Alle Beiträge von Eva Hakes

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Klassiker der Katalanischen Küche – E wie Ensaladilla Russa

Ensaladilla Russa, der köstliche kalte Kartoffelsalat, ist ein Sommergericht, wie es im Buche steht. Ensaladilla Russa wird häufig als Tapa serviert oder auch als Ració im Chiringuito – natürlich mit Blick aufs Meer und mit eiskaltem Bier. Aber Ensaladilla Russa schmeckt auch daheim in Deutschland hervorragend, sei es an einem Sommerabend auf dem Balkon oder als leichtes Mittagessen.

Foto: gastroteca.cat

Dank seiner Allerweltszutaten und der einfachen Zubereitung ist Ensaladilla Russa in Katalonien ungefähr so populäre wie in Deutschland Currywurst mit Pommes. Der Vorläufer der Ensaladilla Russa war hingegen eine Luxus-Kreation aus seltenen, teuren Zutaten, unter ihnen vermutlich Rebhuhn, Krebsfleisch, Kaviar und natürlich Mayonnaise. Das Originalrezept, so glaubte man lange, erfand Lucien Olivier, ein belgischer Koch französischer Abstammung, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in seinem Moskauer-Restaurant Ermitage Zaren, Aristokraten und Literaten bekochte. Das Rezept des Gerichtes, das als „Salat Olivier“ in Russland berühmt wurde, hat sein Erfinder mit ins Grab genommen.

Allerdings muss man sagen, dass Lucien Olivier nicht wirklich der Erfinder dieser Salat-Komposition war. Im Jahr 1845, und damit lange bevor Olivier sein Moskauer-Restaurant eröffnete, findet sich nämlich bereits ein ganz ähnliches Rezept in einem englischen Kochbuch, dessen Autor der britisch-italienische Koch Charles Elmé  Francatelli war. Olivier kommt also der Verdienst zu, eine Variation dieses Rezepts vefeinert und und zum Leibgericht russischer Zaren und elitärer Feinschmecker gemacht zu haben.

Nach der Russischen Revolution des Jahres 1917 wurde der Salat dann „volkstauglich“ gemacht, indem man Rebhuhn und Kaviar durch preiswerte leckere Zutaten ersetzte. In dieser adaptierten Version hat die Ensaladilla Russa die Speisekarten Europas erobert.  Der Salat mit der multinationalen Entstehungsgeschichte mundet dem luxusverwöhnten Gaumen ebenso wie dem volkstümlichen Liebhaber von Currywurst mit Pommes und ähnlich deftigen Genüssen. Hinzu kommt, dass die Zubereitung dieses Sommersalates kinderleicht und schnell erledigt ist. Viel Spaß und guten Appetit!

Zutaten:

1/2kg Kartoffeln
300g Möhren
200g Erbsen
200g grüne Bohnen
2 hartgekochte Eier
Mayonnaise
Salz

Zubereitung:

Geschälte Kartoffeln, Möhren und Bohnen schneiden. Gemeinsam mit den Erbsen gar kochen. Abkühlen lassen und mit den klein geschnittenen Eiern vermischen. Nach Geschmack salzen. Nun die Mayonnaise hinzugeben. Fertig!

Variationen:

Wenn man die Mayonnaise getrennt zum Salat reicht, kann jeder für sich selbst entscheiden, wie viel oder wie wenig Mayonnaise er zur Ensaladilla Russa nehmen möchte.
Die hier aufgeführten Zutaten sind die Klassiker der Ensaladilla Russa. Wer möchte, gibt nach Geschmack weitere Gemüse hinzu oder auch Oliven und Thunfisch.

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Klassiker der Katalanischen Küche – C wie Coca de Sant Joan

La Coca de Sant Joan ist einer der bekanntesten und beliebtesten Kuchen Kataloniens. Ihr Vorläufer war wohl ein sehr altes Rezepts eines Kranzkuchens mit Ei, dessen runde Form an den Sonnenkult erinnerte. So erstaunt es nicht, dass man la Coca de Sant Joan traditionell in der Johannisnacht, also zum Fest der Sommersonnenwende aß. Ursprünglich genoss man den Kuchen mit süßem Wein, inzwischen wird er aber auch gerne mit Cava kombiniert. Es gibt viele verschiedene Varianten der Coca de Sant Joan. Wir stellen Ihnen hier ein Grundrezept vor und geben Ihnen im Anschluss auch gleich einige Tipps, wie sie die Coca de Sant Joan nach Ihrem persönlichen Geschmack abwandeln können.

Foto: Jordi Hernández auf Flickr, Lizenz:  CC BY-SA 2.0

Zutaten:

250g Stärkemehl
55g Zucker
55g Butter
3 Eier
20 g Presshefe
75 g Milch
1 Zimtstange
½ geriebene Zitronenschale
25g Pinienkerne
200g kandierte Früchte (Melone, Orange, Kirschen)
½ Tasse Anis
Salz

Zubereitung

Die Hefe in der warmen Milch auflösen. 3 Esslöffel Mehl hinzufügen und umrühren, bis eine glatte Masse entsteht. Diese gehen lassen, bis sich ihre Volumen verdoppelt hat.
Auf der Arbeitsplatte das Mehl zu einem Vulkan formen. In die Mitte Butter, 2(!) Eier, Zucker, Salz, Zitronenschale und Anis geben. Mit der Hand oder einer Gabel die Zutaten in der Mitte verkneten, danach die Hefemasse hinzugeben, bis ein kompakter, feiner Teig entsteht.
Auf einem mit Butter oder Öl eingefetteten Backblech zu einem etwa 1cm hohen Oval ausrollen.
Dieses mit dem geschlagenen, dritten Ei bestreichen und die in Scheiben geschnittenen kandierten Früchte darüber geben. Gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Nun die Pinienkerne und den Zucker darüber geben und bei 180° etwa 20 Minuten backen.

Variationen:

Unter die kandierten Früchte kann man eine feine, mit ein wenig Eiweiß vermischte Schicht Marzipan legen.
Sobald der mit Früchten versehene Teig das doppelte Volumen erreicht hat, kann man Konditorcreme hinzufügen.
Man kann auch Gewürze wie Kümmel, Zimt oder Sternanis hinzufügen, oder die kandierten Früchte weglassen.

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Ein Ausflug in die Antike – Die Ruinen von Empúries

Die Ruinen von Empúries zählen zu den ältesten und beeindruckendsten Kulturdenkmälern Kataloniens. Ihre Lage in herrlicher Küstenlandschaft macht einen Besuch schon fast zum Pflichtprogramm: In unmittelbarer Nähe malerischer Buchten und Dünenstrände der Costa Brava gelegen, lässt sich eine Besichtigung dieser antiken Mauern und dem angeschlossenen Ärchaologischen Museum bestens in einen entspannten Urlaubstag am Strand integrieren.
Genießen Sie Ihren Spaziergang durch die Reste alter Mauern, Säulen und Gassen. Lassen Sie sich verzaubern vom Spiel der Sonne auf Mosaiken und Marmorarbeiten und brechen Sie auf zu einer Reise durch die Zeit.

Empúries: Ein Spaziergang durch antike Mauern mit Blick aufs Mittelmeer © MAC, Foto: Jordi Play

Geschichte

Im 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen die Handelsniederlassung Emporion, die später der Region Empordà ihren Namen geben sollte. Sie war ein Umschlagplatz für Importprodukte wie Metall- und Tonwaren, die hier gegen landwirtschaftliche Produkte und Erze aus dem Binnenland getauscht wurden. Neben dem Handel mit der einheimischen Bevölkerung, wie zum Beispiel den Iberern im nahegelegenen Ullastret, war Emporion damals auch ein Knotenpunkt für den Handel mit den Balearen und den weiter südlich gelegenen Regionen der Iberischen Halbinsel.

