Alle Beiträge von Eva Hakes

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Sealight – Camí de Llum Reloaded

Bereits zum zweiten Mal fand im Oktober 2017 an der Costa Brava ein außergewöhnlicher Mountainbike-Event statt. Sealight – Camí de Llum verbindet ein intensives MTB-Erlebnis zwischen den Steilklippen und Reblandschaften der Costa Brava mit der Degustation von regionalen Weinen und Köstlichkeiten aus der Region.

© Sealight – Camí de Llum

75 Teilnehmer aus ganz Europa haben in diesem Jahr die insgesamt 150km lange Strecke des Sealight Camí de Llum unter die Räder genommen, welche die malerischen Mittelmeer-Orte Cadaqués und Colliure miteinander verbindet. Satte 3.500m Höhenunterschied boten reichlich Gelegenheit, die Muskeln am Berg spielen zu lassen. Darüber hinaus waren bei diesem Event auch alle Sinne gefordert, denn Sealight-Camí de Llum versteht sich als exquisite Mischung von MTB, Landschaft, Kultur, Vergnügen, Reben und  Kulinarik unter dem namensgebenden Licht des Mittelmeers.

Ein MTB-Event für die Sinne

Die zweitägige Tour führte entlang sorgfältig ausgewählter Pfade von der nördlichen Costa Brava über die Serra de l’Albera und die Côte Vermeille bis nach Collioure. Viele der Teilnehmer waren mit einer ganzen Gruppe von Freunden angereist, um gemeinsam Landschaft und Gastronomie des Mittelmeers zu genießen. Garantiert unvergesslich blieben die herrlichen Aussichten über die Küste, aber auch die Gastronomie des Ortes konnte bleibenden Eindruck hinterlassen.

© Sealight – Camí de Llum

So gab es nicht nur in Cadaqués und Colliure Degustationen regionaler Spezialitäten, Teil der ersten Etappe war auch eine Weinprobe in einer Bodega mit kleiner, aber feiner Weinproduktion. Hier konnten die Teilnehmer und deren mit angereiste Familien und Freunde einige Spezialitäten dieses traditionsreichen Weinbaugebietes verkosten.

Übrigens: Mit am Start waren in diesem Jahr auch etwa 20 E-Bikes. Obwohl die Tour so angelegt ist, das fitte Mountainbiker am Ende des Tages noch den Aufenthalt in Cadaqués und Colliure genießen können, sind die Elektroräder eine sehr geeignete Option, den fordernden Abschnitten des Sealight – Camí de Llum die Härte zu nehmen.

„Malerische Orte“ – Cadaqués und Collioure

Nicht nur die MTB-Strecke, auch Start- und Zielpunkt von Sealight – Camí de Llum sind eine echte Augenweide. Die ebenso reizvolle wie bizarre Landschaft um Cadaqués und das einzigartige Licht des Ortes hat eine Vielzahl von Künstlern inspiriert. Salvador Dalí residierte hier über Jahrzehnte, aber auch Picasso, Chagall und Klein erfuhren hier tiefgreifende Inspiration. Nicht weniger „malerisch“ ist Collioure, Entstehungsort des Fauvismus mit Matisse und Derain als herausragenden Vertretern.
Weitere Infos: http://sealight.cc/

 

75 Teilnehmer waren im Oktober 2017 bei der 2. Edition von Sealight – Camí de Llum dabei © Sealight Camí de Llum

MTB an der malerischen Costa Brava © Sealight Camí de Llum

© Sealight – Camí de Llum

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10 Katalanische Museen für Insider und Entdecker

Katalonien hat viele berühmte Museen, durch die jährlich um die 11 Millionen Besucher strömen. Publikumsmagneten wie das Teatre-Museu-Dalí und das Museu del FC-Barcelona liefern sich Kopf an Kopf-Rennen im Wettbewerb um die meisten Besucher. Ganz oben in der Liste der meistbesuchten Museen stehen auch die Fundació Miró und das Museu Picasso. Wir könnten diese Liste Kataloniens berühmter Museen noch lange fortführen. Aber wir möchten statt dessen etwas ganz anderes tun. Wir stellen ihnen 10 erstaunliche, berührende, historische, freakige, heimatkundliche, spleenige, moderne und urkatalanische Museen vor, die zum Teil aus privaten Initiativen heraus entstanden sind.

Mit den oben genannten Giganten unter den katalanischen Museen, können sich deren Besucherzahlen sicherlich nicht messen. Dafür verführen Sie ihre Besucher zu Reisen durch die Zeit, schärfen den Blick für den Zauber des Alltäglichen, die Schrecken der Geschichte und die Schönheit der kleinen Dinge, die im Begriff sind in Vergessenheit zu geraten.

Die Auswahl der Museen verdanken wir den Experten für Kommunikation und Alternativen Tourismus von Kiribatis, deren Arbeit unsere Beiträge zum Nachhaltigen Tourismus in der einen oder anderen Form immer wieder inspiriert. Die Originalversion des Artikels finden Sie hier.

Barcelona und Umgebung

 

Museu del Perfum

”Parfum ist eine innere Dimension der Weiblichkeit, die auf unnachahmliche Weise das ausdrückt, was anders nicht gesagt werden könnte”, soll Coco Chanel gesagt haben. Wer nicht nur Parfums, sondern auch deren vielgestaltige Flakons liebt, der sollte das Parfummuseum am Passeig de Gràcia 39 besuchen. Bereits im Jahr 1961 wurde hier ein Museum eröffnet, das ganz der Geschichte des Parfums und dessen Flakons gewidmet ist. 5000 unterschiedliche Flakons, die einst Parfum enthielten, sind hier ausgestellt: Antike ägyptische, griechische, römische und arabische, ebenso wie moderne Flakons. Übrigens: Ein Besuch des Parfummuseums lässt sich bestens kombinieren mit einer Besichtigung der Sightseeing-Klassiker La Pedrera oder Casa Batlló, die direkt um die Ecke liegen.

Foto: Museu del Perfum

Adresse: Passeig de Gràcia, 39 (Barcelona)
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10:30h – 20:00h, Samstag 11:00-14:00h
Eintritt: 5,00€, ermäßigt 3,00€
Info unter http://www.museudelperfum.com

Museu dels Autòmats

Auf dem Berg Tibidabo befindet sich der älteste Vergnügungspark Spaniens, der bis heute in Betrieb ist. Er wurde im Jahr 1889 eingerichtet und viele seiner Attraktionen stammen aus dieser Zeit. Wer auf der Suche nach dem ultimativen Adrenalinkick ist, findet vermutlich in Kataloniens modernen Freizeitparks schneller sein Glück. Für all jene, die einen Sinn für den nostalgischen Charme des Ortes haben, versprüht der Vergnügungspark am Tibidabo pure Magie.

Das gilt auch und ganz besonders für das Automatenmuseum, Museu dels Autòmats. Mit 40 Automaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert ist dieses Museum ein kleines Schmuckstück unter den vielen beeindruckenden Museen Barcelonas. Die Automaten stammen aus unterschiedlichen Ländern, der älteste von ihnen, der Mandolinisten-Clown, erblickte 1880 das Licht der Welt. Die jüngste Errungenschaft des Parks ist hingegen ein Automat mit dem Namen “Die Gebrüder Gaüs oder das Gleichgewicht der Welt” aus dem Jahr 2005, entworfen und hergestellt von Lluís Ribas, dem Konservator des Museums.

Foto: Museu dels Automàts

Adresse: plaça Tibidabo, 3-4 (Barcelona)
Öffnungszeiten: 12:00h-21:00h
Eintritt: Erwachsene 35,00€, Kinder unter 120cm 10,50 €, Kinder unter 90cm gratis
Infos: www.tibidabo.cat Den Link zum Automatenmuseum finden Sie hier.

Museu de carrosses fúnebres – Die luxuriösesten Beerdigungskutschen der Geschichte

Barcelonas Friedhöfe sind wahre Horte der Kunst und Kultur – nicht umsonst gibt es seit einiger Zeit Führungen über die schönsten Friedhöfe Barcelonas, die einen faszinierenden neuen Blick auf Geschichte und Leben der Stadt erlauben. Interessant ist natürlich auch, einen Blick auf die Fahrzeuge zu werfen, in denen die berühmten und weniger berühmten Verstorbenen der Stadt ihre letzte Reise antraten – und genau das kann man im Museu de carrosses fúnebres mit seinen 20 Ausstellungsstücken tun, unter denen nicht nur historische Kutschen, sondern auch Autos sind.

Foto: Cementiris Barcelona

Adresse: Mar de Déu de Port 56 (Barcelona)
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 10:00 – 14:00 Uhr, geführte Besichtigung samstags um 12:00 Uhr
Eintritt: gratis
Info: http://www.cbsa.cat/colleccio/

Museu de les Mines de Cercs – Das Museum der Minen von Cercs

Im 20. Jahrhundert war der Bergbau eine der Hauptsäulen der wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Berguedà. Heute ist er nur noch Geschichte, allerdings Geschichte von der Art, die sich lebendig am “Ort des Geschehens” erfahren lässt. Das Museum der Minen von Cercs ist dem Kohlebergbau und der lokalen Geschichte gewidmet, dem Einfluss der Bergbaus auf die Landschaft, die wirtschaftliche Entwicklung und das Leben der Menschen in der Region. Ein Besuch im Museum umfasst auch einen Rundgang durch einen Abschnitt der alten Mine, der teils zu Fuß und teils in einer Lore stattfindet und spannende Einblicke in die Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter gibt.

Museu de les Mines de Cercs

Adresse plaza Sant Romà s/n Sant Corneli (Cercs, Berguedà)
Öffnungszeiten: Je nach Saison / Monat

Januar – Juni: Montag bis Freitag 10:00h – 14:00h, an Wochenenden und Feiertagen 10:00h – 15:00h

Im August: Dienstag bis Freitag von 10:00h – 14:00h und von 16:00h – 19:00h, an Wochenenden und Feiertagen 10:00h – 15:00h und 16:00h bis 19:00h

September – 21. Dezember: Dienstag bis Freitag 10:00h bis 14:00h, an Wochenenden und Feiertagen 10:00h – 15:00h

Eintritt: 11,00€, ermäßigt 8,80€ Kinder unter 12 Jahren 4,00€
Infos unter www.mmcercs.cat

 

Girona und Umgebung

Museu de la Història dels Jueus – Museum für Jüdische Geschichte

Das “Call” genannte Jüdische Viertel von Girona zählt zu den besterhaltenen Jüdischen Vierteln weltweit. Es fasziniert mit seiner wahnwitzig verwinkelten Architektur und der bewegten Geschichte seiner ehemaligen Bewohner. Die Jüdische Gemeinschaft von Girona pflegte hier vom 9. Jahrhundert bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492 eine ganz eigene Kultur, welche die Kultur Kataloniens in vielerlei Hinsicht beeinflusst und geprägt hat.

Das Museum für Jüdische Geschichte in Girona vermittelt seinen Besuchern über eine große permanente und wechselnde temporäre Ausstellungen spannende Einblicke in das Jüdische Leben in Katalonien, die Errungenschaften jüdisch-katalanischer Kultur und die Geheimnisse des Call, das Pflichtprogramm für jeden Besucher Gironas ist.

Patio des Museums für Jüdische Geschichte von Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Adresse: carrer de la Força, 8 (Girona)
Öffnungszeiten:

September – Juni: Dienstag bis Samstags 10:00h – 18:00h, Montag, Sonn- und Feiertags 10:00h-14:00h

Im Juli und August: Montag bis Samstag 10:00h – 20:00h, Sonn- und Feiertags 10:00h – 14:00h

Eintritt: 4,-€, ermäßigt: 2,-€. Audioguide: 2,-€
Infos unter http://www.girona.cat/call

Museu Etnogràfic de Ripoll

Foto: Museu Etnogràfic Ripoll

Das Etnographische Museum von Ripoll versteht sich als Hüter des wertvollsten Gutes dieser Region: Der Erinnerung an das, was Tausende von Menschen immer wieder und wieder an nachfolgende Generationen weitergegeben haben. Im Museum von Ripoll findet man Arbeitsgeräte und Gegenstände des Alltags, die das Leben der Menschen über Jahrhunderte geprägt haben. Aufgeteilt in 12 Themenbereiche, wie zum Beispiel “Spielzeuge”, “Landwirtschaftliche Geräte”, “Religiöses” oder “Haushaltsutensilien” bietet die Ausstellung vergnügliche und lehrreiche Einblicke in den katalanischen Alltag vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte.

