Camins de Ronda nennt man in Katalonien jene Jahrtausende alten Wege, die seit jeher die Ortschaften entlang der Küste miteinander verbanden. Von hier aus eröffnen sich herrliche Weitblicke auf das Mittelmeer – eine Tatsache, die für die Menschen früherer Zeiten nicht nur schön, sondern oft auch lebensrettend war.
Von hier aus konnte man frühzeitig sich nähernde Angreifer oder Piratenschiffe erkennen – oder auch in Seenot geratenen Menschen zur Hilfe eilen. Im 20. Jahrhundert patroullierte hier die Guardia Civil, um Schmugglern das Handwerk zu legen. Die Schmuggler ihrerseits nutzten diese Wege, um ihre Waren an Land zu bringen. Wir bewegen uns also auf Pfaden voller Geschichte, die in den letzten Jahren ausgeschildert und an die Bedürfnisse moderner Wanderer angepasst wurden.
Im Prinzip kann man auf den Camins de Ronda zu jeder Jahreszeit wandern. Im Winter haben sie aber einen ganz besonderen Reiz. Dann sind die Strände menschenleer und Sie werden oft ganz allein durch die romantischen Buchten, entlang der Steilklippen und duftenden Pinienwälder laufen. Viel Spaß beim winterlichen Strandurlaub auf den Camins de Ronda!
Port de la Selva – Llançà
Zwischen Port de la Selva und Llançà gibt es nicht nur einen, sondern gleich zwei Camins de Ronda. Welcher von beiden der schönere ist, kann allein der persönliche Geschmack entscheiden. Ganz objektiv können wir sagen, dass beide Wege spektakulär sind. Der kürzere von beiden verbindet die Bucht Fornells mit der Bucht Tamariua und seine Hauptattraktion sind die zwei wunderschönen Strände Cala Cativa und Cala Fornells.
Der zweite, ausgesprochen fotogene Weg ist mit 5km Strecke ein gutes Stück länger und ebenfalls absolut lohnend. Er verbindet Port de la Selva auf einem gut ausgebauten Spazierweg entlang vieler schöner Strände mit Llançà. Über die Platja Colomera führt der Weg zum Leuchtturm auf der Halbinsel s’Arnella. Da diese lange militärisch genutzt wurde, ist sie bis heute nicht bebaut. Weitere Landmarken am Weg sind zum Beispiel das Cap de Bol, Illa Castellà d’en Lambert, die Punta Garoter, Podaire, d’en Feliu und d’en Poc sowie der Strand von Farella.
Aiguablava – Begur – Pals
Der Camí de Ronda zwischen Aiguablava, Begur und Pals ist ein echtes Highlight unter den katalanischen Küstenwanderwegen. Hier sind so ziemlich alle Naturschönheiten versammelt, für die die Costa Brava berühmt ist. Wunderschöne Buchten, steile Felsklippen, duftende Pinien und herrliche Weitblicke über Meer und Küste. Schmale Treppen führen vom Weg hinab zu den Stränden. Im Sommer bieten diese eine willkommene Gelegenheit, sich bei einem Bad im Meer ein wenig abzukühlen. Im Winter dagegen laden sie ein, zu einem Picknick in der Sonne.
Startpunkt des Weges ist die Platja d’en Malaret bei Aiguablava. Einer der besonders erwähnenswerten Punkt auf diesem Wegabschnitt ist die Platja de n’Estàsia, an der eine Süßwasserquelle entspringt. Von hier aus ist das Cap Rubí zu sehen, das einen Wechsel in der Farbgebung der Küste markiert. Langsam gehen hier die rötlichen Töne der Felsen in graue und schließlich schwarze über. Der nächste Wegabschnitt führt zu den Buchten von Begur. Von der Platja Sa Tuna geht es im Schatten der Bäume zur Bucht Aiguafreda. Über weite Strecken ist die Vegetation hier dicht und ursprünglich. Dann wieder eröffnen sich Blicke auf schroffe Klippen und Felseninseln. Über die Bucht Sa Riera und die Landzungen Espinuda, Illa Roja und Roca Negra gelangt man dann zum Endpunkt des Weges, der Platja Racó bei Pals.