Griechische Altstadt und Neustadt

Dieser älteste Teil von Empúries, genannt Palaiapolis („Altstadt“), lag auf einer Insel an der Mündung des Flusses Fluvià, die als natürlicher Hafen diente. Heute ist die Insel Teil des Festlands, die Mündung des Fluvià hat sich nach Norden verschoben und über dem ältesten Teil Emporions erhebt sich das Dorf Sant Martí d‘Empúries. Mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Ortskern und seinen schönen Stränden ist Sant Martí eine Sehenswürdigkeit für sich und Grund genug auf umfängliche Ausgrabungen der antiken Palaiapolis zu verzichten. Um 500 v. Chr. wurde die Siedlung aufs Festland verlegt und es entstand die Neapolis („Neustadt“), in welcher der Handel weiter florierte.

Die griechische Altstadt Palaiapolis © MAC

Die Römische Planstadt

Zum Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. erkannten die Römer die strategische Position Emporions im Kampf gegen Karthago. Emporion wurde Ausgangspunkt der römischen Eroberung der Iberischen Halbinsel. Unter Julius Caesar wurde die nun Emporiae genannte Stadt weiter vergrößert. Oberhalb der griechischen Siedlung entstand ab 49 v. Chr eine neue, römische Planstadt, die etwa zehnmal so groß war wie ihre Vorgängerin.  In der römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) verlor Emporiae gegenüber Großstädten wie Barcino (Barcelona) und Tarraco (Tarragona) an Bedeutung, da die Stadt abseits der bedeutenden Handelsrouten lag, auf denen zum Beispiel Wein aus Tarraco oder Olivenöl aus Südspanien nach Italien verschifft wurden. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das römische Emporiae verlassen. Reste einer frühchristlichen Basilika legen nahe, dass das Gelände ab dem 4. Jahrhundert als Friedhof genutzt wurde.

Die Ausgrabungen

Obwohl die Ruinen von Empúries bereits im 15. Jahrhundert als das antike Emporiae identifiziert wurden, fanden erst 1846-1848 die ersten offiziellen Ausgrabungen statt. 1907 erstellte Josep Puig i Cadafalch, der sonst vor allem mit der Architektur des Modernisme assoziiert wird, die Pläne für die Freilegung der Ruinen und nahm erste Ausgrabungen vor. Von 1908-1936 leitete Emili Gandia i Ortega die Ausgrabungen. Seine Grabungstagebücher werden heute im archäologischen Museum von Empúries aufbewahrt. Erst nach dem Bürgerkrieg wurden die Ausgrabungen wieder aufgenommen. Bis zum heutigen Tag hat man etwa ein Viertel des gesamten Ruinengebietes freilegen können.

Teile der Ausgrabungsstätte liegen ganz in der Nähe von L’Escala und dem Kloster Santa Maria de Gracia

Die Sehenswürdigkeiten

Ein Besuch der Ruinen von Empúries beginnt in der griechischen „Neustadt“ Neapolis. Während Teile der beeindruckenden Stadtmauer mit den quadratischen Türmen noch aus dem 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. stammen, werden die monumentalen Gebäudereste vor allem auf das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert. Der Rundgang durch die Ausgrabungsstätte beginnt jedoch an einem Tor im jüngeren Teil der Mauer, die hierher verlegt wurde, um Platz für neue Tempelbauten zu schaffen.

Etwas erhöht auf der linken Seite liegt der heilige Bezirk der Stadt. Eine Asklepios-Statue markiert heute den Ort, an dem der Tempel des berühmten antiken Gottes der Heilkunst stand. Das Original der Statue ist im dem Park angeschlossenen Museum zu besichtigen. Ein weiterer Tempel der Neapolis wird der ägyptisch-hellenistischen Gottheit Serapis zugeschrieben.

Weiter nördlich sind einige Zisternen zu besichtigen und schließlich, nahe dem Meer, die Agora, der zentrale Markt- und Festplatz. Ein Besuch im archäologischen Museum verhilft zu einer lebendigen Vorstellung vom antiken Leben dieser Stadt, von der heute in weiten Strecken nur noch die Grundmauern erhalten sind. Im Museum finden sich Alltagsgegenstände und Kunstwerke aus Bronze, Marmor und Keramik, alte Münzen oder auf Bleiblätter geschriebene Geschäftsbriefe.

Das Römische Emporiae nahm eine Fläche von etwa 21 Hektar ein © MAC

Nordöstlich der Neapolis liegt ein Hafenbezirk, dessen gut erhaltene Mauerstruktur traditionell als Moll Grec, die griechische Hafenmole bezeichnet wird. An der Platja de Moll Grec kann man sogar das Gefühl genießen, neben den Resten einer antiken griechischen Hafenanlage zu schwimmen.

Die Municipium genannte römische Planstadt mit dem streng geordneten, rechtwinkligen Straßennetz, entstand gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und existierte mindestens 150 Jahre parallel zur griechischen Neapolis. Freigelegt wurden hier das Forum, die Grundmauern mehrerer Villen mit zum Teil schön erhaltenen Fußbodenmosaiken, ein Zisternenkomplex und ein Amphitheater außerhalb der Stadtmauern.

Übrigens…

Zu den Ruinen von Ampuries gelangt man am besten entlang der Strandpromenade von L’Escala und Sant Martí d’Empuries. In der Hochsaison sind die beiden malerischen Küstenorte mit den geschichtsträchtigen Gebäuden wahre Besuchermagneten. Das liegt zweifellos auch an ihren schönen Buchten und feinsandigen Stränden, an denen es ein breites Angebot für Wassersportler gibt.

Den gut erhaltenen Mosaiken sieht man ihr Alter nicht an © MAC

Info:
Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen, über die Kollektionen des Museums und seine wechselnden Ausstellungen finden Sie auf der Website des Empúries Museu d’Arqueología de Catalunya.

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Klassiker der Katalanischen Küche – B wie Bacallà

Stockfisch, auch bekannt als Bacalao, Bacalhau oder eben im Katalanischen Bacallà, ist ein Klassiker der mediterranen Küche. Seine eigentliche Heimat ist jedoch Skandinavien. In Nordnorwegen wurde Stockfisch bereits ab dem 8. Jahrhundert auf die bis heute übliche Weise getrocknet und haltbar gemacht: Die ausgenommenen Fische, meistens handelt sich um Kabeljau, werden paarweise zusammengebunden und zum Trocknen auf Holzgestelle gehängt. Der so konservierte Fisch diente in früheren Zeiten der Versorgung ganzer Schiffmannschaften und Soldatenheere. Das ehemalige „Arme-Leute-Essen“ ist jedoch nicht nur köstlich, sondern auch noch ausgesprochen gesund und enthält reichlich Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wie zum Beispiel Vitamin B12, Jod und Selen.
Die katalanische Küche kennt eine Vielzahl von Rezepten und Zubereitungsarten für Bacallà. Die hier von uns gewählt Variante mit Samfaina, einer Gemüsebeilage, die Ratatouille oder Pisto ähnelt, ist nicht nur besonders beliebt, sondern auch recht einfach zuzubereiten. Wir wünschen viel Spaß beim Kochen und Genießen!  

Foto: Daniel Julià Lundgren, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Samfaina

Samfaina ist eine typisch katalanische Gemüsebeilage mit mediterranen Zutaten wie Olivenöl, Knoblauch, Paprika und Auberginen. Wer mag, kann dem gebratenen Gemüse auch mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder auch Petersilie hinzufügen.

Zutaten:
2 Zwiebeln
2Knoblauchzehen
2 rote Paprika
2 Auberginen
4 Tomaten
Olivenöl und Salz

Zubereitung:
Das Gemüse klein schneiden. In einer Kasserolle die Zwiebeln anbraten. Knoblach, Paprika und Auberginen in der genannten Reihenfolge hinzufügen. Vor dem Hinzufügen der Auberginen ein wenig Zeit verstreichen lassen, so dass die Paprika Zeit hat, gar zu werden. Nach Geschmack salzen und bei kleiner Flamme garen lassen bis alle Zutaten gut eingekocht sind.

Bacallà amb Samfaina

Zutaten:
600 g entsalzter Stockfisch
Öl
Mehl
Samfaina
Wasser

Zubereitung:
Den Stockfisch mit Mehl bestreuen, ein wenig anbraten und wenn er halb gar ist in eine Kasserolle geben. Die Samfaina auf dem Fisch verteilen, ein wenig Wasser hinzugeben und Gemüse und Fisch gemeinsam gar werden lassen.

