Alle Beiträge von Eva Hakes

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Sommer an der Goldenen Küste – Die Top-10 Strände der Costa Daurada

Mit 92 Kilometern Küstenlinie und 60 Badestränden von unterschiedlichstem Charakter ist die Costa Daurada das perfekte Sommerurlaubsziel für Sonnenanbeter, Wassernixen, Sandburgenbauer und alle anderen Helden des Strandes. Um Ihnen die Qual der Wahl unter so vielen Stränden ein wenig zu erleichtern, stellen wir Ihnen hier unsere Top-10 zwischen Tarragona und dem Ebrodelta vor: Zehn Traumstrände an der Costa Daurada, die weniger überlaufen sind, als ihr Anblick vermuten läßt. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen, Träumen und Entdecken!

Karibik-Feeling:
Cala Fonda

Cala Fonda – „Waikiki“ an der Costa Daurada

„Waikiki“ nennen die Einheimischen die Bucht Cala Fonda in unmittelbarer Nähe von Tarragona. Ein kurzer Blick auf dieses Kleinod unter den Stränden Kataloniens erklärt schnell, wie die Cala Fonda zu diesem Spitznamen kommt. Feiner Sand, azurblaues Meer, tiefgrüne Pinienwälder und goldschimmernde Kalksteinfelsen machen Cala Fonda zu einem Bilderbuchstrand. Dass dieser bis ins 21. Jahrhundert als fast unberührter Naturstrand überdauern konnte, verdankt sich der Tatsache, dass er nicht mit dem Auto zu erreichen ist. Dieses lässt man am besten am Camping de la Mora an der Playa de la Mora stehen. Von hier aus liegt „Waikiki“ gute 20 Minuten Fußweg entfernt, der angenehmer kaum sein könnte. Der Spaziergang zur Cala Fonda führt durch den Schatten des Pinienwaldes Bosc de la Marquesa und entlang schöner Strände wie La Roca Plana.
Reichlich Wasser und genug zu essen für einen langen Tag am Strand sollte man allerdings mitnehmen, denn hier gibt es weder einen Kiosk noch eine Strandbar. Waikiki bezaubert durch seine Ursprünglichkeit, Schönheit und eine entspannte, familiäre Atmosphäre. Nackt baden ist erlaubt, Badehose auch. Willkommen im Paradies!

Kulturgenuss am Strand:
Cala Jovera am Castell de Tamarit

Castell de Tamarit und die hübsche Bucht Cala Jovera © Miguel Angel Alvarez

Sie  möchten Ihren Strandurlaub mit ganz entspanntem Kulturgenuss kombinieren? Dann besuchen Sie doch einmal Cala Jovera. Die hübsche kleine Bucht liegt zu Füßen des Castell del Tamarit, einer beeindruckenden Burg aus dem 12. Jahrhundert, die als Herrensitz aber auch als Verteidigungsanlage genutzt wurde. Sie verfügt über Wachttürme, Verließe und auch über eine romanische Kirche. Heute fungiert Castell de Tamarit in erster Linie als Eventlocation, zum Beispiel für exklusive Traumhochzeiten und außerdem als berühmtes Postkartenmotiv. Von der feinsandigen Cala Jovera aus können Sie abwechselnd aufs Mittelmeer und die Märchenburg gucken, sich die nach Salz und Pinien duftende Meeresbrise um die Nase wehen lassen und dabei noch das eine oder andere unvergessliche Foto schießen.

Auszeit in der Natur:
Cala Penya Tallada in Salou

Cala de Penya Tallada. Naturoase im quirligen
Salou

Sport, Strand und Fun sind die Säulen eines Urlaubs in Salou. Der Urlaubsort an der Costa Daurada ist berühmt für seine große Vielfalt an Wassersportmöglichkeiten, für seine quirlige Atmosphäre und natürlich die Nähe zum berühmten Themenpark Port Aventura. Doch auch hier gibt es kleine, idyllische Strände, die nicht durch die Vielzahl ihrer Angebote, sondern durch ihre natürliche Schönheit bezaubern. So zum Beispiel Cala Penya Tallada, ein feinsandiger kleiner Strand von knapp 50m Länge, der sich 4km von Cap de Salou in eine Felsenbucht schmiegt. Kristallklares Meer und der Reiz der relativ unberührten Natur machen Cala Penya Tallada zu einer Perle unter den Stränden Salous.

Komfort auf allen Ebenen:
Platja Penyals in Miami Platja

Seit 2018 ausgezeichnet mit der Blauen Fahne: Platja dels Penyals © Mont-roig Miami Turisme

Miami Platja ist berühmt für seine hübschen Strände und Buchten. Die Platja dels Penyals, 2018 frisch ausgezeichnet mit einer blauen Fahne, ist ein 80m langer Strand mit familiärem Ambiente. Über weite Strecken begeistert Platja Penyals mit feinem Sand, stellenweise besteht der Strand aber auch aus Kieselsteinen. Selbst in den Sommermonaten geht es hier verhältnismäßig ruhig zu. Dennoch bietet der vergleichsweise steil zum Wasser abfallende Strand mit mehreren Chiringuitos und einem Restaurant jede Menge Service und sorgt bestens für das leibliche Wohl der Gäste.

Berühmter Geheimtipp:
Platja del Torn in  L’Hospitalet de l’Infant

Die Platja del Torn gilt als einer der schönsten FKK-Strände Spaniens

Fernab der touristischen Massen erstreckt sich der 1500m lange Sandstrand Platja del Torn zwischen Bergen und Meer. In der Luft liegt der Duft der Pinienwälder, die fast bis ans Ufer reichen. Platja del Torn ist bis heute ein Naturstrand ohne große touristische Infrastruktur. An beiden Enden gibt es ein Chiringuito, ansonsten Ruhe und relaxtes Strandleben. Platja del Torn gilt als einer der schönsten FKK-Strände Spaniens und verdankt den Erhalt seiner natürlichen Schönheit der Tatsache, dass er nicht direkt mit dem Auto zu erreichen ist. Der Zugang erfolgt über eine recht steile Treppe in der Nähe des Campings Templo del Sol oder vom Coll de Balaguer.

Templerfestung am Strand:
Sant Jordi in Ametlla de Mar

Feinsandiger Strand, familiäres Ambiente und eine Templer-Festung im Hintergrund: Die Platja de Sant Jordi © Turisme L’Ametlla de Mar

Am Fuße einer historischen Burg am Strand zu liegen und dem Rauschen der Wellen zu lauschen, ist in Katalonien keine Seltenheit. 5 km nördlich von Ametlla de Mar in der Siedlung Las Tres Calas liegt die Platja de Sant Jordi. Der 230m lange feinsandige Strand bietet familiäres Ambiente und dank der in unmittelbarer Nähe gelegenen Templerfestung aus dem 12. Jahrhundert auch eine Prise historisches Flair. Wer sich also an der Platja Sant Jordi dem hypnotischen Rauschen von Wind und Meer hingibt und seiner Fantasie freien Lauf lässt, der mag die Geister der Vergangenheit sehen: Wilde Piraten und lichtvolle Ritter im Kampf um die Küste, die heute so ruhig und friedlich ist. Wer ein Kayak mietet, kann Strand und Burg auch einmal aus der Perspektive der Piraten in Augenschein nehmen. In jedem Fall empfiehlt sich ein Besuch im hiesigen Chiringuito, sei es, um eines der typischen Gerichte zu kosten, oder um einfach bei einem kühlen Getränk den Blick aufs Meer zu genießen.

Familienparadies:
Cala Forn in Ametlla de Mar

Cala Forn: Die perfekte Wahl für einen komfortablen Tag am Strand mit der ganzen Familie © Turisme L’Ametlla de Mar

Ein einsamer Naturstrand ist die Cala Forn schon lange nicht mehr, dafür aber einer der schönsten Strände für alle, die mit Kindern Urlaub machen oder allgemein Wert auf gute Infrastrukturen und tollen Service am Strand legen. Der 200m lange, von Klippen umgebene Strand verfügt über WCs, Duschen, Rettungsschwimmer, Liegestühle und die Möglichkeit, Kayaks oder Tretboote zu mieten, um die Küste zu erkunden. Außerdem gibt es ein traditionsreiches Chiringuito, dessen Fischgerichte einen hervorragenden Ruf haben. Cala Forn ist die perfekte Wahl für einen komfortablen Tag am Strand mit der ganzen Familie.

Eine Perle der Natur:
Cala L’Illot in Ametlla de Mar

Cala L’Illot: Eine kleine Perle unter den Stränden der Costa Daurada © Turisme L’Ametlla de Mar

4 Kilometer von L’Ametlla de Mar entfernt liegt Cala L’Illot, ein von Pinien umgebener Naturstrand mit klarem Wasser, der zu den schönsten Stränden dieser Küste zählt. Ihre Unberührtheit verdankt auch diese Bucht der Tatsache, dass sie nicht direkt mit dem Auto erreichbar ist. Von l’Ametlla de Mar aus fährt man etwa 10 Minuten in Richtung l’Ampolla, bis man die Siedlung l’Àguila erreicht. Von hier aus geht man zu Fuß Richtung Meer, bis man auf den Mittelmeer-Wanderweg GR 92 trifft, dem man in Richtung Süden bis zur Cala L’Illot folgt.

Für Birdwatcher:
Punta de la Banya und Platja del Trabucador

Platja del Trabucador bei Sant Carles de la Ràpita © Lluís Carro

6,5 Kilometer feinsandiger Strand, umgeben von den Wassern der Badia dels Alfacs und dem offenen Meer, bieten nicht nur sonnenhungrigen Badegästen sondern auch einer Vielzahl unterschiedlicher Vogelarten ein perfektes Habitat. So eignet sich dieser Strand nicht nur zum Schwimmen, Kitesurfen und Segeln, er ist auch der perfekte Ort für Birdwatcher und solche, die es werden wollen. Die berühmtesten gefiederten Bewohner der Punta de la Banya sind die Flamingos, die hiesigen Salinen bieten aber auch einer Vielzahl weiterer Vogelarten einen Lebensraum. Bei starken Regenfällen wird der Strand überflutet und auch bei heftigem Wind ist der Zugang gesperrt. Die 4,5km von Poblenou entfernte Platja del Trabucador ist mit dem Auto zu erreichen, auf Chiringuitos und Serviceleistungen muss man allerdings verzichten. Platja del Trabucador ist der perfekte Ort für alle, die Naturbeobachtung und Birdwatching mit Strandgenuss verbinden möchten.

Riesendünen und Natur pur:
Platja del Fangar im Ebrodelta

Paradies für Strandurlauber und Flamingos: Platja del Fangar im Naturpark Ebrodelta © Mariano Cebolla

Umgeben von riesigen Dünen liegt Platja del Fangar mitten im Naturpark Delta de l’Ebre. Die Platja del Fangar ist nicht nur einer der bemerkenswertesten Strände Kataloniens, sondern auch eine der außergewöhnlichsten Naturlandschaften der Mittelmeerküste. Als lange Sandzunge im Norden des Ebrodelta umschließt die Platja del Fangar ein Puerto del Fangar genanntes, großes Salzwasserbecken, das eine Art Binnenmeer bildet. Das einzige Zeichen der Zivilisation an diesem wüstenartigen Strand ist ein Leuchtturm, ansonsten findet man hier Natur pur. Kein Chiringuito, keine Liegen und kein Sonnenschirmverleih – dafür ein Abschnitt in der Mitte des Strandes, der zeitweise abgesperrt wird, weil er ein wichtiges Brutgebiet für die Vögel ist, die im Ebrodelta zu Hause sind. Die mehr als 7 Kilometer lange Platja del Fangar ist ein Traumstrand für naturverbundene Sonnenanbeter.

 

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Die Antike lebt! – Das römische Amphitheater  von Tarragona

Das Amphitheater von Tarragona ist Teil des ehrwürdigen „Archäologischen Ensembles von Tarraco“, das seit dem Jahr 2000 als Unesco-Weltkulturerbe unter Schutz steht. Könnten die alten römischen Mauern sprechen, sie hätten Geschichten zu erzählen, die einigen Besuchern die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Andere würden dem Flüstern der alten Steine mit amüsiertem Lächeln lauschen und kopfschüttelnd feststellen, dass die Menschheit sich in den letzten 2000 Jahren nur wenig verändert hat. Machen wir uns auf zu einer Reise in die Antike…

Das römische Amphitheater von Tarragona erwacht zu neuem Leben © Diputació de Tarragona

Die Vergangenheit ruht nicht

Um 200 v. Chr. begannen die Römer die Iberische Halbinsel von Nordwesten aus zu erobern. Das damals von Iberern besiedelte Stadtgebiet Tarragonas machten sie unter dem Namen „Tarraco“ zur Provinzhauptstadt der sogenannten Hispania Citerior. Leben und Handel in der Stadt blühten und schon bald stand Tarraco im Ruf, das „Rom der Iberischen Halbinsel“ zu sein. Bis heute hat die römische Vergangenheit Tarragonas immensen Einfluss auf das Leben in der Stadt. Das beginnt mit der Tatsache, dass Bauarbeiten im städtischen Raum regelmäßig unterbrochen werden müssen, weil man wieder einmal unverhofft auf archäologisch hochinteressante Reste der alten römischen Stadt gestoßen ist. Das setzt sich fort im Erstaunen, das man empfindet, wenn sich zum Beispiel die Mauern einer Pizzeria in der Altstadt als Tribüne des antiken „Circus“ erweisen. Den Gipfelpunkt geschichtlicher Faszination bilden für viele Besucher der Stadt Festivals wie Tarraco Viva und Història Viva, bei denen die Tarragonenser den römischen Alltag originalgetreu in Szene setzen. Für solche „Reenactment-Veranstaltungen“ bildet das antike Amphitheater selbstverständlich eine Bilderbuchkulisse.

