Alle Beiträge von Eva Hakes

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Reial Monestir de Santes Creus – Die Welt der Zisterzienser

Das Reial Monestir Santa Maria de Santes Creus ist eines von drei Zisterzienserklöstern, die als kulturelle Höhepunkte der Ruta del Cister oder Zisterzienserroute gelten. Santes Creus liegt im Alt Camp am Ufer des Gaià. Dieser Fluss hatte lange eine natürliche Grenze zwischen maurisch besetzten und christlichen Gebieten gebildet .




Foto: Miguel Raurich

Santes  Creus – Ein Ort der Widersprüche

Santes Creus gilt als das lieblichste der drei Zisterzienserklöster der Ruta del Cister. Dennoch erinnern seine Außenmauern aus gutem Grund an eine Festung. Es gilt als eines der bedeutendsten und besterhaltenen Zeugnisse der Zisterzienserarchitektur auf der Iberischen Halbinsel. Dennoch bricht es ganz klar mit den strengen Regeln der Baukunst, die vom Ordensgründer Bernhard von Clairvaux vorgegeben waren. Diese scheinbaren inneren Widersprüche erzeugen nicht nur architektonische Spannung, sie erzählen auch eine Geschichte. Deren mannigfaltige Erzählstränge sind nicht minder überraschend als der fantastische Figurenreichtum des gotischen Kreuzgangs von Santes Creus. Wäre es nach Bernhard von Clairvaux gegangen, hätte es diesen so allerdings niemals geben dürfen.

Ull_Viu Santes Creus via photopin (license)

Leben an der Grenze

Als Santes Creus im Jahr 1150 gegründet wird, trägt der Landstrich am Rio Gaià den Namen Nova Catalunya. Dieses „Neue Katalonien“ ist erst vor kurzem den maurischen Besatzern der Iberischen Halbinsel abgerungen worden. In der Nähe widersetzen sich noch immer einige maurische Enklaven den immer mehr Land gewinnenden Christen. Um die zurückgewonnenen Gebiete halten zu können, müssen diese wiederbevölkert und im Sinne des Christentums rekultiviert werden.

Die Zisterzienser

Der katalanische Adel gewinnt schnell Klarheit darüber, wer die idealen Kandidaten für diese Aufgabe sind. Es gibt genau eine Gruppe von Menschen, die einerseits über die notwendige Bildung und Erfahrung in der landwirtschaftlichen Erschließung und Verwaltung großer Gebiete verfügt und andererseits bereit ist, im Namen des Herrn nicht nur Risiken einzugehen, sondern auch hart zu arbeiten.

 

 

Für die Wiederbevölkerung der Nova Catalunya ist es ein historischer Glücksfall, dass just zu diesem Zeitpunkt eine Reformbewegung das monastische Leben erfasst hat. Viele Mönche verlassen ihre alten Klöster. Die Wirren des Investiturstreits haben bei ihnen ein Bedürfnis nach religiöser Erneuerung hinterlassen. Mit kritischen Augen blicken Sie auf die gängige Praxis einer buchstabengetreuen Auslegung der klösterlichen Regeln. Diese legitimiert Ausschweifungen und die Anhäufung von Reichtum. Die Reformer hingegen sehen das persönliche Gewissen als entscheidende Instanz. Sie suchen ein Leben in Stille und Einfachheit.

Bete und arbeite

Mitte des 12. Jahrhunderts genießt der Orden bereits einen ausgezeichneten Ruf. Da körperliche Arbeit einen hohen Stellenwert im Tagesablauf der Mönche hat, erweisen sie sich als besonders geschickt in Land- und Wasserwirtschaft. Ein weiteres Charakteristikum des Zisterzienserordens ist die zurückgezogene, einsame Lebensweise. Die Klöster werden fernab städtischer Zentren mitten in der Natur gegründet. Nicht zuletzt sind die Zisterzienser talentierte Architekten.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Familie Montcada, als eine der einflussreichsten Adelsfamilien Kataloniens, im Jahr 1150 eine erste Schenkung an das Kloster Grandselve bei Toulouse macht. Dieses sendet Mönche nach Katalonien. Nach einigen Ortswechseln wird das Kloster Santes Creus schließlich im Alt Camp an den Ufern des Flusses Gaià gegründet.

Abbildungen: Wikimedia Commons

Das 13. Jahrhundert: Ein Königskloster

Der Ort ist gut gewählt. Für die ausgedehnten Ländereien ist Dank der Nähe zum Fluss die Wasserversorgung garantiert, so dass die Landwirtschaft bald erblüht. Die erste Phase des Klosterbaus erstreckt sich über etwa 100 Jahre. Unter der Leitung von Pere de Valldaura, dem ersten Abt von Santes Creus, werden die Baupläne im typischen Zisterzienserstil nach dem Vorbild des Herkunftsklosters Grandselve angefertigt.  1174 beginnt man mit dem Bau der Basilika, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts expandiert das Kloster aufgrund vieler Schenkungen durch den Adel. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird Santes Creus schließlich Grabstätte der Herren der „Krone von Aragón“. Dieses vom 12. bis zum 16. Jarhundert  bestehende Staatengebilde umfasste Katalonien und Aragon. In Santes Creus liegt zum Beispiel  Pere el Gran (Peter der Große), König von Aragón und Graf von Barcelona, begraben.

14.-16. Jahrundert: Ein Ort der Macht und der Kultur

Auch während des 14., 15. und 16. Jahrhunderts ist Santes Creus aus verschiedenen Gründen ein einflussreicher Akteur in Katalonien. Einerseits steht es in enger Verbindung zum 1316 gegründeten Ritterorden von Montesa, für den es den Prior stellt. Andererseits kann es im 15. Jahrhundert die Besitzunen des Nonnenklosters Bonrepòs aufnehmen und somit auch die sterblichen Überreste der Königin Margarita de Prades, was dem Kloster einmal mehr Prestige verleiht. Im 16. Jahrhundert ist  Santes Creus Schauplatz intensiver kultureller Aktivität und hütet in seiner Bibliothek eine Vielzahl von Manuskripten und Inkunabeln.

Bibliothek Santes Creus. Foto: Alberto Gonzalez Rovira auf Flickr, Lizenz: CC BY 2.0

17. Jahrhundert: Der Niedergang beginnt

Im Jahr 1616 muss das Kloster Santes Creus sich in die neu gegründete Zisterzienserkongregation der Krone von Aragón eingliedern. Von da an wird der Abt nicht mehr auf Lebenszeit ernannt, sondern für einen Zeitraum von drei Jahren. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Niedergang des Klosters. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führen verschiedene politische Ereignisse – unter ihnen die napoleonischen Kriege und der wachsende Einfluss liberaler Kräfte – zur Auflösung der klösterlichen Gemeinschaft im Jahr 1835. Von diesem Zeitpunkt an beginnt das Klostergebäude zu verfallen. Dieser Prozess wird beschleunigt, als das Kloster im Jahr 1870 zum Gefängnis von Tarragona umfunktioniert wird. Erst 1921 deklariert man Santes Creus zum Historischen Monument und beginnt die alten Mauern zu restaurieren.

Die Architektur der Zisterzienserklöster

Die Zisterzienser legten von Anfang an Wert auf einheitliche Bauten, Bräuche und Tagesabläufe in den Klöstern. Deshalb ähneln sich alle Zisterzienserklöster in ihrer Struktur. Der hier abgebildete idealisierte Grundriss eines Zisterzienserklosters veranschaulicht schematisch die Architektur von Santes Creus und den anderen Klöstern der Ruta del Cister. Zwar weichen die konkreten Klöster der Route hier und da in der Realisation von diesem idealisierten Vorbild ab. Die Abbildung unten ist trotzdem geeignet, sich eine Vorstellung vom Leben der hiesigen Mönche zu machen. Wenn man mit der Maus über den Grundriss fährt, erscheinen Icons, die mit weiterführenden Informationen zu den einzelnen Räumen verknüpft sind

 

Abbildung: Carla Cristiana Carvalho, Lizenz: CC BY 2.0

Baugeschichte

Als der Bau des Klosters im Jahr 1174 begonnen wurde, folgte man zunächst genau den von Bernhard von Clairvaux vorgegebenen Bauregeln. 1221 wurde die Basilika eingeweiht, die mit ihrem Zinnenkranz von außen fast einer Festung gleicht. Ihr Innenraum ist in seiner Klarheit und Strenge eine beispielhafte Repräsentation zisterziensischer Baukunst. Etwa zur gleichen Zeit begannen die Arbeiten an einem ersten Kreuzgang, von dem noch das Brunnenhaus erhalten ist, dessen schlichte Dekoration sich deutlich von den später erbauten Teilen des Klosters unterscheidet. Aus dieser ersten Bauperiode stammen auch die Sakristei, der Kapitelsaal und das Parlatorium. Oberhalb dieses Bereiches wurden wenig später die Schlafräume der Mönche erbaut.

Fotos: Servicios Editorials Georama und Imagen M.A.S.

Ein einzigartiger Kreuzgang

1313 begann man mit dem Bau eines neuen Kreuzgangs, obwohl der alte noch nicht fertiggestellt worden war. Dieser neue Kreuzgang wurde 1341 eingeweiht. Er distanziert sich vom reinen Stil des Zisterzienserklosters und begeistert heutige Besucher mit dem ausladenden Reichtum seiner figurativen Darstellungen. Fabelwesen nehmen in diesem gotisch inspirierten Herzstück des Klosters einen bedeutenden Raum ein. Die Abkehr von der „reinen architektonischen Lehre“ des Bernhard von Clairvaux ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass Santes Creus im 13. Jahrhundert von Pere el Gran als königliche Grabstätte gewählt wurde. Auch sein Sohn Jaume el Just und dessen Eherfrau Blanca de Anjou wurden später in prunkvollen Gräbern im spätgotischen Stil im Querschiff der klösterlichen Basilika bestattet. In diesen Zeitraum zu Beginn des 14. Jahrhunderts fällt auch der Bau des Palau Real, des Königlichen Palastes des Klosters. Santes Creus gewinnt an Prestige und Einfluss. Es kommt zur Gründung von Tochterklöstern in Valldigna bei Valencia und Altofonte in Sizilien. Darüberhinaus ist Santes Creus an der Gründung des Ritterordens von Montesa beteiligt.

