„La Pedrera wurde nicht von Gaudí geschaffen“, heißt es im Vorspann zu dem wunderbaren Kurzfilm, den wir hier vorstellen. Er ist der Casa Milà in Barcelona gewidmet, die im Volksmund auch gerne La Pedrera, „der Steinbruch“ genannt wird. Diesen Spitznamen verdankt Casa Milà riesigen Steinblöcken aus den Bergmassiven El Garraf und Vilafranca del Penedès, aus welchen die wellenförmige Fassade dieses Meisterwerkes Antoni Gaudís gearbeitet wurde.
In der Pedrera präsentiert sich die einzigartige architektonische Formensprache Gaudís als eine in Stein gegossene poetische Fantasie. Casa Milà ist ein Gesamtkunstwerk, in dem der Meister nicht nur für den architektonischen Entwurf verantwortlich zeichnete. Sämtliche Details vom spektakulären Eisentor des Haupteingangs über die sechseckigen Keramikfliesen mit Tintenfisch-, Stern- und Schneckenmuster bis zu den ergonomisch geformten Türdrückern aus Bronze tragen ganz unverkennbar die Handschrift des großen Architekten. Weshalb also sollte man behaupten, die Pedrera sei nicht von Gaudí geschaffen worden?
Antoni Gaudí selbst sah sich nicht als einen Künstler, der neue Formen erschuf. Die Natur war seine große Lehrmeisterin, die er beobachtete, erforschte und so tief zu verstehen suchte, dass er ihre Formen in seiner Architektur neu zusammenfügen und gestalten konnte. Gemeinsam mit seinem engsten Mitarbeiter Josep Maria Jujol, der maßgeblich an der Entstehung der Pedrera beteiligt war, sammelte er Pflanzen, Steine, Muscheln und Knochen als Vorlagen für mögliche Formmotive.
Casa Milà ist ein herausragendes Beispiel für die reife Baukunst Gaudís, in welcher Ornament und Struktur sich nicht mehr als getrennte Elemente gegenüber stehen, sondern zu einer Einheit verschmelzen. Formen bewegten Wassers und vom Wasser geschaffene, grottenhafte Formen, Muscheln, treibender Seetang und geheimnisvolle organisch anmutende Elemente fügen sich zusammen zu einer merkwürdig vertrauten und doch fremdartigen Welt. „Die Pedrera ist ein Meisterwerk der Natur“, lässt uns der Kurzfilm wissen. Gaudí hätte diesen Satz zweifellos als großes Kompliment verstanden und an dem bildgewaltigen Kurzfilm über La Pedrera seine helle Freude gehabt.
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