Alle Beiträge von Eva Hakes

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6 Gründe für einen Urlaub im Pallars

Die Zeit rast und ein Termin jagt den anderen. Falls auch Ihnen gerade wieder einmal alles viel zu schnell geht, dann buchen Sie doch einfach mal einen Urlaub jenseits der Zeit, zum Beispiel im Pallars. Dieser versteckt in den katalanischen Pyrenäen liegende Landkreis fasziniert mit der großen Stille seiner kontrastreichen Gebirgslandschaften und einer tief im Land und seiner Geschichte verwurzelten Kultur. Deren Essenz lebt unberührt vom Wechsel der Zeiten weiter in den Menschen, die diesen Landstrich bewohnen. Wir laden Sie ein, zu einer Entdeckungsreise in ein Land jenseits der Zeit.

In den letzten Jahren hat man im Pallars viele Angebote entwickelt, welche die unberührten Naturlandschaften des Landkreises und seine authentische Pyrenäenkultur einem sanften und respektvollen Tourismus zugänglich machen. Aus der Vielzahl unvergesslicher Erlebnisangebote präsentieren wir hier unsere Top 6.

Tren dels Llacs – Die Vier-Seen-Bahn

Ihr Urlaub jenseits der Zeit beginnt schon mit der Anreise von der Provinzhauptstadt Lleida aus. Der Tren dels Llacs, die Vier-Seen-Bahn, ist ein Nostalgiezug mit dem unverwechselbaren Charme der 60er-Jahre. Noch wesentlich beeindruckender als der hübsche Zug ist jedoch die Bahnfahrt von Lleida nach La Pobla de Segur mit einer ständig sich verändernden Landschaft und immer neuen farbenfrohen Panoramen. Fruchtbare Ebenen voller Gärten und Obstplantagen, die trockenen Landschaften des Montsec mit den beeindruckenden Gesteinsformationen und schließlich die tiefgrünen Hänge der Pyrenäenausläufer. Auf dem letzten Abschnitt der Reise fährt die Bahn an jenen vier Stauseen vorbei, denen sie ihren Namen verdankt. Zuerst an Sant Llorenç und Camarasa, dann zum von Wäldern umgebenen Cellers und schließlich passiert sie Sant Antoni mit seinen herrlichen Stränden, die zum Bad und zum Wassersport einladen. Wer mit dem Tren dels Llacs anreist, benötigt knappe zwei Stunden von Lleida bis La Pobla de Segur. Wem das zu wenig Fahrtvergnügen ist, der kann auch einen geführten Tagesausflug mit dem Tren dels Llacs buchen. Diese widmen sich verschiedenen genuss- und erlebnisreichen Angeboten des Pallars, seien es Weinproben und kulinarische Verkostungen, überraschende Einblicke in die Energiegewinnung im Wasserkraftmuseum in Capdella oder ein Bummel durch La Pobla de Segur mit einem Besuch der Jugendstilvilla Casa Mauri und der alten Ölmühle, sowie ein Besuch in den Alten Läden von Salàs. (Infos zu Führungen auf Spanisch und Katalanisch gibt es hier.)

Mit dem Nostalgiezug Tren dels Llacs wird schon die Anreise zum schönen Urlaubserlebnis © Consell Comarcal del Pallars Jussà

Botigues de Salàs – Die Alten Läden von Salàs

Die alten Läden von Salàs laden ein zu einer Zeitreise durch 100 Jahre Alltagskultur. Mit viel Liebe zum Detail sind hier jene kleinen Ladenlokale rekonstruiert worden, die noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts integraler Bestandteil des spanischen und katalanischen Alltags waren. Zu diesen gehört eine Apotheke, ein Kolonialwarenladen, ein Friseur, ein Kurzwarenladen mit Parfümerie, ein Kiosk, ein Café und einige weitere, die übrigens alle auf private Initiative hin wiederhergerichtet und als Museum ausgestaltet wurden.

Für ältere Besucher sind die Botigues de Salàs ein faszinierender Ausflug in die Kindheit, ein Ort voller kleiner Gegenstände eines längst vergangenen Alltags, an dem die Vergangenheit auf fast unheimliche Weise wieder konkrete Gestalt annimt. Die Alten Läden von Salàs hüten eine Vielzahl Jahrzehnte alter Produkte, manche von ihnen alltäglich, andere Objekte kindlicher Begierde, die man mit sehnsuchtsvollen Augen in viel zu hoch hängenden Regalen bewunderte.

Für die jüngeren Besucher – damit meinen wir hier vor allem diejenigen, die beim Anblick eines Telefons mit Drehscheibe sagen „Oma, was ist das denn?“ – ist ein Besuch der Botigues de Pallars eine Reise in eine unbekannte Welt, die mit ihrem bunten Facettenreichtum die Gäste in ihren Bann schlägt. Bei den geführten Besichtigungen auf Spanisch und Katalanisch erfährt man außerdem spannende Details und viele Anekdoten über das Leben im Salàs im vergangenen Jahrhundert.

Zeitreise ins Botigues Museu Salàs © Kiribatis

Adresse: carrer de Bon Jesús (Salás del Pallars, Pallars Jussà)
Öffnungszeiten: Die je nach Wochentag und Jahrezeit wechselnden Öffnungszeiten kann man unter http://botiguesmuseusalas.cat/es/visita/horarios/ nachschauen
Eintritt: 5,00€, für Kinder unter 14 Jahren ist der Eintritt frei
Weitere Infos: http://botiguesmuseusalas.cat

El Cinquè Llac – Ein ganz besonderer Wanderweg

El Cinquè Llac, der fünfte See, ist eine fünftägige Wanderroute, die auf uralten Hirtenwegen durch die Pyrenäen im Pallars führt. Auf einer Streckenlänge von 100 Kilometern beeindrucken Jahrtausende alte architektonische Spuren früherer Pyrenäenbewohner in einer vom Tourismus nahezu unentdeckten Gebirgslandschaft. Diese ist voll von alten Geschichten und Legenden, von denen die Einheimischen den Besuchern gerne erzählen. Als ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Wanderweg, setzt El Cinquè Llac nämlich nicht nur auf eine ebenso exquisite wie ursprüngliche Gastronomie und stilvolle Übernachtungen in den traditionsreichen Gasthäusern der Region, sondern auch auf authentische Begegnungen zwischen Reisenden und locals.
Selbstverständlich ist der Startpunkt des Weges mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Der zu Anfang erwähnte Tren de Llacs macht die Besucher zunächst mit den ersten vier Seen der Region bekannt. Im Anschluss brechen die Wanderer auf, um den namensgebenden fünften See zu entdecken. Die mehrfach preisgekrönte Route vereint in unnachahmlicher Weise Wandergenuss und authentische Pyrenäenkultur zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ausführliche Infos gibt es hier und hierWeitere Infos unter: http://www.elcinquellac.com/de/

El Cinquè Llac – Wandern in unberührten Pyrenäenlandschaften © Jordi Peró

Seilbahn Vall Fosca

Für Wanderer hat der Pallars natürlich noch weit mehr zu bieten als den preisgekrönten Wanderweg El Cinquè Llac. Ein Highlight der Wanderinfrastruktur ist die Seilbahn von Sallente – Estany Gento ganz im Norden des Vall Fosca. Mit dieser erreichen Besucher bequem Höhenlagen von mehr als 2.000 Metern und finden so den perfekten Ausgangspunkt für Routen durch den Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Bis in die 80er-Jahre hinein war der Estany Gento (Gento-See) nur zu Fuß zu erreichen. Die Seilbahn wurde erbaut, um die Materialien für ein neues Pumpspeicherkraftwerk hinauf zum See zu transportieren, das seither die Region mit Energie versorgt. Heute transportiert die Seilbahn vor allem Wanderer, die auf der 13minütigen Fahrt spektakuläre Aussichten über die Bergwelt genießen dürfen. Oben angekommen, erwarten den Wanderer einige der schönsten Hochgebirgsrouten der Pyrenäen, wie zum Beispiel die berühmte Route Carros de Foc entlang aller Berghütten des Nationalparks, aber auch familientraugliche Touren, wie die 5 Kilometerlange Via Verde del Carrilet, die auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse verläuft. Weitere Infos zur Seilbahn gibt es hier.

© Rafael López Monné und Consell Comarcal del Pallars Jussà

Die Schlucht von Mont Rebei

„Ok“, denken Sie jetzt, „ich fangen an mir ein Bild davon zu machen, wie es im Pallars aussieht.“ Aber da haben Sie sich geirrt, denn bislang haben wir Ihnen nur die eine Seite dieser Traumlandschaft vorgestellt. Die Faszination der ganz anderen Seite des Pallars repräsentiert die Schlucht von Mont Rebei. Sie gilt als eine der wildesten und unbekanntesten Schluchten Europas und markiert gleichzeitig die Grenze zwischen den ehemaligen Königreichen Katalonien und Aragonien. Die Schlucht von Mont Rebei verläuft durch die Serra de Montsec und damit durch eine durch und durch mediterrane Landschaft, die in starkem Kontrast zu den bislang vorgestellten Pyrenäenlandschaften steht. Mit ihren 500m hohen, senkrecht abfallenden Felswänden gilt die Schlucht von Mont Rebei als der „Grand Canyon Kataloniens“.

Wandern in schwindelerregender Höhe am Congost de Mont-Rebei © Alejandra Ribas

Wer ihn zu Fuß erkunden möchte, begibt sich auf einen in den Fels geschlagenen Hohlweg mit spektakulären Aussichten. Einigermaßen schwindelfrei sollte man schon sein, um diesen Weg genießen und sich dem Reiz dieser Ausnahemlandschaft wirklich hingeben zu können. Diese ist still und zeigt kaum Spuren menschlicher Zivilisation, umso reicher ist dafür ihre Tier- und Pflanzenwelt. Insbesondere die vielen verschiedenen Greifvögel beeindrucken immer wieder die Wanderer. Eine breite  Auswahl an Routen und Wegen erschließt die unterschiedlichsten Aspekte des gebirgigen Landes. Der Star unter ihnen führt über eine Hängebrücke zu dem bereits erwähnten Hohlweg inmitten des Canyons: Eine Art spektakulärer Felsbalkon, mit immer neuen Aussichten in die Tiefen der Schlucht.

Nachtleben – Dem Himmel so nah

Der Montsec versprüht nicht nur am Tage einen eigenartigen Zauber, er ist auch der perfekte Ort um sich dem nächtlichen Himmel ganz nah zu fühlen. Die hervorragende Sicht auf den Himmel und die Sterne hat zum Bau des Observatoriums auf dem Montsec geführt. „Das Auge des Montsec“ wird diese moderne Einrichtung genannt, die einerseits der Forschung dient, aber auch der Weitergabe astronomischen Wissens. Nicht zuletzt weckt ein Besuch im Astronomiepark Montsec die Begeisterung für die Beobachtung des Himmels und der Sterne. Spannende Ausstellungen und ein Multimedia-Planetarium geben faszinierende Einblicke ins Thema. Von der Kuppel mit zwölf Metern Durchmessser eröffnet sich ein unvergleichlicher Ausblick auf die Sterne. Übrigens ist der Astronomiepark Montsec Teil der von der UNESCO anerkannten Starlight Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die freie Sicht auf die Sterne zu fördern. Sie setzt sich gegen Lichtverschmutzung ein und verbindet Starlight Destinations genannte Orte, an denen der Nachthimmel noch in all seiner Schönheit zu bestaunen ist.

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Die Top 10 für einen Städtetrip nach Girona

Lust auf einen ausgefallenen Weekend-Trip? Dann liegt Ihr perfektes Reiseziel vermutlich im Nordosten Kataloniens: Girona bezaubert mit mediterranem Charme, katalanischer Eleganz, historischer Faszination und unwiderstehlichen Shopping-Möglichkeiten. Meer und Berge sind von hier aus innerhalb kurzer Zeit zu erreichen und auch der nahegelegene See von Banyoles ist ein perfektes Ausflugsziel für Naturliebhaber und Wassersportler. Um die Reiseplanung perfekt zu machen, verfügt die Stadt über einen eigenen Flughafen, der von Deutschland aus preiswert und schnell zu erreichen ist. Hier präsentieren wir Ihnen unsere Top 10 für einen unvergesslichen Kurztrip nach Girona.

