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Gepflegtes Gruseln – Ausflüge zu Hexen und Banditen in der Provinz Barcelona

Das bestgehütete Geheimnis der Metropole Barcelona ist ihr zauberhaftes Hinterland. Aber manche Geheimnisse können wir einfach nicht für uns behalten. Deshalb haben wir in unserem Beitrag über „Fünf einzigartige Kultur-Wanderwege in der Provinz Barcelona“ bereits verraten, dass sich dort Kultur und Naturgenuss ganz wunderbar miteinander verbinden lassen. Heute legen wir einen drauf. Wir laden ein zu einem magischen Trip in die facettenreiche Landschaft der Provinz Barcelona.

Was Sie erwartet? Verwunschene Orte, an denen die Zeit still zu stehen scheint. Dörfer, Wälder und Kulturdenkmäler, in denen die Geister alter Legenden noch immer gegenwärtig sind. Wanderungen und Spaziergänge, auf denen hinter jeder Wegbiegung ein Geheimnis darauf wartet entdeckt zu werden. Auf in die magischen Landschaften der Provinz Barcelona!

Magische Atmosphäre im Naturpark Montseny

Die fabelhaften Landschaften von Sant Llorenç del Munt

Sant Llorenç del Munt ist Teil eines Bergmassivs, das als Naturpark unter Schutz steht. Wanderer finden hier eine Menge unterschiedlicher Wanderrouten. Manche von ihnen laden ein, die Landschaft mit ihren Felsformationen, Bäumen, Blumen und Wasserläufen zu erkunden. Andere führen zu geschichtsträchtigen Burgen und alten Gutshäusern. Wieder andere bewegen sich auf den Spuren von Literaten wie Jacint Verdaguer oder kulturellen Größen wie dem Bischof und Abt Oliva. Sie alle sind eingebettet in eine Landschaft voller Legenden.

Höhlen und bizarre Felsformationen prägen die Berge von Sant Llorenç de Munt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Landschaft seit jeher die Fantasie der Menschen angeregt hat. Allerlei geheimnisvolle und unheimliche Wesen scheinen seit alters her dieses Gebirge in unmittelbarer Nähe von Barcelona zu bevölkern. So erzählt eine Legende, im Innern der Höhle von Simanya gebe es eine verzauberte die Stadt. Diese sei bevölkert von Magiern, Hexen, Unholden und Geistern. Die hoch in den Himmel aufragende Felsformation „El Morral del Drac“ sei das Versteck eines blutrünstigen Drachen, lässt uns eine andere Legende wissen. Und dann sind da noch die Geschichten von Wegelagerern und Räubern wie Capablanca, der sich sich in der Cova del Lladre, der Räuberhöhle bei Rellinars verborgen haben soll.

Ein Ort voller Legenden: Naturpark Sant Llorenç del Munt i Obac

Les Guilleries und El Lluçanes

Der Naturraum Les Guilleries fasziniert mit der Vielfalt seiner Pflanzenwelt. Wer hier wandert, ist nicht selten überrascht, denn mitteleuropäische Mischwälder bevölkern das Gebiet ebenso wie mediterrane Wälder. Ihre einzigartige Prägung erhält die Region schließlich durch die nackten, steil abfallenden Felswände. Seit jeher haben Menschen die Guilleries bewohnt. Viele Aspekte der traditionellen Lebensweise sind hier bis heute lebendig. Außerdem ist das Gebiet die Heimat faszinierender Legenden.

Rocaguinarda – Kataloniens berühmtester Bandit

Das Leben schreibt die besten Geschichten? So sagt man. Der berühmte Miguel de Cervantes setzte allerdings in seinem zur Weltliteratur avancierten „Don Quixote“ auf rein fiktionale Gestalten. Nur eine Figur des famosen Ritterromans hatte ganz offensichtlich ihre Inspiration in der Realität gefunden. Das war die Gestalt des Banditen Roque Guinart, der schon in der Namensgebung ungemein an den katalanischen Räuber und späteren Ritter Roqueguinarda erinnert.  Dessen Charisma und seine „außergewöhnliche“ Lebensführung hatten offenbar soviel Zeug zur Legende, dass selbst ein Miguel de Cervantes zu dem Schluss kam, nichts Besseres fabulieren zu können.

Heute erinnert man sich an Rocaguinarda als eine Art katalanischen Robin Hood. Daher zählt er noch im 21. Jahrhundert zu jenen historischen Persönlichkeiten, die als Giganten-Figuren verewigt, bei katalanischen Volksfesten durch die Straßen gefahren werden. In Olost hat man ihm darüber hinaus auch ein eigenes Museum gewidmet. Der Espai Perot Rocaguinarda ist einen Besuch wert für alle, die Freude an Geschichte, Geschichten und Mythenbildung haben.

Historisches Bildnis des legendären Räubers Rocaguinarda

Sant Feliu Sasserra – Im Land der Hexen

Nicht weit davon entfernt, in Sant Feliu Sasserra, erwartet das Centre d’Interpretació de la Bruixeria Ihren Besuch. Es ist den Hexen und der Hexenkunst gewidmet, deren Geschichte eng mit der Geschichte der Region verbunden ist. Bei einer geführten Besichtigung erfährt man viel über „volkstümliche“ Hexerei und die Systeme, um sich gegen diese zu schützen. Außerdem lernt man noch einige weitere wichtige Konzepte der Hexerei kennen. Über die Hexenverfolgung und ihre Manifestation in Verurteilung, Folterung und Verbrennung der Angeklagten auf dem Scheiterhaufen informiert ein 17-minütiger Film. Die Führung durch das Museum endet schließlich mit einem Spaziergang durch des Dorf, der am Serrat de les Forques endet. Hier wurde in früheren Zeiten das Todesurteil gegen viele der angeklagten Frauen vollstreckt. Grund genug, die Geschichte der Hexerei in Europa Revue passieren zu lassen und zu verstehen, wer jene Frauen waren, die ihr Leben hier lassen mussten.

Einblicke in die Hexenkunst verspricht das Museum Centre d’Interpretació de la Bruixeria in Sant Feliu Sasserra

Sant Romà de Sau – Eine Geisterstadt

Doch nicht nur die ferne Vergangenheit ist voller Legenden. Auch das späte 20. Jahrhundert brachte beeindruckende und fast unheimliche Geschichten hervor. Eines der einprägsamste Beispiele hierfür ist das versunkene Dorf Sant Romà de Sau, das in den 60er-Jahren geflutet wurde. Nun liegt es versunken im riesigen Stausee Pantà de Sau, der einen wesentlichen Anteil an der Wasserversorgung Barcelonas hat. Die meiste Zeit ragt nur die Spitze des Kirchturms aus dem Wasser, doch in Perioden großer Hitze und Trockenheit scheinen sich Tag für Tag die alten Häuser in Stück höher aus dem Wasser zu heben.

Nicht jeder war glücklich mit der Entscheidung zur Flutung des Dorfes. Manch alter Einwohner von Sant Romà de Sau hadert noch immer mit dem Schicksal der Gräber der Toten des Dorfes. Denn diese liegen nun am Grunde des Sees und können nicht mehr besucht werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch hier neue Legenden entstehen. Man erzählt sich zum Beispiel, dass in den heißen Nächten, in denen das alte Dorf sich aus dem verlandenenden See erhebt, die Geister der Verstorbenen hier ihr Unwesen treiben. Nichtsdesdotrotz hat sich der See zu einem echten Besuchermagneten entwickelt. Die Berglandschaft um den Pantà de Sau verführt zum Wandern und Spazieren und der See selber eignet sich ideal zum Kayak fahren und rudern. Wer schon immer davon träumte, mit einem Kayak eine Kirchturmspitze zu umrunden, sollte unbedingt dem Pantà de Sau einen Besuch abstatten.

Sant Romà de Sau – Eine Geisterstadt unter Wasser

Montseny – Kobolde, Wasserfrauen und tiefe Wälder

Das Dorf Folgueroles ist ein must see für Literaturfans, denn es ist der Geburtsort des großen katalanischen Dichters Jacint Verdaguer, dem hier ein Museum gewidmet ist. Doch auch wer die Sagengestalten der Region näher kennenlernen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Glaubt man nämlich Jacint Verdaguer, der tiefe Einblicke in das mythische Katalonien hatte, so leben auch hier außergewöhnliche Wesen.

Zu diesen zählen die Nitons. Diese geheimnisvollen Kobolde leben am Grunde natürlicher Wasserbecken, wie dem von Llitons und fressen den Menschen die Erinnerung weg. Da möchte man doch lieber den Wasserfrauen von Santa Fe del Montseny begegnen. Diese sind reizende, gutherzige Wesen mit freundlichen blauen oder smaragdgrünen Augen. Zu finden sind sie in den vielen Quellen und Wasserfällen des Montseny, einem Gebiet, das ebenfalls als Naturpark unter Schutz steht.

Die Gewässer des Montseny sind die Heimat geheimnisvoller Wesen © Kim Castells

Banditensommer und Hexennest

Die tiefen Wälder des Montseny boten natürlich auch Banditen Unterschlupf. Der berühmteste unter ihnen war Joan Sala i Ferrer, der im 16. Jahrhundert unter dem Namen Serrallonga bekannt war. Ihm und seinen Kollegen zu Ehren organisiert der Ort Viladrau den Banditensommer und lädt zum Besuch im Espai Montseny ein. Der informiert übrigens nicht nur über Banditen, sondern auch über Hexen. Aber natürlich können Sie das Zentrum auch einfach besuchen, um den Naturpark in all seinen Aspekten zu entdecken und zu verstehen.

Nun, da Sie mit den sagenhaften Gestalten der Provinz Barcelona innig vertraut sind, fehlt nur noch ein Besuch beim Dolmen Pedra Gentil in Vallgorguina. Schließlich steht dieser im Rufe der Treffpunkt der Hexen zu sein, die auf ihren Flugbesen reitend, Stürme herbeiriefen. Natürlich sollte dann auch ein Besuch der Burg von Burriac in Cabrera de Mar nicht fehlen. Denn auch hier, so sagt die Legende, versetzten die Hexen des Ortes die Bevölkerung mit ihren Missetaten in Angst.

Zum Abschluss empfehlen wir dann noch einen Besuch in Centenelles, denn der Ort gilt seit jeher als echtes Hexennest. Centelles terra de bruixes („Centelles, Hexenland“) heißt es hier im Volksmund. Die Einwohner des Ortes tragen es mit Stolz und ziehen eine unterhaltsame Konsequenz. Sie organisieren Straßenfeste mit Schauspiel, Märchen und esoterischem Markt. Wagen Sie einen Besuch im Hexennest?

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