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Kleiner Tourenguide: Von Barcelona über die Pyrenäen

Diese Route führt von Barcelona ins Landesinnere und schon bald in die hohen Berge. Knappe 250 Kilometer liegen zwischen der katalanischen Metropole und der Pyrenäenstadt Sort. Doch wer die relativ kurze Strecke mit offenen Augen zurücklegt, erlebt eine Reise durch Zeit und Raum voller kultureller und landschaftlicher Höhepunkte. Auf ins Abenteuer!

Kloster Sant Cugat del Vallès

Nur eine gute halbe Stunde von Barcelona entfernt liegt das Kloster Sant Cugat del Vallès und damit eine der bedeutendsten Repräsentationen mittelalterlicher Kunst in Katalonien. Besonders beeindruckend ist der romanische Kreuzgang. Er bildet das räumliche Zentrum des Klosters, um das herum sich die weiteren Räumlichkeiten anordnen. Der Kreuzgang war ein Ort der Kontemplation und der intellektuellen Arbeit. Seine kunstvoll gestalteten Kapitellen im romanischen Stil tragen symbolische Botschaften. Für die zeitgenössischen Betrachter glichen sie in Stein gemeißelten Büchern, denen sie religiöse Gleichnisse und Geschichten entnahmen.

Weitere besonders sehenswerte Elemente sind der gotische Kapitelsaal, die Überreste einer frühchristlichen Kirche und die heutige Kirche, in der sich romanische, gotische und barocke Elemente verbinden. Überdies hütet die Klosterkirche Kunstschätze aus unterschiedlichen Epochen. Zu diesen gehören Retabeln von der Romanik bis zum Barock. Die meisten von ihnen zieren die Seitenkapellen. Ein gotisches Allerheiligen-Retabel schmückt derzeit die Apsis der Kirche. Romanische Skulpturen, Grabstätten von Äbten und Adeligen sowie eine Orgel aus der Renaissance-Epoche sind weitere beeindruckende Elemente der Kirche. Unterkunft ganz in der Nähe bietet das Hotel QGAT.

Sant Cugat del Vallès © Imagen M.A.S.

Terrassa

Die zweite Station auf dieser Route ist Terrassa. Knapp 30km von Barcelona entfernt liegt die Stadt in unmittelbarer Nähe des Naturparks Sant Llorenç del Munt i Obac. Die Entwicklung Terrassas ist eng mit den Geschehnissen der industriellen Revolution verknüpft. Die bedeutende industrielle Vergangenheit der Stadt schlägt sich nämlich auch in ihrer Architektur nieder. Diese ist geprägt durch den Modernisme Industrial für den hier vor allem Lluís Muncunill verantwortlich zeichnete.

Ein herausragendes Beispiel für diese besondere Form des katalanischen Jugendstils ist die ehemalige Textilfabrik Vapor Aymerich, Amat i Jover, in der heute das Nationalmuseum für Wissenschaft und Technik (mNATEC) untergebracht ist. Das mNATEC allein ist bereits ein guter Grund, Terrassa zu besuchen. Es beherbergt eine Vielzahl verschiedener Ausstellungen, die sich mit ganz unterschiedlichen Themen befassen. Das Spektrum reicht vom Ursprung des Universums bis zum Funktionieren einer Textilfabrik.

Neben der Architektur des Modernisme Industrial ist auch die mittelalterliche Architektur der Stadt bemerkenswert. Insbesondere die romanischen Kirchen Seu d’Ègara. Esglesias de Sant Pere sind einzigartige mittelalterliche Sakralbauten. Ihre Ursprünge reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück. Sie sind klassifiziert als Kulturgut von nationalem Interesse und im Jahr 2019 kandidierten sie als Unesco-Welterbe. Unterkunft in Terrassa findet man zum Beispiel im Hotel Don Candido oder im Terrassa Park.

Modernisme in der Industriearchitektur: Das MNACTEC in Terrassa © Imagen M.A.S.

Naturpark Sant Llorenç del Munt i Obac

Im Weiteren führt die Route in den Naturpark Sant Llorenç del Munt i Obac. Er erstreckt sich über ein waldiges Bergmassiv, dass von Steineichen und Aleppokiefern geprägt ist. Die besonderen geologischen Bedingungen des Massivs haben zur Ausbildung von mehr als 300 Höhlen und Schluchten geführt. Die mediterrane Gebirgslandschaft hütet Spuren menschlicher Siedlungen, deren Ursprünge bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Auch mittelalterliche Gehöfte und in den Fels geschlagene Wohnhäuser haben hier die Zeiten überdauert.

