Unsere Mittelmeerroute fährt die gesamte Küstenlinie Kataloniens von Süd nach Nord ab. Diese Reise findet eine Fortsetzung in einer Ost-West-Strecke, welche die Pyrenäen von ihrer östlichsten Flanke bis zum Arantal im Westen durchquert. Auf geht‘s!
Vom Meer ins Landesinnere
Startschuss in Cadaqués! Der Küstenort verdankt seine Bekanntheit dem katalanischen Künstler Salvador Dalí, der hier Inspiration für sein Schaffen fand. Durchaus nachvollziehbar, wenn man durch die schmalen Gassen des weißen Dorfes schlendert. Die Magie der Ortschaft ergibt sich aus ihrer Lage zwischen Mittelmeer und Naturpark Cap de Creus. Dort wiederum befindet sich das imposante Kloster Sant Pere de Rodes mit seinen famosen Aussichten über die Halbinsel.
Auf den Serpentinen des Cap de Creus nimmt der Weg nach Figueres etwa eine dreiviertel Stunde in Anspruch. Unterwegs stößt man geradewegs auf Empuriabrava, eine Art „Venedig“ am Naturreservat Aiguamolls de l’Empordà, Kataloniens zweitgrößtes Feuchtgebiet.
Die Welthauptstadt des Surrealismus
Neben seiner Bedeutung als Kreishauptstadt von Alt Empordà bildet Figueres einen der drei Eckpunkte des sogenannten „Dalí‘schen Dreiecks“ – die beiden anderen sind Púbol und das uns bereits bekannte Cadaqués. Das Sprachgewirr in den diversen Ausstellungssälen des Museu Dalí ist „babylonisch“ – schließlich zieht die Einrichtung alljährlich über 1,2 Millionen Besucher aus der ganzen Welt an. Nicht nur hängen viele seiner berühmtesten Gemälde hier, auch Installationen wie das Mae-West-Zimmer lassen einen ohne Worte. Seinem Ruf als Exzentriker blieb Dalí bis in den Tod treu. Übrigens, sein Leichnam ruht unter der zentralen Museumskuppel!
Zu den Vulkanen der Garrotxa!
Die Landstraße N-260 führt ins Hinterland der Costa Brava, und je weiter man sich vom Meer entfernt, desto mehr ändert sich die typische Küstenlandschaft nach und nach. In kaum 20 Minuten erreicht man per Auto ein Juwel unter den zahlreichen mittelalterlichen Dörfern Kataloniens: Besalú stellt mit seiner romanischen Steinbrücke das Einfallstor zum außergewöhnlichen Naturschutzpark „Vulkane der Garrotxa“ mit seinen rund 40 Kratern dar.
Zu unser aller Glück handelt es sich dabei um seit Jahrhunderten erloschene Vulkane. Ein Aufstieg lohnt – so steht mitten im Krater des Santa Margarida eine Wallfahrtskapelle! Und selbst der Krater Montsacopa verschafft mit seinen „schlappen“ 100 m Höhe noch einen guten Überblick über das nahe Olot.
Von Besalú aus kann man in zwei Richtungen fahren. Auf der C-66 gelangt man in südliche Richtung in nur 15 Minuten an den 110 Hektar großen Banyolessee – und darüber hinaus weiter nach Girona. Die Gegend ist das reinste Paradies für Naturliebhaber: Wandern, Fahrradfahren oder Reiten gehören wie Rudern oder Fischen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten!
Rund um Olot, den Hauptort des Garrotxa
In Richtung Westen jedoch, via Autobahn A-26 in Richtung Olot, zieht die spektakuläre Lage von Castellfollit de la Roca die Aufmerksamkeit auf sich: majestätisch thront das Dorf auf einem schmalen Felsmassiv – eine wahre Augenweide, was man auch von der Schlucht behaupten kann, auf die man von dort oben blickt.
Im Umland von Olot verdient auch der Rotbuchenwald „Fageda d’en Jordà“ Beachtung, dessen Blätter besonders im Herbst die gesamte Farbklaviatur bespielen – spektakulär!
Nach so viel Umtriebigkeit hat man sich eine erstklassige Mahlzeit verdient – in Katalonien bekanntlich kein Problem! Das nördlich von Olot gelegene Restaurant Les Cols besitzt gleich zwei Michelinsterne. Die Gerichte sind ein Gedicht – ganz wie die Lage direkt am Fluss Fluvià!
