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Klöster, Burgen und Ruinen: Grand Tour de Catalunya durch Kultur und Geschichte

Katalonien kann auf eine ereignisreiche und spannende Geschichte zurückblicken. Auf dieser Grand Tour reisen wir nicht nur durch Katalonien, sondern auch durch die Zeit. Wir tauchen ein in die Welt der Iberer, besuchen die Ruinen der Griechen und Römer und stöbern durch mittelalterliche Burgen. Wir erfahren, wie die Katharer vor den Soldaten des Papstes flohen, wo genau die Mauren gegen die Christen kämpften, und finden heraus, wann und wo die schönsten Klöster gebaut wurden. Auf unserer Rundreise stoßen wir aber auch auf Spuren der jüngeren Vergangenheit. In La Jonquera, Gandesa oder Sort erinnern kleine Museen auf ganz unterschiedliche Art und Weise an die Geschehnisse des Spanischen Bürgerkriegs. Machen Sie es sich gemütlich, denn für diese Runde nehmen wir uns ein bisschen mehr Zeit.

 

Etappe 1: Barcelona

Etappe 2: Tarragona

Etappe 3: Lleida

Etappe 4: Pyrenäen

Etappe 5: Girona

 

Etappe 1: Barcelona

Badalona

Wir beginnen unsere Grand Tour in den unterirdischen Ruinen der kleinen Stadt Baetulo. Unterhalb des Museums in Badalona laufen wir über Jahrtausende alten Straßen einer römischen Garnisonsstadt. Die Grundrisse der einzelnen Häuser, Werkstätten und sogar die Badetherme der alten Römer kann man noch gut erkennen.

Wieder aufgetaucht schnuppern wir an der Uferpromenade frische Meeresluft. Vor der Pont del Petroli sitzt ein menschengroßer Affe mit einer Flasche Likör in der Hand. Diese Statue erinnert an einen traditionellen Anislikör, den Anis de Mono, der in der modernistischen Fabrikhalle direkt hinter uns noch fast genauso wie vor hundert Jahren hergestellt wird.

(c) Nicole Biarnés

 

Barcelona Altstadt
Von Badalona aus ist es nicht weit ins Zentrum der katalanischen Hauptstadt. Im Herzen des Barri Gòtic liegt die beeindruckende Kathedrale. Gleich mehrere wichtige Persönlichkeiten des Mittelalters fanden hier ihre letzte Ruhestätte: Golden schimmern an den Wänden die Sarkophage Ramon Borrells, Ramon Berenguers I und seiner geliebten Frau Almodis. Auch Königin Peronella von Aragon, die Ehefrau Ramon Berenguers IV, wurde hier beigesetzt. Durch den Innenhof des Kreuzgangs watscheln dreizehn Gänse. Die unbeschwert und fröhlich schnatternden Vögel erinnern an die Heilige Eulàlia, die Schutzpatronin Barcelonas, der die Kathedrale gewidmet ist.

Im Ribera Viertel bestaunen wir beim Betreten der Kirche Santa Maria del Mar die schlanken Säulen, die die hohe Decke stützen. Barocke Verzierungen und goldene Engel suchen wir hier vergeblich, die Wände sind kahl und leer. Nachdem das Gotteshaus schon 1714 bei der Eroberung Barcelonas schwere Schäden erlitten hatte, vernichtete ein Brandanschlag im Spanischen Bürgerkrieg die Dekoration des Innenraums. Doch obwohl die Kirche ausbrannte und nur knapp das Feuer überlebte, ist das Gebäude etwas Besonderes. Die Santa Maria del Mar gehörte denen, die sie gebaut hatten, den einfachen Leuten. Denn im vierzehnten Jahrhundert, ungefähr zu derselben Zeit, in der auch an der Kathedrale gebaut wurde, errichteten die Einwohner der Hafengegend in einer gemeinsamen Anstrengung diese Kirche für ihr Viertel.

Santa Maria del Mar (c) Imagen M.A.S.

Die letzte Kirche, der wir bei unserem Bummel durch Barcelona einen Besuch abstatten, ist die Sagrada Familia. Noch immer unvollendet hat das Meisterwerk Antonio Gaudís allen Krisen der letzten Jahrzehnte getrotzt. Langsam aber beständig wachsen die bunten Türme in den Himmel. Im Gegensatz zur Kathedrale und der Santa Maria del Mar wirkt die Sagrada Familia auf den ersten Blick fast schon chaotisch. Es gibt an diesem Bauwerk keine klare Ordnung. Die unterschiedlichen Stile der Fassade verstärken den Eindruck, von etwas Lebendigem. Die Kirche verändert sich, passt sich ihrer Zeit an. Die Sagrada Familia ist ein faszinierendes Bauwerk, das eine ganze eigene Geschichte erzählt.