 

 

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Klassiker der Katalanischen Küche: A wie Albergínies

Katalanisch kochen: A wie Albergínie oder Aubergine

Auberginen sind ein Inbegriff der mediterranen Küche. Dabei stammen sie ursprünglich wohl aus Asien, wo sie bereits seit mehr als 4000 Jahren angebaut werden. Nach Europa gelangte die Aubergine erst im 13. Jahrhundert. Zunächst wurde sie hier von den in Andalusien lebenden Mauren kultiviert, damals noch in hühnereiförmigen weißen oder gelben Varianten. Deshalb verpassten die Mauren dem damals noch neuartigen Gemüse den schlichten Namen Eierpflanze, auf arabisch „al-bāḏinjān“ und unter diesem Namen begann die Aubergine ihren kulinarischen Siegeszug durch Europa. Vorher machte sie aber erst einmal Halt in Katalonien. Aus „al-bāḏinjān“  wurde die Albergínie und die verblieb zunächst einmal auf der Iberischen Halbinsel und inspirierte die traditionelle katalanische Küche zur Kreation immer wieder neuer Köstlichkeiten. Erst im 15. Jahrhundert erreichte die Eierfrucht das heute ebenfalls als Auberginenhochburg bekannte Italien und hielt von dort aus Einzug in die Küchen von ganz Europa.

Das ist umso fasznierender, wenn man bedenkt, dass Auberginen zu satten 93 Prozent aus Wasser bestehen! Mit gerade einmal 17 Kalorien pro 100 Gramm sind sie eigentlich auch ein echtes Diätgemüse – erst ihre üblicherweise sehr leidenschaftliche Liason mit Olivenöl macht die Aubergine zum eher gehaltvollen Genussstück.

Falls Sie also gerade abnehmen möchten, empfehlen wir, Auberginen zum Beispiel gemeinsam mit Zucchini, Tomaten und Zwiebelchen in der Pfanne zu dünsten.
Für alle, die es etwas üppiger und genussvoller lieben, stellen wir ihnen hier zwei Klassiker der Katalanischen Küche vor, bei denen Auberginen die Hauptrolle spielen.

Foto: gastroteca.cat

Überbackene Auberginen

Zutaten:
4 Auberginen
4 reife Tomaten
200 g geriebener Käse, z.B. Gouda
Knoblauch
Petersilie
Öl
Salz
Pfeffer

Zubereitung:
Auberginen in 1cm dicke Stücke schneiden. Die geschnittenen Tomaten mit Knoblauch, gehackter Petersilie, Öl und Pfeffer mischen und in der Pfanne anbraten, bis die Tomaten gar sind. Die Auberginen in eine Ofenform geben und auf jedes Stück einen Löffel der Tomatenzubereitung geben. Kurz bevor die Auberginen fertig gebacken sind, den geriebenen Käse hinzufügen und goldbraun gratinieren.

 

 

Auberginen mit Hackfleischfüllung

Zutaten:
4 Auberginen
200g Rinderhackfleisch
1 Zwiebel, feingehackt
2 Eier, hartgekocht
100g Semmelbrösel
1 Schuß Milch
100g geriebener Käse
Öl
Salz und Pfeffer

Zubereitung
Die Auberginen der Länge nach durchschneiden. Das Fruchtfleisch mit dem Messer einschneiden. Die Auberginen nun anbraten, bis sie eine goldene Färbung angenommen haben.
Das Fruchtfleisch herauslösen, kleinschneiden und beseite stellen.
Die Zwiebeln anbraten, dann das Hackfleisch hinzufügen und weiter anbraten.
Ei, Semmelbrösel und einen Schuß Milch hinzufügen und köcheln lassen. Zum Schluss auch die beiseite gestellten Auberginenstückchen hinzufügen.
Das Ganze nun mit Pfeffer und Salz abschmecken und in die Auberginen füllen. Geriebenen Käse darüber streuen und im Ofen gratinieren.

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Die reine Freude: Wermut und Jugendstil in Reus

Hatten Sie schon einmal das Gefühl, in Ihrer Einzigartigkeit nicht so richtig zur Geltung zu kommen, weil Sie im Schatten eines anderen stehen? Trösten Sie sich, mit diesem Gefühl sind Sie in bester Gesellschaft. Der Stadt Reus geht es zum Beispiel ständig so. Vermutlich wäre der Geburtsort Antoni Gaudís ein hochberühmtes Zentrum des katalanischen Jugendstils, wenn da nicht Barcelona wäre. Barcelona ist eben die Stadt, neben der auf den ersten Blick alle anderen Städte blass aussehen. Im Falle von Reus lohnt sich aber definitiv ein zweiter Blick.

Casa Rull © Miguel Raurich

Reus, Paris und London

Diese Aufzählung ist wohl der Wunschtraum einer Provinzstadt, die immer nur die zweite Geige spielt, nicht wahr? Weit gefehlt! Es gab eine Zeit, in der London, Paris und Reus in einem Atemzug genannt wurden, weil diese drei Städte die ganz großen Player einer machtvollen Branche waren: Im 18. Jahrhundert war Reus eines der bedeutendsten  Zentren der europäischen Schnapsproduktion.
Im 19. Jahrhundert setzte Reus noch einen drauf und wurde zum führenden Produzenten eines Getränkes, das über Generationen den mediterranen lifestyle bestimmte: Wermut, – oder ‚vermut‘ auf Katalanisch – eroberte die Iberische Halbinsel  und später die halbe Welt von Reus aus. Mit welcher Professionalität dies geschah, verdeutlicht die Anekdote vom Wermut-Produzenten Rofes. Dessen Lagerhallen waren durch spezielle Tunnel mit der Zugstation von Reus verbunden, um eine reibungslose Verteilung des ebenso geschmackvollen wie heilsamen Getränkes über die gesamte Iberische Halbinsel sicherzustellen.

Aber Reus ist nicht einfach die Produktionsstädte des Vermut, Reus ist die Stadt des Wermut. Wermut wiederum ist nicht einfach ein Getränk, sondern ein Lebensstil. Den entdecken derzeit nicht nur die Europäer für sich wieder, sondern auch die Amerikaner und die Asiaten. Weshalb das so ist, wie man Vermut herstellt, wie man ihn trinkt und was man dazu genießt, erfährt man auf der Route des Vermut in Reus – eine kleine Kulturgeschichte dieses Klassikers unter den Getränken inklusive.

Weinberge des Wermut-Produzenten de Muller in Reus © Marc Castellet

Wermut – Die Fakten

Wermut ist ein mit Kräutern aromatisierter Likör mit einem Alkoholgehalt von 14,5-22% Vol., dessen Grundzutaten Wein und Wermutkraut sind. Aus diesem Grund bezeichnen manche Experten Wermut auch als einen „Kräuter-Wein“, aber über diese Feinheiten wollen wir hier nicht streiten.
Einigkeit besteht darüber, dass sich zu Wein und Wermutkraut eine große Menge weiterer Kräuter, Wurzeln, Blüten und Gewürze gesellt, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise zu Wermut kombinieren lassen. So ist es möglich, dass im Reus des 19. Jahrhunderts 30 Hersteller insgesamt 50 unterschiedliche Sorten Wermut produzierten. Noch heute werden bei der Herstellung von Wermut 50 bis 80 unterschiedliche Zutaten verwendet. So entsteht ein großes Spektrum von Geschmacksnuancen, Düften und Tönen, die jeweils charakteristisch für die einzelnen Sorten sind.

Übrigens ist Wermut ausgesprochen gesund, jedenfalls dann, wenn man ihn in Maßen trinkt. Die Bitterstoffe regen den Verdauungsapparat an, und Wermutkraut reinig und stärkt das Immunsystem. Hippokrates verwendete Artemisia Absinthium, wie der klangvolle lateinische Name des Krautes lautet, auch als Mittel gegen Gedächtnisschwäche. Tatsächlich kann man heute nachweisen, dass es einen Rezeptor im Hirn aktiviert, der hilft, ein Nachlassen der Hirnfunktion zu unterbinden.

