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Kataloniens starke Frauen

Picasso, Miró, Dalí, Gaudí, Casals…wenn Reisende die Namen der Straßen, Museen und berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Katalonien entdecken, zeigt sich ein doch sehr männlich geprägtes Bild. Das Erbe der katalanischen Frauen ist oft nicht gleich sichtbar, dabei spielen sie in der sozialen, kulturellen und künstlerischen Geschichte Kataloniens eine genauso wichtige Rolle wie die Männer. Wir möchten Ihnen daher einige der starken weiblichen Figuren Kataloniens vorstellen und spannende Routen zeigen, auf denen Sie diese näher kennenlernen können:

 

 

 

DAS BARCELONA VON MERCÈ RODOREDA

Mercè Rodoreda gehörte im letzten Jahrhundert zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Kataloniens. Für ihre Werke, darunter El Carrer de les Camèlies, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Barcelona war ihre Heimatstadt und noch heute kann man dort auf ihren Spuren wandeln. Drei literarische Wege führen zu den Orten, an denen Mercè Rodoreda früher gelebt hat und an die Schauplätze ihrer bekanntesten Romane: Aloma, La plaça del Diamant [Auf der Plaça del Diamant] und Mirall trencat [Der zerbrochene Spiegel].

 

DIE DAMEN DER PYRENÄEN

Das „Joc de dames“ (dt.: “Spiel der Damen”) ist eine Route des Kulturerbes, die zu fünf legendären Monumenten der Romanik in der Region Pallars in den katalanischen Pyrenäen führt: die Burg von Mur, Santa Maria de Gerri, San Pedro del Burgal und Santa Maria d’Àneu. Diese historischen Gebäude erzählen uns auch die Geschichten von weniger bekannten katalonischen Frauen, die ihrer Zeit jedoch schon weit voraus waren. Schriften aus dem 11. Jahrhundert zufolge fungierten Frauen in den katalanischen Pyrenäen bereits als Bauherrinnen die die Rodung und Kultivierung von freiem Land vorantrieben. Darunter Arsenda d’Àger, ihre Tochter Valença de Tost und die Gräfin Llúcia de la Marca die, nach dem Tod ihres Mannes, Graf von Pallars, ihre Rolle als Oberhaupt der Grafschaft verteidigte und wichtige strategische Beziehungen mit den religiösen Mächten und anderen Grafschaften entwickelte.

 

DIE KÜNSTLERINNEN DES MUSEU NACIONAL D’ART DE CATALUNYA

Lluïsa Vidal, Olga Sacharoff, Emília Coranty, Colita, Ángeles Santos i Maria Rusiñol – das sind nur ein paar der bedeutenden Künstlerinnen, deren Werke das Museu Nacional d’Art de Catalunya bewahrt. Frauen aus verschiedenen Epochen, mit verschiedenen Stilen und verschiedenen Hintergründen. Doch sie alle verband etwas Wunderbares, mehr als Ehefrauen, Mütter, Töchter oder Lehrerinnen zu sein – sie alle waren passionierte Künstlerinnen. Das Kunstmuseum befindet sich im Palau Nacional de Montjuïc.

Palau Nacional de Montjuïc

 

CASTELL GALA DALÍ

In diesem mittelalterlichen Gebäude können wir den Ort entdecken, an dem Salvador Dalí seine grenzenlose schöpferische Kraft mit einer ganz besonderen Person im Sinn verwirklichte: Gala, seine Frau und Muse. Auf ihren Wunsch hin kaufte der Surrealist das Schloss in Púbol und gestaltete es neu. Fortan war es der Rückzugsort Galas und Dalí selbst blieb nur Gast. Er durfte Gala nur nach Erhalt einer schriftlichen Einladung in Púbol besuchen. Als Museum erzählt das Schloss heute die Geschichte dieser faszinierenden Frau.

Innenhof im Gala Dalì Schloss

 

DIE IBERISCHEN FRAUEN

Frauen spielten seit jeher eine wichtige Rolle in der iberischen Gesellschaft, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben. Das spiegelt sich auch in historischen Texten und den weiblichen Darstellungen in der Kunst wider. Dazu zählen unter anderem die Skulpturen “La Dama d’Elx” und la Dama de Baza. Beide Skulpturen zeigen Frauen in besonderen Gewändern oder Uniformen, was wiederum darauf schließen lässt, dass sie wichtige Rollen in der damaligen Gesellschaft innehatten.  Im archäologischen Museum von Katalonien in Ullastret, können Sie noch mehr über das Leben der Frauen von damals erfahren.

Blick ins archäologischen Museum in Ullastret

 

DIE JÜDISCHEN FRAUEN IM MITTELALTERLICHEN GIRONA

Die Frauen in Call, dem jüdischen Viertel von Girona, spielten eine Schlüsselrolle bei der Weitergabe und Bewahrung ihrer Kultur. Ein Besuch im Museum der Geschichte der Juden und ein Spaziergang die Gassen und Höfe von Call, einem der am besten erhaltenen jüdischen Viertel der Welt, bringt uns dem Leben von jüdischen Frauen wie Rahel, Tolrana oder Merecina näher.

