Der zweite Teil unseres kleinen Tourenguides durch die katalanischen Pyrenäen führt uns zum Nationalpark Aigüestortes und in drei Hochgebirgstäler voller kultureller Schätze und landschaftlicher Schönheiten. Vorher gilt es jedoch, die Landkreise Cerdanya und Alt Urgell zu erkunden. Auch hier bietet sich reichlich Gelegenheit zu Aktivitäten wie Wandern und Mountainbiking. Außerdem gibt es auch hier viele wunderbare Gelegenheiten, die Kultur und Lebensart der katalanischen Pyrenäen kennen und lieben zu lernen. Also, auf ins Abenteuer…
La Cerdanya – Das große Pyrenäental
Startpunkt des zweiten Teils dieser Tour ist Puigcerdà. Wer mit dem Wohnwagen unterwegs ist, findet hier mit Camping Stel einen familiären und weitläufigen Campingplatz. Von hier aus lohnt sich die leichte Rundwanderung zwischen Llívia und Puigcerdà. Die ist nicht nur landschaftlich wunderschön, sondern führt auch durch drei urige kleine Pyrenäendörfer. Doch nicht nur hier bietet La Cerdanya schöne Gelegenheiten zum Wandern. Durch das große Pyrenäental, zieht sich eine Vielzahl interessanter Routen. Die berühmtesten unter ihnen sind der Jakobsweg und der Katharerweg – und auch Mountainbiker werden von den Tourenmöglichkeiten der Cerdanya begeistert sein.
Wandern mit Kindern und eine Route der Romanik
Von Puigcerdà aus führt der Weg über die N-260 in Richtung des traditionsreichen Ferienortes Bellver de Cerdanya. Wer mit Kindern unterwegs ist, möchte vielleicht die Gelegenheit nutzen, in Bolvir einen Zwischenstop einzulegen. Hier führt der Camí de l’Aigua entlang eines alten Wasserkanals. Mit 6km Länge, einer abwechslungsreichen Landschaft und reichlich Gelegenheit zum Spielen am Wasser ist dieser Rundweg auch für Kinder eine interessante Wanderung. Zwischen Bolvir und Bellver de Cerdanya verläuft auch eine Route der Romanik, die mit dem Auto etwa 3 Stunden in Anspruch nimmt. Sie gibt schöne Einblicke in die Landschaften und Dörfer der Cerdanya und führt zu einer Reihe sehr sehenswerter romanischer Kirchen.
Von Bellver de Cerdanya in den Naturpark Cadí-Moixeró
Überhaupt ist Bellver de Cerdanya nicht umsonst ein beliebter Urlaubsort, denn hier ist der perfekte Ausgangspunkt für Exkursionen in den Naturpark Cadí-Moixeró mit seinen außergewöhnlichen Landschaften. Eine ideale Unterkunft für Wanderer ist Hostal Cal Francisco, das an einem Schnittpunkt mehrerer großer Routen liegt. Von hier aus führt ein Weg zum legendären Berg Pedraforca, auch der Katharerweg ist von hier aus direkt zugänglich.
Die Picassoroute in Gósol
Eine weitere große Wanderroute von Bellver de Cerdanya ist die Picassoroute. Sie bewegt sich auf den Spuren des jungen Künstlers, der im Jahr 1906 mit seiner Muse Fernande Olivier zweieinhalb Monate im nahegelegenen Gósol verrachte. Eingebunden in die Landschaften ihrer Entwicklung zeigt das Centre Picasso eine Zusammenschau der Werke, die in dieser Zeit entstanden. Nicht weniger spannend sind die Geschichten und Anekdoten rund um die Reise des Künstlerspaares, das eine ausgesprochen abenteuerliche Anreise in Kauf nahm, um nach Gósol zu gelangen. Die Picassoroute ist daher in jeder Hinsicht lohnend. Gleiches gilt für einen Besuch im Centre d’Interpretació del Parc Natural Cadí-Moixeró, indem das Zusammenspiel von Landschaft, Natur und Volkskultur begreifbar wird.
