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Das Frühlingsfest Diada de Sant Jordi

Von Liebe, Rosen, Büchern und einer geheimnisvollen Zahl

Die Zahl 23 hat es bekanntlich in sich. Verschwörungstheoretiker wissen das, die Fans von William S. Burroughs wissen das – und die Katalanen wissen es besser als alle anderen. Es ist nämlich kein Zufall, dass man in Katalonien den Tag der Liebenden nicht am 14. Februar, sondern am 23. April feiert. Es ist ebenfalls kein Zufall, dass der Welttag des Buches, der übrigens eine katalanische Erfindung ist, ebenfalls auf den 23. April fällt. Auch der Gedenktag des katalanischen Nationalheiligen Sant Jordi, bzw. des Heiligen Georg fällt auf den 23. April. Über die Frage, ob dies Zufall oder Resultat des Wirkens einer Höheren Macht ist, können wir nur spekulieren.

Tatsache ist, dass es am 23. April zu einer Häufung bemerkenswerter Ereignisse und Umstände kommt, die in der einen oder anderen Form Eingang in die Tradition der Diada de Sant Jordi gefunden haben, dem romantischsten aller katalanischen Festtage, einem Kulturevent mit Volksfestcharakter, das zu einem Inbegriff katalanischer Identität geworden ist.

Sant Jordi - Catalunya

Sant Jordi – Catalunya

 

Ritter + Prinzessin + toter Drache = Rote Rosen – Hochzeit

Doch beginnen wir die Geschichte am Anfang: Am 23. April im Jahr 303 stirbt der Ritter Sant Jordi im Nahen Osten den Märtyrertod. Bevor es so weit kam, hatte er gerade noch rechtzeitig das katalanische Dorf Montblanc erreicht, um eine schöne Prinzessin vor einem Drachen zu retten, der seit Jahren immer neue Menschenopfer forderte. Als St. Jordi dem Ungeheuer seine Lanze ins Herz stieß, schoß ein Blutschwall zur Erde, aus dem sofort ein wunderschöner Rosenbaum wuchs.

Sant Jordi schenkte der Prinzessin eine Rose, lehnte eine Hochzeit dankend ab und ritt seiner letzten Bestimmung entgegen. Aus diesem Grund werden schon seit dem 15. Jahrhundert in Katalonien am 23. April Rosenfeste zu Ehren der Liebenden gefeiert und auch im 21. Jahrhundert füllen sich an diesem Tag die Straßen der Städte mit Blumenständen. Nach aktuellen Berechnungen machen katalanische Blumenhändler 40% ihres Jahresumsatzes am 23. April.

Sant Jordi - Catalunya

Sant Jordi – Catalunya

 

Die rätselhafte 23 und der Tod der Dichter

„Das wäre doch mal was..“ dachten sich die katalanischen Buchhändler, die einfach etwas cleverer sind als viele ihrer ausländischen Kollegen. Aber diese Sichtweise wird vermutlich der schicksalhaften Größe und Tragweite der Ereignisse nicht gerecht. Wir erinnern uns: Sowohl Miguel de Cervantes Saavedra als auch William Shakespeare starben am 23. April 1616. Ein erstaunliches Zusammentreffen, das umso erstaunlicher wird, wenn man bedenkt, dass Cervantes eigentlich 10 Tage vor Shakespeare starb.

Dass der Todestag beider auf einem 23.4 zusammenfallen konnte, verdankt sich der Tatsache, dass zu jener Zeit in Großbritannien noch der julianische Kalender galt, während in Spanien bereits der gregorianische Kalender etabliert war. Kurz und gut, die beiden absoluten Shooting-Stars der Weltliteratur des 17. Jahrhunderts verstarben beide an einem 23. April.

Sant Jordi - Catalunya

Sant Jordi – Catalunya

 

Rosen + Bücher = Liebe auf Katalanisch zur Diada de Sant Jordi

Gute 300 Jahre später nahm man diese merkwürdige Fügung des Schicksals zum Anlass, am 23. April den Tag des Buches zu zelebrieren. Damit wurde endlich zusammengebracht, was seit jeher zusammengehört: Rosen und Bücher, Liebe und Literatur.

Ab den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es somit zu einem kulturellen Quantensprung in der Feiertagstradition der Diada de Sant Jordi: Während die Männer seit jeher den Frauen zu diesem Anlass Rosen geschenkt hatten, wurde es nun ein ebenso fester Brauch, dass die Frauen den Männern an diesem Tag Bücher schenkten. Im Jahr 1995 ernannte die UNESCO auf eine katalanische Initiative hin den 23. April zum Welttag des Buches und ließ die Welt somit zumindest an einem Teil dieses katalanischen Vergnügens Anteil haben.

Sant Jordi - Catalunya

Sant Jordi – Catalunya

 

Zeit für einen Frühlingstrip zur Diada de Sant Jordi

Dennoch: Die Diada de Sant Jordi ist und bleibt der perfekte Anlass für einen Frühlingstrip nach Katalonien. Zu diesem Datum füllen sich die Straßen der Städte mit Blumen- und Bücherständen, mit Literaten, die aus ihren Werken lesen, mit Musik und mit sehr vielen, sehr sehr gut gelaunten Menschen.

In Barcelona bilden die Ramblas und der Passeig der Gràcia das Epizentrum dieses Volksfestes zu Ehren des Heiligen Georg alias Sant Jordi, der Blumen und der Literatur. In Girona ist es vor allem die Rambla und die Plaça de Catalunya, die sich mit Bücherständen und Rosen füllt, in Tarragona sind Rambla und Passeig de les Palmeres Hauptschauplatz des traditionellen Festes.

 

Die Mittelalterwochen in Montblanc

Freunde mittelalterlicher Spektakel sollten anlässlich der Diada de Sant Jordi auch gleich einen Besuch der Mittelalterwochen in Montblanc in Betracht ziehen. Der aufmerskame Leser identifiziert das in der Provinz Tarragona gelegene Dorf natürlich sofort als Schauplatz der katalanischen Legende Sant Jordi. Grund genug, die schauspielerische Darstellung jener weit zurück liegenden Ereignisse zu einem Makro-Event der Mittelalterwochen zu machen, die ganz Montblanc in vergangene Zeiten zurückversetzen: Die Insignien ehemaliger Herrscher-Familien schmücken die historischen Mauern und Türme des Dorfes und ein prall gefüllter Veranstaltungskalender sorgt für reichlich Abwechslung im mittelalterlichen Stil: Neben dem Schauspiel um Sant Jordi sind der Mittelaltermarkt, das mittelalterliche Abendessen und die „Begegnung von Teufel und Drachen“ Höhepunkte des Events.

Setmana Medieval Montblanc - Catalunya

Setmana Medieval Montblanc – Catalunya

 

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