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Die 10 schönsten nachhaltigen Reiseziele in Katalonien

Das Konzept des verantwortungsbewussten und nachhaltigen Reisens existiert schon lange, war bisher jedoch mehr als Nische zu betrachten. Durch das steigende Bewusstsein für den Klimawandel und seine Auswirkungen hat es das Thema Nachhaltigkeit über die letzten Jahre in die Köpfe und damit in den Alltag vieler Menschen geschafft. Was genau sich hinter dem sperrigen Begriff „Nachhaltiger Tourismus“ verbirgt, haben wir einmal in diesem Artikel zusammengefasst.

Umweltfreundliches und sozialverträgliches Reisen hat in Katalonien schon lange einen hohen Stellenwert. Schon 2017 haben wir daher das Jahr des nachhaltigen Tourismus gefeiert und einige besondere Angebote hervorgehoben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es viele Initiativen, Regionen und Anbieter für nachhaltiges Reisen in Katalonien gibt.

Gerne stellen wir Ihnen zehn dieser fabelhaften Ziele einmal genauer vor. Im Idealfall haben Sie natürlich mehrere Wochen Zeit und können ganz getreu des Mottos „Slow Travel“ entspannt durch Katalonien reisen und alle diese wunderschönen Orte entdecken. Wir verstehen aber auch, dass eine solche Reise zeitlich nicht immer möglich ist und sie vielleicht nur eine Region ansteuern können. Aber das macht gar nichts, denn so haben Sie wenigstens einen Grund, immer wieder zu kommen.

Hier sind sie also, unsere 10 schönsten nachhaltigen Reiseziele in Katalonien:

1. El Berguedà

Der Landkreis Berguedà wurde wiederholt unter die Top 100 nachhaltigsten Reiseziele der Welt gewählt. Berguedà liegt in den Vor-Pyrenäen nur 1 ½ Stunden von Barcelona entfernt und schließt Teile des Naturparks Cadí-Moixeró mit dem markanten Berg Pedraforca sowie weitere Gebirgszüge wie die Serra de Picancel, die Serra de Catllaràs und die Serra d’Ensija-els Rasos de Peguera mit ein. Die Region wird vom Fluss Llobregat durchflossen, dem zweitlängsten Fluss Kataloniens. Mit seiner weitläufigen Natur ist Berguedà ein wahres Outdoor-Paradies für Wanderer, Kletterer und Mountainbiker.

Der Landkreis arbeitet stetig an seiner nachhaltigen Entwicklung. In den letzten zehn Jahren wurden über 2.000 km Wander- und Radwege ausgebaut, um die grüne Mobilität zu fördern. Die lokalen Tourismusunternehmen verwenden überwiegend Produkte aus der Region und unterstützen damit kleine und mittelständische Unternehmen.

Ein weiterer Grund, warum Berguedà als besonders nachhaltiges Reiseziel geschätzt wird, ist der Erhalt und Schutz der lokalen Kultur. Alte Traditionen und Rezepte wurden über Jahrtausende erhalten und sind noch heute fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Zwei besonders berühmte Feste wurden bereits zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt: die Patum de Berga und La Fia-Faia. Was genau es damit auf sich hat, können wir gar nicht in Worte fassen, denn man muss es am besten selbst erleben!

Santuari de Queralt in Berga © Sergi Boixader

2. El Cinquè Llac

Der Rundwanderweg El Cinquè Llac (deutsch: Der fünfte See) führt einmal quer durch die malerische Landschaft der Pyrenäen von Lleida. Das Besondere: Er verläuft über die alten Wege, die bereits die Hirten der Region vor Hunderten von Jahren genutzt haben und passiert dabei nahezu unentdeckte Orte wie dem Pla de Corts, dem Vall de Fosca und dem Vall de Manyanet. Der Fernwanderweg ist über 100 km lang und wird in fünf Etappen unterteilt.

Das Projekt wurde auf Initiative der Einwohner in der Region geschaffen und wird heute vom lokalen Tourenanbieter Pirineu Emoció betreut. El Cinquè Llac erfüllt die Kriterien für einen nachhaltigen Tourismus und verfolgt das Ziel, so wenig Auswirkungen wie möglich auf die Umgebung zu haben. Unter anderem ist die Anreise mit dem Zug, dem Tren dels Llacs, bis nach La Pobla de Segur möglich. Reisende werden angehalten, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen und ihren Müll wieder mitzunehmen.