 

Colònia Güell  

Wir fahren nun vor die Tore der Stadt. Etwas außerhalb Barcelonas liegt eine der vielen Arbeitersiedlungen, die gegen Ende des turbulenten neunzehnten Jahrhunderts gegründet wurden. Weit ab vom Hexenkessel der sozialen Unruhen, in den sich Barcelona in dieser Zeit verwandelt hatte, ließ der Industrielle Eusebio Güell Häuser für seine Arbeiter, eine Schule, eine Arztpraxis und sogar ein Theater errichten. In dieser Colonia Güell lebten die Menschen, die in seiner Textilfabrik arbeiteten, mit ihren Familien. Den Auftrag, eine Kirche für die neue Siedlung zu bauen, erhielt ein guter Freund des Patrons, der Künstler Antonio Gaudí. Der entwarf prompt ein prächtiges Gotteshaus und die Bauarbeiten begannen. Doch Gaudís Projekt verschlang hohe Summen, die Arbeiten gingen nur langsam voran. Als Güell schwer erkrankte, kam es zum Streit zwischen dem Architekten und den Söhnen des großzügigen Mäzens. Schließlich verließ Gaudí verärgert die Arbeitersiedlung. Seine Kirche blieb unvollendet. Lediglich die Krypta wurde nach seinen Plänen fertiggestellt.

Colònia Güell (c) Nicole Biarnés

 

Montserrat

Am späten Nachmittag fahren wir zum Kloster Montserrat hinauf, ehe wir die Provinz Barcelona verlassen. Wenn die Tagesbesucher und Bergwanderer wieder abgereist sind, geht es hier oben etwas ruhiger zu. Das ist der richtige Moment, um die Magie dieses ganz besonderen Ortes zu spüren. Mit etwas Glück können wir dem abendlichen Vespergottesdienst in der Klosterkirche beiwohnen und der Moreneta, der Statue der Mare de Déu de Montserrat, noch einen Besuch abstatten.

Ehe die Fahrt am nächsten Morgen weitergeht, bieten sich das Hostal Abat Cisneros oder die Apartments der Cel·les Abat Marcet zur Übernachtung an.

(c) Nicole Biarnés

Wer eine oder mehrere Nächte im Herzen Barcelonas übernachten will, wird The5rooms zu schätzen wissen.  Die kleine Pension liegt nahe der Plaça Catalunya, die Zimmer sind liebevoll eingerichtet und die Inhaberin spricht perfekt Deutsch.

 

Etappe 2: Tarragona

 

Tarraco – das römische Tarragona

Zwischen dem dritten Jahrhundert vor und dem dritten Jahrhundert nach Christus erlebte Tarraco als Hauptstadt der römischen Provinz Hispania Citerior seinen Höhepunkt. In dieser Glanzzeit römischer Kultur entstanden neben vielen Tempeln und Villen, das beeindruckende Aquädukt, der römische Zirkus, das Forum, ein Triumphbogen und natürlich das Amphitheater. Bei einem Bummel durch Tarragona stoßen wir auf so viele Spuren der alten Römer, dass man sich beinah schon in Rom wähnen könnte.

(c) Nicole Biarnés

 

Miravet – Gandesa – Corbera d’Ebre

Wir lassen Tarragona und seine römische Vergangenheit hinter uns. Vor uns erstrecken sich nun die Landschaften des Ebros. Während des Spanischen Bürgerkriegs fanden in der Ebene längs des Flusses dramatische Schlachten statt.

(c) Nicole Biarnés

In Miravet blicken wir von der Burg hinunter auf den Ebro. Nicht weit von hier überquerten in den frühen Morgenstunden des 25. Juli 1938 republikanische Soldaten den Fluss, um auf der anderen Seite gegen die heranrückenden Franco-Truppen zu kämpfen. Mehrere Tage lang tobte die blutige Schlacht. Doch am Ende waren es Francos Schergen, die das entscheidende Gefecht und schließlich auch den Bürgerkrieg für sich entscheiden konnten. Diejenigen, die auf republikanischer Seite für die demokratisch gewählte Regierung gekämpft hatten, mussten fliehen. Francos Diktatur währte bis in die Mitte der siebziger Jahre und endete erst nach seinem Tod. In Gandesa und Cordera d‘Ebre dokumentieren Ausstellungszentren die Ereignisse dieser Zeit.

 

Die Kartause von Escaladei – Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei

Absolute Stille umgibt uns, wenn wir uns am Fuße des Montsant dem ehemaligen Kartäuserkloster nähern. Ein Ort, an dem die Mönche weit ab vom weltlichen Geschehen ungestört leben und arbeiten konnten. Ungefähr im zwölften Jahrhundert errichteten die Kartäuser hier ein Kloster. Hinter den Überresten der ehemaligen Kirche und des Kreuzgangs gelangen wir zum Innersten der Anlage. Unter den Kartäusern gab es Laien- und Priestermönche. Während die Priester sich in ihren geräumigen Zellen einem kontemplativen Leben widmeten, erledigten die Laienmönche alle im Kloster anfallenden Arbeiten. Eine der Zellen ist restauriert und so eingerichtet worden, dass man einen Einblick in das Leben der Mönche damals werfen kann. Die Zellen waren überraschend groß und bestanden aus mehreren kleinen Räumen. Sogar einen Innenhof und einen kleinen Garten gab es.

