Die Pyrenäen von Girona: Urlaub im Wunderland

Vielleicht begegnen Sie ihm ja, dem Grafen von Arnau, der verdammt ist, bis in alle Ewigkeiten durch die Berge des nächtlichen Ripollès zu reiten. Diejenigen, die ihn gesehen haben, berichten, er sitze auf einem von Flammen umloderten Pferd und seine einzige Gefolgschaft sei eine Meute diabolisch heulender Hunde. Der Graf von Arnau ist jedoch nur eines von vielen wundersamen Wesen, die andernorts in die Welt der Märchen und Geschichten verdrängt wurden. Hier, in den Gironeser Pyrenäen sind Wasserelfen, Kobolde und gespentische Erscheinungen wie die gequälte Seele des Grafen Teil der gefühlten Realität. Kein Wunder bei dieser Kulisse: Schneebedeckte Gipfel, abgelegene Gebirgstäler, winzige mittelalterliche Dörfer und ehrwürdige Klöster, deren Fassaden einen Bilderbogen tausendjähriger Fantasien und Überlieferungen eröffnen. Gemeinsam verführen all diese Elemente zur Reise in eine Welt, in der Dichtung und Wahrheit eins sind.

Legenden des Ripollès: Der lasterhafte Graf und die Klöster

Wer die Gelegenheit hat, die mythischen Landschaften der Gironeser Pyrenäen mit Kindern zu entdecken, wird es besonders leicht haben, sich dem Zauber dieses Ortes hinzugeben. Der Ripollès bietet Familien mit Kindern eine Vielzahl sagenhafter Urlaubsmöglichkeiten. Den Spuren des berüchtigten Grafen zu folgen ist eine von vielen spannenden Optionen. Epizentrum der mittelalterlichen Legende ist das Castell de Mataplana in dem der Graf von Arnau als Sproß einer einflussreichen Adelsfamilie des Ripollès zu Lebzeiten wohnte. Nicht weit vom Schloss befindet sich in den Bergen das Heiligtum von Montgrony. Die Stufen, die wir erklimmen, um Montgrony zu erreichen, führten unsere Sagengestalt laut einer alten Legende ins Verderben. Es heißt der Graf von Arnau habe sich die ewige Verdammnis in Teilen damit verdient, die Stufen nach Montgrony bauen zu lassen, ohne die Arbeiter zu bezahlen. Doch seine Lasterhaftigkeit ging noch weiter: Die zweite unverzeihliche Sünde bestand in heimlichen nächtlichen Besuchen im Kloster Sant Joan de les Abadesses.  Aufgrund seiner besonderen Verbindung mit dem Missetäter beherbergt das 885 gegründete Nonnenkloster ein dem Grafen von Arnau gewidmetes Museum. Die Spuren, welche diese zentrale katalanische Legende  in Literatur, Musik, Geschichte und Folklore hinterlassen hat, werden hier sichtbar.
Und wo wir gerade dabei sind die Klöster des Ripollès zu erkunden, dürfen wir natürlich keinesfalls das Kloster Santa Maria de Ripoll auslassen. Das Kloster ist berühmt für die filigranen Reliefs des Eingangsportals, das man die „steinerne Bibel“ nennt und gilt in seiner Ganzheit als Juwel der Katalanischen Romanik. Für Kinder besonders interessant ist ein Besuch im Scriptorium, das im Mittelalter eines der bedeutendsten europäischen Zentren der Buchproduktion und Übersetzung war. Kleine Besucher können hier beobachten, wie ihr Name mit einer Gänsefeder in historischer Schrift zu Papier gebracht wird und darüber hinaus eine Menge über das mittelalterliche Klosterleben erfahren.

