Alle Beiträge von Catalan Tourist Board Team

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Les vies verdes – Die Grünen Wege

In Katalonien gibt es fünf Grüne Wege, die aus stillgelegten Bahnstrecken angelegt wurden und die nicht motorisierte nachhaltige Mobilität von Radfahren und Wanderern fördern sollen.

Im Osten der Pyrenäenausläufer erschließen sich dem Zweiradliebhaber 135 Kilometer Strecke, die Ruta del Ferro i del Carbó (Eisen- und Kohleweg) mit Ausgangspunkt in Ripoll und Ankunft in Orgassa, über Sant Joan de les Abadesses, oder die ehemalige Bahnstrasse Carrilet, mit zwei möglichen Routen, von Olot nach Girona (54km) oder von Girona nach Sant Feliu de Guíxols (40km).

Weitere Informationen:

Frühling auf den Vies Verdes – Ein Rad-Abenteuer für die ganze Familie

Im Süden Kataloniens bringen uns die Grünen Wege des Baix Ebre und Terra Alta, jeder von ihnen 27 Kilometer lang, durch wunderschöne, landschaftliche Reliefformen dicht am Meer.

Weitere Informationen:

Vies Verdes – Die Grünen Wege von Tarragona

Carril Bici

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Mountainbike

Mountainbike-Zentren Katalonien

Zurzeit können die Radsportfreunde ein Netz von 19 Mountain-Bike Zentren mit insgesamt 265 Routen und über 5300 ausgeschilderten Kilometern genießen.

Pirineu de Girona © The Col Collective

Was sind die Mountainbikezentren Katalonien? 

Es handelt sich um ein frei zugängliches Terrain, auf dem man mit dem Mountainbike fahren kann. In allen Mountainbikezentren Kataloniens gibt es mindestens eine Sammelstelle, and der Sie Informationen für Touristen und Serviceleistungen erhalten. Von hier aus starten außerdem verschiedene Mountainbike-Routen. Alle Strecken eines Centre BTT sind zusammen mindestens 100 Kilometer lang und gut ausgeschildert. So ist es sehr einfach, diese Strecken zu befahren und gleichzeitig die wundervolle Natur, Landschaft und Kultur des Landes zu geneißen.

Was bietet Ihnen ein Mountainbike-Zentrum?

– Mindestens 100 km unterschiedlicher Strecken mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden mit guter Ausschilderung  und Kennzeichnung.

– Eine Sammelstelle, an der Ihnen Dienstleistungen rund ums Fahrrad geboten werden, und die gleichzeitig auch als Touristeninformation dienen. Hier erhalten Sie Informationen über die Routen, touristische Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen, als auch Informationen über die Unterkunftsmöglichkeiten und das gastronomische Angebot der Region.

– Weitere Dienstleistungen ergänzen das Angebot für Mountainbike-Touren: Fahrradvermietung, Fahrradparkplatz, Waschstellen, Duschen und Services rund um das Thema Gesundheit

– Alle Mountainbike-Zentren Katalonien sind vom Consell Català de l’Esport (Katalanischer Sport-Rat) und der Federació Catalana de Ciclisme (Katalanischer Radsportverband) zugelassen.

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Lleida: Von Riesen, Drachen und Schnecken

In stiller Anmut thront Lleida südlich der Pyrenäen über dem Fluss Segre. Um die Stadt kennenzulernen, beginnen wir mit den weniger erstaunlichen Fakten und arbeiten uns dann langsam vor ins Terrain des Wundersamen:

1.) Die kulinarische Spezialität Lleidas sind gegrillte Schnecken mit Aioli.
2.) Wahrzeichen und beliebtes Maskottchen der Stadt ist ein grüner Drache namens Lo  Marraco. Er wohnt in einer Halle der Templer-Festung Gardeny.
3.)Im Castell del Rei von Lleida schwor im Jahr 1214 der katalanische Adel dem damals gerade sechsjährigen Jakob I und späteren Jakob dem Eroberer die Treue, was dieser rückblickend als schlechten Scherz verbuchte.
4.) Gravuren im Kreuzgang der alten Kathedrale von Lleida legen nahe, dass die leridanischen Mönche des 12. Jahrhunderts gerne spielten.
5.) Die berühmteste Marienstatue der Stadt überlebte einen gezielten Hammerwurf ihres Urhebers so gut wie unbeschadet, jedoch verfärbte sich ein Teil ihrer hölzernen Stirn als Folge des Einschlags zu einem blauen Fleck. Der Hammerwerfer starb an den Folgen seiner eigenen Untat.

Wer Lleida kennenlernen möchte, sollte sich etwas Zeit nehmen. Nicht etwa deshalb, weil der Ort groß und unüberschaubar wäre. Mit knapp 140.000 Einwohnern ist Lleida eine eher beschauliche Provinzhauptstadt. Als solche will sie in ruhigem Rhythmus erkundet werden, der Zeit lässt all die kleinen Geheimnisse, alten Geschichten und hundertjährigen Traditionen zu entdecken, die hinter den historischen Mauern verborgen liegen.