Adresse: plaça de l’Abat Oliba, s/n (Ripoll)
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag von 10:00h – 13:30h und von 16:00h – 18:00h, Sonn- und Feiertags 10:00h – 14:00h / Im August auch Montags von 10:00h – 14:00h

Eintritt: 4,00€, reduziert 3,00€
Infos unter www.museuderipoll.org

Museu de l’Anxova i la Sal – Das Museum für Sardellen und Salz

Die berühmtesten Sardellen Spaniens stammen aus L’Escala, einem Fischerdorf an der Costa Brava, das Dank der Sardellenindustrie weltbekannt wurde. Das Museu de l’Anxova i la Sal zeichnet die Geschichte der Sardellenfischerei und der kunstgerechten Verarbeitung des blauen Fisches nach und spannt einen zeitlichen Bogen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Besonders schön ist ein Besuch des Museums übrigens Mitte September, wenn die jährliche Festa de la Sal ansteht, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit lohnt es sich, hier vorbeizuschauen.

Foto: Museu de l’Anxova i de la Sal

Adresse: av.Francesc Macià, 1 (L’Escala, Girona)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00h – 13:00h, Im Sommer zusätzlich 17:00h – 20:00h (außer Sonntags)
Eintritt: 2,15€, ermäßigt 1,10€
Infos unter http://museudelanxovaidelasal.blogspot.de/

Museu del Suro – Das Korkmuseum

Kork ist ein wunderbares Material. Es ist leicht, stabil und umweltfreundlich und die Krönung jeder guten Weinflasche. 60% des weltweit produzierten Korks werden in Portugal hergestellt, Spanien belegt mit 30% den Platz 2 dieser wenig beachteten Weltrangliste und auch in Katalonien widmet man sich seit Jahrhunderten mit Hingabe dem ehrwerten Handwerk der Korkproduktion . Im Korkmuseum in Palafrugell erfährt man alles über den Prozess der Korkgewinnung und -Verarbeitung. Dieser beginnt bei den Korkeichen, die in regelmäßigen Abständen so geschält werden, dass die Bäume keinerlei Schaden nehmen und endet, wenn der Kork die Form eines Flaschenverschlusses angenommen hat. Anhand von insgesamt 6000 Ausstellungsstücken wird der tief in der Kultur des Mittelmeerraumes verwurzelte Prozess der Korkgewinnung und -Verarbeitung auf spannende Weise nachvollziehbar.

Ausstellungsraum des Korkmuseums © Pitu Garcia Batlle. Arxiu d’Imatges del MSP

Adresse: placeta del Museu del Suro, s/n (Palafrugell, Girona
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10:00 – 13:00h und 16:00h – 19:00h, Samstag 10:00h – 14:00h und 17:00h – 20:00h, an Sonn- und Feiertagen 11:00h – 13:30h

Im Juli und August Montag bis Samstag 10:00h – 14:00h und 17:00 – 20:00h, Sonntag 10:00h – 14:00h
Eintritt: 3,-€, ermäßigt 1,50€
Infos unter www.museudelsuro.cat

Provinz Lleida

Parc dels búnkers de Martinet – Park der Bunker von Martinet

Das Interpretationszentrum Park der Bunker von Martinet ist einem wenig bekannten Aspekt der Geschichte Spaniens in den Jahren nach dem Bürgerkrieg gewidmet. Die sogenannte “P-Linie” war eine Verteidigungsfront, die nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges Anfang der 40er-Jahre mit der Absicht errichtet wurde, Spanien vor einer Invasion durch die Alliierten zu “schützen”. Sie durchzog die gesamten Pyrenäen vom Cap de Creus bis in Baskenland. Der Landkreis Cerdanya, in dem der Park der Bunker liegt, galt als strategisch besonders wichtig und weist deshalb eine besonders hohe Konzentration von Bunkern auf. Im Parc dels búnkers de Martinet kommen die Besucher diesem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, das in Vergessenheit fiel, als das Franco-Regime sich etabliert hatte.

Foto: Parc dels Búnquers de Martinet i Montellà

Adresse: carretera LV – 4055 de Martinet a Montellà (Lleida)
Öffnungszeiten: Wechselnde Öffnungszeiten je nach Jahreszeit. Infos gibt es hier.
Eintritt: Erwachsene 8,-€, Kinder und Jugendliche 6 – 16 Jahre 4€, Kinder bis 6 Jahre 1€
Infos unter www.bunquersmartinet.net

Botigues-Museu de Salàs – Das Museum der alten Läden von Salàs

Die Landschaften und Dörfer des Pallars Jussà sind nach wie vor ein Geheimtipp unter Kataloniens Reisezielen – und zwar einer, der es in sich hat. So befindet sich eines der bezauberndsten Museen Kataloniens, das Jung und Alt gleicher Maßen in seinen Bann zieht, im historischen Örtchen Salàs de Pallars. Dieses ist bislang in erster Linie für seine Bahnstation bekannt, an welcher der berühmte Nostalgiezug Tren de Llacs hält. Wir empfehlen dringend, auszusteigen und dem Botigues-Museu de Salàs einen Besuch abzustatten. Auf private Initiative hin sind die Untergeschosse einiger Dorfhäuser in jene historischen Geschäfte und Lädchen zurück verwandelt worden, die einst der Lebensmittelpunkt von Salàs waren.

Mit verschwenderischem Detailreichtum beeindruckt hier nicht nur der Kolonialwarenladen mit all seinen fantastisch-exotischen Schachteln und Produkten, sondern auch ein Friseursalon, eine Apotheke, ein Kurzwarenladen und ein Tabakwarenladen. Sie alle katapultieren den Besucher zurück in die Lebenswelt der spanischen Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts. Bei geführten Besuchen auf Spanisch und Katalanisch erfährt man außerdem spannende Details und viele Anekdoten über das Leben in Salàs.

Der historische Kolonialwarenladen ist Teil des außergewöhnlichen Museums in Salàs © Kiribatis

Adresse: Carrer de Bon Jesús (Salás del Pallars, Pallars Jussà)
Öffnungszeiten: Die je nach Wochentag und Jahreszeit wechselnden Öffnungszeiten kann man unter http://botiguesmuseusalas.cat/es/visita/horarios/ nachschauen
Eintritt: 6,00€, Kinder und Jugendliche 8-13 Jahre 2€, für Kinder unter 8 Jahren ist der Eintritt frei
Weitere Infos: http://botiguesmuseusalas.cat

Und hier noch ein paar weitere Museumsempfehlungen:

Provinz Tarragona:

Museu de la Vida Rural
Einen großen Teil unseres Lebens verbringen wir in virtuellen Räumen – sei es, wenn wir das Navigationsgerät konsultieren, um die beste Strecke für eine anstehende Autofahrt herauszufinden, beim Online-Shopping oder gar auf Beziehungssuche im Internet. Das Museu de la Vida Rural, das “Museum des Lebens auf dem Lande” ruft uns in Erinnerung, welche Werkzeuge und Geräte Bauern, Handwerker und Kunsthandwerke über Jahrhunderte verwendet haben. Es erlaubt seinen Besuchern, sich auf eine ganz taktile Weise jener materiellen Welt anzunähern, die das erfolgreiche Leben und Überleben auf dem Lande erst möglich machte. Die hier ausgestellten Stücke darf man anfassen und erfahren, welche Bedeutung sie bis vor wenigen Jahrzehnten für das Leben auf dem Lande hatten.

Adresse: crta. de Montblanc (L’Espluga de Francolí, Tarragona)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10:30h – 18:30h. An Sonn- und Feiertagen von 10:30h bis 14h
Eintritt: 6,00€, ermäßigt, 4,50€
Infos unter www.museuvidarural.com

Barcelona und Umgebung:

Museu de Badalona – Unter Römern
Lust auf einen Spaziergang durch eine antike römische Stadt? Dann besuchen Sie doch das Mueum von Badalona. Nur 20 Minuten in der Metro vom Stadtzentrum Barcelonas entfernt, hütet das Museum auf 3.400m2 Fläche die begehbaren Reste der römischen Stadt Baetulo aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Hier sind nicht nur Straßen und Thermen erhalten, sondern auch verschiedenste Gegenstände des römischen Alltags. Soundcollagen begleiten die Ausstellung und geben dem Besucher das Gefühl, bei einer Zeitreise in die Antike mitten im alten Baetulo gelandet zu sein.

Adresse: pl. Assemblea de Cataluña, 1 (Badalona)
Öffnungszeiten: Di – Sa 10:00-14:00h und 17:00 bis 20:00h, Sonn- und Feiertage: 10:00h – 14:00h
Eintritt: 6,50€, ermäßigt 5,20€
Info und Öffnungszeiten an Feiertagen unter www.museudebadalona.cat

Museu Molí Paperer
Die Molí Paperer de Capellades ist eine alte Papiermühle, deren aus dem 18. Jahrhundert stammende Strukturen komplett erhalten sind. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Quelle, welche diese und die 16 weiteren Mühlen des Dorfes mit Wasser versorgte. Capellades war im 18. und 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten Papierproduktionsstätten Spaniens. Das 1958 gegründete Museu-Molí Paperer de Capellades begnügt sich allerdings nicht damit, den Besuchern die alten Werkzeuge, Geräte und Techniken vorzustellen. Bis heute produziert man hier Papier von Hand und ermöglicht somit den Besuchern besonders lebendige Einblicke in dieses alte Handwerk.

Adresse: Carrer de Pau Casals 10 (Capellades, Barcelona)
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9:00h – 14:00h. Freitag – Sonntag und an Feiertagen 10:30h – 14:30h
Eintritt: 6,35€, ermäßigt 3,70€
Infos unter www.mmp-capellades.net

 

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Eine Brücke zwischen den Zeiten – Das Jüdische Museum von Girona

 

Mit seinen labyrinthischen Gassen, steilen Treppen und stillen Hinterhöfen gilt das Call de Girona nicht nur als Pflichtprogramm für jeden Besucher der Stadt – es zählt auch zu den best erhaltenen Jüdischen Vierteln weltweit. Seine mittelalterliche Atmosphäre macht das Call zur begehrten Kulisse für große Film- und Fernsehproduktionen: Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders oder die sechste  Staffel der Erfolgsserie Game of Thrones sind nur zwei von vielen berühmten Beispielen.

Nacht im Call von Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Nacht im Call von Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Über das Leben der Jüdischen Gemeinschaft in Girona, die hier vom 9. Jahrhundert bis zu ihrer Vertreibung im Jahr 1492 eine ganz eigene Identität und Kultur pflegte, erfährt man bei einem Bummel durch die labyrinthischen Gassen des Viertels jedoch wenig. Doch dies würde sich lohnen, denn die Geschichte der jüdischen Bewohner Gironas ist spannend und ihre Kultur gewinnt umso mehr Faszination, je mehr man von ihr erfährt und sich auf sie einlässt.

Wer einen Zugang zu den Geheimnissen des Viertels, zur Geschichte der jüdischen Kultur in Katalonien und deren nur scheinbar verborgenen Verbindungen zur Gegenwart sucht, dem sei dringend ein Besuch im Museum für Jüdische Geschichte des Patronat Call de Girona empfohlen.  Dieses beherbergt neben der großen permanenten Ausstellung zu den unterschiedlichsten Aspekten des Lebens der Jüdischen Gemeinschaft im historischen Girona auch temporäre Ausstellungen, die überraschende Schlaglichter auf interessante Facetten der jüdischen Kultur setzen. Derzeit ist zum Beispiel eine Ausstellung zu den Mikwes, den rituellen jüdischen Bädern Gironas zu sehen.