Fotos: Toni Vidal und Imagen M.A.S.

Aufstieg und Fall

1366-77 wurde das Gebäude zu Verteidigungszwecken mit Mauerzinnen versehen. Im Jahr 1452 kam es zur Auflösung des Nonnenklosters Bonrepòs. In der Folge wurden dessen  Güter nun zwischen dem Kartäuserkloster Escaladei und Santes Creus aufgeteilt. Auf diese Art gelangten die sterblichen Überreste der Königin Margarita de Prades nach Santes Creus. Darüber hinaus gibt es eine Hypothese, nach der auch Teile des Kreuzgangs aus Bonrepòs stammen.
Im Jahr 1640 wurde ein neuer Abtspalast über dem ehemaligen Armenhospital erbaut, 1733 erbaute man die Krankenstation und erweiterte das Refektorium, das im Zuge dieses Umbaus seine gotischen Züge verlor. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch das Portal der Asunción (Mariä Himmelfahrt) fertiggestellt, bevor das Kloster im 19. Jahrhundert aufgrund der politischen Lage verlassen wurde. 1921 erhielt Santes Creus den Status „Monument Nacional“.

 

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5 fabelhafte Reiseideen für Familien in der Provinz Barcelona

Familienurlaub in der Weltmetropole Barcelona? Eigentlich ist das gar keine schlechte Idee, denn Barcelona bietet großen und kleinen Besuchern viele spannende Möglichkeiten, die Geheimnisse und den Zauber der katalanischen Hauptstadt zu entdecken. Noch schöner als ein Familienurlaub in der Stadt Barcelona ist aber sicherlich ein Familienurlaub an der Costa Barcelona. Hier gibt es familienfreundliche Urlaubsorte mit tollen Stränden und unendlich viele spannende, lustige, unterhaltsame und faszinierende Erlebnisse zwischen Gebirge, Strand und Meer. Und natürlich ist auch die Metropole Barcelona von hier aus nicht viel mehr als einen Steinwurf entfernt und bietet sich jederzeit für einen Ausflug an. Wir stellen Ihnen hier fünf inspirierende Möglichkeiten vor, das bezaubernde Hinterland der Costa Barcelona zu entdecken.

Zur Webseite des Eisenbahnmuseums in Vilanova i la Geltrú gelangen Sie über diesen Link!

Die Liebe zur Dampflok leben

Eisenbahnmuseum in Vilanova i la Geltrú © Imagen M.A.S.

Begeistern Sie sich für historische Eisenbahnen? Den mystischen Klang einer hupenden Dampflok, das hypnotische Rattern der Räder auf den Schienen? Die Geschichte der Dampflok, die wie wenige andere Erfindungen die Geschichte der Menschheit geprägt hat? Es gibt viele gute Gründe, sich für historische Eisenbahnen zu begeistern und in der Provinz von Barcelona gibt es fast genauso viele Möglichkeiten, seine Liebe zur Dampflok im Urlaub einmal richtig auszuleben. Schließlich verkehrte der erste Zug auf der Iberischen Halbinsel zwischen Barcelona und Mataró. Grund genug für die Bewohner von Mataró, in Erinnerung an dieses historischen Ereignisses jedes Jahr ein riesiges Eisenbahnfest zu feiern. In Vilanova i la Geltrú lockt das Eisenbahnmuseum mit einer umfangreichen Kollektion von Dampflokomotiven, in Igualada entzückt das Miniatur-Eisenbahnmuseum nicht nur begeisterte Modellbauer.

Natürlich kann man im Hinterland der Costa Barcelona auch in dem einen oder anderen historischen Gefährt fahren: Zum Beispiel im Zementzug zwischen La Pobla de Lillet und Castellar de n’Hug oder auch in der Zahnradbahn am Montserrat. Weitere Infos gibt es hier.

Die Weinberge mit Kindern entdecken

Kataloniens Weinberge mit Kindern entdecken © Ajuntament de Calonge i Sant Antoni

Eine leichte Brise vom Meer und viel mediterrane Sonne verleihen den Weinen und Cavas der DO Penedès ihren unwiderstehlichen Charakter. Das Weinbaugebiet zwischen den Bergen der Serralada Prelitoral und den Stränden der Costa Barcelona beherbergt eine Vielzahl von Kellereien, die nicht nur hervorragende Weine produzieren, sondern die Geheimnisse ihrer Arbeit auch gerne mit Besuchern teilen. So einzigartig wie die Weine des Penedès sind auch die önotouristischen Angebote der Region. Hier wird das Vorurteil, dass Weintourismus Sache der Erwachsenen sei, gründlich widerlegt. Vom naturkundlichen Streifzug durch die Reben, über Recycling-Workshops mit Korken, Etiketten und Plättchen bis zu Verkostung 20 verschiedener Traubensorten reicht das Angebot für Kinder, die Eltern dürfen neben den Trauben natürlich auch den Wein verkosten. Infos gibt es hier.

Landlust – Urlaub auf dem Bauernhof

Landlust an der Costa Barcelona © Charles Barcelona

Vielleicht stellen Sie ja bei Ihrem Ausflug in die Weinberge fest, dass Sie mit Ihren Kindern gerne noch ein bisschen mehr Landleben fernab der typischen Touristenorte  genießen möchten. Dann könnte ein Aufenthalt in einem der typischen traditionellen Bauernhäuser des Hinterlandes der perfekte Urlaubsort für Sie sein. Auf einem Bauerngut, der sogenannten Masia, teilen sie das Haus mit seinen Bewohnern und können im täglichen Zusammenleben mit Ihren Gastgebern viel Interessantes über das Landleben und die Tiere erfahren. Wer lieber ein Landhaus für sich ganz alleine möchte, der mietet eine Masoveria und genießt den Reiz des Landlebens für sich alleine. Unterkünfte in Masias und Masoverias gibt es in vielen Gegenden des abwechslungsreichen Hinterlandes der Costa Barcelona. Die Spannbreite reicht dabei von Weingütern zwischen Reben über traditionsreiche Höfe mit Pferdeställen und kleine Bauernhöfe, auf denen die Kinder helfen dürfen, Hühner, Enten und Gänse zu füttern. Weitere Infos gibt es hier.

Nach den Sternen greifen

Nichts ist schöner als der nächtliche Blick in den sternenklaren Himmel

Wie viele unvergessliche Erinnerungen haben Sie an Blicke in den nächstlichen Sternenhimmel am Mittelmeer? Vermutlich so einige. Doch jetzt ist es an der Zeit, ihrem Erinnerungsschatz noch einige Sternstunden hinzuzufügen. In weiten Teilen des Hinterlandes der Costa Barcelona ist der Nachthimmel so klar und unberührt von Lichtverschmutzung, das gleich fünf Sternwarten in der Provinz ihre Teleskope ins Universum richten. Zu sehen sind dann Doppelsterne, Planetenringe, Sternenhaufen, Nebelflecken und ganze Galaxien. Außerdem bieten die Sternwarten spannende Einführungskurse in die Astronomie an, die Lust wecken, das geheimnisvolle Firmament  weiter zu entdecken, zu verstehen und gemeinsam mit seinen Lieben in den nächtlichen Himmel zu schauen. Ein weiterer Anreiz, die Sternwarten zu besuchen, ist ihre Lage in unmittelbarer Nähe bemerkenswerter Naturlandschaften. So liegt das Observatori de Castelltallat in unmittelbarer Nähe des Salzberges von Cardona, das Observatori de Tiana direkt am Eingang zum Naturpark Serralada de Marina und das Observatori de Garraf in Olivella mitten im Naturpark Garraf.
Weitere Infos gibt es hier.

Die Welt im Museum

Museu de les Mines de Cercs

Museen sind entweder langweilig und verstaubt, oder so überlaufen, dass man sowieso nicht viel mehr als den Rücken seines Vordermannes zu sehen bekommt? Weit gefehlt! Viele Museen der Provinz Barcelona sind gefühlt eher Abenteuerspielplätze als trockene Ansammlungen von Ausstellungsstücken und der perfekte Ausgangspunkt für Reisen in vergangene Epochen und fremde Welten. So gewinnt man zum Beispiel bei einem Besuch der Minen von Cercs nicht nur Einblicke in das zwischen Stollen und Industriekolonie sich abspielende Leben der Arbeiter, sondern entdeckt auch die Spuren der Dinosaurier, die vor etwa 66 Millionen Jahren im Bergueda lebten.

Ebenso faszinierend ist ein Besuch im Museum-Archiv Tomás Balvey, einem Ort voller Geschichten rund um die Geheimnisse von Heilkräutern und die Magie der Kräuterlikörherstellung. Freunde der Naturwissenschaften und diejenigen, die es noch werden möchten, können im Museum der Naturwissenschaften in Granollers mit der ganzen Familie in Themenbereiche wie Zoologie, Botanik und Geologie eintauchen, die Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichem und technischem Fortschritt im  Wissenschafts- und Technikmuseum von Katalonien erkennen, oder im Mathematikmuseum die spielerischen Aspekte einer exakten Wissenschaft erleben.
Wer eher einen Hang zum Künstlerischen hat, lernt in der Textilmühle von Capellades, wie man selbst Papier herstellt oder im Textildruckmuseum von Premià de Mar wie man mit traditionellen Techniken Stoffe mit natürlichen Farben bedruckt.  Weitere Infos gibt es hier.

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Barcelona At Night: 5 Magische Erlebnisse im nächtlichen Barcelona

Kulturtourismus im Sommer? In Barcelona? Klingt verdammt anstrengend! Ist es aber nicht. Sommerliche Kulturerlebnisse in Barcelona sind nicht anstrengend, sie sind einfach magisch. Vorausgesetzt man weiß, wie’s geht – und das zeigen wir Ihnen hier. Also lehnen Sie sich für einen Moment zurück, schließen Sie die Augen, spüren Sie die frische Brise des nächtlichen Windes auf ihrer Haut, schauen Sie in den sommerlichen Sternenhimmel und lassen Sie die hell erleuchteten Monumente der katalanischen Hauptstadt zunächst einmal ganz entspannt an sich vorbeiziehen.