Lokale Produkte und Geschäfte werden aktiv gefördert und die einheimische Bevölkerung wird stets in die Entscheidungsprozesse eingebunden, sodass das Tourismusprojekt einen großen Rückhalt genießt. Der Cinquè Llac ist die perfekte Möglichkeit, eine nachhaltige und authentische Wandererfahrung in Katalonien zu machen.

Wanderer auf dem Cinquè Llac © Pirineu Emoció

3. Terres de l’Ebre

Seit 2013 steht das Flussdelta Terres de l’Ebre (Ebrodelta) als Biosphärenreservat der UNESCO unter besonderen Schutz und ist seit 2016 Teil der Top 100 nachhaltigsten Reiseziele der Welt. Und das überrascht kaum, denn seit Jahrtausenden leben hier Menschen, Tiere und Pflanzen in einmaliger Symbiose zusammen. Die Terres de l’Ebre umfassen vier Landkreise und zwei Naturparke, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Den Naturpark Delta de l’Ebre, ein geschütztes Feuchtgebiet direkt an der Küste, bekannt für seine große Vogelpopulation, Dünen und weitreichende Wasserwege; und den Naturpark Dels Ports, der mit seinen Bergen, Flüssen und Kalksteinfelsen ein wahres Wanderparadies ist.

Tourismus spielte hier lange Zeit keine große Rolle. Das Ebrodelta ist das Land der Viehzüchter, Fischer, Handwerker und Reisbauern die im Einklang mit der Natur leben und ihre natürlichen Ressourcen schonen. Das Informationszentrum MónNatura Delta in Amposta bietet einen tollen Einstieg in die Region mit besonderem Fokus auf die traditionelle Fischerei und Salzgewinnung.

Ausflug mit einem traditionellen Kanu (Barco de perchar) © Patronat de Turisme de la Diputació de Tarragona

4. Naturpark La Garrotxa

Der Naturpark La Garrotxa ist ein Naturschutzgebiet zwischen Costa Brava und den Pyrenäen. Es umfasst elf Gemeinden, mehr als 40 Vulkane und 20 Lavaflüsse und bietet damit eine einzigartige Landschaft. Die Vulkane gelten als inaktiv, jedoch nicht als erloschen.

Bereits seit den 1990er-Jahren verfolgt die lokale Regierung eine nachhaltige Entwicklung der Region und fördert den verantwortungsbewussten Tourismus. La Garrotxa ist Teil der Europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus und damit auch Teil der Europarc Federation, Europas größtes Netzwerk von Schutzgebieten.

Zu den besonders reizvollen Highlights der Region gehören charmante Dörfer wie Olot und Besalú und der magische Buchenwald La Fageda d’en Jordà, der sich auf dem Lavafeld des Vulkans Croscant erstreckt. Insbesondere im Herbst zeigt sich hier ein tolles Farbenspektakel, wenn sich das Laub der Bäume in leuchtendes rot und gelb hüllt.

Magischer Buchenwald La Fageda d’en Jordà © INMEDIA SOLUTIONS S.L

5. Torroella de Montgrí-L‘Estartit

Die raue Berglandschaft des Montgrí-Massivs und die paradiesische Küste der Costa Brava vereinen sich im Naturpark Torroella de Montgrí-L’Estartit zu einem einmaligen nachhaltigen Reiseziel. Ebenfalls unter die Top 100 nachhaltigen Reiseziele weltweit gewählt, haben sich die Bemühungen der lokalen Regierung und Tourismusorganisationen gelohnt, die nachhaltige Entwicklung in der Region zu fördern. Die Costa Brava wird zu Unrecht häufig nur mit dem Massentourismus des letzten Jahrhunderts in Verbindung gebracht, doch insbesondere hier in Torroella de Montgrí, einem mittelalterlichen Dorf, und dem Küstenort L’Estartit mit den vorgelagerten Medes-Inseln, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die Region hat sich ihren ursprünglichen und naturverbundenen Charme bis heute erhalten.

Die Medes-Inseln bieten einen geschützten Naturraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Alle Wasseraktivitäten müssen den entsprechenden Vorschriften folgen, um diesen besonderen Lebensraum weiterhin zu schützen. Die Inseln gehören zu den wichtigsten Schutzgebieten im westlichen Mittelmeer.

Auch das kulturelle Erbe spielt in Torroella de Montgrí-L’Estartit eine wichtige Rolle. Das Castell del Montgrí wurde zwischen 1294 und 1301 erbaut, aber nie vollendet. Da es seit dem Bauende 1301 nie genutzt wurde, steht es noch heute in seinem ursprünglichen Bauzustand auf der Bergkuppe des Montgrí und ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern.

