Es gibt viele Wege, Katalonien zu entdecken. Sie können die katalanischen Landschaften wandernd, mit dem Auto oder mit dem Fahrrad erkunden. Große Städte wie Barcelona, Tarragona und Girona laden ein Kataloniens urbane Kultur zu entdecken. Wer ländliche Ruhe und Slow Travel liebt, dem seien das Ebrodelta und die Pyrenäenregion Pallars besonders ans Herz gelegt. Einer der sinnlichsten Wege ins Herz Kataloniens ist der Genuss der katalanischen Küche.
Aber natürlich sollten Sie sich auch katalanische Feste und Traditionen einmal zu Gemüte führen. Zu diesen zählt zum Beispiel der katalanische Volkssport, Castells genannte Menschentürme zu errichten. Ein zweifellos unvergessliches Erlebnis ist die Patum de Berga, die ganz im Zeichen des Feuers und der Fabelwesen steht. Auch der katalanische Nationalfeiertag Diada de Sant Jordi ist ein Fest, dass zu erleben sich lohnt. Schließlich hat es seinen Ursprung in der katalanischen Version der Legende um den Heiligen Georg.
Kataloniens Legenden sind übrigens ein weiterer wunderbarer Weg, die Geheimnisse der Landschaften zwischen Pyrenäen und Mittelmeer zu enthüllen. Deshalb stellen wir Ihnen hier 7 katalanische Legenden und ihre Orte vor.
Cap Norfeu – Naturpark Cap de Creus, Costa Brava
Am östlichsten Zipfel der Iberischen Halbinsel, wo die Ausläufer der Pyrenäen auf das Mittelmeer stoßen, erstreckt sich der Naturpark Cap de Creus. Erosion und Tramuntana-Winde haben dieser Landschaft ihre einzigartige Form verliehen. Ihre bizarren Felsformationen prägten das Werk Salvador Dalís und haben seit jeher die Fantasie der Menschen angeregt. So rankt sich um das Cap Norfeu bei Roses, eine Legende aus klassisch griechischer Zeit.
Während eines Wintersturms erlitt der mythische Sänger Orpheus Schiffbruch am Cap de Creus. Er rettete sich auf einen Felsen mitten im Meer. Dort verbrachte er die Nacht zitternd vor Kälte und wartete auf den Sonnenaufgang. Als es Tag wurde, fielen die ersten Sonnenstrahlen über den Felsen Roca del Gat auf die Bucht von Roses, die herrliche bewaldete Küste und den verschneiten Berg Canigó im Hintergrund. Berührt von der Schönheit dieser Landschaft, nahm Orpheus seine Lyra und begann zu spielen, was sein Herz ihm eingab. So herrlich war seine Musik, dass Felsen und Berge – von Sehnsucht erfasst – begannen, zur Roca del Gat zu streben. So entstand ein Landarm, der schließlich den Fels des Orpheus berührte und ihm ermöglichte, sicher an Land zu gehen.
Der legendäre Graf von Arnau und die Landschaften des Ripollès
Die Legende des Grafen von Arnau ist eine der berühmtesten Kataloniens. Der lasterhafte Adelige ist verdammt, bis zum Ende der Zeiten durch die nächtlichen Berge des Ripollès zu reiten. Diese ewige Verdammnis verdiente er sich auf vielerlei verschiedenen Wegen. Er behandelte seine Vasallen schlecht, missbrauchte seine Macht, betrog seine Soldaten und verführte unschuldige Damen.
Viele der Legenden um den Grafen von Arnau spinnen sich um seinen ehemaligen Wohnsitz, das Castell de Mataplana. Nicht weit vom Schloss befindet sich in den Bergen das Heiligtum von Montgrony. Es heißt der Graf von Arnau habe sich Strafe des Himmels in Teilen damit verdient, die Stufen nach Montgrony bauen zu lassen, ohne die Arbeiter zu bezahlen. Eine weitere berühmt gewordene Missetat, sind die nächtlichen Besuche des Grafen bei der Äbtissin des Klosters Sant Joan de les Abadesses. Das ohnehin sehenswerte Kloster, das im Jahr 885 gegründet wurde, beherbergt ein dem Grafen von Arnau gewidmetes Museum. Wer wissen möchte, welche Spuren diese zentrale katalanische Legende in Literatur, Musik, Geschichte und Literatur hinterlassen hat, ist hier an der richtigen Adresse. Die konsequente Lasterhaftigkeit des Grafen, welcher der Sage nach noch heute in den Bergen des Ripollès umgeht, inspiriert auch den jährlich im Sommer stattfindenden Markt des Comte Arnau. Die Daten für den Markt werden hier bekannt gegeben.
Die Feen von Gorg d’en Pèlags – Caldes de Montbui
Caldes de Montbui ist ein Ort mit Geschichte. In den hiesigen Thermalquellen suchten schon die Römer Heilung und Entspannung. Neben dem antiken Römischen Bad sind auch andere Monumente dieser Epoche und Teile der mittelalterlichen Festung erhalten geblieben. Doch auch die umgebende Landschaft hütet einen besonderen Zauber.