Auf dem Glockenturm

Perfekter Ausgangspunkt für eine Erkundungstour durch Lleida ist der Glockenturm der alten Kathedrale Seu Vella. Von hier aus schweift der Blick weit über die Dächer der Stadt und die fruchtbaren Gärten am Fluss Segre. Der Aufstieg kostet ein wenig Mühe. Nach einem ersten Abschnitt im Fahrstuhl bleiben noch 238 Stufen einer Wendeltreppe zu bewältigen. Oben angekommen empfangen uns zwei riesige Kirchenglocken, die letzten Überlebenden von insgesamt elf Originalglocken der Seu Vella. Man hat ihnen die Namen Mònica und Silvestra gegeben und ihnen im 20. Jahrhundert fünf Geschwister zur Unterstützung an die Seite gestellt, welche die schönen Namen Bárbara, Cristo, Marieta, Meuca und Purísima tragen.

Seu Vella: Spuren der Vergangenheit

Der Hügel der Seu Vella hat eine bewegte Geschichte. Aufgrund seiner hervorragenden strategischen Position war er seit Menschengedenken bewohnt und es ist höchst wahrscheinlich, dass unter den heutigen Gebäuden nicht nur das alte maurische Lárida ruht, sondern auch das römische Ilerda und das iberische Iltirta. In jüngerer Zeit diente die Seu Vella einschließlich der gotischen Kathedrale als Militärquartier und erst seit 1948 wird sie Stück für Stück restauriert.
Der Gesamtkomplex umfasst neben dem Glockenturm die Kathedrale mit ihrem Kreuzgang, das Schloss Castell del Rei, die Reste der alten Stadtmauer und den Park Santa Cecília, wo die Leridaner gerne joggen und Fahrrad fahren.

Seu Vella © Ramon Gabriel

Eine Führung mit Steinmetz und Köchin

Bei unserer Besichtigung werden wir von zwei Guides der Seu Vella begleitet, deren Spezialität Führungen für Familien sind. Da ist einerseits Roc, der mittelalterliche Steinmetz, der uns in die Geheimnisse der Architektur der Kathedrale einweiht und La Gordana, die Köchin der kirchlichen Armenküche. Sie zeigt uns, wie man ungesäuertes Brot herstellt. Dies war das Grundnahrungsmittel, mit dem man die Armen ernährte, erfreulicherweise gab es dazu in der Regel aber auch Gemüse und Wein.

Die Madonna mit dem blauen Fleck

Die Porta dels Apòstols (das Tor der Apostel) ist der beeindruckendste Zugang zur Kathedrale. Neben den bärtigen Aposteln beherbergt sie Propheten sowie singende und musizierende Engel, die Teil einer Szene des letzten Gerichts sind. Die meiste Aufmerksamkeit  zieht jedoch eine Marienstatue mit Geschichte auf sich. Zwar befindet sich das Original der sogenannten Virgen del Parteluz in der neuen Kathedrale  Seu Nova, ihre Legende findet jedoch in der alten Kathedrale eine großartige Kulisse. Es heißt, dass der Bildhauer, der beauftragt war, die Statue anzufertigen, verreisen musste und die Arbeit deshalb einem seiner Lehrlinge überließ. Bei seiner Rückkehr fand er das Gesicht der kleinen Jungfrau so schön und perfekt gearbeitet vor, dass er in einem Anfall von Eifersucht einen Hammer nach der Statue warf. Dieser prallte wie ein Bumerang von der Stirn der Heiligen Jungfrau ab und traf den eitlen Bildhauer. In Folge des Stoßes verfärbte sich jedoch das Holz an der Stirn der Jungfrau, weshalb die Statue als „Madonna mit dem blauen Fleck“ in die Geschichte eingegangen ist.

 

Die gotische Kathedrale: Spielzimmer für Mönche und Militärquartier

Ein Blick in die weitläufige gotische Kathedrale überrascht: In Folge der langjährigen Nutzung des Gotteshauses als Militärquartier gibt es kaum Statuen und Gemälde. Statt dessen treffen wir auf weitgehend ungeschmückte Kirchenschiffe, deren Wände zur Seuchenvorbeugung weiß gekalkt wurden.
Dafür macht der riesige gotische Kreuzgang, der zu Füßen der Kirche liegt, einen einladenden und irgendwie fröhlichen Eindruck. Er war zu den Gärten und Mauern der alten Stadt hin offen und diente den Mönchen des 12. Jahrhunderts offenbar als eine Art Wohnzimmer und zwangloser Treffpunkt. Allein beobachtet von den Blumen, Pflanzen und fantastischen Gestalten, die aus den Säulenkapitellen der Kreuzgänge wuchsen, gaben sich die Mönche hier dem Alquerque, einer Art Mühlespiel hin. Davon legen die in die Mauern des Kreuzgangs gravierten Spielbretter Zeugnis ab.

Vom König, der dem Adel misstraute

Das alte Castell del Rei hingegen liegt in Ruinen, allein ein Teil des Südostflügels ist erhalten geblieben. Seine Geschichte hingegen bleibt lebendig und wird dem Besucher mit Hilfe von Erklärungstafeln und audiovisuellen Installationen näher gebracht. Vom 12.-14. Jahrhundert ein Königssitz, erlebte das Schloss einen seiner bedeutsamsten Momente als der katalanischen Adel im Jahr 1214 dem damals gerade sechsjährigen Jaume I, el Conqueridor (Jakob I, der Eroberer) die Treue schwor. Dieser wurde zum katalanischen Volkshelden und einem der bedeutendsten Monarchen des spanischen Mittelalters, seine erfolgreiche Herrschafte stützte sich jedoch vor allem auf die Städte und das Bürgertum. Dem Adel gegenüber hegte Jakob hingegen ein tiefes Misstrauen, das sich aus Kindheitserfahrungen jenseist des offiziellen Treueschwurs speiste.