 

Ein Spaziergang über die antiken und mittelalterlichen Stadtmauern

Als strategisch bedeutsame Grenzstadt blickt Girona auf eine lange Geschichte zurück. Die ältesten Teile ihrer Stadtmauern wurden von den Römern im 1. Jahrhundert v. Chr. erbaut. Die mächtige Verteidigungsanlage, welche das alte Girona umschloss, blieb bis ins Jahr 1000 n. Chr. unverändert erhalten. Teile dieser Força Vella genannten antiken Mauern können noch heute besichtigt werden. Im Mittelalter wurden die Stadtmauern Gironas erweitert und heutzutage können die Besucher der Stadt bei einem ausgiebigen Spaziergang über die Stadtmauern die Altstadt Gironas aus einer besonderen Perspektive kennenlernen. Von den alten Wachttürmen der Befestigungsanlage fällt der Blick auf jene Viertel Gironas, die zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert jenseits der Força Vella entstanden und die bis heute historische Monumente voller Geschichte und Geschichten hüten.

Die mittelalterliche Stadtmauer, Foto: Jochen Bullerjahn auf Flickr, Lizenz: CC BY-NC 2.0

 

Die Basilika Sant Feliu

Die Basilika Sant Feliu war die erste Kathedrale Gironas, bevor sie im 10. Jahrhundert durch die weit größere Kathedrale Santa Maria abgelöst wurde. In ihrer heute erhaltenen Form wurde sie jedoch zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert errichtet. Mit ihrem schlanken Glockenturm und den schönen Kirchenschiffen gilt sie als ein Höhepunkt der gotischen Architektur Gironas, die hier mit romanischen und barocken Elementen verschmilzt. Im Inneren der Basilika befindet sich das prachtvolle gotische Grab des Stadtheiligen Sant Feliu und darüber hinaus acht einzigartige Sarkophage aus römischer und vorchristlicher Zeit. Sie wurden während des Baus der Kirche hier gefunden und geben ein eindrucksvolles Zeugnis der römischen Kultur, welche die Stadt über Jahrhunderte prägte. Die erstaunlichste Geschichte der alten Kirche stammt jedoch aus dem 13. Jahrhundert, genau genommen aus dem Jahr 1286, als die Franzosen die Stadt stürmten, die Kirchen plünderten und schließlich auch die sterblichen Überreste des Stadtheiligen Feliu schändeten. Ob es der Heilige selbst war oder eine andere höhere Macht eingriff, kann heute niemand mehr sagen. Jedenfalls entstiegen dem Grab St. Felius gigantische Fliegen, die über die französischen Eindringlinge herfielen und deren Heer schließlich auslöschten.

Basilika Sant Feliu und die Kathedrale Santa María vom Riu Onyar gesehen © Alex-Tremps.-Arxiu-Imatges-PTCBG

 Die Kathedrale Santa Maria

Die Kathedrale Santa Maria erhebt sich als ein Wahrzeichen der Stadt auf dem Altstadthügel der Força Vella. Zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert erbaut, vereint auch sie in sich unterschiedliche architektonische Stile von Romanik über Gotik bis hin zum Barock. Allerdings reicht auch ihre Geschichte noch viel weiter in die Vergangenheit zurück. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde sie unter arabischer Besatzung zur Moschee umfunktioniert und erst im Jahr 908 wieder als Kirche geweiht. Der ursprüngliche architektonische Neuentwurf Santa Marias sah drei Schiffe vor, im 15. Jahrhundert kam allerdings die Idee auf, eine einschiffige Kathedrale zu bauen. Die Diskussion der Experten darüber, ob dies möglich und sinnvoll sei, nahm etwas 50 Jahre in Anspruch und brachte Girona mit der Entscheidung für ein einschiffiges Gotteshaus letztlich einen architektonischen Rekord ein: Das 34 Meter hohe und knapp 23 Meter breite gotische Kirchenschiff ist weltweit das breitetste seiner Art und auch ansonsten beeindruckt Gironas Katehdrale mit mächtigen Mauern, aber auch mit einzigartigen Kunstschätzen in ihrem Inneren. Zu diesen gehören eine prachtvolle Monstranz und ein wunderschöner Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert, auf dem die Schöpfungsgeschichte in Bildern dargestellt ist. Darüber hinaus ist Gironas Kathedrale die letzte Ruhestätte einer Vielzahl von Adeligen, Bischöfen, Architekten und Künstlern, welche die Stadt zu ihren Lebzeiten besonders geprägt haben.

Die Kathedrale Santa Maria in Girona © Alex Tremps. Arxiu Imatges PTCBG

 

Die arabischen Bäder

Biegt man von der Kathedrale aus in die Carrer Ferran el Catòlic ab, sieht man den Cornelien-Turm (Torre Cornèlia) aus dem 11. Jahrhundert, der die Kathedrale mit der Stadtmauer und den Arabischen Bädern verbindet. Diese wurden im 12. Jahrhundert errichtet und damit zu einer Zeit, als Girona schon gut 200 Jahre von der maurischen Besatzung befreit war. Es handelt sich hier also um eine Badeanlage für die christliche Bevölkerung der Stadt, die jedoch ganz offensichtlich an römischen und nordafrikanischen Bädern inspiriert war. So ist die Aufteilung der Bäder in Frigidarium, Tepidarium und Caldarium eine Reminiszenz an die klassisch römischen Thermen, während die Gestaltung und Dekoration der Räume an die maurische Ästhetik erinnert. Bestes Beispiel hierfür sind die filigranen Säulen und harmonisch gewölbten Decken und das gekonnte Spiel mit Licht und Schatten, welches den Bädern ihre einzigartige Atmosphäre verleiht. Diesen eindrucksvollen Elemente verdankt der Ort seinen Namen “Arabische Bäder”, der sich übrigens erst im 19. Jahrhundert einbürgerte und inzwischen zur offiziellen Bezeichnung der ehrenwerten Badeanstalt avanciert ist.

Die Arabäischen Bäder © Jordi-Ribot-Punti-ICONNA.-Arxiu-Imatges-PTCBG

 

Das Jüdische Viertel und das Museum für Jüdische Geschichte

”El Call”, das Jüdische Viertel von Girona zählt zu den am besten erhaltenen Jüdischen Vierteln weltweit. Mit seinen engen Gassen, hohen Mauern und verwinkelten Häusern und Höfen gleicht el Call einem Labyrinth, in dessen schattigen Straßen die Vergangenheit gegenwärtig ist. Einen Spaziergang durch das Call sollte man unbedingt mit dem Besuch des Museums für Jüdische Geschichte verbinden. In einer großen permanenten Ausstellung und wechselnden temporären Ausstellungen erhält man spannende Einblicke in das Leben der Jüdischen Gemeinschaft von Girona, die hier vom 9. Jahrhundert bis zu ihrer Vertreibung im Jahr 1492 eine ganz eigene Kultur pflegte, welche die katalanische Kultur in vieler Hinsicht beeinflusst hat.

Call Jueu – das Jüdische Viertel © Oscar Vall. Arxiu Imatges PTCBG

Das Kloster Sant Pere de Galligants und die Kapelle Sant Nicolau

Sant Pere de Galligants ist eine alte Benediktinerdatei, die heute eine Dependance des Archäologischen Museums von Katalonien (MAC) beherbergt, in der Ausstellungsstücke von der Frühgeschichte der Region bis zur Besatzung durch die Römer gezeigt werden. Gemeinsam mit der nahegelegenen Kapelle Sant Nicolau, die derzeit als Ausstellungsraum dient, bildet das Kloster eines der schönsten Ensembles romanischer Architektur Kataloniens. Die Basilika des Klosters beeindruckt mit monumentaler Größe und den eindrucksvoll dekorierten Kapitellen des Mittelschiffs und einer prächtigen Rosette mit einem Durchmesser von 3,5 Metern.

Sant-Pere-de-Galligants. © Ajuntament-de-Girona.-Arxiu-Imatges-PTCBG

Sant Martí Sacosta

Mittelalterliche Architektur und die ihr ganz eigene Atmosphäre sind an vielen Orten Gironas bis heute erhalten. Ein weiteres schönes Beispiel hierfür ist sind das ehemalige Kloster und die Kirche Sant Marti Sacosta, die schon im Jahr 898 schriftliche Erwähnung fand. In seiner heutigen Form stammt das Kloster allerdings in weiten Teilen aus dem 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch die Fassaden, die große, barocke Treppe auf dem Vorplatz und in Teilen auch der angrenzende Agullana Palast. Dessen Mauern umspannen in einem beeindruckenden Rundbogen die Treppen von Sant Domènec und Sant Martí. Nicht ohne Grund zählt diese architektonische Besonderheit zu den am meisten fotografierten Motiven der Stadt.

Die Treppe von Sant Marti © JD Andrews. Arxiu Imatges PTCBG

La Rambla de la Llibertat

La Rambla de la Llibertat ist eine der schönsten und beliebtesten Straßen Gironas, die parallel zum Rio Onyar von der Pont de Pedra (Steinbrücke) in die Altstadt führt. Im 13. Jahrhundert erbaut, diente sie lange als zentraler Marktplatz und Ort der Zusammenkuft. Bis heute ist die Rambla für Besucher und Einheimische ein Mittelpunkt des städtischen Lebens. In ihren Bogengängen und Arkaden liegen viele schöne Cafés und Geschäfte, weshalb man für einen Bummel über die Rambla Zeit und Muße mitbringen sollte. Ganz nebenbei kann man hier nämlich auch bemerkenswerte Gebäude bewundern, wie zum Beispiel die Casa Norat mit der beeindruckenden modernistischen Fassade.

Rambla de la Llibertat, Foto: Manel Zaera auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

La Plaça de la Independencia

Ein Kaffee auf der Plaça de la Independencia mit Arkaden und Bogengängen im neoklassizistischen Stil ist Pflichtprogramm für jeden Besucher Gironas. Hier, auf dem Gelände des ehemaligen Konvents von Sant Agustí, liegen auf engem Raum viele schöne und elegante Bars und Restaurants beieinander, die zum Kaffee ebenso einladen, wie zum Tapeo oder einem genussvollen Abendessen in typisch gironesischer Atmosphäre. Der architektonische Entwurf des Platzes stammt übrigens von Marti Sureda, das Denkmal in der Mitte mit dem Namen Girona, 1809, ist den Verteidigern der Stadt gewidmet und ein Werk des Bildhauers Antoni Parera.

Plaça de la Independència. Foto: Marc Garrido Clotet auf Flickr, Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0 

Die bunten Häuser am Riu Onyar

Last but not least wollen wir natürlich auch noch Gironas berühmtes Postkartenmotiv erwähnen, die bunten Häuser am Fluss Onyar, der die Stadt durchquert. Der Blick auf diese in fröhlichen Farben gestrichene Häuser vor dem Hintergrund der Katehdrale und der Basilika von Sant Feliu zählen zu den schönsten und berühmtesten Aussichten in Girona, die sich kein Besucher der Stadt entgehen lassen sollte.

Am Ufer des Riu Onyar, Foto: Jared Rubinsky auf Flickr, Lizenz CC BY-NC-ND 2.0

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Sant Pere de Rodes – Das geheimnisvolle Benediktinerkloster am Cap de Creus

Das Benediktinerkloster Sant Pere de Rodes gilt als eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der mit Kulturgütern reichlich gesegneten nördlichen Costa Brava. Sant Pere de Rodes erhebt sich auf einer Höhe von 500m  über dem Meeresspiegel auf der Halbinsel Cap de Creus, die den nordöstlichsten Zipfel der katalanischen Küste bildet. Die gebirgige Küstenlandschaft rund um das Kloster ist atemberaubend, ebenso der Blick von den tausendjährigen Mauern, der über altes Weinbauland und wilde Felsformationen bis zu den blauen Weiten des nahegelegenen Mittelmeers reicht.