Nächster Halt: Santa Maria de Ripoll
Kaum 35 km trennen Olot von einem der ältesten und bedeutsamsten Kloster Kataloniens: Santa Maria de Ripoll. In dem im Jahr 888 eingeweihten romanischen Ensemble ruhen die Gebeine einiger wichtiger Grafen des Mittelalters.
Weiter nördlich – auf halber Strecke zwischen Olot und Ripoll – liegt Camprodon. Die Erkundung des erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnten Dorfes kann schon einmal einen ganzen Tag in Anspruch nehmen – so reich ist Camprodon an Monumenten (und Attraktionen). Stellvertretend sei die sogenannte „neue Brücke“ („El Pont nou“) erwähnt, eine mittelalterliche Kreisbogenbrücke über den Ter.
Gärten, Skipisten und eine alte Apotheke: Ein bisschen von allem mitten in den Pyrenäen
Von Ripoll aus in Richtung Westen warten auf die Reisenden mehrere attraktive Optionen. Einerseits ein vielen Nichtkatalanen eher unbekanntes Werk Antoni Gaudís. Ja, hier, mitten im Hochgebirge befinden sich die „Jardins Artigas“, benannt nach dem lokalen Unternehmer, der Gaudí mit der Gestaltung der Parkanlage in La Pobla de Lillet betraute.
Steuert man hingegen das Auto auf der N-260 in nördliche Richtung, dann stößt man auf die Zahnradbahn von Ribes zum Vall de Núria. Bekannt ist das Núriatal wegen des gleichnamigen Sanktuariums gleich gegenüber vom Bahnhof – ein bei Katalanen beliebtes Pilgerziel. Angesagt ist das Tal auch unter Schneefans, die hier ihre Skier anlegen können. Überhaupt wird diese Region, namens Cerdanya, von vielen Skiläufern angesteuert, denn ganz in der Nähe liegen mit La Molina und Masella zwei weitere Skistationen.
Man muss kurz die Grenze nach Frankreich überqueren, um in die katalanische Gemeinde Llívia zu gelangen, eine Exklave, die aus politischen und historischen Gründen von französischem Staatsgebiet umgeben ist. Zu ihren Wahrzeichen zählt die historische Apotheke, die als einer der ältesten Europas bereits im 15. Jahrhundert ihren Betrieb aufnahm, wie man in einer informativen Ausstellung erfährt.
Und so erreicht man La Seu d’Urgell. Das Städtchen mit seiner Kathedrale ist ein altes römisch-katholisches Bistum und gilt als „Tor“ zum benachbarten Andorra. Beides bedingt ein länderübergreifendes Kuriosum: noch heute fungiert der Bischof zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten als sogenannter „Copríncep“ (Ko-Fürst) von Andorra und damit als Staatsoberhaupt des kleinen Pyrenäenstaates.
Die „Drei Täler“ und der Nationalpark Aigüestortes
Immer weiter auf der Landstraße N-260 nach Sort nähern sich die Reisenden Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Der 400 qkm große Nationalpark, der ein eigenes Kapitel verdient, ist von diversen Gebirgstälern umgeben. Ihr Besucht lohnt sich landschaftlich, architektonisch wie historisch.
Als erstes dringt die C-13 in die Valls d’Àneu vor, eine Kette von Hochgebirgstälern, deren Geschichte das Ecomuseu im Hauptort Esterri d’Àneu sehr gut beschreibt.
Geradeaus geht die Fahrt über den Gebirgspass Port de la Bonaigüa weiter ins Arantal. Allen an dieser historisch einzigartigen Region Interessierten empfehlen wir einen Blick auf unsere Webseite unter Region Val d’Aran. Vaquèira wollen wir hier nicht unerwähnt lassen: mit über 150 km Pisten Kataloniens größte Skistation! Und ganze 15 Autominuten entfernt befindet sich der idyllische Hauptort des Arantal: Vielha.
Die Erkundung der katalanischen Pyrenäen endet im „dritten Tal“, dem Vall de Boí. Auf der Landestraße N-230 geht es von Vielha in Richtung El Pont de Suert, bis sie die Lokalstraße L-500 kreuzt. Im Boítal angekommen, erwartet den Besucher ein wahrer Schatz: neun romanische Kirchen, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Ganz zu schweigen von der Landschaft!
Wir wünschen „Gute Fahrt“ durch die katalanischen Pyrenäen – vom Mittelmeer ganz im Osten bis zu den Tälern um den Nationalpark Aigüestortes im tiefsten Westen!
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