Eine Fahrt im Barcelona Night Tour Bus

Gnadenlos entspannt: Barcelona bei Nacht entdecken ©TMB

Der Tour Bus Barcelona ist seit jeher die entspannteste Form, sich ein Bild von der katalanischen Hauptstadt in ihrem ganzen Facettenreichtum zu machen. Im Sommer kann einem dabei tagsüber schon einmal ganz schön heiß werden. Für die Freunde der Nacht gibt es dehalb den Barcelona Night Tour Bus, der die berühmtesten Orte, Denkmäler und Attraktionen Barcelonas ansteuert. Vom Doppeldeckerbus aus bieten sich wunderbare Panoramablicke auf die Stadt, und die Möglichkeit, sich ganz entspannt die Geschichte der vorbeiziehenden Monumente auf Englisch, Spanisch oder Katalanisch erläutern zu lassen. Ab und an lohnt es sich jedoch auszusteigen, und in Ruhe jene Orte in Augenschein zu nehmen, wo das kulturelle Leben Barcelonas bei Nacht im wahrsten Sinne des Wortes übersprudelt.

Font Màgica

Font Màgica – Magischer Tanz von Wasser und Licht . Foto: Adrià García auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Font Màgica ist mehr als ein monumentaler Brunnen. Die berühmte Kreation des Architekten Carles Buigas, die anlässlich der Weltausstellung im Jahre 1929 entstand, ist ein synästhetisches Kunstwerk und eine der beliebtesten Attraktionen Barcelonas. In einem magischen Tanz treten hier Musik, Wasserbewegungen und farbige Lichtspiele in Beziehung zueinander. Carles Buigas Wunsch war es, mit diesem Brunnen ein einzigartiges Erlebnis zu schaffen, das Menschen aller Generationen gleichermaßen begeistern würde. Und das ist ihm gelungen. Anlässlich der Olympischen Spiele des Jahres 1992  wurde die Font Màgica sorgfältig restauriert und ihre Wasser- und Lichtspiele begeistern seither Einheimische und Besucher gleichermaßen. Zu sehen ist das bunte Spektakel in den Sommermonaten von 21:30h bis 22:30h. Weitere Infos gibt es hier.

Sagrada Familia

Auch bei Nacht ein Erlebnis: Blick auf die Sagrada Familia © Imagen M.A.S.

Die Sagrada Familia ist das Wahrzeichen Barcelonas, die berühmteste Baustelle der Stadt und ein Ort, der jährlich bis zu 4,5 Millionen Besucher empfängt. Tendenz steigend. Dennoch ist ein Besuch dieses gaudischen Meisterwerkes einen Besuch am Tage wert. Für alle, die sich dieser Ikone der katalanischen Artchitektur mit etwas weniger Betriebsamkeit annähern möchten, ist auch ein nächtlicher Blick auf die Basilika eine schöne Option. Zwar erstrahlt die Sagrada Familia in den Sommermonaten nicht im lichternen bunten  Festgewand der Weihnachts- und Ostertage, beeindruckend ist der Blick auf die märchenhaften Türme, Treppchen und Fassaden aber auch, wenn Gaudís Schöpfung sanft von Innen zu glühen scheint. Weitere Infos zur Sagrada Familia gibt es hier.

Jazz in der Pedrera

Sommernachts-Jazz in der Pedrera © La Pedrera

Antoni Gaudí hat wie kein zweiter das Stadtbild Barcelonas geprägt . Seine berühmte Casa Milà, auch genannt La Pedrera, ist wie geschaffen für einen nächtlichen Besuch. Vom 8. Juni bis zum 15. September 2018 finden die Jazzabende auf der Terrasse der Pedrera statt. Freitag- und samstagabends verwandelt sich die Dachterrasse des einzigartigen Wohnhauses in eine außergewöhnliche Bühne. Wer die Nacht, die Aussicht auf Barcelona und die beste Live-Musik der aktuellen Jazz-Szene der Stadt genießen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Die Jazz-Nächte beginnen mit einem kostenlosen Besuch des Espai Gaudí und einem visuellen Rundgang durch die Arbeit des Meisters des katalanischen Jugendstils. Die Konzerte auf dem Dach der Pedrera werden begleitet von einem Cocktail und der Magie des nächtlichen Barcelonas. Weitere Infos zu den Nits de Jazz in der Pedrera gibt es hier.

Die Magischen Nächte der Casa Batlló

https://www.youtube.com/watch?time_continue=15&v=LwsfW8CVdnU

Die Casa Batlló ist die Dritte im Bunde der nächtlichen Kultur-Locations, deren hinreißendes Flair wir Antoni Gaudí verdanken. Im Sommer 2018 kehren bereits zum achten Mal die Nits Màgiques, die Magischen Nächte zurück auf das Dach der Casa Batlló. Bis zum 4. November wird dann von Montag bis Sonntag die Schönheit der Nacht mit einem abwechslungsreichen musikalischen Programm auf höchstem Niveau zelebriert. 15 Künstler verschiedener Musikrichtungen von Elektro-Pop, Jazz, Blues, Swing, Boogaloo bis zu Flamenco und klassischer Gitarre spannen hier einen bunten musikalischen Fächer auf und bringen den Sound des Sommers auf die Dächer Barcelonas. Der Eintrittspreis von 39 Euro beinhaltet eine Besichtigung der gesamten Casa Batlló (inkl. Smartguide = Virtual Guide mit Augmented Reality), die musikalischen Darbietungen auf der Terrasse und zwei Getränke von Cava und Cocktails bis hin zu Bier oder alkohlofreien Getränken.  Weitere Infos gibt es hier.

 

 

 

 

 

 

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7 bewegende Familienausflüge zwischen Montsant und Ebrodelta

Der Landstrich zwischen dem Montsant-Gebirge und dem Ebrodelta ist ein geheimnisvoller Ort mit bewegter Vergangenheit. Auf der Suche nach der großen Stille zog es die frühen Mönche und Eremiten Kataloniens in die geheimnisvollen Kalklandschaften des Montsant-Gebirges. Hier entstand das legendenumwobene erste Kartäuserkloster Kataloniens in einem Gebiet, das als eines der letzten der arabischen Besatzung abgerungen wurde. Ganz in der Nähe liegt das Dorf Siurana, wo sich die Mauern einer einst als uneinnehmbar geltenden maurischen Festung in schwindelerregender Höhe an ein Felsplateau krallen. Im Jahr 1153 wurde sie als letzter moslemischer Fürstensitz Kataloniens erobert. Der Sage nach stürzte sich damals eine maurische Prinzessin auf der Flucht vor ihren christlichen Verfolgern mit ihrem Pferd von diesem Felsplateau in den Tod. Gut 70 Kilometer weiter südwestlich liegt das verwaiste Dorf Poble Vell de Corbera d’Ebre. Als eines der beeindruckendsten Mahnmale des spanischen Bürgerkrieges erteilt es seinen Besuchern eine wortlose Lektion in jüngerer Geschichte. Vielleicht möchten Sie aber auch einfach nur eine entspannte Radtour durch eine der schönsten Gebirgslandschaften Kataloniens genießen oder ganz gemütlich mit einem Treidelboot über den Ebro schippern, die Geschichte einer alten Templerburg kennenlernen, die Naturlandschaften des Deltas erkunden und die einzigartige regionale Küche genießen?  Dann lesen Sie weiter. Wir laden Sie ein zu einer Entdeckungsreise in eine Landschaft voller bewegender Geschichten.

Unsterbliche Legenden:Wandern zwischen Montsant und Muntanyes de Prades

Sagenumwoben: Siurana © Turisme Tarragona

Der Naturpark Montsant bildet gemeinsam mit den Muntanyes de Prades und dem Naturraum um Poblet ein Wanderrevier der Extraklasse für Familien. Seit jeher beflügeln die Kalksteinformationen dieser Berge die Fantasie der Menschen. Im Felsen gefangen sind „Die drei Geschworenen“ (els Tres Jurats), das Sesselchen (la Cadireta), der Bischof (el Bispe), der Totenkopf (el Cap de Mort) und viele andere unheimliche Gestalten, die nur darauf warten, erkannt und bei ihren Namen genannt zu werden. Unbedingt einen Besuch wert ist das Dorf Siurana in der Region Priorat, die nicht nur für ihre Wanderlandschaften, sondern auch für ihre D.O. Weinbaugebiete berühmt ist. Eingebettet in eine Landschaft von dramatischer Schönheit, krallen sich hier die Mauern einer einstigen maurischen Festung in schwindelerregender Höhe an ein Felsplateau.  Atemlos fällt von hier aus der Blick in die Tiefe auf den Fluss Siurana. Er folgt dem unvergesslichen Sturz jener Maurenprinzessin, die es vorzog, sich mit ihrem Pferd in wildem Galopp in den Abgrund zu stürzen, als sich von ihren christlichen Verfolgern gefangen nehmen zu lassen.

Tipp: Wanderweg der „Erinnerungen an Prinzessinen und Krieger“. Von Siurana aus führt der Wanderweg „Erinnerungen an Prinzessinen und Krieger“ (‚Records de Princeses i guerrers‘) über den Camí de la Trona zum Fluss hinab und von dort über den camí vell de Cornudella zurück ins Dorf. Länge: 5km, Dauer: ca. 3 Stunden, Schwierigkeitsgrad: mittel 

Poble Vell de Corbera d’Ebre:
Mahnmal der Schlacht am Ebro

Die Schatten der Vergangenheit in Poble Vell de Corbera d’Ebre © Rafale López-Monné