Eine Augenweide: Das Museu del Vermut in Reus © Reus Promoció

Wermut – Die Geschichte

Wermut ist der Trend der Stunde – und blickt doch auf eine Geschichte von mehreren tausend Jahren zurück. Das noble Getränk kann seinen Stammbaum bis zu den antiken Hochkulturen verschiedener Kontinente zurückverfolgen. In China trank man mit Kräutern, Blüten und Wurzeln versetzten Wein ebenso wie in Mesopotamien und Ägypten. Im antiken Griechenland mischte Hippokrates aus den bereits erwähnten medizinischen Gründen Wein mit Wermutkraut, eine Tradition, die ehrenvollerweise im Deutschland des 16. Jahrhunderts wieder aufgenommen wurde. Das gesunde Getränk erhielt in Anlehnung an das Kraut, das seinen Geschmack bestimmt, den klangvollen Namen Wermut, der von den europäischen Nachbarn als Vermouth, Vermuth oder eben Vermut adaptiert wurde. Verfeinert wurde der Wermut dann von den Italienern. Antonio Benedetto Carpano machte sich unsterblich, indem er jene Rezeptur entwickelte, welche die Basis der modernen Wermutproduktion bildet.

Wermut – Der Kult

Cary Grant, Frank Sinatra und Ernest Hemingway schätzten den Wermut über alle Maßen. Böse Zungen behaupten, dass einige der besten Werke Dalís unter dem Einfluss größerer Mengen von Wermut entstanden. Darüber hinaus ist Wermut fester Bestandteil der mediterranen Alltagskultur, die bekanntlich einige kreative Wege gefunden hat, die Zeit anzuhalten und das Leben zu genießen.

Vermuteo im Museu del Vermut © Reus Promoció

In Katalonien trinkt man den Wermut klassischerweise als appetitanregenden Aperitif vor dem Mittagessen – natürlich mit Freunden unter blauem Himmel auf einer lauschigen Terrasse. Ob man eine süße, bittere oder gar pikante Variante bevorzugt, ist Geschmackssache. Die Auswahl ist groß. In Reus allein bieten sieben Produzenten über 30 unterschiedliche Varianten dieses Klassikers unter den Aperitifs an.

Der “vermuteo”, also die zum Ritual avancierte Zusammenkunft am Mittag, in deren Mittelpunkt der Wermut steht, gilt heute als soziales Phänomen, mit dem sich Food-Journalisten und Kulturwissenschaftler mit großer Freude auseinandersetzen. Das einstige Rentner-Getränk hat die Herzen der Hipsters wiedererobert, die in der Vielzahl unterschiedlicher Marken, Farben und Geschmacksnuancen eine willkommene Möglichkeit finden, ihrer Individualität durch den Genuss des legendären Kräuterlikörs stilvollen Ausdruck zu verleihen.

Und doch ist der „vermuteo“ alles andere als eine egozentrische Angelegenheit. Es ist die Pflege einer Tradition, die Zeit gibt für Gespräche mit Freunden, bei denen man gelegentlich von der Muse geküsst wird wie Salvador Dalí – oder zumindest einmal das Handy in der Tasche lässt und sich einfach ganz prächtig mit den gerade anwesenden Menschen amüsiert.

Wermut-Verkostung auf der Ruta del Vermut © Reus Promoció

Die Route des Vermut

Der beste Ort für eine Initiation in die traditionsreiche Kunst des „vermuteo“ ist natürlich Reus. In der Welthauptstadt des Wermut erfährt man auf der Route des Wermut alles über „die Stunde des Wermut“, die traditionsreichen Vermuterias der Stadt und den geheimnisvollen Herstellungsprozess des magischen Getränks. Darüber hinaus gibt es reichlich Gelegenheit, Wermut zu verkosten oder bei einer maridatge die kulinarischen Wonnen des Wermut mit dem Genuss ausgesuchter Speisen zu verbinden. Ein Highlight der Wermuterfahrung in Reus ist zweifellos ein Besuch des Museu del Vermut, das anhand einer riesigen Anzahl von Ausstellungsstücken die ebenso spannende wie kuriose Geschichte des Wermut und seines Siegeszugs um die Welt erhellt.

Aber natürlich gibt es in Reus noch viel mehr zu tun, als Wermut zu trinken. So kann man zum Beispiel auf der Route des Modernismus 29 Bauwerke des katalanischen Jugendstils bei einem angenehmen Spaziergang erkunden. Interessanterweise stammt kein einziges dieser Gebäude vom hier geborenen Antoni Gaudí. Bekanntlich gilt der Prophet nichts im eigenen Land, und während sein durchaus begabter Kollege Lluís Domènech i Montaner in Reus einen Bauauftrag nach dem nächsten einstrich, ging Antoni Gaudí hier leer aus. Statt dessen formte er in unnachahmlicher Weise das Stadtbild Barcelonas und hinterließ der Metropole im Zuge dieser Unternehmung auch gleich sieben Gebäude, die heute Weltkulturerbestatus haben. Zwei weitere Weltkulturerbestätten der katalanischen Hauptstadt gehen allerdings auf das Konto von Domènech i Montaner. Dessen architektonische Kunststücke kann man fernab der großen Touristenströme Barcelonas in aller Ruhe in Reus bewundern. Inzwischen ist mit dem Gaudí Centre auch dem berühmtesten Sohn der Stadt ein Museum gewidmet worden, in dem man das künstlerische Universum Gaudìs mit allen Sinnen erkunden kann. Wir wünschen Ihnen einen genussvollen und inspirierenden Aufenthalt in Reus!

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Top 10 Lleida – Ein Streifzug durch das historische Zentrum der Stadt

Die Provinz Lleida ist berühmt für ihre facettenreiche Natur, für die atemberaubende Schönheit ihrer Pyrenäentäler und faszinierende Hochgebirgslandschaften, die in weiten Teilen im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici unter Schutz stehen. Bei so viel natürlicher Schönheit treten die kulturellen Glanzpunkte Lleidas schon einmal in den Hintergrund. Zu Unrecht! Wir stellen Ihnen heute die Top 10 der Provinzhauptstadt Lleida vor. Denn eins ist sicher: Die alte Stadt am Rio Segre verdient durchaus einen Besuch.

Die alte Kathedrale, Seu Vella

Wer Lleida kennenlernen möchte, beginnt am besten an Lleidas alter Kathedrale, der  Seu Vella. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und gleichzeitig einer der besten Aussichtspunkte über Lleida und den Landkreis Segrià. Die hervorragende Sicht gab dem Hügel seit jeher strategische Bedeutung in der Siedlungsgeschichte des Landes.  Es ist hochwahrscheinlich, dass unter den alten Mauern der Seu Vella nicht nur die Reste der alten maurischen Stadt Lárida ruhen, sondern auch die des römischen Ilderda und der iberischen Stadt Iltirta.
Im Gegensatz zu anderen Kathedralen ist die Seu Vella deshalb auch nicht nur ein Sakrales Kunstwerk, sondern auch Teil einer Festung, die neben der Kathedrale auch die „La Suda“ genannte Burg Castell del Rei und eine militärische Festung mit Mauern, Bollwerken, Wehrgängen und Tunneln umfasst.
Dennoch, mit ihrem charakteristischen Glockenturm, dem beeindruckenden Kreuzgang und der gotischen Basilika gilt die Seu Vella als einer der Höhepunkte sakraler katalanischer Architektur des 13. Jahrhunderts. Lleidas alte Kathedrale beherbergt die Gräber zahlreicher adeliger Familien und bedeutender Persönlichkeiten in ihren Kapellen. Reste alter Wandmalereien und Werke der Plastischen Kunst, die in Nischen, Deckengesimsen und Türen erhalten geblieben sind, geben Zeugnis vom ursprünglichen künstlerischen Reichtum der Kathedrale.
Diese wurde jedoch im 17. Jahrhundert während des Els Segadors-Krieges zum Krankenhaus und Waffenlager umfunktioniert und um 1707 von Felipe V zum Militärquartier deklariert. Diese Funktion hatte die Kathedrale noch bis 1948 inne, seitdem wird sie Schritt für Schritt restauriert. Weitgehend ungeschmückte Kirchenschiffe und die einst zur Bekämpfung von Seuchen weiß gekalkten Wänden der Kathedrale erinnern bis heute an die Jahrhunderte militärischer Nutzung.