Wer diesen entdecken möchte, macht sich auf den Weg entlang des Wildbachs Torrent del Pascol und gelangt so zu einer Gumpe mit dem Namen Gorg d’en Pèlags. Hier, zwischen den Hügeln Turó del Pi de les Tres Branques und Turó de la Torre Roja, halten die Feen ihre Zusammenkünfte.
Man erzählt sich, dass in der Mitte der Johannisnacht, alle Feen des Landkreises ein jährliches Treffen abhalten, bei dem sie ihre Kleider Waschen. Im Licht des Mondes tanzen sie nackt zum Klang einer Musik, welche die Menschen nicht hören können. Wer sich in der Johannisnacht langsam und leise der Gorg d’en Pèlags nähert, kann sie sehen, aber nicht hören. Die Feen hingegen, hören das kleinster Geräusch der Menschen, aber können sie nicht sehen. Wer einen Blick auf die Fabelwesen erhaschen möchte, hat wenig Zeit. Mit dem letzten Schlag der Uhr zur Mitternacht suchen die Feen das Weite und sind nicht wieder zu sehen, bevor ein Jahr vergangen ist.
La Moreneta, die schwarze Muttergottes – Montserrat
Der Montserrat ist ein magischer Ort. Die zerklüftete Gebirgslandschaft voll schroffer Spitzen und bizarrer Felsformationen strahlt eine Spiritualität aus, der man sich schwer entziehen kann. Wunder und geheimnisvolle Begebenheiten sind hier Teil der gefühlten Realität. Wer sich Zeit nimmt, den Naturpark Montserrat wandernd zu erkunden, wird bald ein Gefühl für die ganz besondere Atmosphäre des Ortes bekommen. Vor diesem Hintergrund erscheint die wundersame Geschichte der katalanischen Schutzheiligen „La Moreneta“ gar nicht so unwahrscheinlich.
Mann erzählt sich, dass im Jahr 880 einige Hirten ein großes Licht über den Bergen des Montserrat sahen. Sie machten sich auf, um zu erkunden, woher das Licht kam. Nach langer Wanderung über das Gebirge, erreichten sie den Ort, der heute als Santa Cova (Heilige Grotte) bekannt ist. Dort fanden sie das geheimnisvolle Bildnis einer dunkelhäutigen Gottesmutter, die bis heute „La Moreneta“ genannt wird.
Sie benachrichtigten den Bischof von Vic, der anordnete, die Statue nach Manresa zu bringen. Doch alle Versuche, die „Moreneta“ zu transportieren scheiterten. Je mehr sie sich vom Montserrat entfernte, umso schwerer wurde sie. Schließlich kam der Bischof zu dem Schluss, es sei der Wunsch der Jungfrau, in dem Gebirge zu bleiben, wo sie gefunden worden war. Also ließ er dort eine Kapelle für sie einrichten. Dies war der Grundstein für die Entstehung des Benediktinerklosters und der Abtei Montserrat, die seit Jahrhunderten als Wallfahrtsstätte Gläubige und Pilger anzieht.
Das Ende der Templer – Burg Miravet
Das Castell de Miravet gilt als die beeindruckendste Templerfestung Kataloniens. Auf einem Hügel über dem Ebro gelegen, war Miravet im Laufe der Jahrhunderte für unterschiedliche Herren von großer strategischer Bedeutung. Schon die Iberer siedelten hier, später errichteten die Mauren am gleichen Ort eine Festung. Sie war einer der letzten Enklaven, die unter Führung der Templer von den Christen zurückerobert wurde.
Ihre entscheidende Prägung erhielt Burg Miravet in den Jahren zwischen 1153 und 1307 unter der Herrschaft der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“. Innerhalb kurzer Zeit gewann der Orden Macht und Einfluss in ganz Europa und dem nahen Osten. Ihre politische und finanzielle Macht wurde den Templern schließlich zum Verhängnis. Unter Jaime II wurde eine Belagerung aller Templerburgen Kataloniens angeordnet.
Der Legende nach rotteten sich damals die Bürger der umliegenden Dörfer zusammen, um die Templer von Miravet zu töten. Sie verfolgten die Kriegermönche bis in den tiefsten, verborgensten Raum der Burg. Dort, am sogenannten „Platz des Blutes“, saßen die Templer in der Falle. Man erzählt sich, dass der Geruch ihrer verfallenden Leichen dort über Jahrhunderte wahrnehmbar war. Das Blut der Templer hinterließ einen schwarzen Flecken am Boden des Raumes, der bis heute sichtbar ist. Wer mehr über Burg Miravet und die Templer erfahren möchte, liest hier weiter.