Die Schlacht am Ebro, die am 25. Juli 1938 begann und erst am 16. November 1938 endete, ist als eine der blutigsten und zermürbendsten Schlachten des Spanischen Bürgerkrieges in die Geschichte eingegangen. Das Land war gespalten in Anhänger der Republik mit ihrer linksgerichteten Regierung und den nationalistischen Anhängern Francos, die für den von Hitler unterstützen Faschismus standen. 130.000 Menschen verloren in diesem letzten Aufbäumen der Republikaner gegen die faschistische Übermacht ihr Leben. Das Netz der Ursachen dieser Tragödie durchzieht die gesamteuropäische Politik jener Epoche; die Wirkungen sind als stumme, in Stein gemeißelte Mahnmale der Zerstörung im Gebiet der Terres de l’Ebre (Ebrolandschaften) bis heute sichtbar. Zu den Schauplätzen der Ebroschlacht führt eine Wanderroute, deren Ausgangspunkt Poble Vell de Cobrera d’Ebre ist. Das alte Dorf wurde im Verlauf der Ebroschlacht durch Luftangriffe vollständig zerstört, die Bewohner siedelten in den unteren Teil der Gemeinde um und kehrten nie mehr zurück. Das zerstörte und unbewohnbare Poble Vell (alte Dorf) ist seit 1992 ein Mahnmal gegen den Krieg. Hinweistafeln geben Informationen zum Spanischen Bürgerkrieg und Cobrera d’Ebre – das Schweigen der verwaisten Ruinen vermittelt, was Worte nicht sagen können. Beeindruckende Einblicke in das Dorf und seine Geschichte erhält man auch bei einem Photowalk mit einem professionellen Fotografen, der Ihnen zeigt, wie man die Atmosphäre dieses besonderen Ortes richtig einfängt.
In der Region gibt es 5 Interpretationszentren zur Ebroschlacht, von denen das bekannteste „115 díes en Cobrera d’Ebre“ am besten geeignet ist, um Kindern einen ersten Einblick in diesen Abschnitt der spanisch-katalanischen Geschichte zu gewähren. Nähere Infos über die Schlacht und die Informationszentren unter: www.batallaebre.org

Wandern und Radfahren auf Grünen Wegen:
La Via Verda de la Val de Zafán

Via Verda de la Terra Alta: eine entspannte Radtour für die ganze Familie © Mariano Cebolla

„Erfolgreiche Handelsbeziehungen zu unterhalten fällt um Längen leichter, wenn man Zugang zum Meer hat“, dachte man sich Ende des 19. Jahrhunderts in Aragón. Doch die Region liegt bekanntlich im Landesinneren, was den Zugang zum Meer ein wenig erschwerte. Also begann man eine Eisenbahnlinie zu bauen.  Der Abschnitt von La Puebla de Híjar bei Teruel bis nach Tortosa wurde schon knapp 50 Jahr später, im Jahr 1942 eingeweiht. Allerdings stagnierten die Arbeiten am Streckenabschnitt von Tortosa bis zum Meer, was der Unternehmung sozusagen den Wind aus den Segeln nahm. Nach gut 30 Jahren wurde der Eisenbahnverkehr wieder eingestellt und die Region Aragón pflegt ihre Handelsbeziehungen nun auf anderen Wegen.
Dennoch war das „Projekt Eisenbahn“ letztlich ein voller Erfolg, stellt die inzwischen als „Grüner Weg“ hergerichtete Eisenbahntrasse doch eine touristische Infrastruktur dar wie man sie sich schöner nicht wünschen kann. Durch herrliche Naturlandschaften führt eine komfortable Rad-Wanderstrecke, die aufgrund der minimalen Steigung bestens für eine Tour mit der ganzen Familie geeignet ist. Wir empfehlen die insgesamt 24km lange Tour zwischen der verlassenen Bahnstation Pinell de Brai nach Arnes, die unter anderem durch „Pablo Picassos Horta de Sant Joan“ führt. Ein weiteres Highlight ist die Durchquerung des 749m langen Tunnels bei Prat del Comte. Weitere Infos unter: http://www.bahntrassenradwege.de/index.php?page=via-verde-de-la-terra-alta

Dem Meer entgegen:
Auf einem Treidelschiff über den Ebro

Auf einem Treidelschiff über den Ebro © Mariano Cebolla

Was den Katalanen heutzutage ihre komfortablen Autobahnen sind, war ihren Vorfahren vor einigen hundert Jahren der große Fluss Ebro: Ein Verkehrs- und Handelsweg und darüber hinaus eine angenehme Reiseroute durch wunderbare Landschaften. Alle wichtigen Waren, sei es Holz, Reis, Weizen oder Wolle, wurden auf sogenannten Treidelschiffen über den Ebro Richtung Küste transportiert. Das war bequem, denn die Strömung des Flusses treibt so ein Treidelschiff ganz entspannt flussabwärts. Allein flussaufwärts ist das Treideln ein wenig anstrengender, denn dann muss jemand den Kahn ziehen, und zwar gegen die Strömung. Am Ebro erledigten diesen Job in früheren Jahrhunderten Pferde, was für die Kultiviertheit der Katalanen in einer Zeit spricht, zu der man andernorts auch ohne zu zögern Menschen vor die Treidelschiffe spannte.
Auch heute kann man den Ebro per Treidelschiff erkunden, beispielsweise auf dem Llaüt (katalanisch für Treidelschiff) El Roget. Äußerlich gleicht El Roget den alten Treidelschiffen, doch er ist mit einigen komfortablen Elementen ausgestattet, auf welche die Reisenden vor 400 Jahren verzichten mussten. Zu diesen zählt nicht nur ein Motor, sondern vor allem die Audioguides, welche über Sehenswürdigkeiten am Fluss informieren,  zum Beispiel über das mittelalterliche Dorf Miravet. Die Geschichte seiner geheimnisvollen Templerfestung wird nicht nur die kleinen Besucher faszinieren.
Infos gibt es hier.

Ebroküche und Ebrokreuzfahrt

 

Genusstour auf dem Ebro © Mariano Cebolla

 Für alle, die nicht nur gerne Bötchen fahren, sondern darüber hinaus auch eine Vorliebe für regionale Fisch- und Reisspezialitäten haben, ist Casa Nuri der TopTipp. Das Restaurant ist berühmt für seine exzellente regionale Küche und verfügt außerdem über einige kleine Schiffe für „Kreuzfahrten“ auf dem Ebro. Unser Tipp: Buchen Sie die 45minütige Tour bis zur Ebromündung am Mittelmeer für den frühen Abend und genießen Sie die Magie des Lichts der Blauen Stunde!
Info: www.creuersdeltaebre.com

Was die Rohrdommel stört – Das Ebrodelta in Gefahr

Ebrodelta. Llacuna del Garxal © Patronat de Turisme de la Diputació de Tarragona - Terres de l'Ebre

Das Ebrodelta beherbergt ein Vielzahl empfindlicher Ökosysteme © Turisme Tarragona

Wenn der Mistral von Nordosten weht, ist die Sicht so klar, dass der Blick vom Gebirgsmassiv Els Ports über das gesamte Ebrodelta bis zum Meer reicht. Vor dem Auge des Besuchers erstreckt sich ein einzigartiges Ökosystem, dessen gefährdete Schönheit sich am besten bei einem Besuch im Interpretationszentrum MónNatura Delta erfassen lässt. Die Auen und Sumpfgebiete des Deltas bieten einer Vielzahl unterschiedlicher Vogelarten eine Heimat. Vor allem für Zugvögel ist das Ebrodelta ein wichtiger Ruheplatz, doch auch für die Standvögel, die gefiederten „Dauerbewohner“ des Deltas ist das Delta ein unersetzlicher Lebensraum. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nahm das Ebrodelta jährlich etwa 10 Meter an Größe zu. Der Bau von Stauseen und die nun ausbleibende Zufuhr von Lehmsanden hat jedoch zur Konsequenz, dass das Delta heute im Rückzug begriffen ist. Der Lebensraum von etwa 360 verschiedenen Vogelarten ist in Gefahr.
Was das bedeutet, begreifen nur diejenigen wirklich, die sich die Zeit nehmen, die gefiederten Bewohner des Deltas näher kennenzulernen: Rohrweihe und Reiher, Rohrdommel, Zwergtaucher und Flamingo geben sich gerne die Ehre, wenn ungefiederte Zweibeiner auf den Beobachtungsplattformen in aller Stille das Fernglas zücken. Probieren Sie es aus und genießen Sie die Stille auf der Schwelle zwischen Himmel, Land und Meer am Ebrodelta.

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7 tolle Urlaubserlebnisse für Familien an der Costa Brava

Für Familien mit Kindern ist die Costa Brava ein Sehnsuchtsort mit Tradition. Allein die langen Sandstrände und die kleinen Buchten wären Grund genug, für einen Sommerurlaub an der schönen, wilden Küste. Die Costa Brava hat aber noch weit mehr zu bieten als Sonne, Strand und Meer. Wir sprechen hier nicht nur von den atmosphärischen Küstenorten, den zauberhaften mittelalterlichen Dörfern, den beeindruckenden Ruinen antiker Städte und den vielen Naturparks zwischen Bergen und Meer. Die Costa Brava bietet Familien vergnügliche, originelle und spannende Möglichkeiten, einen der schönsten Küstenabschnitte des Mittelmeers zu entdecken. Wir stellen Ihnen hier einige unserer Favoriten vor.

 

© José Luis Rodríguez und Servicios Editorials Georama

Ein Ausflug im Glasboden Boot

Die Medes-Inseln bei L’Estartit sind eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete des Mittelmeers, darüber hinaus wurden sie auch offiziell als schönstes Naturreservat des westlichen Mittelmeers ausgezeichnet. Zum Glück ist das große Erlebnis, den Artenreichtum des hiesigen Meeresgrundes mit eigenen Augen zu sehen, nicht allein den Tauchern vorbehalten. Auf einer Tour im Glasbodenboot können sich kleine und große Urlauber den Meereswind um die Nase wehen lassen und die wilde Schönheit der felsigen Costa Brava von der See aus bewundern. Später hält das Boot mitten im Meer an und durch den verglasten Schiffsrumpf wird der Blick auf auf die zauberhafte Unterwasserwelt mit ihren Fischen, Seesternen und Korallen frei. Übrigens, ein Ausflug im Glasbodenboot („vaixell amb els fons de vidre“) kann man zum Beispiel auch im schönen Tossa de Mar machen. Infos gibt es hier und hier.

