Am Passeig de Gracia 43 liegt die Casa Batlló. Sie ist eine der berühmtesten Schöpfungen des Urvaters der Architektur des Modernisme, Antoni Gaudí. Casa Batlló befindet sich hier am Passeig de Gracia in bester Gesellschaft. Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbes entstanden hier nämlich noch einige weitere Meisterwerke des katalanischen Jugendstils. Zu ihnen zählen zum Beispiel die Casa Amatller von Josep Puig i Cadafalch und die Casa Lleó Morera von Lluís Domènech i Montaner.
Neue Perspektiven auf die Casa Batlló
Eine Besichtigung der Casa Batlló ist aus mehreren Gründen eine unvergessliche Erfahrung. Einerseits zieht Antoni Gaudís ebenso meisterhafte wie fantasievolle Gestaltung des Hauses die Aufmerksamkeit der Besucher in ihren Bann. Andererseits bietet die Casa Batlló ihren Besuchern immer wieder neue Perspektiven auf die geheimnisvolle Welt, die Gaudí hier geschaffen hat. Im Dezember 2019 finden hier zum Beispiel die „Mondnächte“ statt. Ausgestattet mit Stirnlampe und Audioguide können Besucher dann die Geheimnisse der Casa Batllo im Rahmen einer Inszenierung von Licht und Ton entdecken. Zum Abschluss des Besuches gibt es ein Glas Cava in der Beletage.
Die Geschichte der Casa Batlló
Als Antoni Gaudí die Casa Batlló schuf, setzte er auf einem bereits vorhandenen Bauwerk auf, das 1877 von Emilio Sala Cortes, einem Architekturprofessor Gaudís erbaut worden war. Im Jahr 1903 erwarb D. Josep Batlló i Casanovas das Gebäude. Dem Textilunternehmer und Besitzer mehrerer Fabriken in Barcelona fehlte es nicht an finanziellen Mitteln, um aus seiner zukünftigen Residenz ein Schmuckstück zu machen.
Er beauftragte den bereits renommierten Architekten Antoni Gaudí und ließ ihm totale künstlerische Freiheit. Das Ergebnis der Umbauarbeiten, die Gaudí hier zwischen 1904 und 1906 unternahm, erwies sich als wahres Kunstwerk. Der Architekt ließ die Fassade komplett umbauen, verteilte Zwischenwände neu, vergrößerte den Innenhof und zeichnete auch für die Details der Innenausstattung verantwortlich. Unterstützt wurde seine Arbeit von Architekten wie Josep Maria Jujol und Joan Rubió i Bellver sowie einigen bedeutenden Künstlern, unter ihnen Joan Beltran und Josep Llimona.
Weltkulturerbe
Antoni Gaudís Bauwerke zeichnen sich jedoch nicht nur durch ihre kunstvolle Gestaltung aus. Die Aufsehen erregende Ästhetik des Bauwerks ging Hand in Hand mit einer für die damalige Zeit außergewöhnlichen Funktionalität. Gaudís Architektur gilt nicht wenigen als Vorläufer der architektonischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 2005 steht die Casa Batlló gemeinsam mit sechs weiteren architektonischen Schöpfungen Gaudís als Welterbe unter Schutz.
Die Fassade der Casa Batlló
Die Fassade bildet das visuelle Eingangstor zur symbolischen Welt der Casa Batlló. In ihrer Formgebung vom Meer und den organischen Formen der Natur inspiriert, schlägt sie den Betrachter mit ihrer spektakulären Schönheit in den Bann. Im Licht der Morgensonne entstehen auf der gewellten Oberfläche aus Stein, Glas und Keramik spektakuläre Lichtreflexe, die der Fassade Leben einhauchen.
Zu den auffälligsten Elementen der Fassade zählen sicherlich die Tribüne der Beletage, die mehrere Meter über den Passeig de Gracia ragt sowie das riesige ovale Fenster. Doch nicht nur Licht und Farbe treten hier miteinander in Dialog. Mit schlanken Steinsäulen in Knochenform und den typischen Blumenelemente des Modernisme feiert Gaudí auch hier die Natur als seine große Lehrmeisterin. Im Frühling 2019 wurde die Fassade der Casa Batlló aufwendig renoviert und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz.
