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Faszinierende Klettersteige in den katalanischen Pyrenäen – Die Via Ferrata – Roca de la Creu

Ribes de Freser ist ein kleiner Ort in den katalanischen Pyrenäen, kurz vor der französischen Grenze. Von hier aus fährt die Cremallera de Núria, eine kleine blaue Zahnradbahn, ins Vall de Núria, eines der unberührtesten Pyrenäentäler.     

Klettersteig Roca de la Creu © Nicole Biarnes

Klettersteig Roca de la Creu 

Über Ribes de Freser thront eine Reihe orangefarbener Granitfelsen, die wie raue Finger in den Himmel ragen. Auf einem dieser Felsen, die aus dem Schornstein eines über 400 Millionen Jahre alten Vulkans entstanden sind, weht neben dem eisernen Gipfelkreuz eine katalanische Flagge. Dort oben soll es hinaufgehen, denn das ist der erste Teil des Klettersteigs Roca de la Creu.

Gleich hinter dem Rathaus von Ribes de Freser führt ein schmaler Weg zum Anfangspunkt des Klettersteigs. Am Fuß des hier steil aufragenden Felsens angelangt, erklärt der Guide die Ausrüstung und das mitgebrachte Material. Zunächst wird der Klettergurt angelegt, dann ein Helm aufgesetzt. Das Klettersteigset wird an der Einbindeschlaufe des Klettergurts befestigt. Ein zusätzliches Seil dient der Absicherung.

Am Anfang des Klettersteigs klinkt man sich mit beiden Karabinerhaken an das Drahtseil, das von unten bis ganz hinauf auf den Felsen führt. Zwischendurch sind alle paar Meter Stopper angebracht, an denen die Karabiner umgesetzt werden. Sollte ein Kletterer ausrutschen oder das Gleichgewicht verlieren, wird er an diesen Stellen gestoppt, sodass er nicht weiter fallen kann. Daher ist es wichtig, immer erst einen Karabiner des Klettersteigsets zu öffnen und in die neue Etappe einzuklinken, dann erst den zweiten Karabiner umsetzen.

Den Eisenklammern im Fels verdankt die „Via Ferrata“ ihren Namen © Nicole Biarnes

Der Weg aus Eisen

Dank der in den Felsen gehauenen Eisenklammern, ist der Weg nach oben ähnlich, wie eine Leiter zu erklettern. Wegen dieser Eisenklammern heißen die Klettersteige auf Katalanisch via ferrata, Weg aus Eisen. Zügig steigt man immer höher. Der Guide mit dem Sicherungsseil klettert jeweils eine Etappe vorweg. Es geht steil bis in eine stattliche Höhe von über sechzig Metern hinauf. Der Blick nach unten flößt Respekt ein. Höhenangst sollte man auf einem Klettersteig besser nicht haben.

Für Klettersteige gibt es eine Einteilung in verschiedene Schwierigkeitsstufen. Die Skala reicht dabei von K1 bis K5, wobei K1 die einfachste und K5 die schwierigste Variante darstellt. Die Via Ferrata in Ribes de Freser besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil des Klettersteigs ist K2-K3, danach folgt ein einfacherer Teil K1-K2. Die Beschaffenheit des Geländes bestimmt diese Reihenfolge der Etappen.

Bald steht man ganz oben auf der „Roca de la Creu“ neben dem Kreuz, das dem Felsen und dem Klettersteig den Namen gegeben hat. Auf der anderen Seite geht es wieder nach unten. Rückwärts hinabzuklettern ist wesentlich leichter als bergauf. Dann kommt eine Brücke. Wieder geht es nach oben, dann schlängelt sich der Weg eine Weile am Felsen entlang, bevor sich die Via Ferrata über eine andere Brücke langsam ihrem Ende nähert. Jedenfalls dem Ende des ersten Teils. Wer noch Lust und Kraft hat, nimmt im Anschluss gleich die zweite, leichtere Etappe des Klettersteigs in Angriff. Beide Abschnitte, Roca de la Creu und Castell de Segura, dauern jeweils ungefähr eine Stunde. Vom Ende des Klettersteigs führt ein circa 30-minütiger Spazierweg zurück zum Rathaus, dem Anfangspunkt der Via Ferrata.

Die Via Ferrata Roca de la Creu führt bis in stattliche Höhen von über 60 m © Nicole Biarnes

Klettern für Anfänger

Auch als Anfänger kann man eine so abenteuerlich erscheinende Herausforderung, wie diesen Felsen zu erklimmen, gut meistern. Weil man mit einem Seil abgesichert ist, macht das Klettern auch Ungeübten vom ersten Moment an Spaß. Auf so einer Via Ferrata lernen Nicht-Profis oder eben Anfänger, ein Gefühl für den Untergrund zu bekommen und sich sicher im unwegsamen Gelände zu bewegen. Nach ein paar solcher Klettersteigerfahrungen bekommt man ein besseres Gefühl für den eigenen Körper und bewegt sich bald schon wesentlich sicherer an der Felswand entlang.

Gut gesichert am Klettersteig © Nicole Biarnes

Herausforderung Felswand

Doch die eigentliche Herausforderung ist nicht die körperliche, sondern die psychische.    Beim Klettern geht es darum, konzentriert bei sich selbst zu sein, darauf zu achten, was man gerade tut. Es ist wichtig zu wissen, welchen Fuß man wohin setzt, wo die Hand am besten greifen kann, um den nächsten Schritt zu halten. Unkonzentriertheit kann beim Klettern zu Unfällen führen. Hier kommt es darauf an, sich nicht selbst abzulenken, sondern stattdessen auf die Umgebung zu achten. An welcher Stelle sind andere Kletterer? Sind alle Seile und Haken richtig gesichert?

Schwierige Klettersteige erfordern an einigen Stellen durchaus etwas Muskelkraft. Beispielsweise wenn die Felsen über den Kopf ragen und man sich beim Klettern nach oben ziehen muss. Wichtiger als körperliche Kraft sind aber Trittfestigkeit, schwindelfrei zu sein und vor allen Dingen ein klarer Kopf.

Der aus zwei Stufen bestehende Klettersteig Roca de la Creu entwickelte sich sofort zu einem beliebten Ausflugsziel und lockt mittlerweile nicht nur an den Wochenenden begeisterte Kletterer nach Ribes de Freser.

Roca de la Creu © Nicole Biarnes

Wenn Sie sich auch mit der Kraft der Berge messen und mit bloßen Händen eine Felswand erklimmen wollen, dann lassen Sie sich von einem ausgebildeten Guide auf so einer Kletterroute begleiten.

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