Ein Blick auf das Amphitheater von Tarraco

Der direkt am Meer gelegene, ovale Bau mit aus dem Fels gehauenen Stufen stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Auf der einer Seite des Theaters befanden sich die Bühne (podium) und die darunter liegenden sogenannten fossae, unterirdische Räume, in denen sich Gladiatoren und Tiere vor ihrem „Auftritt“ einfanden. Von hier aus transportierte sie ein Lastenaufzug nach oben in die Arena. Auf einem Raum von 130mx102m harrten dann bis zu 15.000 Besucher des Theaters der Dinge, die da kommen würden. Die Sitzgelegenheiten auf den Stufen waren in drei, durch Mauern getrennte, Abschnitte unterteilt, in denen die unterschiedlichen sozialen Schichten separiert voneinander saßen.

Ursprünglich befand sich hier einmal ein Friedhof. Jahrhunderte später, als das römische Tarraco nur noch eine ferne Erinnerung war, bildete das antike Amphitheater den größten Steinbruch der Stadt, an dem die Bürger sich reichlich mit Baumaterial für ihre Häuser bedienten. Zwischen diesen Epochen, in denen im wahrsten Sinne des Wortes alle Größe zu Staub zerfiel, erlebte Tarracos Theater eine Zeit das Glanzes, oder zumindest eine Epoche mit hochemotionalen Ereignissen unterschiedlicher Art.

Amphitheater mit Meerblick

Ein Blick hinter die Kulissen der Geschichte

Um diesen auf die Spur zu kommen, müssen heutige Besucher ein wenig an der Oberfläche kratzen. So finden sich hier zum Beispiel zahlreiche Fragmente einer monumentalen Inschrift von 140m Länge, die im 3. Jahrhundert n. Chr. am Podium angebracht wurde. Diese erinnert an Umbauarbeiten, die in jenem kurzen Zeitraum durchgeführt wurden, als der blutjunge Elagabal in Rom herrschte. Der 218 n.Chr mit 14 Jahren an die Macht gekommene Kaiser machte sich innerhalb von nur vier Jahren so unbeliebt, dass er bereits mit 18 von meuternden Soldaten ermordet wurde. Mit religiösen Praktiken, die dem antiken Rom der reine Frevel schienen und sexuellen Gewohnheiten, die skandalös genug waren, um auch Jahrhunderte später noch das Interesse von Künstlern, Literaten und Historikern zu wecken, ging Elagabal als Sinnbild für Lasterhaftigkeit und Dekadenz der römischen Kaiserzeit in die Geschichte ein.

Die Unruhen um Elagabal waren jedoch nur die Vorboten einer politischen Krise des Römischen Reiches, das im 3. Jahrhundert einer verstärkten Bedrohung von außen ausgesetzt war und gleichzeitig mit erheblichen Problemen im Inneren zu kämpfen hatte. Von 235 – 285 n.Chr. regierten die sogenannten Soldatenkaiser, die ihre Macht in weiten Teilen den von ihnen befehligten Truppen verdankten, während der Senat zusehends an Einfluss verlor. Die Kaiser jener Epoche lösten sich in schneller Reihenfolge ab und viele von ihnen regierten nur einige Monate.

Menschen, Tiere, Sensationen

In diese Epoche politischer Unsicherheit fällt die Blütezeit des Amphitheaters, das die Bürger Tarragonas mit allerlei unterhaltsamen Veranstaltungen lockte. Zu diesen zählten vor allem Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen (sog. venationes). Gladiatorenkämpfe wurden in Rom bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. populär. Ursprünglich waren sie eine Form, der Toten zu gedenken, deren Mut, Kraft, Tapferkeit und Gleichmut gegenüber dem Tod sich in den Kampfhandlungen der Gladiatoren widerspiegeln sollten. Das Volk war begeistert und bald entdeckten römische Politiker, dass die Ausrichtung von Gladiatorenkämpfen ein geeignetes Mittel war, die eigene Beliebtheit zu steigern.

Auch heute kann man in Tarragona wieder „Gladiatorenkämpfen“ beiwohnen, zum Beispiel beim Festival Tarraco Viva. Foto: Tarragona Turisme © Manel Antolí (RV Edipress)

Klotzen statt Kleckern: Tierhetzen

Die Veranstaltungen nahmen immer größere Dimensionen an und umfassten bald auch die Tierhetzen. Bei diesen traten exotische Tiere, wie zum Beispiel Löwen und Panther gegeneinander an. In anderen Fällen gesellte man zu den Löwen auch afrikanische Bogenschützen. An „Darstellern“ wurde nicht gespart. Titus soll zur Einweihung des Kolosseums 5.000 Tiere in die Arena geschickt haben, Trajan führte das Volksspektakel zu seinem Gipfelpunkt, als er anlässlich seines Sieges über die Daker für die venationes  11.000 Tiere zur Verfügung stellte. Der Verbrauch an wilden Tieren war hoch und trug schon damals zum Aussterben verschiedener Spezies bei.

Beliebt und begehrt: Gladiatorenkämpfe

Wurden die Gladiatorenkämpfe ursprünglich noch von Privatleuten finanziert, waren sie zur Blütezeit des Amphitheaters von Tarraco längst ein Privileg des Kaisers, der als einziger das Recht hatte, diese Veranstaltungen ausrichten und sich dafür feiern zu lassen. Insbesondere in Provinzstädten wie Tarraco bildeten die aufsehenerregenden Schaukämpfe einen integralen Bestandteil des Kaiserkultes. Bereits im Jahr 22 v.Chr. hatte Kaiser Augustus per Dektret bestimmt, dass Gladiatorenkämpfe nur noch an einigen wenigen Tagen im Jahr stattfinden durften. Dieser Seltenheitswert beeinflusste die öffentliche Wahrnehmung der Veranstaltungen nicht nur aus der Perspektive der Zuschauer.

Während die frühen Gladiatoren noch fast ausnahmslos Sklaven oder Kriegsgefangene waren, gewann der Status des Gladiators im Laufe der Zeit ein solches Maß an Attraktivität, dass der Römische Senat per Gesetz versuchte, eine Entwicklung einzuschränken, im Zuge derer sich immer mehr Menschen freiwillig als Gladiatoren verdingten. Diese gaben ihre Rechte als freie Bürger auf (zum Beispiel das Wahlrecht und das Recht auf eine rechtsgültige Eheschließung) und nahmen einen sozialen Status an, der niedriger war als der von Sklaven. Dafür mussten sie als Gladiatoren nur zwei bis dreimal pro Jahr kämpfen und waren den Rest der Zeit gut versorgt. Vor dem Hintergrund der ohnehin kurzen Lebenserwartung jener Zeit, in der die Bürgerrechte auch mit der Verpflichtung zum Kriegsdienst einhergingen, waren dies offenbar rosige Aussichten.  Gegen Ende der Römischen Republik sollen etwa die Hälfte der Gladiatoren ehemals freie Bürger gewesen sein.

Auch das Tragen der Toga war ein Bürgerrecht, auf das Gladiatoren verzichten mussten. Foto: Turisme Tarragona © Manel Antolí (RV Edipress)

Athletische Wettkämpfe, öffentliche Folter und Hinrichtungen

Das Amphitheater von Tarraco war jedoch nicht nur Austragungsort von Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen, hier fanden auch athletische Wettkämpfe statt. Ein weiterer Bestandteil des Theaterprogramms waren öffentliche Folter und Hinrichtungen. Traurige Berühmtheit erlangte die Hinrichtung des Bischofs Fructuoso von Tarragona und seiner beiden Diakonen Augurio und Eulogio im Jahr 259 n.Chr. Alle drei wurden während der Herrschaftszeit des Kaisers Valerian im Amphitheater von Tarraco bei lebendigem Leibe verbrannt und gingen als Märtyrer in die Annalen der Katholischen Kirche ein. Aus der Sicht des Kaisers, der im krisengeschüttelten dritten Jahrhundert die Staatsgeschicke zu lenken versuchte, hatte diese Praxis jedoch mehrere praktische Vorteile. Sie diente nicht nur dem Erhalt althergebrachter religiöser Anschauungen und Machtgefüge und der Unterhaltung des Volkes. Die Verfolgung und nachfolgende Enteignung der zahlreicher werdenden Christen stellte auch eine Möglichkeit dar, das Staatsdefizit zumindest  in Teilen auszugleichen.

Letztlich siegte dennoch auch in Tarragona das Christentum. Unter der Herrschaft der ersten christlichen Kaiser verlor das Amphitheater von Tarraco im 5. Jahrhundert seine ursprünglichen Funktionen. Im 6. Jahrhundert wurden die Steine des Theaters verwendet, um eine dreischiffige Basilika zu bauen, die an das Martyrium der drei Heiligen von Tarragona erinnern sollte. Für lange Zeit lag eine Stille des Vergessens über dem römischen Monument. Heute ist die Antike in Tarragona wieder lebendig. Wer sich überzeugen möchte, besuche Tarragona im Juni zum Festival Tarraco Viva oder  im August, wenn die Gladiatorenkämpfe auf faszinierende Weise neu in Szene gesetzt werden.

Die Vergangenheit ruht nicht in Tarragona: Tarraco Viva. Foto: Turisme Tarragona © Manel Antolí (RV Edipress)

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Klassiker der Katalanischen Küche – G wie Gambes amb xocolata

Garnelen in Schokolade – ist das mal wieder eine dieser neumodischen Ideen avantgardistischer Sterneköche? Mitnichten! Dies ist ein Klassiker der katalanischen Küche, den wir der Sammlung traditioneller Rezepte des Corpus Culinari Català entnommen haben.

© gastrotca.cat

Der Fairness halber müssen wir jedoch zugeben, dass die katalanischen Köche diese Köstlichkeit nicht ohne die Hilfe der Azteken erfunden hätten. Diese waren überzeugt, dass die Götter selbst ihr Volk gelehrt hatten, Kakao anzubauen und zu ernten. Sie verzehrten Kakao in allen nur erdenklichen Formen und nutzten die Kakaobohne sogar als Zahlungsmittel.
Es waren jedoch die Europäer die den Kakao zu der uns heute bekannten Schokolade verfeinerten. Bleibt in dieser ein Kakaoanteil von über 70% erhalten, erweist sie sich als echter Jung- und Gesundbrunnen. Dunkle Schokolade schützt das Herz, senkt das Stresshormon-Level, steigert die Durchblutung des Gehirns und zählt laut Michel Montignac sogar zu jenen Nahrungsmitteln, die helfen können, Gewicht zu reduzieren (juchz!). Die hier vorgestellte und vielleicht ein wenig dekadent anmutende Kombination von Köstlichkeiten wird Ihnen also nicht nur genussvoll auf der Zunge zergehen, sie ist darüber hinaus auch noch gesund. Einzige Voraussetzung ist natürlich, dass Sie zur Schokolade auch Garnelen in entsprechender Qualität finden. Im Zweifelsfall heben Sie sich dieses Rezept für Ihren nächsten Katalonienurlaub auf und genießen den Einkaufsbummel über einen unserer Märkte voll frischer, regionaler Waren ebenso wie das Essen. Guten Appetit!

 

Zutaten:
24 Garnelen
2 gehackte Knoblauchzehen
1 Bund Kräuter (Lorbeer, Thymian, Oregano)
1 Stück getrocknete Orangenschale
1 große Zwiebel, in Scheiben geschnitten
Öl, Salz und Pfeffer
Wasser oder Fischbrühe

 

Für die Soße:
Eine Handvoll geschälte und gehackte Mandeln und Haselnüsse
40g Zartbitter-Schokolade
1 Prise geröstete Safranfäden
Petersilie zum Garnieren

 

Zubereitung:
Die Gambas mit Pfeffer und Salz von beiden Seiten leicht in Öl anbraten und beiseitestellen. Nun erst den Knoblauch anbraten, die Zwiebeln hinzufügen und schließlich die Kräuter und Orangenschale hinzugeben. Schließlich die Gambas hinzugeben und alles mit Fischbrühe oder Wasser bedeckt 5 bis 8 Minuten kochen lassen. In der Zwischenzeit die Soße vorbereiten: Geschälte und gehackte Mandeln und Haselnüsse mit einer Prise Safran im Mörser zerkleinern. Schokolade in kleine Stücke schneiden und hinzugeben. Eine Suppenkelle heißes Wasser oder Fischbrühe hinzugeben und die Mischung im Mörser umrühren bis eine homogene Soße entsteht. Diese über die nun fertig gekochten Gambas geben. Vor dem Servieren noch ein Weile ziehen lassen und dann mit frischer Petersilie garnieren. Bon profit!
Kleine Hilfestellung: Eine Fotostrecke zur Zubereitung der Gambes amb Xocolata finden Sie hier.