Die Route des alten Handwerks entdecken
Von Bellver de Cerdanya führt der Weg weiter nach La Seu d’Urgell. Auf dem Weg dorthin liegt der Ort Montellà. Wer mit dem Wohnwagen unterwegs ist, findet hier am Parking Martinet Gelegenheit für einen kürzeren oder längeren Halt. Mountainbiker können auf der BTT-Route der Romanik Sport und Kulturgenuss miteinander verbinden.
Von hier aus geht es weiter nach El Pont de Bar. Hier bietet zum Beispiel Camping El Pont d’Ardaix Unterkunft oder auch das durch und durch einladende Spa-Hotel St Vicenç. Als Station auf der „Route des alten Handwerks“ hütet der Ort ein Museum zum Weinbau im Gebirge. Ebenfalls Teil der Route des alten Handwerk ist das Museum der Wollfabrik in Arsèguel.
La Seu d’Urgell: Drehkreuz der Pyrenäenrouten
Weiter geht es nun nach La Seu d’Urgell. Die alte Stadt fungierte über Jahrhunderte als Drehkreuz verschiedener Routen über die Pyrenäen und prägte als Bischofssitz über Jahrhunderte die Kultur der Pyrenäen. Ein Spaziergang durch ihr historisches Zentrum gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt ist ihre alte Kathedrale, die als Perle der katalanischen Romanik gilt. Auch das Diözesanmuseum gibt faszinierende Einblicke in die sakrale Kunst und Kultur des 10. bis 18. Jahrhunderts.
Ein stilvolle Unterkunft ganz in der Nähe von La Seu bietet das Hotel Castell de Ciutat. Auf einem Hügel am Fuß einer mittelalterlichen Festung gelegen bietet dieses charmante Hotel traumhafte Aussichten auf die Stadt und den Naturpark und darüber hinaus eine sehr gute Küche. Wer lieber in der Stadt selbst Quartier beziehen möchte, findet im Hotel Andria ein ebenso familiäres wie ansprechendes Hotel mit Restaurant und einem weitläufigen Garten für entspannte Stunden. Eine weitere empfehlenswerte Unterkunft ist der ruhige, familiäre Campingplatz Gran Sol.
Olympisch Paddeln: Rafting Parc La Seu d‘Urgell
Auch rund um die Stadt La Seu d’Urgell gibt es viel zu entdecken. Direkt um die Ecke liegt der Rafting Parc. Er entstand im Rahmen der Olympischen Spiele in Barcelona im Jahr 1992 am Zusammenfluss von Valira und Segre. Heute ist der Rafting Parc ein El Dorado für Freunde verschiedenster Wassersportarten – von Kanusport über Open Kayak bis Hydrospeed. Wer La Seu d’Urgell im Oktober besucht, sollte die Gelegenheit nutzen und auf der Fira de Sant Ermengol Produkte der Region aus ökologischem Anbau verkosten.
Auf den Spuren der Dinosaurier
Golf-Fans haben hier die Gelegenheit zu einem kleinen Abstecher zum Aravell Golf & Country Club in Montferrer i Castellbò, der spektakuläre Aussichten auf die Serra del Cadí bietet. Ein halbstündiger Abstecher über die C-14 nach Süden führt hingegen nach Coll de Nargó, mit der Dinosfera als großer Attraktion. Nicht nur Familien mit Kindern werden von den Ausstellungen und Führungen rund um die Dinosaurier, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, begeistert sein. Auf dem Weg liegt auch der Ort Organyà. Hier bietet die Route der Dolmen Einblicke in die uralte Siedlungsgeschichte der Region. Wer lieber nur einen kleinen Schlenker fahren und trotzdem echte Pyrenäenkultur in sich aufnehmen möchte, hält in Ribera d’Urgellet und genießt köstlichen Käse aus der Region.
Das höchstgelegene Dorf Kataloniens
Beim Gebirgspass Port del Cantó auf einer Höhe von 1.720m liegt die Grenze zwischen den Landkreisen Alt Urgell und Pallars Sobirà. Somit kann letzterer sich rühmen, das höchstgelegene Dorf Kataloniens zu beherbergen, das ganzjährig bewohnt ist: Rubió. Von hier aus führt eine 4km lange Forstpiste zum Refugi Comes de Rubió. Auf fast 2000m Höhe gelegen, bietet es Gelegenheit die Gebirgsküche der hohen Pyrenäen zu genießen und auch zur Übernachtung. Ganz in der Nähe befindet sich die Skitstation Portainé, die im Sommer zum Erlebnispark für die ganze Familie wird.
