Hoch oben in den katalanischen Pyrenäen scheint die Zeit still zu stehen. Versteckte Bergdörfer inmitten unberührter Natur erzählen die Geschichte ihrer Vergangenheit. Das zum Weltkulturerbe erhobene Ensemble romanischer Kirchen im Vall de Boí berührt mit der stillen Innigkeit seiner Atmosphäre. Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici fasziniert mit sagenumwobenen Gipfel, wild gewundenen Flüssen und hunderten einsamer Gebirgsseen.
Der Landstrich, welcher das Dach der katalanischen Pyrenäen bildet, ist von der Natur reich bedacht. Die Thermalwasser, die hier auf 2000 Meter Höhe entspringen, waren schon zu Zeiten der Römer berühmt. Heute ist dieser Landstrich auch bekannt für Flüsse wie den Noguera Pallaresa, der unter Anhängern von Wildwassersportarten wie Rafting europaweit einen hervorragenden Ruf genießt. Doch hier oben gibt es noch viel mehr zu entdecken. Eines können wir versprechen: Die Landschaften des Alt Pirineu und Val d’Aran werden Sie immer wieder ins Staunen versetzen.
Les – Luxus für die Sinne
Im Val d’Aran und ganz in der Nähe der französischen Grenze gelegen hat das Dorf seinen Besuchern eine Menge zu bieten, unter anderem eine kulinarische Überraschung. Les ist nicht nur ein optimaler Ausgangspunkt für Wanderungen durch die Hochgebirgswelt der Pyrenäen, es liegt auch in unmittelbarer Nähe von Kataloniens berühmtesten Wintersportort Baqueira Beret, der über 155 Kilometer markierter Pisten und viele weitere spannende Aktivitäten für alle Freunde des Wintersports bietet.
Darüber hinaus verführt der Ort mit seinen traditionsreichen Thermen zu genussvoller Entspannung. Anwendungen mit Steinen, Honig oder Schokolade bilden einen wunderbaren Kontrapunkt zur heilsamen Wirkung des Thermalwassers. Genuss pur hat Les auch auf kulinarischer Ebene zu bieten. Caviar Nacarii lädt hier zur Verkostung eines einzigartigen Kaviars ein. Die Fische des Störzuchtbetriebes, der entschieden auf traditionelle Herstellung und höchste Qualität setzt, sind weltweit die einzigen, die mit Schmelzwasser ernährt werden. Ob man das schmeckt? Wir würden sagen, Sie sollten es herausfinden…
Das Val d’Aran entdecken
Les ist nur eines der insgesamt 33 Dörfern des Val d’Aran, dem einzigen Hochgebirgstal der Pyrenäen, das nicht zum Mittelmeer, sondern zum Atlantik hin ausgerichtet ist. Diese geographische Besonderheit spiegelt sich in der ganz eigenständigen Kultur des Val d’Aran wieder, die in vieler Hinsicht okzitanisch und französisch geprägt ist. Dass sie bis heute so unverfälscht lebendig erfahrbar ist, verdankt sich sicherlich auch der isolierten Lage des Val d’Aran, das bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts während der Wintermonate komplett von der Außenwelt abgeschnitten war.
Erst mit der Fertigstellung des Tunnels von Vielha öffnete sich das Tal auch während der Wintermonate Besuchern und Reisenden – und wurde mit der Skistation Baqueira Beret prompt zu einem der beliebtesten Wintersportgebiete der Iberischen Halbinsel. Zweifellos ist das kleine Gebirgstal, dessen Bewohner sogar eine eigene Sprache, das Aranesische sprechen, jedoch auch zu jeder anderen Jahreszeit einen Besuch wert. Seine einzigartige Kultur entwickelte sich in einer Jahrtausende währenden Symbiose mit den Lebensbedingungen der Hochgebirgslandschaft. Jedes der 33 Gebirgsdörfer des Tales hat eine eigene Kirche, und manche von diesen sind kleine architektonische Juwelen, die sehenswerte Schätze sakraler Kunst hüten.
Es lohnt sich, das Val d’Aran in Begleitung eines ortskundigen Führers, beispielsweise von Copos Events, zu erkunden. Auf diese Art lernt man nicht nur die einzigartigen Bräuche, Traditionen und Feste des Tales kennen, sondern entdeckt auch seine schönsten und spektakulärsten Landschaften. Ob Sie lieber zu Fuß, mit dem Mountainbike oder gar im Schneerscooter unterwegs sind, bleibt natürlich Ihnen überlassen.
Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici
Der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici ist das nächste Highlight dieser Tour, das jeden Liebhaber unberührter Gebirgslandschaften begeistern wird. Bestes Beispiel für die unvergessliche Schönheit dieser Landschaft, ist der tiefblaue Bergsee Estany de Sant Maurici, über dem sich die sagenumwobenen Zwillingsgipfel Encantats erheben.
Der Legende nach waren diese einst zwei Burschen aus einem nahegelegenen Gebirgsdorf, die beschlossen hatten, die jährliche Wallfahrt zur Kapelle am Estany de Sant Maurici zugunsten eines Jagdausfluges ausfallen zu lassen. Gottes Strafe folgte auf dem Fuß, der Blitz traf die beiden und sie wurden zu jenen berühmten Zwillingsgipfeln von denen der französische Alpinist Henry Brulle einmal sagte, „Wer die Encantats nicht kennt, kennt die Pyrenäen nicht“.
Zum Glück gibt es viele Wege, diesen traurigen Zustand zu ändern. Durch den Nationalpark führen einige barrierefreie Holzpfade, die auch für Blinde und Menschen mit besonderen Bedürfnissen geeignet sind. Wanderer finden hier 26 Routen von unterschiedlicher Länge, unter ihnen der berühmte Pyrenäen-Fernwanderweg GR-11, und damit reichlich Möglichkeit, die landschaftlichen Reize der Gebirgslandschaft zu erkunden: In etwa 200 tiefblauen Bergseen spiegeln sich die Pyrenäengipfel, mäandernde Gebirgsbäche fließen rauschend zu Tal, Wasserfälle, Hochmoore, tiefe Wälder und einsame Steinwüsten schlagen mit ihrer Weite und Stille die Wanderer in ihren Bann.
Die beiden Hauptzugänge zum Nationalpark befinden sich in Boí und Espot in den Gebirgstälern Vall de Boí und Val d’Aran.
Ecomuseu dels Pastors – Das Hirtenmuseum in Llesui
Je näher man die hohen Pyrenäen, ihre eindrucksvollen Landschaften und ihre ursprüngliche Kultur kennenlernt, umso mehr möchte man darüber erfahren. Und zum Glück ist das auch möglich, zum Beispiel im Vall d’Àssua. Vom Tourismus nahezu unentdeckt, ist hier der Lebensstil der Pyrenäen in aller Ursprünglichkeit erhalten geblieben. Noch immer liegt in der Luft der leise Klang der Hirtenglocken und der Duft nach frisch geschnittenem Gras.
Über Jahrhunderte lebten die Menschen hier ganz im Einklang mit den Zyklen der Natur und den Bedürfnissen ihrer Herden. Wer das Leben in diesem Tal verstehen und seinen Geheimnissen auf den Grund gehen möchte, der beginnt seinen Besuch am besten im Ecomuseu dels Pastors, dem Hirtenmuseum in Llesui. Hier erfährt man eine Menge über die Besonderheiten dieses Tales und seiner Bewohner und man lernt die Arbeit der Hirten näher kennen, die im Laufe der Jahreszeiten ganz unterschiedlich Aufgaben mit sich bringt. Das Ökomuseum der Hirten will nicht nur informieren, es versteht sich als Botschafter der Kultur des Dorfes Llesui und des ganzen Tales.
Den Besuchern werden nicht nur die alten Bräuche und Arbeitsschritte nahegebracht, sondern auch die Entwicklung, welche die Arbeit im Tal in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat. Möchten Sie wissen, welchen Einfluss die Technologie des 21. Jahrhunderts auf die Arbeit der Schäfer in den Pyrenäen hat? Dann besuchen Sie das Ecomuseu dels Pastors und vergessen Sie nicht, Zeit für eine Gebirgsexkursion in Begleitung eines Hirten einzuplanen!
Wildwassersport auf dem Noguera Pallaresa
Nach der kontemplativen Annäherung an die Hirtenlandschaften der hohen Pyrenäen, wird es nun einmal wieder Zeit, die Gangart zu wechseln. Allen, denen der Sinn danach steht, bietet der Noguera Pallaresa Adrenalin pur. Sort ist die Hauptstadt des Abenteuersports in der Region, und das Angebot ist weitgefächert. Es reicht vom Canyoning über Raftingtouren oder Wildwasserrodeo mit dem Hydrospeed bis zu Kanu- und Kayakfahrten.