Der Kreuzgang von La Seu Vella, dem Wahrzeichen der Stadt Lleida © Oriol Clavera

Castell del Rei – La Suda: Die Königsburg

Als mächtiger Wächter über die Stadt erhebt sich das Königsschloss Castell del Rey am höchsten Punkt des Hügels. Sein volkstümlicher Name „La Suda“, bedeutet im Arabischen „geschlossenes Stadtgebiet“. Er erinnert an die Vorläuferin des Castell del Rei, eine im 9. Jahrhundert erbaute maurische Festung; historische Quellen belegen jedoch, dass La Suda auch der Name des Adelsviertels war, das sich über den Hügel erstreckte.
Wie der Name Castell del Rei nahelegt, residierte hier der Monarch während seiner Aufenthalte in Lleida. Zwischen dem Ende des 13. und 14. Jahrhundert erbaut, vereinigt die Burg in sich Elemente romanischer und gotischer Architektur. Ihre alten Mauern sind Zeugen historischer Ereignisse, welche die Geschichte Kataloniens und ganz Spaniens beeinfluss haben. Hier suchte einst der letzte Kalif von Córdoba Zuflucht, hier fand die Heirat von  Ramón Berenguer IV und Petronila de Aragón statt, welche die Geburtsstunde des Königreichs von Aragón war, hier schwor der katalanische Adel dem damals gerade sechsjährigen  Jaume I, el Conqueridor (Jakob I, der Eroberer) die Treue, der später zum katalanische Volkshelden wurde.
Seit 2011 kann man die Geschichte der Burg anhand von Informationstafeln und audiovisueller Installationen im Informationszentrum in der Sala Real (Königssaal) nachvollziehen. Unverzichtbar ist auch ein Besuch des Aussichtspunktes auf der Terrasse, der als höchstgelegener Punkt Lleidas einen perfekten Überblick über die ganze Stadt ermöglicht. Im Gegensatz zum Glockenturm der Kathedrale ist dieser Dank des neuen Aufzuges an der Nordseite des Hügels auch für mobilitätseingeschränkte Personen zugänglich.

La Suda – Lleidas alte Festung © Miguel Raurich

Das Museum von Lleida – Museu de Lleida, Diocesà i Comarcal

Viele der Kunstschätze aus dem Castell del Rei und der Seu Vella befinden sich heute im Museum von Lleida. Dieses beherbergt auf einer Ausstellungsfläche von 7000m2 unterschiedlichste Ausstellungsstücke, die es erlauben, einen geschichtlichen Bogen aus der prähistorischen Epoche der Region bis in die Gegenwart zu schlagen.
Das 2007 neu eröffnete Museum führt zwei der bedeutedsten Sammlungen Lleidas zusammen, nämlich die des ehemaligen Diözesanmusums und die archäologische Sammlung des Institut d’Estudis Ilerdencs (IEI). Unter den 974 Kunstwerken und archäologischen Ausstellungsstücken sind diejenigen aus der Bronzezeit sowie aus der iberischen und römischen Epoche besonders hervorzuheben. Besonders beeindruckend ist auch das Ensemble von Bovalar aus westgotischer Zeit, dessen berühmtestes Stück ein frühchristliches Taufbecken aus dem 8. Jahrhundert ist.

Weitere bemerkenswerte Ausstellungsstücke, in welchen die bewegte (Kultur-)Geschichte fassbar wird,  sind zum Beispiel ein Schachspiel aus Bergkristall aus dem 11. Jahrhundert, die Altarbilder aus der romanischen Epoche, die Steinskulpturen aus der Seu Vella, die Wandmalereien der Pia Almoina, die gotische Malerei aus dem Atelier der Herrero, Skulpturen der Leridaner-Schule  aus dem 14. Jahrhundert, flämische Wandteppiche und ein Gewand von Papst Kalixt III.

Christus von Perves (18. Jahrhundert) im Museu de Lleida Diocesà i Comarcal © Imagen M.A.S.

Die Kirche Sant Llorenç – Església Sant Llorenç

Die Kirche Sant Llorenç ist nach der Seu Vella die zweitbedeutendste Kirche von Lleida. Erbaut im romanischen Stil mit gotischen Erweiterungen, beeindruckt sie mit drei gleich hohen Kirchenschiffen und drei Absiden. Der Bau von Sant Llorenç begann im 12. Jahrhundert und lag in den Händen von Künstlern und Handwerksmeistern, die mit Pere Coma, dem Meister der Seu Vella gearbeitet hatten. So ist das Mittelschiff noch im romanischen Stil gehalten, während die beiden Seitenschiffe, die Seitenkapellen und der achteckige Glockenturm wesentlich später errichtet wurden und bereits der Gotik zuzurechnen sind. Vier bedeutende Altarbilder sind in Sant Llorenç erhalten. Sie sind Sant Llorenç, Santa Úrsula, Sant Pere und Sant Llúcia gewidmet. Darüber hinaus beherbergt Sant Llorenç verschiedene Kunstwerke, die dem Diözesanmuseum von Lleida gehören.
Besonders bemerkenswert ist die Skulptur der Heiligen Jungfrau Verge dels Fillols, die urpsrünglich in der Seu Vella stand und Santa María de la Candelera, ein Gemälde im gotischen Stil aus dem 15. Jahrhundert, das dem Maler Mateu Ferrer zugeschrieben wird. Sant Llorenç beherbergt auch das Grab von Ramon de Tárrega, eines konvertierten Juden und späteren Dominikanermönches, der in Konflikt mit der Inquisition geriet.

Mittelschiff und Altar von Sant Llorenç © Miguel Raurich

Die Templer Festung Gardeny – Castell Templer de Gardeny

Nachdem die Templer im Jahr 1149 Ramón Berenguer IV tatkräftige Unterstützung bei der Eroberung des maurisch besetzten Lleida geleistet hatten, erhielt ihr Orden zum Dank u.a. den Gardeny-Hügel. Er ist der zweite Hügel Lleidas, der seit jeher als militärisch-strategischer Stützpunkt gedient hatte. 1156 wird der erste Prior von Gardeny, fray Pere de Cartellà, erstmals urkundlich erwähnt. Um diese Zeit beginnt der Bau der Gardeny-Festung, die nicht allein eine Burg, sondern ein ganzer Gebäudekomplex ist und als eine der bedeutendsten Repräsentationen der Templer-Architektur in  Katalonien gilt. Von Mauern umgeben sind hier bis heute einige Wachttürme und Bollwerke, der Wohnturm, die romanische Kirche Santa Maria de Gardeny und der Burgfried erhalten, die um einen zentralen Innenhof angeordnet waren.
Der Wohnturm ist eine solide, zweistöckige Konstruktion, die in mehrere Bereiche aufgeteilt ist: Lagerräume, Wohnbereiche und ein an den Wohnturm angelehnter Burgfried.
Die alte romanische Kirche ist zwar in weiten Teilen zerstört, jedoch insofern besonders interessant, als in ihrem Inneren Wandmalereien der Templer erhalten sind.
Im Besucherzentrum Ordre del Temple kann man Dank Computeranimationen nachvollziehen, wie die architektonischen Strukturen seinerzeit ausgesehen haben und sich ein Bild von den Elementen machen, die heute verschwunden sind. So wird die beeindruckende Größe der ursprünglichen Festung noch besser nachvollziehbar.

