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Sommertrends

KT:  Was kannst du uns über die aktuellen Sommertrends erzählen, die ihr in Descobrir vorstellt?

JM: Da dieses Jahr das „Jahr des Inlands- und Gebirgstourismus“ ist, haben wir in diesem Sommer ganz bewusst einen Akzent auf die Reiseziele im Landesinneren gesetzt, die noch immer die „Großen Unbekannten“ im Reiseland Katalonien sind. So haben wir das Titeldossier der Juli-Ausgabe dem Thema „Sommer in der Ribagorça“ gewidmet. Dieser Landkreis der Pyrenäen hütet Schätze der Romanischen Kunst, die Welterbestatus haben und ist landschaftlich sehr interessant. In diesem Sinne präsentieren wir die Region als den idealen Ort, um einige Tage mit der Familie zu verbringen, tief einzutauchen in die Natur (Stichwort „Nationalpark Aigüestortes“) und sich auf verschiedenste Outdoor-Abenteuer einzulassen, wie zum Beispiel Canyoning, Rafting, Paragliding oder herausfordernde Touren mit dem Mountainbike.

Rafting in Rialp © Lluís Carro

KT: Welcher touristische Sommertrend ist für dich besonders bemerkenswert?

JM: Ich glaube, der bemerkenswerteste Trend – nicht nur in diesem Sommer, sondern in den letzte Monaten – ist der erfahrungszentrierte Tourismus (turisme experiencial), bei dem zum Beispiel Wassersport oder Meeresaktivitäten mit gastronomischen Angeboten kombiniert werden. Ein Angebot, das immer beliebter wird und inzwischen in vielen katalanischen Küstenorten zu finden ist, besteht darin, die Fischer auf ihrem Arbeitstag zu begleiten. Die Gäste fahren mit ihnen aufs Meer hinaus und erleben alle  Arbeitsschritte mit. Zum Abschluss gibt es dann in der Regel eine ausgiebige Kostprobe lokaler Meeresspezialitäten. Angebote dieser Art sind in einer Vielzahl von Varianten in unterschiedlichsten Landschaftsräumen denkbar. Diese Bewegung beginnt gerade erst an Fahrt zu gewinnen und sie trägt dazu bei, die große Bedeutung der ureigenen kulturellen Werte in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken: Die Landschaft, die Gastronomie, das kulturelle Erbe, die Feste..

Calella de Palafrugell © Servicios Editoriales Georama

KT: Welches sind die klassischen Sommerreiseziele, die immer noch einen ganz besonderen Reiz haben?

JM: Um diese Jahreszeit selbstverständlich die Küste mit malerischen Dörfern wie  Cadaqués, Tossa, Arenys de mar, Sitges, Sant Carles de la Ràpita – ohne deshalb touristische Hauptstädte wie Tarragona und Barcelona zu vergessen.
Auf der anderen Seite stehen natürlich die Gebirgsdestinationen, insbesondere im Hochgebirge, wo man der sommerlichen Hitze leichter entkommt und es auch reichlich Wasser gibt. Montseny (z.B. Viladrau und Arbúcies), Vall de Camprodón, Alt Urgell und das Vall d’Aran sind nur einige Beispiele.

KT: Gibt es ein klassisches Sommerreiseziel, das auch du regelmäßig besuchst?

JM: Ich persönlich habe kein festes Sommerreiseziel. Einige Jahre lang bin ich regelmäßig nach l’Ametlla de Mar gefahren, das bis vor kurzem ein kleiner Fischerort abseits des touristischen Mainstreams mit fast unberührten Buchten war. Aber in diesem Jahr fahre ich zum Beispiel in die Garrotxa und verbringe einige Tage zwischen Banyoles und Olot – das heißt zwischen dem Wasser des Sees und den tiefsten und wasserreichsten Wäldern der Region.

Banyoles © Cablepress

KT: Was empfiehlst du denen, die Sonne, Strand und Party suchen – aber bitte mit Stil?

JM: An der Costa Brava gibt es mehrere Orte, die all diese Kriterien in sich vereinen. Einer davon ist Lloret de Mar, allerdings ein anderes Lloret de Mar als das, was einige Reiseanbieter über Jahrzehnte beworben haben. Das andere Lloret ist das das Lloret der Küstenwanderwege (Camins de Ronda), der kleinen Buchten und einem reichen kulturellen Erbe. Weitere Orte sind Sant Feliu de Guíxols (mit dem Festiaval Porta Ferrada als große Attraktion der Monate Juli und August), Palamós und die Region Empordanet (Begur, Palafrugell, etc.) Auf der anderen Seite würde ich vielleicht Orte wie l’Hospitalet del Infant empfehlen. Salou liegt ganz in der Nähe und bietet sich für nächtliche Exkursionen an und im Hinterland liegt das Gebirge Montanya de Vandellòs y Tivissa und bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten zu wandern und zu entspannen. Eigentlich bietet die gesamte katalanische Küste im Sommer jede Menge Sonne, Strand und Vergnügen.