Ein Ort voller Legenden: Das Kloster Sant Pere de Rodes am Cap de Creus © ACdPC

Legendenreich

Um die Ursprünge des Klosters, das im Mittelalter ein europaweit bekannter Pilgerort war, ranken sich viele Legenden. So erzählt man sich zum Beispiel, dass der Leichnam des Heiligen Petrus oder doch zumindest seine Reliquien hier ruhen. Ebenso zahlreich wie die Legenden sind auch die offenen archäologischen und historischen Fragen rund um das Kloster. Sicher ist, dass sich in unmittelbarer Nähe des Klosters architektonische Reste aus einer frühen Epoche finden – möglicherweise der römischen – und dass aus dieser Zeit kleine dekorierte Marmorfragmente stammen, die hier zu einem späteren Zeitpunkt wiederverwendet wurden.

Die vorromanische Kirche Santa Helena de Rodes liegt in unmittelbarer Nähe des Klosters © ACdPC

Klosterfestung

Die herrliche Aussicht, die der Besucher heute von Sant Pere de Rodes aus genießt, verdankt sich in erster Linie der prekären Sicherheitssituation, in der die Bewohner der Küste während des Mittelalters lebten.  Die heutige Costa Brava war damals häufig Piratenangriffen ausgesetzt, und diese Gefahr bewegte die damaligen Benediktiner, ihr Kloster hoch oben in der Sierra de Rodes zu errichten. Doch offenbar fühlten sie sich selbst hier nicht völlig sicher. Die Klostermauern erinnern durchaus an eine Festung und zum eleganten Glockenturm gesellt sich ein trutziger Wehrturm.

© ACdPC

Blütezeit

Die erste urkundliche Erwähnung von Sant Pere de Rodes stammt aus dem Jahr 878, als das Kloster noch der  Abtei Sant Esteve de Banyoles unterstand. Im Jahr 947 erlangte Sant Pere de Rodes die Unabhängigkeit als Abtei und unterstand von nun an nur noch dem Papst. Damit beginnt die Blütezeit des Benediktinerklosters. Dank zahlreicher Schenkungen besaß Sant Pere de Rodes schon bald Ländereien, die sich über den gesamten Norden Kataloniens erstreckten. Im Jahr 1022 wurde die Kirche geweiht, die im Wesentlichen bis in unsere Tage erhalten ist und als Wiege der katalanischen Romanik gilt. Etwa um diese Zeit gewann das Kloster auch einen Ruf als bedeutsamer Pilgerort, der Gläubige aus den verschiedensten Ecken Europas anzog.

Sant Pere de Rodes gilt als Wiege der katalanischen Romanik © ACdPC

Im 11. und 12. Jahrhundert erfuhr das Kloster mehrere Umbauten, möglicherweise als Reaktion auf Schädigungen, die Folge des Konflikts zwischen den Häusern von Empúries und Peralada gewesen sein könnten. Um diese Zeit entstanden unter anderem zwei neue Portale. Das äußere von ihnen war ein kunstvoll skulpturiertes Werk des Mestre de Cabestany, der hier Szenen aus dem Leben Jesu in weißem Marmos verewigt hatte. Allerdings ist „verewigt“ nicht wirklich der treffende Ausdruck, denn in späteren Jahrhunderten wurde dieses Portal weitgehend zerstört und nur seine Reste sind heute im Museum Marès in Barcelona zu besichtigen. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts erlebte Sant Pere de Rodes jedoch ein goldenes Zeitalter, in welchem die Klosterkultur die umliegenden Dörfer und Landschaften prägte. Die Arbeit der heutigen Winzer der Region, welche die ausgezeichneten Weine des Empordà schaffen, setzt auf der von den damaligen Benediktinern geprägten Weinbau-Kultur auf.

Sant Pere de Rodes prägte über Jahrhunderte die Kultur der Costa Brava  © ACdPC

Zeit der Dekadenz

Ab dem 14. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Zeit der Dekadenz. Anstatt getreu der Worte des Ordensgründers ihre Zeit dem Gebet und der Arbeit zu widmen, gaben sich die Mönche zunehmend weltlichen Freuden hin. Sant Pere de Rodes verlor an Ansehen und damit an finanzieller Unterstützung. Der Niedergang begann. Im Zuge der Kriege, welche das Gebiet im 17. und 18. Jahrhundert heimsuchten, kam es immer wieder zu Plünderungen. Viele der Kunstschätze, die das Kloster einmal gehütet hatte, verschwanden für immer oder tauchten erst Jahre später in Sammlungen wieder auf. 1798 verließen die letzten Benediktiner das Kloster, und die ehrwürdigen Mauern verfielen. Im Jahr 1935 unternahm man einen ersten Versuch, das Kloster zu restaurieren. Bis heute sind die Restaurationsarbeiten nicht abgeschlossen, und die alten Mauern hüten weiterhin viele ungelöste historische Rätsel und Geheimnisse.

Die Kirche beeindruckt mit außergewöhnlichen architektonischen Elementen © ACdPC

Die Gebäude

Das Kloster Sant Pere de Rodes ist in Terrassen angelegt und passt sich so perfekt an an den gebirgigen Untergrund an. Im Mittelpunkt des verschachtelten Gebäudekomplexes stehen die Klosterkirche und der Kreuzgang. Beide wurden im 10. und 11. Jahrhundert erbaut und hüten einzigartige Beispiele romanischer Skulptorik.
Die Klosterkirche ist als dreischiffige Basilika mit Querschiff und drei Apsiden erbaut. Von den einstigen Kunstschätzen ist nichts in der Kirche zurückgeblieben, und so hat der Besucher die Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit ganz der eindrucksvollen Architektur zu widmen.
Mit einer Länge von 37 Metern und einer Höhe von 15 Metern erreicht die Kirche von Sant Pere eine räumliche Ausdehnung, die für die Zeit ihrer Erbauung absolut ungewöhnlich ist. Der Eindruck räumlicher Weite wird verstärkt durch die auf hohen Pfeilern ruhenden, klassisch inspirierten Säulen, welche die Rundbögen stützen. Von der Kirche aus führt eine Treppe in die Krypta mit ihren in den Stein gehauenen Gräbern, die zum Teil noch aus dem 9. Jahrhundert stammen.
Etwa zur gleichen Zeit wie die Kirche entstand der alte Kreuzgang, der erst vor kurzem unterhalb eines später erbauten Kreuzgangs gefunden wurde. Der viereckig angelegte alte Kreuzgang ist geprägt von einer soliden Bauform mit großen Rundbögen und einem Tonnengewölbe. Ursprünglich erreichte man von hier aus verschiedene Räumlichkeiten, die jedoch mit der Anlage des neuen Kreuzgangs verschwunden sind.
Der neue Kreuzgang stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, ist jedoch immer wieder renoviert worden. Nur noch wenige seiner Säulen sind heute im Original erhalten.
Der beeindruckende Glockenturm stammt aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, noch älter ist der Verteidigungsturm des Klosters, der vermutlich noch aus dem 10. Jahrhundert stammt und immer wieder umgebaut und renoviert wurde.

Blick in den Glockenturm © ACdPC

Die Kunstschätze, die einst zu Sant Pere de Rodes gehörten, sind heute auf verschiedene Sammlungen verteilt. Das erwähnte Fragment des marmonen Portals von Cabestany ist im Museum Marès in Barcelona zu besichtigen. Der wohl bedeutendste Schatz des Klosters, die Bibel von Sant Pere de Rodes, ist heute im Besitz der Nationalbibliothek von Paris. Trotz des Verlusts seiner Kunstschätze und den Folgen des langjährigen Verfalls ist Sant Pere de Rodes einer der eindrucksvollsten Orte der Costa Brava. Das Lebensgefühl des Mittelalters verbindet sich hier mit der Erfahrung einer Küstenlandschaft von wilder Schönheit

Übrigens: Möglichkeit zur virtuellen Besichtigung von Sant Pere de Rodes gibt es hier.

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Kult(o)ur an der Costa Brava – 5 unverzichtbare Ausflugsziele für Kulturverliebte und Entdecker

Weite Strände, felsige Buchten, blauer Himmel und der Duft von Pinien und Meer – die Costa Brava ist der Inbegriff des Sommerurlaubs. Aber manche Leute wollen ja noch mehr als nur das absolute Sommerglück am Strand. Deshalb stellen wir heute fünf Ausflugsziele vor, die zu den unverzichtbaren kulturellen Highlights der Costa Brava zählen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, vom Bummel durch mittelalterliche Dörfer bis zum Aufbruch in eine fremde Dimension. Lesen Sie selbst…

Besalú

Besalú ist ein mittelalterliches Dorf wie aus dem Bilderbuch. Tatsächlich finden wir hier eines der beliebtesten Fotomotive Kataloniens: Die alte Brücke Pont Vell am Fluss Fluviá. Aber auch der Rest des denkmalgeschützten Dorfes bietet reichlich Fotomotive und mediterrane Mittelalter-Romantik. Besonders sehenswert sind sicherlich die Kirchen Sant Martí, Sant Vicenç und das Kloster Sant Esteve. Im alten Jüdischen Viertel sind eine Synagoge und ein „Mikwe“ genanntes, historisches jüdisches Bad erhalten, die beredtes Zeugnis vom Einfluss dieser einzigartigen Kultur in der Region geben.

Die berühmte Brücke Pont Vell von Besalú © Departament de Presidència de la Generalitat de Catalunya

Girona

Blick auf die Kathedrale von Girona © JD Andrews. Arxiu Imatges PTCBG

Girona, die stolze alte Stadt am Riu Onyar, ist der Klassiker unter den Ausflugszielen der Costa Brava. Bummeln Sie durch die irrwitzig verwinkelten Gassen des alten Jüdischen Viertels El Call, besuchen Sie die auf einem Hügel über der Stadt thronende Kathedrale Santa Maria, entdecken Sie die Geheimnisse der legendären Basilika Sant Feliu, besichtigen Sie die alte römische Stadtmauer, die arabischen Bäder und machen Sie einen Spaziergang entlang des Rio Onyar mit Blick auf die romantischen Häuserfassaden entlang des Flusses.

Kloster Sant Pere de Rodes

Am Cap de Creus, einer Halbinsel, die 10km ins Mittelmeer hineinragt, finden wir mit dem Monastir Sant Pere de Rodes eines der beeindruckendsten Benediktiner-Klöster  Kataloniens. Allein der Blick von den einsamen Klostermauern auf das als Naturpark unter Schutz stehende Cap de Creus und die Costa Brava, wäre einen Aufstieg nach Sant Pere de Rodes wert. Mit seinem außergewöhnlichen Stilmix aus arabischen, französischen und lombardischen Elementen und einer faszinierenden Geschichte, die sich bis ins Jahr 878 zurückverfolgen lässt, zieht jedoch auch das Kloster selbst die Besucher in seinen Bann.

Kloster Sant Pere de Rodes © Maria Geli – Pilar Planagumà. Arxiu Imatges PTCBG

Das Theater-Museum Dalí

Das Teatre-Museu Dalí in Figueres zeigt die weltweit größte Sammlung Dalíscher Werke: Gemälde aus allen Schaffensphasen seiner Karriere, Skulpturen, dreidimensionale Collagen, mechanische Geräte und weitere der Imagination des Künstlers entsprungene Kuriositäten. Eines der Highlights des Museums ist eine dreidimensionale, anamorphe Wohnzimmer-Installation, die von einem bestimmten Punkt aus betrachtet aussieht wie das Gesicht der Schauspielerin Mae West, von der Dalí offenbar fasziniert war. Wer mit Neugier und Offenheit das Museum erkundet, findet faszinierende Zugänge zum künstlerischen Universum des wohl exzentrischsten aller katalanischen Künstler.