Blick auf die Illes Medes vom Strand Torroella de Montgrí aus © Pere Font Ruiz

6. Barcelona

Eine Metropole wie Barcelona kann doch gar nicht nachhaltig sein? Und ob sie das kann.

Barcelona organisierte 2017 die internationale Konferenz für nachhaltige Entwicklung im Tourismus und verabschiedete im Rahmen dessen die „Barcelona Declaration“, eine Liste von Versprechen, die die Stadt in Bezug auf verantwortungsvollen und nachhaltigen Tourismus gegeben hat. Sie war damit auch die erste urbane Region weltweit, die das Biosphere Certificat erhalten hat. Ein Siegel, das besonders nachhaltige Reiseziele auszeichnet. Die Stadt entwickelt sich seitdem stetig weiter und ist zu einem Vorreiter im nachhaltigen Tourismus geworden.

Viele Unterkünfte und Attraktionen in Barcelona verfolgen ebenfalls einen nachhaltigen Ansatz. So war das Twentytú Hostel das erste Hostel weltweit, das ebenfalls mit dem Biosphere Certificat ausgezeichnet wurde. Um den ökologischen Fußabdruck des Hostels zu senken, wird unter anderem ein besonderes Wasseraufbereitungssystem genutzt, das Wasser aus Duschen und Waschbecken für die WC-Tanks aufbereitet. Bewegungssensoren und Zeitschalter helfen den Stromverbrauch zu verringern.

Der Gebäudekomplex des ehemaligen Krankenhauses Santa Creu i Sant Pau ist ein weiteres Beispiel und Aushängeschild für die nachhaltige Entwicklung in Barcelona. Die Architektin Mónica Asenjo verfolgte bei der Restaurierung des Gebäudes einen besonders nachhaltigen Ansatz und setzte dabei auf Geothermie, Energieeffizienz und Material aus erneuerbaren Quellen. Als erster Standort außerhalb der USA erhielt Sant Pau die LEED Neighborhood Development-Zertifizierung, die insbesondere die Anpassung des Komplexes für eine neue Nutzung und den Bau nach dem Konzept der „Gartenstadt“ mit vielen Grünflächen hervorhebt. Sant Pau ist seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe und kann besichtigt werden.

Recinte Modernista Sant Pau © Fundació Sant Pau

7. Val d’Aran

Wie Barcelona ist auch das Val d’Aran mit dem Biosphere Certificat ausgezeichnet, von der lebhaften Großstadt ist dieses beschauliche Tal der Pyrenäen aber weit entfernt. Das Arantal liegt im äußersten nordwestlichen Zipfel von Katalonien, an der Grenze zu Aragonien und Frankreich. Es ist das einzige Tal Kataloniens das nicht zum Mittelmeer, sondern zum Atlantik ausgerichtet ist. Lange Zeit war das Tal den Spaniern daher gar nicht zugänglich. Diesen besonderen natürlichen Gegebenheiten ist es zu verdanken, dass die Einwohner des Arantals bis heute ihre eigene Sprache (aranesisch), ihre Kultur und ihr Leben im Einklang mit der Natur erhalten konnten. Erst 1924 wurde eine kurvenreiche Straße über den 2.000 Meter hohen Bonaigua-Pass gebaut, die das Tal mit dem Rest Kataloniens verband. 1948 wurde die Straße um einen Tunnel ergänzt, der die Überfahrt nicht nur sicherer machte, sondern auch um einige Stunden verkürzte.

Im Arantal können Besucher in die pure Schönheit der Pyrenäen eintauchen und dabei in authentischen „Cases Rurales“ (Landhäuser) übernachten. Es ist außerdem eine Ganzjahresdestination: In den Wintermonaten verwandelt sich das Tal in ein traumhaftes Winter-Wunderland mit renommierten Skigebieten. Im Sommer können Aktivurlauber und Kulturinteressierte der Route der Romanik durch das Tal folgen oder entlang der Bergseen im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici wandern.

Bergdorf Unha im Pyrenäen-Tal Val d’Aran © Nano Cañas

8. Pallars Jussà

Wenn Sie auf der Suche nach einem touristisch noch nahezu unberührten Fleck sind, dann haben wir hier den absoluten Geheimtipp für Sie: Der Landkreis Pallars Jussà in der Provinz Lleida bietet eine abwechslungsreiche Landschaft und reiche Geschichte, die touristisch bisher weniger Aufmerksamkeit bekommen hat.