Das Kloster Santa Maria de Ripoll © Mario Martí

Info: Costa Brava

Der Geheimtipp: Vall de Núria

Ein absoluter Geheimtipp für einen Urlaub im Ripollès ist ein Aufenthalt im Vall der Núria. Den einzigen Zugang zu diesem Hochgebirgstal bilden Fußwege und eine Zahnradbahn, weshalb alleine die Anreise ins Tal bereits ein unvergessliches Urlaubserlebnis ist. Auf 12,5km überwindet die Bahn 1000 Höhenmeter und eröffnet Ausblicke auf eine atemberaubende Hochgebirgslandschaft.
Im Winter ist das Vall de Núria mit seinen 11 sanft geneigten Skipisten mit einer Gesamtlänge von 7km eine interessante Wintersportdestination. Wer Ski-Urlaub mit Ausflügen an die gerade einmal 120km entfernten Mittelmeerstrände verbinden möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
Im Sommer lädt das Vall de Núria ein zum Wandern, Pferdewandern oder Kanufahren. Außerdem werden Workshops angeboten, bei denen große und kleine Gäste die typischen Pflanzen und Tiere des Tales näher kennenlernen.

Blick ins Vall de Nuria mit dem Santuari de la Mare de Déu de Núria

Die Garrotxa: Vulkanlandschaft mit Mittelalterflair

Die Garrotxa ist ein Land aus Stein und Feuer: 40 Vulkane und 20 Lavaflüsse stehen auf einer Fläche von 120km2 in einem Naturpark unter Schutz. Wanderer und Geologen sind hier gleichermaßen in ihrem Element, doch auch Geschichtenerzähler und Märchenkenner fühlen sich hier zu Hause. Wie viele wilde Drachen vom Kaliber eines Smaug unter den gigantischen Vulkankegeln ruhen, werden die Geologen vermutlich nicht herausfinden – dafür können sie uns eine Menge spannender Informationen über die erdgeschlichtliche Entwicklung der Region geben. Doch es gibt noch mehr zu entdecken: Zauberhafte Buchenwälder umfangen junge und alte Entdecker mit ihrer Waldeinsamkeit, während die Vulkanstadt Olot und die uralten Dörfer der Garrotxa zu einer Reise in die Vergangenheit einladen.

„El Croscat“ ist der wohl bekannteste Vulkan der Garrotxa

Besalú: Von alten und winzigen Attraktionen

Freunde mittelalterlicher Märkte und Feste finden am ersten Wochenende im September in Besalú ein Mittelalter-Festival der Extraklasse: Die historische Stadt mit der berühmte alten Brücke über den Fluss Fluvià hüllt sich in tausendjährige Kleider und Düfte, altes Handwerk wird zu neuem Leben erweckt und für die kleinen Besucher steht ein buntes Programm an Vorführungen und Workshops bereit. Des nachts zieht ein unheimlicher Zug mittelalterlicher Fabelwesen durch die Straße Carrer dels Atrapats und garantiert dafür, dass alle eine schrecklich gute Zeit haben. (Eintritt für Erwachsene: 3€, Kinder bis 12 Jahren gratis)

Tipp:  Können Sie sich eine Miniatur des Eiffelturms vorstellen, die auf einem Mohnsamen steht? Falls nicht, ist das Miniaturenmuseum in Besalú unbedingt einen Besuch wert. 5000 erstaunliche Miniaturen bilden täuschend echt aber atemberaubend winzig Kunstwerke aus aller Welt nach.

Besalú und die berühmteste Brücke Kataloniens © Agència Catalana de Turisme. Maria Geli

Gartenlabyrinthe im Lavagestein: El Parc de Pedra Tosca in Les Preses

Aus erdgeschichtlicher Perspektive sind 11.000 Jahre nicht viel mehr als ein Wimpernschlag. So gesehen hat der Vulkan Croscat in der Garrotxa die bizarr-schöne Landschaft des Bosc de Tosca eben erst geformt. Und doch haben die Menschen Jahrhunderte Zeit gehabt, um zu lernen, wie man der feinen Hummusschicht des Bodens Getreide, Kartoffeln und Bohnen abringt. Mehr noch, sie haben aus den rauen Lavabrocken Trockensteinmauern mit eleganten Torbögen errichtet, welche den Vulkansteinfeldern und Gärten die Anmutung eines Labyrinths geben, das zu erwandern großen und kleinen Entdeckern Freude machen wird. Besonders viel Spaß macht es, den Parc de Pedra Tosca auf dem Rücken eines katalanischen Esels zu erkunden. Info unter www.rucsisomeres.com

