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Slow Travel in den Pyrenäen – Der Beginn einer großen Liebe

Erinnern Sie sich noch an den Pallars? Diesen versteckt in den katalanischen Pyrenäen liegenden Landkreis haben wir Ihnen vor einer Weile als „das Land jenseits der Zeit“ vorgestellt. Mediterrane Landschaften kontrastieren hier mit dem alpinen Zauber der hohen Pyrenäen. Hier liegt Kataloniens heimlicher „Grand Canyon“, der Congost de Mont Rebei, aber auch der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Weite Felder erstrecken sich über die Ebenen. Die höheren Lagen sind geprägt von tiefen Wäldern und kühnen Felsformationen. Außerdem charakterisieren reißende Gebirgsbäche und tiefblaue Seen den Pallars. Über dieser Fülle von Naturwundern liegt des Nachts der klarste Sternenhimmel Kataloniens, der als Unesco-Sternenpark ausgezeichnet ist.

Tavascan, Pallars Sobirà

Ein Juwel

Als Grenzland brachte die Region über Jahrhunderte eine blühende Kultur hervor, die von unterschiedlichen Einflüssen geprägt war. Die für den Pallars so typische romanische Architektur legt davon beredtes Zeugnis ab. Die vielen Burgen an der Grenze zu Frankreich zeugen jedoch auch von Konflikten und Kriegen, bei denen die Region in vorderster Front lag. Bis heute hat der Pallars die stille Schönheit seiner facettenreichen Landschaft erhalten. Auch die ursprüngliche Kultur des Ortes ist im 21. Jahrhundert lebendig. Man pflegt altes Handwerk, Hirtenkultur und traditionsreiche Feste wie die berühmten Falles.

In seiner Unberührtheit und Ursprünglichkeit ist der Pallars ein Juwel unter den katalanischen Reisezielen. Für viele ist ein Ausflug hierher der Beginn einer großen Liebe. Es ist, als könne man an diesem Ort Wurzeln schlagen, als gehöre man selbst zu diesem Land, das einen so gastfreundlich empfängt. Daher hat sich hier ein touristisches Angebot entwickeln können, dass einerseits Gästen die Möglichkeit gibt, mit Land und Leuten in echte Verbindung zu treten. Andererseits sind alle touristischen Angebote so gestaltet, dass ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen gewährleistet ist. Wir stellen Ihnen hier zwei Projekte vor, die den „Spirit“ des nachhaltigen Reisens im Pallars repräsentieren. Selten gehen Tradition und Fortschritt so einträchtig Hand in Hand. Lassen Sie sich überraschen!

Sant Joan d’Isil, Alt Àneu © Servicios Editorials Georama

GPS Tourism – Bewegter Öko-Tourismus

Nein! Beim Projekt GPS Tourism geht es nicht um digitale Navigation durch die Berge und auch nicht um Geo-Caching zwischen Trockensteinmauern und Romanischen Kirchen. GPS Tourism steht für Green Pyrenees Slow Tourism, einer Form des sanften und relaxten Reisens mit möglichst minimalem ökologischen Fußabdruck. Im Zentrum der Idee des GPS-Tourismus stehen die Konzepte von nachhaltiger Mobilität und Öko-Mobilität.

Unter nachhaltiger Mobilität versteht man hier Formen der Fortbewegung, bei denen der Mensch sich allein der eigenen Energie bedient. Die besten Beispiele hierfür sind Wandern, Trekking, MTB, Radeln oder Kanu fahren. Das Konzept der Öko-Mobilität deckt hingegen alle Formen der Fortbewegung ab, die motorisierte Fortbewegung umweltfreundlicher gestalten, als dies bei Reisen im Flugzeug oder im eigenen Auto der Fall ist. Beispiele hierfür sind die öffentlichen Verkehrsmittel vom Zug bis zum Wandertaxi. In beiden Bereichen hat der Pallars seinen Besuchern Erstaunliches zu bieten.