 


© Ajuntament L’Escala und Servicios Editorials Georama

L’Escala mit dem Carrilet entdecken

Haben Sie sich schon einmal gewünscht, gemeinsam mit Ihren Kindern nicht nur die Strände Ihres Urlaubsortes, sondern auch seine Geschichte und Kultur auf so vergnügliche Weise zu entdecken, dass wirklich alle dabei Spaß haben? Dann sollten Sie einen Ausflug im Carrilet von L’Escala in Betracht ziehen. Dieser „Touristenzug“ fährt zum Beispiel nach Sant Martí d’Empuries. Im Allgemeinen vor allem für seine sehenswerte Kirche und den mittelalterlichen Ortskern bekannt, ist Sant Martí d’Empuries bei kleinen Urlaubern vor allem wegen des Spielplatzes und der schönen Picknickzone beliebt. Ganz in der Nähe liegen die berühmten antiken Ruinen von Empuries, die man natürlich ebenfalls mit dem Carrilet ansteuern kann. Darüber hinaus fährt dieser Urlaubszug natürlich auch zu hübschen Buchten wie der Cala Montgó oder dem beliebten Familienstrand Riells. Im Zweifelsfall kann man natürlich mit dem Carrilet auch einfach mal eine Runde drehen, um unleidliche Kinder auf andere Gedanken zu bringen. Wetten, dass es danach allen besser geht?
Übrigens: Touristenzüge gibt es natürlich auch in vielen anderen Orten der Costa Brava. Besonders beeindruckend ist eine Fahrt im Tren Turístic von Roses, der unvergessliche Panoramablicke auf das Cap de Creus, die Medes-Inseln und das Montgrí-Massiv bietet.
Infos gibt es hier und hier.


© Oriol Clavera

Kinder, die auch am Strand spielen könnten, von einer Wanderung zu überzeugen, ist eine echte Herausforderung. Mit diesen leichten und spannenden Touren könnten Sie Erfolg haben:

Strandhopping auf den Camins de Ronda

Die Camins de Ronda sind tausendjährige Wege, welche die Dörfer der Costa Brava seit jeher miteinander verbinden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wanderwegen, verlaufen die Camins de Ronda jedoch direkt an der Küste, bieten herrliche Blicke auf Meer und Buchten und reichlich Gelegenheit über sonnige Felsen zu klettern und den Schatten duftender Pinienwälder zu genießen.  Sollte all dies den Nachwuchs nicht überzeugen, sagen Sie ihm: „Doch, wir gehen zum Strand. Sogar zu mehreren!“ Schließlich führen die Camins de Ronda auch immer wieder hinunter zu Stränden und kleinen Buchten, in denen man baden, Sandburgen bauen oder einfach mal ausruhen kann. Besonders unterhaltsam für Kinder sind die Abschnitte von Palamos nach Calella, vom Leuchtturm von Roses nach Cala Montgó oder auch der Camí de Ronda bei Platja d’Aro, da sie mit spannenden Details wie Leuchttürmen, Tunneln oder archäologische Fundstätten locken.  (Achtung: Bitte informieren Sie sich bei den örtlichen Tourismusbüros, nicht alle Wegabschnitte sind geeignet, um mit jüngeren Kindern begangen zu werden!)

Wanderung in die Steinzeit bei Roses

Schon mal einen echten Hinkelstein gesehen? Oder ein steinzeitliches Grab aus riesigen Steinblöcken, von denen man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie sie vor Erfindung des Krans aufeinandergesetzt werden konnten? Für Steinzeitfans und solche die es werden wollen, ist der „Itinerari Megalític Dòlmens I Menhirs“ bei Roses der perfekte Wanderweg. Er führt zu steinzeitlichen Dolmengräbern, Trockensteinhütten und echten „Hinkelsteinen“, die man auch Menhire nennt. Infos gibt es hier.

 

 

© Ajuntament de Castell Platja d’Aro und José Luis Rodríguez

Via Verda del Carrilet

Eine schöne, leichte Radtour am Abend, wenn die Sonne nicht mehr ganz so heiß scheint, ist der perfekte Ausgklang für einen aktiven Familien-Urlaubstag. Die 7km lange Radtour auf der ehemaligen Eisenbahntrasse Vía Verda El Carrilet startet an der alten Bahnstation von Santa Cristina d’Aro und führt von dort aus nach Platja d’Aro und Sant Feliu de Guíxols. Die ebene Strecke kann man bequem in 30 Minuten zurücklegen – man kann aber natürlich auch unterwegs anhalten und einen abendlichen Bummel durch die benachbarten Ortschaften machen. Infos gibt es hier.

Durch den Naturpark Aiguamolls

Der Naturpark Aiguamolls ist eines der faszinierendsten Feuchtgebiete Kataloniens mit einer absolut erstaunlichen Geschichte. Seine Reisfelder, Uferwälder, Seen und Tümpel, Dünen und Wiesen, Flüsse und Kanäle sind der Traum eines jeden Birdwatchers, aber auch Familien auf der Suche nach einer einfachen, unterhaltsamen Radtour werden hier fündig. Zum Beispiel auf der 8 Kilometer langen Tour von El Cortalet nach Estany Europa. Auf 8 Kilometern taucht man hier ein in die einzigartige Natur der Aiguamolls. Wer sich etwas Zeit nimmt, hat reichlich Gelegenheit, Vögel und eine große Zahl weiterer Tiere zu beobachten. Infos (auf Katalanisch und Spanisch gibt es) hier.

 

Ein Tag im Hochseilgarten

Für alle, die bereit sind, Meer und Strand doch einmal einen Tag hinter sich zu lassen, ist ein Tag im Hochseilgarten eine spannende Option. Von vielen Küstenorten der Costa Brava in etwa 45 Minuten zu erreichen, bieten die Hochseilgärten La Selva de la Aventura und Sant Hilari Aventura adrenalingeladene Walderlebnisse in unmittelbarer Nähe des Naturparks Montseny. Beide Abenteuer-Parks verfügen über Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. In Sant Hilari Aventura gibt es bereits für 3-7jährige einen passenden Parcours außerdem einen „schwarzen Parcours“ für erfahrene Kletterer und dazwischen noch drei im mittleren Schwierigkeitgrad. La Selva de la Aventura bietet zwei Parcours und mehr als 50 unterschiedliche spielerische Aktivitäten. Darüber hinaus gibt es hier auch Picknick- und Ruhezonen und viele schöne Wege, um die tiefen Wälder der Guilleries einfach bei einem Spaziergang zu erkunden. Infos gibt es hier und hier.

 

 

© Kayak del Ter

Kayak fahren am Ter

Der Fluss Ter entspringt auf einer Höhe von 2480m am Fuße eines Gletschers in den Pyrenäen, nimmt seinen 208km langen Lauf durch Katalonien und mündet schließlich in L’Estartit ins Meer. Wer dem gesamten Verlauf des Riu Ter folgen will, sollten einen Blick auf die Ruta del Ter werfen, die allerdings nicht für Kinder entworfen wurde. Wer hingegen auf der Suche nach einem entspannten Ausflug ist, der Kindern und Erwachsenen garantiert Spaß macht, ist bei Kayak del Ter an der richtigen Adresse. Hier findet man leichte und sichere Touren für die ganze Familie, wahlweise im kanadischen Kanu oder im Kayak. Eine etwa anderthalbstündige Kanu-Tour führt über eine 6,3km lange, durchgehend ruhige und flache Strecke von Sobrànigues ins Dorf Colomers. Die Kayaktour nimmt mit zwei Stunden für 7,5km etwas mehr Zeit in Anspruch. Sie führt durch die Ebene des Empordà auf einem sicheren und ruhigen Abschnitt des Ter. Der Startpunkt dieser Tour liegt in der Nähe des Dorfes Colomers und endet an der Brücke von Verges. Sowohl Kanus als auch Kayaks sind sehr stabil und praktisch unsinkbar. Sie bieten Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Im Kanu sollten Erwachsene nicht mehr als 95kg wiegen, die Kayaks sind auch für Erwachsene bis 120kg geeignet. Weitere Infos gibt es hier.

 

 

 

© Jordi Puig

El Museu del Joguet – Das Spielzeugmuseum in Figueres

Spielzeuge zu entdecken, die man noch nie gesehen hat, ist an sich schon aufregend genug. Im Spielzeugmuseum von Figueres werden vielen Ausstellungsstücken Fotos von Kindern unterschiedlicher Epochen zur Seite gestellt, so dass man auch gleich sehen kann, wie zum Beispiel die Spielzeuge der eigenen Eltern und Großeltern aussahen. Die Sammlung des Museums umfasst industriell hergestellte Spielzeuge vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Zu jedem Spielzeug gibt es außerdem eine kurze Erklärung (Name, Datum, Hersteller, Herstellungsort etc.) und bei manchen auch ein paar schriftliche Gedanken bekannter Persönlichkeiten zu einzelnen Spielzeugen. Darüber hinaus bietet das Museum spannende Familienprogramme an, zum Beispiel „Joguets i Estrelles“, Spielzeug und Sterne, bei der die Erkundung des Museums mit einem Besuch der Sternwarte Observatori Astronòmic d’Albanyà kombiniert wird. Infos gibt es hier.

El Gran Museu de la Màgia in Santa Cristina d’Aro

Im Großen Museum der Magie in Santa Cristina d’Aro sind Automaten, Poster, Magische Apparate aus verschiedenen Epochen, Gemälde, Kartenspiele, Tarots, Bücher, Kuriositäten und Fotografien ausgestellt, sowie die Sammlung des berühmten katalanischen Zauberkünstlers Xavi. Eine Inspiration für kleine Zauberer und alle Liebhaber des Kuriosen. Infos gibt es hier.

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Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei – Das Kartäuserkloster im Herzen einer großen Weinregion

Für Reisende ist der Priorat bislang noch ein Geheimtipp, internationale Weinkenner haben die Gebirgsregion im Hinterland der Costa Daurada jedoch schon seit einigen Jahren genau im Blick. Der Priorat ist eine von zwei Weinbauregionen, die den Standards der höchsten spanischen Qualitätsauszeichnung DOC (denominación de origen calificada) entspricht. Die Wurzeln der Weinkultur des Priorat reichen weit zurück in die Vergangenheit. Ihren Ausgangspunkt haben sie in einem uralten Kartäuserkloster, der Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei.

Kataloniens ältestes Kartäuserkloster: Santa María d’Escaladei

Santa Maria d’Escaladei war das erste Kartäuserkloster auf der gesamten Iberischen Halbinsel. Im Jahr 1194 stiftete Alfons I das einsame Land am Fuße des Montsant-Gebirges an die Kartäuser. Diese sollten dazu beitragen, das gerade erst von den Sarazenen wiedergewonnene Gebiet im Sinne des Christentums neu zu kultivieren und zu bevölkern.