Nicht nur für fliegende Geologen: Eine Ballonfahrt über der Garrotxa

Wenn Ihnen bislang in punkto Geologie der Überblick fehlte, gibt es nun eine Möglichkeit, das zu ändern. Die Firma Vol de Coloms bietet für Erwachsene und Kinde ab fünf Jahren eineinhalbstündige Ballonfahrten an, die eine ganz neue Perspektive auf die faszinierenden Vulkanlandschaften der Garrotxa eröffnen: Der Vulkankegel von Santa Margarida im Morgennebel, wirkt von hier aus wie ein Eishörnchen im Sahnetopf.

Bei einer Ballonfahrt kann man sich die Vulkane der Garrotxa einmal von oben anschauen © Cablepress

Auf grünen Wegen durch die Vulkanlandschaft: La Ruta del Carrilet

Die alte Eisenbahntrasse zwischen Olot und Girona ist heute als Grüner Weg eine der beliebtesten Radrouten der Garrotxa. Die sehr bequem zu befahrende Route verbindet zauberhafte Landschaften und charmante Dörfer wie zum Beispiel Vall d’en Bas in einer der geologisch interessantesten Regionen Kataloniens. Info gibt es hier.

 

La Cerdanya:  Auf den Flügeln der Fantasie

Der große Dichter der spanischen Romantik, Gustavo Adolfo Bécquer , verfiel dem eigenartigen Zauber der Cerdanya innerhalb weniger Tage. Ein kurzer Aufenthalt in Bellver de Cerdanya im Sommer des Jahres 1860 machten ihn mit den lokalen Geschichten und Legenden bekannt, der Blick auf die Ruinen der alten Festung Sant Martí dels Castells tat ein Übriges. Unversehens entstand die schauerliche Erzählung vom diabolischen Spuk einer unbemannten Rüstung, die den Bewohnern des Dorfes Schlaf und Seelenfrieden raubte.
Geister begleiten auch das Leben in Puigcerdà, der Hauptstadt der Cerdanya. Aufgrund ihrer Nähe zu den beiden Ski-Stationen Masella und La Molina ist sie eines der liebsten Ferienquartiere von Winterurlaubern und Outdoor-Begeisterten. Kulturinteressierte haben ihre Freude am Casino im modernistischen Stil und dem riesigen Glockenturm auf der Plaza de Santa Maria. Die größte Attraktion des Städtchens ist jedoch sein künstlich angelegter See und der Schierbeck-Park, der ihn umgibt. Einer Legende zur Folge wohnt hier „die Alte vom See“ (la Vella de l’Estany), ein Wassergeist, dem Ende August ein eigenes Fest gewidmet ist. Zu diesem Anlass, so erzählt man sich, gehe die Alte zwischen Feuerwerk, Tanz und Umzugskarossen um.

Ebenfalls lohnend ist ein Ausflug nach Llívia. Die spanische Exklave liegt bereits auf französischem Boden, ist administrativ dem katalanischen Landkreis Cerdanya zugeordnet. Zu den Sehenswürdigkeiten des Orte gehört neben der alten Stadtmauer und den Resten eines antiken Kastells auf einem Hügel über der Stadt eine der ältesten Apotheke Europas. 1594 eröffnet, ist das Lädchen heute Teil des städtischen Museums. Mit seinen zahllosen Tiegeln, Töpfen und Tuben bewahrt es bis heute die Atmosphäre einer Apotheke des 17. Und 18. Jahrhunderts und ist unbedingt einen Besuch wert.

La Cerdanya: Blick auf Éller © Patronat Comarcal de Turisme de la Cerdanya

Catalan Tourist Board Team: