„Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel.“ Diese Feststellung Charles Darwins lässt sich in so ziemlich jeder Lebenslage anwenden. Besonders passend ist sie, wenn wir einen Blick auf die Entwicklungen an der Costa Brava werfen. In Torroella de Montgrí-L’Estartit ist die Evolution des Tourismus in eine neue Phase eingetreten. Diese ist so zukunftsweisend, dass sie die Aufmerksamkeit der Vereinten Nationen auf sich gezogen hat.
Im Rahmen des Projektes „Life Pletera. Die Landschaft neu gestalten“ wurde von 2014 bis 2018 ein bereits in Teilen bebautes Feuchtgebiet zwischen der Siedlung Els Griells und der Mündung des Ter renaturiert. Am 6. September 2019 erhielt Life-Pletera beim 14. Human Settlements Forum im Sitz des UN-Wirtschaftsausschusses für Afrika den renommierten Sustainable Cities and Human Settlement Award in der Kategorie „Low-Carbon Ecological Scenic Spot“.
Weshalb die Renaturierung eines kleinen Feuchtgebietes ein bedeutender Schritt im Umgang mit dem Klimawandel ist, wie Torroella L’Estartit zu einem innovativen Umgang mit den Anforderungen des Tourismus fand und weshalb Ihr Urlaub in Torroella de Montgrí – L’Estartit dank dieses Projektes noch schöner wird, erfahren Sie hier.
Als es mit L’Estartit zu Ende ging…
Der Küstenort L’Estartit war einer der ersten an der Costa Brava, die in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Aufmerksamkeit großer Reiseveranstalter auf sich zogen. L’Estartit schien mit seiner Vorreiter-Position im Reise-Geschäft das große Los gezogen zu haben. In den 60er-Jahren begann man mit dem Bau großer Hotels, die allerdings schon in den 80er-Jahren nicht mehr konkurrenzfähig waren. Andere Küstenorte setzten nun mit wirklich großen Hotels neue Maßstäbe im preiswerten Strandtourismus. In L’Estartit tat man etwas radikal anderes. Man dachte den Tourismus neu.
Der Beginn einer neuen Epoche
Ab den 90er-Jahren war Naturschutz ein wesentlicher Motor der touristischen Entwicklung des Ortes. Bereits 1982 waren die Medas-Inseln zum Meeresreservat deklariert worden. 2010 stellte man dann 8.200ha des Gemeindegebietes als Naturpark Torroella de Montgrí-Islas Medas und Baix Ter unter Schutz. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Sechs Kilometer sauberer, feinsandiger Strände begeistern Familien ebenso wie Wassersportler. Das Meer um die der Küste vorgelagerten Medes-Inseln gilt mit seinen bunten Algen, den Korallen und Gorgonien, Kraken und Seesternen heute als eines der schönsten Tauchgebiete des westlichen Mittelmeers. Die felsige Küstenlandschaft L’Estartits duftet nach Pinien und Meeressalz und lockt mit schönen Wanderwegen voller herrlicher Aussichten.
Schatten der Vergangenheit
Allein das Gebiet zwischen der etwas außerhalb des Ortes am Strand gelegenen Siedlung Els Griells und der Mündung des Flusses Ter fristete trotz aller Bemühungen über lange Jahre ein trauriges Dasein. Noch in den 80er-Jahren war dort die Baugenehmigung für eine touristische Siedlung mit Platz für etwa 3000 Personen erteilt worden. Teile dieser Siedlung waren bereits errichtet, als die Bauunternehmung zu Beginn der 90er-Jahre das Projekt aufgab. Das Gebiet wurde nun zwar als „nicht bebaubar“ deklariert, wie es Umweltschützer von Beginn an gefordert hatten. Das Feuchtgebiet zwischen Meer und Fluss mit seinem einzigartigen Ökosystem war jedoch zerstört worden.
Zurück – Und in die Zukunft!
