Eine Filmreise durch Katalonien

Mittelmeer und Binnenland; die Pyrenäen; beliebte Weinregionen; ruhige, bezaubernde Märchendörfer aus dem Mittelalter; Städte mit faszinierenden Architekturen; vielfältige Kultureinrichtungen und dabei immer wohltuend und energiegeladen: So wirkt Katalonien auf die Millionen Menschen, die alljährlich ihren Urlaub in der Region verbringen. Familien, Paare, Freunde… Aber auch die internationale Filmindustrie hat Katalonien seit Jahrzehnten als Schauplatz und Kulisse für Filme, Serien und Reportagen ins Visier genommen. Aber wen wundert das, wenn die Region so viel zu bieten hat?

Licht, Kamera… Action!

Als der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Woody Allen für seinen Film Vicky, Cristina, Barcelona die Hauptstadt Kataloniens als Drehort auswählte, wusste er bereits, dass es in der Stadt unzählige Perlen jenseits der weltbekannten Monumente zu entdecken gibt — wie etwa Els Quatre Gats (zu Deutsch: Die vier Katzen).

Els Quatre Gats im Gotischen Viertel Barcelonas ©Ralf Roletschek / roletschek.at

Das 1897 eröffnete Café, dessen Name sich vom berühmten Pariser Lokal Le Chat Noir („Die schwarze Katze“) ableitet, galt während der Jahrhundertwende als Treffpunkt für die renommiertesten Künstler jener Zeit. Schriftsteller, Musiker und selbstverständlich die Architekten der Modernisme haben sich im Els Quatre Gats getroffen und die katalanische Kultur mitgestaltet. In Allens Film ist die Szene ab der Minute 00:30 genau hier gedreht worden.

Filmaufnahmen in Innenräumen und natürlich auch unter freiem Himmel: Etwa 60 Millionen Euro machten aus Das Parfüm, der verfilmten Version des gleichnamigen Buches von Patrick Süskind, eine der bisher teuersten deutschen Filmproduktionen überhaupt. Der Film wurde größtenteils in Katalonien gedreht: Girona und das nördlich gelegene Besalú, Tortosa am Ebrodelta und Barcelona wurden als Drehorte ausgewählt. Ab der Minute 1:10 des Trailers ist beispielsweise der sehenswerte Irrgarten Laberint d’Horta in Barcelona zu erkennen.

Das „Laberint d’Horta“ erreicht man mit der U-Bahnlinie L3 („Mundet“)

Deutschland filmt in Katalonien

Auch viele andere deutsche Produktionen sind in Katalonien gedreht worden — höchstwahrscheinlich haben Sie die ein oder andere im Kino oder Fernsehen bereits gesehen. Die ARD hat bis dato drei Folgen der Fernsehserie Der Barcelona-Krimi ausgestrahlt. Dabei werden die Kommissare Fina Valent und Xavi Bonet, zwei unbestreitbar katalanische Namen, von den Schauspielern Anne Schäfer und Clemens Schick verkörpert. Als Kulisse dient die ganze Stadt, so dass die Zuschauer praktisch jedes berühmte Monument zu Gesicht bekommen. Kommissarin Fina Valent hat zudem von ihrer Wohnung aus einen direktem Blick auf Gaudís Sagrada Familia. Nicht schlecht, oder?

Die puren Landschaften Kataloniens zeigen sich auch im romantischen Liebesdrama Geerbtes Glück, dessen Regisseurin Heidi Kranz in Barcelona und den Weingärten von Vilafranca in der Weinregion Penedès drehte. Couch, Popcorn und ein Drink: Machen Sie es sich bequem, denn der Film ist komplett auf YouTube zu sehen!

Noch mehr Lust auf Kino von zuhause? Muriel Baumeister spielt in Urlaub mit kleinen Folgen die Hauptrolle in einem Film, der fast komplett in Katalonien gedreht wurde. Direkt zu Beginn zeigt sich Baumeister, die im Film Sybille ‚Billie‘ Fleming verkörpert, in einem wunderschönen Dörfchen an der Costa Brava, wo alljährlich ein berühmtes Musikfestival stattfindet. Schon einmal von der „Cantada d’Havaneres“ gehört, die seit 1966 am ersten Juliwochenende in Calella de Palafrugell organisiert wird? Das Festival findet dort in der Bucht Port Bo statt, die in der Minute 12:15 zu sehen ist. In diesem Artikel finden Sie weiterführende Informationen und Bilder zum Dorf — samt Video von der populären Havanera „El meu avi“.

Nicht ganz so romantisch verläuft die Handlung von Wilde Unschuld. Der Film entstand nach wahren Begebenheiten über die dunkle Vergangenheit der wohlhabenden Familie Baekeland, deren dramatische Geschichte in den 70-er Jahren sowohl die amerikanische als auch die britische Gesellschaft erschütterte. Der Film wurde teilweise in Sitges und Barcelona gedreht, denn die Baekelands lebten zeitweise in Katalonien.

