Die katalanischen Küsten haben eine bewegte Geschichte. Ihre uralten Wachttürme erzählen von Jahrhunderte währenden Konflikten mit maurischen Eroberern und Piraten. Den Lebensrhythmus der kleinen Küstendörfer prägen seit jeher die Fischer, während die Leuchttürme mit nächtlichem Blinken den Seefahrern den Weg weisen. Alte Werften erinnern an die jungen Katalanen des 18. und 19. Jahrhunderts, die meist mit dem Mut der Verzweiflung aufbrachen, um ihr Glück in der neuen Welt zu suchen. Viele scheiterten. Doch wer zäh, gewitzt und vom Schicksal begünstigt war, machte in den amerikanischen Kolonien das große Geld, kehrte zurück und baute ein luxuriöses Haus an der Küste. Im Gedenken an die legendäre Verwechslung des amerikanischen Kontinents mit Indien, nennt man diese Häuser bis heute las „Casas dels Indianos“.
Architektur für Paradiesvögel
Elemente des Modernismus, des Neoklassizismus und der Neogotik verschmelzen hier mit dem Kolonialstil zu einer außergewöhnlichen Architektur. Die Zeitgenossen der zurückgekehrten „Indianos“ jedenfalls staunten nicht schlecht, und auch die heutigen Besucher der Costa del Maresme finden Gefallen an Besichtigungstouren zu den Häusern der Indianos. Wer mehr über die Geschichte der katalanischen Seefahrt in all ihren faszinierenden Ausprägungen erfahren möchte, ist im Museu Municipal de Nàutica de El Masnou an der richtigen Adresse. Nicht weniger spannend für Kulturbegeisterte: Die Costa Barcelona hütet auch eine Menge kleiner und großer Schätze des Modernismus, denen das örtliche Fremdenverkehrsamt eine gut 30 seitige Broschüre gewidmet hat. In Alella, Mataró, Argentona und Canet werden geführte Routen zur modernistischen Architektur der Region angeboten, die uns mit Größen wie Puig i Cadafalch und Domènech i Montaner bekannt machen. Vom architektonischen Shootingstar Gaudí findet sich genau ein Werk in der Maresme-Region. Das schlichte, 1883 erbaute Nau Gaudí de Mataró diente einst zur Baumwollbleiche und trägt noch nicht die typische Handschrift seines Urhebers. Dafür stellt es den Kilometer 0 des Gaudíschen Schaffens dar und wer aufmerksam hinschaut, entdeckt bereits Elemente, die den Gaudíschen Stil im Weiteren prägten.
D.O. Alella –Die kleine Weinregion für große Weinerlebnisse
Mit nur acht Bodegas ist die D.O. Alella die wohl kleinste Region mit geschützter Ursprungsbezeichnung in Katalonien. Vielleicht ist sie gerade deshalb eine solche großartige Erlebnisregion für Weinliebhaber und Freunde des Önotourismus. Das ganze große Plus der D.O. Alella ist nämlich ihr Ansatz, Weinkultur zu einem generationsübergreifenden Erlebnis zu machen, an dem nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Urlauber Vergnügen finden. Während also die Eltern in den nach ökologischen Gesichtspunkten arbeitenden Bodegas in Alta Alella den Weinproben frönen, nähern sich die Kleinen dem Wein auf künstlerischer Ebene: Auf dem Programm stehen Weinmalerei sowie Collagen- und Stempeltechnik mit Weinblättern und Korken. Aber natürlich wecken auch die spannenden Legenden und Geschichten rund um den edlen Rebensaft das – selbstverständlich rein kulturelle – Interesse der Jüngsten am Wein. So vorbereitet wird dann auch die Weinroute durch den Maresme, auf der man viel über die Geschichte des Weinbaus und die lokale Kultur erfährt, ein spannendes Erlebnis für die ganze Familie.
Der Katalanische Esel und der Eselführerschein
Dass sich Besucher Kataloniens mit der Weinkultur vertraut machen, gehört hier quasi zum Pflichtprogramm. Unser nächster Vorschlag ist ein wenig exotischer, hat jedoch einen besonders hohen Begeisterungsfaktor bei den jüngeren Besuchern. Im Naturpark Montnegre i el Corredor können Sie Bekanntschaft mit einer selten gewordenen und besonders liebenswerten Spezies machen, nämlich mit dem ruc catalá. Die Firma Rukimon bietet geführte Touren auf dem Esel an, und außerdem verschiedenste Aktivitäten, die geeignet sind, die rucs besser kennenzulernen. Kinder von vier bis zwölf Jahren können hier sogar einen „Eselführerschein“ erwerben. Der Spaß dauert 45 Minuten, kostet 6 Euro und am Ende weiß man, wie man einen Esel führt, bürstet und eine Runde im Eselskarren dreht.
Nächte im Baumhaus
Wer sich nun noch immer nicht vom Naturpark trennen kann, der sollte über eine Übernachtung im Baumhaus in CabanesDosrius nachdenken. Dieses Abenteuer im Tom Sawyer-Stil ist die vielleicht schönste denkbare Form, tief in die Natur einzutauchen. Die Sicht aus den Baumhäusern auf den Naturpark ist unvergleichlich und das Säuseln und Rauschen der Bäume die schönste Musik, um sich in den Schlaf singen zu lassen. Am nächsten Tag könnte man eine Pferde- oder Eselswanderung buchen, eine Radtour machen, eine der kulinarischen Routen ausprobieren – oder gnadenlos entspannt auf dem Segway durch den Park rollen.