Im Rahmen des Projekts Life Pletera wurde der Landstrich zwischen dem Meer und den Feldern des Hinterlandes wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Eine in Teilen angelegte und dann verfallene Strandpromenade sowie künstlich aufgeschüttete Materialien wurden abgetragen. Im Rahmen des interdisziplinären Projekts hat man neue Brackwasserlagunen geschaffen, in deren Umfeld nun wieder die für salzige Feuchtgebiete typische Flora und Fauna Heimat findet. Vom Meer durch eine große Düne getrennt, erfüllt dieses Feuchtgebiet nun wieder seine vielfältigen ökologischen Funktionen.
Dem Klimawandel begegnen
Im Zuge der touristischen Erschließung des Mittelmeerraumes ist eine Vielzahl der natürlichen Feuchtgebiete zwischen Meer und Land trockengelegt worden. Abnehmende Artenvielfalt ist nur eine der traurigen Konsequenzen dieses Prozesses. Mindestens ebenso bedenklich ist die Tatsache, dass durch die Trockenlegung dieser Gebiete die im Zuge des Klimawandels ohnehin erhöhte Gefahr von Überflutungen steigt. Derzeit steigt der Meeresspiegel in L’Estartit alle zehn Jahr um 4cm.
Feuchtgebiete wie La Pletera wirken bei Sturmfluten und Hochwasser als Auffangbecken. Hier kann sich das Meerwasser auf natürliche Weise sammeln, so dass die nahegelegenen landwirtschaftlich genutzten Gebiete nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Nicht zuletzt leisten salzige Feuchtgebiete wie La Pletera einen Beitrag zur Senkung des CO2-Gehaltes in der Erdatmoshpäre, da sie Kohlenstoffe binden.
Das Projekt La Pletera ist keine isoliert Maßnahme. Es fungiert als Modell, dass in Zusammenarbeit mit dem EU-Projekt Life und dem Projekt MEDACC (Adapting the Mediterranean to Climate Change) unter Leitung des katalanischen Büros für Klimawandel durchgeführt wurde. Die im Rahmen des Projektes durchgeführten wissenschaftlichen Studien bilden eine Basis, um den Konsequenzen des Klimawandels zu begegnen.
Natur genießen
Das Projekt La Pletera ist jedoch mehr als eine Umweltschutz-Maßnahme. Es ist gleichzeitig auch ein neuer touristischer Anziehungspunkt. Als ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Urlaubsort, zieht L’Estartit viele naturbegeisterte Besucher an. Und die finden in und um La Pletera eine ganz besondere Form des Urlaubsglücks. Zunächst mal ist da der fast endlos wirkende, feinsandige Strand, dessen große Dünen als natürliche Barriere zum Feuchtgebiet fungieren. Schon hier sieht man die Schönheit der für dieses Biotop so typischen Salzpflanzen. Diese kann man sorglos bewundern, denn der Zugang zum Strand führt über bequeme Holzstege. Das Feuchtgebiet der Pletera selbst kann man auf ebenfalls über Holzstege führende Wanderwege erkunden. So können Besucher dieses faszinierende Ökosystems aus nächster Nähe erleben, ohne dessen fragiles Gleichgewicht zu gefährden.
Die Renaturierung der Pletera, macht das Gebiet nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel wieder attraktiv. Seit kurzem sind in einer der Lagunen des öfteren zwei Flamingos anzutreffen. Diese sind derzeit die „Stars“ der Pletera, die bei der lokalen Bevölkerung echte Begeisterung auslösen. Die Experten hoffen, dass innerhalb der nächsten Jahre hier wieder viele Wasservögel heimisch werden.
Bis dahin gibt es noch viele andere spannende Dinge zu entdecken. Schautafeln informieren über die Tier- und Pflanzenwelt der Pletera, die Böden, Lagunen und die vielen faszinierenden Verbindungen zwischen all diesen Elementen, die nur oberflächlich betrachtet voneinander getrennt sind.
Einen Beitrag über die Highlights eines Uraubs in in Torroella de Montgrí-L’Estartit finden Sie hier. Infos zum Aktivurlaub im Naturpark Torroella de Montgrí, Medas-Inseln und Baix Ter gibt es hier.
Fragen zu Katalonien?