Das zweifellos symbolträchtigste Monument dieses Bergmassivs ist das Kloster Sant Llorenç del Munt auf dem Gipfel des Mola. Im Jahr 985 gegründet war es bis ins 17. Jahrhundert eines der bedeutendsten Zentren der Benediktinermönche in Katalonien. Die romanische Kirche und weitere Klostergebäude aus dieser und späteren Epochen sind bis heute erhalten.

Der Naturpark Sant Llorenç del Munt i Obac bietet auch Wanderern hervorragende Möglichkeiten. Hier verläuft der Fernwanderweg Els 3 Monts, überdies gibt es viele weitere markierte Wanderwege. Als Ausgangspunkt empfiehlt sich zum Beispiel das Interpretationszentrum Coll d‘Estenalles. Von hier aus führen kurze Wanderungen zum Beispiel zur Simanya-Höhe und zum Montcau. Eine längere Wanderung entlang des Bergrückens hat den Gipfel Mola mit seinem berühmten Kloster zum Ziel.

Mura und Talamanca

Mit Mura und Talamanca treffen wir im Naturpark Sant Llorenç del Munt auf zwei malerische Dörfer, die zu besichtigen sich unbedingt lohnt. Beide bewahren ihre mittelalterliche Struktur und die tiefe Naturverbundenheit echter Bergdörfer.

Mura ist Teil der Valls del Montcau, einer Naturlandschaft, die seit jeher für ihren großen Reichtum an Pflanzen und Tieren bekannt ist. Umgeben von heute zum Teil brachliegenden Terrassenfeldern und Weingärten, hat sich Mura den ganz besonderen Charme eines mittelalterlichen Dorfes erhalten. Der gesamte alte Stadtkern ist sehenswert, ganz besonders lohnt es sich die romanische Kirche Sant Martín näher in Augenschein zu nehmen.

Talamanca liegt in der serra del Rossinyol ganz am Rande des Naturparks Sant Llorenç del Munt i Obac. Die schmalen, kopfsteingepflasterten Straßen des kleinen Dorfzentrums sind voller malerischer Ecken und Winkel. Aufgrund seiner erhöhten Lage bietet das Dorf außerdem hervorragende Aussichten in alle Richtungen. Überdies ist Talamanca ein exzellenter Ausgangspunkt für Wanderungen und Spaziergänge, bei denen man die einzigartigen Naturlandschaften des Naturparks Sant Llorenç del Munt i L’Obac erkunden kann. Unterkunft bietet zum Beispiel Camping La Tatgera.

Mura © Inmedia Solutions S.L.

Navarcles: Món Sant Benet

Weiter geht es nach Navarcles. Hier erwartet die Reisenden mit Món Sant Benet ein kulturtouristisches Projekt, das mittelalterliche Kunst und Architektur mit herrlicher Natur und einem Zentrum für Küche und Wissenschaft verbindet. Die Mauern des mittelalterlichen Klosters bewahren bis heute viele Schätze der Kunst und Architektur jener Zeit. Überdies hüten sie jedoch auch ein modernistisches Erbe, das sich einem längeren Aufenthalt des Jugendstil-Künstlers Ramon Casas im Kloster verdankt.

Nicht zuletzt fungiert Món Sant Benet als Headquarter der Fundació Alícia. Die gemeinnützige Stiftung, die sich der Verbindung von Kulinarik und Wissenschaft verschrieben hat, bietet inspirierende Workshops rund um die Themen Kochen, Essen und Leben. Einer der prominenten Köpfe hinter diesem Projekt ist übrigens Ferran Adrià, dessen Restaurant elBulli fünf Mal als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde. Món Sant Benet verfügt über ein eigenes Hotel, ansonsten findet man auch Unterkunft in Navarcles, zum Beispiel im Hostal Muntané.

Món Sant Benet © Jordi Play

Santa Maria de Merlès

Der Weg führt nun nach Santa Maria de Merlès, einem Dorf, durch dessen Mitte der kleine Fluss Riera de Merlès fließt. Die romanische Brücke von Sant Martí war die erste historische Verbindung zwischen den beiden Ortsteilen, nachdem die Burg und die Kirche von Sant Martí errichtet wurden. Sant Martí de Merlès ist eine von drei sehenswerten Kirchen am Ort. Auch Santa Maria und Sant Pau de Pinós sind einen Besuch wert.