Von Taufbecken, Bierbrauerei und der Kunst, Teppiche zu weben

Viele der Kunstschätze aus dem Castell del Rei und der alten Kathedrale befinden sich heute im Museum von Lleida  (Museu de Lleida Diocesà i Comarcal), das für Familien besonders interessante Programme bereit hält. Auf mehr als 7000m2 taucht man hier in die Geschichte der Stadt ein. Dabei stößt man auf interessante Objekte aus alle Lebensbereichen, vom frühchristlichen Taufbecken aus dem 8. Jahrhundert über den ersten Behälter, in dem in Katalonien Bier hergestellt wurde oder ein maurisches Schachspiel aus Quarzstein. Im Rahmen der Familienführungen werden all diese Ausstellungsstücke in Ratespiele und spannende Aktivitäten eingebaut: Die Besichtigung der flämischen Wandteppiche wird hier zum Beispiel mit dem Weben eines eigenen Teppichs im Webstuhl des Museums kombiniert – und ermöglicht so einen völlig neuen Blick auf die Kunstfertigkeit der flämischen Meister.

Der Drachen der Stadt und ein unterirdisches Gefängnis

Unsere Besichtigungstour führt uns nun von der Seu Vella durch die calle Cavallers hinab ins historische Zentrum. Eine Bummel durch die Hauptstraße (carrer Major) verführt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Geschäfte und traditionsreicher Konditoreien zum schlemmen und Shoppen und erlaubt außerdem einen Blick auf Lleidas modernistische Architektur.
Zu den wichtigen Monumenten des Stadtzetrums gehört La Paeria (das Rathaus), das auch offizieller Sitz des beliebten städtischen Untiers Lo Marraco ist. Unterhalb des Rathauses befinden sich die Ruinen eines alten Gefängnisses, dessen Besichtigung uns einige Schauer über den Rücken jagt. Wie vergessene Nachrichten aus einer fernen Vergangenheit sind hier die Gravuren sichtbar geblieben, welche Gefangene des 16. Und 17. Jahrhunderts in den Wänden hinterlassen haben.

Tipp: Das Gefängnis unter dem Rathaus ist Teil der Route „Lleida Secreta“ (Geheimes Lleida), die zu den spannendsten unterirdischen Orten der Stadt führt. Dazu gehört neben dem Gefängnis die Kirche von Sant Joan, das Untergeschoss des städtischen Auditoriums Enric Granados und die Reste der alten Stadtmauer in der Straße Anselm Clavé.

Schloss Gardeny: Auf dem Spuren der Templer

All jenen, die den Geheimnissen des Templerordens auf die Spur kommen wollen, sei ein Besuch im Schloss Gardeny ans Herz gelegt. Als eine der großen Templerfestungen Kataloniens ist sie Teil der Templerroute Domus Templi und ein Ort, an dem die Vergangenheit dank audiovisueller Installationen und Informationstafeln lebendig wird.

Gardeny © Juan José Pascual

La Casa dels Gegants – Das Haus der Riesen

Einen Besuch wert ist auch die Casa dels Gegants (Haus der Riesen) von Lleida. Es ist die Heimat der riesigen Figuren, die als Repräentanten der hiesigen Folklore auf keinem Stadtfest fehlen. Zu diesem Anlass fahren die historischen und fantastischen Gestalten, welche die Identität der Stadt geformt haben, auf bunten Karossen durch die Stadt. Zu ihnen gehören nicht nur die beiden Riesen, sondern auch Donya Violant und der Infant Berenguer, Jakob I, der Eroberer und Donya Leonor, die Chinesischen Riesen, der Maurische König und Donya Zobeida sowie die Pharaonin Kleopatra mit dem römischen Imperator Marcus Antonius.

Die Camps Elisis von Lleida und die Gärten von Segrià

Die Camps Elisis (Elysienfelder) von Lleida sind Gärten im französischen Stil im Viertel Cappont am Riu Segre. Ein Besuch hier lohnt sich das ganze Jahr über, denn die Gegend eignet sich hervorragend zum Spazieren und Rad fahren zwischen Bäumen und Beeten. Wem der Sinn danach steht, macht Picknick an einem kleinen Pavillon, Brunnen oder einer zauberhaften Statue und genießt die entspannte Atmosphäre des Ortes, der zum Müßiggang wie geschaffen ist.
Im Mai allerdings geht es hier hoch her, denn der Mai ist der Monat des Aplec del Caragol, einem Frühlingsfest der besonderen Art, dessen kulinarische Spezialität Schnecken in allen nur denkbaren Variationen sind. 12.000 Tonnen Schnecken werden bei diesem dreitägigen Event verzehrt, der als „Fest von nationalem touristischen Interesse“ klassifiziert ist. Ganz Lleida ist dann auf den Camps Elisis unterwegs und isst, trinkt und feiert als ob es kein Morgen gäbe. Feiern Sie doch mit!