Experten schätzen den Noguera Pallaresa als einen von Europas besten Flüssen für Wildwassersportler. Kayaking hat hier eine lange Tradition und die Region ist Gastgeberin verschiedener internationaler Wettkämpfe und Events. Bereits seit 1960 findet hier jährlich die Internationale Noguera Pallaresa Rallye statt, seit 1980 das Finale des European River Descent, seit 1988 die Junior World River Descent Chamionship, World Free Style Championship seit 2001 und European Free Style Championship seit 2004.
Das Museum Gerri de la Sal
Weiter geht es nach Gerri de la Sal zu einem Besuch im Salzmuseum, das mit gutem Grund der ganze Stolz der Gemeinde ist. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert besteht aus drei Etagen, die jeweils beeindruckende 650m2 messen. In der Vergangenheit diente das Erdgeschoss als Salzspeicher, in dem auch die Salzmühlen untergebracht waren. In der ersten Etage wurde das Salz getrocknet, gewogen und für die Lagerung abgepackt. Die zweite Etage beherbergte eine Schule für Jungen, eine für Mädchen und einen kleines Theater.
Das heutige Museum erstreckt sich über zwei der drei Etagen, allerdings ist derzeit nur das Erdgeschoss für Besucher zugänglich. Hier wird der Prozess der Salzherstellung im Gebirge für Besucher lebenidg erfahrbar. Anhand von Modellen und Multimedia-Elementen gewinnt der Besucher Einblick in die Art der Arbeitsprozesse dieses alten Salzbergwerkes: vom zu Tage treten des Wassers an der Quelle, über die Schritte, die nötig waren, um aus diesem Wasser Salz zu gewinnen, bis zur Verarbeitung und Lagerung des kostbaren Minerals.
Ein weiterer Kurzfilm gibt Aufschluss über die Geschichte der Salzgewinnung und lässt die Arbeiter des alten Salzwerkes zu Wort kommen die hier von ihrem Alltag berichten. Im Museum befindet sich außerdem ein Shop mit ökologischen Produkten aus der Region, zum Beispiel der Kräuterlikör ratafía de Gerri, Salz del Rosario, Noguera Pallaresa-Plätzchen, Naturseifen und viele weitere reizvolle Souvenirs.
Der krönende Abschluss: Romanik im Vall de Boí
Selbstverständlich kann man eine Route durch den Alt Pirineu nicht beenden, ohne dem berühmten Vall de Boí einen Besuch abzustatten. Das kleine Gebirgstal hütet das weltweit bedeutendste Ensemble romanischer Kirchen, die im 11. und 12. Jahrhundert von lombardischen Architekten, Künstlern und Steinmetzen geschaffen wurden. Neun der romanischen Kirchen des Vall de Boí wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.
Ihre Faszination verdankt sich nicht nur der perfekten Harmonie von Landschaft und tausendjähriger Architektur, sondern auch den einzigartigen Fresken in ihren Innenräumen. Diese faszinierten mit ihrer perfekten räumlichen Darstellung, intensiven Farben und einer Stilisierung der Figuren, wie man sie vorher nie gesehen hatte, selbst Maler des 20. Jahrhundert wie den großen Pablo Picasso. Auch auf dem Kunstmarkt des 20. Jahrhunderts weckte die Schönheit dieser Werke Begehrlichkeiten. In der Konsequenz verließen viele von ihnen das kleine Hochgebirgstal und fanden ihre neue Heimat in amerikanischen Museen und Privatsammlungen. Das vielleicht schönste und berühmteste dieser Fresken, eine Darstellung des Gottessohnes als Weltherrscher in Sant Climent de Taüll, verblieb jedoch aufgrund des Einsatzes der Dorfbewohner, die sich von „ihrem Heiland“ nicht trennen wollten, zunächst an seinem angestammten Ort.
Letztlich fand das mittelalterliche Kunstwerk einen sicheren Platz im Nationalen Kunstmuseum von Katalonien, während vor Ort eine exakte Reproduktion angefertigt wurde. Natürlich kann man die Romanischen Kirchen des Vall de Boí auf eigene Faust besichtigen. Das Zentrum für Romanik gibt dem Besucher alle hierfür notwendigen Informationen an die Hand. Wer jedoch faszinierende Details erfahren und die historischen Zusammenhänge besser verstehen möchte, tut gut daran, eine geführte Besichtigung in Anspruch zu nehmen.