Der Montserrat ist ein magischer Ort. Die zerklüftete Gebirgslandschaft voll schroffer Spitzen und bizarrer Felsformationen strahlt eine Spiritualität aus, der man sich schwer entziehen kann. Wunder und geheimnisvolle Begebenheiten sind hier Teil der gefühlten Realität. Wer sich Zeit nimmt, den Naturpark Montserrat wandernd zu erkunden, wird bald ein Gefühl für die ganz besondere Atmosphäre des Ortes bekommen. Vor diesem Hintergrund erscheint die wundersame Geschichte der katalanischen Schutzheiligen „La Moreneta“ gar nicht so unwahrscheinlich. Tauchen Sie ein in die Welt des Montserrat.
Die Legende
Mann erzählt sich, dass im Jahr 880 einige Hirten ein großes Licht über den Bergen des Montserrat sahen. Sie machten sich auf, um zu erkunden, woher das Licht kam. Nach langer Wanderung über das Gebirge, erreichten sie den Ort, der heute als Santa Cova (Heilige Grotte) bekannt ist. Dort fanden sie das geheimnisvolle Bildnis einer dunkelhäutigen Gottesmutter, die bis heute „La Moreneta“ genannt wird.
Sie benachrichtigten den Bischof von Vic, der anordnete, die Statue nach Manresa zu bringen. Doch alle Versuche, die „Moreneta“ zu transportieren scheiterten. Je mehr sie sich vom Montserrat entfernte, umso schwerer wurde sie. Schließlich kam der Bischof zu dem Schluss, es sei der Wunsch der Jungfrau, in dem Gebirge zu bleiben, wo sie gefunden worden war. Also ließ er dort eine Kapelle für sie einrichten. Dies war der Grundstein für die Entstehung des Benediktinerklosters und der Abtei Montserrat, die seit Jahrhunderten als Wallfahrtsstätte Gläubige und Pilger anzieht.
Die Muttergottes vom Montserrat
1881 wurde die Muttergottes von Montserrat von Papst Leo XIII zur Schutzpatronin Kataloniens erklärt. Doch schon vorher war „La Moreneta“ eine Symbolfigur Kataloniens, die das Kloster zum Reiseziel vieler Pilger machte.
Die Madonnenfigur, die heute im Kloster von Montserrat verehrt wird, ist eine mehrfarbige romanische Statuette, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. In königlicher Haltung auf einem Thron sitzend, entspricht sie einem byzantinischen Madonnentyp. In der rechten Hand hält sie eine Weltenkugel, die Linke hält sie schützend über ihren Sohn. Dieser sitzt ebenfalls gekrönt und vollständig bekleidet auf ihrem Schoß und hat die Hand zum Segen erhoben. Der Jesusknabe hält in seiner Linken einen Pinienzapfen als Symbol der Fruchtbarkeit und des ewigen Lebens.
Bis heute kommen jährlich tausende von Pilgern und Touristen zum Montserrat, um die Moreneta zu sehen. Um all diesen Besuchern mit ihren unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden, bietet der Montserrat viele verschiedene Möglichkeiten, die Kultur des Ortes kennen- und verstehen zu lernen.
Das Kloster Montserrat heute
Derzeit leben 80 Benediktinermönche im Kloster von Montserrat. Gemäß der Regel des Heiligen Benedikts widmen sie ihr Leben dem Gebet, der Arbeit und der Gastfreundschaft gegenüber den Pilgern und Reisenden. Alle interessierten Besucher sind eingeladen, an den Gebeten der Mönche teilzunehmen und sich vom Gesang des Knabenchors Escolania in freudiges Staunen versetzen zu lassen. Die Escolania ist einer der ältesten Knabenchöre Europas, deren Existenz seit dem 14. Jahrhundert dokumentiert ist. Der Chor hat internationalen Ruf, absolviert weltweit Konzerttourneen und hat bereits zahlreiche CDs aufgenommen. Es lohnt sich also, sich auf diese tief in der Klosterkultur des Montserrat verwurzelte Musik einzulassen.
Naturwunder Montserrat
Die Wallfahrtstätte Montserrat liegt in einer einzigartigen Gebirgslandschaft. Die Felsnadeln des Montserrat haben mit ihren vielfältigen und oft bizarren Formen seit jeher die Fantasie der Bevölkerung angeregt. Viele dieser Felsformationen tragen die Namen von Menschen oder Tieren, um die sich volkstümliche Legenden ranken.
Der geologische Ursprung des Montserrat geht hingegen auf eine Zeit vor 50 Millionen Jahren zurück, als das Gebiet von einem Meeresgolf bedeckt war. In diesen mündeten Flüsse ein, die große Mengen an Kieselsteinen anschwemmten. Im Zusammenspiel von tektonischen Bewegungen, Wind und Regen formte sich schließlich das Gebirge Montserrat in seiner traumverlorenen Schönheit.
