wenn ein Stadtfest gefeiert wird oder eines der vielen Festivals von Musik über Tanz, Kino, Poesie oder Zirkus und Pantomime die Straßen mit extra viel Leben füllen.

Die Top-5 Sehenswürdigkeiten von Reus

Reus hat Besuchern viel zu bieten. Wir stellen Ihnen im Folgenden fünf Essentials vor, die wir für die absolut unverzichtbaren Sehenswürdigkeiten der Stadt halten. Auch jenseits davon gibt es allerdings noch jede Menge zu entdecken.
Als Ausgangspunkt einer Besichtigungstour zu den Top-5 von Reus empfiehlt sich die Plaça del Mercadal. Hier liegen die berühmte Casa Navàs und das absolut sehenswerte Gaudí Centre. Darüber hinaus finden wir hier auch eine große Anzahl an Terrassen-Cafés, die sich für ein entspanntes Frühstück oder einen Kaffee zwischen zwei Sehenswürdigkeiten anbieten. Darüber hinaus liegt ganz in der Nähe auch noch die Kirche Prioral de Sant Pere im spätgotischen Stil. Sie gilt als eine der schönsten Kirchen der Stadt und sei deshalb den Freunden sakraler Baukunst zumindest als Zwischenstop ans Herz gelegt, bevor es dann zu den unverzichtbaren Top-5 geht.

Prioral de Sant Pere © Miguel Raurich

Casa Navàs

Casa Navàs an der Plaça del Mercadal wurde entworfen von Lluís Domènech i Montaner, jenem großen Kollegen Dalís dem Barcelona seinen einzigartigen Konzertsaal Palau de la Música verdankt. Mit der Casa Navàs an der Plaça del Mercadal in Reus hat Domènech i Montaner hingegen ein Privathaus im modernistischen Stil geschaffen, dass sich europaweit mit den renommiertesten Gebäuden des Jugendstils messen kann. Casa Navàs wurde zwischen 1901 und 1907 im Auftrag von Joaquim Navàs erbaut. Der nutzte das Erdgeschoss als Ladenlokal  und die oberen Stockwerke als Wohnbereich. Die zur Plaça del Mercadal gerichtete Fassade ist bis heute reich verziert. Der ursprünglich daran anschließende zierliche Eckturm wurde leider während des Spanischen Bürgerkrieges im Jahr 1938 zerstört.

Casa Navàs. Foto: Wikimedia Commons Amadalvarez

Typisch für die Architektur des Modernisme ist der sehr bewusste Umgang mit Sonnenlicht, das aufgrund einer ausgefeilten Ausrichtung von Fenstern und Patios weite Teile des Gebäudes ausleuchtet. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Casa Navàs ist die fantastische Dekoration der Innenräume, die bis heute fast vollständig erhalten ist. Keramik, Mosaik, Sgraffito und Skulptur des Hauses sind herausragende Repräsentationen der dekorativen Künste des Modernisme, zu denen sich das einzigartige Mobiliar des Kunsttischlers Gaspar Homar gesellt. Im ehemaligen Ladenlokal sind sowohl die ursprüngliche Raumaufteilung als auch das Originalmobiliar erhalten geblieben. Insgesamt gilt Casa Navàs daher  als eines der am besten und originalgetreusten erhaltenen Wohnhäuser des katalanischen Jugendstils. Weitere Infos, einen schönen Einblick in die Innenräume des Hauses und die Möglichkeit zur Ticketbuchung gibt es hier.

Gaudí Centre

Das Gaudí Centre ist eine Hommage der Stadt Reus an ihren berühmtesten Sohn. Es ist ein Interpretationszentrum für das Leben und Werk Antoni Gaudís, das Besucher hier mit allen Sinnen erfahren können. Ausgestattet mit modernster Infrastruktur und audiovisueller Technik, lädt es ein zu sehen, zu fühlen, zu hören und sich berühren zu lassen von der Schönheit der Welt Gaudís.

Das Centre Gaudí gibt Einblicke in die Gedankenwelt Gaudís © Imagen M.A.S.

So ist eine Etage der Ausstellung dem „Universellen Gaudí“ gewidmet. Eine audiovisuelle Darstellung im Multiscreen-Format in Verbindung mit sensorischen und taktilen Modellen machen die Schlüsselbegriffe der universellen Sprache Gaudíscher Architektur begreifbar. Die Ausstellung „Gaudí universal“ ist eine sinnliche Reise zu all den Elementen, welche die überquellenden Kreativität des Architekten beeinflussten. Allen voran ist hier natürlich die Natur zu nennen. Insbesondere die Natur des Hinterlands der Costa Daurada mit ihren Farben, Formen und Texturen wird im Werk Gaudís immer wieder sichtbar.

Die Ausstellungsebene „Gaudí innovador“ ermöglicht den Besuchern, anhand von interaktiven Modellen die Gaudísche Formenwelt zu erkunden. Gleichzeitig gibt sie Einblicke in das innovative Spiel mit Licht, Luft und Wasser. Wer einen Schlüssel zu den Rätseln und Geheimnissen Gaudíscher Architektur sucht, wird hier fündig. Die Ausstellungsebene „Gaudí und der Modernisme“ schlägt hingegen den Bogen vom genialen Architekten Gaudí zu seiner Heimatstadt Reus, die als eine der katalanischen Städte gilt, in denen der Modernisme seine schönste Ausprägung erfahren hat. Einen kleinen Einblick in diesen Teil der Ausstellung, der auch Reus und Gaudís Kollegen Domènech im Montaner gewidmet ist, finden Sie in diesem Video.