„Je mehr wir von einer Kultur wissen, umso mehr können wir sie schätzen“

Assumpció Ahosta, die Direktorin des Patronat Call de Girona, möchte bei den Besuchern des Museums vor allem eines erreichen: „ Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Interesse an einer eigenständigen, hochentwickelten Kultur zu wecken, die für uns in weiten Teilen unbekannt ist. Das ist besonders wichtig in Zeiten schwelender Konflikte. Je mehr wir über eine Kultur wissen, umso mehr können wir sie schätzen.“

Die permanente Ausstellung im Museum für Jüdische Geschichte in Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Im Patio des Museums für Jüdische Geschichte von Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Assumpció selber weiß inzwischen jede Menge über die Jüdische Kultur. Ihre berufliche Laufbahn fasst sie so zusammen: Geschichtsstudium, danach Leitung einer eigenen Firma und 1992 wurde sie gebeten, die Leitung des Patronat Call de Girona zu übernehmen. Damit ist Assumpció mit dem Jüdischen Museum von Girona seit dem ersten Tag seines Bestehens verbunden.  „Manche Leute wechseln eben alle vier, fünf Jahre ihren Job, und andere erfinden sich in dem Job, den sie haben, immer wieder neu.“

Stagnation oder ein Verweilen beim Althergebrachten gehört für Assumpció Ahosta offenbar zu den eher undenkbaren Formen, einen Job zu machen oder  ein Museum zu leiten. „Wir arbeiten hier im kleinen Format, mit kleinem Budget und kleinen Ausstellungen, bei denen es uns viel mehr darum geht, die Neugier und die Kreativität zu wecken als darum, eine vollständige Erklärung aller Einzelheiten eines Themas zu geben“, sagt Ahosta. Um Synergien zu schaffen, arbeitet das Museum einerseits mit großen Institutionen wie der Bibliothek von Jerusalem zusammen, andererseits will man auch junge Forscher und Studenten anregen, zum Thema der jüdischen Kultur und Geschichte zu arbeiten.

 

Die permanente Ausstellung im Jüdischen Museum in Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Die permanente Ausstellung im Jüdischen Museum in Girona © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Ein Europäisches Projekt

So kooperiert das Museum zum Beispiel mit der AEPJ, die sich für den Erhalt und die Vermittlung jüdischer Kultur in Europa einsetzt. Neben der Ausstellung zu den Rituellen Bädern hat das Patronat zum Beispiel im November 2016 eine Tagung zu den jüdischen Sprachen in Europa mitorganisiert. Für das kommende Jahr stehen außerdem Projekte zur jüdischen Diaspora und zu den Routen der jüdischen Flüchtlinge durch die Pyrenäen an. Das letztgenannte Projekt ist besonders interessant für historisch interessierte Wanderer, und wir werden beizeiten darüber berichten: Hier geht es nicht nur darum, die Fluchtrouten der Juden durch die Pyrenäen aufzuzeigen, sondern auch darum, heutigen Wanderern die Möglichkeit zu geben, die Geschichten dieser Flucht bei eigenen Wanderungen auf historischen Routen nachzuvollziehen.

Eine Ausstellung zu den Jüdischen Bädern von Girona © Josep Maria Oliveras. Patronat Call de Girona

Eine Ausstellung zu den Jüdischen Bädern von Girona © Josep Maria Oliveras. Patronat Call de Girona

Kultur „am eigenen Leib“ erfahren

Jüdische Kultur und Geschichte sozusagen „am eigenen Leib“ erfahrbar zu machen, ist ein wesentlicher Teil des strategischen Fundus des Museums. Dessen Arbeit hört nämlich nicht an den Grenzen der Ausstellungsräume auf, sondern wirkt hinein in das kulturelle Leben Gironas und von dort aus in das kollektive Bewusstsein der Stadt und ihrer Besucher.

„Wir möchten nicht nur die jüdische Kultur des mittelalterlichen Kataloniens vorstellen, wir möchten auch eine Brücke zur Gegenwart schlagen“, sagt Assumpció Ahosta. Deshalb organisiert das Patronat Call de Girona immer wieder Aktivitäten und Veranstaltungen, bei denen die heutige jüdische Kultur im Mittelpunkt steht. So finden beispielsweise jährlich im Sommer in Kooperation mit dem Festival des Jüdischen Kinos in Barcelona die „Filmnächte im Call“ statt. Es gibt den Lesezirkel für Jüdische Literatur, das Festival der Jüdischen Musik und natürlich spielt auch die Kulinarik eine bedeutende Rolle, wenn im Call von Girona jüdische Kultur erfahrbar gemacht wird.

Jüdische Musik im Call © Patronat Call de Girona

Jüdische Musik im Call © Patronat Call de Girona

Die Früchte der Arbeit

Dass die Arbeit des Patronats Früchte trägt, wird besonders deutlich, wenn katalanische Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Fragen auf die Institution zukommen, die sich vor dreißig Jahren vermutlich niemand gestellt hätte. „Wenn zum Beispiel die Organisatoren eines Kongresses an der Universität von Girona bei uns anfragen, wie und wo sie koscheres Essen für orthodoxe jüdische Teilnehmer organisieren können, oder wenn ein Winzer sich erkundigt, wer ihn über die Herstellung koscherer Weine informieren kann, dann merke ich, dass sich das Bewusstsein der Menschen in den letzten Jahren verändert hat“, sagt Assumpció. Der besagte Winzer produziert übrigens inzwischen sehr erfolgreich hochwertigen koscheren Wein, der fast komplett exportiert wird. Er ist nicht nur ein schönes Beispiel für erfolgreiche wirtschaftliche Beziehungen zwischen Katalonien und Israel, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, dass Interesse und Offenheit für eine fremde Kultur zu neuen Ideen führen, die das eigene Leben komplett verändern können.

Facettenreich

Der Ansatz, die Neugier der Besucher zu wecken und sich selbst in Beziehung zu den Inhalten der Ausstellung zu setzen, ist auf ein breites und heterogenes Publikum ausgerichtet. Es geht in den Ausstellungen nicht um die Vermittlung religiöser Inhalte, sondern darum, verschiedene Facetten der jüdischen Kultur so zu präsentieren, dass unterschiedlichste Menschen daraus etwas für sich mitnehmen können. „Wir arbeiten viel mit Jugendlichen, die sind schließlich unsere Zukunft“, erläutert Assumpció Ahosta, „aber natürlich sollen sich 35- oder 75jährige von den Ausstellungen genauso angesprochen fühlen wie Fünfzehnjährige.

Wir mixen unterschiedliche Materialien, Präsentationstechniken und Informationen, so dass jeder sich etwas herauspicken kann, das ihn interessiert. So kann ein jüdischer Besucher des Museums, der seine Kultur gut kennt, hier jede Menge über die Geschichte und lokale jüdische Kultur Kataloniens erfahren, die anderswo wenig bekannt sind. Die nicht-jüdischen Besucher konzentrieren sich oft eher auf allgemeine Aspekte der jüdischen Kultur und weniger auf die lokalen Facetten.

Das Museum für Jüdische Geschichte © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Das Museum für Jüdische Geschichte © Aniol Resclosa. Patronat Call de Girona

Eine Rundum-Vision des jüdischen Lebens im historischen Girona

Die permanente Ausstellung gibt anhand archäologischer Funde, historischer Dokumente und architektonischer Modelle einen spannenden Überblick über die unterschiedlichen Aspekte des Lebens im Call de Girona: Feste und Traditionen, Rituale im Zyklus des Lebens und Alltagsgegenstände, die vom häuslichen und familiären Leben innerhalb des Calls erzählen, werden hier ebenso vorgestellt wie das religiöse Leben in den Synagogen und der jüdische Friedhof. Der Kontakt mit der jeweils anderen Kultur wird zum Beispiel in den Ausstellungen zur Koexistenz christlicher und jüdischer Kultur und zur Diaspora thematisiert, aber auch in jenem Teil des Museums, welcher den beruflichen Tätigkeiten der Juden von Girona gewidmet ist.

Erhellend ist auch die Ausstellung zum Vermächtnis der jüdischen Kultur, welche die wissenschaftliche, literarische und philosophische Kultur des Mittelalters stark geprägt hat. Bekanntlich konnte dies die Unterdrückung und Vertreibung der Jüdischen Gemeinschaft nicht verhindern. Dieser Prozess wird reflektiert anhand architektonischer Modelle des Jüdischen Viertels, dessen Grenzen im Zuge der zunehmenden Anfeindungen immer enger wurden und insbesondere im Ausstellungssaal, welcher der Konvertierten Gesellschaft und der Inquisition gewidmet ist.

Über die Grenzen des Museums hinaus

Komplementär zu den permanenten und temporären Ausstellungen bietet das Museum für Jüdische Geschichte von Girona Aktivitäten an, die es ermöglichen, das jüdische Erbe der Stadt aus einer neuen Perspektive zu betrachten: Zum Beispiel bei einem musikalischen Spaziergang durch die Gärten des Call oder bei einer botanischen Route, die den Blick auf Jahrtausende alte Kulturpflanzen des historischn Viertels richtet und so die oft vergessenen Verbindungen zwischen christlicher und jüdischer Kultur aufzeigt.

Beim musikalischen Spaziergang durch das Call © Patronat Call de Girona

Beim musikalischen Spaziergang durch das Call © Patronat Call de Girona

Wer sich für die enge Verbindung verschiedenster kultureller Strömungen Europas mit der jüdischen Kultur interessiert, der sollte einmal einen Blick auf die Thematischen Routen der AEPF Website for Jewish Heritage werfen. Wenn Sie sich zum Beispiel in Katalonien in die Architektur der Art Noveau bzw. des Modernisme verliebt haben, dann sollten Sie vielleicht einmal einen Blick auf die Internationale Route zur Architektonischen Moderne der AEPF werfen, denn hier gilt es, unter anderem, sehenswerte Synagogen des Art Noveau von Ungarn über Frankreich bis Großbritannien entdecken. Auf dem Weg zu der ebenso alten wie inspirierenden Erkenntnis, das letztlich alles mit allem zusammenhängt, ist das Museum für Jüdische Geschichte in Girona zweifellos ein wunderbarer Ausgangspunkt.

Weitere Infos unter: http://www.girona.cat/call/cat/index.php

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Naturpark Cadí-Moixeró

Der Naturpark Cadí-Moixeró in der Provinz Lleida erstreckt sich auf Höhen zwischen 800m und 2.648m über die Landkreise Alt Urgell, Berguedà und Cerdanya. Er umfasst die Gebirgsmassive von Tosa, Puigllançada und Pedraforca sowie die namensgebenden Gebirgsketten von Cadí und Moixeró. Von Osten nach Westen ziehen sich diese auf der Grenzlinie zwischen den Flüssen Segre und Llobregat über eine Länge von 30km durch die Vorpyrenäen. Ihre Hänge bilden insbesondere an der Nordseite steile, zum Teil fast vertikale Felswände und tief eingeschnittene Täler. Der wohl berühmteste Berg des Naturparks ist der Pedraforca. Mit seinen zwei Spitzen, einem markanten Profil und ebenso schönen wie herausfordernden Abschnitten für Bergsteiger und Kletterer, ist er zu einem Symbol des katalanischen Bergsports geworden.

Der legendäre Pedraforca im Naturpark Cadí-Moixeró © Servicios Editoriales Georama

Klima

Das Klima des Naturpark Cadí-Moixeró ist nicht typisch für mediterrane Gebiete. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 11°C in den tieferen Gebieten des Alt Urgell und 0°C auf den höchsten Gipfeln. In den kalten Wintern können die Temperaturen bis auf -20°C sinken, auch die Sommer sind vergleichsweise frisch. Die Niederschlagsmenge liegt auf den im Osten gelegenen Gebirgsabschnitten bei 1.500mm pro Jahr und bei 700mm in den tiefer gelegenen Gebieten im Westen. Während sechs Monaten des Jahres liegt in den höhergelegenen Bereichen des Naturparks Schnee.

 

Vegetation

Die niedrigen Temperaturen in Kombination mit häufigen Regenfällen haben zur Entwicklung einer für den Mittelmeerraum wenig typischen Flora und Fauna geführt. Viele der hier lebenden Arten sind üblicherweise eher im nordeuropäischen oder gar arktischen Raum zu Hause, zum Teil auch in den Höhenlagen der Alpen.

Schönheit mit alpinem Charakter © Sebastiaan Bedaux

Bergwiesen sind die typische Vegetationsform der Höhenlagen des Naturparks Cadí-Moixeró. Auf Höhen von 2.200m und mehr gedeihen vor allem grasartige Pflanzen, aber auch solche wie zum Beispiel der Alpen-Enzian. In den tiefergelegenen Bereichen finden sich Schwarzkiefernwälder mit kärglichem Unterholz, das vor allem aus Alpen-Wacholder und Rostblättriger Alpenrose besteht. In den tiefer gelegenen Abschnitten dieser Wälder und an den Nordhängen der Gebirgsketten finden sich auch Tannenwälder.