Sala Mae Museu Dalí © Imagen M.A.S.

Peratallada

Mittelalter-Flair in Peratallada. Foto: Albert Aguilera auf Flickr. Public Domain Mark 1.0

Peratallada gilt als eines der schönsten mittelalterlichen Dörfer Kataloniens und Spaniens. Es ist geprägt durch schmale Gassen, sonnige Plätze und eine ganze Reihe mittelalterlicher Türme. Ein echter Hingucker sind die vielen gotischen Elemente der alten Steinhäuser des historischen Stadtkerns, dessen Zentrum die wunderschöne  Plaça Major bildet. Nicht nur hier gibt es gemütliche Cafés und Bars, die dazu einladen, innezuhalten und mit allen Sinnen den Augenblick zu genießen. Ein weiteres Highlight ist die Burg von Peratallada, die zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert errichtet wurde. Nehmen Sie sich Zeit, bummeln Sie ohne Eile durch diese mittelalterliche Ortschaft und geben Sie sich dem Zauber einer vergangenen Epoche hin!

 

 

 

 

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10 Dinge, die Sie schon immer über Barcelona wissen wollten und sich nie zu fragen trauten….

Barcelona hat viele Gesichter. Jenseits der bekannten Sehenswürdigkeiten und Monumente hütet die Stadt herzzerreißende Geschichten, überraschende Anekdoten und kuriose Andenken an den Alltag vergangener Tage. Darüber hinaus hat Barcelona auch einige skurrile Fakten zu bieten, deren Kenntnis in den Bereich des ebenso nutzlosen wie amüsanten Wissens fällt. Wir haben für Sie unsere Top 10 der Kuriositäten Barcelonas zusammengestellt.

Warum schmückt ein Wappen des FC Barcelona ein Kirchenfenster der Kathedrale Santa Maria del Mar?

Die Kathedrale Santa Maria del Mar ist eines der Wahrzeichen Barcelonas. Inmitten der Altstadt ragen ihre monumentalen Türme in den Himmel. Erbaut wurde sie im 14. Jahrhundert, in der Rekordzeit von gerade einmal 55 Jahren. Diese kurze Bauzeit bescherte Santa Maria del Mar einen einheitlich gotischen Stil, der sie an sich schon zu einem Unikum macht. Wie aber kommt nun das Wappen des 1899 gegründeten FC Barcelona in das Kirchenfenster einer gotischen Kathedrale? Kurz gesagt: Als Folge des Bürgerkriegs. 1936 kam es zu einem Brand, bei dem die Fenster und Innenräume der Kirche weitgehend zerstört wurden. Im Jahr 1960 spendete der FC Barcelona 100.000 Peseten für die Restauration. Die Abbildung des Barça-Wappens im Kirchenfenster ist sozusagen ein Dankeschön der Kathedrale Santa Maria del Mar an den berühmtesten Fußballclub Kataloniens.

 

In welchem Kirchenfenster versteckt sich das Wappen des FC Barcelona? Foto: Josep Salvia i Boté auf Flickr, Lizenz: CC BY-ND 2.0

Warum feiern die Fans des Barça die Siege ihrer Mannschaft immer am Brunnen Font de Canaletes?

74 Font de Canaletes, a la RamblaFür Insider und Barça-Fans ist der gusseiserne Brunnen Font de Canaletes am nördlichen Ende der Ramblas zweifellos eines der Wahrzeichen Barcelonas. 1860 eingeweiht, zählt der Font de Canaletes inzwischen zu den Legenden Barcelonas. Erstens deshalb, weil man sich erzählt, dass jeder, der aus dem Brunnen trinkt, eines Tages nach Barcelona zurückkehren wird und zweitens, weil der Brunnen der offizielle Treffpunkt der Fans für alle Siegesfeiern des Barça ist. Die Tradition, die Siege des Clubs am Brunnen Font de Canaletes am nördlichen Ende der Ramblas zu feiern, geht zurück bis ins Jahr 1930. Damals befand sich gegenüber des Brunnens die Redaktion der Sportzeitung Diario deportivo La Rambla. Bevor Radio und Fernsehen Einzug in den Alltag hielten, wurden am Fenster der Redaktion die Ergebnisse der Fußballspiele ausgehängt – und die Fans des Barça begannen selbstverständlich genau dort zu feiern, wo wie sie die gute Nachricht erhalten hatten. (Foto: Font de Canaletas auf der Rambla. Autor: Enfo )

Weshalb weist die Kolumbusstatue mit dem Finger in Richtung Mallorca?

Wo Ramblas und Passeig de Colom an der Plaça de la Pau zusammentreffen, wurde 1888 anlässlich der Weltausstellung das 60m hohe Kolumbusdenkmal eingeweiht – und seither wird diskutiert, wohin der offizielle Entdecker Amerikas denn nun mit seinem ausgestreckten rechten Arm zeigt. Die Absicht Gaietà Büigas, der das Denkmal schuf, war wohl, Kolumbus nach Amerika weisen zu lassen. Vom Standpunkt des Denkmals aus betrachtet, liegt Amerika allerdings unglücklicherweise in Richtung Ramblas und Stadtzentrum, also in Gegenrichtung zum Meer. Und da ein ins Einkaufszentrum der Stadt weisender Kolumbus die Mehrzahl der Betrachter des Denkmals verwirren würde, weist sein Arm nun einfach aufs Meer hinaus. Manche behaupten, er zeige eben nicht in die Richtung, in die Kolumbus aufbrach, sondern in Richtung seiner Heimatstadt Genua, von wo er kam. Laut modernen, computergestützten Berechnungen zeigt Kolumbus allerdings weder nach Amerika noch nach Genua, sondern nach Mallorca. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass auch vielbeschäftigte Menschen, die Großes leisten, gelegentlich einfach einmal Urlaub brauchen.

Kolumbus weist aufs Meer hinaus, Foto: Sebastià Giralt auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Wie wies man in früheren Jahrhunderten nicht alphabetisierten Matrosen, Soldaten und Besuchern der Stadt diskret den Weg zum nächsten Bordell?

Barcelonas grandiose Bauwerke und Denkmäler sind eine in Stein gemeißelte Erzählung der bewegten Geschichte der Stadt. Darüber hinaus hüten Barcelonas Gassen aber auch die Erinnerung an jene verschrobenen Details der Vergangenheit, denen die offizielle Geschichtsschreibung keine Beachtung schenkt.
Stellen Sie sich vor, Sie leben im 17. Jahrhundert und sind Matrose. Nach Monaten auf See sind Sie endlich in Barcelona an Land gegangen. Sie haben bereits gegessen und dem Wein in nicht geringem Maße zugesprochen, und nun steht Ihnen der Sinn nach mmmmh… Wie also finden Sie nun den Weg zum nächsten Bordell?
Vermutlich nicht durch eine geheime Inschrift an der nächsten Hauswand, denn Lesen und Schreiben sind Fähigkeiten, die im Wesentlichen Adeligen oder Priestern vorbehalten sind. Sie könnten natürlich nach dem Weg fragen, aber echte Männer fragen nicht nach dem Weg! Sie könnten auch einfach loslaufen und denken „ich find schon eins!“, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie auf diese Art jede Menge Zeit verlieren. Eingedenk all dieser Hindernisse, entwickelte man in Barcelona ein Wegeleit-System, das Besuchern der Stadt schnell und unkompliziert den Weg zum nächsten Bordell wies: die Carassas.
Die Carassas sind in Stein gemeißelte Gesichter von Menschen oder Dämonen, die an Straßenecken angebracht, mit ihrem Blick den Weg in Richtung des nächsten Bordells wiesen. Einige davon sind in Barcelona bis heute erhalten, zum Beispiel am Carrer dels Mirallers im Born.

Die Carassa, ein diskreter Wegweiser am Carrer dels Mirallers. Foto: Xavier Caballe auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Wie kommt die Freiheitsstatue nach Barcelona?

Nunja, DIE Freiheitsstatue steht weiterhin auf Liberty Island im New Yorker Hafen und repräsentiert als Wahrzeichen der Vereinigten Staaten die Werte der Freiheit und Demokratie. Die 1886 eingeweihte Statue war ein Geschenk des französischen Volks an die Vereinigten Staaten. Eine 1889 erstellte Replik des Originals steht auf der Île aux Cygnes in Paris. Barcelonas Freiheitsstatue ist nur unwesentlich jünger, versteckt sich allerdings im Foyer einer Bibliothek im Eixample. Die Biblioteca Pública Arús war die erste öffentliche Bibliothek Barcelonas. Sie wurde 1895 von Rossend Arús eröffnet, der den Freimaurern nahe stand. Hier steht die 1894 in Auftrag gegebene Freiheitsstatue von Barcelona umgeben von Büchern, deren Bestimmung es war, den Bürgern der Stadt zu Bildung und somit zu einem freieren Bewusstsein zu verhelfen. Ganz in diesem Sinne lautet die Inschrift des Buches, das die Statue trägt: Anima Libertas – Freiheit der Seele. Wer Barcelonas Freiheitsstatue besichtigen möchte, konsultiere die Öffnungszeiten der Bibliothek hier.

Biblioteca Arús (Barcelona, Catalonia) - panoramio

Biblioteca Pública Arús im Eixample. Foto Literat Tours

Wo sind die Spuren des Bürgerkriegs bis heute deutlich spürbar?

Die schrecklichen Geschehnisse des Spanischen Bürgerkrieges haben nicht nur im kollektiven Gedächtnis, sondern auch in den Dörfern und Städten ihre Spuren hinterlassen. Zu den Orten in Barcelona, an denen die Geschehnisse jener Jahre bis heute auf eindrucksvolle Weise präsent sind, gehören die 1400 Luftschutzbunker, die für die Zivilbevölkerung errichtet wurden. Einige dieser Bunker, in denen die beklemmende Atmosphäre jener Jahre deutlich spürbar wird, können heute besichtigt werden. Der bekanntesten unter ihnen ist wohl Refugi 307 am Poble Sec. Im Gegensatz zu den meisten anderen Luftschutzbunkern wurden die Tunnel des Refugi 307 ebenerdig im Schutze eines Hangs des Montjüic ausgehoben.
Heute ist Refugi 307 Teil des Historischen Museums von Barcelona, das geführte Besichtigungen des Ortes anbietet.

Blick in den Luftschutzbunker 307, Foto: Biblioteca MUHBA auf Flickr, Lizenz: CC BY 2.0

Von welcher Tragödie zeugen die Löcher in den Wänden der Kirche Sant Felip Neri?

Ein weiterer Ort, an dem die Spuren des Bürgerkriegs deutlich sichtbar sind, ist die Plaça Sant Felip Neri im Gotischen Viertel. Der malerische, von Häusern im Renaissance-Stil umgebene Platz, ist vielleicht einer der schönsten des Barri Gotic. Ganz sicher ist er ein Ort, an dem die Tragödie des Spanischen Bürgerkriegs besonders nachvollziehbar wird. Am 30. Januar 1938 schlug hier eine Bombe ein, deren Splitter ihre Spuren für immer in den Wänden der Kirche Sant Felip Neri hinterlassen haben. Die Bilanz: 42 Todesopfer, die meisten von ihnen Kinder, die in der Kirche Zuflucht gesucht hatten.

Plaça de Sant Felip Neri, Barcelona, Foto: Julien Lagarde auf Flickr, Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Darf man Miró mit Füßen treten?

Grundsätzlich verdient Joan Miró natürlich nichts anderes also unser ungebremstes Interesse und unsere persönliche Ehrerbietung. Hiervon kann man sich zum Beispiel im Museum der Fundació Miró am Montjüic überzeugen. Konzipiert als Ort der Inspiration und Kunstforschung bietet das Museum Einblicke in das Werk des katalanischen Malers, der einen Großteil seines Lebens zwischen Paris und seinem Heimatdorf Montroig pendelnd verbrachte, stellt aber auch die Werke junger, innovativer Künstler aus.
Wer einen Miró hingegen mit der Erlaubnis des Meisters selbst, mit Füßen treten möchte, begebe sich zur Rambla und dort zur Pla de l’Os. Hier verwirklichte Joan Miró im Jahr 1976 seinen Traum, eines seiner Werke auf Barcelonas berühmtester Straße zu verewigen. Das Mosaik ist ein unverkennbarer Miró, allerdings wohl einer der robustesten, die der Künstler je geschaffen hat – und drüberlaufen ist erlaubt!