Erst 2020 wurde die Region unter die Top 100 der nachhaltigsten Reiseziele der Welt gewählt, denn sie hat sich schon lange der Förderung eines nachhaltigen und sozialen Tourismus verschrieben. Pallars Jussà ist außerdem Teil der Initiative „Green Pyrenees Slow Tourism“ . Die Initiative umfasst 5 Regionen in den katalanischen Pyrenäen und will Reisende dazu motivieren, mehr Zeit an den einzelnen Orten zu verbringen und vor allem achtsam und bewusst zu Reisen. Der Landkreis ist auch Heimat des Fernwanderweges El Cinquè Llac.

Zu den besonderen Highlights gehören außerdem das Fosca-Tal, die Mont-Rebei-Schlucht und die Route der Dinosaurier. Pallars Jussà ist gesprickt mit Fossilien und bekannt für seine archäologischen Funde, darunter Knochen, Eier und Fußabdrücke.

Kayak-Fahrer in der Schlucht Mont-Rebei © INMEDIA SOLUTIONS S.L

9. Muntanyes de Prades

Sie sind auf der Suche nach einem Reiseziel, bei dem auch ein Ausflug an den Strand möglich ist? Weiter oben haben wir schon den Naturpark Torroella de Montgrí-L’Estartit an der Costa Brava vorgestellt. Aber auch an der Costa Daurada haben wir mit den Muntanyes de Prades die perfekte Alternative. Hier können Sie die Vorzüge eines ruhigen Naturschutzgebietes und die frische Luft genießen, während die wunderschönen Strände der Costa Daurada in weniger als einer Stunde zu erreichen sind.

In den Muntanyes de Prades hat das Hüten von Schafen eine lange Tradition. Besucher können bei speziellen Schäfertouren mehr über das Leben der Hirten, die Arbeit der Hütehunde und die Schafe selbst erfahren. In der Region stehen außerdem viele nachhaltige und authentische Unterkünfte zu Verfügung. Neben gemütlichen Landhäusern gibt es unter anderem das Xalet de Prades, ein Komplex aus 100 % ökologischen Unterkünften mitten im Naturpark. Für den Bau wurden ausschließlich erneuerbare und nachhaltige Materialien genutzt und es wird großen Wert auf Energieeffizienz, Recycling und Müllvermeidung sowie Reduzierung von Strom und Wasser gelegt.

Dank der geringen Lichtverschmutzung im Naturpark sind die Muntanyes de Prades auch ein beliebtes Reiseziel für Hobby-Astrologen und Sternebeobachter.

Bergpanorama bei Siurana in den Muntanyes de Prades © Achim Meurer

10. Parc Natural de Sant Llorenc del Munt i l’Obac

Wie der Naturpark La Garrotxa hat auch der Naturpark Sant Llorenc del Munt i l’Obac die Europäische Charta für nachhaltige Entwicklung im Tourismus unterschrieben und ist damit Teil des Netzwerks Europarc.

Der Sant Llorenc del Munt i l’Obac zeichnet sich durch die Flusslandschaft des Les Arenes und eine vielfältige Gebirgslandschaft aus, die von imposanten Steilwänden und Monolithen geprägt ist. Im Park gibt es mehr als dreihundert Höhlen und Schluchten, die schon seit Jahrhunderten als Rückzugsort der Menschen dienten. Zahlreiche archäologische Überreste wie Gehöfte, in Felsen gebaute Häuser sowie Weinberghütten sind hier heute noch zu finden. Das Kloster Sant Llorenc del Munt auf dem Gipfel des Mola wurde 985 gegründet und war einer der wichtigsten Sitze der Benediktinermönche. Von hier oben hat man einen besonders tollen Rundumblick auf den Naturpark.

Im Park gibt es außerdem eine barrierefreie Wanderroute. Sie beginnt bei La Casanova de l’Obac und führt nach L’Obac Vell. Die Gesamtlänge für Hin- und Rückweg beträgt 1,2 km. Reservierte Parkplätze für Rollstuhlfahrer und Menschen mit eingeschränkter Mobilität stehen zur Verfügung. Am Weg selbst gibt es einen Handlauf an einer Seite, hölzerne seitliche Wegbegrenzungen sowie Ruhebereiche mit Sitzgelegenheiten.

Spannende Stein- und Felsformationen im Naturpark Sant Llorenç © Sebastiaan Bedaux

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