Weite Teile dieser Landschaft stehen als Naturpark unter Schutz, der von zahlreichen Wanderwegen durchzogen wird. Per Seilbahn gelangen Besucher anstrengungslos zur Santa Cova, wo der Legende nach Kataloniens Nationalheilige „La Moreneta“ gefunden wurde. Eine weitere Seilbahn führt auf den Gipfel Pla de les Taràntules, der herrliche Weitsichten über die umgebende Landschaft und bis zu den Pyrenäen bietet.
Der audiovisuelle Raum
Der audiovisuelle Raum von Montserrat vermittelt Besuchern und Pilgern Hintergrundwissen zum Berg, dem Kloster und der Wallfahrtsstätte. Hier werden Besonderheiten thematisiert wie die Präsenz der schwarzen Madonna und das Kloster als Kulturstätte, das dem berühmten Chor, einem eignen Verlag und einem hervorragend ausgestatteten Museum die katalanische Kultur geprägt hat.
Das Museum von Montserrat
Zu den Meisterwerken der Natur, die der Montserrat zu bieten hat, gesellen sich im Museum des Klosters Montserrat Meisterwerke der Kunstgeschichte, die in sechs sehr unterschiedlichen Kollektionen zusammengestellt sind. Das älteste Stück ist ein ägyptischer Sarkophag aus dem 22. Jahrhundert v.Chr. und befindet sich in der Archäologischen Sammlung des biblischen Orients. Die jüngsten Kunstwerke befinden sich hingegen in der Gemäldesammlung des 19. Und 20. Jahrhunderts, die eine der bedeutendsten Sammlungen katalanischer Malerei umfasst. Werke von Fortuny, Rusiñol, Picasso und Dalí sind hier ebenso zu sehen wie solche von Monet, Sisley, Degas, Pissaro und anderen.
Unter dem Titel Phos Hilaron (Heiteres Licht) sind 160 Ikonen byzantinischen und slawischen Ursprungs nach der Art der östlichen Kirchen ausgestellt, bei der das Licht eine bedeutende Rolle spielt. In der Sammlung zur Ikonografie Unserer Lieben Frau von Montserrant kann man die Entwicklung der Mariendarstellungen durch die Jahrhunderte verfolgen. Liturgische Gegenstände aus dem 15. bis 20. Jahrhundert sind in der Sammlung zur Goldschmiedekunst zu sehen. Außerdem sind Werke von Berruguete, El Greco, Caravaggio, Luca Giordano, Tiepolo und anderen in der Gemäldesammlung des 13. -18. Jahrhunderts zu sehen.
Dank der Audioguides, die das Museum anbietet, erhalten die Besucher viele spannende Einblicke in die Geschichte und Besonderheiten der verschiedenen Werke. Für Gruppen und Schulklassen werden außerdem auch geführte Besichtigungen angeboten.
Die Bibliothek
Zu den Sehenswürdigkeiten des Klosters gehört auch eine traditionsreiche Bibliothek, die insbesondere Werke zun den Themenbereichen Philosophie, Theologie, Bibelwissenschaften, Patrologie, Liturgie, Musik und Kunstgeschichte hütet.
Montserrat hatte bereits im 12. Jahrhundert ein eigenes Skriptorium, das im 14. und 15. Jahrhundert sehr aktiv war. Der Bibliotheksbestand erweiterte sich besonders stark im 17. und 18. Jahrhundert. 1811, während des Napoleonischen Krieges, wurde die Bibliothek jedoch zerstört, und der größte Teil ihres bibliographischen Fundus ging verloren.
Die heutige Bibliothek geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Sie umfasst heute u.a. 330.000 Monographien, 1.500 Handschriften und 18.000 Gravierungen.
Natur und Kunst
Wer die Verbindung von Natur und Kunst intensiv erleben möchte, besucht das Kloster Santa Cecília de Montserrat. Eingebettet in eine der schönsten Landschaften des Gebirgsmassives, beherbergt die romanische Klosterkirche, die der Schutzheiligen der Musik gewidmet ist, heute eine exklusive Kunstausstellung. Der zeitgenössische Künstler Sean Scully hat das historische Bauwerk mit Gemälden, Glasmalereien, Altarbildern und Fresken ausgestattet.
Als Inbegriff katalanischer Spiritualität, Kultur und Naturlandschaften, zählt der Montserrat in seiner Ganzheit zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Kataloniens. Von Barcelona aus ist Montserrat innerhalb einer Stunde mit dem Zug zu erreichen, der vom Bahnhof Plaça España abfährt. Weitere Infos gibt es hier.