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Burgen, Buchten und Leuchttürme – 10 zauberhafte Orte an der Costa Brava

Die Costa Brava ist ein filmreif schönes Urlaubsziel. Nicht umsonst pflegten Stars des Hollywood-Kinos wie Ava Gardner oder Orson Welles auch nach Abschluss der Dreharbeiten von Klassikern wie Pandora und der Fliegende Holländer oder Mister Arkadin immer wieder hierher zurückzukehren.  Weshalb? Das finden Sie am besten selbst heraus! Wir stellen Ihnen hier zehn Ort vor, an denen der Zauber der Costa Brava auf unvergleichliche Weise spürbar wird.

Cala S’Alguer

In der Gemeinde Palamós liegt die Bucht Cala S’Alguer. Duftender Pinienwald neigt sich bis zum Ufer des Meeres hinab, das Wasser ist frisch und kristallklar. Ob die alten, heute in fröhlichen Farben gestrichenen Fischerhäuser „ursprünglich“ oder „shabby chique“ sind, liegt allein im Auge des Betrachters. Der Lauf der Zeit hat kaum Spuren in dieser bezaubernden kleinen Bucht hinterlassen, die selbst in den Sommermonaten nicht übermäßig überlaufen ist. „Schuld“ daran ist vermutlich die Tatsache, dass man die Cala S’Alguer nicht mit dem Auto erreichen kann. Vom Parkplatz führt ein etwa 200m langer Fußweg durch den Pinienwald hinab zur Bucht mit Kieselstrand. Diese ist etwa 60m lang, 8m breit und verfügt weder über Duschen noch über Liegestühle. Dafür ist das Wasser so klar, das man beim Tauchen und Schnorcheln selten gewordene Tiere und Pflanzen beobachten kann. Die malerische Bucht mit der im Jahr 1521 erstmals dokumentierten Fischersiedlung trägt übrigens seit dem Jahr 2004 den Status „Kulturgut von nationalem Interesse“ .

Far de Sant Sebastià i Torre de Guaita

Far de Sant Sebastià

Wenn am Ende eines langen Sommertages die Sonne untergeht, nehmen in Palafrugell die Verliebten einander bei den Händen und pilgern zum Leuchtturm Sant Sebastià. Dieser stammt aus dem 19. Jahrhundert  und ist ein echtes der Wahrzeichen der Gemeinde.  Zu seinen Füßen gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus der Blick unendlich weit über die Buchten der Costa Brava und die umgebenden Berge schweift.
Natürlich ist auch der Leuchtturm selbst es wert, ausgiebig in Augenschein genommen zu werden. Gleiches gilt für den alten Wachtturm, der im 15. Jahrhundert und damit zu einer Zeit erbaut wurde, als die Costa Brava häufigen Piratenangriffen ausgesetzt war. Der Wachtturm bietet eine hervorragende Aussicht über den Empordà, die heutige Besucher natürlich vor allem nutzen, um ihren Instagram Account mit absolut beneidenswerten Fotos zu schmücken. Alternativ kann man auch einfach nur einen der schönsten Blicke über die Costa Brava genießen und anschließend noch der kleinen Kunstgalerie im Mittelgeschoss des Turmes einen Besuch abstatten.

Les Illes Medes

Naturparadies im Mittelmeer: Die Medes-Inseln

Die Medes Inseln sind die Perlen der Küste von L’Estartit und das Mekka der Strandtouristen und Taucher in der Region. Die Inseln stehen als Meeresreservat unter Naturschutz  und ihre Umgebung gilt als einer der schönsten Tauchgründe des westlichen Mittelmeers. Die Vielzahl von Fischen und Korallen, die hier zu beobachten ist, hält dem Vergleich mit weltberühmten Tauchgebieten stand. Beeindruckend ist auch das umfangreiche Angebot an Tauch- und Schnorchelkursen in der Region, die einen nachhaltigen Umgang mit dem sensiblen marinen Ökosystem an erste Stelle setzen.
Natürlich kann man die Natur der Medes-Inseln auch genießen ohne zu tauchen. Ausflugsschiffe wie der legendäre Corsari Negre bieten mit ihren durchsichtigen Böden den Besuchern die Möglichkeit, trockenen Fußes Einblicke in die faszinierende Unterwasserwelt des Insel-Archipels zu gewinnen. Außerdem gibt es von Zeit zu Zeit geführte Exkursionen, bei denen man die Tier- und Pflanzenwelt der Medes-Inseln auf einer Wanderung erkunden kann.

Ermita de Sant Elm

Ermita de St. Elm © DOSIS DISSENY, St. Feliu de Guíxols

Eines schönen Sommertages zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand der Journalist Ferran Agulló am Aussichtspunkt der Kapelle von Sant Elm. Er ließ seinen Blick über die schroffe Felsenküste und das in der Sonne funkelnde Mittelmeer schweifen. Und dann, so sagt die Legende, geschah es. Hingerissen von der wilden Schönheit vor seinen Augen, nannte er den Küstenabschnitt zunächst bei sich „Costa Brava“, zu deutsch die „Wilde Küste“. Irgendwann verließ Agulló den Mirador de Sant Elm. Den Namen der Küste, den der rauschende Meereswind ihm hier ins Ohr geflüstert hatte, nahm er mit sich und verwendete ihn in seinen Artikeln. Jahrzehnte später wurde die Costa Brava unter diesem Namen als touristische Destination weltberühmt. Wer die Essenz der wilden Schönheit dieser Küste erleben möchte, ist am Mirador de Sant Elm am richtigen Ort. Und wer weiß, vielleicht hält der rauschende Wind auch für Sie eine unvergessliche Inspiration bereit…

Platja de Aiguablava

Cala Aiguablava in Begur

Wie war das noch: „Nur die Harten kommen in den Garten!“ Bekanntlich steckt ja in jeder noch so platt gereimten Lebensweisheit ein Körnchen Wahrheit. Wer genießen will, muss sich gelegentlich anstrengen und starke Nerven zeigen. Jedenfalls ist das so, wenn man einen sommerlichen Strandtag an der paradiesischen Platja de Aiguablava verbringen möchte. Malerische, von Pinienwald gekrönte Felsenküste umschließt die kleine Bucht, die berühmt für ihr klares, azurblaues Wasser ist. So was von berühmt ist die hübsche Bucht bei Begur, dass man ziemlich früh aufstehen muss, um einen Parkplatz zu ergattern und ein handtuchgroßes Fleckchen Sand für sich zu besetzen. Wer Stille und Einsamkeit sucht, ist hier definitiv falsch. Alle anderen finden in der Platja Aiguablava einen der malerischsten Strände der Costa Brava. Viel Spaß!

El Parc dels Estanys

Parc dels Estanys © Ajuntament Castell Platja d ‚Aro, Jordi Mas

Platja d’Aro bietet Strand, Shopping und Urlaubsspaß. Das ist schon richtig, aber es ist nicht alles, was es über Platja d’Aro zu sagen gibt. Mit dem Parc dels Estanys, dem Park der Seen, beherbergt die beliebte Feriendestination auch eine der großen „grünen Lungen“ der Costa Brava und einen Ort, der Naturliebhaber begeistern wird. Rund um den großen See kann man bis zu 200 unterschiedliche Arten von Stand- und Zugvögeln beobachten, am Wasser spazieren gehen und mitten im lebendigen Stadtzentrum Ruhe in der Natur genießen.

Platja de Sa Conca

Platja de Sa Conca © Ajuntament de Castell-Platja d’Aro, Jordi Mas

Lang, weit und goldsandig erstreckt sich die Platja de Sa Conca entlang der Küste von Platja d’Aro. Tiefblau und kristallklar schimmert das Mittelmeer. Nach wenigen Schritten ins Wasser hinein erreicht man bereits eine Tiefe, in der die Füße den Boden nicht mehr berühren. Das macht die Patja de Sa Conca zum idealen Strand für leidenschaftliche Schwimmer, während Familien mit kleinen Kindern an anderen Stränden besser aufgehoben sind. Dennoch zählt die Platja de Sa Conca zu den beliebtesten Stränden von Platja d’Aro und der Besucherandrang in den Sommermonaten ist entsprechend stark. Zum Glück verteilt sich die Besuchermenge jedoch recht gut auf der großen Länge des Strandes. Für das leibliche Wohl in Form von Eis, eiskaltem Bier oder einem sommerlich-mediterranen Menü ist Dank eines gemütlichen Chiringuitos bestens gesorgt. Alles in allem ist die Platja de Sa Conca die ideale Wahl für einen langen Sommertag am Strand.

Castell de Sant Esteve

Castell de Sant Esteve © Ajuntament de Palamós

Das Castell de Sant Esteve bot schon immer eine fantastische Aussicht über das Mittelmeer und die schöne Platja de Sant Esteve de la Fosca. Das herrliche Panorama beeindruckte bereits König Pere III el Gran, der das Gemäuer im Jahr 1277 erwarb. Dies war die Geburtsstunde der Stadt Palamós, die heute die alte Burg zu ihren kulturellen Sehenswürdigkeiten mit einzigartiger Atmosphäre zählt. Schließlich ist es etwas ganz Besonderes, die fantastische Aussicht auf Strand und Küste umgeben von solch alten und geschichtsträchtigen Mauern zu genießen. Vom Strand aus lässt sich die Burg zum Beispiel mit einem abendlichen Spaziergang den Berg hinauf erreichen. Wer es bequemer mag, nimmt das Auto und genießt dann einige Meter Spaziergang auf dem Küstenwanderweg Camí de Ronda, der von der Cala S’Alguer hierher führt.

Mirador dels Cards Tossa

Mirador dels Cards Tossa © Turisme Tossa de Mar

Wer die Natur liebt, der wird vom Mirador dels Cards Tossa hellauf begeistert sein. Etwa eine halbe Stunde Fußweg von der Platja del Codolar entfernt, liegt dieser Aussichtspunkt umgeben von Pinienwäldern auf einem Hügel. Die Aussicht über das Mittelmeer, die Bucht von Tossa und die mittelalterlichen Stadtmauern ist spektakulär und auch der Weg zum Mirador hinauf ist ein lohnender Spaziergang.

Castell de Montgrí

Castell de Mongrí, Foto: SBA73 auf Flickr, Lizenz CC BY-SA 2.0

Seit etwa 1000 Jahren wacht das Castell de Montgrí von einem Hügel bei Torroella über die Ebene des Empordà und die Medes-Inseln. Obwohl der Bau nie fertig gestellt wurde, beeindruckt er schon aus der Ferne mit seinen mächtigen Mauern, Zinnen und Türmen. Von der Kapelle Ermita de Santa Catalina dauert der Aufstieg zur Burg noch etwas mehr als eine Stunde. Über einen Aufstieg in Flipflops oder Sandälchen sollten Sie gar nicht erst nachdenken. Hier geht’s die ganze Zeit über Fels und Steine bergauf (und natürlich hinterher auch wieder bergab.) Dafür bietet sich unterwegs am Coll de la Cruz die Möglichkeit, Urlaubsfotos zu schießen, die jedem Facebook-Account ein Maximum an Likes garantieren. Alternativ könnten Sie natürlich auch einfach die schöne Aussicht genießen. Also, Sonnenhut auf, Wanderschuhe an, Wasserflasche eingepackt – und auf in’s Abenteuer!

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Sommerwanderungen – Das Walking-Festival im Val d’Aran 2018

Das Hochgebirgstal Val d’Aran ist eine einzigartige Wanderdestinationen im Herzen der Pyrenäen. 300 Kilometer markierter Wege bieten reichlich Möglichkeiten, die beeindruckenden Hochgebirgslandschaften rund um ein Tal kennenzulernen, dessen Bewohner über Jahrhunderte die Wintermonate komplett abgeschnitten von der Außenwelt verbrachten. So entwickelte sich hier eine eine ganz eigene Kultur und Gastronomie, die sich von den anderen Pyrenäengebieten Kataloniens deutlich unterscheidet. Wer Natur, Kultur und Gastronomie des Val d’Aran in angenehmer Gesellschaft erkunden und erleben möchte, der sollte sich die Daten für das kommende Val d’Aran Walking-Festival 2018 notieren.

Das Val d’Aran ist voll von grandiosen Hochgebirgslandschaften © Val d’Aran

Save the Date: Val d’Aran Walking Festival 2.-8. Juli 2018!

Vom 2.-8. Juli finden im Tal insgesamt 16 geführte Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitgrade statt. Sportliche Wanderer erkunden bei Tagestouren die legendären Naturschönheiten des Tales wie die Hochebene Pla de Beret, den Mont Corbison, der als schönster natürlicher Aussichtspunkt der Region gilt oder die tiefblauen Bergseen im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Diese anspruchsvolleren Touren haben Längen über 10km und es sind Höhenunterschiede von 600m bis 800m zu bewältigen.

Wer mit der ganzen Familie unterwegs ist oder es einfach ein bisschen softer mag, wählt die kürzeren Halbtagestouren, bei denen sich die Höhenunterschiede auf etwa 200m bis 500m beschränken. Auch bei diesen bietet sich die Möglichkeit, das Hochgebirge kennenzulernen und zum Beispiel den Nationalpark zu besuchen. Darüber hinaus sind diese Wanderungen aber auch eine tolle Gelegenheit, die Dörfer des Val d’Aran, ihre Kultur und nicht zuletzt ihre besondere Gastronomie zu entdecken.

