„Die Landschaft der Genies“ (El paisatge dels genis) ist eine touristische Route durch vier Provinzen Tarragonas, die eine besondere Bedeutung im Leben vier herausragender Künstler des letzten Jahrhunderts hatten: Hier liegen die künstlerischen Wurzeln von Antoní Gaudí, Pau Casals, Pablo Picasso und Joan Miró.
Familienerlebnisse bei und für „Genies“ finden sich hier!
Wo die Inspiration zu Hause ist
Die Landschaften der Provinz Tarragona sind die Landschaften der Genies. Das behaupten wir jetzt nicht einfach so, es ist eine Tatsache. Vier der herausragendsten Künstler des 20. Jahrhunderts liebten Tarragonas Küsten, Strände, Felder und einsame Gebirgslandschaften, deren Farben, Formen und authentischer Charakter einige der bedeutendsten Kunstwerke dieser Epoche geprägt hat. Wer die Geheimnisse dieser Landschaften erkunden möchte, folgt der Route der Genies auf den Spuren von Antoní Gaudí, Pau Casals, Pablo Picasso und Joan Miró.
Antoni Gaudí war überzeugt, dass Originalität darin bestehe, zum Ursprung zurückzukehren – und blieb ein Leben lang seiner Heimatstadt Reus verbunden. Joan Miró sah die Wurzeln seines gesamten Werkes in der ländlichen Idylle des Örtchens Mont-roig, das er bis zu seinem Lebensende immer wieder besuchte. Der weitgereiste Ausnahme-Cellist Pau Casals, der einen Großteil seines Lebens im Exil verbrachte, fühlte sich aufs tiefste mit dem Ort seiner Kindheit verbunden und sagte einmal: „Zum Glück hat mich während meiner Reisen durch so viele fremde Länder der Junge aus El Vendrell nie verlassen.“ Pablo Picasso, der als junger Mann zweimal für längere Zeit im Gebirgsdorf Horta de Sant Joan im Els Ports-Massiv lebte, äußerte später: „Alles, was ich weiß, habe ich in Horta gelernt.“
Die Essenz der Kunst
Doch was ist das besondere dieser Lanschaften, welche die universellen Genies des 20. Jahrhunderts inspirierten? Wohl eine Mischung vieler Elemente: Die Natur, die Felder, das Mittelmeer, das Licht, die Berge, die ländlichen Traditionen und der Charakter der Menschen, die hier leben – um nur einige zu nennen. Die Route der Genies führt zu den Orten, an denen die geheimnisvolle Essenz dieser Landschaften spürbar wird – und legt dem Reisenden den Schlüssel zum tieferen Verständnis der Werke dieser Künstler in die Hände. In ihren unterschiedlichen Disziplinen stellten sie alle die gleichen Werte in das Zentrum ihres Schaffens: Frieden, Universalität des Lokalen, Transzendenz, Arbeit und Innovation.
Am Schnittpunkt von Kunst und Natur
Da die Landschaften der Provinz Tarragona ebenso vielfältig und schillernd sind wie die Künstler, die von ihnen inspiriert wurden, bietet es sich an, das Kulturerlebnis mit sommerlichen Aktivitäten in der Natur zu verbinden. Auch dies ist eine Art, auf den Spuren der Künstler zu wandeln. Denn Inspiration kommt selten, wenn wir sitzen und auf sie warten, sondern viel eher, wenn wir uns entspannt und hingebungsvoll der Erkundung einer Landschaft widmen. Hier geben wir Ihnen ein paar Tipps für kreativen Naturgenuss und inspirierende Kulturerlebnisse.
Antoni Gaudí und Reus
Antoní Gaudi wurde 1852 in Reus geboren und lebte dort bis zum 16. Lebensjahr im Haus seiner Familie. Die nahegelegene Schmiede war ein Schlüsselelement bei der Ausbildung seiner besonderen Fähigkeit, die Dimensionen des Räumlichen genau zu sehen und zu erfassen. Nach dem Abitur zog Gaudí nach Barcelona um Architektur zu studieren, hielt jedoch Zeit seines Lebens den Kontakt zu seinen Freunden und Kollegen aus Reus aufrecht.