(c) Nicole Biarnés

 

Mittelalterliches Montblanc

Überall in dieser mittelalterlichen kleinen Stadt treffen wir auf Sant Jordi, den Drachentöter und katalanischen Nationalheiligen. Wir spazieren an der Stadtmauer entlang zu einem der gut erhaltenen Wachtürme. Von der Mauer aus lassen wir unseren Blick über die Dächer des kleinen Ortes schweifen, aus denen die Kirche Santa Maria wie eine unvollendete Burg herausragt. Ursprünglich als Kathedrale geplant und begonnen, blieb die la catedral de la muntanya  ein Wunschtraum. Die Pest und die damit zusammenhängenden Probleme zögerten die Fertigstellung der Kirche immer wieder hinaus.

(c) Nicole Biarnés

 

Monestir Santa Maria de Poblet

Als Antonio Gaudi, Eduard Toda und ein paar befreundete Künstler zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Ruine des Klosters wiederentdecken, war nicht viel geblieben vom ehemaligen Glanz des bedeuteten Gotteshauses. Längst waren die Zisterziensermönche vertrieben und alle Kunstschätze geraubt worden. Selbst die Grabstätten der Grafen, Könige und Äbte, die hier jahrhundertelang in kunstvoll gefertigten Sarkophagen geruht hatten, waren geplündert und zerstört, die Gebeine durcheinander geworfen worden. Dorfbewohner brachten in Sicherheit, was die Plünderer übrig gelassen hatten, und konnten wenigstens ein paar der Gräber retten. Erst in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts machten sich öffentliche Stellen unter der Leitung Eduard Todas an die Arbeit, restaurierten und reparierten das alte Kloster so gut wie möglich. Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs konnten schließlich wieder Zisterziensermönche in die altehrwürdigen Klostergebäude einziehen.

(c) Nicole Biarnés

 

Monestir Vallbona de les Monges

Wie Geister schweben die Nonnen vor uns durch den ehemaligen Schlafsaal des Klosters. Eine sehr anschauliche 3D-Animation erzählt, wie die Frauen einst Medikamente aus Kräutern herstellten und wie sie hier lebten. Dem Glaubensprinzip des Ordens entsprechend ist die Architektur einfach und zweckdienlich. Trotz der Schlichtheit wirken die Räume freundlich und hell.

(c) Nicole Biarnés

Vallbona de les Monges ist eines von drei Zisterzienserklöstern, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen. Vallbona ist ein reines Frauenkloster und wird auch heute noch bewohnt. Als das Kloster nach dem Konzil von Trient aufgelöst werden sollte, hatten die Nonnen einen klugen Einfall. Sie ließen die alten Mauern der Klosteranlage einreißen und holten das gesamte Dorf Montesquiu quasi in das Kloster hinein. Dank der Mithilfe der Bevölkerung, bei der die Nonnen ein hohes Ansehen genossen, konnte das Frauenkloster so gerettet werden. Bis heute leben die Zisterzienserinnen hier sehr zurückgezogen, selbstfinanziert durch Eintrittsgelder und vom Andenkenverkauf an Touristen.

Um den nächsten Tag optimal zu nutzen, fahren wir weiter bis Lleida und übernachten dort in einer netten Unterkunft wie dem Hotel Zenit.

 

Etappe 3: Lleida

La Suda de Lleida

Gleich nach dem Frühstück geht es hinauf zur Suda de Lleida, der alten Königsburg auf dem Hügel über der heutigen Stadt. Noch im Mittelalter erstreckte sich rund um den Hügel ein enges Gewirr aus Gassen und Häusern, das zur maurischen Burg empor führte. Aus der Zeit der Sarazenen ist hier nicht viel übrig geblieben, trotz ihrer siebenhundert Jahre währenden Herrschaft.

(c) Nicole Biarnés

Die ehemalige Kathedrale stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert und soll auf den Überresten der maurischen Moschee errichtet worden sein. Als das Reich des letzten Kalifen von Córdoba immer mehr zerfiel, soll sich Hisham III im elften Jahrhundert hierher zurückgezogen haben. Schon im zwölften Jahrhundert eroberten dann die christlichen Truppen des Grafen von Barcelona La Suda und die Stadt Lleida. Jaume der Eroberer und Peronalla von Aragon feierten hier Hochzeit und begründeten den Bund zwischen der Grafschaft Barcelona und dem Königreich Aragon. Ihr Sohn Alfons trug als erster Graf von Barcelona gleichzeitig auch die Königskrone Aragons.

 

Gardeny – Burg der Tempelritter

Außerhalb Lleidas liegt noch eine weitere Burg: Gardeny, die Burg der Tempelritter. Man sagt, der Graf von Barcelona habe von hier aus die Eroberung der Stadt begonnen. Hilfreiche Unterstützung beim Kampf gegen die Mauren leisteten ihm dabei die Tempelritter. Zum Dank überließ der Graf den Ordensrittern anschließend diesen Hügel, von dem aus wir auf Lleida und die alte Kathedrale hinüber blicken. Im Hauptgebäude der Burg ist eine kleine Ausstellung über das Leben und die Geschichte der Tempelritter untergebracht. Im kahlen Innenraum der einstigen Kirche sind teilweise noch bunte Wandmalereien erkennbar.