Weitere Infos sowie Öffnungszeiten, Preise und PDF-Kataloge finden Sie hier.

Ein Spaziergang auf der Ruta del Modernisme

Ein Besuch der Ruta del Modernisme von Reus ist immer lohnend. Nach einem Besuch des Centre Gaudí mit seinen Hintergrundinfos zur Geschichte, Ästhetik und den in Reus arbeitenden Architekten des Modernisme, kann man diesen Spaziergang allerdings ganz besonders genießen. Die Route ist eingezeichnet auf den Stadtkarten, die man an der Tourismusinformation erhält. Sie führt zu 29 erlesenen modernistischen Gebäuden von Reus. Insbesondere Lluís Domènech i Montaner hat hier das Stadtbild geprägt. Neben der bereits erwähnten Casa Navàs und dem Instituto Pere Mata sind die Casa Rull (1900) und Casa Gasull (1911) Höhepunkte seines Schaffens in Reus. Weitere Infos finden Sie hier.

Casa Rull © Miguel Raurich

Institut Pere Mata

Das Institut Pere Mata war eines der großen Projekte des Architekten Lluís Domènech i Montaner. Überdies war es auch ein Ausgangspunkt der modernistischen Bewegung in Reus. Das Psychiatrische Institut Pere Mata, dessen Bau im Jahr 1898 begann, war in vieler Hinsicht ein Vorläufer des berühmten Hospital San Pau in Barcelona, das heute als Unesco-Welterbe unter Schutz steht.

Das einzigartige Design des in Pavillons aufgeteilten Instituts Pere Mata war einerseits darauf ausgerichtet, den modernen hygienischen Ansprüchen des beginnenden 20. Jahrhunderts gerecht zu werden. Andererseits sollte es aber auch den gesundheitlichen und seelischen Bedürfnissen der Patienten entgegen kommen. Diesen sehr praktischen Anforderungen widmete Domènech i Montaner ebenso viel Aufmerksamkeit, wie der ausgefeilten modernistischen Ästhetik seiner Bauwerke. Kein Wunder also, dass das Institut Pere Mata für Domènech zum Karriere-Booster wurde. Bis heute gilt es als ein wahre Perle der Architektur des Modernisme.

Pavelló desl distingits. Foto: Tomàs Badia Navarro auf Flickr.  Lizenz: CC BY-SA 2.0

Der für Besucher geöffnete Pavillon „dels distingits“ bildet den Höhepunkt der modernistischen Ästhetik des Instituts Pere Mata. Die restlichen Pavillons erfüllen bis heute verschiedene Funktionen im Gesundheits- und Bildungsbereich. Daher können sie leider nicht besichtigt werden. Dafür vereinigt der Pavillon dels dinstingits in sich all die Elemente, die das Institut Pere Mata berühmt gemacht haben. Einerseits eine hervorragende Ausleuchtung der Räumlichkeiten mit Tageslicht, gute Luftzirkulation, sowie die Verbindung von „sicherer Unterbringung“ der Patienten mit Komfort und optischer Freiheit und Weite. Andererseits das einzigartige modernistische Dekor des Außen- und Innenbereiches mit Elementen wie Skulptur, Keramik, Glaskunst, Malerei, Schmiedearbeiten und vielem mehr. Das Institut Pere Mata liegt zwar außerhalb des Stadtzentrums, ist jedoch leicht mit dem Bus zu erreichen. Weitere Infos gibt hier.

Die Route des Wermut

So sehr wir auch in Liebe zur modernistischen Architektur entbrannt sein mögen, irgendwann ist es an der Zeit, sich auch einmal wieder anderen schönen Dingen des Lebens zu widmen. Noch bevor Reus berühmt wurde als „Stadt des Jugendstils“, spielte sie im Bereich der Schnapsproduktion in einer Liga mit Paris und London. Überdies wurde Reus im 19. Jahrhundert dann zum führenden Produzenten von Wermut auf der Iberischen Halbinsel. Weshalb sowohl die Herstellung als auch der Genuss von Wermut Kunstformen für sich sind, erfahren Sie hier.

Eine Augenweide: Das Museu del Vermut in Reus © Reus Promoció

Wir können jedenfalls wärmstens empfehlen, sich auch mit dieser kulturellen Facette von Reus einmal näher auseinanderzusetzen: Die Route des Wermut weist Ihnen den Weg zu den besten Vermuterias der Stadt. Gleichzeitig verschafft sie Ihnen reichlich Gelegenheit, dieses überaus gesunde Getränk zu verkosten. Lohnend ist zweifellos auch ein Besuch im Museu del Vermut. Das erzählt anhand einer riesigen Anzahl von Ausstellungsstücken die ebenso spannende wie kuriose Geschichte des Wermut. Weitere Infos finden Sie hier.

Tipp:

Es lohnt sich, in der Tourist-Information das Vis!t Reus-Armband für 12€ zu besorgen. Mit diesem Armband haben Sie freien Eintritt im Gaudí Centre, dem Pavelló dels distingits im Institut Pere Mata, dem Glockenturm von Prioral de Sant Pere sowie den ebenfalls sehenswerten Museen für Kunst und Archäologie. Da bereits der Eintritt für Erwachsene im Gaudí Centre 9 Euro und der Eintritt im Institut Pere Mata 6 Euro beträgt lohnt sich die Polsera Vis!t Reus für Erwachsene in jedem Fall.

 

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