Die Ruinen von Empúries zählen zu den ältesten und beeindruckendsten Kulturdenkmälern Kataloniens. Ihre Lage in herrlicher Küstenlandschaft macht einen Besuch schon fast zum Pflichtprogramm: In unmittelbarer Nähe malerischer Buchten und Dünenstrände der Costa Brava gelegen, lässt sich eine Besichtigung dieser antiken Mauern und dem angeschlossenen Ärchaologischen Museum bestens in einen entspannten Urlaubstag am Strand integrieren.
Genießen Sie Ihren Spaziergang durch die Reste alter Mauern, Säulen und Gassen. Lassen Sie sich verzaubern vom Spiel der Sonne auf Mosaiken und Marmorarbeiten und brechen Sie auf zu einer Reise durch die Zeit.
Geschichte
Im 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen die Handelsniederlassung Emporion, die später der Region Empordà ihren Namen geben sollte. Sie war ein Umschlagplatz für Importprodukte wie Metall- und Tonwaren, die hier gegen landwirtschaftliche Produkte und Erze aus dem Binnenland getauscht wurden. Neben dem Handel mit der einheimischen Bevölkerung, wie zum Beispiel den Iberern im nahegelegenen Ullastret, war Emporion damals auch ein Knotenpunkt für den Handel mit den Balearen und den weiter südlich gelegenen Regionen der Iberischen Halbinsel.
Griechische Altstadt und Neustadt
Dieser älteste Teil von Empúries, genannt Palaiapolis („Altstadt“), lag auf einer Insel an der Mündung des Flusses Fluvià, die als natürlicher Hafen diente. Heute ist die Insel Teil des Festlands, die Mündung des Fluvià hat sich nach Norden verschoben und über dem ältesten Teil Emporions erhebt sich das Dorf Sant Martí d‘Empúries. Mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Ortskern und seinen schönen Stränden ist Sant Martí eine Sehenswürdigkeit für sich und Grund genug auf umfängliche Ausgrabungen der antiken Palaiapolis zu verzichten. Um 500 v. Chr. wurde die Siedlung aufs Festland verlegt und es entstand die Neapolis („Neustadt“), in welcher der Handel weiter florierte.
Die Römische Planstadt
Zum Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. erkannten die Römer die strategische Position Emporions im Kampf gegen Karthago. Emporion wurde Ausgangspunkt der römischen Eroberung der Iberischen Halbinsel. Unter Julius Caesar wurde die nun Emporiae genannte Stadt weiter vergrößert. Oberhalb der griechischen Siedlung entstand ab 49 v. Chr eine neue, römische Planstadt, die etwa zehnmal so groß war wie ihre Vorgängerin. In der römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) verlor Emporiae gegenüber Großstädten wie Barcino (Barcelona) und Tarraco (Tarragona) an Bedeutung, da die Stadt abseits der bedeutenden Handelsrouten lag, auf denen zum Beispiel Wein aus Tarraco oder Olivenöl aus Südspanien nach Italien verschifft wurden. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das römische Emporiae verlassen. Reste einer frühchristlichen Basilika legen nahe, dass das Gelände ab dem 4. Jahrhundert als Friedhof genutzt wurde.
Die Ausgrabungen
Obwohl die Ruinen von Empúries bereits im 15. Jahrhundert als das antike Emporiae identifiziert wurden, fanden erst 1846-1848 die ersten offiziellen Ausgrabungen statt. 1907 erstellte Josep Puig i Cadafalch, der sonst vor allem mit der Architektur des Modernisme assoziiert wird, die Pläne für die Freilegung der Ruinen und nahm erste Ausgrabungen vor. Von 1908-1936 leitete Emili Gandia i Ortega die Ausgrabungen. Seine Grabungstagebücher werden heute im archäologischen Museum von Empúries aufbewahrt. Erst nach dem Bürgerkrieg wurden die Ausgrabungen wieder aufgenommen. Bis zum heutigen Tag hat man etwa ein Viertel des gesamten Ruinengebietes freilegen können.
Die Sehenswürdigkeiten
Ein Besuch der Ruinen von Empúries beginnt in der griechischen „Neustadt“ Neapolis. Während Teile der beeindruckenden Stadtmauer mit den quadratischen Türmen noch aus dem 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. stammen, werden die monumentalen Gebäudereste vor allem auf das 2. Jahrhundert v. Chr. datiert. Der Rundgang durch die Ausgrabungsstätte beginnt jedoch an einem Tor im jüngeren Teil der Mauer, die hierher verlegt wurde, um Platz für neue Tempelbauten zu schaffen.
Etwas erhöht auf der linken Seite liegt der heilige Bezirk der Stadt. Eine Asklepios-Statue markiert heute den Ort, an dem der Tempel des berühmten antiken Gottes der Heilkunst stand. Das Original der Statue ist im dem Park angeschlossenen Museum zu besichtigen. Ein weiterer Tempel der Neapolis wird der ägyptisch-hellenistischen Gottheit Serapis zugeschrieben.
Weiter nördlich sind einige Zisternen zu besichtigen und schließlich, nahe dem Meer, die Agora, der zentrale Markt- und Festplatz. Ein Besuch im archäologischen Museum verhilft zu einer lebendigen Vorstellung vom antiken Leben dieser Stadt, von der heute in weiten Strecken nur noch die Grundmauern erhalten sind. Im Museum finden sich Alltagsgegenstände und Kunstwerke aus Bronze, Marmor und Keramik, alte Münzen oder auf Bleiblätter geschriebene Geschäftsbriefe.
Nordöstlich der Neapolis liegt ein Hafenbezirk, dessen gut erhaltene Mauerstruktur traditionell als Moll Grec, die griechische Hafenmole bezeichnet wird. An der Platja de Moll Grec kann man sogar das Gefühl genießen, neben den Resten einer antiken griechischen Hafenanlage zu schwimmen.
Die Municipium genannte römische Planstadt mit dem streng geordneten, rechtwinkligen Straßennetz, entstand gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und existierte mindestens 150 Jahre parallel zur griechischen Neapolis. Freigelegt wurden hier das Forum, die Grundmauern mehrerer Villen mit zum Teil schön erhaltenen Fußbodenmosaiken, ein Zisternenkomplex und ein Amphitheater außerhalb der Stadtmauern.
Übrigens…
Zu den Ruinen von Ampuries gelangt man am besten entlang der Strandpromenade von L’Escala und Sant Martí d’Empuries. In der Hochsaison sind die beiden malerischen Küstenorte mit den geschichtsträchtigen Gebäuden wahre Besuchermagneten. Das liegt zweifellos auch an ihren schönen Buchten und feinsandigen Stränden, an denen es ein breites Angebot für Wassersportler gibt.
Info:
Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen, über die Kollektionen des Museums und seine wechselnden Ausstellungen finden Sie auf der Website des Empúries Museu d’Arqueología de Catalunya.