Die „Stufen zu Gott“ am Montsant

Der Legende nach sandte Gott selbst den ersten Kartäusermönchen, die aus dem Mutterhaus in der Provence in die Provinz Tarragona kamen, ein Zeichen, das ihnen den geeigneten Ort für den Bau des Klosters zu erkennen gab. Auf ihrer Wanderung durch das Gebiet trafen sie einen Hirten, der ihnen von einem wiederkehrenden Traum erzählte: Über eine Leiter, die an einer Pinie auf seiner Weide lehnte, stiegen die Engel in den Himmel auf. Die Mönche verstanden diese Worte als Botschaft Gottes und bauten ein erstes kleines Kloster an dem Ort, den der Hirte ihnen gezeigt hatte. Dies war der Ursprung des Kosters Santa Maria d’Escaladei – dessen Name „die Stufen zu Gott“ bedeutet. Zu den ersten, aus der Provene kommenden, Mönchen gesellten sich einige Eremiten, die schon lange zurückgezogen am Montsant lebten. Den Namen „Heiliger Berg“ verdankt der Gebirgszug vermutlich einer langen Tradition des Eremitentums in dieser Gegend.

Ein Kloster wird groß

Im Jahr 1203 erhielten die Kartäuser weitere Schenkungen und richteten schließlich das Kloster an seinem heutigen Ort ein. Ab 1215 nahmen die Mönche dort Wohnsitz, obwohl die Bauarbeiten noch lange nicht beendet waren. Zu den frühen Bauten des Klosters, deren Stil den Übergang von der Romanik zur Gotik markiert, zählen die zwölf Zellen der ersten Mönche, der Kapitelsaal als Versammlungsstätte des Klosters, das Refektorium, wo gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen wurden und die Kirche Santa Maria, die im Jahr 1228 geweiht wurde.

Im Verlaufe des 13. und 14. Jahrhunderts wurde 2km vom Kloster entfernt auch die sogenannte Conreria erbaut, ein Erweiterungsbau des Klosters, von dem aus die Bestellung der Felder geleitet wurde. Hier befand sich auch das Verwaltungsgebäude, von dem aus nicht nur die Angelegenheiten des Klosters, sondern die der gesamten Region geregelt wurden. Aufgrund königlicher Protektion und mehrerer Schenkungen hatte das Kloster innerhalb kurzer Zeit an Macht und Einfluss gewonnen. Bereits im Jahr 1228 erhielt die Cartoixa durch den Papst die Berechtigung, den Kirchenzehnten einzuziehen, 1313 erteilte Jaume II den Kartäusern die Konzession für den Bergbau und die Verwaltung der auf ihrem Territorium befindlichen Minen, eine Entscheidung, die 1387 noch einmal von Joan I von Aragon bestätigt wurde.

Modell der Cartoixa Santa María d’Escaladei © Tina Bagué

Im Jahr 1333 finanzierte Prinz Joan d’Aragó i d’Anjou, Erzbischof von Toledo, der selber einige Jahre in der Cartoixa als Mönch gelebt hatte, den Bau eines zweiten Klostergebäudes mit zwölf Zellen, das nun im rein gotischen Stil erbaut wurde. Eine Schenkung Berenguer Gallards von Lleida ermöglichte schließlich im Jahr 1403 den Bau eines dritten, hochgotischen Klostergebäudes mit sechs Zellen. Insgesamt beherbergte die Cartoixa Santa Maria d’Escaladei zu jener Zeit 30 Mönche und 15 Laienbrüder.

Blütezeit

Unter den Kartäusern erlebte die Region eine mehrere Jahrhunderte andauernde kulturelle Blüte. Das Kloster brachte einige bedeutende Theologen, wie zum Beispiel Andreu Capella hervor, einige seiner Mönche wie Lluís Telm und Climent Riera wurden seinerzeit heilig gesprochen. Darüber hinaus bestellten die Mönche die Felder, ließen Mühlen bauen und verbreiteten das Wissen um die Techniken des Weinbaus in der Region. Schon im Jahr 1218 hatte die Cartoixa die Rechtsprechung über die umliegenden Dörfer übernommen. Porrera, Poboleda, la Morera und Torroja und bildeten den Kern des Priorats von Santa María d’Escaladei. Dessen Einfluss prägte über Jahrhunderte die gesamte Region, deren offizieller Name als Landkreis bis heute „Priorat“ lautet.

Blick auf die Gemeinde Escaladei im Naturpark der Serra del Montsant © Miguel Raurich

Machtgefüge

Zweifellos waren die Kartäuser Meister in der Kultivierung dieser gebirgigen Hänge. Das charakteristische Landschaftsbild des Priorat mit den von Reben bestandenen, stufenförmigen Terrassenfeldern ist Werk der Mönche und öffnet den Raum für eine weitere Interpretation des Namens Escaladei. Die schweren Jahre nach der Pestepidemie brachten jedoch auch der Cartoixa eine Zeit des kulturellen Niedergangs. Diesen kompensierten die geschäftstüchtigen Mönche durch den Erwerb neuer Ländereien. Als im Jahr 1452 das Zisterzienserkloster Santa Maria de Bonrepòs aufgelöst wurde, übernahmen die Kartäuser von Esacaladei dessen Besitz. Dies führte zu einem Rechtsstreit mit den Zisterziensern von Santes Creus, über den letztlich dahingehend entschieden wurde, dass die Güter zwischen beiden Klöstern aufgeteilt wurden.

Obwohl die Kartäuser schon seit dem 13. Jahrhundert das Recht auf den Kirchenzehnten der umliegenden Dörfer für sich beanspruchen konnten, waren sie bis ins 17. Jahrhundert hinein nicht im vollen Sinne Herren über dieses Gebiet, das im Besitz der Herzöge von Cardona lag. Im Jahr 1627 unterzeichneten diese jedoch einen Vertrag über den Verkauf der Hoheit über die Dörfer Morera, Poboleda, Torroja, Gratallops, la Vilella Alta, Porrera, Masmorell y la Gambosa zum Preis von 7.500 katalanischen Pfund an das Kloster d’Escaladei. Damit übernahmen die Kartäuser die voller Herrschaft über das Gebiet, das von nun an offiziell den Namen Priorat trug. Darüber hinaus hielt die Cartoixa auch Rechte an Dörfern in den Bistümern von Tarragona, Barcelona, Lleida und Urgell. Die Cartoixa Santa Maria d’Escaladei war berühmt für ihren Reichtum. Mit der Kombination von Einnahmen durch Verpachtung und Steuern sowie landwirtschaftlichen Erträgen auf ausgedehnten Ländereien wurde die Cartoixa zum reichsten Kloster der sogenannten Kartäuserprovinz Catalunya, welche Aragón, Katalonien, Valencia und die Balearen umfasste.

Prunk und Bescheidenheit lagen in der Cartoixa d’Escaladei nah beieinander © Tina Bagué, Miguel Raurich

Kunst, Architektur und Schnaps

Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Kloster eine weitere kulturelle Blüte und wurde zu einem Zentrum der religiösen Malerei, in dem Werke von Künstlern wie Agustí Pujol und den Kartäusern  Joaquim Juncosa i Domadel und Pasqual Gaudí i Salvador Illa entstanden. In dieser Zeit unterzog man das Kloster weiterer Anbau- und Umbauarbeiten in deren Zuge auch die alten, im romanisch-gotischen Stil gehaltenen Gebäude im Stil von Barock und Klassizismus modernisiert wurden. Auch wirtschaftlich blühte das Kloster: Zu jener Zeit betrieb es mit Wein und Schnaps Geschäfte in bedeutendem Umfang und war außerdem im Besitz zweier Papiermühlen.

Das Ende einer Ära

Trotz der Kriegsereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Cartoixa de Santa María d’Escaladei bis zum Jahr 1820 durchgängig bewohnt und erhielt ihren Einfluss in der Region. Die Bewegung der Aufklärung brachte jedoch eine Schwächung der Macht des Klosters mit sich. Im Jahr 1820 mussten die Mönche zum ersten Mal das Kloster verlassen. Mit der Desamortisation unter Mendizábal 1835 wurden die Kartäuser schließlich enteignet und endgültig aus dem Kloster vertrieben, das bald darauf geplündert und niedergebrannt wurde. Innerhalb kürzester Zeit wurden die über 700 Jahre entstandenen Klostergebäude fast vollständig zerstört. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden Teil der alten Mauern sorgfältig wieder aufgebaut  und zählen heute zu den sehenswertesten Kulturdenkmälern Kataloniens.

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Was tun im Sommer? Die 7 besten Sommererlebnisse an Costa Brava, Costa Daurada & Co

Sommer, Sonne, Strand – dieser Urlaubstraum wird in Katalonien immer wieder wahr. Aber bekanntlich haben Costa Brava, Costa Daurada & Co mehr zu bieten als schöne Strände. Wir stellen Ihnen sieben spannende, entspannende und begeisternde Sommeraktivitäten vor, die ihren Strandurlaub in Katalonien zum unvergesslichen Erlebnis machen.

Schwimmen auf den Vies Braves

2 Kilometer Via Brava verbinden Platja d’Aro mit S’Agaró

Die Vies Braves sind ein Meeres-Wegenetz, das Schwimmern und Schnorchlern ermöglicht, sicher entlang der Küstenlinie im offenen Meer unterwegs zu sein. Insgesamt verlaufen 20 markierte und mit Bojen versehene Vies Braves parallel zu den Küstenwanderwegen (Camins de Ronda) der Costa Brava und Costa Barcelona. Mit Längen von 350m bis 2000m bieten sie wunderbare Möglichkeiten, die Küstenlandschaft vom Wasser aus zu entdecken. Darüber hinaus sind sie jedoch auch Orte mit vielen spannenden Aktivitätsangeboten, die Ihre Beziehung zum Meer für immer verändern könnten. Ausgebildete Schwimmtrainer, Biologen und Meeresexperten machen sich hier mit Gästen auf den Weg, um Meer und Landschaft auf neue Arten zu entdecken. Sei es bei einer geführten Schwimm- oder Schnorcheltour, beim Mondlicht-Schwimmen oder dem SwimRun Mar d’Amunt, auf den Vies Braves lernen Sie die Geheimnisse der katalanischen Küsten kennen und lieben. Wenn es so weit erstmal gekommen ist, werden sie vermutlich auch „fortgeschrittenen“ Aktivitäten wie dem Seabed-Clean-Up nicht mehr widerstehen können. Was das ist, erfahren Sie hier.