Miró auf den Ramblas – Drauftreten erlaubt. Foto: Meagan auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Welchen Rang nimmt Barcelona in der Weltrangliste der Städte mit den meisten Selfies ein?

Unter den Städten der Welt, in denen die meisten Selfies gemacht und in sozialen Netzen geteilt werden, belegt Barcelona den Platz 4, hinter London, New York und Amsterdam.
Mit Bezug auf die Fotografie hat Barcelona allerdings auch noch einige andere Rekorde zu bieten: Der Park Güell, Antonio Gaudís zauberhafte Hommage an die Natur, ist nicht nur eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, sondern auch der meist fotografierte Ort Spaniens mit 168.068 fotos auf Instagram allein im Jahr 2015. Der Park Güell wird in diesem Ranking gefolgt vom Camp Nou-Stadion mit 153.461 Fotos auf Instagram und die Sagrada Família mit 128.039 Fotos.

Die Stadt zum Selfie: Barcelona, Foto: Maarten van der Bent auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Wie viele Straßen gibt es eigentlich in Barcelona?

Dies ist eine Frage, die sich vor allem ernsthaft interessierte Reisende und Touristen stellen, die nicht einfach nur Sehenswürdigkeiten abhaken, sondern das „echte Leben“ der Stadt kennenlernen möchten. Das geht ganz einfach, wenn man sich einfach treiben lässt und zu Fuß durch die Straßen und Gassen schlendert. Barcelona bietet ihnen 4.027 Straßen zu Auswahl. Zu den bekanntesten gehören der Passeig de Gràcia und die Rambla Catalunya, aber wenn die bekanntesten Straßen und Plätze abgehakt sind, bleiben Ihnen noch etwa 4.000 weitere zu erkunden. Von denen fangen übrigens 450 mit dem Buchstaben „C“ an, aber nur zwei mit dem Buchtstaben „Y“. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihrer ganz persönlichen Entdeckungstour durch Barcelona.

 

Auf, auf! Es gibt viel zu entdecken! Foto: Maciek Lulko auf Flickr, Lizenz: CC BY-NC 2.0

 

 

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Die katalanischen Pyrenäen von ihrer schönsten Seite – 7 Highlights des Val d’Aran

Das Val d’Aran ist eines der schönsten Hochgebirgstäler der Pyrenäen. Die grandiosen Naturlandschaften in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici wären bereits Grund genug, dem Tal einen Besuch abzustatten. Doch das Val d’Aran hat noch weit mehr zu bieten: Mittelalterliche Gebirgsdörfer, zauberhafte romanische Kirchen und eine ebenso authentische wie niveauvolle Gastronomie sind weitere Highlights, die es hier zu entdecken gilt. Zwischen November und April ist das Val d’Aran außerdem DIE Wintersportdestination Kataloniens, mit besten Pisten und Winter-Romantik wie aus dem Märchenbuch.

Baqueira Beret

Baqueira Beret ist Kataloniens renommiertestes Skigebiet

Das Ski-Gebiet um Baqueira Beret gilt als eines der besten der Pyrenäen. Baqueira Beret war lange das traditionelle Urlaubsziel der Königlichen Familie Spaniens und bietet seinen Besuchern die perfekte Infrastruktur für verschiedensten Arten des Wintersports:  103 markierte Pisten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade und ein für Südeuropa einzigartiger Freeride  erstrecken sich über ein Skigebiet von insgesamt 2.166 Hektar. Weitere spannende Angebote sind Skisafaris, Skitourengehen und Heli-Skiing.

Winterzauber

Den Winter genießen im Val d’Aran

Für alle, die den Winter im Val d’Aran von seiner romantischen Seite erleben möchten, hat das kleine Hochgebirgstal einige besonders schöne Angebote: Wie wäre es mit einer unterhaltsamen Fahrt im Pferdeschlitten für die ganze Familie? Oder steht ihnen der Sinn vielleicht eher nach einer stillen Schneeschuhwanderung durch funkelndes Weiß in einsamen Landschaften? Vielleicht begeistert sie auch die wilde Jagd über die Berge auf einem Hundeschlitten? Genießen Sie den Winter im Val d’Aran doch einfach so, wie es Ihnen am besten tut! Unser Tipp: Das Val d’Aran verfügt über hervorragende Thermalquellen, die nach einem langen Tag in Eis und Schnee besonders wohltuend sind.

Mittelalter-Romantik in den Dörfern des Arantals

Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Die Dörfer des Val d’Aran © Javi Montes

Die 33 alten Dörfer des Val d’Aran verströmen zu jeder Jahreszeit eine stille, in sich gekehrte Magie, welche die lange Geschichte dieser Orte spürbar werden lässt. Viele Dörfer des Tales hüten in ihren Kirchen Kunstschätze von beeindruckender Authentizität. Beim Blick auf die traditionelle Architektur – geprägt von Holz, Schiefer und Stein – scheint die Zeit still zu stehen. Die Shoppingroute durch das Val d’Aran führt in eine ganze Reihe der kleineren Dörfer, deren ganz besonderer Reiz darin liegt, dass sie vom Tourismus quasi unberührt geblieben sind.

Die Route der Romanik durch das Val d’Aran

Die Route der Romanik im Arantal: Kunst in zauberhafter Landschaft © Rafael López Monné

Die einzigartige Gebirgslandschaft des Val d’Aran und seine ursprüngliche, historische Architektur verschmelzen zu unvergesslichen Erinnerungsbildern, in denen die Geschichte des Tals lebendig ist. Auf der Route der Romanik durch das Val d’Aran erleben Sie das Tal von seiner tief-spirituellen Seite: Kirchenportale im Stil der lombardischen Romanik, geschmückt mit reich bebilderten Reliefs, spätromanische Kirchen, in denen der für Katalonien so typische Baustil zur schönsten Blüte gelangte, beeindruckende Fresken und Heiligenstatuen und nicht zuletzt die typisch aranesischen Glockentürme geben Zeugnis von der reichen Kultur dieses so lange von der Welt fast abgeschnittenen Tales.

Artiga de Lin

Era Artiga de Lin – eine der schönsten Landschaften des Val d’Aran

Das Tal von Artiga de Lin, das leicht und bequem zu erreichen ist, zählt zu den schönsten Landschaften des Val d’Aran. Era Artiga de Lin, wie das Tal im Aranesischen heißt, wird von einer Vielzahl von Bächen durchzogen, welche die klaren Wasser des Flusses Joeu großzügig verteilen und den Charakter dieser fruchtbaren Gebirgslandschaft formen. Buchen und Tannenwälder umgeben tiefgrüne Gebirgswiesen, auf denen seit jeher das Vieh weidet. Von hier aus eröffnen sich wunderbare Blicke auf die nahegelegenen Gipfel der Serra de Neres, den mythischen Malh des Pois und Forcanada. Ein zusätzlicher Reiz des kurzen Wanderweges von Artiga de Lin zum Wasserfall Uelhs deth Joeu ist die Vielfalt der Pflanzen, Blumen und Früchte, die hier vom Frühling bis zum Herbst zu finden sind.

Die Bergseen des Val d’Aran

Eine lokale berühmtheit: Estanh Long de Liat © Rafael López Monné

Die glasklaren, leuchtend blauen Seen dieser Pyrenäenregion sind ein Markenzeichen des Nationalparks Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Auch im Val d’Aran finden wir eine Vielzahl dieser magischen Gewässer, zu denen einige der schönsten Wanderwege der Region führen. Einer der berühmtesten ist die mittelschwere Ruta de Circ de Colomers de la Val d’Aran, die gleich zu einer ganzen Reihe dieser traumhaften Seen in spektakulärer Bergwelt führt. Eine andere ist die grenzüberschreitende Route Pass’Aran, auf welcher wir den langgestreckten Estanh Long bewundern können.

Die Gastronomie der hohen Pyrenäen

Kulinarische Tradition im Val d’Aran: Ein Fest für die Sinne

Wir können diesen Beitrag über das Val d’Aran nicht beenden, ohne einige Worte über die aranesische Gastronomie zu verlieren, die Ihr Urlaubserlebnis im Tal maßgeblich prägen wird. Einerseits sind da die traditionellen Käse-, Wurst- und Fleischwaren sowie die Patés zu erwähnen, die nach jenen traditionellen Rezepten hergestellt werden, denen man den Einfluss der okzitanischen Küche deutlich anmerkt. Auch die Produkte aranesische Bäckereien sind etwas ganz besonderes, sei es das im Holzofen gebackene Brot oder die traditionellen Süßigkeiten. Darüber hinaus kann man die aranesische Küche aber auch in den 180 Restaurants des Tales genießen und dort Traditionelles, wie die olha aranesa, aber auch moderne Kreationen verkosten, in denen traditionelle Rezepte und lokale Produkte, neue kulinarische Formen annehmen.

 

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Naturpark Cap de Creus

Der Naturpark Cap de Creus liegt in der Provinz Girona im Landkreis Alt Empordà am östlichsten Zipfel der Iberischen Halbsinsel. Der im Jahr 1998 geschaffene Park erstreckt sich über acht Gemeinden, nämlich Llançà, Vilajuïga, Pau, Palau Saverdera, Roses, Cadaqués, Port de la Selva and Selva de Mar. Insgesamt umfasst er eine Fläche von 13.886ha,  davon sind 10.386ha Landfläche, die übrigen 3.090ha entfallen auf geschütztes Meeresgebiet.

Der Naturpark Cap de Creus mit dem berühmten Kloster Sant Pere de Rodes © Oriol Alamany

Die hier unter Naturschutz stehenden Gebiete sind in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Hier stoßen die letzten Ausläufer der Pyrenäen auf das Mittelmeer, entsprechend gebirgig präsentiert sich die Halbinsel, deren höchster Punkt 670m über dem Meer liegt. Die Landschaftsform ist durch Erosion und die für die Region typischen Tramuntana-Winde geprägt, und zeichnet sich durch zum Teil bizarr anmutende Felsformationen aus, die aus geologischer Perspektive hochinteressant sind sind. Die spektakulären Aufschlüsse des Gesteins, die vor Jahrmillionen durch Druck und Hitze entstanden sind, gehören zu den beeindruckendsten landschaftlichen Elementen des Naturparks. Sie haben seit jeher die Fantasie der Menschen angeregt. Im Falle Salvador Dalís, der ganz in der Nähe seine Atelierwohnung in Cadaquès hatte, haben sie sogar das Werk eines unvergesslichen Künstlers entscheidend geprägt. Im maritimen Bereich des Naturparks finden im Schutz der kleinen Inseln und bizarr geformten Klippen Korallen und eine variantenreiche Meeresfauna einen Lebensraum.