Santa Maria de Gardeny – Romanische Kirche im Castell de Gardeny © Juan José Pascual

Das historische Rathaus – Palau de la Paeria

Der Palau de la Paeria ist Sitz der Stadtverwaltung von Lleida und schon sein Name hat eine interessante Geschichte. „Paer“ geht auf das lateinische Wort „patiarium“ zurück, das „Mann des Friedens“ bedeutet. Die Paeria von Lleida ist der Sitz des Bürgermeisters, und damit des Chefs der „paers“. Der besondere Titel dieses Amtes, den es nur in Lleida und Cervera gibt, geht auf Privilegien zurück, die Jaume I den damaligen Konsulen Lleidas gewährte.
Der Palast verfügt über zwei verschiedene Fassaden: Die im romanischen Stil zeigt zur plaça Paeria und die andere im neoklassizistischen Stil mit neumittelalterlicher Umgestaltung aus dem Jahr 1929 zeigt zum Fluss Segre. Das Gebäude erhebt sich über mehreren architektonischen Schichten, welche Experten der Stadt und der Universität von Lleida im Rahmen mehrerer Ausgrabungen ans Tageslicht gebracht haben.
Erbaut im 12. Jahrhundert, wurde der Palast im Jahr 1383 von seinen Besitzern, der Familie Sanaüja, als zukünftiger Rathaussitz an die Stadt Lleida übertragen. Der Palau de la Paeria gilt als eines der repräsentativsten Werke ziviler romanischer Architketur in Lleida und darüber hinaus als eines der bemerkenswertesten Monumente Kataloniens. Heut zu Tage erfüllt er weiterhin seine Funktion als Rathaus und beherbergt einige faszinierende Kunstschätze, die eng mit der Geschichte der Stadt verbunden sind.

Innenhof des Palau de la Paeria © Miguel Raurich

Die neue Kathedrale – La Catedral Nova

Lleidas neue Kathedrale ist im Barockstil erbaut, weist aber auch starke Einflüsse des französischen Klassizismus auf. Sie wurde zwischen 1761 und 1781 erbaut und befindet sich im Gegensatz zur alten Kathedrale mitten im Stadtzentrum. Das Wappen der Bourbonen ziert den Haupteingang,  im Inneren der dreischiffigen Kirche fallen besonders die zarten, korinthisch inspirierten Säulen auf, welche die Rundbögen stützen. Der barocke Altarraum, ein Werk von Lluís Bonifas Massó, wurde während des Bürgerkriegs im Jahr 1936 zerstört. Die neue Kathedrale beherbergt auch bemerkenswerte Darstellungen der Heiligen Jungfrau: Zum einen ein Abbild der Verge del Montserrat (la Moreneta), ein Werk von Josep Obiols und zum anderen die Verge del Blau, zu deutsch, die „Jungfrau mit dem blauen Fleck“. Diesen verdankt sie der Legende nach einem Hammerwurf gegen die Stirn, zu welchem sich ihr Urheber hinreißen ließ. Der Grund: Während dieser auf Reisen war, hatte sein Gehilfe die Skulptur fertiggestellt, und dabei weit mehr Kunstfertigkeit gezeigt, als sein Meister jemals erreicht hatte.

Catedral Nova de Lleida © Juan José Pascual

Der Modernisme in Lleida

Lleida beherbergt eine ganze Reihe von Gebäuden, die wunderbar die Architektur des katalanischen Modernismus repräsentieren. In den letzten Jahren wurden  viele von ihnen renoviert und erstrahlen nun wieder in ihrem ursprünglichen Glanz. So zum Beispiel das Teatre Municipal de l’Excorxador am C/ Lluís Companys, s/n, welches als bedeutendstes architektonisches Ensemble des Modernismus von Lleida gilt. Entworfen vom Architekten Francesc de Paula Morera i Gatell, zählt das Theater inzwischen zum industriellen Erbe der Stadt. Seit 1984 ist es aufwendig renoviert worden und istnun zu einer der wichtigsten Kulturschauplätze Lleidas. Weitere sehenswerte Beispiele für modernistische Architektur in Lleida sind zum Beispiel die Häuser 74 und 76 im Einkaufszentrum Carrer Major, deren charakteristische Elemente gewölbte Balkone, aufwendig gestaltete Fenster und ein florales Dekor sind sowie die frisch renovierte Casa Morera auf der Av. Blondel, die als eine der besonders originellen Repräsentationen des katalanischen Modernisme gilt.

Modernistisch von außen, modern von Innen: Teatre Municipal de l’Escorxador © Oriol Llauradó

Die Geheimnisse der Stadt entdecken: Die archäologische Route „Lleida Secreta“

Die archäologische Route Lleida Secreta erlaubt dem Besucher, die verborgenen Spuren der römischen und mittelalterlichen Epoche der alten Stadt zu entdecken. Die Reste alter Stadtmauern, maurische Bäder und selbst das mittelalterliche Gefängnis haben den Wandel der Zeiten im Verborgenen überdauert. Die von Turisme Lleida geschaffene archäologische Route führt den Besucher im wörtlichen Sinne unter die Oberfläche der Lleidaner Architektur. Das Auditori Municipal Enric Granados mit übereinanderliegenden Schichten aus spätiberischer, römischer, mittelalterlicher und moderner Epoche ist nur eines der beeindruckenden Beispiele, für den archäologischen und kulturgeschichtlichen Reichtum der Stadt, der auf dieser Route erschlossen wird.

Die mittelalterliche Stadtmauer von Lleida an der Seu Vella © Miguel Raurich

Parks, Gärten und Naturschutzgebiete

Lleida bietet nicht nur reichlich Kultur, sondern auch wunderbare Möglichkeiten, Natur in der Stadt zu erleben, zum Beispiel im Grüngürtel „La huerta“, dessen Gärten und Felder die Stadt umgeben. Wie geschaffen, um die Seele baumeln zu lassen sind auch grüne Oasen wie der Flusspark am Segre und der Park Els Camps Elisis mit den vielen Skulpturen und romantischen Gebäuden.
Wer noch ein bisschen tiefer in die Natur eintauchen möchte, besucht La Mitjana, ein 90 Hektar großes Feuchtgebiet mit schattigen Flusswäldern, in dem verschiedenste Vogelarten  einen Lebensraum gefunden haben. Für Freunde der Botanik ist ein Besuch im Arborètum unverzichtbar. Der botanische Garten ist insbesondere den für verschiedene Klimazonen typischen Waldformen gewidmet und beherbergt auf auf 7 Hektar Fläche etwa 1000 unterschiedliche Pflanzenarten.

Park Els Camps Elisis in Lleida © Miguel Raurich

 

 

 

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Die Top 5 von L’Estartit-Torroella de Montgrí – Die Costa Brava von ihrer abwechslungsreichsten Seite

Der Küstenort L’Estartit war seiner Zeit schon immer ein wenig voraus. Bereits in den 50er-Jahren, als der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckte, erkundeten Besucher aus Großbritannien hier den Zauber mediterraner Naturlandschaften zwischen Gebirge und Mittelmeer. Auch beim touristischen Boom, der in den 60er-Jahren begann, war der einstige Fischerort ganz vorne mit dabei. Schließlich wurde L’Estartit gemeinsam mit der im Landesinneren gelegenen Schwestergemeinde Torroella de Montgrí zum Vorreiter eines Tourismus, der die Naturwunder und kulturellen Schätze des Ortes neu inszeniert und auf sanfte Weise zugänglich macht. Hier stellen wir Ihnen unsere fünf Favoriten für einen Urlaub in Torroella de Montgrí – L’Estartit vor.

Tauchen und Schnorcheln an den Medes-Inseln

Tauchen und Schnorcheln an den Medes-Inseln gehört zu den beeindruckendsten Dingen, die man an der Costa Brava erleben kann. Und wie wir wissen, kann man hier einiges erleben. Die der Küste vorgelagerten Medes-Inseln, die als schönstes Naturreservat des westlichen Mittelmeers ausgezeichnet wurden, sind ein ein echtes Unterwasser-Paradies. Bunte Algenteppiche und Korallen geben einer beeindruckenden Vielzahl an Fischen und anderen Meerestieren Lebensraum. Diese begegnen den Tauchern ohne Scheu, da sie wissen, dass der Mensch hier keine Bedrohung für sie darstellt. Eine Vielzahl von Tauchschulen in L’Estartit bietet vom Schnupperkurs bis zum Tauchlehrgang für Fortgeschrittene unterschiedlichste Aktivitäten an. Vielleicht möchten Sie aber auch einfach erstmal Schnorcheln? Dann empfehlen wir eine geführte Schnorchel-Tour, wie sie viele Tauchschulen in L’Estartit anbieten. Für jeden findet sich hier eine maßgeschneiderte Möglichkeit, die faszinierende Unterwasserwelt dieses Naturreservats zu erkunden.