Eine weitere Pflanzenart des Waldes, die typisch für Gebiete mit Vergleichsweise hoher Feuchtigkeit ist, ist die Buche, während die Flaumeiche eine typische Vertreterin der sonnenbeschienen Gebiete des Parks ist. Neben diesen besonders regionstypischen Laubbäumen finden sich zwischen den Kiefernwäldern auch mehr oder weniger große Flächen auf denen Feldahorn, Birke und Zitterpappel wachsen. Zu den wohl interessantesten Pflanzengemeinschaften des Parks gehören die der Steinwüsten mit Arten wie Xatardia scabra, das als botanisches Juwel des Parks gilt, Delphinium montanum (eine in Spanien und Frankreich beheimatete Art des Rittersporns) und der sogenannte Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconi) als Relikt der Eiszeit.

Im Herbst besonders schön: Der Wald von Gresolet © Sergi Boixader

Fauna

Der Naturpark Cadí-Moixeró ist Lebensraum für eine außergewöhnliche große Poblation von Gämsen. Rehe und Hirsche, die seit langem in der Region nicht mehr vorkamen, bevölkern nun dank einer Wiedereinführung den Park. Ein weiteres interessantes Säugetier der hiesigen Wälder ist der Baummarder.
Erwähnenswerte Vertreter der Vogelwelt des Parkes sind der Auerhahn als Relikt der Eiszeit, der Raufußkauz und der Schwarzspecht, der übrigens das Symboltier des Naturparks ist. In den höher gelegenen Zonen kann man auch Steinadler beobachten.

Unter den Reptilien des Parkes seien stellvertretend nur zwei bemerkenswerte Vertreter erwähnt: Die Smaragdeidechse ist eine große, aber schlanke Eidechsenart mit grünlicher Grundfärbung, die eine Gesamtlänge von etwa 40cm erreiche kann. Auch die Gelbe Zornnatter (Coluber viridiflavus) ist Bewohnerin des Parks. Sie ist ungiftig, reagiert allerdings “zornig” wenn sie gefangen wird. Typischerweise beißt sie zu und lässt nach dem Zubeißen nicht sofort wieder los, sondern macht eine Art Kaubewegung. Als weitere Abwehrreaktion entleert sie ihren Darm und die Afterdrüsen. Unter den Amphibien des Parks verdienen der endemischer Pyrenäen-Gebirgsmolch und der Grasfrosch besondere Erwähnung. In den wenigen Wasserläufen des Parks sind  insgesamt nur drei Fischarten beheimatet: Forelle, Hundsbarbe und Elritze.

Der Schwarzspecht ist das Symboltier des Naturparks © José Luis Rodríguez

Interessante Orte

Insgesamt 17 Gemeinden liegen im Naturpark Cadí-Moixeró, der neben der Schönheit seiner zerklüfteten Bergwelt, auch auf kultureller und geschichtlicher Ebene einiges zu bieten hat.
So ist der mittelalterliche Stadtkern von Bagà, der einstigen Hauptstadt der Baronie Pinós y Bellver de Cerdanya, unbedingt einen Besuch wert. Die traditionelle ländliche Architektur ist in vielen Ortschaften der Region erhalten geblieben, wie man zum Beispiel in Castellar de n’Hug schön sehen kann.

Weitere sehr schöne Dörfer sind zum Beispiel Saldes mit den Ruinen seines Schlosses, Montellà, Tuisén, Josa de Cadí und weitere winzige Dörfer die in malerischen Gegenden liegen. Beste Beispiele hierfür sind Orte wie Torres d’Alàs, Adraén, El Quer Foradat, Conellana, Cava, Ansovell, Gisclareny, Gréixer und Gósol.

Auch die romanische Architektur hat hier sehenswerte Spuren hinterlassen, beispielsweise in Sant Llorenç prop Bagà, der Kirche von Talló und vielen anderen, die sich über die Dörfer des Naturparks verteilen.

Romanische Kirche Santa Maria de Talló © Servicios Editorials Georama

Weitere Infos zu Routen und Aktivitäten im Naturpark Cadí-Moixeró finden Sie hier.

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Nachhaltiger Tourismus in Katalonien – Ein Blick hinter die Kulissen

2017 war das Jahr des nachhaltigen Tourismus. Anlass genug, einigen Fragen rund um das Thema auf den Grund zu gehen. „Was ist eigentlich nachhaltiger Tourismus?“, „Wer interessiert sich für sowas?“ und „Was gewinnt man eigentlich, wenn man nachhaltig reist?“ Antworten auf diese und andere Fragen sowie jede Menge Insidertipps zu den interessantesten nachhaltigen Angeboten in Katalonien, finden Sie im folgenden Interview mit den Experten Josep Capellà und Inma Ballbé von der Tourismusberatung Decaba.

Nachhaltige Projekte sind ein Schwerpunkt in eurer Arbeit als Tourismusberater. Könnt ihr unseren Lesern in aller Kürze erklären, was es mit dem nachhaltigen Tourismus auf sich hat? Worum geht es eigentlich und was unterscheidet nachhaltigen Tourismus vom konventionellen Tourismus?

Der Begriff des nachhaltigen Tourismus entwickelte sich in den 80er-Jahren in den hochentwickelten Industrieländern und wurde bald zu einem weltweit anerkannten Konzept. Die Kernidee ist, dass ein nachhaltiges Entwicklungsmodell gegenwärtigen Bedürfnissen gerecht werden muss, ohne die Ressourcen der folgenden Generationen zu gefährden oder zu beeinträchtigen.

Diese Prämisse hat in den letzten Jahren in einer Bewegung Gestalt angenommen, die auf die gemeinsame Übernahme von Verantwortung aller Akteure abzielt: Tourismusanbieter, Touristen, lokale Bevölkerung und öffentliche Verwaltungen müssen am gleichen Strang ziehen, damit nachhaltiger Tourismus gelingen kann. Das Motto lautet: Je attraktiver ein Ort für seine Bewohner ist, umso attraktiver ist er auch für seine Besucher.

„Je attraktiver ein Ort für seine Bewohner ist, umso attraktiver ist er auch für seine Besucher.“ © Ajuntament d’Arbolí

In der Praxis unterscheidet sich nachhaltiger Tourismus von konventionellen Angeboten in vielerlei Hinsicht: Nachhaltiger Tourismus

  • zielt darauf ab, negative Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und soziale Gefüge vor Ort auf ein Minimum zu reduzieren.
  • macht die wirtschaftlichen Gewinne aus touristischer Aktivität für die Menschen vor Ort verfügbar, verbessert die Arbeitsbedingungen und erhöht die Lebensqualität.
  • bezieht die lokale Bevölkerung mit ein, wenn es um Entscheidungen geht, die ihr Leben und ihre Zukunftschancen betreffen.
  • trägt zum Erhalt der Natur und des Kulturellen Erbes bei, und somit in umfassendem Sinne zum Erhalt der Vielfalt.
  • ermöglicht Touristen interessante und berührende Erfahrungen durch die innige Verbindung mit der lokalen Bevölkerung. Dies führt gleichzeitig zu einem tieferen Verständnis der betreffenden Natur, Kultur und den sozialen Gegebenheiten.
  • bietet barrierefreie Angebote
  • ist kulturell sensitiv, fördert den Respekt zwischen Touristen und Gastgebern und fördert Selbstwertgefühl und -vertrauen der Menschen vor Ort.

Im Einzelnen kann man das übrigens hier nachlesen.

Barrierefreie Angebote, wie hier auf der Via Verde in der Garrotxa, sind ein wichtiges Element des nachhaltigen Tourismus. © Oriol Clavera

Wer interessiert sich denn für solche Angebote? Gibt es so etwas wie ein „Profil des nachhaltigen Touristen“?

Ja, das gibt es tatsächlich. Studien zeigen, dass der nachhaltige Tourismus ein generationenübergreifendes Thema ist. Menschen, die sich für nachhaltigen Tourismus interessieren, achten in der Regel auf einen gesunden Lebensstil und zeigen eine erhöhte Sensibilität für das Thema Nachhaltigkeit auf allen Ebenen – vom Klima bis zur Auswirkung persönlicher Konsumgewohnheiten auf die Menschen in der Umgebung. Im englischsprachigen Raum werden diese Leute kurz als LOHAS bezeichnet, das Akronym steht für den „Lifestyle of Health and Sustainability“.

Schon zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeigten Marktstudien in den USA, dass bereits 20% der Bevölkerung in diese Gruppe fällt. Ähnliche Zahlen gelten für Kanada, aber auch für Deutschland. Der „typische nachhaltige Tourist“ lebt im wirtschaftlich und technisch hochentwickelten Umfeld von Großstädten und sein Interesse am Thema Nachhaltigkeit konzentriert sich auf die Bereiche Gesundheit, Bauwesen und Tourismus.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Bereich der Nachhaltigkeit immer weiter an Bedeutung gewinnt. 2016 wurde in der Eurobarometer-Umfrage zu Tourismus und Urlaubsplanung zum ersten Mal erfragt, welche Bedeutung das Thema Nachhaltigkeit für die Wahl des Ferienziels hat. Allein, dass diese Frage gestellt wird, sagt schon einiges aus. Interessant ist dann auch zu hören, dass bei 46% der Reisenden die Urlaubsplanung durch das Thema Nachhaltigkeit mitbestimmt wird.

Nachhaltiger Tourismus ist ein generationenübergreifendes Thema. © Oriol Clavera


Was sind die besonderen Erfahrungen, die Menschen machen, die „nachhaltig reisen“?

Menschen, die sich dem nachhaltigen Reisen verschrieben haben, treten auf eine ganz besondere Weise mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt. Das kann zum Beispiel mit der Degustation von Produkten beginnen, die direkt vor Ort hergestellt wurden. Ein Schafskäse zum Beispiel schmeckt einfach anders, wenn man nicht nur seinen Hersteller kennt, sondern auch die Schafe, die die Milch gaben und den Hirten, der sie hütet.

Nachhaltige Angebote jenseits des Massentourismus bieten die Möglichkeit, tiefe Einblicke in das Leben vor Ort zu gewinnen. Mehr noch, man kann für eine Weile ein Teil davon zu werden. Das ist nicht nur für die Besucher eine bereichernde Erfahrung, es erhöht auch die Lebensqualität der Menschen vor Ort und schafft Arbeitsplätze mit fairen Bedingungen. Letztlich schenkt man sich selbst ein gutes Gefühl, indem man seinen Urlaub auf eine Weise genießt, die auch anderen gut tut.

Einblicke in das Leben einer Region: Der Wettbewerb der Hirtenhunde in Castella de n’Hug hat eine lange Tradition. © Turismo Verde S.L.

Und welche Vorteile bringt der nachhaltige Tourismus den Anbietern in den Regionen?


Eine ganze Menge. Erstens Sicherheit, in dem Sinne, dass dieses Wachstumsmodell verhindert, dass gerade die Dinge, die touristisch attraktiv sind, durch den Tourismus ausgebeutet und zerstört werden. Zweitens stärkt der nachhaltige Ansatz das Vertrauensverhältnis zum Kunden. Initiativen dieser Art erfordern eine erhöhte Sensibilisierung und Professionalität der Anbieter. Die Kunden wissen das. Je erfahrener sie sind, umso mehr neigen sie dazu, Nachhaltigkeit mit Qualität in Verbindung zu bringen. Natürlich bringt der nachhaltige Ansatz den Anbietern auch Prestige, denn Nachhaltigkeit ist wie eben bereits erwähnt zum Lifestyle-Thema geworden. Schließlich, und das ist besonders wichtig, fördert der nachhaltige Tourismus Chancengleichheit und Gerechtigkeit, da er nur unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung funktionieren kann und darauf abzielt, deren Lebensqualität zu erhöhen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Aktiv- und Adventure-Tourismus. Nach Aussage der Welttourismusorganisation UNWTO erzeugt diese Form des Tourismus höhere Gewinne für die lokale Bevölkerung, weil die entsprechenden Aktivitäten von einer Vielzahl kleiner regionaler Firmen angeboten werden. Deshalb verbleiben bei Aktiv- und Adventure-Tourismus mehr als 65% der Reisekosten vor Ort, während bei einem All-Inclusive Urlaub nur ein sehr geringer Prozentsatz der investierten Reisekosten der lokalen Bevölkerung zu Gute kommt.

