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Naturpark Alt Pirineu

Der Naturpark Alt Pirineu in der Provinz Lleida erstreckt sich über die Landkreise Pallars Sobirà und das nördliche Alt Urgell. Mit einer Fläche von 69.850ha ist er der größte Naturparks Kataloniens. Seine facettenreiche Gebirgslandschaft beherbergt die höchsten Gipfel der Pyrenäen, eine artenreiche Flora und Fauna sowie geologische Formationen, die Kenner des Fachs in Begeisterung versetzen. Darüber hinaus ist in den teilweise abgeschiedenen Gebirgstälern die Jahrtausende alte Kultur der Pyrenäen erhalten geblieben.

Der besondere Schutz des Naturparks Alt Pirineu gilt deshalb einerseits den  Naturlandschaften, die durch die Jahrtausende lange Nutzung als Weideland geprägt sind. Andererseits bietet der Park auch einen geschützten Raum für die althergebrachte Pyrenäenkultur, welche ihren höchsten Ausdruck in der berühmten romanischen Architektur findet.

Der Gletschersee von Certascan im Naturpark Alt Pirineu © Sergi Boixader

Ein kleiner Überblick

Aufgrund der großen Höhenunterschiede und einem komplexen Relief findet man im Naturpark Alt Pirineu eine erstaunliche Vielfalt von Ökosystemen, Pflanzen- und Tiergemeinschaften sowie verschiedenste geologische Strukturen. Mit dem 3.143m hohen Pica d’Estats beherbergt der Naturpark Alt Pirineu den höchsten Gipfel der katalanischen Pyrenäen, die Cigalera de l’obaga de Valeran ist eines der tiefsten Erdlöcher auf katalanischem Gebiet und die Laguna de Certascan darf sich rühmen, der größte Gletschersee Kataloniens zu sein.

Die Landschaft des Parks zeichnet sich aus durch das Miteinander von Wildwasserflüssen und stillen Gebirgsseen, tiefeingeschnittenen Tälern und himmelstürmenden Gipfeln. Diese ziehen im Sommer Bergsportler an und bieten im Winter beste Möglichkeiten für Skifahrer und Snowboarder. Das kulturelle Erbe der Region wird greifbar in Kirchen und Einsiedeleien, Burgen und Megalithgräbern, die entlang der Dörfer und alten Wege verstreut in der Landschaft liegen. Ebenso spürbar wird die althergebrachte Kultur der Pyrenäen bei den regelmäßig zelebrierten, traditionellen Volksfesten, bei denen die lokale Gastronomie und der typische Pyrenäenlikör eine besondere Rolle spielen. Auch in Museen wie dem Museu de la Madera in Areu und dem Ecomuseu de las Valls de Aneu wird die regionale Kultur auf lebendige Weise erfahrbar.

Dolmen in der Nähe von Cabó © Turismo Verde S.L.

Natürliche Vielfalt

Die von Fels und kargem Weideland geprägte alpine Landschaft der Höhen geht in den tieferliegenden Gebieten des Naturparks in ein Mosaik von Wiesen, Büschen und Wäldern über, in denen Kiefer und Schwarzkiefer, Tannen und Birken beheimatet sind. Der Wald von Virós beherbergt als einziger der Region auch Buchenbestände, in den niedrig gelegenen Abschnitten des Vallferrera wachsen Eichen, Eschen, Pappeln und Kirschbäume. An den sonnenbeschienen Hängen des Vallferrera krallen sich sogar die typisch mediterranen Steineichen in den trockenen Boden.

Flora

In diesen Wäldern wächst eine Vielzahl von Pilzen, die nicht nur botanisch interessant sind, sondern auch eine wichtige Rolle in der Pyrenäenküche spielen. Außerdem finden in den verschiedenen Naturräumen, die sich von alpinen Höhen bis in die Niederungen erstrecken, viele seltene Tiere und Pflanzen eine Heimat. Weite Teile des Parks stehen deshalb als Natura-2000 Gebiet unter besonders strengem Naturschutz. Die Flora dieses Gebietes umfasst etwa 1.500 Arten, von denen viele extrem selten und/oder endemisch sind, also ausschließlich in den Pyrenäen vorkommen.

