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5 Wow!!!-Fakten über den Naturpark Els Ports

Die Natur ist unsere große Lehrmeisterin. Vom Produktentwickler in der Autoindustrie bis zum Yogi auf der Suche nach der perfekten Ausführung eines Asana – die Natur ist eine unendliche Quelle der Inspiration für Menschen mit unterschiedlichsten Interessen. In Katalonien ist man sich dieser Tatsache natürlich schon lange bewusst. So waren die Formen der Natur beispielsweise eine der bedeutendsten Inspirationsquellen für die neuen Bauprinzipien und revolutionären Formen der Architektur des katalanischen Modernisme.

Cova dels Adells, Naturpark Els Ports

Doch nicht nur katalanische Architekten fanden am Wendepunkt vom 19. zum 20. Jahrhundert Inspiration in der Natur. Auch ein junger andalusischer Maler erlebte die Initialzündung seines künstlerischen Entwicklungsprozesses in einer unvergesslichen Naturerfahrung. Jene Begegnung mit der Natur, die das noch unter der Oberfläche schlummernde Genie des jungen Pablo Picasso ans Tageslicht brachte, fand in den Bergen des Naturparks Els Ports statt. Dies ist nur einer von vielen überraschenden Fakten, die das Bergmassiv in der Region Terres de l’Ebre zu einem so faszinierenden Ort machen. Wir präsentieren Ihnen fünf überraschende, begeisternde, beeindruckende und inspirierende Fakten über den Naturpark Els Ports.

Einblicke in das geheime Leben des Zwergadlers

Els Ports ist ein Kalksteinmassiv in der Region Terres de Ebre, dass sich bis in die Provinzen Teruel und Castellón ausbreitet. Im Jahr 2001 wurde die Region zum Naturpark deklariert. Daher steht die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt des Gebietes seither unter besonderem Schutz – mit erfreulichen Resultaten. So ist in den Pinienwäldern des Parks zum Beispiel der Zwergadler (hieraaetus pennatus) beheimatet.

Foto: J. Dietrich, Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Ab März kann man die faszinierenden Greifvögel beim Nisten beobachten – und zwar online, direkt vom heimischen Computer oder auch vom Handy. Eine Webcam überträgt das Familienleben eines hier ansässigen Zwergadler-Pärchens, das jedes Jahr zum gleichen Nest zurückkehrt, direkt ins Internet. Männchen und Weibchen richten das Nest gemeinsam her. Das Zwergadlerweibchen legt hier pro Saison ein bis zwei Eier.  Während sie brütet, geht ihr Gefährte auf die Jagd und bringt die Beute zum Nest. Die Mahlzeiten nutzt die Adlerdame dann auch als kurze Auszeit vom Brutgeschehen.

Während sie außerhalb des Nests frisst, übernimmt er die Aufgabe des Brütens. Sind die Kleinen geschlüpft, wird es richtig spannend für die Beobachter der Webcam, denn das geheime Leben der Zwergadler birgt für den unbedarften Beobachter jede Menge Überraschungen. Der Alltag einer jungen Familie im Adlerhorst will organisiert sein. Wer wissen möchte, wie das Zwergadler-Äquivalent zum menschlichen Pottytraining aussieht, der schaue das folgende kurze Video einmal bis zum Schluss an…

Ein Wunder der Vielfalt

Die Zwergadler sind jedoch nur eine von vielen sehens- und erforschenswerten Arten im Naturpark Els Ports. In unmittelbarer Nähe zum Vogelparadies Delta de l’Ebre gelegen, beherbergt der Naturpark Els Ports nicht nur eine außergewöhnliche Vielfalt gefiederter Bewohner, sondern auch allgemein eine bemerkenswerte Biodiversität. Der Iberiensteinbock ist eine weitere Spezies, die im Naturpark Els Ports regelmäßig anzutreffen ist. Unter den Säugetieren des Parks sind außerdem die Wildkatzen, Biberratten und Fledermäuse besonders erwähnenswert. Letztere sind hier mit 20 verschiedenen Unterarten vertreten und stellen eine der größten Populationen der Iberischen Halbinsel dar. Weiterhin sind 50% der in ganz Katalonien vorkommenden Amphibien und Reptilien auch in Els Ports beheimatet.

Mit seinen ausgeprägten Höhenunterschieden und vielen Mikroklimata ist Els Ports außerdem ein wahres Paradies der Geobotanik. Der Naturpark ist einerseits geprägt durch die typische Flora des Mittelmeerraumes, andererseits finden wir hier jedoch auch Repräsentanten der eurosibirischen und alpinen Vegetation. Insgesamt sind mehr als 1000 unterschiedliche Pflanzenarten in den Wäldern, Bergwiesen und Hängen und Kämmen zu Hause.

Charakteristisch für die Landschaft von Els Ports ist der Kontrast zwischen den ebenso steilen wie zerklüfteten Gebirgszügen und dem Bauernland der angrenzenden Ebenen. Flüsse wie Matarranya, Ulldemó, Algars  und Estrets haben tiefe Becken und Gumpen in die Gebirgslandschaft gegraben. Els Ports ist daher nicht nur für Wanderer, Mountainbiker und Kletterer, sondern auch für Freunde des Canyonings eine Traumlandschaft.

Wälder, (wieder) so dicht wie vor tausend Jahren

Vor tausend Jahren sangen die Araber Loblieder auf die weitläufigen, tiefen Wälder von Els Ports. Mit zunehmender landwirtschaftlicher Nutzung des Gebietes, zu der die Araber ihrerzeit einen großen Beitrag leisteten, schrunpften die Wälder. Heute wiederum ist die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes im Rückgang begriffen und die Bäume von Els Ports erobern sich ihren Raum zurück. Aleppokiefern und Steineichenwälder prägen die tieferen Lagen, ebenso einige der südlichst gelegenen Buchenwälder Europas.In den höheren Lagen dominiert hingegen die Schwarzkiefer.

Els Ports hütet außerdem eine der bedeutendsten Ansammlungen von Naturdenkmälern der Iberischen Halbinsel. Um die alten Baumriesen ranken sich bemerkenswerte Geschichten, die ihr Überleben erklären und ihnen die Zuneigung der menschlichen Bewohner des Parkes eingebracht haben. Der berühmtestes Baum des Naturparks ist faig pare, der Vater der Buchen.

Naturdenkmäler Faig Pere und Auró de Josepó

Die weltgrößte Sammlung georeferenzierter Fotos von Lebewesen

Die bemerkenswerte biologische Vielfalt von  Els Ports ist außergewöhnlich gut dokumentiert. Das verdankt sich der Tatsache, dass hier Wissenschaftler und engagierte Bürger Hand in Hand arbeiten. Bei den vom Museu Terres de l’Ebre organisierten Testings de Biodiversidad fotografieren interessierte Teilnehmer Pflanzen und Tiere, die sie auf einer Erkundungstour durch bestimmte Abschnitte des Parks entdecken.

Dies ermöglicht nicht nur den teilnehmenden Hobby-Fotografen einen neuen Blick auf die die Natur des Gebietes und seine Bewohner. Es hat dem Naturpark auch zur weltgrößten Sammlung georeferenzierter Fotos von Lebewesen verholfen. Im Jahr 2015 umfasst die Datenbank des Parks bereits 1.300 000 Bilder anhand derer etwa 18.000 Spezies bestimmt werden konnten, die im Naturpark leben. Die Testings de Biodiversidad sind ein Beispiel für die bemerkenswerten Ergebnisse, zu denen Kooperationen von Bürgern und Wissenschaftlern führen können.

Els Ports – Pablo Picassos verlorenes Paradies

Els Ports fasziniert mit dem Facettenreichtum seiner Natur, der tiefen Ruhe und Abgeschiedenheit seiner Wälder und den fantastischen Formen des Kalksteinmassivs. Überdies üben auch die ursprünglichen Gebirgsdörfer der Region eine ganz besondere Anziehung auf Besucher aus. Das ist heute nicht anders als vor 120 Jahren. Im Sommer 1898 kam der junge Pablo Picasso hierher, um seinen Freund Manuel Pallarès zu besuchen. Mit dem fünf Jahre älteren Katalanen sollte ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden.

Eigentlich sollte er sich hier nur von einer längeren Krankheit erholen. Im Nachhinein erweist sich der Aufenthalt in Els Ports jedoch als Initialzündung für die künstlerische Entwicklung Picassos. Die ersten Wochen verbringen die Freunde im Haus der Familie Pallarès im Dorf Horta. Sie zeichnen und malen Landschaften und Szene aus dem Dorf. Dann entscheiden sie, den August in den Wäldern von Els Ports zu verbringen. In diesen Wochen existiert für beide nichts, außer der wilden Natur und der Malerei. Hier entdeckt Picasso jene innere Freiheit und grenzenlose Schöpfungskraft, die ihn zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts machen wird. Später einmal wird Picasso sagen „Alles, was ich weiß, habe ich in Horta gelernt“.

Tipp: Centre Picasso in Horta

Die Geschichte jenes ersten Aufenthaltes in Els Ports bewahrt das Centre Picasso in Horta. Über dies sind hier erstklassige Nachbildungen der hochberühmt gewordenen Werke seines zweiten Aufenthaltes zu sehen. Im Sommer 1909 kehrt Picasso noch einmal nach Horta zurück. Diesmal in Begleitung seiner Geliebten, Fernande Olivier. In den kubistischen Werken, die in jenem Sommer entstehen, verschmelzen die Formen des Gebirgsmassivs immer wieder mit den Formen seiner Muse. Nach jenem Sommer wird Picasso nie wieder nach Els Ports zurückkehren. Dennoch scheint es, dass er Horta und seine Berge und Wälder als verlorenes Paradies durch sein Leben trug. In einem Briefwechsel mit Apollinaire bemerkte er einmal: „Meine reinsten Emotionen habe ich mit 16 Jahren in einem tiefen Wald in Spanien erlebt, in den ich mich zurückgezogen hatte, um zu malen…“

Gasse von Horta mit Wegweiser zum Centre Picasso © Miguel Raurich

 

Weitere Infos zum Naturpark Els Ports gibt es hier.

Die Fotos dieses Beitrages stammen, wo nicht anders angegeben, aus dem Archiv des Naturparks Els Ports.

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