Camps Elisis – Lleida © Miguel Raurich

Die Freuden der Stille und der Sternenhimmel

Während die Stadt Lleida mit Geschichte, Geschichten und farbenfroher Folklore die Besucher in ihren Bann zieht, lockt die Umgebung mit unberührter Natur und der sagenhafter Stille eines klaren Himmels über einsamen Landen. Hobbyastronomen, Sternengucker und Freunde der Nacht werden ihre helle Freude bei einem Besuch des Observatoriums am Montsec haben. Ausgezeichnet als Starlight Tourist Destination bietet der Montsec mit seiner Sternwarte und dem Parc Astronomic Montsec (Astronomie Park Montsec) nicht nur beste Aussichten in den von Lichtverschmutzung unberührten Sternenhimmel. Große und kleine Besucher haben hier auch die Möglichkeit auf spielerische Weise viel über Astronomie, das Universum und die Sterne zu lernen.

Montsec © José Luis Rodríguez

Exkursionen für Freunde des Gefiederten Volkes

Birdwatcher aufgepasst: Mit unterschiedlichsten intakten Naturräumen, bietet die Provinz Lleida einer Vielzahl seltener Vögel eine Heimat.
Am Lago de Ivars y Vila-Sana leben heute etwa 200 verschiedene Arten von Wasservögeln. Wer Geduld und ein gutes Fernglas hat, entdeckt hier nicht nur auf Graureiher und Kormorane, sondern auch auf seltene und bedrohte Arten, wie das Purpurhuhn oder die Rohrweihe. Auch für viele Zugvögel ist der See ein wichtiger Ruhepunkt auf ihrer Reise.
Verschiedene spannende Workshops am See bringen Kindern und Familien den Lebensraum am See näher: Hier kann man lernen Spuren zu lesen, herausfinden welche Nester und Höhlen von welchen Tieren bewohnt werden und die Heilpflanzen der Region und ihre Anwendung kennenlernen.

Info:

Estany Ivars 

Embassament de Utxesa

Die Wanderrouten am Stausee von Utxesa und den Ufern des Segre bieten hervorragende Möglichkeiten Störche zu beobachten. Die restaurierte Mühle am See beherbergt das Evolutionsmuseum. Info unter: www.aralleida.cat

Espai Natura d’Interès Biològic Aiguabarreig

Wo Ebre, Segre und Cinca zusammenfließen ist ein einzigartiger Naturraum entstanden, dessen pintoreske Landschaften zum Schauen und Staunen einladen. Kleine Inseln, Flusswälder, Reisfelder, Bäche und Obstgärten bilden nicht nur eine herrliche Kulisse für Wanderungen und Radtouren, die vielfältige Landschaft bietet auch einer Vielzahl unterschiedlicher Tiere einen Lebensraum: Fledermaus, Hirsch, Fischotter und Spanischer Steinbock sind nur einige von ihnen. Infos unter: www.catalunya.com/aiguabarreig

Segre © Miguel Raurich

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Teil 4: Von Urtieren, Elfen und Steinzeitdörfern

Am See von Banyoles: Das Katalanische Loch Ness und der Elfenwald

Gerade einmal 18km von Girona entfernt liegt der See von Banyoles, Heimat eines furchterregenden Drachen, den seinerzeit Karl der Große und sein gesamtes Heer nicht bezwingen konnten – so sagt die Legende. Am Ende war es ein Mönch, der das Untier mit seinen Gebeten besänftigte. Nun schläft der Drache von Banyoles schon über 1000 Jahre in seiner Höhle am See und wir hoffen, Sie wecken ihn nicht. Falls doch, hilft nur eins: Beten Sie!  Der Drache von Banyoles ist übrigens nicht das einzige Fabelwesen, für das die Provinz Girona berühmt ist. In der Ortschaft Porqueres liegt ein uralter Eichenwald, in dessen dunklen Höhlen und Felsenkorridoren die Feen von Banyoles leben, die hier aloges oder goges heißen.

Banyoles © Francesc Tur

Karstlandschaft und Steinzeitpark

Wem die Geschichten von Feen und Drachen nun doch etwas zu versponnen sind, hat trotzdem gute Gründe, den See zu besuchen: Es handelt sich hier um das wichtigste karstische Seensystem Spaniens. Wer auch nur eine winzige Prise an geologischem Interesse aufbringt, wird beim Anblick der außergewöhnlichen Felsformationen begeistert sein. Von jeher  von Menschen bewohnt, weist das Gebiet um den See von Banyoles auch Spuren steinzeitlicher Kultur auf:  Im Parc Neolítico de la Draga erwacht ein 7.200 Jahre altes Steinzeitdorf zu neuem Leben und ermöglicht den Kleinen einen Zeitsprung hinein in den Alltag der Steinzeitmenschen: Wer lernen möchte zu töpfern, zu jagen oder den Weizen zu mahlen, wie die Menschen vor 7000 Jahren das taten, ist hier an der richtigen Adresse. Natürlich können solche Erfahrungen süchtig machen, aber das ist nicht weiter schlimm. Denn Sie kommen ja wieder. Zur Sicherheit sollten Sie dann aber vielleicht doch noch mal den Hintern der Löwin in der Carrer Calderers küssen…

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Teil 3: Süße Verführung

Über den Riu Onyar

Der Rückweg über die Straße La Força führt nach einem leichten Abstieg zum Fluss Onyar. Den besten Blick auf dessen malerisches Ensemble von ocker-, creme- und roséfarbenen Häusern, die auf Resten einer alten Stadtmauer erbaut sind, hat man von der Brücke von Sant Agustí, die zum Mercadal-Viertel führt, das bereits zum modernen Teil der Stadt gehört. Drei weitere Brücken führen über den Fluss: Die Pont de Gómez, die Pont de Isabel II und die Pont Eiffel, die vom gleichen Architektenteam erbaut wurde wie der berühmte Pariser Eiffelturm.