Komplett auf katalanischem Boden ereignet sich jedoch die Geschichte, die das Buch „La Catedral del Mar“ (zu Deutsch: Die Kathedrale des Meeres) widerspiegelt. Aus dem Verkaufsschlager, der das Leben von Arnau Estanyol und seine Verwicklung in die Errichtung der eindrucksvollen Basilika Santa Maria del Mar in Barcelona schildert, wurde eine ebenfalls erfolgreiche Serie. Gefilmt wurde hauptsächlich im Gotischen Viertel in Barcelona  — wo sonst! Den Trailer mit Hintergrunderklärung können Sie hier sehen.

Die atemberaubende Kirche Santa Maria del Mar ©ACT | Imagen M.A.S.

Der amerikanische Geschäftsmann Ted Boynton, Protagonist des Films Barcelona, ist ebenfalls in der katalanischen Hauptstadt zuhause  — nur in viel jüngeren Zeiten. Der Film wirkt phasenweise wie eine Art Dokumentation über die Stadt, denn er zeigt Orte wie die Kathedrale oder den Passeig de Gràcia.

Auch die philippinische Produktion Barcelona: A Love Untold zeigt viele bekannte Orte der Stadt. So dienen die Sagrada Família, der Eingang zum beliebten Markt La Boqueria oder die bunte Licht-Musik-Show auf dem Montjuïc als Kulisse. Ebenso die Kirche Sant Bartomeu i Santa Tecla aus dem 17. Jahrhundert (Minute 1:15), nur steht sie in Wirklichkeit in Sitges. Na gut, nicht so weit von Barcelona entfernt. Ferner liegen aber die Treppen, die am Ende des Trailers zu sehen sind: Denn die bezaubernde „Pujada de Sant Domènec“ (Minute 2:58) liegt in der Altstadt von Girona!

Die „Pujada de Sant Domènec“ in Girona führt zur Kirche Sant Martí Sacosta

Und wo die Rede bereits von Girona ist: In der bunten Stadt am Fluss Onyar wurden tatsächlich mehrere Sequenzen der weltberühmten Serie Game of Thrones gedreht. Die Außenaufnahme dieser fantasievollen Szene wurde auf den Treppen gedreht, die hoch zur Kathedrale führen. Wer Girona schon besucht hat, wird die Kulisse sicher wiedererkennen. Was Sie hingegen überraschen wird,  sind die Aussichten auf das Mittelmeer (Minute 4:18). Die Küste ist von Girona aus normalerweise nicht zu sehen – hier verbringt die Technologie regelrechte Wunder! In Girona besteht für Fans der Serie die Möglichkeit eine Tour zu den Drehorten zu unternehmen: www.gironatrips.com

Fassade der Kathedrale von Girona ©Roger Colom | Ajuntament de Girona

Am Cap de Creus nördlich von Girona gelegen, befand sich bis 2011 das weltberühmte Restaurant El Bulli von Sternekoch Ferran Adrià. Inzwischen hat sich das Lokal in eine Stiftung weiterentwickelt, die immer noch von Adrià geleitet wird. Den künftigen Generationen bleibt aber der Dokumentarfilm El Bulli — Cooking in Progress, den der deutsche Regisseur Gereon Wetzel dem Erfinder der sogenannten Molekularküche widmete. Für die Dreharbeiten haben Wetzel und sein Team den genialen Koch ein Jahr lang in seiner Welt begleitet. Gereon Wetzel hat zudem einem weiteren Symbol der katalanischen Kultur einen Dokumentarfilm gewidmet: den Castells, den spektakulären Menschentürmen, die um die Region Tarragona ihren Ursprung haben.

Von Klassikern in Katalonien

Nach Woody Allen geht es nun wieder zu einem amerikanischen Regisseur und Schauspieler, diesmal aber aus Hollywoods „Goldenem Zeitalter“: Orson Welles. Der berühmte Künstler verbrachte in den 60-er Jahren einige Wochen in Katalonien. Grund für den Aufenthalt war die Verfilmung von Falstaff – Glocken um Mitternacht, die auf einem Charakter von Shakespeare basiert. Der Film wurde weitgehend im mittelalterlichen Kollegiatstift Sant Vicenç gedreht, der zur Burg von Cardona gehört und 2016 in die Liste der Schätze der europäischen Filmkultur aufgenommen wurde.

