Gastronomisch Reisen – Der Zauber katalanischer Landschaften auf dem Serviertablett

Was ist eigentlich gastronomischer Tourismus?  Sicherlich weit mehr als der Besuch hipper Sterne-Restaurants, mit denen Katalonien reichlich gesegnet ist. Wer die kulinarische Seele des Landes kennenlernen möchte, der sollte dort suchen, wo auch die kochbegeisterten Katalanen Inspiration finden: Auf den Wochenmärkten der Dörfer und Städte, wo die frischen Zutaten noch den Geruch der Erde ihrer Herkunft tragen. In den traditionsreichen Bodegas, deren exzellente Weine die Geschmacksnerven sensibilisieren und bei manchen Besuchern gewagte kulinarische Fantasien auslösen.  Aber selbstverständlich auch: In den Hafenvierteln, in den Weinbergen, den Gebirgsdörfern, in den Tälern und  Wäldern, auf den Obstwiesen und Feldern. Wir geben Ihnen Tipps für Entdeckungsreisen in das kulinarische Herz Kataloniens.

La Boqueria, Barcelonas berühmtester Markt. Foto: Shutterstock

Katalanische Kulinarik rund ums Jahr


Katalonien ist immer eine Reise wert und lockt zu jeder Jahreszeit mit besonderen kulinarischen Spezialitäten, traditionsreichen Festen und originellen Events, die katalanische Kulinarik zu einem echten Erlebnis machen. Sehen Sie selbst:

Der Herbst im Zeichen des Pilzes

Katalonien ist rund ums Jahr eine kulinarische Reise Wert. Der Herbst steht ganz im Zeichen der Pilze und Pilzgerichte. Die Katalanen lieben Pilze und sie haben sich eine Vielzahl außergewöhnlicher Rezepte ausgedacht, diese zuzubereiten. Da das Ganze so unterhaltsam ist, gibt es inzwischen eine ganze Menge Events zum Thema, die hohen Unterhaltungwert haben. So zum Beispiel die Fira de la Llenega de Cardona im Bages, oder die Pilzfeste im Berguedá mit dem Concurs de Boletaires de Puigventós oder dem Concurs de Setcases im Ripollès.

Concurs de Boletaires de Puigventós © Consell Comarcal del Berguedà

Winterzwiebeln, Olivenöl und Xatonades

Im Spätwinter ist die Zeit der Calçotades – ein Wort das bezeichnenderweise sowohl ein Volksfest beschreibt, das seine Ursprünge in Valls hat als auch das Gericht, das im Mittelpunkt der Feierlichkeit steht: Hierbei handelt es sich um gegrillte Calçots, eine Art Frühlingszwiebel, welche die Katalanen mit großer Leidenschaft verspeisen. So ist in den Annalen der Festa dels Calçotada nachzulesen, dass im letzten Jahr der Sieger im Wettbewerb „Wer isst die meisten Frühlingszwiebeln in 45 Minuten?“ die Herausforderung mit 115 verspeisten Calçots für sich entschied – das entspricht einem Gewicht von 2.250 Gramm. Darüber hinaus stehen im Winter die Feste und Märkte rund ums Olivenöl an und natürlich die  Xatonades  an der Costa del Garraf und im Penedès.

Calçots – Der Katalanen liebste Zwiebeln © Lluís Carro

Süßes Frühlingsglück

Der Frühling bringt das süße Glück: Zunächst die Erdbeeren der Maresme-Region und später, wenn der Sommer schon fast da ist, auch die Kirschen: Wer unter den schönsten Obstbäumen des Landes wandeln möchte, ist im landkreis Segrià gut aufgehoben, aber auch in Ribera d’Ebre, Baix Llobregat, la Terra Alta, im Alt Camp oder im Empordà. Weitere kulinarische Höhepunkte des Frühlings: Das Schneckenfest  Aplec del caragol in Lleida, anlässlich dessen im Schnitt 12 Tonnen Schnecken verzehrt werden (Sag noch einer, die Katalanen seien knauserig…)und die Ollas de Peix im Empordà, die ganz im Zeichen der Fischgerichte stehen.