Der Ort bezaubert jedoch auch mit seiner magisch anmutenden Flusslandschaft mit ihren Wasserfällen, Felsen und Gumpen, an denen sich der Legende nach die Hexen treffen. Santa Maria de Merlès ist ein Ausgangspunkt wunderschöner Wanderwege und Fahrradrouten in einer Landschaften, die zu entdecken sich wirklich lohnt. Unterkunft findet man hier zum Beispiel im Camping Vall de Merles.

Santa Maria de Merlès © Servicios Editoriales Georama

Borredà

Borredà ist das nächste Dorf am Weg, für dessen Besichtigung man sich unbedingt ein wenig Zeit nehmen sollte. Umgeben von Pinien-, Steineichen- und Buchenwäldern bewahrt  das alte Dorf seine historische Getreidemühlen, Masias und Kirchen. Zu seinen bedeutendsten Sehenswürdigkeiten gehört die Kirchen Sant Sadurní de Rotgers und die Kirche Santa Maria. Doch auch ein gemütlicher Bummel durch die kopfsteingepflasterten Straßen mit den alten Häusern ist bereits ein Erlebnis. Außerdem verführen auch hier die Flusslandscahften von Merlès und Margansol mit ihren Gumpen und Kaskaden zum Baden. Schöne Unterkünfte unterschiedlicher Art bietet zum Beispiel Masia Campalans.

Sant Sadurní de Rotgers © Juan José Pascual

Museum der Minen von Cercs

Im 20. Jahrhundert war der Bergbau eine der Hauptsäulen der wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Berguedà. Heute ist der Bergbau hier Geschichte. Dafür ist ihm heute ein ganz besonderes Museum gewidmet. Das Museu de les Mines de Cercs eröffnet tiefe Einblicke in den Einfluss des Bergbaus auf die Landschaft, die wirtschaftliche Entwicklung und das Leben der Menschen in der Region. Bei einem Rundgang durch einen Abschnitt einer alten Mine, der teils zu Fuß und teils in einer Lore stattfindet, erfährt man außerdem viel über die Arbeitsbedingungen in diesem alten Bergwerk. Unterkunft in der Nähe findet man zum Beispiel im Hotel Santa Barbara.

© Museu de les Mines de Cercs

Fígols – Auf den Spuren der Dinosaurier

In Fígols stoßen wir auf die paläontologische Fundstätte Fumanya, die Teil des Museums der Minen von Cercs ist. Sie ist die europaweit größte Fundstätte von Sauropodenspuren aus der Kreidezeit und auch weltweit eine der bedeutendsten.
In welcher Beziehung die Dinosaurier zur Braunkohle standen und die Braunkohle wiederum zur Entstehung der Pyrenäen ist eine der spannenden Fragen, die hier beantwortet werden. Dabei legen die Gestalter des Museums wert darauf, Wissen so zu vermitteln, dass es auch und insbesondere für Kinder spannend und begreifbar ist. Neben geführte Besichtigungen für Familien gibt es hier auch immer wieder neue interessante Workshops.

 

Kayak fahren auf dem Stausee Pantà de Baells

Der Stausee La Baells spielt eine zentrale Rolle in der Wasserversorgung der Provinz Barcelona. Überdies ist der landschaftlich wunderschöne See auch der perfekte Ort für Wassersport.
La Baells ist ein typischer Gebirgsstausee, umsäumt von steilen, waldreichen Hängen. Sein steiniger Grund, die großte Tiefe und eine Gesamtlänge von mehr als 11 Kilometern sind Garanten für eine hervorragende Wasserqualität. Somit ist er hervorragend zum baden geeignet. Das hiesige Wassersportzentrum bietet außerdem Ausflüge per Kanu und Kayak an.

Blick auf Stausee La Baells von Sant Corneli © Juan Carlos Mestre Camacho

Zum Pedraforca

Von hier aus führt der Weg zum Pedraforca und damit zu einem der berühmtesten und symbolträchtigsten Berge Kataloniens. Mit seinen zwei Spitzen, einem markanten Profil und ebenso schönen wie herausfordernden Abschnitten für Bergsteiger und Kletterer ist er zu einem der beliebtesten Ziele des katalanischen Bergsports geworden. Doch nicht nur die Naturlandschaften der Valls de Pedraforca haben es in sich. Auch die rund um den legendären Berg gewachsene Kultur ist es wert, entdeckt und erlebt zu werden. Die hier hergestellten Käse und Marmeladen zum Beispiel sind echtes Kunsthandwerk. Auch darüber hinaus ist die Kulinarik rund um den Pedraforca eine Entdeckungsreise wert.