Geschichte erleben
Ebenfalls ganz in der Nähe liegt die archäologische Fundstätte Santa Creu de Llagunes und in Vilamur bietet die Route „Els búnkers de la memòria“ Einblicke in die Geschichte des Bürgerkrieges im Pallars Sobirà. In Sort angekommen, lohnt sich ein Spaziergang durch die Stadt und ein Besuch des Museums Camí de la Llibertat. Der Landkreis Pallars Sobirà hütet noch immer eine ursprüngliche Gebirgslandschaft, die im Naturpark Alt Pirineu unter besonderem Schutz steht. Überdies bietet die Region eine erstaunliche Vielfalt an Erlebnismöglichkeiten für Urlauber mit verschiedensten Interessen. Für Unterkünfte unterschiedlicher Art – von der komfortablen Casa Rural bis zur Camping-Parzelle bietet hier zum Beispiel L’Orri del Pallars.
Rund um den Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici
Von hier aus führt diese Route in Richtung Vielha, der Hauptstadt des Hochgebirgstals Val d’Aran. Vorher gilt es, das Juwel unter Kataloniens Pyrenäenlandschaften zu erkunden, den Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Hier gibt es zwei Routenoptionen, die gleichermaßen attraktiv sind – und gleichzeitig völlig unterschiedlich. An dieser Stelle steht man also tatsächlich vor der Qual der Wahl.
Routenoption 1 führt durch das Hochgebirgstal Valls d’Àneu und umrundet den nördlichen Teil des Nationalparks. Routenoption 2 verläuft durch das Vall Fosca und das für seine romanischen Kirchen berühmte Vall de Boí. Diese Route umrundet den südlichen Teil des Nationalparks.
Routenoption 1: Hirtenkultur und unberührte Natur
Von Sort aus geht es über die C-13 zunächst in Richtung Llavorsí. In dieser Region ist die Hirtenkultur der Pyrenäen lebendiger Teil des Alltags. Wer Llavorsí am dritten Augustwochenende erreicht, hat Gelegenheit sich davon auf der Fira de l’Ovella aus nächster Nähe zu überzeugen. Von hier aus geht es nun weiter ins Herz des Hochgebirgstales Valls d’Àneu. Insbesondere für Familien lohnt sich vorher jedoch ein kleiner Abstecher zum Schmetterlingsmuseum in Ribera de Cardós.
Das nördliche Tor zum Nationalpark: Espot
Zurück auf der C-13 führt der Weg nun nach Espot, einem der Hauptzugänge zum Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Eine besonders einladende Unterkunft in Espot ist das Hotel&Spa Els Encantats. Wer einen Campingplatz vorzieht, findet mit Camping La Mola den perfekten Ausganspunkt für Erkundungstouren im Nationalpark. Und die gehören hier zum Pflichtprogramm. Die magische Landschaft der hohen Pyrenäen bei Wanderungen und geführten Aktivitäten zu erkunden, ist nämlich einer der Höhpunkte dieser Route.
Valls d’Àneu – Die Pyrenäen von ihrer ursprünglichsten Seite
Nächstes Ziel am Weg ist Valls d’Àneu, eines der ursprünglichsten Hochgebirgstäler der katalanischen Pyrenäen. Familien, Wanderer und Outdoorsportler finden hier ein wahres Urlaubsparadies. Es gibt reichlich Gelegenheit zu sportlichen Aktivitäten von Kayaking über Canyoning und BTT bis zum Hochseilgarten. Überdies eröffnet das hiesige Bärenmuseum Casa de l‘Os Einblicke in die Pyrenäen als Lebensraum des Braunbären.