Fruitourismus in Aitona, Segrià © Marc Trilla

Sommergenuss: Landidylle und Meerblick

Der Sommer ist Anlass genug, die Arbeit auf dem Feld zur Festa zu machen. Bei den Festes del Segar i del Batre (zu Deutsch „Mäh- und Dreschfeste) verbinden sich Demonstrationen traditioneller bäuerlicher Techniken mit gastronomischen Events: Dies ist die perfekte Gelegenheit, die besten Wurstwaren der jeweiligen Region zu probieren – und um zu lernen, Wein aus dem traditionellen Porró zu trinken. Hierbei handelt es sich um einen breiten, runden Glasbehälter mit einem sehr langen, engen Ausguss zum Trinken und einem weiten Flaschenhals zum Auffüllen.
Und dann sind da noch die Abendstunden am Meer und in Küstenorten wie Vilanova i la Geltrú, Sant Carles de la Ràpita oder Barceloneta: Sie verlangen dringend nach Paella, Meeresfrüchten und Fischgerichten in Begleitung eines guten Weißweins.

Tapas und Porró in einer Cava-Bar in Vilafranca © Achim Meurer

Ein wenig Küchenarchäologie

Kataloniens Küche ist zu jeder Jahreszeit so facettenreich und geschichtsträchtig wie die Landschaften zwischen Pyrenäengipfeln und Mittelmeerstrand. Hier verbinden sich nicht nur die kulinarischen Höhepunkte von Meer und Gebirge, sondern auch unterschiedlichste gastronomische Traditionen. Wer sich berufen fühlt, ein wenig Küchenarchäologie zu betreiben, dem sei gesagt, dass die gastronomische Kultur Kataloniens Spuren aller Völker in sich vereinigt, die in der Mittelmeerküche Rang und Namen haben: Die Griechen, Römer und Mauren, die Italiener und die Franzosen samt ihrer Haute Cuisine – sie alle haben ihren Teil zur Entwicklung der katalanischen Küche beigetragen, die inzwischen Weltruhm erlangt hat. Namen von Starköchen wie Ferran Adrià, Carme Ruscalleda, Santi Santamaria oder Joan Roca sind inzwischen weit über die Landesgrenzen bekannt.
Im Jahr 2016 wird Katalonien Europäische Region der Gastronomie sein und erhält damit eine Auszeichnung, die für distinguierte Esskultur  einerseits und gastronomische Nachhaltigkeit und Innovation andererseits steht.

El Celler de Can Roca © David Back/Mat&Vänner

Gastronomische Reiseerlebnisse

Ein gastronomisches Reiseerlebnis kann folglich die unterschiedlichsten Formen annehmen: Sei es ein „Blind Dinner“, das die Sinneserlebnisse des Tastens, Riechens und Schmeckens auf nie gekannte Weise potenziert oder eine Reise auf gastronomisch-literarischen Routen wie der Ruta Carvalho in Barcelona, die den literarischen Spuren Manuel Vázquez Montalbáns folgt oder die Route Pla, plat a plat durch den Empordà, die dem Schriftsteller Josep Pla gewidmet ist – Gastronomie und Kultur gehen hier immer wieder eine enge Verbindung ein.

© Imagen M.A.S.

Gastronomische Hotels

Wer die Höhepunkte der katalanischen Küche direkt in seinem Urlaubsdomizil genießen möchte, den wird das Angebot der Gastronomischen Hotels reizen. Dort setzt man aus Überzeugung ganz auf regionale Produkte, von denen viele sogar eine geschützte Ursprungsbezeichnung tragen. Tradition wird groß geschrieben, Innovation ist eine Leidenschaft, die Fusion von beidem ergibt ein gastronomisches Angebot höchster Qualität, das der Gast in ebenso stilvoller wie familiärer Atmosphäre genießt.
Als touristische Marke umfassen die Gastronomischen Hotels einerseits kleine, aber feine Gasthäuser und Hotels, andererseits die  Col.lectius de Cuina. Innerhalb dieser Gastronomieverbände organisieren sich renommierte Köche und Restaurants verschiedener Regionen mit dem Ziel, die kulinarische Vielfalt ihrer Heimat zu schützen und zu fördern. Derzeit gibt es sechs Collectius de Cuina, welche die unterschiedlichen gastronomischen Traditionen Kataloniens zwischen Mittelmeer und Gebirgsküche repräsentieren: Die Geheimnisse der  Küchenchefs  des Hafenviertels Barceloneta, des Ebrodeltas, des Alt Empordà und Baix Empordà, der „Vulkanküche“ der Garrotxa und der Pyrenäenküche von La Cerdanya werden von den jeweiligen Gastronomieverbänden der Regionen gehütet und dem Gast auf geschmackvolle Weise nahegebracht.

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