Küstenwanderungen auf dem Camí de Ronda

Strandurlaub einmal anders: Wandern auf dem Camí de Ronda © Daniel Punseti

Die „Camís de Ronda“ genannten Küstenwege, die in den letzte Jahren zu einem der großen Wanderhighlights Kataloniens avanciert sind, gibt es vermutlich schon weit über 1000 Jahre. Damals nutzte man sie natürlich nicht zum erholsamen Wandern, sondern als Kommunikationswege die kleine Ortschaften, Buchten und Strände miteinander verbanden. Unmittelbar an der Küste gelegen und mit besten Aussichten auf Meer und Buchten gesegnet, dienten die Camís de Ronda auch als Rettungswege, um im Fall des Falles Schiffbrüchige und Schiffsladungen schnell bergen zu können. Nicht zuletzt gewährten die Küstenwege den Patrouillen der Grenzwache eine perfekte Sicht aufs Meer, was Schmugglern und Schwarzhändlern das Leben um einiges schwerer machte.

Heute kann man einen Spaziergang oder auch eine mehrtägige Wanderung auf den Camís de Ronda mit ihren spektakulären Blicken aufs Mittelmeer einfach sorglos genießen, von Bucht zu Bucht und Dorf zu Dorf tingeln und die sommerliche Wanderung mit Badevergnügen, Tapas und erfrischenden Getränken verbinden. Wer eine mehrtägige Wanderung plant, findet hier die komfortabelsten Möglichkeiten. Weitere Infos zu den Camís de Ronda gibt es hier.

Radtouren auf  den Vies Verdes

Ideal für Familien: Radfahren zwischen Palafrugell und Palamós © Fons-del-PTCBG.jpg

Die Vies Verdes sind still gelegte Eisenbahntrassen, die heute als komfortable Rad-Wanderwege genutzt werden. Eingebettet in schöne Naturlandschaften sind diese Radrouten mit geringem Gefälle besonders geeignet für „Genuss-Radler“, die einfach die Freude am Unterwegs sein genießen wollen. Viele der Vies Verdes verlaufen durch die Naturparks des katalanischen Hinterlandes, doch auch direkt an der Küste gibt es reizvolle Strecken. Zum Beispiel die 6km lange Via Verda del Tren Petit, die an der Costa Brava von Palamós nach Palafrugell führt und dabei die Platja del Castell, einen der schönsten naturbelassenen Strände dieser Region passiert. Eine weitere schöne Möglichkeit für eine sommerliche Radtour in abwechslungsreicher Landschaft zwischen Bergen, Fluss und Meer ist ein Abschnitt der Ruta del Carrilet, die von Girona in den berühmten Küstenort Sant Feliu de Guixols führt. Im Hinterland der Costa Daurada führt die Via Verda de la Val de Zafán durch die weiten Ebenen des Ebrodeltas, aber auch durch den Naturpark Els Ports mit seinen spektakulären Felsformationen. Weitere Infos gibt es hier.

Sommer-Märkte

Mittelalter-Markt Terra de Trobadors in Castelló d’Empúries © Marc Castellet Puig

Nein, wir möchten Ihnen nicht einreden, dass Sie im Urlaub ständig „sportlich unterwegs“ sein müssen. Schließlich gibt es noch einige andere Wege zum Endorphin-Rausch, zum Beispiel Shoppen jenseits der bekannten Einkaufsmeilen. Im Sommer präsentieren sich viele Dörfer der katalanischen Küsten als Gastgeber für Sommer-Märkte mit Kaufrausch-Potential. Zum Beispiel das White Summer Festival. Hier steht neben Musik, Kultur und Gastronomie kreatives Shoppen deluxe auf dem Programm. Jäger und Sammler von Antiquitäten, Accesoires, Bildern, Keramik, Kleidern, Skulpturen und Vinyl verbringen den Sonntagvormittag auf dem Flohmarkt l’Encant de l’Empordà und frönen dort ungehemmt ihrer Leidenschaft. Mittelalterliches Flair vom Feinsten findet man auf den Mittelaltermärkten in Castello d’Empuries und Besalú. Übrigens: Infos zu den besten Märkten in Barcelona finden Sie hier.

Bummel durch mittelalterliche Dörfer

Besalú: Ein mittelalterliches Dorf wie aus dem Bilderbuch © ACT. Maria Geli

Jubel, Trubel, Heiterkeit an der Küste? Ist schön, aber zwischendurch reicht’s auch mal, oder? Falls Sie also eines Urlaubstages die Sehnsucht nach ruhigen, vielleicht sogar romantischen Momenten in historischen Mauern packt, dann besuchen Sie doch einfach eines der mittelalterlichen Dörfer im Hinterland der Küste. Hier scheint die Zeit still zu stehen und im Vergleich zur Küste geht es hier recht ruhig und beschaulich zu. Berühmte Beispiele für mittelalterliche Dörfer in unmittelbarer Nähe zur Küste sind Besalú mit der historischen Brücke, die zu den beliebtesten Fotomotiven Kataloniens zählt und Pals mit seinen Wehrtürmen, engen Gassen und schönen Brunnen. Eine Liste der 10 schönsten Dörfer Kataloniens finden Sie hier.

Einzigartige kulinarische Erlebnisse

Empordà i Vinyes © Marc Castellet

In Katalonien reichen die Weinberge bis zum Meer hinab © Marc Castellet

Sie wissen es ja längst – in Katalonien hat man das Kochen zur Kunstform erhoben und den Weingenuss zu spirituellen Disziplin. Wer sich in dieser Hinsicht für eher bodenständig hält, dem empfehlen wir, sich auf die eine oder andere gastronomische „Lockerungsübung“ einzulassen. Dies könnten Sie in eine unbekannte Dimension der Wahrnehmung katapultieren – alternativ könnte es auch einfach nur  Spaß machen und schmecken. Unsere Tipps:
Enokayaking in Llança verbindet eine Kayaktour mit Blick auf die Weinlandschaften um das Cap de Creus mit der Degustation excellenter Weine aus der Region.

In Sant Carles de la Rápita weiht man Sie in die Geheimnisse des Muschelfarmings ein und führt Sie zu den größten Schätzen der Badia dels Alfacs, den Austern. Diese munden herausragend mit prickelndem Cava aus der nahegelegenen Terra Alta, Meeresrauschen und auf den Wellen tanzenden Sonnenstrahlen. Guten Appetit!

Festival-Sommer an der Küste

Festival Peralada ©  Marc Castellet Puig

Auf lange Urlaubstage folgen lange Urlaubsnächte , die man unbedingt mit einem Musik-Highlight der eigenen Wahl krönen sollte. Wer klassische Musik liebt, sollte einen Besuch des Festivals Torroella de Montgrí ins Auge fassen, Jazz-Begeisterte kommen beim Jazz-Festival L’Estartit auf ihre Kosten. Das Peralada Musik-Festival bietet von Oper über Balett bis Theater ein fantastisches Spektrum erstklassiger Aufführungen, das Cap Roig Festival versammelt Größen von Sting über Joan Baez bis Macaco. In El Vendrell bietet das Festival Internacional de Música Klassik von Bach bis Debussy und in Vilafranca del Penedès lädt das Vijazz zu einer höchst synästhetische Fusion von Jazz- und Weingenuss ein.

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Geheimnisvolle Templerfestung – Die Burg von Miravet

Die Burg von Miravet hat viele Herren kommen und gehen sehen. Iberer, Mauren, Templer und Johanniter haben auf dem Hügel am Ebro Festungsmauern errichtet, den Blick über das weite Land und den mächtigen Fluss schweifen lassen und geglaubt, dass ihre Festung standhalten werde. Immer wieder fiel die Burg in die Hände neuer Herren, die den Bau erweiterten, verstärkten und modernisierten. Um das Castell de Miravet kämpften während des spanischen Erbfolgekrieges zu Beginn des 18. Jahrhunderts Anhänger der Habsburger und der Bourbonen, während der Carlistenkriege des 19. Jahrhunderts Carlisten und Liberale, während des Bürgerkriegs im 20. Jahrhundert frankistische Truppen und Republikaner. Seine entscheidende Prägung erhielt das Castell de Miravet jedoch in der Zeit zwischen 1153 und 1307 unter der Herrschaft der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“. Bis heute gilt das Castell de Miravet als beeindruckendste Templerfestung Kataloniens.

Maurische Festung im Grenzland

Die ältesten Mauern innerhalb der Festung sind Reste einer Iberersiedlung und stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Der Ursprung der heute erhaltenen Burg von Miravet geht jedoch auf die Mauren aus Al-Andalus zurück. Diese errichteten im 11. Jahrhundert hier eine Festung, die bald ausgebaut und erweitert wurde. Die maurischen Herren von Miravet stärkten ihre Burg in der vergeblichen Hoffnung, auf diese Art auch Teile der Grenze ihres Reiches schützen zu können. Doch sie lebten in einem Zeitalter, in dem sich das Machtgefüge zu Gunsten der christlichen Bewohner des Landes verschieben sollte.

Castell de Miravet: Templerburg am Ebro © Servicios Editorials Georama

Game of Thrones – Die Rückeroberung Kataloniens

Im Jahre 1134 starb Alfons I von Aragón, ohne einen Thronfolger zu hinterlassen. Zu Lebzeiten hatte er sich als große Gestalt der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der maurisch besetzten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel hervorgetan. Sein letzter Wille war es, sein Reich dem Heiligen Land zu vererben, wo wenige Jahrzehnte zuvor im Anschluss an den ersten Kreuzzug die christlichen „Kreuzfahrerstaaten“ entstanden waren.

Der aragonesische Adel hatte jedoch keinerlei Interesse an der Vollstreckung des letzten Willens seines Königs und den damit zwangsläufig verbundenen Veränderungen.  Ein Thronfolger musste her. In Ermangelung von Alternativen wurde Ramiro II, der als Mönch lebende Bruder von Alfons I, aus dem Kloster geholt, zum König gekrönt und wenig später mit Agnes Poitou verheiratet. Mit dieser zeugte Ramiro II seine einzige Tochter Petronella, krönte sie 1137 im zarten Alter von einem Jahr zur Königin von Aragón und zog sich alsbald wieder zurück ins Kloster.

