In Katalonien gibt es Dutzende von Bauwerken, die die UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen hat und lohnende Ziele sind. Dass Gaudís Sagrada Família dazu gehört, versteht sich von selbst. Aber wer kennt schon die Kirche Sant Feliu de Barruera? Das Krankenhaus Sant Pau? Oder die römische Stadtmauer von Tarragona? Im Übrigen schützt die UNESCO neben einzigartigen Bauten auch das „immaterielle Welterbe“ Kataloniens: die Mittelmeerküche, das Volksfest Patum de Berga oder die Castells genannten Menschentürme. Hier die zehn Highlights, die man auf keinen Fall versäumen sollte:
La Sagrada Família
La Sagrada Família, Barcelonas Wahrzeichen. Auch wenn Antoni Gaudí die Kirche nicht vollenden konnte – sie ist sein Meisterstück. Bis zu seinem Tod im Jahr 1926 arbeitete der geniale Architekt an dem Bauwerk, das 1882 in neogotischem Stil begonnen wurde. Zwölf Türme hatte er geplant, doch nur die Apsis und die Fassade mit der Darstellung von Christi Geburt konnte er zu Ende führen. Inzwischen wurden die Arbeiten auf der Grundlage von Zeichnungen und Modellen vor allem von dem Bildhauer Josep M. Subirachs weitergeführt und die Kirche offiziell geweiht.
Römisches Amphitheater von Tarragona
Nirgendwo in Katalonien haben die Römer so viel hinterlassen wie in Tarraco, dem heutigen Tarragona. Wie ein offenes Geschichtsbuch geben die römischen Mauern, der Zirkus, das Forum oder die Nekropolis mit ihren Sarkophagen Auskunft über das Leben in der damaligen Kolonie. Am eindrucksvollsten ist das im 2. Jahrhundert nach Christus errichtete das Amphitheater, das gleich neben dem Meer liegt. Alle möglichen Spektakel, Gladiatorenkämpfe und Tierjagden fanden in dem ovalen Gebäude vor bis zu 14 000 Zuschauern statt. Im 6. Jahrhundert wurde auf den Mauern wiederum eine westgotische Basilika errichtet, aus der im 12. Jahrhundert eine romanische Kirche wurde. Eine denkwürdige Collage!
Zisterzienserabtei Santa Maria de Poblet
Inmitten der Weinberge Tarragonas ist eins der größten und prachtvollsten Königsklöster Spaniens eingebettet, das einst auch Grabstätte der katalanisch-aragonesischen Herrscher war. Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert erbaut, war das Reial Monestir de Santa Maria de Poblet ebenso mächtig wie reich und strahlte weit in die Region aus. Mit mehreren Mauerringen wie eine Festung gesichert, enthält es eine einzigartige Bibliothek, besonderer Blickfang ist außerdem das Brunnenhaus. Heute leben hier noch dreißig Mönche. Wer will, kann sich für eine Weile zu ihnen gesellen, ihren gregorianischen Gesängen lauschen und im Gästehaus samt Solarzellen unterkommen.
Sant Climent de Taüll
Die Pyrenäen sind geradezu gespickt mit Spuren der romanischen Baukunst, vor allem aber das Tal Vall de Boí nahe dem Nationalpark Aiguestortes. Hier die Eremitage Sant Quirc de Durro mit einem Bildnis des Nikodemus, dort Sant Feliu de Barruera oder Santa Eulàlia d’Erill-la-Vall mit ihrem sechs Stockwerke hohen Turm – für zusätzlichen Reiz sorgt jeweils die Kulisse, die Gebirgslandschaft auf mehr als tausend Meter Höhe. Besondere Perle ist die Kirche von Santa Climent de Taüll: 1123 errichtet, ist sie mit ihren drei durch Säulen getrennten Längsschiffen und dem Chorraum mit drei Absiden der Prototyp der romanischen Basilika. Im Inneren haben sich neben drei Holzstatuen Teile der einstigen Wandbemalung erhalten. Die Symbolfigur des Pantokrators ist allerdings nur in Kopie zu bewundern – das Original hängt im Katalanischen Nationalmuseum.
Die Felshöhlen der Serra De Godall
Bis zu acht Jahrtausende reicht die Geschichte Kataloniens zurück – das bezeugen Felsmalereien im Süden des Landes, die zu den bedeutendsten Europas gehören. 1975 haben Kinder die ersten Figuren in einer Felshöhle in der Serra de Godall bei Ulldecona entdeckt. Daraufhin wurde hier tüchtig gegraben, bis nach und nach vierzehn Höhlen freigelegt wurden, die mit insgesamt 386 Figuren ausgemalt sind. Sie stellen vor allem Jagdszenen dar. Besonders markant ist die Darstellung eines Hirsches, aber auch andere Tiere sind neben menschlichen Figuren zu erkennen. Weitere prähistorische Höhlenmalereien – darunter Tanzszenen – sind in der Höhle der Mauren bei El Cogul zu finden.