KT: Was empfiehlst du denen, die im Urlaub zwar Sonne und Strand suchen, aber mit einem etwas „alternativen Touch“?

JM: In diese Richtung gibt es inzwischen immer mehr Angebote. Eines das ihr schon einmal vorgestellt habt, ist das herbo-cayaking, also Kayaktouren, bei dem man nicht nur die Küste erkundet, sondern auch die hiesigen Pflanzen und ihren kulinarischen Wert kennenlernt. Ein anderes Angebot, das mir sehr gefällt, sind die Austern-Verkostungen in der Badia dels Alfacs im Ebrodelta. Sie finden mitten im Meer auf eben der Plattform statt, wo die Meeresfrüchte gezüchtet werden. Ein wirklich einzigartiges und exklusives Erlebnis.

Ebrodelta © Bedmar

KT: Was empfiehlst denjenigen, die ruhige Orte dem sommerlichen Treiben an den berühmten Stränden und Buchten vorziehen?

JM: Auch mitten im Sommer finden sich in Katalonien einsame Buchten, die nur vom Meer aus oder über schwierige Fußwege zu erreichen sind. Davon abgesehen gibt es im Landesinneren viele Ecken, die ideal sind für schöne Sommerferien. Beispiele hierfür sind Castellar de n’Hug im Berguedà, wo der Llobregat entspringt. Castellar ist ein Bilderbuchdorf, überraschend und einfach wunderbar! Ein anderer Tipp: Segre Rialb, das sind sechs Dörfer in unmittelbarer Nähe des riesigen Stausees Rialb. Unberührte Natur der Vorpyrenäen, ein reiches kulturelles Erbe und eine ebenso einfache, geschmacksintensive Gastronomie – Käse, Wurstwaren, Fleisch und Gemüse – alles frisch und von bester Qualität. Darüber hinaus gibt es noch ein tolles Angebot an Wassersport und ökotouristischen Aktivitäten. Eine echte Entdeckung!

KT: Welches sind die besten Reisziele für Aktivurlauber?

JM: Ganz Katalonien. Ich habe vorher die Alta Ribargorça erwähnt, deshalb nenne ich jetzt zuerst den Pallars Sobirà als eine der Pionierregionen des Abenteuersports in unserem Land: Wassersport auf dem Fluss Noguera Pallaresa, verschiedene Naturparks… Und dann gibt es da natürlich noch la Seu d’Urgell, sozusagen die Hauptstadt der Hochpyrneäen mit Anlagen für Fallschirmspringer, Rafting etc, die 1992 im Rahmen der Olympischen Spiele in Barcelona für diese Disziplinen erbaubt wurden.

KT: Kannst du uns auch einige touristische Special-Interest-Produkte empfehlen?

JM: Zu solchen Special-Interest-Produkten gehört sicherlich zunächst einmal der Astronomische Tourismus, der immer mehr Anhänger gewinnt. In diesem Zusammenhang ist natürlich der Montsec zu erwähnen, der wegen seines einzigartig klaren Nachthimmels als Starlight Destination ausgezeichnet ist. Die dortige Sternwarte „Centre d’observació de l’Univers ist ein Brennpunkt der Aktivitäten des gesamten Àger-Tales, aber es gibt auch weitere Zentren, die in dieser Hinsicht aktiv sind, zum Beispiel in les Gavarres, Barcelona (Observatoris Fabra), Castelltallat…

KT: Wenn wir jetzt mal ein bisschen das Klischee suchen – was ist die typisch katalanische Art des Sommerurlaubs?

JM: Es gibt zum Beispiel die Tradition, in den Ferien für einige Tage in sein Dorf zurückzukehren, um Verwandte und Freunde wiederzusehen. Wann immer es die finanziellen Verhältnisse erlauben, lieben die Katalanen es allerding auch zu reisen – sowohl ins Ausland als auch innerhalb Kataloniens. Wenn Katalanen im Sommer innerhalb Kataloniens verreisen, wollen sie vor allem den Routinen des Alltags entkommen, suchen Entspannung, Ruhe, moderaten Sport, Strand oder Gebirge, gutes Essen (das grundsätzlich immer), und versuchen, der sommerlichen Hitze zu entkommen. Kulturelle Angebot heben sie sich eher für den Rest des Jahres auf, wenn wir von Festivals und Open-Air-Konzerten einmal absehen…

Joan Morales

 

 

 

 

 

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