Nachhaltig mobil – zum Beispiel per MTB © Nicole Biarnes

Tren dels Llacs

Allein die „öko-mobile“ Anreise von Lleida im Nostalgie-Zug Tren dels Llacs, der „Vier-Seen-Bahn“ ist ein unvergessliches Urlaubserlebnis. Schon das Ambiente des Zuges mit seinem unverwechselbaren 60er-Jahre-Charme ist ein echtes Vergnügen. Noch beeindruckender sind jedoch die Aussichten auf dieser Fahrt von Lleida nach La Pobla de Segur. Ganz entspannt gleitet der Blick der Fahrgäste über die sich ständig verändernde Landschaft mit ihren immer neuen farbenfrohen Panoramen. Fruchtbare Ebenen voller Gärten und Obstplantagen, die trockenen Landschaften des Montsec mit den beeindruckenden Gesteinsformationen und schließlich die tiefgrünen Hänge der Pyrenäenausläufer. Auf dem letzten Abschnitt der Reise fährt die Bahn an jenen vier Stauseen vorbei, denen sie ihren Namen verdankt.

Der Nostalgiezug Tren dels Llacs © Consell Comarcal del Pallars Jussà

El Cinquè Llac – Wanderung zum fünften See

Wir haben ihn hier schon des öfteren in den höchsten Tönen gelobt, unseren Lieblingswanderweg El Cinquè Llac. Sein Design war von Anfang an auf das Konzept des nachhaltigen Reisens ausgelegt. Nach der Anreise mit der Vier-Seen-Bahn darf der geneigte Besucher nun aufbrechen, zu einer magischen Reise, an deren Ende der „fünfte See“ wartet.

Die fünftägige Wanderroute, die auf uralten Hirtenwegen durch die Pyrenäenlandschaft des Pallars führt, hat eine Streckenlänge von 100 Kilometern. El Cinquè Llac ist ein Route auf den Jahrtausende alten Spuren der Pyrenäenbewohner und ein Weg mitten ins Herz der Geschichte des Ortes. Die alten Legenden der Bergwelt hat man hier nicht vergessen. Für die Gäste stehen die Chancen gut, auf Einheimische zu treffen, die sie mit Freude in diese „Geheimnisse“ des Ortes einweihen. Als ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Wanderweg, setzt El Cinquè Llac nämlich nicht nur auf eine ebenso exquisite wie ursprüngliche Gastronomie und stilvolle Übernachtungen in den traditionsreichen Gasthäusern der Region, sondern auch auf authentische Begegnungen zwischen Reisenden und locals.

El Cinquè Llac – Wandern in unberührten Pyrenäenlandschaften © Jordi Peró

Ramat de Camins – Wandern auf den Spuren der Schriftsteller

Diese Route folgt den Spuren der Schriftsteller Camilo José Cela und Josep Maria Espinàs, die 1956 zu Fuß durch die Pyrenäen reisten. Die Route führt auf traditionellen Wegen, oft von Trockensteinmauern gesäumten Wegen, durch 70 Pyrenäendörfer in den Landkreisen Pallars Jussà, Pallars Sobirà, Val d’Aran und Alta Ribagorza. Wer die Pyrenäen in seinem ganz persönlichen Rhythmus erleben möchte, wird Ramat de Camins lieben, denn die Route ist für Wanderer und Läufer gleichermaßen geeignet. Wer mag, hat auch die Möglichkeit, einen katalanischen Esel zur Unterstützung mitzunehmen.

Wie auch immer Sie sich fortbewegen möchten, hier haben Sie Gelegenheit, die Pyrenäen von ihrer ursprünglichsten Seite zu erleben. Kleine Museen geben interessante Einblicke in die alte Kultur des Ortes. Im Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici und dem Naturpark Alt Pirineu präsentiert sich die Gebirgslandschaft von ihrer schönsten Seite. Überdies trägt natürlich auch die lokale Gastronomie ihren Teil zum authentischen Genuss dieser Route bei. Weitere Infos gibt es hier.

Mit dem katalanischen Esel durch die katalanischen Pyrenäen © Ramat de Camins

Literarische Wanderungen im Vall d’Assua

Das Vall d’Àssua hat einen ganz besonderen Zauber. Es entführt seine Besucher in eine lebendige Natur voller Farben und Düfte, in vergangene Zeiten und die magischen Welten der Kindheit. Es ist deshalb nur naheliegend, dass das Vall d’Àssua eine ganze Reihe katalanischer Schrifsteller inspiriert hat. Auf dieser Route lernen Sie das Leben der Hirten und ihrer Herden in diesem abgelegenen Pyrenäental kennen. Auf alten Wegen erkunden Sie die Vergangenheit des Tales und erfahren sein Leben in der Gegenwart. Herrliche Panoramablicke, ein Besuch im Hirtenmuseum, und die besondere Atmosphäre der kleinen Dörfer zählen zu den Höhepunkten dieser Route. Ein besonders überraschendes Highlight ist der Besuch einer kleinen romanischen Kirche, deren Innenraum mit zeitgenössischer Kunst aus New York überrascht. Weitere Infos gibt es hier.