Gasse im jüdischen Viertel Call

 

DIE KÖNIGINNEN DES KLOSTERS VON SANTES CREUS

Auch wenn es nicht gleich auf den ersten Blick ersichtlich ist, das Kloster von Santes Creus erzählt ebenfalls die Geschichten starker, weiblicher Figuren und zwar die von Königinnen wie Margarida de Prades und Adligen wie Guillerma de Moncada. Ihre Namen und Gesichter sind überall im Kloster zu finden: Von den königlichen Gräbern bis hin zu den Kapitellen. Das prächtige gotische Grabmal der Königin Blanche von Anjou gehört zu den wenigen bekannten Beispielen, bei denen das Grab einer Königin dem politischen königlichen Pantheon zugehörig ist.

Blick auf das Kloster Santes Creus

 

VALLBONA DE LES MONGES

Das einzige Frauenkloster an der Zisterzienserroute und das einzige, das seit mehr als 850 Jahren ununterbrochen von der Gemeinschaft erhalten wird. Von geringem Ausmaß, dafür aber mit einzigartiger Schönheit ausgestattet, steht es sinnbildlich für die Bedeutung der Frauen im Mittelalter. Viele Töchter des katalanischen Adels genossen hier ihre Ausbildung.

Vallbona de les Monges

 

MONTSERRAT, DIE SCHUTZHEILIGE VON KATALONIEN

Die Schwarze Madonna, Unsere Liebe Frau von Montserrat, im Volksmund auch La Moreneta genannt, ist die Schutzheilige Kataloniens. Sie befindet sich im Kloster Montserrat, einem wichtigen Wallfahrtsort für Gläubige und beliebten Ausflugsziel bei Touristen. Nur fünf Autominuten entfernt, mitten in den Bergen, befindet sich gleich das nächste Monument mit besonderer weiblicher Hauptrolle: Das Kloster von Santa Cecília, der Schutzpatronin der Musik.

La Moreneta

 

KLOSTER VON SANTA MARIA DE PEDRALBES – 700 JAHRE WEIBLICHKEIT

Das Kloster Pedralbes wurde 1327 von Königin Elisenda de Montcada, der dritten Frau von König Jakob II., gegründet. Seit den Anfängen wurde das Kloster von der Schwesternschaft der Klarissinnen bewohnt und wird es auch heute noch. Dieses Kloster bildete jahrhundertelang ein Zentrum der weiblichen Macht in Katalonien, das eng mit dem Land und insbesondere mit der Stadt Barcelona verbunden war.

Grabmal der Elisenda de Montcada

 

HAUTE COUTURE DER MONTAGNE-SCHWESTERN

Carolina Montagne war zusammen mit ihrer Schwester Maria eine der renommiertesten Schneiderinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Katalonien. In der historischen Kostümsammlung des Designmuseums von Barcelona können Besucher noch heute eines ihrer prachtvollen Kostüme sehen. Auch sonst ist das Museum ein toller Anlaufpunkt, wenn man mehr über die Geschichte der Mode und ihren Einfluss auf den weiblichen Körper erfahren möchte, die schon damals den sozialen, moralischen und ästhetischen Normen unterworfen waren.

 

PIA CROZETS SKULPTUREN

Pia Crozet, ist eine französische Bildhauerin, die seit den 70er Jahren in Katalonien lebt. Einige ihrer Werke schmücken öffentliche Plätze in Girona, wie zum Beispiel “El Grito de la bruja” (dt.: Der Schrei der Hexe) im Jardins de la Francesa und “A Josep Pla” auf der Plaça Josep Pla. Ihre Arbeiten sind auch in Sammlungen wie dem Parco Arte in Cassà de la Selva oder der Vila Casas Stiftung vertreten.

 

FRAUEN IM MACBA

Im Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona sind zahlreiche Werke von bedeutenden Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte vertreten. Ein Rundgang widmet sich vor allen den starken, weiblichen Figuren der 70er Jahre, die gesellschaftliche Themen wie Feminismus und Rassismus in ihren Werken thematisierten. Die Ausstellung umfasst Kunstwerke von den Guerrilla Girls, Eulàlia Grau, Jo Spence und Nancy Spero.

MACBA Barcelona

 

DIE ERSTE BIBLIOTHEK FÜR FRAUEN IN EUROPA

Francesca Bonnmaison war eine katalanische Pädagogin. Im Jahr 1909 gründete sie die erste Bibliothek nur für Frauen – die erster dieser Art in Europa –  in Barcelona, um insbesondere jungen, alleinerziehenden Frauen die Bildung zu ermöglichen. Noch heute trägt die Bibliothek in Barcelona ihren Namen und ist als Frauenkulturzentrum ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Schaffung feministischer Kulturprojekte.

 

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