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Weihnachten in Katalonien

Lust etwas Neues zu entdecken? Dann lesen Sie hier über katalanische Traditionen rund ums Weihnachtsfest: Von pessebres vivents, den „lebendigen Krippen“, durch die man hindurchschlendern kann, vom Tió,  vom Santa Llúcia Markt und den bunten Umzügen der Heiligen Drei Könige.

Der tió – Ein etwas anderer Weihnachtsmann

Wir kennen das alle: Die folkloristischen Bräuche anderer Kulturen muten oft etwas sonderbar an, während die eigenen Traditionen etwas völlig Normales sind. Das Christkind, das durchs Schlüsselloch geflogen kommt – normal! Santa Claus auf dem Coca-Cola Truck – der Inbegriff von Weihnachten! Ein kleiner Holzklotz mit freundlichem Gesicht und roter Kappe, der am Weihnachtsabend Geschenke kackt? – In Katalonien ist auch das völlig normal. Um uns dem katalanischen Weihnachtsfest anzunähern, sollten wir also zunächst einmal Freundschaft mit dem Tió schließen. – Alles andere ist dann eine ganz leichte Übung.

Der Tió ist ein Brauch, der sich aus der vorchristlichen Tradition in die Weihnachtszeit hinübergerettet hat und den katalanischen Kindern viel Freude macht.  Zum Fest Mariä Empfängnis am 8. Dezember zieht der Tió in die katalanischen Haushalte ein. Der „magische Holzklotz“ wird von den Kindern des Hauses jeden Tag mit Obst und Brot gefüttert. Außerdem deckte man ihn mit einer Decke zu, damit er sich nicht erkältet. Am Weihnachtsabend zwischen dem festlichen Abendessen und der Christmette belohnt er dann die Kinder dafür, dass sie sich so gut um ihn gekümmert haben: Er „kackt“ unter seiner Decke viele kleine Geschenke. Um ihn in entsprechende Stimmung zu bringen, singt man ein traditionsreiches Weihnachtslied. Für den Fall, dass das besser wirkt, haut man ihm dann noch mit einem Stock auf den Hintern und unter der Decke des Tió purzeln die Geschenke hervor.

(„Ho ho ho!“, sagt dann Santa Claus, der in seinem Coca-Cola Truck herbeigeeilt ist. „Die haben aber komische Weihnachtstraditionen, diese Katalanen..“ – und dann rutscht er einen weiteren Kamin runter und macht sich dabei gar nicht schmutzig.)

© Gemma Miralda

Krippenspiele – pessebres vivents

Das weihnachtliche Staunen beginnt mit dem kleinen cagatió, hört dort aber noch lange nicht auf. Es gibt Weihnachtstraditionen in Katalonien, die so groß und beeindruckend sind, dass man sich geradezu in ihnen verlieren kann. Die Rede ist von den pessebres vivents. Diese einzigartigen Krippenspiele stellen Szenen der Weihnachtsgeschichte mit lebendigen Personen nach. Dabei verwendet man viel Mühe auf die originalgetreue Nachbildung von Kleidern und Gebrauchsutensilien aus der damaligen Zeit. Die typisch katalanischen Krippenspiele finden in der Regel an landschaftlich oder architektonische besonders interessanten Orten statt. Das kann ein historisches Viertel eines Dorfes oder einer Stadt sein, ein Wald, die Quelle eines Flusses oder auch ein altes Landgut.

Zu den Orten, wo die pessebres vivents besonders sehenswert sind, gehört die Provinz Girona. Hier hat man eine Route der Krippenspiele angelegt. Der atmosphärische Ausflug zu den beeindruckendsten Orten der Provinz findet nach Einbruch der Dunkelheit statt und führt durch mittelalterlich geprägte Altstädte und zu besonders stimmungsvollen Orten in freier Natur.
Ein weiteres Highlight ist das pessebre vivent von Corbera de Llobregat, wo 200 Schausteller in beispiellos schöner Natur die Szenen der Weihnachtsgeschichte lebendig werden lassen.
Den Veranstaltungskalender aller pessebres vivents, die von Dezember bis Januar stattfinden, finden Sie hier.