Els Castellers – katalanische Menschentürme
Bei den Castells – zu Deutsch „Burgen“ – genannten Menschentürmen wirkt ausnahmsweise kein namhafter Baumeister mit. Vielmehr sind es Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die hier auf- und übereinanderklettern, sodass bis zu acht „Stockwerke“ hohe Pyramiden entstehen. Vor allem in der Provinz Tarragona wird diese Tradition gepflegt, die oft die Krönung von Stadt-, Dorf- und anderen Festen ist. Dafür müssen sich die Colles genannten Gruppen lange vorher zum Üben treffen, viel Mut, Geschick, Geduld und vor allem auch Gemeinsinn beweisen. Denn nur wenn alle zusammenwirken, kann das beeindruckende Kunststück gelingen.
Casa Milà „La Pedrera“
Einst als „Steinbruch“ – katalanisch Pedrera – verspottet, ist die als Privathaus konzipierte Casa Milà am Passeig de Gràcia heute eins der Lieblingsmotive der Fotografen. So verspielt und genial zeigt sich Architektur selten: An der Fassade scheint sich der Stein in beschwingte Wellenbewegungen aufzulösen, auf dem Dach windet er sich zu verdrehten Säulen. Innen lässt sich auch eine der unkonventionellen Wohnungen besichtigen, im Dachgeschoss führt wiederum der Espai Gaudí in Leben und Werk des Erbauers ein. Und natürlich darf man sich auf keinen Fall die Dachterrasse entgehen lassen, wo man unter anderem romantische Sommernächte mit Musik und einem Glas Cava verleben kann.
Casa Batlló
Geradezu märchenhaft sieht die Casa Batlló schrägt gegenüber der Pedrera aus, die Gaudí zwischen 1904 und 1906 im modernistischen Stil umgestaltete. Dabei inspirierte er sich an der Legende vom Drachentöter Sant Jordi, dem Heiligen Georg, der Schutzpatron Kataloniens ist. In der Galerie des ersten Stocks wird das Maul des Drachen angedeutet, am Dach sein schuppenartiger Rücken, die schmiedeeisernen Balkone sollen für Totenköpfe stehen. Weder mit Farben noch mit Formen, Mosaiken oder Fliesen wurde gespart. Innen kann man den Lichthof, die originalgetreu möblierte Belle Etage bewundern und auf dem Dach die Kamine bewundern, in denen sich die Schwanzspitze des Drachens verstecken soll.
Krypta der Colònia Güell
Weniger bekannt als die übrigen Werke ist Gaudís Krypta Teil der Colònia Güell, einer modellhaften Industriesiedlung außerhalb von Barcelona. Sie ist so etwas wie die Vorstudie zur Sagrada Família. Denn vieles, was der Architekt hier ausprobiert hat – schräge Wände und Säulen, die Ornamente, die Mischung von Backstein und anderen Materialien wie Keramik – hat er später wieder aufgenommen. Ursprünglich hatte Gaudí eine Kirche mit einem unteren und einem oberen Kirchenschiff geplant. Doch aus Geldmangel konnte er nur den unteren, Krypta genannten Teil, verwirklichen. Trotzdem oder gerade deshalb wirkt sie mit ihrem intimen Charakter besonders eindrucksvoll.
Palau de la Música Catalana
Eigentlich ist der Musikpalast eine Konzerthalle, die das Ohr verzaubern soll. Doch bei ihrem Anblick gehen einem auch die Augen über: Mit unzähligen Mosaiken, farbigen Glasbildern, Skulpturen, Blumen und anderen Motiven verziert, zählt das von Lluís Domènech i Montaner zwischen 1905 und 1908 erschaffene Gebäude zu den schönsten Werken des Modernisme, der katalanischen Variante des Jugendstils. An der Fassade grüßen die Büsten von Bach, Beethoven und Wagner, innen empfangen einen ein prunkvolles Vestibül, die Konzerthalle selber ist eine grandiose Hommage an Wagners „Walküre“ mit wunderbarer farbiger Glasdecke. Es lässt sich kaum eine spektakulärere Kulisse für Orchester-, Jazz- und Rockkonzerte vorstellen.