Fische haben im Meeresreservat der Medes-Inseln keine Scheu vor dem Menschen © Arxiu imatges PTCBG

Strandurlaub für die ganze Familie

Die feinsandigen, sanft zum Meer abfallenden Strände von L’Estartit sind bestens geeignet für einen Badeurlaub mit der ganzen Familie. Gute Infrastrukturen und die Kennzeichnung von Bade- und Wassersportbereichen sorgen für sorgenfreie und sichere Stunden am Strand. Die Strandpromenade mit ihren Spielplätzen und Ruhezonen lädt ein zum entspannten Bummeln und Spazieren. Im Juli und August bietet der Mini-Beach-Club kostenlos professionelle Betreuung und lustige Unterhaltung für Kinder von vier bis zehn Jahren.
Der Einsatz der Gemeinde für Umweltschutz und intakte Natur kommt am Strand La Pletera besonders deutlich zum Ausdruck, der einer der schönsten von L’Estartit ist. Im Rahmen des Umweltprojektes „life“ wird der im Rahmen des touristischen Booms urbanisierte Strand wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt.

Wandern, Radfahren und Reiten im Naturpark Montgrí, Medes-Inseln und Baix Ter

Wer viel traumhafte Landschaft auf engstem Raum erleben möchte, der ist im Naturpark Montgrí, Medes-Inseln und Baix Ter an der richtigen Adresse. Wie der Name schon andeutet, umfasst das Naturschutzgebiet drei ganz unterschiedliche Landschaftstypen: Das Montgrí-Gebirge, die Medes-Inseln, die geologisch zum Montgri-Massiv gehören, jedoch aufgrund der maritimen Umgebung eine völlig andere Flora und Fauna aufweisen und die Auenlandschaften des Baix Ter, die insbesondere für Freunde des Birdwatchings ein echtes Paradies sind. Durch diese facettenreichen Landschaften ziehen sich herrliche Wander- und Spazierwege, Routen für Genussradler und Mountainbiker und nicht zuletzt Reitwege, auf denen man die Traumlandschaften des Parks vom Rücken der Pferde aus kennenlernen kann.

Musikfestival Torroella de Montgrí – L’Estartit: Klassik und Jazz im Sommer

Der Sommer in Torroella de Montgrí und L’Estartit steht ganz im Zeichen der Musik. In den historischen Mauern von Torroella de Montgrí geben sich seit Beginn der 80er-Jahre jedes Jahr die Stars der klassischen Musik ein Stelldichein. So führt der Ort eine alte musikalische Tradition fort, die schon im Mittelalter begann, als Torroella noch Königssitz der Krone von Aragon war, an dem berühmte Troubadoure und die damaligen Stars der höfischen Musik verkehrten.
Vor dem malerischen Hintergrund der Medes-Inseln vibriert derweil L’Estartit im Rhythmus von Jazz und Weltmusik und verpasst dem Sommer an der Costa Brava einen faszinierend bunten Klangteppich. Das Musikfestival Torroella de Montgrí – L’Estartit gehört zu den prestigeträchtigsten Kataloniens und ist seit 1992 Mitglied der European Festivals Association(EFA).

Spaziergänge durch die mittelalterlichen Stadtkerne von Torroella, Peratallada, Ullastret, Pals und Sant Iscle

Wer tief eintauchen möchte in die Geschichte des Landstrichs, tut dies am besten bei einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern von Torroella de Montgrí oder bei einem Bummel durch die Gassen mittelalterlicher Dörfer wie Peratallada, Ullastret, Pals und Sant Iscle. Historische Marktplätze, mittelalterliche Kirchen und trutzige Türme lassen den Zauber der Vergangenheit lebendig werden. In Ullastret ist darüber hinaus auch eine archäologische Fundstätte aus der Zeit der Iberer zu besichtigen, die Zeugnis von der mehr als 2000jährigen Besiedlungsgeschichte dieses Landstrichs gibt, in dem Moderne und Tradition gleichermaßen lebendig sind.

© CCBE

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Die Burg von Cardona: Uneinnehmbare Festung am Salzberg

2017 wurde die Burg von Cardona zum beliebtesten Monument Kataloniens gewählt, 2016 erhielt sie von der Europäischen Filmakademie eine Auszeichnung und zählt nun zu den „Schätzen der Europäischen Filmkultur. Diese Ehre verdankt das alte Gemäuer vor allem Orson Welles, der  im Jahr 1964 weite Teile seiner Shakespeare-Adaption „Falstaff – Glocken um Mitternacht“ im zur Burg gehörigen Kollegiatsstift von Sant Vincenç drehte. Im Jahr 1976 öffneten sich die Tore der Festung, die in den 1100 Jahren ihres Bestehens nie mit Waffengewalt eingenommen wurde, Besuchern aus aller Welt: Als Parador Nacional de Turismo beherbergt sie nun ein Luxushotel, in dem Stil und Atmosphäre der mittelalterlichen Adelsresidenz lebendig sind.

Die Burg von Cardona © Diputació de Barcelona

Geschichte

Man könnte meinen, Cardona erlebe gerade bewegte Zeiten. Ein Blick auf die Geschichte des beliebtesten Monuments von Katalonien relativiert diesen Eindruck jedoch schnell. Im Vergleich zu dem, was die Burg auf dem Hügel über dem Tal des Riu Cardener in den letzten tausend Jahren gesehen hat, fallen die ruhmreichen Ereignisse der letzten 50 Jahre kaum ins Gewicht.

Eigentlich beginnt die Geschichte der Burg von Cardona schon in der Frühsteinzeit. Allerdings ahnte damals noch niemand, dass hier einst eine Festung entstehen würde, an der spätere Generationen die Entwicklung militärischer Strategie und Technik vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit nachvollziehen könnten. In jenen frühen Tagen der Menschheitsgeschichte entdeckte man hier ein Mineral, dass seit jeher die Geschicke des Ortes gelenkt hat: Kalisalz.

Wunder der Geologie: Der Salzberg von Cardona

Der erste, der das Wunder des Salzes von Cardona in überlieferte Worte gefasst hat, war der römische Konsul Marcus Portius Cato. Er sprach von „einem riesigen Gebirge aus Salz, das in gleichem Maße anwächst, wie man es abbaut.“ Aus geologischer Sicht handelt es sich bei diesem vertikalen Aufstieg des Kalisalzes aus der Erde übrigens nicht um ein Wunder, sondern um ein Diapirismus genanntes Phänomen, dass sich anschaulich an der Funktion einer Lavalampe nachvollziehen lässt. Dennoch geben auch die Geologen zu, dass der Salzberg von Cardona weltweit einzigartig ist.

Im Laufe der Jahrtausende stand die geologische Faszination des Salzgebirges allerdings eher im Hintergrund. Es war der wirtschaftliche Wert des Minerals, der den Herren von Cardona  Macht und Ansehen in ganz Europa verschaffte. Salz war im Mittelalter nicht nur unverzichtbar, um Speisen zu konservieren und zu würzen, es fungierte zeitweise auch als Zahlungsmittel. So gesehen saßen die Herren von Cardona hier nicht einfach auf einer Salzmine, sondern auch auf einer „Goldmine“.

Cardonas Reichtum liegt in den Tiefen der Erde © Turismo Verde S.L.

Im Jahr 886 wurde die Festung von Cardona auf Anordnung Guifré el Pilós, („Wilfried, der Haarige“) errichtet. Dieser mit unfehlbarem Gespür für strategisch kluge Entscheidungen gesegnete Adelige gilt als Begründer Kataloniens, der die faktische Unabhängigkeit der katalanischen Grafschaften vom fränkischen Königreich erwirkte. Ganz in diesem Sinn ist der Beiname „der Haarige“ auch als bewusst gewählter Gegenbegriff zum Beinamen seines ehemaligen fränkischen Lehensherrn „Karl, dem Kahlen“ zu verstehen. Guifré gründete nicht nur die Festung von Cardona, sondern auch die berühmten Klöster Ripoll und Sant Joan de les Abadesses. Eine weitere Großtat, deren Folgen bis heute deutlich wahrnehmbar sind, war die Wiederbesiedlung der Ebene von Vic, die zu jener Zeit Niemandsland zwischen moslemisch und christlich besetzten Territorien war.