Fira de Santa Llúcia: Ein weihnachtlicher Markt in Barcelona

Seien wir ehrlich: Wir alle finden, dass Weihnachten viel zu kommerziell geworden ist, – und doch lieben wir alle vorweihnachtliche Shoppingtouren. Voraussetzung für gediegenen Einkaufsgenuss im Dezember ist natürlich eine schöne Atmosphäre und die entsprechende Auswahl kleiner und großer Schätze, die man seinen Lieben gerne schenken möchte. Beides findet man auf dem weihnachtlichen Santa Llúcia-Markt in Barcelona. Wer nun die Barcelonesen im Verdacht hat, einem neumodischen Trend zu folgen, welcher der katalanischen Kultur im Grunde fremd ist, hat sich geirrt. Die Fira de Santa Llúcia findet seit 1786 statt und ist damit eine der ältesten in ganz Katalonien. Ursprünglich wurde zu diesem Anlass in erster Linie mit Vieh und Textilien gehandelt, heute findet man hier vor allem Kunsthandwerk, Dekoration und die „grünen“ Stände, die mit Moos, Stechpalmen, Korkrinde und Weihnachtsbäumen reichlich natürliches Material für Weihnachtkrippen und Schmuck anbieten.

Mittelalter-Markt in Vic

Im Dezember findet in Vic der Mittelalter- Markt statt. Zu diesem Anlass legt der Ort ein mittelalterliche Gewand an und stürzt sich in weihnachtliche Aktivitäten. Das facettenreiche Angebot des Mittelaltermarktes zieht sich durch die geschichtsträchtigen Straßen und Gassen des Altstadtviertels: Hier tummeln sich Tänzer und Musiker, Gastronomische Stände mit Natur- und Bioprodukten, Kunsthandwerk und Vorführung traditioneller Handwerkstechniken und vieles mehr…

Die Spielzeugmesse in Tona 

Seit einigen Jahren findet im Dezember in Tona in der Provinz Osona die Spielzeugmesse FiraJocJoc statt.  Es werden Spielzeuge präsentiert, die hohe Ansprüche an Originalität und Qualität stellen. Sie zielen auf eine alternative Form des Spielens ab, an der Menschen allen Alters Freude haben. Im Umfeld der Spielzeugmesse gibt es natürlich ein buntes Programm an Aufführungen, Geschichten und einen Wettbewerb zur Kreation von Spielzeugen. – Einer der schönsten Dezemberausflüge für Familien mit kleinen Kindern.

Der Umzug der Heiligen Drei Könige 

Wäre es nicht schön, wenn man sich ein Stückchen Weihnachten mit ins neue Jahr hinüberretten könnte? – Nun, man kann. Alles, was man tun muss, ist nach Katalonien zu reisen und die katalanisch-spanischen Weihnachtstraditionen miterleben.
In Katalonien freuen sich die Kinder auf den Tag der Heiligen Drei Könige genauso, wie deutsche Kinder sich auf Weihnachten freuen – und das hat einen guten Grund: Katalanische Kinder schreiben ihre Wunschzettel an die heiligen drei Könige und füllen am Vorabend des Drei-Königstages ihre Schuhe mit Stroh und Wasser für deren Kamele. Im Gegenzug werden sie von diesen natürlich reich beschenkt.

Die Könige aus dem Morgenland erreichen die katalanischen Städte und Dörfer am Abend des 5. Januar. Dann findet eine riesige Parade mit bunten Umzugswagen statt. Die Heiligen drei Könige werfen Süßigkeiten für die Kinder in die Menge. Außerdem gibt es Musik und Tanz und alles, was zu einem bunten Straßenfest gehört. In Barcelona sind zu diesem Anlass bis zu 500.000 Menschen unterwegs. Wir wünschen auch Ihnen viel Spaß!

© Oriol Llauradó

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