Seiner Verantwortung als Herrscher über Aragón kam er durch ein geschicktes Ehearrangement nach, dass die Position Aragóns und der katalanischen Grafschaften auf der Iberischen Halbinsel stärken sollte. Ramiro II handelte einen Ehevertrag für Petronella mit dem Grafen von Barcelona Raimund Berengar IV aus, der bis zu Volljährigkeit der jungen Königin die Regentschaft im Königreich Aragón führen sollte. Als Resultat dieses Ehevertrages entstand ein Staatengebilde, das als Krone von Aragón schon bald zu einer Großmacht im Mittelmeerraum werden sollte.

Als Papst Eugen III im Jahr 1147 zum zweiten Kreuzzug aufrief, sah Raimund Berengar IV die Zeit für die christliche Rückeroberung der maurischen Taifenreiche im Süden gekommen, die später den Namen Catalunya Nova erhielten. 1148 fielen Tortosa und Lérida (Lleida), 1151 und 1153 fielen Miravet und Siurana als letzte maurische Enklaven auf katalanischem Gebiet. Raimund Berengar IV, der enge Verbindungen zu den Tempelrittern unterhielt und dem Orden auch selbst auf Zeit angehörte, vermachte die Burg von Miravet dem 1119 gegründeten Orden der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels von Jerusalem.

Ritter und Mönche: Der geheimnisvolle Templerorden

Damit lag Miravet nun in den Händen einer legendären, religiös motivierten militärischen Elite, die ursprünglich angetreten war, um die Pilger im Heiligen Land vor Überfällen zu schützen. Der Orden gewann innerhalb kurzer Zeit an Macht und Einfluss, unterhielt bald Besitzungen in ganz Europa und dem nahen Osten, entwickelte eine frühe Form des Bankwesens und wird von vielen als „erstes multinationales Unternehmen der Welt“ betrachtet. Dieser Reichtum konnte mit der proklamierten Armut der Templer insofern intelektuell unter einen Hut gebracht werden, als jeder Ritter für sich arm blieb, während der Orden als heilige Institution reich wurde. Für die damalige Zeit noch schwerer auf einen Nenner zu bringen war hingegen die Verbindung des Rittertums und seiner militärischen Aufgaben mit dem mönchischen Leben. Mönche durften keine Waffen tragen und man erwartete von ihnen eher einen Märtyrertod als die Anwendung von Kriegs- und Kampfeskunst. In Bernhard Clairvaux, dem Ordensvater der Zisterzienser, fanden die Templer einen prominenten Fürsprecher, dem der Orden die Legitimation durch den Papst verdankte. So etablierte sich die besondere Lebensart des Templerordens, die beträchtliche Auswirkungen auf die Architektur der Burg von Miravet hatte.

Die Burg: Ein kleiner Überblick

Der Burgkomplex ist in einen unteren und einen oberen Bereich mit jeweils unterschiedlichen Funktionen verteilt. Der untere Bereich umfasste u.a. Stallungen, Gärten, Lagerräume und eine Zisterne und diente gleichzeitig als erster Verteidigungsring. Im oberen Bereich lag die eigentliche Burg und das zum Verteidigungssystem gehörende Reduit. So wie bei vielen Templerburgen im Heiligen Land üblich, erstreckte sich dieses über einen Hof, auf dem verschiedene Gebäude so angeordnet waren, dass sie gemeinsam ein nahezu uneinnehmbares Bollwerk bildeten.

Ein Mittelpunkt des Lebens der Templerburg war der Waffenhof. Dieser diente, ähnlich wie ein Kreuzgang im Kloster, der Verbindung unterschiedlicher Bereiche der Oberburg. Ein weiterer Lebensmittelpunkt der Burg waren die Küche und das Refektorium. Hier wurde für alle Bewohner der Burg vom Ritter über die Offiziere bis zu den Dienern und Sklaven das Essen zubereitet, dem die Templer einige Bedeutung zumaßen. Um ihren militärischen Aufgaben gerecht werden zu können, war es ihnen im Gegensatz zu anderen Ordensgemeinschaften erlaubt, dreimal pro Woche Fleisch zu essen und auch ansonsten legte man wert auf eine kräftigende Ernährung. Das an die Küche angrenzende Refektorium mit dem Spitztonnengewölbe war vermutlich schon zur Zeit der Templer der Speisesaal, darauf deutet seine starke Ähnlichkeit mit Refektorien verschiedener Burgen im Heiligen Land, aber auch in nahe gelegenen Templerburgen wie zum Beispiel Montsó oder Peníscola hin. Die religiöse Seite des Templerlebens zeigte sich hier zum Beispiel dadurch, dass während der Mahlzeiten ein Kleriker religiöse Texte vorlas. Und natürlich verfügte Burg Miravet auch über eine eigene Kirche, denn die Ordensregel der Templer schrieb regelmäßige Gebetsstunden und Messen vor. Zur Zeit der Templer besaß die Kirche wertvolle liturgische Objekte, war jedoch entsprechend der Ordensregel der „Armen Ritter“ karg dekoriert. Die Templerkirche hat den Grundriss einer Basilika, auf dem ein spitzbogenförmig zulaufendes Tonnengewölbe aufliegt.
Eine in der Nähe der Kirche gelegene Galerie diente als kleiner Kreuzgang und ermöglichte es außerdem, Tageslicht zum Eingang der Kirche gelangen zu lassen. Diese Galerie war über eine hölzerne Treppe zu erreichen, die abgebaut werden konnte, um die Verteidigung der Beletage mit der Kirche zu erleichtern. In der Architektur von Miravet spiegelt sich die kontinuierliche Verschränkung religiöser und militärischer Notwendigkeiten eindrucksvoll wieder.

Starke Mauern sollten Burg Miravet vor Angreifern schützen. Foto: Albert Torreló auf Flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Drei unterschiedliche Mauertypen grenzten die Burg nach außen ab: Das zur Steilwand gelegene Mauerwerk war das bei weitem schwächste, da von dieser Seite keine Bedrohung bestand. Die Mauer des oberen Bereichs bildete mit ihren Türmen ein kompaktes Reduit, während die Mauern an der Nordseite weniger stark waren, die Burg aber von dieser Seite dennoch effektiv gegen Angriffe schützten. Und doch fiel Kataloniens berühmteste Templerburg im Jahr 1308 nach einer langen Belagerung.

Die Welt im Wandel: Das Ende der Templer

Erneut war die Welt im Wandel begriffen. Der bei den Templern hoch verschuldete französische König Philipp IV, drängte die Macht von Adel und Kirche zurück und etablierte ein modernes, frühabsolutistisches Staatswesen. Den beträchtlichen Einfluss des Templerordens, der praktisch die gesamten Bankgeschäfte der Krone kontrollierte, schaltete er aus. 1307 klagte er die Templer kollektiv der Ketzerei, Götzenanbetung und Sodomie an, Jaime II von Aragón zog mit und ordnete eine Belagerung der Festungen des Ordens an. Nach der Auflösung des Templerordens wurde Burg Miravet an den Johanniter-Orden übergeben, der bis ins 19. Jahrhundert hinein Herr der Burg war.

Burg Miravet gilt als die beeindruckendste Templerburg Kataloniens © Miguel Raurich

Ein Ort voller Geschichte(n)

Im 21. Jahrhundert ist Castell de Miravet zum Treffpunkt anderer außergewöhnlicher Herren geworden. Auf Initiative der Spanischen Tolkien-Gesellschaft fungierte die Burg im Mai 2018 bereits zum zweiten Mal als Ort der Zusammenkunft für Hobbits, Elben und Zwerge anlässlich des Treffens des „Herrn der Ringe“. Ohne Zweifel ist und bleibt Miravet ein geheimnisvoller Ort, dessen Mauern wie geschaffen sind, um Geschichten auf sich wirken zu lassen.

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Das Geheimnis der Schöpfung: La Pedrera

„La Pedrera wurde nicht von Gaudí geschaffen“, heißt es im Vorspann zu dem wunderbaren Kurzfilm, den wir hier vorstellen. Er ist der Casa Milà in Barcelona gewidmet, die im Volksmund auch gerne La Pedrera, „der Steinbruch“ genannt wird. Diesen Spitznamen verdankt Casa Milà riesigen Steinblöcken aus den Bergmassiven El Garraf und Vilafranca del Penedès, aus welchen die wellenförmige Fassade dieses Meisterwerkes Antoni Gaudís gearbeitet wurde.

Casa Milàs – „La Pedrera“ © Imagen M.A.S.

In der Pedrera präsentiert sich die einzigartige architektonische Formensprache Gaudís als eine in Stein gegossene poetische Fantasie. Casa Milà ist ein Gesamtkunstwerk, in dem der Meister nicht nur für den architektonischen Entwurf verantwortlich zeichnete. Sämtliche Details vom spektakulären Eisentor des Haupteingangs über die sechseckigen Keramikfliesen mit Tintenfisch-, Stern- und Schneckenmuster bis zu den ergonomisch geformten Türdrückern aus Bronze tragen ganz unverkennbar die Handschrift des großen Architekten. Weshalb also sollte man behaupten, die Pedrera sei nicht von Gaudí geschaffen worden?

Antoni Gaudí selbst sah sich nicht als einen Künstler, der neue Formen erschuf. Die Natur war seine große Lehrmeisterin, die er beobachtete, erforschte und so tief zu verstehen suchte, dass er ihre Formen in seiner Architektur neu zusammenfügen und gestalten konnte. Gemeinsam mit seinem engsten Mitarbeiter Josep Maria Jujol, der maßgeblich an der Entstehung der Pedrera beteiligt war, sammelte er Pflanzen, Steine, Muscheln und Knochen als Vorlagen für mögliche Formmotive.

Architektur als Spiegel der Natur: Das Treppenhaus der Casa Milà © Imagen M.A.S.

Casa Milà ist ein herausragendes Beispiel für die reife Baukunst Gaudís, in welcher Ornament und Struktur sich nicht mehr als getrennte Elemente gegenüber stehen, sondern zu einer Einheit verschmelzen. Formen bewegten Wassers und vom Wasser geschaffene, grottenhafte Formen, Muscheln, treibender Seetang und geheimnisvolle organisch anmutende Elemente fügen sich zusammen zu einer merkwürdig vertrauten und doch fremdartigen Welt. „Die Pedrera ist ein Meisterwerk der Natur“, lässt uns der Kurzfilm wissen. Gaudí hätte diesen Satz zweifellos als großes Kompliment verstanden und an dem bildgewaltigen Kurzfilm über La Pedrera seine helle Freude gehabt.