Die fantastische Felsformationen des Naturparks inspirierten schon Salvador Dalí © Oriol Alamany

Vegetation

Die Vegetation des Cap de Creus ist einerseits durch die menschliche Nutzung des Gebietes und andererseits durch besondere klimatische Bedingungen geprägt. Große Teile des Caps wurden einst als Weinfelder genutzt, deren Terrassen von Trockensteinmauern gehalten wurden. Andere Teile fungierten als Weideland und es gab häufig Brände, welche die Landschaft gezeichnet haben. Eine ebenso bedeutende Rolle spielen die üblicherweise starken Winde, insbesondere der Tramuntana, der trockene Luft mit sich bringt und den Salzgehalt der Pflanzen und des Bodens erhöht. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass sich hier eine sehr spezielle Vegetation mit zahlreichen seltenen endemischen Arten entwickelt hat.
Insgesamt sind hier mehr als 800 Pflanzenarten zu finden, unter ihnen Strand-Grasnelke (Armeria Ruscinonencis), Meerlavendel (Limonium tremolsii) und Steinbrech (Seseli Farrenyi), der weltweit nur hier wächst. Aber auch häufiger vorkommende Arten wie Rosmarin und Johanniskraut haben einen Festen Platz in der Flora des Cap de Creus.
Bäume sind aufgrund der speziellen Umweltbedingungen nur an ausgewählten Stellen des Naturparks zu Hause. Zu den am häufigsten vorkommendne Arten zählen Aleppo-Kiefer, Korkeiche und Steineiche als typische Vertreter der mediterranen Vegetation. Vereinzelt wachsen hier jedoch auch Ulmen, Eschen, Erlen und Pappeln. Der Großteil der Halbinsel ist von buschartiger Vegetation überzogen, deren häufigste Vertreter der Mastixstrauch, Dornginster und Wacholder sind. Auch am Meeresgrund findet sich eine interessante Vegetation, die u.a. von Neptungras (Posidonia oceanica) und Tanggras (Cymodocea nodosa) geprägt ist.

Ginster bedeckt weite Teile des Naturparks Cap de Creus © Oriol Alamany

Fauna

Der Naturpark Cap de Creus ist Heimat einer Vielzahl bemerkenswerter Land- und Seetiere, unter ihnen Habichtsadler, Wanderfalke, verschiedene Seemöwenarten, die Krähenscharbe aus der Familie der Kormorane, der Turmfalke, die nur hier im Park vorkommende Schneckenart Mastigophalus rangianus, der Mittelmeerlaubfrosch und verchiedene Reptilien. Zu den beeindruckendsten Meerestieren, die hier vorkommen, gehört der Große Rote Drachenkopf aus der Familie der Skorpionfische, der Zackenbarsch und die Brandbrasse. Zu den Blumentieren, die im geschützten Meeresgebiet des Parks leben, gehören die Edelkoralle (Corallium rubrum) und die Gorgonie (Paramuricea sp.)

Unterschiedlichste Vogelarten sind an Cap de Creus zu Hause © Oriol Alamany

Kultur

Die wohl wichtigste kulturelle Sehenswürdigkeit des Naturparks Cap de Creus ist das Kloster San Pere de Rodes, das zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert erbaut wurde und zu den Perlen der katalanischen Romanik zählt. Vom sorgfältig restaurierten Kloster aus, hat man eine fantastische Aussicht. Wer von hier aus noch ein wenig höher zur Montaña de Saverdera hinaufsteigt, genießt einen unvergesslichen Panoramablick über den Golf von Roses und das Cap de Creus. Im Saverdera-Gebirge sind auch die Reste einer alten Burg, dem Castell de Sant Salvador, erhalten. Ebenfalls bemerkenswert ist die Vielzahl archäologischer Fundstätte am Cap de Creus, die belegen, dass die karge, felsige Landschaft seit Jahrtausenden bewohnt ist. So findet man hier viele Dolmen, zum Beispiel das gut erhaltene Grab La Creu d’en Cobertella, das zu den bedeutendsten Hünengräbern Kataloniens zählt. Darüber hinaus findet sich im Naturpark und seiner Umgebung eine bemerkenswerte Anzahl von Burgen und Kapellen. Zu den beeindruckendsten Beispielen zählen die spektakuläre und strategisch wichtige Burg von Carmençó (Vilajuiga) und die Burgen von Bufalaranya und Puig-rom sowie die malerische Kapelle San Onofre (Palau-saverdera). Auch in den Ortschaften in unmittelbarer Nähe des Parks gibt es viel Interessantes zu sehen, beispielsweise die Ciutadella von Roses, eine archäologische Fundstätte aus griechischer Zeit oder die  Pfarrkirche von Cadaquès mit ihrem eindrucksvollen barocken Altarbild.

Die vielen Dolmen sind Zeugen einer Jahrtausende langen Besiedlung des Cap de Creus © Oriol Alamany

Darüber hinaus bietet der zwischen Land und Meer gelegene Naturpark Roses sich für unterschiedlichste Outdooraktivitäten von Wandern über Kayak fahren und Scuba diving bis zum Radfahren und Reiten an.
Weitere Informationen stellen die Touristinformationen bereit. Links zu deren Websites finden Sie hier.

 

 

 

 

 

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Die unglaubliche Geschichte von Jordi Sargatal und der Rettung der Aiguamolls

Als die Zugvögel im Frühjahr 1976 von den Sumpfgebieten der Aiguamolls in Richtung Norden aufbrachen, hatten sie keine Ahnung, dass sie ihren angestammten Rastplatz vermutlich nicht wiedersehen würden. Das Gebiet war vor kurzem als Bauland freigeben worden und die Pläne zur Erbauung eines riesigen Yachthafens waren bereits genehmigt. Kaum jemand ahnte, dass die Aiguamolls mehr waren als ein Landstrich mit vielen Mücken und wenig wirtschaftlichem Nutzen. Das Schicksal eines der kostbarsten Biotope Kataloniens hing an einem seidenen Faden – und dieser lag in den Händen eines jungen Mannes, der 1976 noch nicht einmal volljährig war.

Der Naturpark Aiguamolls © Jaume Comas

“Schöne Geschichte, aber in der Realität läuft so was leider anders!”, würde man denken, wenn einem die Geschichte von Jordi Sargatal und der Rettung der Aiguamolls als Roman präsentiert würde. Da ist der jugendliche Held mit der ganz besonderen Beziehung zu den Vögeln. Da sind die geheimnisvollen Marschlande der Aiguamolls, in die kaum je ein Mensch einen Fuß setzt. Und da ist das Schreckgespenst der Urbanisierung einer wilden Landschaft und ein Heer von heraufziehenden Baumaschinen zur Trockenlegung der Sümpfe.

Da ist ein Traum, ein sieben Jahre währender Kampf, viele kleine und große Wunder und schließlich ein Happy End mit reichlich Potential, die Geschichte von Jordi Sargatal in Fortsetzung gehen zu lassen. Am Ende wird der Träumer, Kämpfer und jugendliche Held nämlich zum Direktor des Naturparks Aiguamolls ernannt und darf erfahren, wie es ist, wenn man den Traum, für den man gekämpft hat, am Ende auch verwalten muss. Aber eins nach dem anderen…

Der weiße Vogel

Alles beginnt mit einem weißen Vogel mit langem Hals und langen Beinen, der sich direkt neben Jordi im Wasser niederlässt, als dieser gerade mit seinem Großvater beim Angeln ist. “Was ist das für ein Vogel, Opa?” Der Großvater weiß es nicht, aber Jordis Neugierde ist geweckt. Noch am gleichen Nachmittag findet er in der Stadtbibliothek von Figueres ein Buch, das nicht nur Aufschluss über den weißen Vogel gibt, sondern das ganze Leben des Vierzehnjährigen verändern wird.

Das Buch ist den Vögeln Europas gewidmet und gleich daneben liegt eines über die Vogelwelt der Aiguamolls. Diese sind für die meisten Menschen ein reizloses Sumpfgebiet voller Mücken, von dem man sich am besten fernhält. Für Jordi Sargatal sind sie eine faszinierende Welt, die er nicht müde wird zu erkunden. Tag für Tag streift er alleine durch diese Landschaft, beobachtet Vögel, entdeckt Zusammenhänge und wird eins mit der Landschaft. Das hat er wohl von den Indianern gelernt.

Bereits als Junge verliebte sich Jordi Sargatal in die Landschaft der Aiguamolls ©Departament de Presidència de la Generalitat de Catalunya

Indianer und Träume

Die nordamerikanischen Chippewa-Indianer kennt Jordi nur aus Büchern. Sie lebten in einem Gebiet voller Seen und hatten eine besondere Beziehung zu den Vögeln. Jordi fühlt sich als einer von ihnen. Neben Ornithologie und Umweltthemen stehen Abenteuer- und Indianerromane ganz oben auf seiner Leseliste. Außer dem Forschen und Lesen gibt es noch eine dritte Tätigkeit, der Jordi Sargatal reichlich Zeit widmet. Er ist ein unverbesserlicher Träumer.

Die Bedrohung

“Das Gebiet der Aiguamolls wird trockengelegt und zu einem Yachthafen ausgebaut, der noch viel größer und schöner werden soll als die berühmte Feriensiedlung Empuriabrava.”, heißt es im Frühjahr 1976. Jordi ist entsetzt. “Was wird aus den Vögeln, die hier seit Jahrtausenden leben oder auf ihren weiten Flügen von Europa nach Afrika Rast machen?”

Diese Frage hatte sich bislang niemand gestellt. Überhaupt scheint es wenig Bewusstsein dafür zu geben, dass die Trockenlegung eines unwirtschaftlichen Sumpfgebietes auch Nachteile mit sich bringen könnte. Jordi beschließt das zu ändern. Beflügelt vom Vollmond einer Sommernacht, in der er sich dem Geist der Chippewa wieder einmal besonders nahe fühlt, schreibt er im Juni 1976 einen Zeitungsartikel über die schützenswerte Artenvielfalt der Aiguamolls, die nicht nur ein ökologisches und kulturelles Gut der Region ist, sondern für die Zukunft auch ein bedeutendes wirtschaftliches Potential bereit halten könnte. Anstatt das Gebiet trocken zu legen, so die Forderung, sollte es als Naturpark unter Schutz gestellt werden.

Zeitungsartikel und Vorträge bringen die Kampagne zur Rettung der Aiguamolls ins Rollen © Arxiu Jordi Sargatal

Gegner

Mit diesem Artikel formieren sich die Fronten zwischen der Logik eines unter Franco groß gewordenen Establishments und den Ideen einer jungen, gerade erst in Bewegung kommenden Demokratie, die noch keine Zeit hatte, ihre eigenen Ideale zu vergessen. Spanien ist im Umbruch. Jordis Sichtweise findet Befürworter und Unterstützer. Die Freigabe der Aiguamolls als Bauland fand noch unter Franco statt und ist damit rechtlich anfechtbar. Aber der Bau des Yachthafens liegt im Interesse vieler reicher und mächtiger Investoren.

Das Geheimnis des Erfolges

Intuitiv bedient sich Jordi einer mächtigen Erfolgsstrategie, die heute ganze Regale der Ratgeberliteratur füllt und dennoch nur höchst selten so beeindruckende Ergebnisse erzielt wie im Falle der Aiguamolls. Er erträumt die Kampagne zur Rettung des Gebiets, sieht in aller Klarheit und allen Einzelheiten vor sich, was geschehen muss, damit sie Erfolg hat. Und dann setzt er alle Hebel in Bewegung, damit sein Traum wahr werden kann. Beim Demonstrieren allein, so viel ist klar, können er und die Unterstützer der Bewegung es nicht belassen.

Mit allen Mitteln

Eines Tages rollen die Baumaschinen an, um das Sumpfgebiet zuzuschütten. Der Erfolg der Kampagne steht auf Messers Schneide. Jordi überredet seine Freunde, sich gemeinsam mit ihm den Baumaschinen in den Weg zu stellen. Der Moment ist auf einem Foto verewigt: 14 langhaarige Hippies und ein Haufen Bagger Auge in Auge in den Aiguamolls.

Kampagne zu Rettung der Aiguamolls © Arxiu Jordi Sargatal

Der im gleichen Atemzug unternommene nächste Schritt zur Rettung des Biotops kostet nicht weniger Mut, dafür aber wesentlich mehr Vorbereitung und Arbeit. Die Umweltaktivisten schreiben einen Gesetzesentwurf, mit dem die Aiguamolls als Naturpark unter Schutz gestellt werden sollen und reichen ihn beim katalanischen Parlament ein. Das Wunder geschieht: Im Jahr 1984 wird das Gebiet der Aiguamolls offiziell zum Naturpark deklariert und Jordi Sargatal wird zum Direktor ernannt.