(c) Juan José Pascual

 

Balaguer – Museu de la Noguera

Schon der Eingang bereitet uns auf die Ausstellung in dem kleinen Museum vor. Durch einen maurischen Torbogen betreten wir den ersten Saal des Museums, das sich der maurischen Geschichte Balaguers widmet. Viele Jahrhunderte lang war Balaguer eine der nördlichsten Festungen der Mauren. Unweit von hier führte die Grenze zwischen dem christlichen Abendland und dem Kalifat von Córdoba entlang.

(c) Imagen M.A.S.

Während uns ein Duft von Nelken, Orangenblüten und exotischen Gewürzen umfängt, erfahren wir in dieser Ausstellung, wie es einst in der Medina Hisn Balagi aussah. Etwa im achten Jahrhundert nach Christus errichteten die Mauren hier das erste provisorische Lager für ihre Soldaten. Bald schon entwickelte sich eine kleine Siedlung, die zu einer Stadt heranwuchs. Viele Familien lebten vom Wein- oder Olivenanbau. Sie brachten Bewässerungssysteme, Gewürze, Zucker, Orangen, Safran, Spinat und viele andere Dinge mit in ihre neue Heimat. Die Landschaft erblühte unter den geschickten Händen der Mauren. Eine beeindruckende Ausstellung, die einen oft vergessenen Teil der Geschichte Kataloniens erzählt.

 

Sort – Museu de la Llibertat

Auf einem kleinen Platz in Sort stehen wir plötzlich vor dem Gefängnis. In dem winzigen Raum, ursprünglich eine Kapelle, wurden viele Jahre lang Flüchtlinge gefangen gehalten. Heute erinnert das Museum der Freiheit an all die Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs durch die Pyrenäen hierher flohen. Engländer, Franzosen, Männer und Frauen, die in der Résistance gekämpft hatten, Kommunisten, Juden. Tausende Menschen hatten in den vierziger Jahren auf der Flucht vor den deutschen Nationalsozialisten halb Europa durchquert. Jenseits der Pyrenäen hofften sie, Europa verlassen zu können. Doch der Weg über die Berge war beschwerlich und äußerst gefährlich, besonders im Winter.

(c) Nicole Biarnés

Das Gefängnis war viel zu klein und reichte bei Weitem nicht aus, um alle aufgefundenen Flüchtlinge einzusperren. Viele wurden in andere Gefängnisse transportiert oder zurückgeschickt. Britische Piloten brachte man vorübergehend im Hotel Pessets unter. Von dort aus durften sie den Weg nach Hause antreten. In dem ursprünglichen Hotel ist heute eine Tapasbar untergebracht. Das heutige Hotel Pessets ist umgezogen und befindet sich nun in einem modernen Gebäude gleich hinter dem Museum.

 

Etappe 4: Pyrenäen

Bolvir – Museu Ceretania

Auf einen kleinen Hügel kurz vor Bolvir erheben sich die Reste einer iberischen Siedlung wie die abgebrochenen Zacken einer Krone. Es ist die einzige Siedlung dieser Art in der Cerdanya. Viel weiß man heute leider nicht über die Ceretanier, die Menschen, die hier lebten und nach denen die Gegend benannt ist. Sie sprachen dieselbe Sprache, teilten denselben Glauben und pflegten ganz ähnliche Bräuche wie die iberischen Stämme an der Küste, aber viel Kontakt zu den anderen Stämmen gab es nicht. Vermutlich waren die Ceretanier von der baskischen Kultur beeinflusst, die zu dieser Zeit weite Teile der Pyrenäen beherrschte.

(c) Nicole Biarnés

Vieles von dem, was wir heute wissen, stammt aus den Schriften römischer Gelehrter wie Plinius oder Plutarch. Als die Römer im zweiten Jahrhundert Karthago besiegt hatten, kamen sie von Narbonne aus über die Pyrenäen. Sie bauten Straßen und errichteten ihren Hauptsitz in Iulia Lybica, dem heutigen Llívia, das sie zum Zentrum dieser abgelegenen Provinz machten. Die kleine Siedlung der Ceretanier eroberten sie ebenfalls. Archäologen legten in den neunziger Jahren drei verschiedenen Ebenen der Siedlungsgeschichte frei. Oberhalb des kleinen Museums kann man durch die Überreste der iberischen, römischen und mittelalterlichen kleinen Stadt wandeln.

 

Llívia – Museu

Eine Enklave jenseits der spanisch-französischen Grenze ist der kleine Ort Llívia. In dem malerischen kleinen Dörfchen fällt es heute schwer sich vorzustellen, dass es einst die Stadtrechte waren, die den Ort davor bewahrten, in die Hände des französischen Königs übergeben zu werden. Nur einer schlauen List war es zu verdanken, dass Llívia im zwischen Karl V und Ludwig XIV geschlossenen Pyrenäenfrieden nicht an Frankreich fiel. Als nämlich in dem Vertrag 1659 vereinbart wurde, dass alle Dörfer jenseits der Pyrenäen, die bis dahin zu Katalonien gehört hatten, französisch werden sollte, hatte man nicht bedacht, dass Llívia zu diesem Zeitpunkt bereits Stadtrechte innehatte. So konnte sich der kleine Ort dem Vertrag entziehen. In dem kleinen Museum Llívias steht eine Apothekeneinrichtung, die teilweise noch aus der Zeit vor dem Pyrenäenfrieden stammt.