Stadt Girona (c) Oriol Clavera

Hinein ins süße Vergnügen

An der Plaça Vi mit Rathaus und städtischem Theater beginnt auch die Shoppingmeile der Stadt, die einiges zu bieten hat. Vor allem aber lohnt es sich, den vielen Cafés und Konditoreien besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Man beginne  am Café Antiga (Plaça del Vi, 8), einem kleinen Juwel im modernistischen Stil und bestelle ‚el suizo‘, eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne und einem Croissant. Von hier aus arbeite man sich weiter vor zur Vienesa, einer Konditorei und Chocolaterie mit 80jähriger Tradition und breitem Angebot regionaler Köstlichkeiten. Lassen Sie hier nach Möglichkeit noch ein Eckchen Platz im Magen, denn eigentlich liegen noch mindestens drei Pflichhaltestellen auf der süßen Tour durch Girona vor Ihnen: Die hundertjährige Konditorei Castelló, die den typischen Gironeser Kuchen el xuixo erfand, die im Vintage Stil gehaltene Churreria Montse L‘artesana und die Eisdiele Rocambolesc in der Calle Santa Clara. „Rocambolesc“ bedeutet übrigens so etwas wie „sagenhaft“ oder „fantastisch“ und bezieht sich hier auf die Spezialität der mit 100% natürlichen Zutaten arbeitenden Eisdiele, nämlich die „Heißen Eissandwichs“. Genießen Sie das süße Wunder, und sammeln Sie Kraft, denn eine weitere sagenhafte Entdeckungstour liegt noch vor Ihnen.

 

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Teil 2: Von den Geheimnissen Alter Mauern

Der Stolz eines Künstlers und das Archäologische Museum

Überquert man nun den schmalen Fluss Galligants, gelangt man zur Plaza de Santa Llúcia mit der romanischen Kirche de Sant Pere de Galligants aus dem 10. Jahrhundert. Deren fantastische Rosette mit einem Durchmesser von 3,5Metern beeindruckt nicht nur den heutigen Besucher; sie war offenbar auch der ganze Stolz ihres Erbauers, der nicht umhin konnte, die Welt von seiner Großtat wissen zu lassen: „Que tots coneixin que Pere va fer la finestra“ („Dass ein jeder wisse, dass Peter das Fenster gemacht hat“) lautet die spätlateinische Inschrift, die der Künstler in den oberen Teil der Rosette eingelassen hat.
Die Kirche Sant Pere de Galligants ist jedoch nicht allein wegen ihrer Rosette von Interesse, sondern auch deshalb, weil sie das Archäologische Museum beherbergt. Dank einer überschaubaren Größe und interessanten Ausstellungsstücken von der Frühgeschichte bis zur Besatzung durch die Römer ist es bestens für einen Besuch mit Kindern geeignet.

Sant Pere Galligants – Girona – Katalonien © Imagen M.A.S

Ein Spaziergang entlang der Römischen Stadtmauer

An die römische Epoche erinnert auch die monumentale Stadtmauer, die zu einem archäologischen Spaziergang einlädt. Ihre Nordfront stammt tatsächlich noch aus römischer Zeit, während die karolingische Verlängerung im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Für Eltern mit Kindern ist die Stadtmauer der perfekte Ort für einen entspannten Spaziergang, der nicht nur so gut wie anstrengungslos ist, sondern auch reichlich Abwechslung für kleine und große Spielkinder bietet: Die beiden Türme Torre Cornèlia und Torre Julia sind großartige Aussichtspunkte, die nicht nur weite Blicke über die Stadt, sondern auch auf die Berge, die Burg Castell de Montuïc und das Vall de Sant Daniel bieten.

El Call – Das jüdische Viertel

Das jüdische Viertel von Girona zu finden ist kein Problem. Von der Kathedrale aus nimmt man die Straße La Força und schon ist man da. Die Herausforderung besteht nun darin, herauszufinden, wie man in dem Gewirr von Straßen, Treppchen und in-, um- und über- einandergebaute Häuser die Orientierung behält. Eine Möglichkeit ist es, die Orientierungsrunde durch die Altstadt auszuprobieren, die das Fremdenverkehrsamt vorschlägt. Sie dauert etwa zwei Stunden und ist für alle Altersklassen geeignet. Eine ebenfalls reizvolle Möglichkeit besteht darin, sich auf den labyrinthischen Zauber des Viertels einzulassen und sich einfach einmal gepflegt zu verlaufen. Schließlich befinden wir uns hier in einem der besten erhaltenen jüdischen Stadtteile der Welt, der nicht selten die Kulisse großer Kinofilme bildet. Wer wissen möchte, wie der mittelalterliche Alltag im Call aussah, der sollte einen Besuch im Centre Bonastruc Ça Porta bzw. Museu Jueu (Jüdisches Museum) einplanen und sich dort nach Möglichkeit auch einer geführten Tour durch das Call anschließen. (45min, 6,-€)