Die Madonna mit dem blauen Fleck – Seu Vella von Lleida
Südlich der Pyrenäen erheb sich die Stadt Lleida über dem Fluss Segre. Ihr Wahrzeichen ist die alte Kathedrale Seu Vella. Sie ist Tei eines Ensembles historischer Gemäuer, zu dem auch die La Suda genannte Königsburg und eine beeindruckende Festungsanlage gehören. Lleidas alte Kathedrale gilt als eine der herausragendsten Schöpfungen der katalanischen Architektur des 13. Jahrhunderts. Überdies hütet sie eine Marienstatue, die sogenannte Verge del Blau, um die sich eine erstaunliche Legende rankt.
Die Verge del Blau, zu Deutsch „die Madonna mit dem blauen Fleck“, befindet sich an der Porta dels Apòstols, dem beeindruckendsten Zugang zur Kathedrale. Es heißt, dass der Bildhauer, der beauftragt war, die Statue anzufertigen, verreisen musste und die Arbeit deshalb einem seiner Lehrlinge überließ. Bei seiner Rückkehr fand er das Gesicht der kleinen Jungfrau so schön und perfekt gearbeitet vor, dass er in einem Anfall von Eifersucht einen Hammer nach der Statue warf. Dieser prallte wie ein Bumerang von der Stirn der Heiligen Jungfrau ab und traf den eitlen Bildhauer. In Folge des Stoßes verfärbte sich jedoch das Holz an der Stirn der Jungfrau, weshalb die Statue als „Madonna mit dem blauen Fleck“ in die Geschichte eingegangen ist.
Sant Christ de Salardú – Val d’Aran
Das Hochgebirgstal Val d’Aran ist Kataloniens schönstes Winterreiseziel. Während aller anderen Jahreszeiten ist das Val d’Aran ein Paradies für Mountainbiker und für Wanderer. Die finden hier wunderbare Etappenwanderwege, unter ihnen den Camin Reiau. Dieser folgt den Spuren jener alten Hauptverkehrsader des Tales, die vermutlich bereits aus römischer Zeit stammt. Auf 150 Kilometern verbindet er die 33 Dörfer des Tales. Jedes von ihnen hat seine eigenen Geschichten und Legenden.
Katalanische Heiligtümer scheinen nicht selten ein Eigenleben zu führen und klare Vorstellungen zu haben, wo sie den Menschen Trost und Zuspruch spenden wollen. Dies sieht man nicht nur an der berühmten Moreneta vom Montserrat, sondern auch beim weit weniger bekannten Christ de Salardú.
Das Dorf Salardú liegt auf einer Höhe von 1268m über dem Meeressiegel am Zusammenfluss von Garonne und Unhóla. Aufgrund seiner geographischen Lage wurde Salardú im Mittelalter befestigt. Dort wo heute die Kirche steht, erhob sich einst eine Burg. In Sant Andreu, einem Gotteshaus das im 12. und 13. Jahrhundert errichtet wurde, befindet sich die Statue des Christ von Salardú. Er ist der Protagonist einer der berühmtesten Legenden des Tales.
Man erzählt sich, dass die Christusfigur im romanischen Stil, welche die Kirche Sant Andreu schmückt, vor langer Zeit über die Wasser der Garonne ins Tal kam und es in einem Glanz erstrahlen ließ, der alle Bewohner der umliegenden Dörfer herbeilockte. Doch der in Holz geschlagene Gottessohn folgte weiter seinem Weg, bis er in Salardú zum Halten kam. Hier nahmen ihn die Bewohner des Dorfes in Empfang und errichteten ihm eine Kapelle. Seitdem steht das Dorf unter dem Schutz des Sant Crist de Salardú und hat alle Fehden und Invasionen, die ihm Laufe der Jahrhunderte das umkämpfte Tal überzogen, glimpflich überstanden.
Encantats – Nationalpark Aiguestortes i Estany de Sant Maurici
Der Nationalpark Aigues Tortes i Estany de Sant Maurici ist berühmt für seine abwechslungsreiche Hochgebirgslandschaft und die artenreiche Flora und Fauna. Sein Markenzeichen sind die vielen tiefblauen Seen und mäandernden Flüsse (“Aiguestortes”), die sogar zum Namensgeber des Parks geworden sind. Für Wanderer und Naturliebhaber bietet der Nationalpark eine Vielzahl großartiger Wanderwege und Erlebnisangebote. Überdies hütet er natürlich auch eine Menge Legenden. Eine der berühmtesten ist die Legende um die berühmten Zwillingsgipfel Encantats.
Die Encantats sind Zwillingsgipfel am See Estany de Sant Maurici im Nationalpark Aigüestortes y Sant Maurici, um die sich eine der für das Arantal so typischen Legenden rankt. „Im September als alle Einwohner des Dorfes Espot sich zu einer Wallfahrt zur Kapelle von Sant Maurici aufmachten, beschlossen zwei Burschen, auf das religiöse Tun zu verzichten und statt dessen lieber auf die Jagd zu gehen. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß, denn als sie in den hohen Bergen waren, zog ein gewaltiges Unwetter auf, und vom Blitz getroffen, versteinerten die beiden und wurden zu jenen Zwillingsgipfeln, die heute den Namen „Encantats“, die Verzauberten, tragen.
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