Platja d’Aro – Sant Antoni de Calonge
Ausgangspunkt dieses Küstenwanderweges ist die felsige Landspitze von Platja d’Aro. Die Besonderheit dieses Weges sind die in den Felsen gebauten Tunnel, von denen sich fantastische Weitblicke über das Meer eröffnen. Zur besonderen Attraktivität des Camí de Ronda zwischen Platja d’Aro und Sant Antoni de Calonge tragen auch die fantastischen Strände bei, die am Weg liegen. Mit alten Pinien, kleinen Buchten, weiten Blicken und charakteristischen Felsformationen zeigt sich die Costa Brava hier von ihrer schönsten Seite.
Stationen am Weg sind zum Beispiel die Platja Rovira, die kleine Cala sa Cova, die Buchten Pitxot und el Pi. Weiter geht es entlang der Strände del Ros, es Canyers, Belladonna i Sant Jordi. Letzterer liegt inmitten einer felsigen Landspitze, die zu einer Halbinsel gleichen Namens führt. Weiter führt der Weg über die Platja von Cap Roig und die Platja Cala Gogó. Auf dem letzten Abschnitt vor der Torre Valentina in Sant Antoni de Calonge warten auf Fotografen dann wieder einige fantastische Motive, insbesondere die wunderschöne Cala de Roques Planas.
Palamós – Calella de Palafrugell
Dies ist die Fortsetzung des Camí de Ronda von Platja d’Aro nach Sant Antoni de Calonge. Ausgehend vom Hafen von Palamós führt der Weg nun weiter am Meer entlang zur Platja de la Fosca. In der milderen Jahreszeit bietet sich hier die Gelegenheit zum Stand-up-Paddling. Aber auch im Winter ist dies ein schöner Platz für eine kurze Wanderpause. Danach geht es weiter nach S’Alguer. Die kleine felsige Bucht beherbergt eine Reihe alter, weißer Fischerhäuschen mit fröhlichen bunt gestrichenen Türen. Die Ursprünge dieser Häuser reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Kurz danach trifft der Wanderer auf die berühmte Platja de Castell und dann beginnt der spektakulärste Abschnitt dieses Weges. Vorher lohnt sich jedoch ein kurzer Abstecher zur Baracca d’en Dalí. Albert Puig Palau ließ dieses Steinhäuschen für Kataloniens großen Künstler erbauen. Die surrealistische Note des kleinen Kunstwerks hebt die Weltsicht des Betrachters für einen Moment aus den Angeln. Lassen Sie sich überraschen!
Von der Platja de Castell aus führt der Weg dann weiter bergauf zu den Ruinen einer iberischen Siedlung. Nun entfernt sich der Weg ein wenig von der Küste bis er an der Cala Canyers wieder auf den Strand trift. Weiter geht es entlang der Cala Estreta und der Cala del Crit und dann steil bergauf zu den berühmten Gärten von Cap Roig. Von hier aus führt der wunderschöne Weg in etwa 20 Minuten nach Calella de Palafrugell.