Call Jueu © David Back/Mat&Vänner

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Teil 1: Legenden der Altstadt

Von Franzosen, Fliegen und dem Stadtpatron St. Narziss

Eigentlich ist ein Kuss auf den Löwenhintern der Statue in der Carrer Calderers das erste, was man tun sollte, wenn man Girona durch das große Tor betritt – das sagt zumindest der Volksmund. Wer mehr über die vielen Legenden wissen möchte, die sich um die alten Mauern der Stadt ranken, dem sei ein Spaziergang durch die Força vella, die alte Festung der Stadt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, ans Herz gelegt. Hier in unmittelbarer Nähe der Löwenstatue liegt die Basilika Sant Feliu, die gleich aus mehreren Gründen das Interesse der Besucher auf sich zieht: Erstens war Sant Feliu Gironas erste Kathedrale, die im zehnten Jahrhundert von der weit größeren Kathedrale de Santa Maria abgelöst wurde. Zweitens befindet sich hier der Sarkophag des Stadtpatrons St. Narziss, dem Protagonisten der berühmtesten Legende von Girona: 1286 stürmten die Franzosen die Stadt, plünderten die Kirchen und schändeten die sterblichen Überreste des Heiligen. Ob solch unerhörten Verhaltens sah dieser sich gezwungen einzugreifen und seinen Schutzbefohlenen den Rücken zu stärken. Zumindest scheint dies noch die naheliegendste Erklärung für das, was im Folgenden geschah: Aus dem Grab des Heiligen schwirrten mit einem Mal gigantische Fliegen, die sich mit grässlichem Summen und Brummen auf die Franzosen stürzten und schließlich das gesamte Heer auslöschten.

Die Kathedrale von Santa Maria und der Mörder mit dem gebrochenen Herzen

Seit etwa 1000 Jahren ist die „neue“ Kathedrale Santa Maria ein Wahrzeichen Gironas, das sich sogar mit einem besonderen Superlativ schmücken kann: Mit 22,98 Metern ist das gotische Kirchenschiff des Gotteshauses das weltweit breiteste seiner Art. Es birgt eine prachtvolle Monstranz und einen wunderschönen romanischen Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert, in dem die Schöpfungsgeschichte in Bildern dargestellt ist. Doch die Kathedrale Santa Maria ist auch Schauplatz einer schauerlichen Geschichte, die der Schriftsteller Prudenci Bertrana Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Roman Josafat erzählt: Josafat ist der hünenhafte und entstellte Wächter der Kathedrale, dem sein abstoßendes Äußeres den Umgang mit anderen Menschen verleidet. Er trifft auf die lasterhafte Prostituierte Fineta, die sich, von düsterer Neugier getrieben, auf den missgestalteten Riesen einlässt. Josafat merkt bald, dass diese Liebe nicht reinen Herzens ist. Als er in rasendem Schmerz Fineta ermordet, sind die dunklen Mauern der Kathedrale seine einzigen Zeugen. Josafat verzweifelt an seiner Tat. Im Geiste bleibt er auf ewig ein Gefangener auf der Suche nach Läuterung in der labyrinthischen Kathedrale.

Catedral Girona © Servicios Editoriales Georama

Ein antikes Spa oder Die Arabischen Bäder

Biegt man von der Kathedrale aus in die Carrer Ferran el Catòlic ab, sieht man den Cornelien-Turm (Torre Cornèlia) aus dem 11. Jahrhundert, der die Kathedrale mit der Stadtmauer und den Arabischen Bädern verbindet. Auch die Arabischen Bäder stammen aus dem 11. Jahrhundert und damit aus einer Zeit, als Girona schon gut zweihundert Jahre von der maurischen Besatzung befreit war. Dieser zeitliche Abstand zur arabischen Invasion hatte offensichtlich den Blick für die positiven Aspekte der Kultur des Gegners geschärft. So bezaubern die Arabischen Bäder mit maurischer Ästhetik, gleichen in ihrer Struktur jedoch eher Römischen Bädern. Ein Besuch in solch einem „antiken Spa“ mit Frigidarium, Tepidarium und Caldarium ist gerade für Kinder ein besonders spannendes Erlebnis.

Banys Arabs © Servicios Editoriales Georama

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Girona –Geheimnisvolle Stadt der Geschichten

Nein, Girona gehört nicht zu den Orten, die sich mal eben mit einem Besichtigungsbummel durch den Altstadtkern abhaken lassen. Ein Spaziergang durch das irrwitzig verwinkelte jüdische Viertel El Call, ein Blick auf die über der Stadt thronende Kathedrale Santa Maria und ein Schnappschuss des Bilderbuchmotivs der bunten Häuserfronten am Riu Onyar bringt Sie der Seele der Stadt nur ein wenig näher. Die ehrwürdige Alte fordert Hingabe von Ihren Besuchern. Lauschen Sie der Legende von Sankt Narziss und den Riesenfliegen, haben Sie Mitgefühl mit dem untröstlichen Mörder Josafat und vor allem: Fahren Sie hinaus zum See von Banyoles! Hier ruht der Drache, der nur im Gebet zu besiegen war, und in den Wäldern warten die Feen auf Menschen, die Augen haben, um zu sehen. Und nun, da Sie verliebt sind in die Stadt und ihre geheimnisvolle Umgebung und alles tun würden, um sie wiederzusehen, verlangt Girona ein letztes Zeichen Ihrer Hingabe: Küssen Sie den Hintern der Löwin in der Carrer Calderers und eine Rückkehr ist Ihnen sicher!