Wandern im Nationalpark Aigüestortes am Circ de Colomers © Torisme Val d’Aran

Gastronomie und Kultur

Das Aran-Walking-Festival verspricht eine ausgesprochen genussvolle Erfahrung zu werden. Zu den gastronomischen Highlights gehören zum Beispiel die berühmten aranesischen Patés und Wurstwaren, der Käse aus Bagergue, aranesischer Berghonig, Konfitüren aus Waldfrüchten, liebevoll vor Ort gebrautes Bier und natürlich die hervorragenden Liköre des Tales. Letztere kann man unter anderem bei der gemeinsamen nächtlichen Sternenbeobachtung am Port de la Bonaigua genießen. Spannende Einblicke in die Kultur des Tales erhalten die Gäste zum Beispiel im Schneemuseum in Unha, im Museum Joan Chiquet in Vilamós oder in den Kirchen Santa Maria von Arties und Purificació von Bossòst.

Wander-Pakete

Das Aran-Walking-Festival bietet drei unterschiedliche Teilnahme-Pakete: Ein 7 Tage-Paket für alle, die vom 2. bis 8.7. 2018 dabei sein wollen (z.B. HP im 4*-Hotel 350€ p/P), ein 5 Tage-Paket vom 4.-8.7.2018 (z.B. HP im 4*-Hotel 255€ p/P) und ein 3-Tage-Paket für diejenigen, die sich mit dem Wochenende vom 6.-8.7.2018 zufrieden geben wollen (z.B. HP im 4*-Hotel 135€ p/P). Das Paket inkludiert neben der Unterkunft 16 geführte Wanderungen zur Auswahl, ein Willkommenspaket, Transport, Eintritt in Museen, Degustationen und eine Unfallversicherung.

Weitere Infos gibt es hier oder per E-Mail über festival@camins.net

Unvergesslich: Sternenbeobachtung am Port de la Bonaigua © Torisme Val d’Aran

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Antoni Gaudí und die Sagrada Familia

Die Sagrada Familia ist das Wahrzeichen Barcelonas – und die wohl berühmteste Baustelle Europas. Der Grundstein der Basílica i Temple Expiatori de la Sagrada Família wurde 1882 gelegt, damals noch unter Leitung des Architekten Francisco de Paula del Villar y Lozano, der den Bau im neogotischen Stil entworfen hatte. Uneinigkeiten mit dem Bauträger bewegten diesen jedoch schon wenig später zum Rückzug aus diesem Projekt. Ein junger, damals noch völlig unbekannter Architekt aus Reus trat seine Nachfolge an. Sein Name war Antoni Gaudí.

Die Sagrada Familia: Ein Wahrzeichen Barcelonas und die größte Baustelle Europas Imagen M.A.S.

Der junge Mann stammte aus einfachen Verhältnissen. Der Vater war Kesselschmied und auch der Sohn fühlte sich zum Handwerk  hingezogen. Neben seinem Architekturstudium und der Assistenz in einem Architekturbüro hatte er bei Schreinern, Glasmachern und Schlossern gelernt. An der Universität war er weniger durch die Kontinuität seiner Mitarbeit aufgefallen, als durch herausragende Leistungen in mathematischer Berechnung, Zeichnen und Design.

Im Laufe der kommenden Jahrzehnte sollte seine Arbeit das Stadtbild Barcelonas in unnachahmlicher Weise prägen. Sein ebenso revolutionärer wie tief in der europäischen Geschichte und der Landschaft des Mittelmeerraumes verwurzelter Baustil würde zum Inbegriff der Architektur des katalanischen Jugendstils, des Modernisme, werden.

Gaudís Architektur prägt das Stadtbild Barcelonas. Hier: Park Güell

Ungerührt von seinem Ruhm würde er die letzten zwölf Jahre seines Lebens in ausschließlicher Hingabe an die Arbeit an jenem Projekt leben, das er als junger Mann begonnen hatte: dem Sühnetempel der Heiligen Familie. Zwar hielt er sich im Wesentlichen an die Planvorgaben seines Vorgängers, entwickelte sie jedoch in der Vertikalen weiter. Er stattete die Kirche mit 18 himmelstrebenden Türmen aus, von denen jeder eine symbolische Bedeutung hat. Den Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes mit fünf Jochen im Hauptschiff und dreien im Querschiff versah er mit drei Fassaden, über denen sich jeweils vier mächtige Glockentürme erheben. Die von de Villar im neogotischen Stil geplante Kirche entwickelte Gaudí im Stil des Modenisme zu einer monumentalen Kathedrale weiter.

Als er im Juni 1926 von einer Straßenbahn angefahren wurde, erkannte niemand in ihm den großen Architekten. Man lieferte den alten Mann in ein Armenhospital ein, wo ihn Tage später sein Assistent fand und in eine komfortablere Einrichtung bringen ließ. Dort erlag Antoni Gaudí bald den Folgen seiner Verletzungen. Seine sterblichen Überreste ruhen in der Kapelle der Jungfrau vom Karmel in der Krypta der Sagrada Familia. Die im Jahr 1889 unter Gaudí vollendete Krypta ist bis heute der einzige komplett fertiggestellte Raum der Kathedrale, die im Jahr 2016 die Rekordzahl von 4,5 Millionen Besuchern empfing.  Wer der Sagrada Familie einen virtuellen Besuch abstatten möchte, findet hier die Möglichkeit dazu.

Die Sagrada Familia als Teil der Stadt-Landschaft

Im schachbrettartig angelegten Stadtteil Eixample nimmt die Baustelle der Sagrada Familia einen kompletten Straßenblock mit einem Umfang von 17.822m2 ein. Der Grundriss der Kirche war von Francisco de Paula del Villar auf einer Achse entwickelt worden, die diagonal zum rechtwinkligen Straßenverlauf des Ensanche verlief, womit Gaudí nicht glücklich war. Zufrieden zeigte er sich hingegen mit dem Standort im neu entstehenden Zentrum von Barcelona, der gleich weit von den benachbarten Flüssen, den Bergen und dem Meer entfernt war. Dass Gaudí die Sagrada Familia im Kontext der sie umgebenden Landschaft konzipierte, wird auch in den Dimensionen der geplanten 18 großen Kirchtürme deutlich. Der höchste von ihnen wird mit einer kalkulierten Höhe von gut 172,5m den bislang höchsten Kirchturm der Welt, das Ulmer Münster, um mehr als elf Meter überragen. Jedoch ist die Höhe so gewählt, dass die Türme nicht höher als die umgebenden Berge Barcelonas sind. Der Mensch, so der Hintergedanke, soll nicht versuchen, seine Werke größer erscheinen zu lassen als das Werk Gottes.

Im Stadtteil Eixample nimmt die Baustelle der Sagrada Familia einen kompletten Straßenblock ein. Foto: Xavi auf Flickr, Lizenz CC BY 2.0

Das Gedankengebäude

Den sich beständig weiterentwickelnden Entwürfen der Sagrada Familia lag Gaudís Annahme zu Grunde, dass eine Kirche die Botschaft des christlichen Glaubens erfahrbar machen solle. Gleichzeitig sah er in der Kirche den repräsentativsten Bau eines Volkes. Gaudís überquellende symbolische Vorstellungskraft manfestiert sich deshalb in Architektur und Reliefarbeiten der Sagrada Familia in mannigfaltiger Form. Embleme, Schutzheilige und Zeitgenossen Gaudís in Gestalt biblischer Figuren zieren die Bauelemente der Sagrada Familia ebenso wie typische Elemente der katalanischen Flora und Fauna.

Insofern ist die Sagrada Familia nicht nur eine Kathedrale, deren innovative Bauprinzipien entscheidenden Einfluss auf die Architektur des 20. Jahrhunderts nahmen, sie ist auch multidimensionaler Ausdruck des Welt- und Menschenbildes ihres Schöpfers. Dieser war tief verwurzelt im christlichen Glauben und besaß eingehende Kenntnisse der Symbole und Rituale der katholischen Liturgie. Mindestens so bedeutsam wie die Bibel, die Evangelien und die liturgischen Symbole war für Antoni Gaudí die Natur, die er als seine große Lehrmeisterin sah.

Die Fassaden

Die Fassaden der Sagrada Familia sind eine in Stein gemeißelte Repräsentation der grundlegenden Annahmen des christlichen Glaubens. Die nach Osten ausgerichete Fassade feiert die Geburt des Gottessohnes in der plastischen Darstellung bedeutender Ereignisse aus der Kindheit und Jugend Jesu Christi und wird deshalb auch die „Geburtsfassade“ genannt. Sie wurde noch zu Lebzeiten Gaudís im Wesentlichen fertiggestellt und zeigt den klassischen Stil des katalanischen Architekten.
Die drei Portale der Fassade symbolisieren die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Aufgeteilt in vier Abschnitte zeigt die Fassade zum Beispiel den Weg Marias und Josephs nach Bethlehem, die Geburt Jesu, die Anbetung der Hirten und Könige sowie die Vorstellung des jungen Jesus im Tempel. Auf dem Mittelportal erhebt sich als Baum des Lebens eine Zypresse.

Detail der Geburtsfassade © Imagen M.A.S.

Die Westfassade ist dem Leidensweg Jesu Christi, seinem Tod am Kreuz und seiner Wiederauferstehung gewidmet. Die Skulpturen dieser sogenannten Passionsfassade stammen vom katalanischen Maler und Bildhauer Josep Maria Subirach und kontrastieren in ihrem Stil stark mit den Arbeiten Gaudís an der Ostfassade. Subirachs Darstellungen des Kusses des Judas, der Geißelung und schließlich der Kreuzigung im Mittelportal beeindrucken mit klaren Linien und kantigen Formen der Figuren. Für manche Kritiker ist der moderne Stil Subirachs unvereinbar mit dem Geist der Arbeiten Gaudís, der die Sagrada Familia so einzigartig macht. Andere sind der Ansicht, dass gerade die kantigen geometrischen Formen dieser Figuren geeignet sind, das Leiden Christi in intensiver Weise zu unterstreichen. Subirachs begann 1986 an den Arbeiten für die Westfassade und hat ihr im Laufe von 20 Jahren über 100 Skulpturen hinterlassen.

Die Südfassade ist als Glorienfassade konzipiert, deren Botschaft die Hoffnung auf Erlösung und Eintritt des Menschen in die himmlische Herrlichkeit ist. Bis heute ist diese dem Meer zugewandte Hauptfassade jedoch noch eine kahle Wand, die auf künstlerische Verwirklichung wartet.

Die Kreuzigungsszene im Zentrum der Passionsfassade. Foto: Gary Campbell-Hall auf Flickr, Lizenz CC BY 2.0

Die Türme

Bei ihrer Vollendung, die derzeit zum 100. Todestag Gaudís im Jahr 2026 geplant ist, soll die Sagrada Familia 18 Türme besitzen. Zwölf von ihnen werden den Aposteln gewidmet, je vier von ihnen überragen mit einer Höhe von 90-122m eine der drei Fassaden, manche von ihnen sind über schmale Steintreppen miteinander verbunden. Ihre Form soll an den Krummstab der Bischöfe erinnern, ihre farbenfrohen Spitzen sind mit Tieren oder sakralen Symbolen und Anrufungen des Höchsten geschmückt. Jeder von ihnen trägt ein goldenes Kreuz mit dem Namen des jeweiligen Apostels.
Vier weitere Türmen sollen den Evangelisten gewidmet werden, einer der Gottesmutter Maria (125m). Der Hauptturm der Basilika wird Jesus Christus gewidmet sein und mit einer Höhe von 172,5m alle anderen Türme überragen.

Die Natur als Lehrmeisterin: Parabelkurven, Regelflächen und Säulen wie Bäume

Viele Experten der heutigen Zeit sind davon überzeugt, das Gaudí ein mathematisches Genie war und dass jedes einzelne dekorative Element der Sagrada Familia gleichzeitig auch eine architektonische Funktion hat.
Gaudí arbeitete in seiner Architektur mit gebogenen Formen, die häufig in der Natur vorkommen, zum Beispiel mit der Parabelkurve. Diese ermöglicht in den vertikalen Abschnitten der Sagrada Familia die Entwicklung der Innenräume nach oben. Die Stützen nehmen eine Schrägstellung ein, weil sie Teil der Parabelkurve sind und sich in weitere kleine Stützen verzweigen, welche wiederum die Gewölbe der Kirche tragen. Diese baumförmige Struktur tritt insbesondere in den Deckengewölben in Beziehung zu einer weiteren Besonderheit der Gaudíschen Architektur.
Bei seinen genauen Beobachtungen und Studien der Natur entdeckte Gaudí, dass viele in der Natur zu findende Formen sich geometrisch als Regelflächen (zweiseitig gekrümmte Flächen, die jedoch aus Geraden generiert werden) darstellen lassen. Er begann intensiv mit Regelflächen in der Architektur zu experimentieren, wie bereits in seinem Entwurf der Kirche der Colònia Güell exemplarisch zu sehen ist. In der Sagrada Familia erweist sich die fantastische Geometrie des Deckengewölbes als komplexe Kombination unterschiedlicher Regelflächen.

Die fantastische Geometrie des Deckengewölbes der Sagrada Familia ist eine komplexe Kombination von Regelflächen. Foto: Gary Campbell-Hall auf Flickr, Lizenz: CC BY 2.0

Licht und Farben

Licht und Farben spielen eine besondere Rolle in der Architektur Gaudís. Das gilt ganz besonders für die Sagrada Familia. Farben waren für Gaudí Ausdruck von Leben und Lebendigkeit und deshalb ein unverzichtbares Gestaltungselement der Sagrada Familia, das an Türmen, Fassaden, Fenstern und Innenräumen der Kathedrale sichtbar ist.