Pantà de la Llosa del Cavall und Port del Comte

Weiter geht es in die Gebirgslandschaften des Solsonès. Hier treffen wir auf den traumhaften schönen Stausee Llosa del Cavall, der zu ausgiebigen Kayak-Abenteuern einlädt. Unterkunft bietet hier zum Beispiel Hostal Piteus oder Camping Morunys.  Unser nächstes Ziel ist die Skistation Port del Comte. Im Sommer lockt hier ein Abenteuerpark insbesondere die jüngeren Gäste. Die älteren nutzen die wunderbaren Wander- und BTT-Möglichkeiten, freuen sich an herrlichen Aussichten über die Pyrenäen oder nutzen die Gelegenheit zu einer Runde Golf.

Pantà de la Llosa del Cavall © Inmedia Solutions S.L.

La Seu d’Urgell

Mit La Seu d‘Urgell erreichen wir schließlich die Hauptstadt des Landkreises Alt Urgell. Der ehrwürdige Bischofssitz mit den von Arkaden gesäumten Gassen der Altstadt liegt in einer Höhe von 690m auf einer Ebene. Er ist umgeben von hohen Gipfeln, die zwischen 1.500m und 2.800m in den Himmel ragen.

Die Kathedrale Santa Maria gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist die einzige aus dieser Zeit erhaltene Kathedrale in ganz Katalonien. Auch das Diözesanmuseum ist unbedingt einen Besuch wert.

Spannende Einblicke in die jüngere Geschichte gewährt der Parc dels Búnkers de Martinell i Montellà. Das Interpretationszentrum des Bürgerkriegs bietet geführte Besichtigungen an, die zu einem tieferen Verständnis des historischen Kontextes des Krieges beitragen.

Für Freunde des Wassersport ist La Seu d’Urgell hingegen insbesondere wegen seines fantastischen Rafting Parcs von Interesse. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Valira und Segre und hat eine inzwischen fast vierzigjährige Tradition in der Organisation von Wildwasser-Sportevents. Im Rahmen der Olympischen Spiele von Barcelona im Jahr 1992 erbaute man hier den Parc Olímpic del Segre. Heute wird die Anlage von Besuchern unterschiedlichster Fitness-Level für Kanu- und Kayaksport genutzt.

Gerri de la Sal

Den Abschluss dieser Route bildet Gerri de La Sal mit dem berühmten Salzmuseum. In einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert wird der Prozess der Salzherstellung im Gebirge für die Besucher lebendig erfahrbar.  Anhand von Modellen und Multimedia-Elementen gewinnt man Einblick in die verschiedenen Arbeitsschritte: Vom zu Tage treten des Wassers ander Quelle, über die Maßnahmen zur Salzgewinnung bis zur Verarbeitung und Lagerung des kostbaren Materials.

Im Museum befindet sich außerdem ein Shop mit ökologischen Produkten aus der Region, unter ihnen der Kräuterlikör ratafía de Gerri, Salz del Rosario und Noguera Plätzchen.

Museum Gerri de la Sal © Gerri de la Sal

Sort und der Naturpark Alt Pirineu

Letzte Station auf dieser Route ist die Sort, die Hauptstadt des Landkreises Pallars Sobirà. Hier lohnt sich ein Spaziergang durch die Stadt und ein Besuch des Museums Camí de la Llibertat. Vor allem aber wartet die ursprüngliche Gebirgslandschaft darauf, erkundet zu werden, die im Naturpark Alt Pirineu unter besonderem Schutz steht. Außerdem bietet die Region eine erstaunliche Vielfalt an Erlebnismöglichkeiten für Urlauber mit verschiedensten Interessen.
Vielleicht beginnen Sie aber gerade erst, das Unterwegssein so richtig zu genießen? Dann denken Sie daran, dass jedem Ende auch ein Anfang inne wohnt. In Sort haben Sie zum Beispiel die Gelegenheit, im Anschluss unsere Route durch die katalanischen Pyrenäen oder unsere Route zum Weltkulturerbe zu erkunden. Wir wünschen Ihnen eine  schöne und erlebnisreiche Reise!

Parc Natural Alt Pirineu © Sergi Boixader

 

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