Santi Moix gestaltete den Innenraum von Sant Víctor de Seurí © Nicole Biarnes

Weiter wandern

Natürlich bietet der Pallars auch noch viele weitere Wanderrouten. Schließlich liegt in diesem Gebiet nicht nur der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici, sondern auch Kataloniens größter Naturpark Alt Pirineu. Diese sind bestens geeignet, auf eigene Faust oder in Begleitung eines Bergführers die traditionelle Architektur, die Tier- und Pflanzenwelt oder auch die Geschichte und Literatur des Gebiets kennenzulernen. Wer es abenteuerlich mag, findet auf den wilden Gebirgsflüssen Gelegenheit, sich ausgiebig dem Adrenalinrausch hinzugeben. Sei es beim Rafting, Canyoning oder bei einer Kanufahrt in wilden Wassern. Auch Mountainbiker werden ihre Entdeckungsreise durch die Region lieben, in der sich Outdoor-Sport und Kultur-Erlebnis so wunderbar miteinander vereinbaren lassen.

Rafting auf dem Noguera Pallaresa © Rocroi

Über die Grenze hinaus

GPS Tourism ist ein grenzübergreifendes Projekt. Neben den Regionen Pallars Sobirà und Pallars Jussà sind auch die französischen Regionen Parc Naturel Régional des Pyrénées Catalanes, Vallée de l’Agly und Val d’Azun mit von der Partie. Sie alle bieten ihren Gästen die Möglichkeit, öko-mobil und nachhaltig eine der schönsten Gebirgslandschaften Europas zu erkunden. Im Pallars bietet sich übrigens neben der Nutzung von Zug, lokalen Buslinien und dem Nationalparkbus auch die Fahrt in der Seilbahn im Vall de Fosca an, die spektakuläre Aussichten über die Bergwelt bietet. Wer gerne radelnd die Bergwelt entdeckt, auf die ganz große sportliche Herausforderung aber gerne auch mal verzichtet, findet an verschiedenen Stellen die Möglichkeit E-Bikes zu mieten. Nicht zuletzt sind einige Wanderwege auch bestens als Route zu Pferde geeignet.

Pferde genießen ihre Sommerweiden in den hohen Pyrenäen © Nicole Biarnes

Dem Land Dankbarkeit erweisen

Und wenn wir nun alle aufbrechen in diese zauberhafte, unberührte Gebirgslandschaft? Dann hinterlassen wir Spuren. Das fragile Gleichgewicht der dem Klimawandel ausgesetzten Öko-Systeme gerät auch dann in Gefahr, wenn viele Menschen mit den besten Absichten reisen. Deshalb hat man in den katalanischen Pyrenäen das Projekt Gratitud Pallars ins Leben gerufen, zu Deutsch „Dankbarkeit Pallars“. Dies bietet Besuchern unterschiedliche Möglichkeiten, Ausgleich zu schaffen für die Belastungen, die durch unsere Anwesenheit in der Natur immer entstehen. Dem Land unsere Dankbarkeit zu erweisen führt zu einer innigen Verbindung mit diesem. Diese Art von emotionaler Verbindung mit der Erde stärkt unsere eigenen natürlichen Ressourcen ebenso wie die der Umwelt.

Die historischen Trockensteinmauern im Pallars werden von freiwilligen Helfern in Stand gehalten © Archiv El Cinquè Llac

Die Website gratitudpallars.cat stellt einen Rechner zur Verfügung, auf dem Sie den ökologischen Fußabdruck Ihrer Reise kalkulieren können. Wer einen entsprechenden Betrag spendet, hilft mit, definierte Micro-Schutzgebiete in der Region etablieren und in gutem Zustand halten zu können. Wer gerne noch mehr tun möchte, kann einerseits die Patenschaft für einen Wegabschnitt übernehmen, auf dem die historischen Trockensteinmauern instand gehalten werden müssen. Eine weitere Möglichkeit ist es, selbst als Freiwillige bei einem solchen Projekt mitzumachen. Infos zum Projekt und den vielen spannenden Möglichkeiten daran mitzuwirken finden Sie hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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