Natur- und Adventure Tourismus kommen in besonderem Maße der lokalen Bevölkerung zu Gute. © Rafael López-Monné

Gibt es Regionen Kataloniens, in denen der nachhaltige Tourismus besonders stark vertreten ist?

Die meisten Angebote aus dem Bereich des nachhaltigen Tourismus finden wir im Landesinneren, in ländlichen Gegenden und im Umfeld der Natur- und Landschaftsschutzgebiete.

Warum ist das so?

In diesen Gegenden ist es einfach leichter, Konzepte zu verwirklichen, die grundlegend für den nachhaltigen Tourismus sind: Regionale Entwicklung, Aufwertung der Landschaft, ein gastronomisches Angebot, das auf lokale Produkte setzt und der Kontakt mit den Menschen, die hier leben.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass es sich hier oft um relativ neue touristische Initiativen handelt, die von jungen, gebildeten Unternehmern ins Leben gerufen wurden. Diese sind häufig besonders für das Thema der Nachhaltigkeit sensibilisiert und erkennen, dass Projekte in touristisch wenig bekannten Regionen eine sehr klare Positionierung auf dem Markt benötigen. Um erfolgreich sein zu können, müssen sie sich von Standard-Angeboten abgrenzen. Ein herausragendes Beispiel dafür, wie so etwas funktionieren kann, ist der Wanderweg El Cinquè Llac.

Der ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wanderweg El Cinquè Llac führt durch nahezu unentdeckte Pyrenäenlandschaft © Jordi Peró

Wie sieht es aus mit Städtetrips und Urlaub an der Küste – gibt es dort auch nachhaltige Angebote?


Ja, natürlich. Im Bereich der Städtetrips ist Barcelona Vorreiter, was Angebote des nachhaltigen Tourismus betrifft. Die Tourismus-Institutionen haben das Thema Nachhaltigkeit als grundlegendes Element in Planung und Marketing integriert. Außerdem gibt es auch viele private Initiativen, die auf Nachhaltigkeit setzen – von Unterkünften über Gastronomie bis zu Aktivitätsangeboten. Ich denke zum Beispiel an Unterkünfte wie das preisgekürte INOUT-Hostel in Barcelona. Das Haus ist Teil einer Non-Profit Organisation, die sich für die Integration behinderter Menschen einsetzt. Seine Belegschaft besteht zu einem großen Teil aus Menschen mit Behinderung.

Das im Naturpark Collserola gelegene Hostel ist barrierefrei und setzt auch auf ökologischer Ebene in jeder Hinsicht auf Nachhaltigkeit. Weitere Beispiele sind das ebenfalls preisgekrönte Hostel Twentytú, das als erste Unterkunft in Barcelona das Prädikat für „höchste Energieeffizienz“ erhalten hat und das Hostel Centre Esplai, das ökologisch und nachhaltig arbeitet und an die Bedürfnisse bewegungseingeschränkter Personen angepasst ist. Weitere wichtige Initiativen sind zum Beispiel umweltfreundliche Taxis (Elektro- oder Hybridautos) und der Fahrradverleih Bicing.

Der Tourismus orientiert sich aber inzwischen auch in den Küstenregionen neu. Im Gegensatz zu vorangegangenen Jahrzehnten unterliegen die Städte- und Landschaftsplanung viel strengeren Restriktionen. Es hat eine Sensibilisierung dafür stattgefunden, dass eine Ausbeutung der landschaftlichen und kulturellen Ressourcen der falsche Weg ist. Stattdessen muss der Tourismus in die Gesamtheit der Lebenszusammenhänge einer Region integriert werden. Und tatsächlich tut sich auch hier einiges: Die aktuellen Richtlinien der Landschaftsplanung stimulieren die Schaffung neuer Naturschutzgebiete und den Erhalt des kulturellen Erbes, das letztlich die Identität der Regionen ausmacht.

Außerdem wird nachhaltige Mobilität gefördert und die Schaffung neuer Wege und Routen, um die Landschaft und ihre Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Ein weiterer wichtiger Schachzug ist es, Aktivitäten und Programme zu bewerben, mit deren Hilfe Besucher die Besonderheiten einer Region wirklich verstehen und wertschätzen können. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist der Wander- und Tourismusanbieter El Brogit. Im Bereich der Unterkünfte an der Küste finden wir unter anderen Camping La Tordera sehr erwähnenswert. Als Reaktion auf die harten Jahre der Wirtschaftskrise fließt hier 1 Euro jeder über die Website getätigten Buchung in ein Projekt, das sozial benachteiligten Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen soll.

Unterwegs mit den Wanderführern von El Brogit erfährt man Überraschendes und Geheimnisvolles über Kataloniens Kultur und Landschaften © El Brogit

Eine weitere interessante Entwicklung in den Küstenregionen ist die Abkehr vom reinen Strandtourismus und hin zu einem gemischten Angebot, das auch auf Angebote für Aktivtouristen setzt. Ziel ist es, die Besucherströme nicht mehr allein auf die Hauptsaison zu konzentrieren und die Besuchermagneten „Strand und Sonne“ mit Angeboten für Wanderer, Radfahrer und Naturfreunde zu kombinieren. Inzwischen haben viele Orte an der Küste interessante Angebote für Wanderer und Radfahrer entwickelt. Zu diesen gehören u.a. die Küstenwanderwege Camins de Ronda, oder auch die Angebote im Naturpark Montgrí, um nur zwei Beispiele zu nennen. Allerdings gehen diese Ansätze in der Fülle des Angebots für reine Strandtouristen noch ein bisschen unter.

Strandtourismus einmal anders: Wandern auf dem Camí de Ronda © Daniel Punseti

 

 

Also lässt sich das Konzept der Nachhaltigkeit im Prinzip auf alle touristischen Angebote anwenden?

Ja, dieses Modell kann und sollte auf alle touristischen Angebote angewendet werden. Der Respekt für die Umwelt und die Ressourcen eines Ortes müssen bei jedem touristischen Angebot berücksichtigt werden. Ebenso der Gedanke daran, dass solche Prozesse langfristig wirtschaftlich sein sollten, indem sie die Entwicklung einer Region unterstützen, Arbeitsplätze schaffen und insgesamt die Lebensqualität erhöhen.

Welche nachhaltigen Tourismusprojekte sind denn in Katalonien besonders erfolgreich?

Besonders erfolgreich sind Projekte, in deren Zentrum Naturlandschaften und kulturelles Erbe stehen. In Katalonien hat man den nachhaltigen Tourismus sehr oft mit Naturtourismus oder „Ferien auf dem Lande“ in Verbindung gebracht. Aber, wie wir eben schon im Zusammenhang mit Barcelonas Vorreiterrolle im nachhaltigen Städtetourismus erwähnt haben, gibt es noch viele weitere spannende Ansätze, wie barrierefreie Unterkünfte, ökoeffiziente Einrichtung, Mobilität vor Ort mit geringem CO2-Abdruck etc.

Wichtig ist auch der enge Kontakt zur lokalen Bevölkerung und Aktivitätsangebote, die Naturlandschaften und kulturelles Erbe sinnlich erfahrbar machen. Last but not least sind gastronomische Erfahrungen – seien sie „innovativ“ oder „traditionell“ – essentieller Bestandteil eines nachhaltigen Urlaubs. Paradebeispiele für die Kombination dieser Elemente, sind Aktivitätsangebote, wie man sie zum Beispiel bei Naturalwalks findet.

Bei Naturalwalks wird die Verbindung von Naturlandschaften und Kultur sinnlich erfahrbar © Naturalwalks

Welche nachhaltigen Angebote findet ihr persönlich denn besonders interessant?


Es gibt so viele – da ist es schwierig, eine Auswahl zu treffen. Erwähnenswert sind sicherlich die Naturschutzgebiete, die durch die Europäische Charta für Nachhaltigen Tourismus akkreditiert sind, wie zum Beispiel die Naturparke Garrotxa, Delta de l’Ebre, Montgrí-Illes Medes-Baix Ter und Montseny.

Begeistert sind wir auch von Initiativen wie El Cinquè Llac. Hier haben Besitzer von Landhotels ein Produkt geschaffen, dass für den internationalen Markt interessant ist und gleichzeitig auf großartige Weise die Prämissen des nachhaltigen Tourismus integriert.

Initiativen lokaler Produzenten, welche ihre Werkstätten und Betriebe den Besuchern öffnen: Dabei erfahren die Gäste nicht nur, wie die Produkte hergestellt werden. Sie können auch ein Gefühl dafür entwickeln, in welcher besonderen Beziehung ein Produkt und der Landstrich aus dem es stammt zu einander stehen.

Nachhaltiger Genuss: Einblicke in die Arbeit lokaler Produzenten gewinnen © Torisme Val d’Aran

In der gleichen Linie arbeiten Firmen, die Führungen anbieten und die charakteristischen Besonderheiten ihrer Region für unterschiedlichste Besucher erfahrbar machen. Deltapolet, Naturalwalks und SK Kayak sind einige von vielen spannenden Beispielen für diesen Ansatz.

Und dann dürfen wir natürlich auch nicht die Projekte in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie vergessen, die sich im Umweltschutz engagieren und dabei auch die soziale Inklusion nicht vergessen, wie zum Beispiel Inout Hostel, Hotel Empuries, Hotel Algadir del Delta, Mas del Joncar, oder Casa Leonardo

Nachhaltigkeit mit Stil – Casa Leonardo im Pyrenäendorf Senterada © Tom Sólo

Ihr seid nun schon seit vielen Jahren als Berater im Bereich des nachhaltigen Tourismus tätig. Wenn ihr einmal zurückblickt und dann einen Vergleich zur Gegenwart zieht – wie schätzt ihr die Entwicklung ein?

Wie wir bereits gesagt haben gibt es wirklich eine bemerkenswerte Entwicklungen, nicht nur im Bereich des Natur- und Aktivtourismus, sondern auch an der Küste und im Städtetourismus und wir gehen davon aus, dass diese Projekte immer mehr Schule machen werden. Auch in den öffentlichen Institutionen finden in dieser Hinsicht große Veränderungen statt. Nachhaltigkeit ist heute ein Thema, das selbstverständlich in die Projektplanung und das Marketing einbezogen wird. In der Masse des gesamten touristischen Angebotes erreichen die nachhaltigen Projekte aus unserer Sicht noch immer nicht die Sichtbarkeit, die sie verdienen. Deshalb freuen wir uns, dass das Jahr des nachhaltigen Tourismus die Sensibilisierung in diesem Bereich fördert und zur Reflexion anregt.

INFO:
Josep Capellà und Inma Ballbé sind Experten für nachhaltigen Tourismus. Gemeinsam führen sie die Tourismusberatung DCB, zu deren Schwerpunkten die Entwicklung nachhaltiger Tourismusprojekte gehört. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Wertschätzung der authentischen Kultur und Natur eines Ortes und deren respektvolle und nachhaltige touristische Erschließung.

DCB berät öffentliche Institutionen und private Anbieter in touristisch wenig entwickelten Gebieten mit dem Ziel, deren Serviceleistungen zu verbessern, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und Produkte zu schaffen, die den Gästen einen Anreiz bieten, längere Zeit vor Ort zu bleiben. Besonders aktiv ist DCB in den letzten Jahren in den Pyrenäen und den Terres de l’Ebre, wo die Tourismusberatung an der Entwicklung unterschiedlicher Angebote im Bereich Wandern, Radfahren, Tierbeobachtung sowie im Weintourismus und gastronomischen Tourismus beteiligt war.

Ein weiterer Arbeitsbereich der Tourismusberatung ist die “Neuerfindung” des touristischen Angebots in klassischen Urlaubsdestinationen an der Costa Brava, über die wir hier schon einmal berichtet haben.

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Die Seele Kataloniens entdecken

Meritxell leitet die Reiseagentur El Brogit. Die ausgebildete Biologin ist Expertin für Ökotourismus.  Sie spricht fließend Deutsch und Englisch und liebt es seit jeher, zu wandern und zu reisen. Außerdem liebt sie ihr Land und möchte ihren Gästen genau das bieten, was sie selber auf Reisen immer sucht. Wer mit El Brogit reist, darf sich auf herrliche Naturlandschaften, aber auch authentische Einblicke in das Leben und die Kultur des Landes freuen.