(c) Nicole Biarnés

 

Bagà – Museu Katharer 

Bagà besteht aus alten Gassen und hübschen kleinen Plätzen. Wir wandern zu Fuß hinauf zu dem kleinen Hügel, auf dem sich der Palau de Pinós befindet. In dem alten Palast ist das Museum untergebracht, das die Geschichte der Katharer in Bagà erzählt. Allein der Palast ist allerdings schon sehenswert. Romantische Wandmalereien schmücken die alten Säle, in denen einst die Familie des Barons de Pinós lebte. In den unteren Etagen befindet sich die Ausstellung über die Religion und Geschichte der Katharer. Verschiedene Figuren erzählen in den einzelnen Räumen ihre Lebensgeschichte und ermöglichen uns einen Einblick in den Alltag des Mittelalters. Jahrhundertelang lebten die Menschen dies- und jenseits der Pyrenäen in engem Kontakt miteinander. Troubadoure wanderten von Hof zu Hof, auch um als Lehrer Wissen zu vermitteln. Unter dem Deckmantel christlicher Legenden konnten sie unbehelligt von der katholischen Kirche Informationen weitergeben. Angeblich entstand so auch die Legende der hundert Jungfrauen.

Bagà (c) Nicole Biarnés

Camprodon – La Retirada

In Camprodon können wir bei einem Spaziergang durch die Stadt erstaunlich viele modernistische Bauten bewundern. Das liegt vermutlich daran, dass die wohlhabende Bevölkerung Barcelonas sich zu Anfang des letzten Jahrhunderts gern in die Berge zurückzog, um sich im Sommer von der Hitze und der Enge der Stadt zu erholen. Längst so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt ist die Pont Nou, die neue Brücke, die allerdings schon aus dem dreizehnten Jahrhundert stammt. Das Ziel unseres Stadtrundgangs ist der Espai Cultural Cal Marquès, eine Gemeindezentrum, in dem eine beeindruckende Ausstellung über die Retirada, die Flucht gegen Ende des Spanischen Bürgerkriegs, untergebracht ist. Sehr anschaulich wird dort die Geschichte der Menschen erzählt, die vor den herannahenden Truppen Francos über die Pyrenäen fliehen mussten.

(c) Nicole Biarnés

 

Monestir von Ripoll

Unsere nächste Station ist das Monestir Santa Maria de Ripoll, das von Vielen als Wiege Kataloniens betrachtet wird. Gegründet wurde das Kloster 888 von Guifré el Pelós, dem Grafen von Barcelona, den viele als eine Art Landesvater betrachten. Guifré war nicht nur Graf von Barcelona, sondern auch Graf von Osona, von Girona, von Urgell, von Cerdanya und Conflent. Damit herrschte er im neunten Jahrhundert über einen großen Teil der Spanischen Mark, der Grenzregion, die Kaiser Karl der Große als Puffer gegen das sich nach Norden ausbreitende Kalifat von Córdba ins Leben gerufen hatte.

(c) Nicole Biarnés

In der Kirche des Klosters befindet sich sein mit Blumen geschmückter Sarkophag. Trotz seiner Erfolge im Kampf gegen die Mauren und der Bedeutung für die Grafschaften, war Guifré dennoch ein Vasall des karolingischen Herrschers, der ihm seine Titel und Ländereien verliehen hatte. Geschickt nutzte der die Schwäche des Frankenkönigs jedoch, um seine Macht zu stärken und die Grafschaften an seine Nachkommen zu vererben.

Unter der Hand des Bischofs Oliba, dessen Denkmal sich vor dem Eingang des Klosters erhebt, entwickelte sich das Monestir in Ripoll zu einem der wichtigsten kulturellen Zentren der Grafschaften. Bei einem Erdbeben im 15. Jahrhundert wurden leider große Teile des Klosters zerstört. Die einst so prächtige Anlage zerfiel, bis man gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts mit aufwendigen Restaurierungsarbeiten begann.

Glanzstück des Klosters ist die Portada, die Pforte, die wie ein Triumphbogen einst den Eingang zierte. Diese steinerne Bibel hat alle Angriffe und Naturkatastrophen vergangener Jahrhunderte überstanden. Reich mit Figuren und detaillierten Abbildungen geschmückt, erzählen die Bilder rund um den Christus Pantokrator die Geschichten der Offenbarung und des Exodus.

(c) Nicole Biarnés

 

Monestir Sant Joan de les Abadesses

Im zehnten Jahrhundert gehörte die Gründung von Klöstern zur Besiedlungspolitik des Grafen von Barcelona. Nur wenige Kilometer von Ripoll entfernt, besuchen wir ein weiteres, wesentlich kleineres Kloster, Sant Joan de les Abadesses. Als Guifré el Pelós nach seinem Tod die Grafschaften unter seinen Söhnen aufteilte, ernannte er seine Töchter Emma und Xixilona zu Äbtissinnen und stattete sie mit großzügigen Ländereien aus.

Emma von Barcelona war also die erste Äbtissin des Klosters Sant Joan de les Abadesses und verwaltete es geschickt. Unter ihrer Führung entwickelte sich der kleine Ort bald zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region.