So gibt es im Alt Àneu eine Gruppe von Pflanzen, die typisch für kalkhaltige Böden des Hochgebirges sind und in Katalonien sehr selten vorkommen. Ein populäres Beispiel hierfür ist das Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum). Noch bemerkenswerter ist vielleicht das Vorkommen von Pflanzen wie der Matthiola valesiaca (Walliser Levkoje), die in den Pyrenäen fast ausschließlich im Naturpark Alt Pirineu vorkommen.

Herbst im Naturpark Alt Pirineu © Olivier Caillaud

Fauna

Beeindruckend ist auch die Fauna des Naturparks Alt Pirineu. Hier lebt die größte Poblation von Auerhähnen der gesamten Ibersichen Halbinsel, auch Steinadler, Geier und Bartgeier kommen hier häufig vor. Zu den großen Säugetieren, die man hier beobachten kann, gehören Gemsen, Mufflons, Rehe, Hirsche, Damwild und Wildschweine. Auch der Braunbär ist in den nördlichen Wäldern des Parks zu Hause. Die offenen Landschaften der Höhenzüge sind Heimat von Alpenschneehuhn, Schneefink und Mauerläufer. In den Hochgebirgswäldern leben neben dem Auerhahn auch der Raufußkauz, die Waldschnepfe, der Waldbaumläufer und der Baummarder.

Das weitgespannte Netz von Flüssen und Bächen ist Lebensraum großer Forellenpoblationen, auch seltene Wirbeltiere wie Pyrenäen-Desman, Biberratte und Wasseramsel sind hier zu Hause. Eine Besonderheit ist die lagartija pallaresa (Pallars-Eidechse), die nur in den Pyrenäen zwischen dem Mont-roig Massiv und West-Andorra vorkommt und erst in den 90er-Jahren von der Wissenschaft entdeckt wurde.

Im Naturpark Alt Pirineu zu Hause: der Auerhahn © José Luis Rodríguez

Kultur

Auch auf kultureller Ebene hat der Naturpark Alt Pirineu eine Menge zu bieten. Hervorzuheben sind insbesondere die romanischen Kirchen, die für die Region in hohem Maße identitätsbildend waren, aber auch die alten Burgen und Festungen. Zeugnis vom historischen Alltag der Region geben die überall in der Landschaft verstreuten Schäferhütten, die mit Wasserkraft betriebenen Sägewerke, die Schmieden, als bedeutsamer wirtschaftshistorischer Faktor der eisenreichen Region, die Mühlen, Kohlenmeiler und Taubenschläge.
Ein idealer Ort, um sich diesem kulturellen Erbe anzunähern ist das Tal Vallferrera mit einer seit mehr als tausend Jahren dokumentierten Geschichte, in dem Ursprung und Entwicklung der Pyrenäendörfer von der vorromanischen Epoche bis in die Gegenwart nachvollzogen werden können.

Die romanische Kirche Sant Joan d’Isil in Alt Àneu © Servicios Editorials Georama

Interessante Orte im Naturpark Alt Pirineu

Der Naturpark Alt Pirineu kann in fünf Bereiche aufgeteilt werden, die für Besucher von besonderem Interesse sind. Zu diesen gehören die Täler Vall d’Àneu, Vall de Cardós, Vall Ferrera und das Tal Vall de Santa Magdalena sowie das Orri-Massiv (Massis de l’Orri). Karten mit Informationen zu Wanderwegen, Unterkünften, Restaurants, Kunsthandwerk, Führungen durch den Naturpark etc. stehen für jede der fünf Zonen hier zum Download bereit.

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