Ganz wichtig ist ihr außerdem, dass ihre Gäste die Möglichkeit haben, mit den Menschen, die hier leben in Kontakt zu treten und so aus erster Hand zu erfahren, wie diese denken, leben und arbeiten. Im Rahmen unserer Beiträge zum Jahr des Nachhaltigen Tourismus haben wir mit ihr über ihre Arbeit und ihre ganz besonderen Reiseangebote gesprochen. Zu diesen zählen zum Beispiel Weinwanderungen durch einen Landstrich der Guerillakämpfer und Vampire im Priorat, Fotowanderungen auf den Spuren der Schlacht am Ebro und genussvolle gastronomische Reisen durch die DOQ Priorat mit Wein- und Olivenölverkostungen.

Die Geheimnisse der katalanischen Natur, Kultur und Gastronomie sind Mertitxells Leidenschaft

Meritxell, erzähl uns ein wenig über deine Arbeit. Wie bist du dazu gekommen, das zu tun, was du heute machst?


Ich habe El Brogit vor nun fast zehn Jahren gegründet und damit ein Hobby zum Beruf gemacht. Ursprünglich habe ich vor allem geführte Wanderungen angeboten, die auf das katalanische Publikum zugeschnitten waren. Da ich auch gut Englisch und Deutsch spreche, habe ich diese Wanderführungen mit der Zeit ausgebaut und mich verstärkt an ein internationales Publikum gerichtet. El Brogit ist heute eine Reiseagentur für Wanderreisen, Ökotourismus und Weintourismus, die international arbeitet. Wir bieten die komplette Reiseorganisation inklusive Führungen, Unterkunft, Verpflegung und Transfers.

Eine Weinwanderung in Gratallops © El Brogit

Da hat sich das Angebot von El Brogit innerhalb von zehn Jahren ja ganz schön erweitert. Wie ist es dazu gekommen?

Rückblickend erscheint die Ausweitung unserer Wanderreisen in den Bereich Ökotourismus und Weintourismus mir eigentlich nur logisch und sie ergab sich praktisch von selbst. Denn wenn wir zum Beispiel durch den Priorat wandern, durchqueren wir ja keinen Urwald oder unberührte Natur, sondern eine seit Jahrtausenden kultivierte Landschaft, die seit den Zeiten der Iberer besiedelt war.

Diese Landschaft ist vom Menschen geprägt und sie wird auch heute noch geprägt von den Menschen, die hier arbeiten: den Landwirten, den Weinbauern und den Hirten, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Diese Leute sind tief in dem Land verwurzelt, das sie bearbeiten. Wer sich mit ihnen unterhält, erfährt Dinge über die Region, die man schwerlich in Büchern oder Reiseführern lesen kann. Deshalb besuchen wir mit unseren Gästen gerne die Weinbauern und Olivenölproduzenten und bieten ihnen so eine ganz besondere Erfahrung.

Wandern durch Jahrtausende alte Kulturlandschaften © El Brogit

Wie sieht euer Angebot konkret aus?

Wir bieten einerseits Reisevorschläge zu unterschiedlichen Themen, insbesondere zum Wein- und Öltourismus, aber auch Fotowanderungen, Küstenwanderungen, Kulturwanderungen oder Wanderungen für die ganze Familie. Auf unserer Website stellen wir verschiedene Angebote vor – manche davon dauern nur einen halben Tag, andere 2-3 Tage, 5 Tage oder auch eine ganze Woche. Andererseits arbeiten wir auch Reisen nach individuellen Vorstellungen aus. Die Kunden schicken uns dann eine Wunschliste mit Dingen, die sie sehen und erleben möchten und Orten, die sie kennenlernen wollen. Sie sagen uns, ob sie mit oder ohne Reiseführer unterwegs sein möchten und nennen uns den Zeitrahmen und das verfügbare Urlaubsbudget. Wir übernehmen die komplette Planung und Organisation der Reise.

Wir arbeiten auch mit ausländischen Reiseagenturen zusammen, für die wir dann komplette Reiseprogramme zusammenstellen. Nach einem geeigneten Kooperationspartner in Deutschland sind wir allerdings bislang noch auf der Suche.

Was macht eure Reiseangebote einzigartig?

Die Reisen mit El Brogit verbinden das Naturerlebnis mit Einblicken in die Kultur und Geschichte des Landes – insbesondere Einblicke in die Alltagskultur, welche die Gestalt dieser Landschaft bis heute prägt. Das ist natürlich vor allem die Arbeit der Weinbauern und Olivenölproduzenten. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist natürlich die Gastronomie der Region, die bei unseren Reiseangeboten ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Wir möchten, dass die Menschen, die mit uns reisen, das echte Leben dieser Region kennenlernen und authentische Erfahrungen machen. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, das Land zu erkunden und seine Menschen kennenzulernen und so alle Voraussetzungen schaffen, damit sie die besondere Atmosphäre des Ortes in sich aufnehmen und seine Magie erfahren können.

Wein und Gastronomie sind Schlüsselelemente der Reisen mit El Brogit © El Brogit

Nach welchen Kriterien wählt ihr die Weinbauern und Ölproduzenten aus, die ihr mit euren Gästen besucht?

Wir arbeiten wann immer wir können mit Partnern, die ökologisch oder biodynamisch produzieren und auf Nachhaltigkeit setzen. Das sind dann in der Regel auch die Menschen, für die das Interesse an dem, was für das Land und seine Menschen gut ist, über dem Interesse steht, für sich persönlich den maximal möglichen Gewinn zu erwirtschaften. Es sind Menschen, die tief in ihrem Land verwurzelt sind.  Außerdem haben sie Freude daran, mit ihren Besuchern über das zu sprechen, was sie tun.

Wer ist der ideale Kunde für euch?

Unsere idealen Kunden sind Menschen, die für einige Tage tief in die Natur dieses Landstrichs eintauchen und gleichzeitig den Alltag der Menschen, die hier leben, kennenlernen möchten. Wer in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Sehenswürdigkeiten “abhaken” möchte, ist bei uns nicht an der richtigen Adresse. Bei El Brogit geht es darum, auf ruhige und entspannte Art zu genießen. Wir stellen uns auf die unterschiedlichsten Wünsche unserer Gäste ein und passen das Programm an, wenn sie zum Beispiel mehr oder weniger wandern wollen.

Es gibt allerdings Fälle, in denen wir uns weigern, den Wünschen unserer Gäste nachzukommen, nämlich dann wenn uns klar ist, dass die Erfüllung ihrer Wünsche zwangsläufig Stress nach sich ziehen würde. Menschen in ihrem Urlaub eilig durch die Berge rennen zu lassen, damit sie es rechtzeitig von einem Programmpunkt zum nächsten schaffen und acht Bodegas an einem Tag besuchen können, ist mit der Philosophie von El Brogit einfach nicht vereinbar.

Mit Muße die Landschaft genießen © El Brogit

Apropos, was bedeutet eigentlich “El Brogit”?

”Brogit” ist ein katalanisches Wort, für das ich noch keine adäquate Übersetzung in den Sprachen gefunden habe, die ich kenne. Es bezeichnet das Geräusch des Windes und des Wassers, das sowohl ein leises Säuseln als auch ein lautes Tosen sein kann. Dieses Geräusch erinnert daran, dass die Dinge immer in Bewegung sind und sich verändern, wie bei einem Fluss, dessen Wasser immer weiter fließt. Dieses Gefühl für die Lebendigkeit der Natur möchten wir bei unseren Reisen mit El Brogit wecken.

Welche Aufgaben bei El Brogit übernimmst du heute noch selbst?


Meine Arbeit ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Ich kümmere mich um die Konzeption und Organisation der Reisen und übernehme zum Teil auch selber Reise- und Wanderführungen. Außerdem bin ich als Beraterin für Tourismusinstitutionen tätig. Im Zuge meiner Arbeit als Wanderführerin habe ich mich auf die Entwicklung von Wanderwegenetzen spezialisert, die auf den traditionellen Fußwegen der Region aufsetzen. Daraus hat sich dann diese zweite Arbeitslinie ergeben, bei der ich beratend für Touristiker tätig bin, die ihr Wanderangebot erweitern wollen.

Ein Besuch in der legendären Karthause Escaladei im Priorat © El Brogit

Welche eurer Angebote würdest du denn unseren Lesern in Deutschland besonders empfehlen?

Ich würde ihnen ganz besonders unsere Trek&Wine-Angebote empfehlen, die wir für die Regionen Priorat, Terra Alta und Montserrat anbieten. Der zeitliche Rahmen dieser Arrangements reicht von der Halbtagestour bis zur kompletten Urlaubswoche. Naturlandschaft und Weingenuss sind, wie schon der Name sagt, die zwei zentralen Elemente dieser Angebote. Nebenbei erfährt man dann allerdings auch noch viel Spannendes und Bemerkenswertes über die Geschichte der Region.

Stimmt, ihr habt einige Angebote, die nach spannenden Geschichten klingen. Nenn uns doch zum Abschluss ein Beispiel für das, was ihr so macht…


Eines unserer Trek&Wine Angebote im Priorat trägt den Namen “Im Land der Vampire und Guerrillakämpfer.” Es ist eine Halbtageswanderung in der Umgebung des Dorfes Capçanes, um das sich geheimnisvolle Legenden und Geschichten ranken. Man erzählt sich, Capçanes sei die Heimat einer besonderen Art von Vampiren, die man hier “Dips” nennt. Sicher ist, das Capçanes der Geburtsort des Guerillakämpfers Carrasclet ist, dem im Dorf sogar ein Denkmal gewidmet ist. Wir wandern auf den Spuren dieser alten Legenden und Geschichten.

Darüber hinaus schenken wir der hier stark verbreiteten Trockensteinarchitektur besondere Aufmerksamkeit, die uns an die Mühen der Landarbeiter vergangener Zeiten erinnert. Die Wanderung endet mit einem geführten Besuch und einer Weinverkostung in der Bodega Capçanes. Die Weinbauern des Dorfes haben es geschafft, ihrem Wein ein Alleinstellungsmerkmal zu geben, das diese Bodega weltbekannt gemacht hat. Sie produzieren koscher, gemäß den Standards der jüdischen Tradition. Wer Lust hat herauszufinden, ob koscherer Wein anders schmeckt als herkömmlicher Wein, der sollte sich uns einfach mal anschließen…

Trockensteinmauern, Wein und alte Legenden: Ein Wanderung in Capçanes © El Borgit


Weitere Infos und Buchung über
El Brogit
www.elbrogit.com
international@elbrogit.com
Tel: +34 689 00 61 99

 

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Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici

Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici liegt in den Hochpyrenäen der Provinz Lleida. Der 1955 eingerichtete Nationalpark ist der einzige auf katalanischem Gebiet. Er erstreckt sich über Höhen zwischen 1.200 und gut 3.000 Meter und beherbergt eine extrem abwechslungsreiche Landschaft mit einer artenreichen Flora und Fauna. Sein Markenzeichen sind die vielen tiefblauen Seen und mäandernden Flüsse (“Aiguestortes”), die sogar zum Namensgeber des Parks geworden sind.

Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici mit den Zwillingsgipfeln els Encantats im Hintergrund © Asier Castro de la Fuente

Ein Kleiner Überblick


Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici gehört zu den spektakulärsten Landschaftsgebieten der Pyrenäen. An dessen Ursprung stehen geologische Entwicklungen, die dazu führten, dass vor etwa 300 Millionen Jahren durch das Wirken von Erosion und tektonischen Kräften eine enorme Masse von Granitgestein an die Erdoberfläche trat. Erst sehr viel später im Tertiär nahmen die Pyrenäen die Form an, wie wir sie heute kennen. Im Nationalpark Aigüestortes ist ihre Landschaft geprägt von Seen, Sturzbächen und Wasserfällen, von Torfmooren, Steinwüsten und rauen Gipfeln, aber auch durch dichte Wälder mit Kiefern, Tannen, Birken und Buchen. Zu den Wahrzeichen des Parks gehören neben den etwa 200 tiefblauen Bergseen die majestätischen Zwillingsgipfel Els Encantats und die U-förmigen Täler, die auf Gletscherbewegungen zurückzuführen sind.