Zum Val d’Aran
Weiter geht es nun in Richtung Baqueira. Ganz in der Nähe befindet sich die bedeutendste Ski-Station Kataloniens, Baqueira Beret doch für den Moment gilt es, sich vor allem den landschaftlichen Schönheiten zu widmen. Dazu bietet der Aussichtspunkt Guardader de Beret beste Gelegenheit. Er liegt auf einer Höhe von etwa 1.800m an der kurvigen Landstraße, die Baqueira Beret mit der Hochebene Pla de Beret verbindet. Die ist berühmt für ihre magische Hochgebirgsatmosphäre und eine geographische Kuriosität. In einer Entfernung von etwa 300m entspringen hier zwei große Flüsse. Die Noguera Pallaresa wendet sich von hier aus Richtung Süden zum Mittelmeer, während die Garonne über Frankreich zum Atlantik fließt.
Nicht nur die Garonne, auch das gesamte Val d’Aran ist zum Atlantik ausgerichtet. Deshalb hat dieses Hochgebirgstal, das als Kataloniens schönstes Winterreiseziel gilt, nicht nur ein ganz eigenes Klima, sondern auch eine eigene Kultur. Vielha, als Ziel dieser Route, ist ein perfekter Ausgangspunkt, um das Val d’Aran mit seinen vielen kleinen Dörfern, seiner hervorragenden Gastronomie und einer Vielzahl spannender Outdooraktivitäten näher zu erkunden.
Routenoption 2: Hohe Berge und die Kunst der Romanik
Diese Routenoption, die den Nationalpark Aigüestortes im Süden umrundet, führt zunächst nach Gerri de la Sal. Hier lohnt sich ein Besuch in den Salinen, bevor es weitergeht nach La Pobla de Segur. Das Altstadtviertel mit den historischen Gebäuden aus den Epochen der Romanik und des Modernisme, sollte man in Ruhe bei einem Spaziergang erkunden. Wassersportler sind am Stausee Sant Antoni an der richtigen Adresse, unbedingt sehenswert ist auch das Flößermuseum.
Ein preisgekrönter Wanderweg: El Cinquè Llac
Überdies ist La Pobla de Segur Ausgangspunkt des etwa 100km langen Rundwanderwegs El Cinquè Llac. Ausgezeichnet mit einer Vielzahl touristischer Preise, führt dieser seine Besucher mitten ins Herz des Hochgebirgstales Vall Fosca, und eröffnet ungeahnte Möglichkeiten Land und Leute sowie die alten Traditionen der Region ganz aus der Nähe kennenzulernen.
Nächste Wegstation ist Senterada, wo das kleine Landhotel Casa Leonardo zur Übernachtung einlädt. Über die N-260 führt der Weg nun nach El Pont de Suert. Wer sich für die hiesige Tierwelt interessiert, besucht das Centre de Fauna. Vom Hotel Cotori bieten sich schöne Ausblicke auf den Fluss Noguera Ribagorçana, eine weitere Übernachtungsoption ist Camping del Remei.
Romanik im Vall de Boí
Über die L-500 führt diese Route nun ins Vall de Boí. Das ist berühmt für sein Ensemble romanischer Kirchen, die als Unesco-Welterbe unter Schutz stehen. Überdies befindet sich hier der zweite Hauptzugang zum Nationalpark Aigüestortes und nicht zuletzt ist das Vall de Boí ein perfekter Urlaubsort für Familien. Wer sich einmal richtig verwöhnen lassen möchte, nimmt hier Quartier im Thermalhotel Caldes de Boí. Auf diese Art stimmt man sich dann schon einmal auf die genussvollen Unterbringungsmöglichkeiten zum Finale dieser Route ein.
Genussvolles Finale im Val d‘Aran
Das Val d’Aran kann nämlich gleich mit zwei Paradores Turísticos aufwarten, einem in Vielha und einem in Artíes. Wer sich nun nicht von den blauen Bergseen des Nationalparks Aigüestortes trennen kann, darf sich getröstet fühlen. Die Wanderroute Llacs del Circ de Colomèrs führt durch eine Bilderbuchlandschaft der Pyrenäen und ist berühmt für die Schönheit ihrer tiefblau glänzenden Seen. Wir wünschen Ihnen eine genussvolle Zeit in den katalanischen Pyrenäen!
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