Teil 1: Legenden der Altstadt
Teil 2: Von den Geheimnissen Alter Mauern
Teil 3: Süße Verführung
Teil 4: Von Urtieren, Elfen und Steinzeitdörfern

Girona - Costa Brava - Katalonien © Ajuntament de Girona. J.M. Oliveras

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Im Land der Zisterzienser: Familienabenteuer zwischen Klöstern, Höhlen und Kathedralen des Weins

Fast haben wir uns schon daran gewöhnt: Wohin auch immer in Katalonien man sich wendet, man trifft auf alte Mauern, die dramatische, spannende, ergreifende oder kuriose Geschichten zu erzählen scheinen. Man kann das natürlich auch andersherum betrachten und sagen, Katalonien ist ein Land mit einer spannenden und wechselvollen Geschichte, die in einer einzigartigen Architektur ihren Ausdruck fand. Für den Landstrich Conca de Barberà im Hinterland der Costa Daurada trifft zweifellos beides zu. Faszinierende Klöster, tief unter der Erde verzweigte Höhlen und die sogenannten Kathedralen des Weins hüten einen großen Schatz an Geschichten. Zweifellos sind sie aber auch Ausdruck der ganz besonderen historischen Umständen ihrer Entstehung. Wenn Sie und ihre Kinder gerne wissen möchten, weshalb es in Katalonien nicht nur gottgeweihte Kathedralen, sondern auch die Kathedralen des Weines gibt, weshalb nach Armut strebende Mönche reich wurden oder auch, wie das Leben der Menschen hier während der Altsteinzeit aussah, dann machen Sie sich auf zu einem Streifzug durch das Land der Zisterzienser!

Weltkulturerbe: Das Zisterzienserkloster Santa Maria de Poblet

Das Zisterzienserkloster Poblet ist das wohl berühmteste unter den drei katalanischen Zisterzienserklöstern, die über die sogenannte Ruta del Cister miteinander verbunden sind.
Poblet, Santes Creus und Vallbona de Monges sind Träger eines fast tausendjährigen Erbes architektonischer Kunstfertigkeit, deren erklärtes Ziel es war, den Bewohnern des Klosters den Weg zu innerer Stille und Kontemplation zu ebnen. So zumindest hatten die Gründer des Ordens es gewollt, als sie sich im 11. Jahrhundert vom üblichen Pomp der Katholischen Kirche distanzierten, um sich in Stille und Bescheidenheit auf das Wesentliche zu besinnen.

Costa Daurada - Monestir de Poblet (1) © Patronat de Turisme de la Diputació de Tarragona

Santa María de Poblet © Turisme Tarragona

Spenden fürs Himmelreich und die katalanische Kultur

Bekanntlich war ein solches Leben aber auch damals schon nicht jedermanns Sache, während andererseits auf die himmlische Herrlichkeit nach dem Tode auch niemand verzichten mochte. Wer es sich leisten konnte, spendete deshalb zum Wohle der Klöster und ihrer Mönche, und hoffte, dass auch diese Bemühungen beim Herrn auf Anerkennung stoßen würden. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem katalanisch-aragonesischen Adel und den Zisterzienser-Klöstern. Diese setzten die Spenden in sakrale Baukunst um, was vielleicht nicht der reinen Lehre des Ordens entsprach, der Nachwelt jedoch ein kulturelles und künstlerisches Erbe bescherte, das seines Gleichen sucht. 1991 deklarierte die UNESCO Poblet als eines der größten und best erhaltenen Zisterzienserklöster der Welt zum Weltkulturerbe.
Ob die adeligen Spender des romanisch-gotischen Meisterwerkes in den Himmel kamen, wissen wir nicht. Mit Sicherheit können wir aber sagen, dass die Grabmäler einer ganzen Reihe von Monarchen des katalanisch-aragonesischen Adels in der Abteikirche von Poblet liegen, was das Kloster zu einem Inbegriff katalanischer Identität werden lies.