Ein interessantes Klimaphänomen dieser Region sind die unterschiedlichen Mikroklimata der Pyrenäentäler, die von deren Ausrichtung abhängig ist. Da die überwiegende Zahl der Tiefdruckgebiete vom Atlantik heranzieht, tendieren die nach Westen und Norden ausgerichteten Täler zu einem feuchteren Klima mit deutlich mehr Nebel und Regenfällen als die nach Osten oder Süden und damit zum Mittelmeer ausgerichteten Täler. Die großen Höhenutnerschiede innerhalb des Nationalparks führen zur Ausprägung weiterer Mikroklimata, die den Bedürfnissen unterschiedlichster Tiere und Pflanzen gerecht werden.  Hier sind zum Beispiel Gemse, Auerhahn, Murmeltier und Bartgeier zu Hause, um nur einige wenige zu nennen. Auch der Mensch siedelt seit Jahrtausenden in dieser Region und hat ein faszinierendes kulturelles Erbe hinterlassen. Besonders beeindruckend ist zweifellos das Ensemble romanischer Kirchen im Vall de Boí, das zum Unesco-Welterbe deklariert wurde.

 

Flora

Dank der großen Höhenunterschiede und der Vielzahl an Mikroklimata findet sich im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici auf relativ kleinem Raum eine relativ große Zahl unterschiedlichster Pflanzenarten. Diese sind verschiedenen Vegetationszonen zuzuordnen, die im Wesentlichen höhenabhängig sind.

Auf Höhen bis zu 1.800m (“Montane Höhenlage”) sind die sommergrünen Flaum-Eichen und Buchenwälder angesiedelt. Die Nutzung des Gebietes durch den Menschen hat diese ursprüngliche Vegetation allerdings vielerorts zurückgedrängt. Sie wurde durch Waldkiefern ersetzt, die unter natürlichen Umständen in sehr viel trockeneren Gebieten wachsen würden. Typisch für die Vegetation der Talsohlen sind Weiden, Heuwiesen und Sträucher.

Estany Llong im Vall de Boí © Gonzalo Azumendi

Oberhalb von 1.800m und auf Höhen bis zu 2.400m (subalpine Höhenlage) finden sich die typischen Tannen- und Bergkiefernwälder des Nationalparks. Lawinenkanäle und die Rodung von Waldflächen zur Schaffung neuen Weidelandes begünstigen das Wachstum von Arten wie Hängebirken, Himbeeren, Schmalblättrigen Weideröschen und Rotem Fingerhut.
An den schattigen Hängen wachsen Weißtannen auf Höhen bis zu 2.000 Metern. Weiter aufwärts wird der Wald dünner, Bergkiefern bestimmen nun das Bild, begleitet von Sträuchern und Bodengewächsen wie Heidelbeeren, Alpenrose, Wacholder und Ginster.

Oberhalb von 2400m in alpiner Höhenlage gibt es vor allem Bergwiesen und Almen. In diesem Bereich ist der Sommer zu kurz, um Forstbeständen das Wachsen zu ermöglichen und nur einige besonders widerstandsfähige krautartige Gewächse und Sträucher können hier überleben. Die Hochgebirgswiesen erstrecken sich hier über saure Böden mit Granit als Grundlage, auf denen vor allem Schwingelgras und Borstgras wachsen. Beide Arten sind sehr widerstandsfähig, aber als Tierfutter ungeeignet. Dafür wachsen hier Blumen wie der alpine Enzian, Pyrenäen-Hahnenfuß und Stängelloses Leimkraut.

Auf den felsigen Bergkämmen und Gipfeln auf Höhen über 2.700m findet man Vegetation nur noch in geschützten Felsspalten und Mulden. Ein typisches Beispiel für Pflanzen, die in diesem Bereich wachsen können, ist der Moos-Steinbrech.

Amitges © Sergi Boixader

Neben den Höhenunterschieden spielen noch weitere Aspekte bei der Ausbildung der Gebirgsflora eine Rolle, so zum Beispiel die Moorlandschaften mit ihren Seen, Quellen und Sümpfen. Pflanzen, die hier wachsen, sind hoch spezialisiert und werden von anderen Faktoren wie Höhe, Niederschlag und Temperatur wenig beeinflusst. Einige von ihnen, wie die Orchideen und der Gewöhnliche Hahnenfuß, bilden spektakuläre Blüten aus. Andere, wie der fleischfressende rundblättrige Sonnentau, haben erstaunliche Formen der Anpassung an die Herausforderungen der Umwelt entwickelt.

 

Fauna

Wildtiere suchen nicht die Gesellschaft des Menschen. Wer sie im Hochgebirge entdecken will, muss besonders aufmerksam sein und seine Sinne schärfen. Doch die Mühe lohnt sich. 200 unterschiedliche Arten von Wirbeltieren leben im Nationalpark Aigüestortes, zum Beispiel Pyrenäen-Gämsen, Wildschweine, Hermeline, Murmeltiere und Rehe.
Den größten Teil der Wirbeltiere des Parkes machen allerdings die Vögel aus. In den abgelegenen Wäldern leben u.a. Schwarzspecht, Auerhahn, Raufußkauz und Fichtenkreuzschnabel. In den Höhen kreisen Gänsegeier, Bartgeier und Steinadler über den kargen Hängen und Kämmen des Hochgebirges. Auf den Bergwiesen sind Alpenschneehuhn, Alpenbraunelle, Schneefink und Alpendohle zu Hause.
Zu den interessantesten Amphibien des Nationalparks zählt der Pyrenäengebirgsmolch, der nur in dieser Region vorkommt. Beispiele für im Park lebende Reptilien sind die ungiftige Schlingnatter und die Aspisviper. Letztere ist zwar giftig, greift jedoch nur an, wenn sie gestört wird.
Ein sehr typischer Vertreter unter den Fischen des Nationalparks ist die Bachforelle, die in den klaren, kalten Gewässern einen optimalen Lebensraum findet.

 

Kultur

Die Geschichte der Menschen und ihrer Dörfer in der Umgebung des Nationalparks Aigüestortes i Estany de Sant Maurici war seit jeher aufs engste mit den geographischen Bedingungen diese Hochgebirgsgebietes verbunden. Einblicke in den Alltag des Lebens in den Pyrenäen gewinnen Besucher zum Beispiel bei einem Besuch des Ecomuseu Valls d’Àneu. Mit der Verbreitung der romanischen Kunst in den Pyrenäen erfuhr die Region im Mittelalter eine unvergleichliche kulturelle Blüte.

So entstand hier ein einzigartiges künstlerisches Erbe, das sich in perfekter Harmonie in die Landschaft einfügt. Im Hochgebirgstal Vall de Boí, das eines der Tore zum Nationalpark bildet, befindet sich eines der bedeutendsten Ensembles romanischer Kirchen Europas, das im Jahr 2000 von der Unesco zum Weltkulturerbe deklariert wurde. Unter ihnen sind lokale Berühmtheiten wie Sant Climent, Santa Maria de Taüll, Sant Joan de Boí und Santa Eulàlia d’Erill la Vall. In den Tälern Valls d’Àneu sind neben den Kirchen Sant Just, Sant Pastor, Sant Joan d’Ilsil und Sant Pere de Burgal auch die Wachttürme von Espot und Escaló einen Besuch wert.

Die romanische Kirche Sant Feliu de Barruera im Vall de Boí

 

Tradition und Feste

Uralte Feste und Traditionen, wie zum Beispiel die falles genannten Feiern zur Sommersonnenwende, sind bis heute ein integraler Bestandteil des Lebens in den Pyrenäen. Die falles bestehen aus Holzfackeln, die je nach Landkreis und Gemeinde unterschiedlich gestaltet sind. Sie werden des Nachts entzündet und dann aus dem Gebirge hinab zum zentralen Platz des Dorfes getragen, wobei eine Art Feuerschlange entsteht. Im Dorf angekommen wird ein großes Feuer entzündet und man feiert dieses geheimnisvolle Sommerfest mit Tanz und Musik. In den letzten Jahren sind viele althergebrachte Elemente der Pyrenäenkultur wiederbelebt worden, die in Vergessenheit zu fallen drohten. Zu diesen gehören die traditionellen Tänze, die Märkte und Viehmärkte und unterschiedlichste Formen des kulturellen und künstlerischen Ausdrucks, die über Jahrhunderte integraler Bestandteil des Lebens in den Pyrenäen waren.

Falles in Isil © Lluís Carro

 

Interessante Orte

Die Fläche des Nationalparks Aigüestortes i Estany de Sant Maurici verteilt sich über vier Landkreise in der Provinz Lleida: Alta Ribagorça, Pallars Sobirà, Val d’Aran und Pallars Jussà.

Die Täler Vall de Boí im Landkreis Alta Ribagorça und Espot im Pallars Sobirà bilden die beiden Tore und traditionellen Hauptzugänge zum Nationalpark. Von Boí aus erreicht man die Ebene von Aigüestortes und von Espot aus den See Sant Maurici und damit die beiden namensgebenden Orte des Parks. Um im Auto von einer Seite zur anderen zu fahren, ist man etwa zwei Stunden auf Gebirgslandstraßen unterwegs.

In jedem der Landkreise gibt es wenig bekannte, dafür aber umso reizvollere Orte zu entdecken. Nähere Infos gibt es auf den Websites von Alta Ribagorça, Pallars Sobirà, Val d’Aran und Pallars Jussà.

Karten und Informationen zu Wanderrouten durch den Park gibt es hier. Die Wege haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, einige von ihnen sind auch für mobilitätseingeschränkte Personen geeignet.

Weiterführende Informationen zum Naturpark und seinem Angebot für Naturliebhaber, Bergsportler und Kulturtouristen gibt es hier.

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Abenteuer, Action und Adrenalin an der Costa Daurada – Port Aventura und Ferrariland

Die Costa Daurada hat mehr zu bieten als herrliche Strände und ein reizvolles Hinterland. Wer Action und Abenteuer für die ganze Familie sucht, der ist hier genau an der richtigen Adresse. PortAventura World ist Spaniens größter Freizeitpark, der jährlich 3,5 Millionen Besucher anzieht. Seit April 2017 bietet Port Aventura mit dem Park Ferrari Land seinen Besuchern ein neues, faszinierendes Highlight.

PortAventura World ist zweifellos einer der spannendsten und vielseitigsten Freizeitparks Europas. Mit dem PortAventura Themenpark, dem PortAventura Caribe Aquatic Park und dem Ferrari Land bietet er ein sensationelles Spektrum von Attraktionen für die ganze Familie.

 

PortAventura – Kataloniens größter Freizeitpark. Foto: Mickey Løgitmark via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 3.0

Ferrari Land – Im Rausch der Geschwindigkeit

Ferrari Land zieht Adrenalinjunkies und Formel-1-Freaks gleichermaßen in seinen Bann. Der frisch eröffnete dritte Themenpark der PortAventura World erstreckt sich über eine Fläche von 60.000 Quadratmetern und verspricht große Emotionen auf unterschiedlichsten Ebenen. Zu seinen absoluten Sensationen gehört der futuristisch anmutende Vertikalbeschleuniger Red Force, mit 112 Metern Höhe und einer Geschwindigkeit von 180km/h ist er der schnellste und höchste in ganz Europa. Gerade einmal 5 Sekunden braucht Red Force für die Beschleunigung von 0 auf 180km/h. Allein das löst einen Kick aus, der mit dem einer Rennwagenfahrt absolut vergleichbar ist. Freunde außergewöhnlicher Erlebnisse werden zweifellos auch die weitere Fahrt genießen, die mit Höchstgeschwindigkeit im 90° Winkel bergauf und bergab führt. Die beiden Freifalltürme sind zwar nur halb so hoch wie die Achterbahn, versprechen aber ebenfalls ein Erlebnis mit unvergesslichen Gefühlen: Die Fahrgäste werden zunächst auf eine Höhe von 55 Metern hochkatapultiert – dann folgt der Fall in die Tiefe.

FerrariLand, PortAventura Costa Daurada. Foto: ThomasPA34 via Wikimedia Commons, Lizenz CC BY-SA

Ferrari erleben!

Sobald man die Füße wieder auf dem Boden hat, kann man das Ferrari-Land weiter erkunden und zum Beispiel bei einem spielerischen Wettbewerb für die ganze Familie auf der 570 Meter langen Maranello Grand Race-Strecke Formel-1-Luft schnuppern. In der Ferrari Land Gallery erlebt man eine interaktive Reise durch die Geschichte von Ferrari. Im Flying Dreams können Besucher am eigenen Leibe erfahren, wie sich eine Reise in einem GT von Ferrari anfühlen würde und bei der Junior Championship dürfen auch die jungen Helden der Rennbahn einmal ans Steuer. Das Herz von Ferrari-Land ist das beeindruckende Gebäude von Ferrari-Experience mit einer Fläche von 4000 Qudaratmetern, das ein in Europa einzigartiges technologisches Erlebnis bietet. Hier gewinnt man Einblicke in Vergangenheit und Zukunft der legendären italienischen Marke und erfährt faszinierende Einzelheiten über jenen Mann, der seinen Traum zu einem weltweiten Phänomen mit Millionen Fans gemacht hat.

 

PortAventura – Die ganze Welt in einem Park

Der PortAventura Park ist der Klassiker unter den Parks von PortAventura World. Er gliedert sich in sechs Themenbereiche: Mediterrània, Polynesia, China, Mexico, FarWest und die Kinderwelt SésamoAventura entführen die Besucher in ferne Länder, exotische Kulturen und die unvergessliche Welt der Sesamstraße und ihrer Bewohner. Egal, ob Sie im PortAventura Park gerade die Ruhe eines Mittelmeerdorfes genießen, durch den Wald von Polynesien streifen, das China der Kaiserzeit besuchen, das Mexiko der Kolonialzeit oder den Wilden Westen entdecken, auf eines können Sie sich gefasst machen: Hier gibt es Attraktionen für jede Nervenstärke und wer will, kann seinen Wagemut hier einmal so richtig herausfordern.

Zum Beispiel auf der Stahlachterbahn „Dragon Khan“ in der Themenwelt China, die für eine ganze Weile weltweit die einzige mit acht Inversionen war. Der Coaster mit einer Länge von 1270 Metern und einer Spitzengeschwindigkeit von 105kmh bietet eine großartige Aussicht und gilt als eines der Wahrzeichen des Parks. Mit „Shambala“ befindet sich hier auch die höchste Achterbahn Europas, auf der Hartgesottene sich an einer Fallhöhe von 76 Metern erfreuen können. Und wo wir gerade Superlative aufzählen: Mit der Katapultachterbahn „Furius Baco“ in der Themenwelt Mediterrània, die bis auf 135km/h beschleunigt, beherbergt PortAventura auch die schnellste Achterbahn Europas.

Polynesia in PortAventura, Alberto-g-rovi via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Wer findet, es darf auch ruhig ein bisschen weniger sein, kann sich natürlich mit seinen Kindern in SesamoAventura amüsieren – zum Beispiel auf der Familienachterbahn Tami-Tami und der Kinderachterbahn Tomahawk. Vielleicht haben Sie aber auch Lust, sich auf Schiffsreise ins alte China zu begeben oder per Lokomotive die geheimnisvollsten Winkel des Parks zu entdecken? Alternativ dazu können Sie auch shoppen, chillen, den Freuden einer abwechslungsreichen Gastronomie frönen oder sich bei einer der vielen Themenshows einfach blendend unterhalten.

PortAventura Caribe Aquatic Park

Sie finden Themenwelten und Achterbahnen gut und schön, aber Ihr Element ist halt einfach das Wasser? Super! Dann besuchen Sie doch einfach den PortAventura Caribe Aquatic Park. In diesem 34.000 Qudratmeter großen Wasserpark kommt garantiert keine Langeweile auf. Hier gibt es schwindelerregende Rutschen mit unzähligen Kurven, Abenteuer im Wellenpark Bermuda Dreieck, verrückte Wasserabenteuer am „Rio Loco“ und den Adrenalin-Blast „King Khajuna“, bei dem Sie sich dem freien Fall aus einer Höhe von 31 Metern und dem schwindelerregenden Gefälle von 55 Grad stellen dürfen.

Nach so viel Action gönnen Sie sich am besten zunächst mal eine Auszeit, am besten auf den Wasserliegen von „Playa Paraíso“ oder am „Bahama Beach“. Hier können Sie dem leisen Rauschen der Wellen lauschen und sich einfach mal in Ruhe die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Es sei denn, Ihre Kinder möchten ihre Freude über die unendlichen Möglichkeiten, im Wasser zu spielen, unbedingt mit Ihnen teilen. In diesem Fall müssen Sie Ihre mutigen kleinen Piraten vermutlich unter anderem zum „Galeón Pirata“ begleiten und die bunte Tropeninsel der „Junior Body Slides“ besuchen. Garantiert ganz viel Spaß bieten auch der „Sésamo Beach Kinderpool“ sowie die „Laguna de Woody“, eine Lagune, die das Maskottchen von PortAventura extra für die kleinen Besucher des Parks erbaut hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Naturpark Alt Pirineu

Der Naturpark Alt Pirineu in der Provinz Lleida erstreckt sich über die Landkreise Pallars Sobirà und das nördliche Alt Urgell. Mit einer Fläche von 69.850ha ist er der größte Naturparks Kataloniens. Seine facettenreiche Gebirgslandschaft beherbergt die höchsten Gipfel der Pyrenäen, eine artenreiche Flora und Fauna sowie geologische Formationen, die Kenner des Fachs in Begeisterung versetzen. Darüber hinaus ist in den teilweise abgeschiedenen Gebirgstälern die Jahrtausende alte Kultur der Pyrenäen erhalten geblieben.

Der besondere Schutz des Naturparks Alt Pirineu gilt deshalb einerseits den  Naturlandschaften, die durch die Jahrtausende lange Nutzung als Weideland geprägt sind. Andererseits bietet der Park auch einen geschützten Raum für die althergebrachte Pyrenäenkultur, welche ihren höchsten Ausdruck in der berühmten romanischen Architektur findet.

Der Gletschersee von Certascan im Naturpark Alt Pirineu © Sergi Boixader

Ein kleiner Überblick

Aufgrund der großen Höhenunterschiede und einem komplexen Relief findet man im Naturpark Alt Pirineu eine erstaunliche Vielfalt von Ökosystemen, Pflanzen- und Tiergemeinschaften sowie verschiedenste geologische Strukturen. Mit dem 3.143m hohen Pica d’Estats beherbergt der Naturpark Alt Pirineu den höchsten Gipfel der katalanischen Pyrenäen, die Cigalera de l’obaga de Valeran ist eines der tiefsten Erdlöcher auf katalanischem Gebiet und die Laguna de Certascan darf sich rühmen, der größte Gletschersee Kataloniens zu sein.

Die Landschaft des Parks zeichnet sich aus durch das Miteinander von Wildwasserflüssen und stillen Gebirgsseen, tiefeingeschnittenen Tälern und himmelstürmenden Gipfeln. Diese ziehen im Sommer Bergsportler an und bieten im Winter beste Möglichkeiten für Skifahrer und Snowboarder. Das kulturelle Erbe der Region wird greifbar in Kirchen und Einsiedeleien, Burgen und Megalithgräbern, die entlang der Dörfer und alten Wege verstreut in der Landschaft liegen. Ebenso spürbar wird die althergebrachte Kultur der Pyrenäen bei den regelmäßig zelebrierten, traditionellen Volksfesten, bei denen die lokale Gastronomie und der typische Pyrenäenlikör eine besondere Rolle spielen. Auch in Museen wie dem Museu de la Madera in Areu und dem Ecomuseu de las Valls de Aneu wird die regionale Kultur auf lebendige Weise erfahrbar.

Dolmen in der Nähe von Cabó © Turismo Verde S.L.

Natürliche Vielfalt

Die von Fels und kargem Weideland geprägte alpine Landschaft der Höhen geht in den tieferliegenden Gebieten des Naturparks in ein Mosaik von Wiesen, Büschen und Wäldern über, in denen Kiefer und Schwarzkiefer, Tannen und Birken beheimatet sind. Der Wald von Virós beherbergt als einziger der Region auch Buchenbestände, in den niedrig gelegenen Abschnitten des Vallferrera wachsen Eichen, Eschen, Pappeln und Kirschbäume. An den sonnenbeschienen Hängen des Vallferrera krallen sich sogar die typisch mediterranen Steineichen in den trockenen Boden.

Flora

In diesen Wäldern wächst eine Vielzahl von Pilzen, die nicht nur botanisch interessant sind, sondern auch eine wichtige Rolle in der Pyrenäenküche spielen. Außerdem finden in den verschiedenen Naturräumen, die sich von alpinen Höhen bis in die Niederungen erstrecken, viele seltene Tiere und Pflanzen eine Heimat. Weite Teile des Parks stehen deshalb als Natura-2000 Gebiet unter besonders strengem Naturschutz. Die Flora dieses Gebietes umfasst etwa 1.500 Arten, von denen viele extrem selten und/oder endemisch sind, also ausschließlich in den Pyrenäen vorkommen.

So gibt es im Alt Àneu eine Gruppe von Pflanzen, die typisch für kalkhaltige Böden des Hochgebirges sind und in Katalonien sehr selten vorkommen. Ein populäres Beispiel hierfür ist das Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum). Noch bemerkenswerter ist vielleicht das Vorkommen von Pflanzen wie der Matthiola valesiaca (Walliser Levkoje), die in den Pyrenäen fast ausschließlich im Naturpark Alt Pirineu vorkommen.

Herbst im Naturpark Alt Pirineu © Olivier Caillaud

Fauna

Beeindruckend ist auch die Fauna des Naturparks Alt Pirineu. Hier lebt die größte Poblation von Auerhähnen der gesamten Ibersichen Halbinsel, auch Steinadler, Geier und Bartgeier kommen hier häufig vor. Zu den großen Säugetieren, die man hier beobachten kann, gehören Gemsen, Mufflons, Rehe, Hirsche, Damwild und Wildschweine. Auch der Braunbär ist in den nördlichen Wäldern des Parks zu Hause. Die offenen Landschaften der Höhenzüge sind Heimat von Alpenschneehuhn, Schneefink und Mauerläufer. In den Hochgebirgswäldern leben neben dem Auerhahn auch der Raufußkauz, die Waldschnepfe, der Waldbaumläufer und der Baummarder.

Das weitgespannte Netz von Flüssen und Bächen ist Lebensraum großer Forellenpoblationen, auch seltene Wirbeltiere wie Pyrenäen-Desman, Biberratte und Wasseramsel sind hier zu Hause. Eine Besonderheit ist die lagartija pallaresa (Pallars-Eidechse), die nur in den Pyrenäen zwischen dem Mont-roig Massiv und West-Andorra vorkommt und erst in den 90er-Jahren von der Wissenschaft entdeckt wurde.

Im Naturpark Alt Pirineu zu Hause: der Auerhahn © José Luis Rodríguez

Kultur

Auch auf kultureller Ebene hat der Naturpark Alt Pirineu eine Menge zu bieten. Hervorzuheben sind insbesondere die romanischen Kirchen, die für die Region in hohem Maße identitätsbildend waren, aber auch die alten Burgen und Festungen. Zeugnis vom historischen Alltag der Region geben die überall in der Landschaft verstreuten Schäferhütten, die mit Wasserkraft betriebenen Sägewerke, die Schmieden, als bedeutsamer wirtschaftshistorischer Faktor der eisenreichen Region, die Mühlen, Kohlenmeiler und Taubenschläge.
Ein idealer Ort, um sich diesem kulturellen Erbe anzunähern ist das Tal Vallferrera mit einer seit mehr als tausend Jahren dokumentierten Geschichte, in dem Ursprung und Entwicklung der Pyrenäendörfer von der vorromanischen Epoche bis in die Gegenwart nachvollzogen werden können.

Die romanische Kirche Sant Joan d’Isil in Alt Àneu © Servicios Editorials Georama

Interessante Orte im Naturpark Alt Pirineu

Der Naturpark Alt Pirineu kann in fünf Bereiche aufgeteilt werden, die für Besucher von besonderem Interesse sind. Zu diesen gehören die Täler Vall d’Àneu, Vall de Cardós, Vall Ferrera und das Tal Vall de Santa Magdalena sowie das Orri-Massiv (Massis de l’Orri). Karten mit Informationen zu Wanderwegen, Unterkünften, Restaurants, Kunsthandwerk, Führungen durch den Naturpark etc. stehen für jede der fünf Zonen hier zum Download bereit.