Kreuzgang des Kollegiatsstifts Sant Vincenç in der Festung von Cardona © Servicios Editoriales Georama

Die Glanzzeit der Burg fällt jedoch in den Zeitraum zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert als die Herren von Cardona die Burg nicht nur als Festung, sondern auch als herrschaftliche Residenz nutzten. In jenen Jahrhunderten erweiterte das Adelsgeschlecht der Cardona seine Macht in mehrfacher Hinsicht. Die wirtschaftliche Stärke, welche der Besitz der Salzminen ihnen eintrug, war dabei nur ein Faktor. Ein weiterer war ihre traditionelle Rolle als Vermittler, die zur Deeskalation vieler Konflikte zwischen der Krone und den Pyrenäengrafschaften beitrug, mit welchen die Cardona durch Blutsbande verbunden waren. Diesem Zusammenspiel von wirtschaftlichem und politischem Einfluss verdankte die Familie Cardona den Aufstieg zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter Europas.

Ab etwa 1450 bevorzugten die Cardona zunehmend den Aufenthalt in ihren Palästen in Barcelona und anderen Orten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte die Burg von Cardona ihren ehemaligen Glanz verloren und fungierte vor allem als Gefängnis und militärischer Stützpunkt. Die Ereignisse im Zuge von Sezessionskrieg und Pyrenäenfrieden führten dazu, dass Cardona ab Mitte des 17. Jahrhunderts permanent militärisch besetzt war. Ende des 17. Jahrhunderts begann man mit dem Ausbau der mittelalterlichen Burg zu einer Festung der Neuzeit.

Die Festung von Cardona ist bis heute nie mit Waffengewalt eingenommen worden.

Es dauerte nicht lange bis die reformierte Festung ihre Wehrhaftigkeit unter Beweis stellen musste. Im spanischen Erbfolgekrieg weigerte sich Katalonien auch nach dem Frieden von Utrecht, die Herrschaft des Bourbonen Philipp V als König von Spanien anzuerkennen. In der Konsequenz kam es ab 1713 zu einer Belagerung Barcelonas. Barcelona kapitulierte am 11. September 1714. Erst eine Woche später öffnete Cardona seine Tore dem Gegner, da die Sicherheit Barcelonas nun von der Kapitulation Cardonas abhing. Katalonien wurde unter Philipp V von Anjou in den spanischen Nationalstaat eingegliedert. Die Festung von Cardona gilt den Katalanen als der Ort, an dem die Souveranität Kataloniens am längsten verteidigt wurde. Cardona ging noch aus vielen weiteren Konflikten als „uneinnehmbare“ Festung hervor, unter anderem aus dem Pyrenäenkrieg, dem Unabhängigkeitskrieg und den Karlistenkriegen.

Das Gebäude

Eigentlich kann man im Falle der Burg von Cardona nicht von einem Gebäude sprechen. Vielmehr handelt es sich hier um mehrere Gebäude, die im Laufe der Jahrhundert neben- und übereinander errichtet wurden. Der ehemalige Adelspalast und das Kollegiatsstift von Sant Vicenç nehmen etwa gleich viel Raum im Bereich der Festung ein.

Sant Vincenç
Die dreischiffige Basilika, die als Kulisse von Orson Welles „Falstaff“ berühmt geworden ist, gilt als ein Juwel früher katalanischer Romanik. Drei halbkreisförmige Absiden bestimmen die Form des Querschiffs. Dem Mittelschiff steht ein weitläufiger Altarraum vor,  unterhalb dessen sich eine Krypta erstreckt. Unter anderen sind hier der Herzog Fernando I und der Graf Ramón Folc I begraben. Die Stiftsherren von Sant Vincenç lebten hier unter dem Patronat der Herren von Cardona, bis die Burg am Ende des 16. Jahrhunderts zum Militärposten umfunktioniert wurde. Teile ihrer Gemächer, der Adelspalast sowie das alte Pulvermagazin bilden heute gemeinsam das Hotel Parador Nacional de Turismo de Cardona.

Basilika Sant Vincenç © Foto: Ferran Porta auf Flickr, Lizenz CC BY-ND 2.0

Der Schlossturm Torre de la Minyona
Um den Schlossturm Torre de la Minyona (der Turm des Fräuleins), der zu den bemerkenswertesten Bauwerken innerhalb der Festung gehört, rankt sich eine traurige Legende. Im 11. Jahrhundert, so erzählt man sich, verliebte sich eine Tochter des Herrn von Cardona in einen Sarazenen-Ritter. Um sie an der Flucht mit dem Geliebten zu hindern, sperrte ihr Vater sie in den Schlossturm. Für die junge Adelige gab es kein Entrinnen aus ihrem in 25 Meter Höhe gelegenen Gefängnis. Heute ist der runde Schlossturm übrigens nur noch 12,5m hoch. Der technologische Fortschritt der Kriegswaffen machten den Turm im Falle einer Belagerung zum weithin sichtbaren Zielpunkt für feindliche Artillerie, weshalb man ihn an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auf die Höhe von 12,5m verkleinerte, die er heute noch hat.

Mittelalterfeeling im Parador von Cardona © Foto: Alan Clark auf Flickr, Lizenz CC BY 2.0

El Patio Ducal, der Herzogliche Innenhof
Um diesen zentralen Innenhof waren die Gemächer des Adelspalastes angeordnet, die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert wohl den unteren Teil der ersten Burganlage neben dem Schlossturm ausmachten. Hier residierten bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts die Grafen und Herzöge von Cardona mit ihren Familien. Sie lebten hier umgeben von einem ganzen Hofstaat von Dienern, der die Etiquette des königlichen Hofes von Barcelona imitierte.

Bollwerk und Verteidigungsmauern
Der Kranz von insgesamt sieben Bollwerken, der das Schloss umgibt, zählt zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Burg. Vier von ihnen sind fünfeckig, die restlichen drei passen ihre Form den Gegebenheiten des Terrains an. Die Frontmauern sind bis zu 4 Meter dick und in ihren Wällen befinden sich Schießscharten für die Artillerie. In ihren äußeren Winkeln befanden sich die Schildhäuser der Wachtposten.

Unvergesslich ist natürlich auch der Blick von der Burg über das weite Land am Riu Cardona:
Foto: Ferran Porta auf Flickr, Lizenz : CC BY-ND 2.0

Mehr als ein Monument

Die Altstadt von Cardona
Einen Besuch der Burg von Cardona sollte man unbedingt mit einem Besuch des mittelalterlichen Stadtkerns von Cardona und dem dortigen Centre Cardona Medieval verbinden. Das liegt an der plaza de la Fira vor dem Rathaus und bietet einen anschaulichen Einstieg in die Geschichte des Ortes und die Entwicklung von Stadt und Burg von Cardona.  Beim anschließenden Spaziergang durch die Altstadt besichtigt man dann gut informiert Sehenswürdigkeiten wie die Kirchen  Sant Miquel und Santa Eulàlia, den Durchgang des alten Spitals zum Marktplatz („Plaça del Mercat“), den Henkerturm („Torre del botxí“) und die Teufelsbrücke („Pont del diable“).

Der Kulturpark des Salzbergs
Pflichtprogramm ist selbstverständlich auch ein Besuch im „Kulturpark des Salzbergs“. Der 120 Meter hohe sichtbare Salzberg ist nur die Spitze des enormen Diapirs mit einer Tiefe von annähernd 2 Kilometern. Ein Besuch im Kulturpark des Salzbergs eröffnet die Möglichkeit in einer Tiefe von 86 Metern unter der Erde die fantastischen Formen und Texturen des Salzmassivs aus nächster Nähe zu bestaunen.
Von 1929 bis 1990 war die hiesige Mine eine der weltweit bedeutendsten Kalisalz-Minen. In den 90er-Jahren wurde die alte Mine zum Kulturpark ausgestaltet, in dem Besucher nun Interessantes und Erstaunliches über die Geologie des Ortes und das Salz und seine Bedeutung für den Menschen erfahren.