Zu den großen Hollywood-Ikonen gehörte auch Ava Gardner. Die Schauspielerin hielt sich 1950 in Tossa de Mar auf, um Miss Reynolds in dem Film Pandora und der Fliegende Holländer zu verkörpern (Trailer auf Deutsch). Hier zeigt sich die pure Costa Brava in Zeiten, wo die Dörfer hauptsächlich von der Fischerei lebten. Die Herzen, die die leidenschaftliche Künstlerin in Tossa brach sind heute Geschichte geblieben ist sie jedoch in Form einer Statue. Das von der katalanischen Bildhauerin Ció Abellín geschaffene Kunstwerk steht in einem Eckchen der Altstadt mit weitem Blick über Dorf und Meer. Ein Selfie mit Ava gehört quasi zu jeder Tossa-Besichtigung dazu!

Alberto-g-rovi / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)

Wir bleiben an der Costa Brava, denn in Begur gibt es die Skulptur einer anderen Künstlerin zu betrachten: Die 1918 in Barcelona geborene Carmen Amaya trat in mehreren Filmen auf, wo sie die Welt mit ihren unglaublichen Fähigkeiten als Flamenco-Tänzerin begeisterte. So fungierte sie als Protagonistin der 1963 in Barcelona gedrehten Produktion Los Tarantos. In dem Film ist die berühmte Flaniermeile Les Rambles während eines Auftritts des nicht minder bekannten Tänzers Antonio Gades zu sehen. Von Carmen Amaya gibt es übrigens auf dem Montjuïc in Barcelona noch eine zweite Statue zu sehen.

Von Katalonien über Berlin bis Hollywood

Mehrere katalanische Filmproduktionen haben sich im Rahmen der Berlinale vorgestellt — darunter Werke der weltberühmten Filmemacherin Isabel Coixet, die 1960 in Sant Adrià de Besòs geboren wurde. In Barcelona, Tokyo oder Los Angeles hat Coixet ihre Filme gedreht und oft in Berlin präsentiert. Das Festival zeigte 1996 Things that I never told you, Coixets zweiten Film. 2003 war sie mit My life without me im Wettbewerb vertreten, sechs weitere ihrer Filme wurden ebenfalls während der Berlinale aufgeführt. 2009 war sie sogar Mitglied der Internationalen Jury.

Die Berlinale hat im Laufe der Jahre noch weitere Regisseurinnen und Regisseure eingeladen, die Katalonien mit ihren Kameras eingefangen haben. Zu ihnen zählt auch Neus Ballús, die 2013 sehr gute Kritiken für La plaga (Die Plage) erhielt. Der Dokumentarfilm wurde in Gallecs unweit von Barcelona gedreht.

Die Vulkane Montsacopa und Garrinada in Olot ©Vol de Coloms

Auch die junge, talentierte Carla Simón präsentierte in Berlin ihr Erstlingswerk Estiu 1993 (Sommer 1993), das gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Der Film wurde in der Region gedreht, die unter anderem wegen des einmaligen Naturschutzparks Vulkane der Garrotxa sehenswert ist — auch per Heißluftballon! Der Gebirgszug Montseny, der 1978 als Naturpark und später als Biosphärenreservat der UNESCO ausgezeichnet wurde, diente als Kulisse für eine weitere auf der Berlinale aufgeführte Produktion: La enfermedad del domingo (zu Deutsch: Die Krankheit des Sonntages).

Pedro Almodóvar kennt ja jeder Kinobegeisterte auf der Welt. Der spanische Regisseur hat eine lange Erfolgsgeschichte hinter sich: Über 20 Filme hat er bis heute gedreht, die meisten davon mit sehr guten Kritiken. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem durch seine Komödie aus den 80-er Jahren Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs bekannt und im Rahmen der Berlinale mit dem Teddy-Award für Das Gesetz der Begierde ausgezeichnet.

Die Kolumbus-Säule wurde anlässlich der Weltausstellung von 1888 in Barcelona angelegt.

Die Stadt Barcelona hat Almodóvar in Todo sobre mi madre (Alles über meine Mutter) porträtiert. Die im Jugendsstil errichtete „Casa Ramos“ auf der Plaça Lesseps, das Kolumbus-Denkmal oder das Gotische Viertel sind nur einige Highlights, die der mit einem Oscar ausgezeichnete Film zeigt. Informationen zu diesen und anderen seiner Drehorte finden Sie auf dieser Seite.

Diese Filmreise durch Katalonien endet mit europäischem Flair inmitten von Barcelona. Denn in der katalanischen Hauptstadt wohnen die Protagonisten der beiden Filme Gaudí Afternoon, basierend auf einem Roman der US-Schriftstellerin Barbara Wilson-Sjoholm, und L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr, die den Alltag einer Gruppe von Erasmus-Studenten aus diversen europäischen Nationalitäten mit Humor beschreibt.

Mit Sicherheit erkennen Sie einige dieser Orte, die in zahlreichen Filmen und Serien porträtiert wurden. Wenn das jedoch nicht der Fall ist, dann planen Sie diese doch in ihr Besichtigungsprogramm für die nächste Katalonien-Reise ein!

Ferran Porta: