Der Rundweg durch Barcelonas mittelalterlichen Barri Gòtic beginnt an der Plaça Sant Jaume. Ein Blick auf die gotische Fassade des Regierungspalastes, Palau de la Generalitat, katapultiert uns zurück in eine Zeit, in der die Geschichten von Ungeheuern, Heiligen und Helden in Stein gemeißelt herrschaftliche Häuser und Kirchen zierten. Vor 700 Jahren lasen die Menschen in den mit Schlangen, Zentauren und Rittern bestückten Fassaden, wie wir heute die Geschichten aus einem Buch lesen. Wer sich einer geführten Tour durch das Barri Gòtic anschließt, der hört viele geheimnisvolle Geschichten, die in den Mauern des Viertels verborgen sind. Doch auch wer mit der Familie auf eigene Faust im Barri Gòtic unterwegs ist, kann mit etwas detektivischem Spürsinn so manches Geheimnis lüften. Vorab sei schon einmal verraten: Der mutige Ritter in der Fassade des Palau de la Generalitat, der den grausigen Drachen erschlägt, heißt Sant Jordi und ist der Schutzpatron Kataloniens.
Ein römischer Tempel im Hinterhof
Doch die Mauern des Barri Gòtic haben noch weit mehr an Überraschungen zu bieten. In der Gasse Paradís lohnt sich ein Blick in den Hinterhof des Centre del Excursionista: Eingeklemmt zwischen den hohen Mauern eines Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert, ragen hier vier monumentale Säulen eines römischen Tempels in die Höhe, die aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammen. Nur einen Katzensprung von hier entfernt liegt Barcelonas gotische Kathedrale, geschmückt mit grotesk anmutenden Wasserspeiern in Form von Elefanten, Kühen und Kaninchen.
Was Barcelona im Innersten zusammenhält
In der Carrer del Bisbe erwartet uns die berühmte überdachte Brücke im venezianischen Stil, die den Palau de la Generalitat mit der Casa dels Canonges verbindet. Letztere hütet Barcelonas neuralgisches Zentrum, jenen alles entscheidenden Hebel, mit dem die Grundfesten Barcelonas stehen und fallen könnten: Es gibt Barceloneser, die felsenfest überzeugt sind, dass die ganze Stadt auf der Stelle in sich zusammenfiele, würde jemand es wagen, den Dolch herauszuziehen, der den Totenschädel im Deckengewölbe der Casa dels Canonges durchbohrt.
Die Totenschädel führen uns nun zum mittelalterlichen Friedhof Montjuïc del Bisbe, der heute einer der reizvollsten Winkel Barcelonas ist: Der Platz Sant Felip Neri mit Barockkirche, dem Hotel Neri und dem Schuhmuseum diente als Kulisse für Filme wie Das Parfum und Videoproduktionen wie My Immortal von Evanescence.
Der älteste Brunnen der Stadt
Weiter geht es zur Casa de L’Ardiaca in der Carrer de Santa Llúcia. Dort sollte man unbedingt einen Blick auf den wunderbaren Briefkasten von Domènech i Montaner im modernistischen Stil werfen, dessen Relief eine Schwalbe und eine Schildkröte zieren. Weiter geht es über die Plaza Nova, entlang der alten römischen Stadtmauer, der Casa de la Pia Almoina und der Plaça del Rei. Nach einem Bummel durch das alte jüdische Viertel der Stadt lohnt sich eine letzte kleine Pause am ältesten Brunnen Barcelonas auf der Plaça de Sant Just. Danach beenden wir unseren Rundgang dort, wo wir begonnen haben: An der Plaça Sant Jaume mit Blick auf den Drachen, den Ritter und die Prinzessin, die wir auch auf unserer nächsten Route wiedertreffen werden.
Geführte Touren für Erwachsenen unter: http://bcnshop.barcelonaturisme.com
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