Die Deutschen sind ein reiselustiges Völkchen. Das gilt für diejenigen, die mit einer Behinderung reisen genauso wie für alle anderen. Und da man in der schönsten Region zwischen Pyrenäen und Mittelmeer die Devise ernst nimmt, dass Tourismus ein soziales Recht ist, von dem niemand ausgeschlossen werden darf, hat Katalonien im Bereich des barrierefreien Tourismus viel zu bieten. Sehen Sie selbst!

© Gemma Miralda Escudé

Auf kleiner Fläche bietet Katalonien eine erstaunliche Vielfalt einzigartiger Landschaften und wunderbarer Städte. Bei Strandurlaubern und Wassersportlern ist die Region ebenso beliebt wie bei Wanderern und Kultururlaubern. Die Metropole Barcelona lockt mit Kunst, Kultur, Nightlife sowie den schönsten Shoppingmöglichkeiten ever und bezaubert mit mediterranem Flair zwischen Tradition, Bohème und Avantgarde. Und die Pyrenäenregion? Die begeistert nicht nur mit ihren Rad- und Wanderwegen, sondern auch mit  Outdoorsportmöglichkeiten von Rafting bis Ballonfahren.

All diese touristischen Angebote auch für jene zugänglich zu machen, die mit einer Behinderung reisen, gehört zu den Kernzielen der Tourismusstrategie, die Katalonien in den letzten Jahren verfolgt hat. Das Angebot im barrierefreien Tourismus wächst stetig und hat bereits heute eine Menge zu bieten. Das gilt nicht nur für die Metropole Barcelona, die dem allgemeinen Fortschritt ja immer um eine Nasenlänge voraus ist, sondern auch für die Tourismusregionen von Pyrenäen und Mittelmeer.

Wir liefern Ihnen an dieser Stelle einen kleinen Guide zu den wichtigsten Informationsquellen für barrierefreies Reisen in Katalonien, sagen Ihnen, welche spezifischen Informationen Sie wo finden können und stellen Ihnen darüber hinaus einige ausgewählte Angebote vor.

Weingenuss im Landkreis Penedès © Marc Castellet

Barcelona barrierefrei 

Turisme Barcelona hat für Menschen, die mit Behinderung reisen, die Website barcelona-access .cat eingerichtet, die umfassende Informationen zum vielfältigen barrierefreien Angebot der Stadt gibt. Von barrierefreien Hotels über Museen, die an die Bedürfnisse blinder Besucher angepasst sind und geführte Touren in Gebärdensprache, bis zu Stränden, die für Rollstuhlfahrer und mobilitätseingeschränkte Reisende zugänglich sind, werden hier die unterschiedlichsten Erlebnismöglichkeiten des barrierefreien Tourismus vorgestellt. Durch Piktogramme wird angezeigt, für welche Art von Behinderung (mobilitätseingeschränkt, visuell, auditiv oder geistig/psychisch) die jeweiligen Angebote geeignet sind.

Die Inhalte der Website sind in die vier Hauptrubriken What to visit, Transport, Other services (Touristeninformation, behindertengerechte Führungen und Sportangebote, spezialisiserte Reiseagenturen und Orthopädie-Geschäfte) und More (empfohlene barrierefreie Hotels, Aktivitäten für alle) eingeteilt.

© Gemma Miralda Escudé

Sehenswürdigkeiten

Die Rubrik What to visit informiert über Sehenswürdigkeiten, die spezielle Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen bereit stellen. Das gilt für Perlen der modernistischen Architektur wie Casa Batlló und La Pedrera ebenso wie für Theater, Museen und Weltkulturerbestätten.

Verkehr

Die Rubrik Transport stellt die unterschiedlichen Reisemöglichkeiten nach Barcelona vor und informiert über barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel ebenso wie über gegebene Barrieren im öffentlichen Nahverkehr.
Wer Informationen auf Deutsch bevorzugt, findet unter barcelona.de sowie auf der Website Tourist Guide Barcelona eine Menge praktischer Informationen.

Other Services

Barcelona bietet eine erstaunliche Menge an geführten thematischen Touren durch die Stadt, die in unterschiedlichem Maße für Menschen  mit Behinderung angepasst sind. Nähere Infos zu den Themen von Architektur über Literatur bis Gastronomie und ihre unterschiedlichen Grade an „Barrierefreiheit“ bietet die Rubrik Other Services. Tipp: Das Highlight der Saison ist die neu hinzugekommene Tour Easy Walking Tour GÒTIC, die das Gotische Viertel für Rollstuhlfahrer und mobilitätseingeschränkte Personen zugänglich macht.

MNAC © Diego J. González Velasco

More

Empfohlene barrierefreie Hotels und eine Liste der Erlebnisse, die für jeden Besucher Barcelonas eine unvergessliche Erinnerung bleiben werden: Wie wäre es mit einem nächtlichen Besuch der Wasserspiele der Font Mágica oder der unvergesslichen Aussicht über Barcelona aus 560 Meter Höhe von der Aussichtsplattform des Collserola-Turms am Tibidabo?

Getestet: Wie barrierfrei sind Routen und Sehenswürdigkeiten Barcelonas?

Eine ebenfalls sehr hilfreiche Website für Menschen mit Behinderung, die Barcelona erkunden wollen, ist der Barcelona Accesible Guide von Viena Editions. Seine Spezialität: Er bewertet nicht nur einzelne Sehenswürdigkeiten, sondern auch ganze Viertel oder touristische Routen nach ihrer Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer und teilt diese in drei Kategorien ein: 1.) Zugänglich ohne Schwierigkeiten, 2.) Zugänglich mit einigen Schwierigkeiten und 3.) nur mit Hilfe zugänglich.
Darüber hinaus bietet die Website auch Informationen zu Angeboten für seh- und hörbehinderte Menschen, die man wie folgt erreicht: Unter dem Menüpunkt „Routes“ wählt man ein Stadtviertel aus, zum Beispiel L’Eixample. Im schwarzen Balken über der Beschreibung des Viertels erscheint dann die Option „Choose Section“. Wählt man hier zum Beispiel Culture and Leisure sowie Singular Buildings an, erhält man die Informationen über jene Bauwerke des Modernismus des Viertels, die auch an die Bedürfnisse seh- oder hörbehinderter Menschen angepasst sind.

Infos zum barrierefreien Kulturangebot Barcelonas auf Deutsch

Eine kurze Zusammenfassung auf Deutsch zum barrierefreien Urlaub in Barcelona mit Verweisen auf die Websites zum barrierefreien Angebot sehenswerter Orte von Aquarium bis zu Sagrada Família gibt es hier.

Barrierefreier Urlaub: Tourismus für alle

Auch außerhalb Barcelonas hat Katalonien als barrierefreies Urlaubsziel eine Menge zu bieten. Zentraler Anlaufpunkt für Informationen zum barrierefreien Urlaub zwischen Pyrenäen und Mittelmeer bietet die von der Katalanischen Tourismus Agentur (ACT) ins Leben gerufene Website http://turismeperatothom.catalunya.com/  . Unter dem Motto „Tourismus für alle“ werden hier Reiseziele, Unterkünfte, Aktivitäten und Beförderungsmöglichkeiten vorgestellt, die für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen geeignet sind. Sämtliche Angebote sind nach ihrer Tauglichkeit für Rollstuhlfahrer, mobilitätseingeschränkte, taube oder blinde Personen gekennzeichnet.
Die Reiseziele bieten unterschiedliche Aktivitäten und Erlebnismöglichkeiten, die in sieben Rubriken gegliedert sind: Kultur, Natur, Wellness, Sonne und Strand, Sportliche Aktivitäten, Freizeit und Unterhaltung sowie Gastronomie und Weintourismus. 25 Regionen Kataloniens stellen hier ihr touristisches Angebot vor, das in manchen Fällen noch klein, aber zweifellos immer „fein“ ist. Wir stellen Ihnen hier einige ausgewählte Angebote vor und empfehlen Ihnen dann, weiterzustöbern. Die Website hat eine deutsche Version und bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Suchoptionen und Angebote für jeden Geschmack. Viel Spaß!

Besalú © Inmedia Solutions S.L.

Montsec

Die stille Gebirgsregion Montsec in den Terres de Lleida ist für Naturliebhaber seit jeher ein beliebtes Reiseziel. In den letzten Jahren überrascht der Montsec seine Gäste jedoch mit neuen touristischen Angeboten, die es leicht machen, sich im Urlaub einmal auf etwas Neues und Anderes einzulassen.

Sternenhimmel de luxe

Dank seines außergewöhnlich klaren Sternenhimmels  ist der Montsec nicht nur Sitz einer hochmodernen Sternwarte mit attraktiven Ausstellungen und Veranstaltungen für Besucher, der Montsec ist auch offiziell von der Unesco gekürte „Starlight-Destination“. Diese Auszeichnung wird Regionen mit minimaler Lichtverschmutztung verliehen, die hervorragende Bedingungen für die Beobachtung des nächtlichen Sternenhimmels und darauf basierende touristische Aktivitäten bieten. Das Observatorium Parc Astronòmic Montsec ist in weiten Teilen für Rollstuhlfahrer und mobilitätseingeschränkte Menschen zugänglich, seine Kuppel ist allerdings aufgrund des Höhenunterschiedes nicht erreichbar.

Gleitschirmfliegen für alle

Der Montsec bietet jedoch noch weitere Möglichkeiten, dem Himmel nah zu sein. Die Paragliding-Schule Entrenúvols  hat es sich auf die Fahnen geschrieben, dass Gleitschirmfliegen ausnahmslos allen Menschen nahe zu bringen. Die Schule verfügt über spezielle Ausrüstung, die es auch mobilitätseingeschränkten Personen ermöglicht, problemlos zu fliegen.

© Diego J. González Velasco

Costa Brava


Sie ist berühmt für ihre Schönheit, ihre Strände und ihre einzigartige Urlaubsatmosphäre – die Costa Brava ist eine Legende unter den Tourismusdestinationen. Auch im Bereich des barrierefreien Tourismus hat diese Küste eine Menge zu bieten. Sonne und Strand sowieso, insgesamt 18 Strände sind offiziell auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern und mobilitätseingeschränkten Personen ausgerichtet. Doch es gibt noch eine Menge weiterer Dinge barrierefrei zu entdecken.

Tauchen

In L’Estartit bietet das Diving Center Rei del Mar Tauchgänge auch für Rollstuhlfahrer und mobilitätseingeschränkte Personen an. Die Anlagen sind geeignet für  für die Durchführung von IAHD-Behindertentauchkursen. Das Tauchzentrum verfügt über ein Hotel mit barrierefreien Zimmern, die jedoch nicht mit Hilfsmitteln ausgestattet sind. Für die Tauchgänge stehen zwei Boote mit Hebeliften für den Zugang zum Wasser zur Verfügung.

Radfahren

Mit den Grünen Wegen, stillgelegten Eisenbahntrassen, steht in der Provinz Girona ein Netz von Rad- und Wanderwegen zur Verfügung, das landschaftlich reizvoll und darüber hinaus in weiten Teilen barrierefrei ist. Und damit es nicht bei der theoretischen Möglichkeit bleibt, diese Wege zu erkunden, gibt es eine Ausleihstation für behindertengerechte Fahrräder. Hier stehen 7 Handbikes zur Verfügung, die mit der Kraft der Arme angetrieben werden, sowie drei für geistig behinderte Menschen angepasste Fahrzeuge, die auch für Kinder geeignet sind und sowohl vom Fahrer als auch von einer hinter dem Fahrrad positionierten Person gelenkt werden können.

Naturbeobachtung

Der Naturpark Aiguamolls de l’Empordà ist nach dem Ebrodelta das wichtigste Feuchtgebiet Kataloniens. Insbesondere Birdwatcher werden in diesem Naturpark viel Freude haben. Sie können hier mit Leichtigkeite verschiedene Entenarten, Fischreiher, Edelreiher oder Kuhreiher entdecken, Rohrweihe und Kormoran beobachten und sich an der Eleganz von Kranichen und Flamingos erfreuen. Im Park gibt es ein Besucherempfangszentrum, drei über Holzstege zugängliche Beobachtungsstelllen, die auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sind und natürlich behindertengerechte WCs. Zu den Routen durch den Park gibt die Website folgende Information:  „Die Routen El Cortalet Mas del Matà (2 km) und Mas del Matà Platja del Matà Les Llaunes (2 km) sind aufgrund ihrer topografischen Merkmale am wenigsten problematisch für Rollstuhlfahrer und andere Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Die Route El Cortalet-Estany Europa weist hingegen mehr Schwierigkeiten auf.“

Banyoles See © Cablepress

Der Katalanische Jakobsweg

Der Katalanische Jakobsweg durchzieht die Iberische Halbinsel vom Cap de Creus im Südosten bis zum Cabo de Finisterre im Nordwesten. Kataloniens Beziehung zu diesem großen Pilgerweg war seit jeher eng. Der Legende nach predigte der Heilige Jakob in Barcelona, Lleida und Zaragoza. Historisch belegt ist, das der Abt Cesari de Montserrat im Jahr 1050 als einer der ersten katalanischen Pilger nach Santiago reiste. Heute ist der katalanische Jakobsweg, der auch Camí de Sant Jaume genannt wird, eine Kulturroute, welche die Höhepunkte der religiösen katalanischen Kunst und Architektur in sich vereinigt. Zu diesen gehört das Kloster Sant Pere de Rodes mit seinen fulminanten Weitblicken über die Costa Brava und insbesondere das mythiche Gebirgskloster Montserrat. Für mobilitätseingeschränke Personen sind derzeit nur zwei Abschnitte dieses Pilgerweges zugänglich, die jedoch einen besonderen Reiz haben. Der eine liegt in unmittelbarer Nähe des Klosters Montserrat, der andere fällt zusammen mit der Ruta del Carrilet, die zu den barrierefreien Grünen Wegen Kataloniens zählt. Für die einzelnen Etappen des katalanischen Jakobsweges, steht ein Online-Guide im mp4-Format bereit, der sämtliche Informationen auch in Gebärdensprache einblendet.

Grüne Wege © Diego J. González Velasco

Weitere Informationen finden Sie unter folgenden Links:

www.turismeperatothom.catalunya.com 

www.camidesantjaumeperatothom.cat