Die Bedeutung, die er der Rolle des Lichtes im Raum beimaß, zeigte sich bereits in den Veränderungen, die er an der von seinem Vorgänger gestalteten Krypta vornahm. Deren Gewölbe erhöhte er so weit, dass von oben Licht einfallen konnte. Was in der Krypta begann, setzt sich in allen weiteren Elementen der Kathedrale fort. Sonnenstrahlen lassen die Giebel der Türme und die Kirchenfenster erstrahlen. Die Morgensonne taucht die Geburtsfassade in sanftes Licht, das Spiel von Licht und Schatten der Abendsonne vertieft die schweren Dimensionen der Westfassade.

Nach Gaudís Willen sollte das Licht im Inneren der Kathedrale eine Atmosphäre erzeugen, die es dem Besucher ermöglicht, zur Ruhe zu kommen und den Geist nach innen und auf Gott auszurichten. Dieser Maßgabe Gaudís entsprach der für die Gestaltung der Kirchenfenster zuständige Künstler Vila Grau mit seiner abstrakten Glasmalerei, die sich dem Ziel verschrieben hat, in ihrem Farben- und Formenspiel jene Atmosphäre zu erzeugen, die Gaudí gewünscht hatte

Licht und Farben waren für Gaudí ein unverzichtbares Gestaltungselement. Foto: Gary Campbell-Hall auf Flickr, Lizenz: CC BY 2.0

Baugeschichte

Nachdem Gaudí im Jahr 1926 gestorben war, wurden die Bauarbeiten immer wieder unterbrochen. 1935 konnte die Geburtsfassade jedoch endgültig fertiggestellt werden. Während des Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 wurden Teile der Geburtsfassade und der Krypta von antiklerikalen Gruppen niedergebrannt und große Teile der ursprünglichen Baupläne, Zeichnungen und Modelle wurden zerstört oder gingen verloren.

Nach Kriegsende fanden sich Architekten und Mitarbeiter, die in jungen Jahren mit Gaudí gearbeitet hatten zusammen, um die Modelle aus den übriggebliebenen Trümmern und erhaltenen Fotos zu rekonstruieren.  Die ersten drei architektonischen Leiter der Sagrada Familia, Francesc de Pala Quintana i Vidal, Isidre Puig-Boada und Lluís Bonet i Garí hatten Gaudí alle noch persönlich gekannt und mit ihm gearbeitet.
Es folgten Jordi Bonet i Armengol und Jordi Faulí i Oller, der den Bau seit dem Jahr 2012 leitet. Im Jahr 2010 weihte Papst Benedikt XVI die Kirche und erhob sie zur päpstlichen Basilica minor.
In den über 90 Jahren, die seit dem Tode Gaudís vergangen sind, kamen immer wieder Diskussionen auf, in welcher Form und ob überhaupt der Bau der Sagrada Familia sinnvoll fortgeführt werden könne.

Die Unvollendete

Bis heute ist die Kathedrale unvollendet und so manches architektonische oder ganz weltliche Problem wartet weiterhin auf eine Lösung. So stehen zum Beispiel dort, wo sich nach Gaudís Plänen der weite Vorplatz der Kathedrale erstrecken sollte, heute mehrere Gebäude. Ob und wann die Sagrada Familia vollständig nach den Plänen ihres genialen Schöpfers verwirklicht werden kann, steht in den Sternen. Gaudí war sich dieser Tatsache schon zu Lebzeiten bewusst und begegnete ihr gelassen. „Mein Auftraggeber hat keine Eile“, soll er gesagt und dabei zum Himmel geblickt haben.

https://www.youtube.com/watch?v=RcDmloG3tXU

Weitere Infos unter www.sagradafamilia.org

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Geschichte erwandern – Mit TrekPyrenees durch Pyrenäen und Priorat

Es ist der 5. Dezember 1942. Jeanne Agouau ist 22 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie in Aulus-les-Bains, einem kleinen Gebirgsdorf in den französischen Pyrenäen nahe der spanischen Grenze. Die hohen Berge und das Grenzgebiet sind ihr in allen Einzelheiten vertraut. Als Hirtin zieht sie mit ihren Schafen über Geröllfelder, Pässe und Hochgebirgsweiden. Doch an diesem 5. Dezember des Jahres 1942 sind es nicht Schafe, die sie in ihre Obhut nimmt.

Ihr Vater wird einer Gruppe von Juden zu helfen, die auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Besatzung in Südfrankreich über die Pyrenäen nach Spanien gelangen wollen. Als weitsichtiger Mann weiß Jeannes Vater, welches Risiko es bedeuten kann, im Winter mit neun unerfahrenen Wanderern die Pyrenäen zu überqueren. Dennoch bietet er sich als Führer an, ohne eine Entlohnung zu verlangen. Aber er braucht einen zuverlässigen zweiten Begleiter für die Gruppe, jemandem, dem er bedingungslos vertrauen kann. Jeanne erklärt sich bereit. Noch vor dem Morgengrauen des 5. Dezember verlässt die Gruppe unbemerkt von den deutschen Soldaten Aulus-les-Bains und beginnt den Aufstieg durch das Gerbet-Tal.

Gletscherseen und Gipfel auf dem Freedom Trail © Miguel Ibañez

Dies ist der Anfang einer abenteuerlichen Flucht, die von heutigen Wanderern auf dem Freedom-Trail nachvollzogen werden kann. Dieser bewegt sich auf den Spuren einer unmöglich erscheinenden Überquerung der verschneiten Pyrenäen. Die dramatischen Geschehnisse im Zuge dieser Wanderung sollten dem Leben Jeanne Agouaus und dem ihrer Schützlinge eine schicksalhafte Wendung geben. Die Spuren der Erinnerung an jene Ereignisse im Dezember 1942 lagen lange verborgen in der Einsamkeit der hohen Berge. Heute beginnt man, jener dunkelsten Jahre des 20. Jahrhunderts auf historischen Fluchtrouten über die Pyrenäen zu gedenken.

Der Bergführer Miguel Ibáñez, der den Freedom-Trail zu seinen liebsten Routen zählt, ist einer jener Menschen, die tief in das Gebirge und die Geheimnisse seiner Geschichte eingedrungen sind. Die Berge scheinen ihn gerufen zu haben, um vergessene Geschehnisse aus dem Dunkel der Zeiten ans Tageslicht zu holen. Vor allem aber haben sie ihm den Wunsch ins Herz gelegt, seine Begeisterung für diese Landschaft mit anderen Menschen zu teilen.

TrekPyrenees: Miguel Ibáñez

In seinem früheren Leben war Miguel Ibáñez IT-Manager mit einem erfreulich hohen Lebensstandard. Eigentlich war alles bestens. Bis auf dieses nagende Gefühl, das mit der Zeit immer stärker wurde: Sein Job und der durchaus angenehme Lebensstil waren weit davon entfernt, ihn glücklich zu machen. „Midlife-Crisis. Geht vorbei!“ hätte er denken können. Tat er aber nicht. Statt dessen stellte er mit knapp 50 Jahren sein Leben auf den Kopf, ließ die IT-Welt hinter sich und ist seither selbständiger Bergführer und Anbieter von Wanderreisen mit außergewöhnlicher Geschichte.

Weshalb der Aufbruch ins Ungewisse für ihn der Weg des geringsten Risikos war, wie seine Tourenangebote entstehen, welche Ingredienzien zu einer unvergesslichen Route gehören, weshalb er seinen Job liebt und was das alles mit den Katharern und irgendwie auch mit dem Buddhismus zu tun hat, verrät er uns im Interview.

Der Freedom-Trail im Sommer – eine traumhafte Wanderroute © Miguel Ibáñez

Katalonien Tourismus: Du bist seit sechs Jahren mit TrekPyrenees als Berg- und Wanderführer selbständig. Wie bist du dazu gekommen, mit knapp 50 Jahren einen guten bezahlten Job hinzuschmeißen und das Wagnis der Selbständigkeit aufzunehmen?

Miguel Ibáñez: Ich habe damals gemerkt, dass ich mit dem Leben, das ich führte, einfach nicht glücklich war. Ich war wohl in einem Prozess, in dem sich meine Wertvorstellungen änderten und ganz andere Dinge wichtig wurden als in den Jahren zuvor. Einige Zeit vorher hatte mich eine Freundin mit dem tibetanischen Buddhismus vertraut gemacht. Das hat dazu geführt, dass ich begann, viele Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen. Den eigentlichen Anstoß zu dieser Wende in meinem Leben hat aber meine damalige Partnerin gegeben. In einem der Momente, in denen ich dieses starke Gefühl hatte, das irgendetwas in meinem Leben gerade komplett falsch lief, sagte sie zu mir: „Miguel, was möchtest du wirklich tun?“ Ich musste überhaupt nicht überlegen. Ich wusste es sofort. „Ich möchte Bergführer sein. Ich möchte Menschen die Berge zeigen, ich möchte ihnen Geschichten erzählen und ich möchte ihnen dabei helfen, die fantastische Natur, die wir hier haben, kennenzulernen und zu genießen.“ „Gut“, sagte sie. „Dann tu das!“

Ich wusste tief in mir, dass sie recht hatte. Also tat ich es. Ich meldete mich zur Abendschule an und ließ mich nach meinem Vollzeit-Job in der IT zum zertifizierten Bergführer ausbilden. Ehrlich gesagt, es war furchtbar anstrengend. Meine „Mitschüler“ waren Mitte 20. Ich war Ende 40. Am Berg macht sich dieser Altersunterschied leider sehr deutlich bemerkbar. Aber ich habe mich durchgekämpft und am Ende meine Ausbildung glücklich abgeschlossen. Dann habe ich meinen Job gekündigt und mich selbständig gemacht.

Kataloniens Gebirgslandschaften sind voll von historischen Kirchen und Kapellen © Miguel Ibáñez

Katalonien Tourismus: Ganz schön mutig. Hattest du keine Angst vor diesem Sprung ins Ungewisse?

Miguel Ibáñez: Natürlich habe ich mir auch Sorgen gemacht, dass es schief gehen könnte. Aber wie eben schon erwähnt, hatte sich ja meine Einstellung zu vielen Dingen schon in den Jahren zuvor sehr geändert. Durch meinen Kontakt mit dem Buddhismus hatte ich damals bereits die Gewohnheit, die Dinge auch einmal aus der Perspektive zu betrachten, die sich am Ende des Lebens ergibt. Am Ende fragen wir uns: Was bereue ich in diesem Leben nicht getan, ausprobiert oder erlebt zu haben? Und mir war klar, dass ich es furchtbar bereuen würde, wenn ich nicht  versucht hätte, Bergführer zu werden.

Katalonien Tourismus: Was macht deine Arbeit heute aus?

Miguel Ibáñez: Ich bin natürlich viel in den Bergen unterwegs – aber manchmal habe ich den Eindruck, ich verbringe mindestens so viel Zeit in der Bibliothek wie auf dem Berg. Ich bin ein leidenschaftlicher Leser und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten. Romane interessieren mich allerdings gar nicht. Mich faszinieren die Geschichten, die das Leben schreibt. Die Pyrenäen sind voll von solchen Geschichten, aber ich bin auch viel im Priorat unterwegs.

Der Priorat: Eine fantastische Naturlandschaft voller Geschichte © Miguel Ibáñez

Katalonien Tourismus: Wie entstehen dann letztlich die Wanderrouten, die du anbietest?

Miguel Ibáñez: (lacht) Sie entstehen seeehr langsam. Ich brauche viel Zeit, um eine Route zu erarbeiten. Es müssen zwei Dinge zusammen kommen: Eine spannende Geschichte und eine beeindruckende Landschaft mit Wegen, die für Wanderer reizvoll sind. Wenn ich die Geschichte und den Ort gefunden habe, fange ich an, das Terrain zu erkunden und mir Gedanken zu machen, wie sich die Wanderung am besten gestalten lässt.

Katalonien Tourismus: Wie sehen deine Routen also konkret aus?

Miguel Ibáñez: Ich biete vor allem leichte und mittelschwere Touren an. Meine Kunden sind meistens über 45 und eher am Gesamterlebnis als an sportlichen Leistungen interessiert. Ich bin immer darauf bedacht, Ihnen eine Wandererfahrung zu ermöglichen, bei der sie die Natur mit allen Sinnen erleben. Wir sprechen viel über die Pflanzen, auf die wir am Wegesrand stoßen, über ihre Besonderheiten und die Bedeutung, die sie für das Leben der Menschen in der Region haben. Ich wähle die Wege so, dass sie einerseits Landschaftsgenuss und andererseits eine Prise Abenteuer bieten. Das heißt, ab und an stoßen wir auf „annehmbare Herausforderungen“. In den Pyrenäen passiert es ja öfter, dass man ein wenig klettern oder sich zum Beispiel an einem Seil festhalten muss, um einen schwierigen Abschnitt zu überwinden. Ich habe festgestellt, dass viele Gäste gerade diese Erlebnisse besonders lieben. Für diejenigen, die das nicht mögen, suche ich andere Routen.