Tarragona – Altafulla
Nördlich von Tarragona liegt die Platja Llarga. Wie der Name vermuten lässt, ist dies ein besonders langer Strand und der erste Abschnitt des Camí de Ronda zwischen Tarragona und Altafulla verläuft hier direkt am Ufer des Mittelmeers. An der Punta de la Creueta am Ende der Platja Larga führt der Weg über Steine und Felsen, alternativ kann man hier auch einen Weg durch mediterrane Wälder wählen. Dafür muss man ein Stück bergauf steigen, wird dafür aber mir herrlichen Aussichten und wunderbaren Fotomotiven entschädigt. Von hier oben sieht man Strände wie die fast wüstenhafte Cala Fonda. Folgt man weiter dem Weg durch den Wald, gelangt man über die Platja de la Roca Plana und einen Campingplatz zur Torre de la Mora. Sie diente in früheren Zeiten als Wachtturm, um frühzeitig Piraten und Angreifer vom Meer zu erkennen. Entlang der Platja de la Mora geht es dann zum nächsten Wachtturm, dem Torre d’en Segur und wenig später erreicht man Cala Jovera, die zu Füßen der Burg von Tamarit liegt. Diese Burg aus dem 12. Jahrhundert ist heute in Privatbesitz und dient als stilvolle Location für Hochzeiten und ähnliche Events. Hinter der Burg erwartet den Wanderer dann der Strand von Tamarit, in dessen Restaurants und Chiringuitos bestens für das leibliche Wohl der Wanderer gesorgt ist.
Camí de Ronda bei Salou
Der Küstenwanderweg bei Salou wurde vor relativ kurzer Zeit neu aufgelegt und präsentiert sich nun als 5km langer Wanderweg mit herrlichen Aussichten. Der Weg startet mitten im touristischen Zentrum von Salou in Els Pilons und führt bis zum Cap de Salou, Replanells. Die Wanderung führt zunächst nach Süden entlang der Platja d’Els Capellans, wo man die Reste eines Lazaretts aus dem Jahr 1829 sehen kann. Einst gingen hier die Besatzungen von Schiffen in Quarantäne, auf denen ansteckende Krankheiten wie zum Beispiel Lepra ausgebrochen waren. Weiter geht es zur Cala Llenguadets, von der aus man einige Bunker aus der Zeit des Bürgerkrieges sehen kann. Der letzte Abschnitt des Weges führt entlang der Platja Llarga, einem der längsten und schönsten naturbelassenen Strände der Region. Schießlich erreicht man das Cap de Salou und damit einen Ort, der insbesondere Birdwatcher begeistert. Zusätzlich zu Fotokamera sollten Sie daher auf diesem Spaziergang vielleicht auch ein kleines Fernglas mitnehmen.
L’Ametlla de Mar – L‘Ampolla
Der Küstenwanderweg von L’Ametlla de Mar führt auf gut 9 Kilometern durch eine felsige Küstenlandandschaft voller kleiner Buchten und natürlicher Häfen. Im Mittelalter fanden hier die Piraten Unterschlupf. Entlang der gesamten Strecke erinnern Beobachtungstürme an die ursprüngliche Aufgabe der Camins de Ronda, Piraten und Angreifer frühzeitig zu sichten. Überdies bewahrt dieser Landstrich auch viele Zeugnisse des Bürgerkriegs. Schützengräben, Maschinengewehrstellungen und eine Bunkeranlagen erinnern an die Jahre, in denen die republikanische Einheit „Las Fortificaciones“ die Küste vor den Angriffen der Faschisten verteidigte.
Der Weg startet am Hafen von L’Ametlla de Mar und führt von hier aus Richtung Süden. Ganz am Anfang der Strecke befindet sich das Interpretationszentrum der Fischerei von L’Ametlla. Über den Strand Bon Capó geht es weiter zum Naturhafen Estany, in dem die Boote der Fischer lagen, bevor der Hafen von L’Ametlla erbaut wurde. Hinter dem Strand Estany führt der Weg zu einer Bunkeranlage aus dem Bürgerkrieg, dann durch das Naturschutzgebiet am Strand von Santes Creus. Entlang der Schützengräben des Estany Podrido und den Maschinengewehrständen an der Landzunge Àliga geht es weiter zum Strand Àliga. Über die Punta de l’Àliga, die Buchten von Cap Roig und die Cala Maria führt der Weg entlang von Klippen und Felsinseln nach L’Ampolla.
Mehr über die Geschichte der Camins de Ronda und über weitere Routen erfahren Sie hier. Für längere Wandertouren auf Kataloniens Küstenwanderwegen empfehlen wir dieses Angebot.