(c) Nicole Biarnés

Als Unterkunft auf dieser Bergetappe liegt das Hotel Camprodon günstig. Wenn Sie das Ambiente in Hercule-Poirot-Filmen mögen, dann sollten Sie auf jeden Fall hier übernachten.

 

Etappe 5: Girona

Christopherus in Beget

Langsam müssen wir uns von der Bergwelt verabschieden. Ehe wir Girona und die Küste erkunden, machen wir noch einen letzten Halt in Beget. Die alte Dorfkirche ist überraschend bunt und reich geschmückt. Die meisten romanischen Kirchen in den Bergen sind leer und leider oft auch halb verfallen. Die Einwohner von Beget konnten ihre Kirche unbeschadet durch die Bürgerkriegswirren bringen und vor Plünderungen schützen.

Über der zentralen Christusfigur erhebt sich ein Heiliger Christopherus, nach dem die Esglesia de Sant Cristòfol benannt wurde. Tapfer stampft er mit dem Jesuskind auf den Schultern durch die Fluten. Über die Rettung der Christusstatue vor plündernden Soldaten gibt es sogar mehrere Geschichten. Die bekannteste Legende besagt, die Einwohner hätten die Figur eingemauert und vor der Kirche Holz verbrannt. So dachten die herannahenden Soldaten, das Gotteshaus sei bereits gestürmt worden und zogen weiter. Andere sagen, die Einwohner hätten die Statue auf einem Maulesel bis in die Schweiz bringen lassen, von wo der Christus nach dem Ende des Bürgerkrieges wohlbehalten zurückgekehrt sei. Wahr ist auf jeden Fall, dass sie ihn gerettet haben, und dass sie bis heute sehr stolz auf ihre Kirche sind.

Beget (c) Nicole Biarnés

 

La Jonquera – Museu Memorial de l’Exili    

Von Beget aus nähern wir uns zunächst der französischen Grenze. In La Jonquera befindet sich ein ganz besonderes Museum, das MUME, ein Museum, das die Geschichte der Flucht und des Exodus nach dem Spanischen Bürgerkrieg dokumentiert. Denn das Leid der Flüchtlinge, die Jahre lang für den Erhalt der Republik und der Demokratie gekämpft hatten, endete nicht an der Grenze.

Tausende hatten sich im kalten Winter auf den Weg über die Pyrenäen gemacht, als Barcelona am 26. Januar 1939 den Faschisten in die Hände gefallen war. Der Bürgerkrieg war verloren, die Vertreter der gewählten Regierung im Exil oder erschossen. George Orwell und Ernest Hemingway hatten vergeblich aufseiten der Republikaner gekämpft und schrieben ihre Erlebnisse nieder.

Doch jenseits der Grenze wurden die Flüchtlinge nicht als Helden empfangen. Sie hatten gehofft, Franco, aber auch dem Hunger und der Kälte entkommen zu sein. Doch sie wurden in rudimentäre Auffanglager gesteckt, die oft nur aus einem Stück Stacheldraht am Strand bestanden. Es gab keine Hütten oder Zelte, keine Decken, kein Essen, kein Wasser. Die Menschen froren und hungerten. Viele starben.

Das Museum erklärt einfühlsam, aber beeindruckend deutlich die Geschehnisse jener Zeit. Ganz bewusst ist es aber auch eine Ausstellung gegen das Vergessen. Das Museum erinnert uns daran, dass es irgendwo in der Welt auch heute noch Flüchtlinge gibt.

 

Kloster Vilabertran – Figueres

Kurz vor Figueres statten wir dem Monestir Santa Maria de Vilabertran einen kurzen Besuch ab. Bereits im elften Jahrhundert wurde die Kirche im romanischen Stil errichtet. Später wurde die Anlage im gotischen Stil immer wieder erweitert. Von hier aus machte sich im zwölften Jahrhundert ein Heer von Pilgern auf den Weg ins gelobte Land. Im dreizehnten Jahrhundert heiratete König Jaume II Graf von Barcelona hier Blanca von Neapel. Alfons der Keusche wurde hier beigesetzt, zumindest in Teilen, denn laut der Inschrift auf seiner Grabplatte ruhen hier die wichtigsten Teile des Herrschers. Der Rest seiner Gebeine wurde vermutlich in Santa Maria de Poblet, das wir im ersten Teil unserer Grand Tour besichtigt haben, beigesetzt.

Mit der Säkularisierung 1592 begann der Niedergang des Klosters. Santa Maria funktionierte noch rund zweihundert Jahre als Stiftskirche, ehe napoleonische Truppen die Kirche plünderten und die Gräber zerstörten. Während des Spanischen Bürgerkriegs lagerte man hier Waffen und Munition. Seit 1930 gilt das Kloster als Kulturgut nationaler Bedeutung.

(c) Juan José Pascual

Bei unserer kurzen Besichtigung können wir einen Blick auf den besonderen Schatz des Klosters werfen, ein mit wertvollen Edelsteinen versilbertes gotisches Kreuz. Mit seinen 160 cm Länge ist es eines der längsten Kreuze Kataloniens und eines der wenigen bis heute erhaltenen Zeugnisse der filigranen Arbeiten der Goldschmiede des vierzehnten Jahrhunderts.