Auf den Spuren Gaudís
Es empfiehlt sich, den Besuch in Reus im Gaudí Centre zu beginnen, das dem Leben und Schaffen des großen Architekten gewidmet ist. Als Museum, das mit modernster Technologie ausgestattet ist, bildet es einen Erfahrungsraum, in dem der Besucher den Geheimnissen der Gaudíschen Architektur auf die Spur kommt.
Auf einem Spaziergang durch Reus entdeckt der Besucher dann jene Orte der Stadt, die eng mit Kindheit und Jugendzeit des berühmten Architekten verbunden sind. Es bietet sich außerdem an, der Route des Modernismus durch die Reus zu folgen – schließlich hütet die Stadt eines der bedeutendsten architektonischen Ensembles des Modernismus in Europa. Wer noch tiefer in das Thema eintauchen möchte, dem seien dringend die Führungen durch die Casa Navàs und das Instituto Pere Mata empfohlen – die allerdings nicht auf Gaudí, sondern auf seinen Kollegen Domènech i Montaner zurückgehen.
Tipp: Mit dem Rennrad nach Reus
Wer seinen Besuch in Reus mit einer leichten Rennradtour verbinden möchte, findet hier einen passenden Routenvorschlag. Die Tour vom Küstenort Cambrils nach Reus und Tarragona stellt keine großen Anforderungen an die Kondition, bietet dafür aber ein opulentes Kulturprogramm, das neben dem Besuch in Reus auch spannende Einblicke in die antike römische Kultur dieses Küstenabschnitts bietet.
Joan Miró und Mont-roig
Der erste Aufenthalt des Malers Miró in Mont-roig fällt in das Jahr 1911. Damals suchte Miró nach längerer Krankheit Erholung auf dem Lande. Aus dem Erholungsurlaub in Mont-roig wurde eine Faszination auf Lebenszeit. Im Landhaus Mas Miró konzipierte und schuf der Maler jenes einzigartige künstlerische Universum, das im unverkennbar Miróschen Malereistil Weltruhm erlangen sollte. 65 Jahre lang verbrachte Miró die Sommermonate in Mont-roig und fand jene Ruhe und Inspiration, die aus den hier geschaffenen Werken spricht.
Wege zu Mirós Landschaften
Es empfiehlt sich, die Erkundungstour im Centre Miró zu beginnen, das die Schlüssel für ein tieferes Verständnis der besonderen Beziehung Mirós mit Mont-roig bereithält. Der Miró-Weg (Itinerari Miró) führt zu jenen Orten in der Landschaft, die den Künstler zu einigen seiner großen Werke inspirierten. Ein prominentes Beispiel ist die Kirche Mare de Deu de la Roca, die auf einem roten Felsenhügel liegt, dessen Farbe den Künstler besonders beeindruckte. Doch nicht nur die Farben, auch die grandiosen Panoramablicke, die sich über das Land und bis zur Küste bieten, werden dem Besucher für immer im Gedächtnis bleiben. Unverzichtbar ist auch ein Besuch im Mas Miró, jenem Landhaus, das während der Sommermonate dem Künstler ein zu Hause war, und das er als La Masia malerisch verewigt hat.
Naturerlebnis in Miróschem Stil
Weitere interessante Möglichkeiten, die Landschaft Mirós zu erkunden, sind die Mountainbike-Routen des BTT-Centers, die Route zu den traditionellen Trockensteinhütten oder eine stilechte Siesta unter einem Johannisbrotbaum oder an der Platja Pixerota.