Der Naturpark Aiguamolls de l’Empordà umfasst knapp 5000 ha Fläche © Miquel Angel Pérez de Gregorio

 

Interview mit Jordi Sargatal

Wir haben mit Jordi Sargatal über Träume, den Naturpark, seine besondere Beziehung zu den Vögeln und Verführung als probates Mittel zur Bildung von Umweltbewusstsein gesprochen.

KT:

Als du zum Direktor des Naturparks Aiguamolls ernannt wurdest, warst du gerade einmal 27 Jahre alt. Hast du dich dieser Aufgabe von Anfang an gewachsen gefühlt?

JS:

In vieler Hinsicht ja. Ich war ja während der ganzen Kampagne zur Ausweisung des Gebietes als Naturpark im Tiefsten immer davon überzeugt, dass wir gewinnen würden. Entsprechend genau hatte ich mir bereits alles ausgemalt und “erträumt”, was wir tun würden, wenn wir unser Ziel einmal erreicht hätten. Ich wusste nicht nur genau, wo die Wege entlang führen würden und wo die Observatorien stehen müssten, sondern auch, welche Schritte wir tun müssten, um die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen im Naturpark weiter zu verbessern. Etwas schwieriger war der Umgang mit den vielen Leuten, die für die Aiguamolls andere Pläne gehabt hatten und sich nun ständig bei mir beschwerten.

Holzstege führen zu den Beobachtungspunkten im Naturpark © José Luis Rodríguez

KT:
Inzwischen hat sich dieses Problem aber sicherlich gegeben, oder?

JS:

Ja, inzwischen ist eine neue Generation herangewachsen, die ein ganz anderes Umweltbewusstsein hat. Manche der Verantwortlichen in den Gremien der Städte in der Umgebung waren sogar als Kinder bei uns im Naturpark im Sommerlager – und da haben wir sie wohl mit dem sehr wohltuenden “Virus des Umweltschutzes” angesteckt.

KT:
Wie habt ihr das gemacht?

JS:

Ich habe damals schnell herausgefunden, dass man die Menschen nur für die Natur begeistern kann, wenn sie auch wirklich etwas zu sehen bekommen, das sie wirklich fasziniert. Diese Lektion hat mir ein Storch erteilt, genauer gesagt eine Storchendame, die mich aufgrund einer merkwürdigen Verkettung von Zufällen für ihren Vater hielt und die ich per Hand gefüttert und aufgezogen habe. Als sie größer wurde und anfing zu fliegen, behielt sie die Angewohnheit bei, ins Informationszentrum des Parks zu kommen und sich dort auf meine Schulter zu setzen.

Da ihr nicht ganz klar war, ob sie nun ein Vogel oder ein Mensch war, hatte sie auch die Gewohnheit, auf die anwesenden Besucher zuzugehen und sie sehr freundlich zu begrüßen. Vor allem den Kindern blieb dann immer der Mund offen stehen vor Staunen. Mir wurde damals klar, dass wir viel mehr erreichen können, wenn wir die Menschen dazu verführen, die Natur zu lieben, als wenn wir ihnen nur ihre Bedeutung erklären.

Störche sind im Naturpark Aiguamolls zu Hause © José Luis Rodríguez

KT:

Was habt ihr noch in dieser Richtung unternommen?

JS:

Wir haben zum Beispiel ab 1995 ins gesamt 41 Fischotter im Park angesiedelt, die meisten von ihnen kamen aus Extremadura. Viele andere Tierarten sind von alleine wieder hierhin zurückgekehrt, als das Gebiet komplett unter Naturschutz stand und die Lebensbedingungen sich verbesserten. Bei Arten wie den Fischottern hätte dieser Prozess allerdings sehr viel Zeit gekostet, deshalb haben wir uns entschlossen, da nachzuhelfen. Wenn wir die neu eingeführten Fischotter freiließen, haben wir es so eingerichtet, dass zum Beispiel ein Gruppe von Schulkindern bei diesem Ereignis dabei sein konnte.

An die begeisterten Gesichter der Kinder, wenn sie einen Fischotter in die Freiheit laufen sahen, erinnere ich mich noch wie heute. In einem Naturpark sollten die Menschen so viel wie nur irgendmöglich von der Natur und den dort lebenden Tieren zu sehen bekommen – das ist die beste Möglichkeit, Interesse und Liebe zur Natur zu wecken. Beachten muss man dabei natürlich immer, dass Natur und Tiere durch diesen Kontakt mit den Menschen so wenig wie möglich belastet werden.

KT:
Kannst du dir erklären, woher deine Liebe zur Natur und zu den Vögeln kommt?

JS:

Als ich anfing, die Aiguamolls zu erkunden, habe ich mich in diesen Landstrich und seine Vögel im wahrsten Sinne des Wortes verliebt. Aber ich hatte schon sehr früh eine ganz besondere Beziehung zu den Vögeln. Die Störche hatten es mir besonders angetan. Auch hier in Katalonien erzählt man den Kindern, dass die Störche die Babys bringen. Als mein kleiner Bruder geboren wurde, war ich sechs. Mein Vater nahm mich mit in die Klinik, wo wir meine Mutter und das neue Baby besuchen sollten. Allerdings war ich dann plötzlich verschwunden. Man fand mich eine ganze Weile später im Park des Krankenhauses – auf der Suche nach dem Storch, der meinen kleinen Bruder gebracht hatte.

In den Aiguamolls finden verschiedenste Vogelarten ein zu Hause © José Luis Rodríguez

KT:

Offenbar bist du schon ziemlich früh deine eigenen Wege gegangen und du hast eine Neigung, Träume zu leben. Wieso funktioniert das bei dir so gut?

JS:

Im Falle des Naturparks ist mir selber erst Jahre später klar geworden, wie unwahrscheinlich es eigentlich war, dass diese ganze Geschichte so ausgehen würde. Das ein paar Jugendliche eine Bewegung anstoßen, die ein von Banken und anderen großen Investoren finanziertes Projekt kippt, ist schon erstaunlich. Ich hatte allerdings damals in meinem Herzen nie Zweifel daran, dass wir gewinnen würden und ich hatte unser Ziel glasklar vor Augen. Jahre später habe ich ein Zitat von Goethe gelesen. Es ist die beste Erklärung für das, was passiert ist, die ich gefunden habe:

“In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. (…) Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. (…)”

An der Mündung des Flusses Muga © Servicios Editorials Georama

KT:

Hast du diese Erfahrung öfter in deinem Leben gemacht?

JS:

Ja, schon. Einige Jahr später hatten ein Kollege und ich zum Beispiel die Idee, ein “Handbuch der Vögel der Welt” zu veröffentlichen. Wie man sich vorstellen kann, sollte dieses Handbuch sehr, sehr viele Bände umfassen und war nur für eine sehr begrenzte Leserschaft interessant. Aber wir fingen an davon zu träumen, wie dieses Handbuch aussehen würde – und alle Verlage die wir anschrieben, lehnten unsere Idee ab.

KT:

Und das war der Anfang…?

JS: Ja, das war der Anfang des Projekts. Wir überlegten natürlich weiter und kamen zu dem Schluss: “Wenn kein Verlag unser Buch veröffentlichen will, dann müssen wir eben selber einen Verlag gründen.”

KT:

Das kostet allerdings Geld…

JS:

Das wir natürlich nicht hatten. Aber dann kam mir in den Sinn, dass ich doch vor einigen Jahren diesen sehr netten Herrn kennengelernt hatte, dem zwei Campingplätze hier in der Gegend gehörten. Der Mann war eine völlige Ausnahmeerscheinung. Ich war daran gewöhnt, dass Geschäftsleute hauptsächlich zu mir kamen, um sich zu beschweren, weil die Regeln zum Schutz des Naturparks ihre Geschäfte einschränkten. Dieser Herr kam, weil er sich brennend für die Tiere der Region interessierte. Besonders angetan war er von Fischottern und Seehunden. Also trafen wir uns immer wieder und redeten eigentlich über nichts anderes als Tiere, Natur und Naturschutz. Bis zu dem Tag, als mir die Idee kam, ihn zu bitten, mir Geld für die Gründung eines Verlages zu leihen. Zwei Wochen später konnten wir unser Projekt starten.

KT:

Und das Handbuch wurde tatsächlich ein Erfolg?

JS:

Es wurde ein Erfolg. Wir haben es natürlich auf Englisch geschrieben, um einen internationalen Markt erreichen zu können. Heute liegt es in den Bibliotheken vieler Universitäten und auch in den Regalen einiger leidenschaftlicher Ornithologen. Insgesamt haben wir jeden der 16 Bände 19.000 Mal verkauft. Und wir schreiben inzwischen das Handbuch der Säugetiere der Welt. Im Moment sind wir bei Band 7.

Winter in den Aiguamolls de l’Empordà © Departament de Presidència de la Generalitat de Catalunya

KT:

Das alles hast du neben der Leitung des Naturparks gemacht?

JS:

Den Naturpark habe ich bis 1998 geleitet. Dann bot man mir die Leitung der Stiftung Territori i Paisatge an, bei der ich die Möglichkeit hatte, in noch größerem Rahmen im Umweltschutz tätig zu werden. Ihre finanziellen Ressourcen bezog die Stiftung von der Bank Caixa de Catalunya. Als Konsequenz der Wirtschaftskrise hatte diese Stiftung dann allerdings ab 2008/2009 praktisch keinerlei Gelder mehr zur Verfügung. Dort konnte ich nichts mehr bewegen.

KT:
Du warst also sozusagen “arbeitslos”?

JS:

Ich nahm mir ein Sabbatical und schaute mich nach neuen Möglichkeiten um. Man bot mir eine leitende Position im katalanischen Umweltministerium an. Aber ich hatte arge Zweifel, ob es in der gegenwärtigen Situation eine gute Idee wäre, die Arbeit im Naturschutz mit Politik zu vermischen. Und dann kam wieder dieser sehr nette Herr auf mich zu, mein alter Freund, mit dem ich immer diese langen Gespäche über Natur und Tiere geführt hatte.

KT:

Um dir einen Job anzubieten?

JS:

Es war noch verrrückter. Er sagte “Jordi, ich setze mich zur Ruhe und ich möchte, dass du von nun an meine Geschäfte leitest.” Ich sagte, “Das geht gar nicht. Ich habe keinerlei Erfahrung mit der Leitung von Campingplätzen.” Das war ihm egal, er bestand darauf. Und ich fühlte mich ihm auch irgendwie verpflichtet, schließlich hätte es ohne ihn das Handbook of the Birds of the World nie gegeben. Also sagte ich, “gut, ich mache eine Probezeit.” Und hier bin ich und leite zwei Campingplätze, auf denen Nachhaltigkeit und Umweltschutz natürlich eine große Rolle spielen. Die Arbeit nimmt mich von Mai bis September ziemlich in Anspruch – aber den Rest des Jahres habe ich auch viel Zeit, mich meinen wissenschaftlichen Interessen zu widmen.

KT:

Welche besonderen Aktivitäten bietet ihr denn auf euren Campingplätzen an?

JS:

Die Themen Umweltschutz und Vogelbeobachtung werden insbesondere auf unserem Campingplatz Castell Mar ganz groß geschrieben, der im Herzen des Naturparks Aiguamolls liegt. Hier kann man sich dem Birdwatching sogar auf dem Campingplatz selbst widmen. Überall stehen Futterplätze für Vögel und Nistkästen und wir bieten natürlich viele Aktivitäten in dieser Richtung an. Zum Beispiel geführte ornithologische Exkursionen, bei denen man lernt, Vögel zu bestimmen, die ganz in der Nähe des Campings vorkommen, Wanderwege für Birdwatcher, ein kleiner Bauernhof, auf dem die Kinder die Hühner füttern und Nahrungsmittel aus dem Gemüsegarten ernten können und Spiele und Aktivitäten rund um die Natur

Natürlich ist der gesamte Campingplatz sehr tierfreundlich und wir haben ein in Spanien einzigartiges Angebot für den Urlaub mit Hund. Das Restaurant unseres Campingplatzes ist das erste, das ein Menü für Hunde aller Größen und Altersklassen anbietet, außerdem gibt es eine Hundedusche und am Strand la Rubina direkt am Campingplatz sind Hunde erlaubt. Übrigens haben wir auch ein Video vom “Hundeleben” auf unserem Camping Castell Mar gedreht. 😉 Viel Spaß!