Ein legendäres Dach
Das Dach der Casa Batlló hat die Bewohner Barcelonas seit jeher zu fantasievollen Interpretationen inspiriert. Über den farbigen Ziegeln, die an die Schuppen einer Echse erinnern, liegt ein Abschluss aus kugelförmigen Stücken die von einem Ende zum anderen die Farbe ändern. Ein weiteres auffälliges Element des Dachs ist der Turm mit dem dreidimensionalen Kreuz, dessen Querstreben in die vier Himmelsrichtungen weisen.
Eine populäre Interpretation der Casa Batlló sieht in ihrer Außengestaltung Anklänge an die Legende des katalanischen Nationalheiligen Sant Jordi, des „Drachentöters“. Nach dieser Interpretation stünde das Dach des Hauses für den Rücken des Drachen, der Turm mit dem Kreuz für den Degen des Heiligen Georg und die Knochenstrukturen der Fassade für die Knochen der Opfer des Drachen.
Fakt ist, dass die Fassade der Casa Batlló in faszinierender Weise die Fantasie der Betrachter anregt. Gaudí selbst hat seine Arbeit nie erklärt. Umso mehr regt sein Spiel mit organischen Formen und altbekannten Symbolen, die architektonisch ineinander greifen, die Fantasie des Betrachters an. Ein jeder ist eingeladen, seinen eigenen Zugang zum ästhetischen Universum Gaudís zu finden.
Die Innenräume der Casa Batlló
Gaudí hat die Innenräumen der Casa Batlló mit verschwenderischem Detailreichtum gestaltet. Dass die Form hier dennoch immer der Funktion folgt, macht dieses Bauwerk umso erstaunlicher. Der Architekt arbeitete hier mit den besten Handwerkern seiner Zeit zusammen. Diese bearbeiteten nach seinen Entwürfen verschiedenste Materialien.
Schmiedeeisen, Holz, Glasscheiben, Keramikfliesen und Ornamente aus Stein spielen eine prominente Rolle in der Ästhetik der Casa Batlló. Als außergewöhnlich scharfer Beobachter der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten, erzielte Gaudí ein Zusammenspiel von Farbe und Form mit Raum und Licht voller erstaunlicher Effekte. So verzerren zum Beispiel die Glasfenster der Treppenabsätze die Sicht auf die Kacheln des Innenhofes so, dass Wellenformen entstehen.
Die Anklänge an einer Unterwasserwelt fallen bei einem Besuch des Hauses sofort ins Auge. Der private Eingang der Familie Batlló zum Beispiel, erinnert an die fantastischen Erzählungen von Jules Vernes. Hier gibt es versetzte Oberlichter, die aussehen wie Schildkrötenpanzer, gewölbte Wände und eine spektakuläre Holztreppe, deren Handlauf das Rückgrat eines großen Tieres darstellt.
Die Beletage
Die Beletage genannte luxuriöse Privatwohnung der Familie Batlló repräsentiert den Stil des Modernisme in seiner reinsten Form. Auch hier erinnert eine gewölbte Decke an die Bewegungen von Wasser und Meer. Doch auch die Formen der Natur an Land sind hier in außergewöhnlicher Weise inszeniert worden. Im Arbeitszimmer des Hausherrn befindet sich in wundersamer Kamin, der wie ein Pilz anmutet . Die großen Eichentüren des Salons mit ihren farbigen Glasscheiben sind in geschwungenen Formen gearbeitet, die typisch sind für die Architektur Gaudís. Im Hauptsaal des Hauses ragt ein riesiges Fenster wie eine Tribüne über den Passeig de Gracia. Es bot den Bewohnern des Hauses reichlich Gelegenheit, zu sehen und gesehen zu werden.
Innenhof
Der Innehof bildet ein zentrales Element der Casa Batlló. Von hier aus gelangen Luft und Licht in die Innenräume. Gaudí erweiterte den ursprünglichen Patio des Hauses, damit alle Zimmer Tageslicht erhielten. Im Zentrum des Innenhofs installierte er auch einen Aufzug, dessen originelle Holzkabine bis heute in Betrieb ist.
Dachgeschoss
Auch im Dachgeschoss gehen Ästhetik und Funktionalität eine Symbiose ein. Weiß ist die vorherrschende Farbe dieses lichtdurchfluteten, durch 60 Kettenbögen strukturierten Bereiches. Ursprünglich befanden sich hier Abstellräume und eine Waschküche. Heute strahlt dieser ursprüngliche „Arbeitsbereich“ des Hauses eine schlichte Behaglichkeit aus und zählt zu den Sehenswürdigkeiten der Casa Batlló.
Weitere Infos zur Casa Batlló gibt es hier.