Pau Casals und El Vendrell
Pau Casals wird 1876 im Küstenort El Vendrell geboren und von Kindesbeinen an bestimmt die Musik sein Leben. Sein Vater ist Organist der örtlichen Kirche und erzieht seine Kinder von kleinauf zu ambitionierten Musikern. Mit 23 Jahren hat die Musikerlaufbahn des großen Cellisten bereits ein solches Level an Professionalität erreicht, dass er fortan um die Welt reist und in den renommiertesten Konzertsälen der Welt spielt. Dennoch bleibt er immer Sant Salvador in El Vendrell verbunden und verbringt wann immer möglich Zeit im dortigen Familiensitz. Ende der 1930er-Jahre geht der politisch engagierte Pau Casals ins Exil und schwört, erst zurückzukehren, wenn die Demokratie in Spanien wiederhergestellt ist. Zu seinen Lebzeiten geschieht dies nicht mehr, doch die sterblichen Überreste des größten Cellisten des 20. Jahrhunderts ruhen heute auf dem Friedhof von El Vendrell.
Zurück in die Kindheit
Der ideale Startpunkt für einen Besuch in der Heimat Pau Casals ist die Vila Museu Pau Casals an der Playa Sant Salvador, die im ehemaligen Familiensitz untergebracht ist und einen lebendigen Einblick in das Privat- und Familienleben des Musikers bietet. Gegenüber liegt das Auditorio Pau Casals, das rund ums Jahr ein exzellentes Musikprogramm bietet. Ein Spaziergang ins Stadtzentrum von El Vendrell führt uns zu den Orten der frühen Kindheitsjahre Pau Casals: Zu seinem Geburtsort und zu jener Kirche, auf deren barocker Orgel er als Kind zu spielen lernte.
Wein und Wandern
Wer die Landschaften um El Vendrell erkunden möchte, findet hier markierte Fahrrad- und Wanderrouten. Pflichtprogramm ist zweifellos ein Spaziergang durch die Weinfelder und ein Besuch in den örtlichen Bodegas, deren hervorragenden DO-Penedes man probiert haben muss.
Pablo Picasso und Horta
„Man sieht sich im Leben immer zweimal!“, mag das Gebirgsdorf Horta de Sant Joan Picasso zugeflüstert haben, als er 1909 nach zehn Jahren zurückkehrte. Dieses Mal kam er nicht, um sich von einer Krankheit zu erholen, er kam, weil er Inspiration suchte. Dabei zählte er nicht nur auf seine Lebensgefährtin Fernande Olivier, die zugleich auch sein liebstes Modell war, sondern auch auf die bizarren Felslandschaften des Gebirgsmassivs Els Ports, die ihn unter anderem zu La bassa d’Horta und La fàbrica d’Horta de’Ebre inspirierten.
Die Spuren des Meisters
Die Route durch Horta auf den Spuren des großen Malers beginnt im Centre Picasso, das Faksimiles aller Werke des Künstlers enthält, die von Horta und seinen Landschaften inspiriert sind. Im Anschluss gilt es selbstverständlich, einen Spaziergang auf Picassos Spuren durch das malerische Dorf zu machen und seinen Hauptaufenthaltsorten, dem Hostal del Trompet und dem Café de Vives einen Besuch abzustatten.
Den Naturpark Els Ports entdecken
Nächster Programmpunkt ist eine Wanderung zur Picasso-Höhle. Ursrpünglich trug diese den Namen Cueva de Ullals de Morango, doch nachdem bekannt wurde, dass der große Picasso als 16jähriger hier einen Monat lang gecampt hatte, wurde es Zeit für eine Umbenennung und die kleine Berggrotte trägt nun einen großen Namen. Eine weitere Möglichkeit, die vielgestaltigen Landschaften von Els Ports kennenzulernen, ist die Via Verde, eine stillgelegte Eisenbahntrasse, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch zu Pferd erkundet werden kann.
Tipp: Ein geniales Ticket
Die Targeta Genial bietet zum Preis von 15,- Euro Eintritt in alle Interpretationszentren der Route der Genies und besondere Vorteile in ausgewählten Unterkünften und Restaurants. Sie ist erhältlich in den Tourismusbüros sowie in den Interpretationszentren in Reus, Mont-roig, El Vendrell und Horta.