INFO

Jordi Sargatal, geboren 1957 in Figueres, ist Zoologe. Seit 1972 widmet er sich dem Studium der Natur mit einem besonderen Schwerpunkt auf Ornithologie. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Bücher veröffentlicht, u.a. war er Herausgeber der ersten sieben Bände des Handbooks of the Birds of the World. Von 1984 bis 1998 war er Direktor des Naturparks Aiguamolls de l’Empordà. Von 1998 bis Januar 2009 leitete er die Stiftung Territori i Paisatge, in deren Auftrag er ökologisch besonders wertvolle Gebiete erwarb, die unter Naturschutz gestellt wurden. Er war außerdem Koordinator des Observatorio del Medio Rural y la Biodiversidad.

Derzeit ist er Direktor von Grup Mascort mit den Campingplätzen Castell Mar und Castell Montgrí und widmet sich dort Themen des Nachhaltigen Tourismus sowie dem Natur- und Kulturmanagement. Er ist außerdem Vorsitzender des Vereins der Freunde des Naturparks Aiguamolls (APNAE), der u.a. Kurse und Exkursionen im Naturpark anbietet.

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Zen in der Kunst des Vögelguckens – Birdwatching in Katalonien für Einsteiger

Dem Himmel so nah

Bislang konnten Sie keinerlei Verständnis aufbringen für diese Menschen, die von Mücken umtanzt regungslos an einem See oder tief im Gebüsch stehen, angestrengt durch ein Fernglas linsen und dann plötzlich aufjauchzen, weil sie endlich eine Samtkopf-Grasmücke entdeckt haben? Dann wird es jetzt Zeit, das zu ändern. Wir möchten Ihnen Birdwatching bzw. Vögelgucken in Katalonien als eine ebenso entspannende wie unterhaltsame Urlaubsaktivität ans Herz legen. Auf diese Art lernen Sie einige charmante Bewohner des Landes in ihrem natürlichen Lebensraum kennen und genießen abwechslungsreiche Naturlandschaften, die zur Vogelbeobachtung wie geschaffen sind.

 

Leidenschaftliche Birdwatcher in Aktion

Zugegeben: Wer ahnungslos ein etwas umfangreicheres Vogelbestimmungsbuch aufschlägt, mag schnell zu dem Schluss kommen, dass Ornithologie für Normalmenschen ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Es scheint so viele Möglichkeiten zu geben, bei der Bestimmung daneben zu liegen, dass man am besten einfach nicht anfängt.

 

Mit den Vögeln Bekanntschaft schließen

Aber wir möchten Sie ja auch nicht dazu anregen, Ornithologie zu studieren, sondern dazu, Vögel zu beobachten. Vögel sind uns in vielem sehr ähnlich. Sie haben Balzrituale und Auseinandersetzungen um das beste Territorium, sie sind hingebungsvolle Eltern und begeistern sich für die Köstlichkeiten, welche die katalanische Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu bieten hat. Andererseits sind sie auf geheimnisvolle Weise anders. Wann immer sie wollen, schwingen sie sich auf in luftige Höhen. So können sie entweder irgendwohin fliegen, wo das Wetter besser ist oder zumindest eine neue Perspektive gewinnen, in dem sie das Leben da unten mit ein bisschen Abstand betrachten.

Vögel sind einfach sehr interessante Zeitgenossen und im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren ist es relativ leicht, sie zu beobachten. Man muss einen Vogel nicht exakt bei seinem deutchen, lateinischen und katalanischen Namen nennen können, um Freude daran zu haben, ihm zuzuschauen. Andererseits, wenn wir mit jemandem Bekanntschaft schließen, interessieren wir uns auch irgendwann dafür, wie er heißt. An diesem Punkt wird dann ein Vogelbestimmungsbuch doch wieder interessant.

Im Gegensatz zu anderen Tieren sind Vögel relativ leicht zu beobachten © José Luis Rodríguez

Ausrüstung

Man braucht nicht viel Ausrüstung, um Vögel beobachten zu können. Zwei Utensilien sind aber doch immer wieder lohnende Begleiter auf einer Exkursion zur Vogelbeobachtung: ein ordentliches Fernglas und ein handliches Vogelbestimmungsbuch. Das Fernglas erlaubt uns nicht nur, klarer zu sehen, wie ein Vogel aussieht, sondern auch, was genau er tut. Mit dem Vogelbestimmungsbuch können wir dann herausfinden, um was für einen Vogel es sich handelt. (Tipps vom Experten für den Ausrüstungskauf gibt es zum Beispiel hier. In manchen Naturparks und Vogelschutzgebieten kann man Ferngläser aber auch vor Ort mieten.) Für Einsteiger lohnt sich allerdings in jedem Fall eine vogelkundliche Führung oder Wanderung.

Die Basics der Ausrüstung: Fernglas und Vogelbestimmungsbuch CC0 Public Domain

 

Ansteckende Begeisterung

Eine vogelkundliche Wanderung mit einem Experten, der das Gebiet und seine Vögel bestens kennt, ist eine der besten Möglichkeiten, ins “Vögelgucken” einzusteigen. Wer mit einem begeisterten Ornithologen unterwegs ist, erfährt nicht nur schnell, welche Vögel in diesem Landstrich leben oder während der Migration hier Rast machen, sondern auch, wo man sie am besten beobachten kann. Mit seinen geübten Augen erkennt der Experte viel schneller und sicherer, wo gerade ein interessanter gefiederter Zeitgenosse unterwegs ist. So kann er den Blick der Teilnehmer in die richtige Richtung lenken und gleichzeitig erklären, was nun gerade diesen Vogel so besonders macht.

Hinzu kommt: Nichts ist so ansteckend wie Begeisterung. Ein bis zwei Stunden unterwegs mit einem begeisterten Ornithologen können lebensverändernd wirken. Denn Vögel gibt es überall, nicht zuletzt und vor allem auch im eigenen Garten oder im Baum vor dem Bürofenster. Wer sich im Urlaub aufs Vögelgucken einlässt, bringt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine liebgewordene neue Gewohnheit mit nach Hause, die ihm ein Leben lang Freude machen wird.

 

Zen in der Kunst des Vögelguckens

Vögelgucken ist übrigens eine sehr effektive Art, zu entschleunigen und aus der Hektik des Alltags einen schnellen Einstieg in den Urlaubsmodus zu finden. Spaziergänge und Wanderungen in unberührten Naturlandschaften gehören natürlich so oder so zu den schönsten Urlaubsaktivitäten. Wer sie mit Vogelbeobachtung verbindet, wird weniger Kilometer machen – dafür aber die Natur und ihre Bewohner mit Sicherheit intensiver wahrnehmen und sich mehr denn je entspannen. Wer über einen längeren Zeitraum mit ruhiger Konzentration die Ohren spitzt und genau hinschaut, gerät schon bald in einen meditativen Zustand. Stress fällt ab, Entspannung stellt sich ein und die Fähigkeit, die Schönheit der Natur richtig auf sich wirken zu lassen, steigt von Stunde zu Stunde.

Das wird übrigens wiederum Ihre Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung positiv verstärken, denn Vögel und auch andere Wildtiere haben feine Sensoren dafür, “in welcher Frequenz ihre Beobachter ticken.” Sie wissen, dass von einem entspannten, friedvollen Gehirn keine Gefahr ausgeht und werden weniger Scheu haben, sich in der Nähe des Menschen zu zeigen. Die beste Zeit, um Vögel zu beobachten ist übrigens in der Dämmerung, also entweder in den frühen Morgenstunden oder am Abend.

Strandspaziergang und Birdwatching – Das perfekte Duo für einen entspannten Urlaub © José Luis Rodríguez

Über Lärmtoleranz

Natürlich richtet sich dieser kleine Hinweis nicht an Sie, denn Ihnen würde so etwas garantiert nicht passieren. Aber es könnte ja mal, und deshalb wollen wir folgendes nicht völlig unerwähnt lassen. Vermeiden Sie unbedingt, aufzuspringen und wild gestikulierend zu rufen “Hey, ein Graureiher, ein Graureiher!!!”, wenn gerade ein Graureiher in der Nähe des Observatoriums landet, in dem Sie mit Ihrer bezaubernden Begleitung sitzen. Dann ist der Graureiher nämlich vermutlich sofort wieder weg.

Es sei denn, Sie befinden sich in einem Gebiet in der Nähe einer Autobahn oder ähnlich lauten Verkehrsverbindungen. Biologen haben nämlich herausgefunden, dass Vögel, die in der Nähe großer Städte oder lauter Verkehrswege leben, eine erstaunliche Lärmtoleranz entwickeln und sich den Gegebenheiten des 20. und 21. Jahrhunderts auf intelligente Weise angepasst haben: Sie singen einfach lauter als noch vor 50 Jahren. Auf diese Weise erleichtern sie denn auch dem beginnenden Vogelbeobachter das Bestimmen von Vogelstimmen in den Städten.

Vogelalltag im 21. Jahrhundert: Frühstück auf dem Stromkabel ©José Luis Rodríguez

Wie man unvergessliche Erinnerungen schafft

Schreiben & Zeichnen

Machen Sie sich von Anfang an Notizen über die Vögel, die Sie sehen. Schreiben Sie auf, wo und um welche Uhrzeit Sie einen bestimmten Vogel gesehen haben. Und auch wenn Sie überzeugt sind, nicht zeichnen zu können: Versuchen Sie doch einfach mal, die Vögel, die Sie beobachten zu zeichnen. Wer zeichnet, schaut viel genauer hin und achtet auf feinere Details als jemand, der einen Vogel nur mit Worten kategorisiert.

Sie werden mehr sehen, und da Zeichnen eine über die rechte Hirnhälfte verarbeitete Aktivität ist, werden Sie mit der Kombination von Notizen und Zeichnen beide Hirnhälften aktivieren. Das wirkt nicht nur ausgleichend, es vertieft auch die Erinnerung an das, was Sie beobachtet haben. Wenn Sie Urlaubserinnerungen wünschen, die im wahrsten Sinne des Wortes “unvergesslich” sind, sollten Sie dieses Experiment vielleicht einfach einmal wagen. Schließlich sind Sie im Urlaub – es ist die beste Zeit im Jahr, um etwas auszuprobieren, das einem ein wenig verrückt erscheint!

oder doch Musizieren?

In die gleiche Richtung zielt der Vorschlag, die Vogelstimmen, die Sie hören, durch Silbenfolgen zu beschreiben (“Diudut-diudut-diudut-kükliwi-kükliwi-krüü- krüü…” oder auch einfach ”Zizidäh…”). Auch dies fällt nicht von Beginn an leicht, aber die Bemühung schult die Wahrnehmung, mal ganz abgesehen davon, dass die Beschäftigung mit Vogelstimmen auch in der europäischen Kultur eine ehrenwerte Tradition hat.

Ganz besonders en vogue waren Vogelstimmen in der Barockmusik und da wir nun gerade bei Vögeln und Musik sind, wollen wir an dieser Stelle auch noch kurz daran erinnern, dass El Cant dels Ocells, eines der berühmtesten katalanischen Volkslieder, das vom großen Cellisten Pau Casals berühmt gemacht wurde, ebenfalls dem Gesang der Vögel gewidmet ist. Die Grenzen zwischen Naturbeobachtung und Kunst sind fließend und niemand kann ahnen, welch wunderbare Ideen Ihnen kommen, während Sie die katalanische Landschaft auf sich wirken lassen und Vögel beobachten. Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen!

Tipp:

Die 10 besten Orte Kataloniens, um Vögel zu beobachten, finden Sie hier.