Costa Daurada - Monestir de Poblet (2) © Patronat de Turisme de la Diputació de Tarragona

© Turisme Tarragona

Eintauchen in eine Welt der Stille

Santa Maria de Poblet  liegt umgeben von einem Wald mit frischen Quellen am Fuße des Gebirges Muntanyes de Prades in einer fruchtbaren Landschaft. Hier gedeihen Wein, Getreide und Oliven, darüber hinaus ist die Landschaft auch wie geschaffen, für eine entspannte Familienwanderung. Wir empfehlen deshalb, den Besuch des Klosters von Poblet mit einer Wanderung auf einem Abschnitt der Zisterzienserroute GR 175 zu verbinden. Eine schöne Option ist die 11km lange Route vom mittelalterlichen Dorf Montblanc bis Poblet, die auch mit Kindern problemlos zu bewältigen ist. Eine ausgelassene Erkundungstour in den lichten Mittelmeerlandschaften gibt allen die Möglichkeit, sich noch einmal richtig auszutoben, bevor der ruhigere Teil des Ausflugs ansteht.
Kaum tritt man durch das große Portal ins Innere des Klosters, wird es merklich kühler und die gleißende Helle eines Mittelmeermorgens weicht dem sanft gefilterten Licht, das durch die Fenster fällt. Es ist still, nur ein Brunnen gluckst leise. Die Welt da draußen scheint unendlich weit entfernt und vor uns öffnet sich ein stilles und wundersames Universum, das seit fast tausend Jahren seinen eigenen Gesetzen folgt.
Info: www.poblet.cat

Weinkeller, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat

Zweifellos kultivierten schon die Zisterzienser Wein in der Conca de Barberà. Bis heute bildet der Weinbau nicht nur die Lebensgrundlage der Region, er ist auch integraler Bestandteil ihrer Identität. Als Weinregion mit geschützer Ursprungsbezeichnung D.O. steht Conca de Barberà für erlesene Qualität. Das gilt nicht nur für die Weine selbst, sondern ganz besonders für deren Herstellungsorte, die Bodegas. Diese sind Meisterwerke der modernistischen Baukunst, die  Ästhetik und Funktionalität in großartiger Weise verbinden. Die Architekten Pere Domènech und César Martinell verschmolzen hier die himmelstrebenden Elemente der Gotik mit der funkensprühenden Kreativität des Modernismus und erschufen so Weinkeller, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Im Gegensatz zu den herrlichen Klöstern der Region, wurden die „Kathedralen des Weins“ jedoch nicht von den Reichen und Adeligen finanziert, sondern von landwirtschaftlichen Genossenschaften. Diese industrielle Spielart der modernistischen Baukunst ist  ein Ausdruck der Solidarität mit all jenen Weinbauern, die nach dem katastrophalen Reblausbefall Ende des 19 Jahrhunderts unter Aufbietung all ihrer Kräfte die Weinwirtschaft der Region neu aufbauten.

Celler Cooperatiu de l’Espluga de Francolí © Marc Castellet

Die Route zu den Kathedralen des Weins

Die Route zu den Kathedralen des Weins führt durch die ursprünglichen und oft uralten Dörfchen der Region von Montblanc, nach L’Espluga de Francolí, wo auch das Weinmuseum und die fantastische Höhle  Cueva Font Major zu finden ist, nach Pira und Sarral, nach Rocafort de Queralt und Barberà de la Conca. In Montblanc lässt sich die Besichtigung des 1919 von César Marinell i Brunet geschaffenen dreischiffigen Weinkellers hervorragend mit einer geführten Besichtigung durch das mittelalterliche Städtchen verbinden. Seine Kirchen, Plätze und alten Sträßchen sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, ganz besonders reizvoll für Kinder ist jedoch der Spaziergang über die alte Stadtmauer, der eine ganz neue Perspektive auf das mittelalterliche Ensemble ermöglicht.
Übrigens: Montblanc ist überregional berühmt für seine Mittelalterwoche (Setmana Medieval), die im Frühling stattfindet. Die Traditionen und Feste jener Tage werden hier neu zum Leben erweckt: Ob mittelalterliches Handwerk, die königliche Parade oder eine Begegnung mit dem katalanischen Schutzpatron Sant Jordi, hier gibt es für große und kleine Besucher viel Erstaunliches zu entdecken.

Celler Cooperatiu de Gandesa © Marc Castellet

Eine Welt unter der Erde: Die Höhle von Font Major

Das Dorf L’Espluga de Francoli ist mit seinem Weinmuseum und dem großartigen Weinkeller im modernistischen Stil eine attraktive Station auf der Route der Kathedralen des Weins. Tief unter der Erde verborgenen liegt hier außerdem ein atemberaubendes Höhlensystem: Seine Entwicklungsgeschichte reicht etwa 40 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit, seine Galerien verzweigen sich auf etwa 3.600m und seine Siedlungsgeschichte lässt sich von der Altsteinzeit bis in die Epoche der Iberer verfolgen. Das Höhlenmuseum Cova de la Font Major stellt die Nutzungsgeschichte der Höhle nach und zeigt in chronologischer Anordnung die Bewohner der Altsteinzeit, die Neandertaler und den Homo sampiens in Alltagsszenen: am Feuer sitzend, die Kinder haltend, bei der Zubereitung des Essens oder beim Schlafen. Die geführte Besichtigung dauert etwa 75 Minuten, kleine Archäologen können hier auch einen Workshop zu professionellen Ausgrabungstechniken besuchen. Die mutigsten Besucher sind eingeladen, sich auf die außergewöhnlichste Reise ihres Lebens zu begeben: Im Neoprenanzug und mit Helm und Stirnlampe ausgerüstet führt die von Experten begleitete Abenteuertour durch einen unterirdischen Fluss und faszinierende Höhlengalerien tief ins innere der Erde bis zur Sala de la Biela. Info unter www.covesdelespluga.info