 

Kloster Sant Pere de Rodes

Von dem kleinen Kloster in Vilabertran führt unser Weg nun zu einem der größten und ältesten Klöster der Costa Brava. Oben in den Bergen der Serra de Rodes liegt das Monestir Sant Pere de Rodes. Der Legende nach geht seine Gründung auf Mönche zurück, die hier einen wertvollen Schatz in Sicherheit gebracht haben sollen. Bei ihrer Flucht aus Rom, so sagt man, sollen sie die Gebeine des Heiligen Petrus mit sich geführt haben.

Bei dem Ausblick des eng an die Felsen gebauten Kloster, wenn der Blick über die Küste schweift, kann man sich diese und andere Legenden wunderbar vorstellen. Die Lage am Meer kommt uns heute romantisch vor, doch in früheren Jahrhunderten war so ein Standort durchaus gefährlich. Trotz dicker Schutzmauern wurde das einflussreiche Kloster mehrmals von Piraten überfallen, von französischen Soldaten angegriffen und geplündert. Auch wenn die einstigen Schätze des Benediktinerklosters längst verloren gegangen sind, so ist die Anlage bis heute noch mehr als beeindruckend.

(c) Maria Geli – Pilar Planagumà. Arxiu Imatges PTCBG

 

Castelló d‘Empúries – einstige Hauptstadt des Empordà 

Überraschend groß ist die Kirche in Castelló d‘Empúries. So ein prachtvolles Gotteshaus hätte man in diesem kleinen Dorf gar nicht erwartet. Doch im Mittelalter war Castelló d‘Empúries die Hauptstadt des Empordà und nach Perpignan und Girona die bedeutendste Stadt der katalanischen Grafschaften. Die Menschen hier waren ziemlich wohlhabend, den die meisten Einwohner lebten von der Textilproduktion. Sie webten, färbten oder handelten mit edlen Tüchern und Stoffen. Als eine neue Kirche gebaut werden sollte, waren sich alle einig. Es sollte eine dem Reichtum und der Bedeutung der Stadt angemessene Kathedrale werden, ein Prestigeobjekt. Die Genehmigung des Papstes und das Geld waren da. Gesponsort von den wohlhabenden Bürger begann man mit dem Bau. Doch der Bischof von Girona hatte eigene Pläne und verweigerte seine Zustimmung, die der Papst zur Bedingung gemacht hatte. Sehr zum Ärger der Einwohner blieb es dabei. Ihre Kirche war eine prachtvolle, reich geschmückte Kirche, aber keine Kathedrale. Auch das uralte Gefängnis im Museu d’Història Medieval und das Eco-Museu la Farinera lohnen einen Abstecher!

(c) Nicole Biarnés

 

Ruines d’Empuries – Die erste Siedlung der Griechen

Wir fahren weiter an der Küste entlang bis zu dem Ort, an dem die Griechen im sechsten Jahrhundert vor Christus ihre erste Siedlung auf der Iberischen Halbinsel gründeten: Emporion.

Die Ruinen von Empúries gehören sicher zu den schönsten Ausgrabungsstätten Kataloniens. Während wir durch die Überreste vergangener Epochen wandeln, fällt der Blick immer wieder auf das Blau schimmernde Meer direkt vor unseren Augen.

(c) Nicole Biarnés

Zu der Zeit, als die Griechen sich hier niederließen, lebten bereits Iberer vom Stamm der Indiketen in dieser Gegend. Doch die alteingesessenen Bewohner verstanden sich gut mit den Neuankömmlingen. Man betrieb regen Handel und ließ sich ansonsten in Ruhe. Emporion entwickelte sich prächtig. Auf der Agora trafen sich die Einwohner, es gab eine große Säulenhalle, Wasserleitungen und viele hübsche kleine Wohnhäuser, deren Fußböden die Griechen mit Mosaiken verzierten.

Nach ein paar Hundert Jahren erreichten die Römer die Costa Brava und gründeten eine eigene Siedlung auf einer Anhebung direkt hinter der griechischen Stadt. Bald verschmolzen die beiden Standorte miteinander. Doch im Gegensatz zu den Griechen kamen die Römer nicht, um Handel zu treiben. Sie wollten erobern. Die Küste war für sie ein strategisch günstiger Stützpunkt in den Kriegen gegen die Punier. Sie unterwarfen die Iberer und auch die Griechen mussten sich der römischen Macht unterordnen.

 

Ullastret – Die Metropole der Iberer

Von Sant Marti d‘Empúries aus führt unser Weg uns noch weiter in die Vergangenheit, nach Ullastret, zu den Ruinen der untergegangenen Stadt der Iberer. Ganz in der Nähe liegen einige der schönsten mittelalterlichen Dörfer der Costa Brava, wie Pals, Peretallada oder Begur. Wer Zeit hat, sollte ruhig einen kleinen Abstecher einplanen.