Ein Prise Abenteuer – Unterwegs mit TrekPyrenees © Miguel Ibáñez

Eine weitere Zutat meiner Wanderreisen sind die Weinverkostungen, die ich selber organisiere. Katalonien hat eine große Weinkultur und bei den gemeinsamen Abenden im Hotel genießen wir regelmäßig ausgesuchte Weine. Vor der Weinverkostung mache ich meine Gäste mit der Geschichte der Etappe des nächsten Tages vertraut. Ich arbeite das Material auch immer schriftlich (auf Englisch) aus und gebe es den Gästen an die Hand. Aber abends vor der Weinprobe erzähle ich, was uns am nächsten Tag erwartet. Bevor ich den optimalen Ablauf für das Procedere herausgefunden hatte, habe ich auch versucht, die Geschichte der Route des nächsten Tages nach der Weinprobe zu erzählen. Das habe ich allerdings bald aufgegeben, weil die Gäste mir regelmäßig eingeschlafen sind. (lacht)

Katalonien Tourismus: Um welche Geschichten geht es auf deinen Wanderrouten?

Miguel Ibáñez: Ich schicke mal voraus, ich biete auch Routen „ohne Geschichte“ an, wo es einfach darum geht, die schönsten Gipfel der Pyrenäen zu besteigen. Das hat schließlich auch seinen Reiz.
Eine der beeindruckendsten „Routen mit Geschichte“ ist meiner Ansicht nach der Freedom Trail, der den Spuren einer Gruppe von Juden folgt, die im Winter auf der Flucht vor den Nazis die Pyrenäen von Frankreich nach Katalonien überquerte. Die Juden waren aber nicht die ersten, die von Frankreich fliehend hier auf der anderen Seite der Pyrenäen Schutz gesucht haben.

Ich bin fasziniert von der Geschichte der Katharer. Die predigten damals die Besinnung auf die ursprünglichen Werte des Christentums und eine bescheidene Lebensweise. Damit stellten sie Praktiken der Katholischen Kirche in Frage und gerieten in Konflikt mit der Inquisition. Die Katharer lebten zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert in Südfrankreich, dem alten Okzitanien und viele von ihnen flohen über die Pyrenäen nach Katalonien. Aus einem Grund, den ich mir selber nicht wirklich erklären kann, habe ich eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Geschichte. Wenn ich vor den alten Kulturdenkmälern der Katharer stehe, fühle ich mich, als würde ich nach Hause kommen. Deshalb teile ich immer wieder mit meinen Gästen meine Einblicke in diese Kultur. Ein weiteres Thema, dass sich durch viele meiner Routen zieht, ist die romanische Architektur, die für die Pyrenäen so besonders prägend ist.

Die romanische Architektur prägt die Landschaft der katalanischen Pyrenäen © Miguel Ibáñez

Katalonien Tourismus: Ein weites Themenspektrum. Bietest du auch Routen an, bei denen man „von allem ein bisschen“ erfahren kann?

Miguel Ibáñez: Etwa 50% meiner Wanderrouten sind maßgeschneidert für den Kunden, der bucht. Das heißt, sowohl die Thematik als auch der Schwierigkeitsgrad einer Route können ganz auf die Bedürfnisse des Gastes abgestimmt werden. Einen Eindruck von solchen Routen kann man sich  auf meinem Youtube-Kanal verschaffen. Wenn ich die Videos zusammenstelle, gebe ich mir übrigens immer besonders viel Mühe damit, Musik zu finden, die die Stimmung der Tour einfängt. Ich wünsche euren Lesern viel Spaß damit!

INFO:
Informationen über Gruppenreisen mit TrekPyrenees und maßgeschneiderte Angebote für Kleingruppen und Familien finden Sie unter: www.trekpyrenees.com

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Die perfekte Symbiose von Kultur und Natur – 5 einzigartige Kultur-Wanderwege in der Provinz Barcelona

Wäre die Provinz von Barcelona eine Zicke, würde sie über die vielen Wochenendbesucher der katalanischen Hauptstadt erst die Nase rümpfen und dann schmollen, weil sie in ihrer ganzen facettenreichen Schönheit mal wieder übersehen wurde. Aber zum Glück ist sie ja nicht nur schön, sondern auch klug. Sie weiß, sie ist nicht geschaffen für den Besuch der Massen. Also bewahrt sie sich auf für all jene, die bereit sind, langsam und genussvoll die vielfältigen Reize ihrer Landschaften, Städte und Dörfer zu erkunden. Wanderern eröffnet sie mit ihren Gebirgsketten, weiten Ebenen und lichten Küstenlandschaften ein Paradies, das von einem ganzen Netz von Fernwanderwegen durchzogen ist. Manche von ihnen verlaufen in unmittelbarer Nähe des Meeres, andere schwingen sich auf in die hohen Berge und viele von ihnen bieten dem Besucher die perfekte Symbiose von Kultur und Natur. Hier stellen wir Ihnen unsere Favoriten vor.

El Camí dels Bons Homes – Der Katharerweg

„Bons Homes“, die „Guten Menschen“ nannte man in Katalonien die Katharer, die zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert in Südfranreich lebten. Sie waren Vertreter eine christlichen Bewegung, die eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens und eine bescheidene Lebensweise propagierte. Doch die „Guten Menschen“ begnügten sich nicht mit einem gottesfürchtigen Leben, sie übten auch Kritik am opulenten Lebensstil und der Korruptheit der hohen Vertreter des katholischen Klerus. In der Konsequenz sahen sich die Katharer zunächst von den Kreuzrittern und später von der Inquisition verfolgt. Die Flucht auf die andere Seite der Pyrenäen, in den Hoheitsbereich katalanischer Adeliger, war für viele von ihnen die einzige Rettung. Bis heute sind die Spuren ihres Wirkens in vielen Dörfern, Kirchen und Festungen der Pyrenäen sichtbar.

Blick über die Berge vom „Balkon Kataloniens“ © Sergio Boixader

Was einst für die Katharer ein entbehrungsreicher Marsch mit ungewissem Ausgang war, ist heute einer der schönsten grenzüberschreitenden Wanderwege der Pyrenäen. Sein Startpunkt liegt nur eine Stunde von der Hauptstadt Barcelona entfernt an einer Kirche bei Berga. Das kleine Gotteshaus mit dem Namen Santa Maria de Queralt bietet unvergleichliche Weitblicke über den Berguedà und wird auch „der Balkon Kataloniens“ genannt. Von hier aus führt die erste Wegetappe nach Gósol, in jenes legendäre Gebirgsdorf, in dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts der junge Picasso Inspiration fand. Im 13. Jahrhundert war der geschichtsträchtige Ort hingegen eine beliebte Zufluchtsstätte der Katharer. Die zweite Etappe führt nach Bagà, und damit in ein Gebirgsdorf, dessen mittelalterliche Architektur fast vollkommen erhalten ist. Hier lebten die Katharer unter dem Schutz der Barone von Pinós, die ihre „ketzerischen“ Untertanen mehr als einmal aus den Händen der Inquisition befreiten. Von Bagà führt die dritte Etappe des Weges nach Bellver de Cerdanya, gegründet im 13. Jahrhundert und über lange Zeit ein Knotenpunkt unterschiedlicher Grenzrouten. Das idyllisch in den waldreichen Gebirgslandschaften gelegene Dörfchen hütet zahlreiche Legenden und Geschichten aus alter Zeit. Von Bellver führt die vierte und letzte Etappe des Weges der Guten Menschen in Katalonien über Castellbo nach Porta (La Cerdanya). Die Bewohner Castellbos erwiesen sich im 13. Jahrhundert als treue Diener ihrer adeligen Herren, welche den Katharern Schutz versprochen hatten – und steinigten eines Tages den bekannten Inquisitor Pere de Cadireta, was ihnen den bis heute gern gebrauchten Spitznamen „matasantos“, „Heiligentöter“ einbrachte. Durch das unbesiedelte Grenzland führt der Weg der guten Menschen schließlich ins französische Gebiet der Ariège Pyrenäen und auf weiteren vier Etappen zu den altehrwürdigen Festungen Montsegur, Roquefixade und Foix, jenen Orten im alten Okzitanien, an denen die Fluchtroute der Katharer ihren Ausgangspunkt nahm.

Der Katharerweg folgt dem Fernwanderweg GR 107. Der Weg stellt mittlere Anforderungen an Kondition und Technik und ist somit für fitte Wanderer jeden Alters geeigent. Weitere Infos gibt es hier.

Camí Ignasià – Der Ignatiusweg

Der Ignatiusweg ist ein Pilgerweg, der den Spuren des Heiligen Ignatius von Loyola über die gesamte Iberische Halbinsel folgt. Details zu seinem Verlauf in ganz Katalonien haben wir hier zusammengestellt. Wer eine kürzere Strecke pilgern oder einfach auf einer Kulturwanderung die unverzichtbaren kulturellen und spirituellen Höhepunkte dieser Route für sich entdecken möchte, der darf sich ruhig auf den 70 Kilometer langen Abschnitt des Camí Ignasià in der Provinz Barcelona konzentrieren.

Sta Cecília: Außen Romanik, innen Avantgarde © Sergi Boixader

Startpunkt ist das Städtchen Igualada mit dem tausenjährigen Altstadtviertel. Schmale Gassen, bogenförmige Passagen und geschichtsträchtige Plätze und eine alte Festung geben reichlich Anlass, den Ort in Ruhe zu erkunden, bevor man sich aufmacht in Richtung Gebirges von Montserrat. Dessen bizarr in den Himmel ragende Felsformationen ziehen den Blick des Wanderers schon aus der Ferne in ihren Bann. Auf dem Weg zum spirituellen Zentrum Kataloniens, dem sagenumwobenen Kloster Montserrat, warten überraschende Kulturerlebnisse auf den Wanderer, zum Beispiel die St. Cecilien-Kapelle: Der Innenraum der aufwendig renovierten romanische wurde vom irischen Künstler Sean Scully neu gestaltet. Kunst des 21. Jahrhunderts stellt sich hier in den Dienst der kontemplativen Atmosphäre einer tausendjährigen Kirche.

Montserrat, das spirituelle Herz Kataloniens © Sergi Boixader

Das Kloster Montserrat selbst markiert einen Wendepunkt im Leben des Heiligen Ignatius, der hier Kriegsgewand und Schwert zurückließ, um sein Leben ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Allerdings ist das tausendjährige Benediktiner-Kloster nicht nur für Gläubige, sondern auch für Kunstliebhaber ein faszninierender Ort. Es hütet nicht nur die sagenumwobene schwarze Marienfigur La Moreneta, die als Schutzheilige Kataloniens gilt, sondern auch eine Vielzahl von Gemälden und Kunstwerken, zum Beispiel von El Greco, Picasso und Dalí.
Vom Montserrat aus führt der Weg nun zum Zielpunkt der Wanderung des Heiligen in Katalonien, nach Manresa. Dort erfuhr Ignatius in einer kleinen Höhle zunächst tiefste Depression und Verzweiflung, bevor er ein spirituelles Erwachen durchlebte und dabei wesentliche Teile seines Hauptwerkes „Die geistigen Übungen“ schrieb. Heute ist die kleine Grotte prunkvoll ausgestattet mit einem barocken Altarbild und Reliefarbeiten aus Alabaster. Darüber erhebt sich eine reich dekorierte Barockkirche – und  Manresa hat noch mehr zu bieten. Bekannt geworden als eine der ältesten Industriestädte im Herzen der Provinz Barcelona hütet sie immer noch bemerkenswerte Beispiele mittelalterlicher und barocker Architektur, die zu entdecken sich zweifellos lohnt.

Weitere Infos gibt es hier.

El Camí de Sant Jaume – Der Katalanische Jakobsweg

Wenn wir von Pilgerwegen sprechen, wollen wir natürlich den berühmtesten aller europäischen Pilgerwege nicht unerwähnt lassen. Der Jakobsweg, der in Katalonien Camí de Sant Jaume heißt, erlebt seit einigen Jahrzehnten eine echte Renaissance und bietet eine hervorragende Gelegenheit Kataloniens sakrale Architektur und die traditionsreichen Städte des Landesinneren kennenzulernen. Der Weg startet an der Costa Brava, in Port de la Selva und führt von dort zum Kloster Sant Pere de Rodes, das im Mittelalter ein bedeutendes Pilgerziel war. Alternativ dazu startet im Pyrenäengrenzort La Jonquera ein Route, welche direkt mit einer der europäischen Hauptrouten des Jakobsweges verbunden ist. In Figueres vereinigen sich beide Routen und führen von dort aus über Girona in die Provinz Barcelona. Hier ist die erste bedeutende Stadt am Weg Vic, berühmt für seinen eleganten und geschichtsträchtigen Rathausplatz Plaça Major, die Kathedrale Sant Pere, die Baustile mehrerer Jahrhunderte in sich vereinigt und einen antiken römischen Tempel.
Von hier aus führt der Weg durch Eichen- und Steineichenwälder zunächst zum Mon Sant Benet. Rund um ein romanisches Kloster organisiert sich hier ein Kulturzentrum mit Restaurant und eigenenm Gemüsegarten und eine Stiftung, in der Ferran Adrià die Kunst der gesunden Küche lehrt.

Manresa, eine Stadt voller Geschichte © Sergio Boixader

Weiter geht es nach Manresa, die Stadt, in welcher der Heilige Ignatius für Monate in einer Grotte lebte, um dort eines seiner wichtigsten Werke zu verfassen. Weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten sind die gotische Basilika Santa Maria de la Seu auf dem Hügel Puigcardener und das Interpretationszentrum in der Carrer del Balc, in dem das Manresa des 14. Jahrhunderts vor den Augen der Besucher lebendig wird. Von hier aus führt nun auch der Camí de Sant Jaume hinauf ins Kloster von Montserrat, jenes einzigartige spirituelle Zentrum, in dem fast alle Wege Kataloniens zusammenlaufen.

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El Camí del Llobregat  – Der Weg des Llobregat

Der Fluss Llobregat ist eine Lebensader Kataloniens, die auf beeindruckende Weise die facettenreiche Kultur und Geschichte der Provinz Barcelona und ihre landschaftliche Vielfalt repräsentiert. Derzeit wird ein 170 Kilometer langer Wanderweg angelegt, der in weiten Teilen bereits begehbar ist und einen wunderbaren Zugang zu den vielen sehenswürdigen Orten dieses Landstrichs bietet. Der Weg startet im Naturpark Montserrat und passiert dann das Gebiet der alten Industriekolonien des Landkreises Berguedà. Die ehemaligen Fabriken mit ihren beeindruckenden Maschinen sind heute Teil von Freilichtmuseen, die auch die ehemaligen Arbeitersiedlungen umfassen.

Textilkolonie im Parc Fluvial: Colònia l’Ametlla de Merola © J.Cano DiBa

Fern der großen Städte, in denen unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit laut diskutiert wurden, bildeten die sogenannten colònias industriales emsige, in sich geschlossen Welten für sich. Über diese herrschten die Besitzer der Fabriken und viele von ihnen taten eine Menge, um den Arbeitern das Leben in der Siedlung schmackhaft zu machen. So gab es in den colònias nicht nur Geschäfte, Schulen, Kinos und Theater, wie man im Museum Colònia Sedò d’Esparraguera sehen kann, oft wurden hier auch prunkvolle Kirchen gebaut. Das wohl berühmteste Beispiel hierfür ist die Kirche der Colònia Güell, welche der Unternehmer Eusebi Güell dem berühmten Antoni Gaudí in Auftrag gab. Wegen mangelnden Budgets wurde zwar letztlich nur die Krypta der Kirche erbaut, diese zählt allerdings zu den meist bewunderten Bauwerken des katalanischen Ausnahmearchitekten. Gaudí experimentierte bereits hier mit zahlreichen revolutionären Techniken, die später in der Sagrada Familia zur Anwendung kamen und schuf ein Kunstwerk, das zu den Top-Sehenswürdigkeiten am Weg des Llobregat zählt.

Der Camí del Llobregat verbindet einzigartige Naturerlebnisse mit Industriekultur © O. Rodbag-CTurismeBaixLlobregat

Von hier aus führt die Wanderung weiter in die Landkreise Bages und Baix Llobregat und schließlich in die dicht bevölkerten Gebiete der Metropolregion Barcelona. Zur Überraschung des Wanderers findet sich gerade hier, in unmittelbarer Nähe zur katalanischen Hauptstadt, ein Naturschutzgebiet von beeindruckender Schönheit.  Flussauen und Dünenlandschaft des Mittelmeers, Kiefernwälder und sumpfige Flächen mit kleinen Tümpeln und Weihern bieten einer Vielzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Insbesondere Birdwatcher finden hier ihr persönliches Paradies:  Das Delta ist einer der strategischen Punkte auf der Migrationsroute des westlichen Mittelmeers, an dem sich insgesamt 360 verschiedene Vogelarten ein Stelldichein geben. Doch man muss kein passionierter Birdwatcher sein, um den Anblick von Graureiher, Kormoran und Kiebitz genießen zu können.

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Der Weg des Bischofs und Abt Oliba – El Camí Oliba

Der Bischof und Abt Oliba war einer der einflussreichsten Männer des katalanischen Mittelalters. Als Wegbereiter der Romanischen Kunst und Architektur in Katalonien hat er das Land maßgeblich geprägt. So ist es nicht verwunderlich, dass die katalanische Route der Romanik, die in weiten Teilen durch die Provinz von Barcelona verläuft, seinen Namen trägt.

Apsis der Klosterkirche Sant Joan de les Abadesses © Imagen M.A.S.

Der Weg des Bischofs Oliba bietet eine wunderbare  Verbindung von herrlichen Naturlandschaften mit den beeindruckendsten Zeugnissen der Romanik in Katalonien. Damit möglichst viele Menschen dieses einzigartige Zusammenspiel von Kultur und Natur genussvoll erleben können, hat man zwei unterschiedliche Routen geschaffen: Eine von ihnen verläuft durch viele Ortschaften, so dass die Etappen kürzer sind und reichlich Gelegenheit bleibt, sich neben der Kunst und Architektur auch der lokalen Gastronomie zuzuwenden. Die Alternativroute führt durch weite Naturlandschaften und ist für trainierte und erfahrene Wanderer geeignet. Ausgehend vom Kloster Montserrat sind die Etappenziele Vic, Sant Joan de les Abadesses, Ripoll und schließlich Sant Miquel de Cuixà in Frankreich. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten am Weg gehört das Bischöfliche Museum in Vic mit seiner herausragenden Sammlung von Gemälden und Skulpturen der katalanischen Romanik und Gotik, und die Klöster Sant Pere de Casserres, Santa Maria de Ripoll und Sant Joan de les Abadesses, die alle eindrucksvolle Elemente der romanischen Architektur und Kunst hüten. Einen schönen Einblick in das eindrucksvolle Miteinander von Kultur und Natur auf dem Camí Oliba gibt das folgende Video:

Weitere Infos gibt es hier.

 

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Wandern zwischen Mittelmeer und Pyrenäen: Die 10 schönsten Wanderwege Kataloniens

Was darf es denn für Sie sein? Eine legendäre Hochgebirgswanderung? Eine Pyrenäenüberquerung auf historischen Spuren? Oder haben Sie lieber den Meereswind in den Haaren und die schönsten Panoramen der Costa Brava vor Augen? Sie kombinieren Ihre Wanderungen gerne mit Ihrem Interesse für sakrale Kunst? Sie möchten pilgern? Die ursprüngliche katalanische Hirtenkultur auf einem Weg des 21. Jahrhunderts kennenlernen? Auf den Spuren der Guerrileros wandern? Sie lieben Vulkane? Oder vielleicht doch eher eine Kombination von Wandern und Wellness? Vielleicht möchten Sie auch einfach Ihren Städtetrip nach Barcelona mit einem großen Wandererlebnis abrunden. Was auch immer Sie suchen – Kataloniens abwechslungsreiche und geschichtsträchtige Landschaften locken mit einzigartigen Wanderwegen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier stellen wir Ihnen 10 Mehrtageswanderungen vor, die Kataloniens Vielfalt in einzigartiger Weise repräsentieren. Die Reihenfolge, in der die Wege hier erscheinen, stellt übrigens keine Bewertung dar. Wir arbeiten uns einfach von der Küste immer weiter und höher ins Gebirge vor. Folgen Sie uns!

Camí de Ronda: Wandern und Meer

Wandern mit Blick aufs Mittelmeer ©Daniel Punseti – Arxiu Camí de Ronda®

Der historische Küstenweg Camí de Ronda ist vermutlich schon weit über tausend Jahre alt. Er war seit jeher der Kommunikationsweg zwischen den kleinen Ortschaften, Buchten und Stränden der zerklüfteten Costa Brava. Außerdem diente er als “Rettungsweg”, um im Notfall Schiffbrüchige und Schiffsladungen möglichste schnell bergen zu können. Als man im 19. Jahrhundert versuchte, dem Schmuggel und Schwarzhandel Herr zu werden, drehten die Patrouillen der Grenzwache hier ihre Runden, die dem Camí de Ronda ihren Namen gaben. Schließlich bot der stets in der Nähe der Küstenlinie verlaufende Weg beste Aussichten aufs Meer und die Buchten der Costa Brava. An den herrlichen Aussichten erfreuen sich auch die Wanderer des 21. Jahrhunderts. Außerdem genießen Sie auf dem Camí de Ronda eine Infrastruktur, die exakt auf die Bedürfnisse von Wanderern zugeschnitten ist, die mehr als nur einen Spaziergang oder eine Tageswanderung an der Costa Brava machen wollen.

Ein Weg – zwei Varianten
Camí de Ronda® umfasst eine lineare Route von 43 Kilometer Länge, die in Sant Feliú de Guíxols beginnt und im kleinen Fischerdorf Begur endet sowie eine Rundroute mit einer Gesamtlänge von 140 Kilometern, deren Start- und Endpunkt Girona ist. Beide Routen zeigen die Landschaften der Costa Brava von ihrer schönsten Seite. Über weite Strecken ist man hier auf schmalen Pfaden unterwegs, die nur zu Fuß zu bewältigen sind. Sie sind für Wanderer aller Fitnesslevel geeignet, da die Länge der jeweiligen Tagesetappen frei gewählt werden kann. Aufgrund von Unebenheiten, Anstiegen und Gefälle ist allerdings immer wieder einmal eine gewisse Trittsicherheit nötig. Andere Teilstrecken sind hingegen völlig flach und leicht zu erwandern. Wer mag, organisiert seine Wanderung ganz auf eigene Faust. Wer es sich etwas leichter machen möchte, bucht Hotels oder Pensionen der gewünschten Kategorie und den Gepäcktransfer aus einer Hand bei Camí de Ronda®. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem neuen Etappenwanderweg finden Sie hier. Infos zu den ebenfalls Camí de Ronda genannten Küstenwanderwegen, die kürzere Streckenwanderungen im Umkreis der berühmten Badeorte der Costa Brava ermöglichen, finden Sie hier.

Info und Buchung unter: http://www.camideronda.com/de/

 

Carros de Foc: Feuerwagen und Pyrenäengipfel

Die Route Carros de Foc führt durch die beeindruckendsten Hochgebirgslandschaften der katalanischen Pyrenäen © Gonzalo Azumendi

Die Route Carros de Foc ist ein moderner Klassiker unter den Hochgebirgsrouten der katalanischen Pyrenäen, die im Jahr 2017 ihren 30. Geburtstag feiert. Die Legende Carros de Foc beginnt im Sommer 1987 als die Hüttenwirte der Region spontan entscheiden, den Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici in einem einzigen Tag zu umrunden. Die Idee ist, allen Hütten einen kurzen Besuch abzustatten. Diesem ersten spontanen Besuch folgen einige weitere und genauso spontan wie die Route entsteht auch der Name Carros de Foc (“Feuerwagen”), von dem man bis heute weder weiß, wer ihn erfand, noch warum er schließlich Name und Markenzeichen des Weges wurde. Tatsache ist, dass diese Route und ihre spektakuläre Landschaft im Nationalpark Aigüestortes Pflichtprogramm für alle Liebhaber echter Hochgebirgstouren in den Pyrenäen ist. Der 55 Kilometer lange Rundweg mit eine Gesamthöhendifferenz von 9200m verläuft entlang aller neun Berghütten des Nationalparks und nimmt je nach Tempo fünf bis sieben Tage in Anspruch. Ihr höchster Punkt ist der Collado de Contraix mit einer Höhe von 2745m, die Berghütten liegen auf Höhen zwischen 1.900m und 2.400m.
Der Weg ist nicht einheitlich markiert. Es verläuft in Teilen entlang des Fernwanderweges GR11, an anderen Stellen gibt es gelbe Holzmarkierungen. Die meiste Zeit folgt man den Steintürmchen, die vorangegangene Wanderer als Markierung hinterlassen haben. Der Gebrauch einer Wanderkarte ist deshalb unerlässlich.

Info unter: http://www.carrosdefoc.com

 

Els Tres Monts: Durch die Naturparks im Hinterland von Barcelona

Ganz in der Nähe von Barcelona liegen die zauberhaften Wälder des Montseny © Sergi Boixader

Barcelona ist die Stadt, die alles kann. Sie verführt zu kompulsivem Kulturgenuss und frenetischem Shoppen, zu endlosen Stadtbummeln und ebenso endlosen Nächten auf Plätzen und Terrassen, in hippen Bars und angesagten Clubs. Eines Tages merkt man womöglich, dass die Liebe zu Barcelona beginnt, an den Kräften zu zehren. Dann zeigt sich die Stadt von ihrer sanften und zauberhaften Seite. Von den nahegelegenen Bergen weht ein frischer Wind und flüstert “Wie wäre es mit ein paar Tagen Erholung in unberührter Natur, direkt um die Ecke?”

Das Hinterland von Barcelona ist mit drei Naturparks von ganz unterschiedlichem Charakter zum Wandern wie geschaffen. Aber die Wahl zu haben, kann ja bekanntlich auch eine Qual sein. Deshalb hat man mit der 106 Kilometer langen Route Els 3 Monts – Die 3 Berge, einen Wanderweg geschaffen der die drei Naturparks Montseny, Sant Lorenç i l’Obac und Montserrat miteinander verbindet. Das Sahnehäubchen dabei: Barcelonas Wanderwunder liegt gerade einmal 45 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Sechs Etappen mit Streckenlängen zwischen 24 und 3,5 Kilometern begeistern mit einer bunten Mischung unberührter Landschaften, herrlicher Panoramen, uriger Landhäuser und kleiner Dörfer am Wegesrand. Stille unberührte Landschaften erwarten Wanderer am Montseny, wild und abrupt präsentiert sich Sant Llorenç del Munt. Am Ende der Wanderung warten die geradezu surreal anmutenden Felslandschaften des Montserrat und Kataloniens berühmtestes Kloster.

 

Die Zisterzienserroute: Auf den Spuren der Zisterzienser durch Katalonien

Santa Maria de Poblet © Josep M. Palau Riberaygua

Im Hinterland von Tarragona führt diese Route zu den beeindruckendsten Zisterzienser-Klöstern Kataloniens, die zum Teil Unesco-Welterbe Status tragen: Poblet, Santes Creus und Vallbona de les Monges sind die grandiosen Höhepunkte dieses Rundwanderweges, der auf einer Streckenlänge von 104 Kilometern die Felder, Wälder und Gebirgslandschaften der Landkreise Altcamp, Conca de Barberá und Urgell durchquert. Darüber hinaus bezaubert die als GR 175 markierte Zisterzienserroute mit trutzigen Festungen, romanischen Kirchen, mittelalterlichen Dörfern, den modernistischen Kathedralen des Weines und Kleinstädten mit ländlich mediterranem Charme.

Ausgangspunkt der Route ist das Kloster Santes Creus mit dem ersten gotisch inspirierten Kreuzgang Spaniens. Über die Berge der Serra de Carbonari geht es zum berühmten Kloster Poblet, Grabesstätte einer Vielzahl katalanischer Monarchen und Sinnbild katalanischer Identität. 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe deklariert, gilt Poblet als das am besten erhaltene Zisterzienserkloster des Abendlandes. Weiter führt der Weg durch Weinlandschaften und Felder, überquert die Serra del Tallat und erreicht schließlich Vallbona de les Monges. Dies ist das einzige Frauenkloster unter den erlesenen Dreien, in dem die schlichte Anmut der Zisterzienser-Klöster am authentischsten spürbar ist. Seit 850 Jahren wird hier ununterbrochen klösterliches Leben gepflegt und heutige Wanderer haben in der Klosterkirche die Gelegenheit, den hingebungsvollen Gesängen der Nonnen zu lauschen, bevor der Weg sie zurück nach Santes Creus führt.

Infos unter: www.larutadelcister.info/en

 

Der Ignatiusweg: Weshalb wandern, wenn man auch Pilgern kann?

Wandern am Montserrat © Sergi Boixader

Der Ignatius-Pilgerweg folgt den Spuren des Ignatius von Loyola, der im Jahr 1522 aufbrach, um seinen persönlichen Weg zu Gott zu finden. In jeme Jahr durchquerte der Heilige und spätere Begründer des Jesuitenordens die Iberische Halbinsel von Norden nach Süden, durchwanderte das Baskenland sowie die Regionen Rioja, Navarra und Aragón, um schließlich in Katalonien zum Zielpunkt seiner spirituellen Reise zu finden. Bevor er sich 1523 von Barcelona aus ins Heilige Land einschiffte, hatte er in Katalonien eine tiefe spirituelle Wandlung erfahren. Diese stand im Zusammenhang mit seinen Erlebnissen im legendären Kloster Montserrat und seinem monatelangen Aufenthalt in einer Höhle in Manresa. Dort entstand auch sein theologisches Hauptwerk „Die Geistlichen Übungen“, das bis heute die Grundlage spirituellen Lebens des Jesuitenordens bildet.

Wer sich aufmacht, um dem Weg des Ignatius von Loyola zu folgen, darf sich auf eine innige spirituelle Erfahrung jenseits der Ströme des Pilgertourismus freuen. Der katalanische Abschnitt des Ignatiusweges bezaubert mit höchst abwechslungsreichen mediterranen Landschaften, faszinierender Architektur und ursprünglichen Städten und Dörfern jenseits der touristischen Hauptrouten. Für den Pilger haben diese alten Kulturlandschaften noch einen weiteren Wert zu bieten, der ihre hingebungsvolle Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis machen wird: Die Landschaften rund um die Pfade des Ignatiusweges sind Orte gelebter Spiritualität, deren subtile Kraft immer wieder spürbar wird.

Infos unter: http://caminoignaciano.org/de

 

Die Route des Caracremada: Den Geheimnissen des Berguedà auf den Spur

Die Doppelspitze des Pedraforca. Foto: Shutterstock

Die Route des Caracremada folgt den Spuren des antifrankistischen Freiheitskämpfers Caracremada durch die beeindruckendsten Landschaften der Vorpyrenäen des Alt Berguedà und Alt Solsonés. Die Rundtour mit variabler Länge zwischen 3 und 7 Tagen, verläuft auf Höhen zwischen 1.700 und 2.200 Meter und gibt Einblicke in das Leben des antifrankistischen Guerilleros Ramón Vila, der in den Bergen seiner Heimat über Jahrzehnte seinen Feinden die Stirn bieten konnte. Zu den landschaftlichen Höhepunkten der Route gehören der legendäre Gipfel Pedraforca und der Coll de Fumanya, auf dem vor 65 Millionen Jahren Dinosaurier ihre bis heute sichtbaren Spuren hinterließen. Darüber hinaus hat die Route des Caracremada auch auf kultureller Ebene eine Menge zu bieten: Zum Beispiel einen Besuch in Gosol, jenem kleinen Bergdorf, in dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pablo Picasso seinen Weg zu einer neuen Art der Malerei fand, welche die Geschichte der Kunst revolutionieren sollte. Zeugnis von der reichen Kultur dieser Vorpyrenäenlandschaft geben auch die vielen Burgen und Kirchen am Wegesrand, die alten Minen und die tausendjährigen Hirtenwege. Die Übernachtungen während der Tour finden in den Dörfern am Weg statt. Auf diese Art lernt man das Leben in der Region aus nächster Nähe kennen, und muss keinen Gedanken daran verschwenden, ob noch Übernachtungsplätze in einer Berghütte frei sind. Die Route des Caracremada ist den größten Teil des jahres begehbar, da hier nur im tiefen Winter Schnee liegt. Die besten Jahreszeiten für diese Wanderung sind Frühling und Herbst. Da weite Strecken des Weges durch den Schatten tiefer Wälder führen, sind aber auch die Sommermonate durchaus eine Option.

Infos unter: http://rutacaracremada.com

 

Camí dels Bons Homes – Der Katharerweg

Berga – Eine Stadt mit Herz für Familien in traumhafter Lage

Unter dem Namen der „Bonshomes“ bzw. der „Guten Menschen“ wurden zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert die in Südfrankreich lebenden Katharer bekannt. Diese waren Vertreter einer christlichen Bewegung, die eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens und eine bescheidene Lebensweise propagierte. Gleichzeitig kritisierten sie den opulenten Lebensstil und die Korruptheit der hohen Vertreter der Katholischen Kirche, welche die „Guten Menschen“ zunächst durch die Kreuzritter und später durch die Inquisition verfolgen ließ. In dieser Notlage, flohen die Katharer über die Pyrenäen in den Hoheitsbereich katalanischer Adeliger, wo ihre Lehre auf fruchtbaren Boden fiel. Die Spuren ihres Wirkens sind bis heute in den historischen Dörfern, Kirchen und Festungen der Pyrenäen sichtbar.

Was einst für die Katharer ein entbehrungsreicher Marsch mit ungewissem Ausgang war, ist heute eine der schönsten grenzüberschreitenden Pyrenäenrouten. Der Katharerweg folgt dem rot-weiß markierten Fernwanderweg GR 107 und bietet mit seinen Unterkünften und Gasthäusern eine komfortable Wanderinfrastruktur. Wer die Kultur und Landschaft der Pyrenäen in ihrer ganzen atemberaubenden Vielfalt erkunden möchte, ist hier genau richtig. Der Weg startet am Santuari de Santa Maria de Queralt in Berga, in der Provinz Barcelona. Aufgrund des fantastischen Weitblicks über den Berguedà, der sich von hier bietet, wird die kleine Kirche auch “Balkon Kataloniens genannt”. Nächster Zielpunkt des Weges ist das Dorf Gosol, in dem Picasso Anfang des 20. Jahrhunderts eine Heimat auf Zeit fand. Die nächste Etappe des Weges führt ins Tal des Flusses Bastareny zum historischen Dorf Bagà, dessen mittelalterliche Architektur bis heute vollkommen erhalten ist. Ein weiterer Höhepunkt der Wanderung ist das in idyllischer Waldlandschaft gelegene Dörfchen Bellver, das zahlreiche Legenden aus alter Zeit hütet. Von hier aus führt die vierte und letzte Etappe des Katharerweges auf katalanischer Seite über Castellbo nach Porta im Landkreis La Cerdanya. Nun erwartet stilles unbesiedeltes Grenzland den Wanderer bevor der Weg ins französische Gebiet der Ariège Pyrenäen und auf weiteren vier Etappen zu den altehrwürdigen Festungen Montsegur, Roquefixade und Foix führt, jenen Orten im alten Okzitanien, an denen die Fluchtroute der Katharer ihren Ausgangspunkt nahm.

http://www.camidelsbonshomes.com

 

El Cinquè Llac, auf alten Hirtenwegen durch die Pyrenäen

Der ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wanderweg El Cinquè Llac führt durch nahezu unentdeckte Pyrenäenlandschaft © Jordi Peró

Die fünftägige Wanderroute El Cinquè Llac führt auf uralten Hirtenwegen durch die Pyrenäen von Lleida und in eine Gebirgswelt jenseits der Zeit. Auf einer Streckenlänge von 100 Kilometern beeindrucken Jahrtausende alte architektonische Spuren früherer Pyrenäenbewohner in einer vom Tourismus noch fast unentdeckten Gebirgslandschaft. Diese ist voll von alten Geschichten und Legenden, von denen die Einheimischen den Besuchern gerne erzählen. Als ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Wanderweg, setzt El Cinquè Llac nämlich nicht nur auf eine ebenso exquisite wie ursprüngliche Gastronomie und stilvolle Übernachtungen in den traditionsreichen Gasthäusern der Region, sondern auch auf authentische Begegnungen zwischen Reisenden und locals.
Nachhaltigkeit ist übrigens auch bereits bei der Anfahrt zum Startpunkt ein Kriterium, das sich bestens mit entspannten Landschaftsgenuss kombinieren lässt. Von Lleida aus fährt der Tren de Llacs, der Zug der Seen zum Startpunkt der Wanderung La Pobla de Segur, und passiert dabei die vier großen Seen, auf die der Name des Nostalgiezuges anspielt. Der fünfte See, El Cinquè Llac, erwartet den Wanderer am Endpunkt dieser mehrfach preisgekrönten Route, die in unnachahmlicher Weise Wandergenuss und Pyrenäenkultur, auf nachhaltige Weise zusammenbringt. Ausführliche Infos zum Weg, über den wir schon mehrfach begeistert berichtet haben, finden Sie 
hier und hier.

Weiter Infos unter: http://www.elcinquellac.com/de/

 

Via Calda: Wandern und Baden auf den Spuren der Römer

Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici mit den Zwillingsgipfeln els Encantats im Hintergrund © Asier Castro de la Fuente

Die Römer wussten es schon vor 2000 Jahren: Boì, Tredós, Vielha und Les sind mit den besten Thermalquellen der Pyrenäen gesegnet. Diese zu genießen macht dem Wanderer im Herbst natürlich besondere Freude. Die Vía Calda im Arantal verbindet auf 60km jedoch nicht nur vier Thermalquellen, sondern auch einzigartige Highlights der Katalanischen Pyrenäen: Der Nationalpark Aigüestortes, die berühmten tiefblauen Bergseen von Colomers und das als Weltkulturerbe geschützte Ensemble tausendjähriger Kirchen im Vall de Boí, sind nur einige Höhepunkte dieser Route, deren Ursprünge 2000 Jahre alt sind. Die Via Calda ist buchbar als viertätgige Wanderung ohne Gepäck.

Info unter: http://www.camins.net/via-calda/

 

La Garrotxa, Tanz auf dem Vulkan

Unser letztes Wanderhighlight ist kein Fernwanderweg, sondern das ebenso traditionsreiche wie moderne Wegenetz Itinerannia, das unter anderem den Naturpark Garrotxa durchzieht. Dessen Vulkanlandschaft fasziniert mit Vulkankegeln, Lavamassen und steilen Basaltwänden, aber auch mit zauberhaften Eichen- und Buchenwäldern, die im Herbst in den schönsten Farben leuchten.

Insgesamt durchziehen 28 Wanderwege den Naturpark, so dass für jeden Anlass und jedes Fitnesslevel vom halbstündigen Spaziergang bis zur siebenstündigen Wanderung etwas dabei ist. Dabei erfährt man viel über die alten Kulturlandschaften dieser einzigartigen Region, über ihre fasznierende Geologie, ihre Flora und Fauna, ihre alten Dörfer, Burgen und romanischen Kirchen. Über die Highlights der Garrotxa, haben wir hier schon einmal ausführlich berichtet. Insidertipps von einem Naturparkführer finden Sie hier. Da das Wegenetz Itinerannia auf jenen alten Fußpfaden aufsetzt, die seit jeehr die Dörfer der Region miteinander verbinden, erstreckt es sich auch über die Grenzen des Garrotxa hinaus und bietet ebenso schöne Möglichkeiten, die Landkreise Alt Empordà und Ripollès zu erwandern. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen!

Naturpark Garrotxa © Pere Font Ruiz