(c) Nicole Biarnés

Die Ausgrabungsstätten liegen auf dem Puig de Sant Andreu, nur wenige Kilometer vor den Toren des mittelalterlichen Ullastrets. In einem kleinen Museum sind die Funde ausgestellt, die die Archäologen hier zutage gefördert haben. Bis heute ist nur ein kleiner Teil der einst riesigen Stadt überhaupt untersucht worden. Um sich einen besseren Eindruck davon machen zu können, wie groß die Siedlung tatsächlich war und wie die Iberer hier lebten, machen wir in einem 3D-Saal einen virtuellen Spaziergang durch Ullastret. Der Film ist auf Deutsch verfügbar und lässt nicht nur Kinder staunen.

 

Girona – Historische Altstadt

Die historische Altstadt Gironas ist so etwas wie das Herz der Costa Brava. Hier laufen seit Jahrhunderten die Fäden zusammen, die das Geschehen der Provinz bestimmen. In der faszinierenden Kathedrale ruht Ermessenda von Carcassonne, Gräfin von Barcelona und Girona, eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters. Über drei Generationen lang regierte sie die Grafschaften, gründete Klöster, führte Kriege und schloss Frieden.

Das Museum der Geschichte Gironas ist in einem ehemaligen Kapuzinerkloster untergebracht. Ehe wir durch die verwinkelten Ausstellungssäle spazieren und in die Vergangenheit dieser schönen Stadt eintauchen, lohnt es sich, den Eingangsbereich näher zu betrachten. Hinter einer Scheibe warten hier die Riesen und Dickköpfe, der Tarlà und andere Puppen auf ihren Einsatz beim nächsten Fest. Denn dann tanzen diese traditionellen Puppen wieder durch die alten Gassen der Stadt. Direkt gegenüber befinden sich die Nischen, in denen die Kapuzinermönche noch im achtzehnten Jahrhundert ihre verstorbenen Mitbrüder sitzend aufbewahrten, ehe sie sie in der Gruft zur demütigen Betrachtung ausstellten.

Judisches Museum (c) Nicole Biarnés

Während des Mittelalters befanden sich im Call, dem jüdischen Viertel Gironas, eine Synagoge und eine Mikwe. An der Stelle, an der man die letzte Mikwe fand, widmet sich heute ein Museum der jüdischen Geschichte der Stadt. Die Ausstellung zeigt nicht nur archäologische Zeugnisse jüdischen Lebens, sondern vermittelt ein eindrucksvolles Bild vom Alltag der Juden im Mittelalter. Philosophen und Gelehrte, Wissenschaftler, berühmte Ärzte und zahlreiche Buchbinder gehörten zu den jüdischen Einwohnern Gironas. Ihre Bücher und ihr Wissen nahmen sie mit, als 1492 die letzten Juden die Stadt und das Land verlassen mussten.          

(c) Nicole Biarnés

Damit wir wenigstens ein paar der vielen sehenswerten Museen besuchen können, planen wir für Girona mindestens zwei Tage ein. Für die Übernachtung gönnen wir uns ein schönes Hotel in der Altstadt, wie das Hotel Ciutat de Girona.

 

Iberer und Americanos – Turó Rodó in Lloret

Langsam neigt sich unsere Grand Tour dem Ende. Auf dem Rückweg nach Barcelona wartet noch eine allerletzte Station auf uns.

Am Camí de Ronda, dem ehemaligen Schmugglerweg, der heute bei Wanderern sehr beliebt ist, liegt oben auf dem Turó Rodó eine kleine iberische Siedlung. Im Vergleich zur Metropole Ullastret ist dieses Dorf auf den Klippen winzig. Es besteht nur aus wenigen Hütten. Doch das Besondere ist, dass eine dieser iberischen Hütten von den Archäologen naturgetreu nachgebaut worden ist. Wir können nicht nur virtuell, sondern ganz real eine Wohnung betreten und sehen, wie die Iberer lebten und arbeiteten.

Vom Turó Rodó spazieren wir zur Promenade Llorets hinab bis zum Museu del Mar. In dem ehemaligen modernistischen Palau ist das kleine Museum untergebracht, mit dem Lloret der vielen Menschen gedenkt, die vom, mit und auf dem Meer lebten. Während der großen Wirtschaftskrise gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts wanderten große Teile der männlichen Bevölkerung aus, um in den neuen Kolonien ihr Glück zu versuchen. Doch nur wenige der Auswanderer waren erfolgreich und kehrten als Americanos mit gefüllten Taschen zurück in die Heimat. Viele kämpften in Übersee ums Überleben, manche erreichten nicht einmal die andere Seite des Atlantiks.

Pfarrkiche Sant Romà in Lloret de Mar (c) Nicole Biarnés

Einer, der es in Kuba geschafft hat, war der Erfinder des Daiquiris, der junge Constantí Ribalaigua i Vert. Er stellte sich beim Mixen von Cocktails so geschickt an, dass bald berühmte Stars wie Gary Cooper, Graham Green, Spencer Tracy und Ernest Hemingway zu den Stammgästen seiner Bar Floridita zählten.

Mit einem Daiquiri endet unsere Grand Tour in Lloret. Jedenfalls für dieses Mal. Im Hinterland von La Selva gibt es natürlich noch mittelalterliche Burgen wie Montsoriu oder das Castell de Farners zu entdecken und modernistische Thermalbäder, in denen das warme Wasser noch heute aus der Erde sprudelt. Am besten, Sie planen gleich die nächste Grand Tour durch Katalonien.

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