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Fronleichnam auf Katalanisch

Es gibt immer einen guten Grund zu feiern. Welcher das ist,  können wir nicht immer so ganz genau sagen. Das Fronleichnamsfest ist dafür ein gutes Beispiel. Machen wir einen kleinen Test. An was denken Sie als erstes, wenn Sie Fronleichnam hören:

a) Freier Donnerstag im Sommerhalbjahr

b) Kirchliches Fest, das die leibliche Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie feiert

c) Fronleichnamskirmes

d) Enramades

Tatsache ist, im Kern geht es an Fronleichnam um ein religiöses Konzept, das nicht leicht zu fassen ist. Das Erste, woran wir denken, ist jedoch das „traditionelle Drumherum“. Das treibt seit jeher wilde Blüten, wie der Deutsche sagen würde, der dabei vermutlich vor allem an den Brauch der Fronleichnamskirmes denkt. In Katalonien hingegen darf man die Rede von den „wilden Blüten“  des Fronleichnamsfestes wörtlich nehmen.

Enramades – Kreative Feuerwerke der floralen Kunst

Das gilt insbesondere für Orte wie Arbúcies und Sallent, die berühmt sind für die Tradition der Enramades. Ursprünglich bildeten Buchsbaum und Blumen die Basis dieser kreativen Feuerwerke der floralen Kunst. Mit Girlanden geschmückte Zweige („enramades“) überspannten die Gassen und Blumenteppiche bedeckten  die Straßen und Plätze. Was vor 600 Jahren als Festschmuck zu Ehren der Fronleichnamsprozession begann, entwickelte jedoch bald ein Eigenleben.

Enramades in Sallent © Oriol Llauradó

Blumenteppiche

Zwar sind bis heute viele der catifes genannten Blumenteppiche religiösen Aspekten des Fronleichnamsfestes gewidmet, jedoch zieht das Fest der Enramades weit mehr Aufmerksamkeit auf sich als die traditionellen Fronleichnamsprozessionen. Der religiöse Aspekt tritt in den Hintergrund, während die Freude an der Gestaltung neuer und überraschender Blumenkunstwerke in den Mittelpunkt tritt.

Enramades in Arbúcies © Oriol Llauradó

Ein Frühlingsfest

Heute sind die Enramades ein spielerisches Frühlingsfest, das in Orten wir Arbúcies oder Sallent tausende von Touristen anlockt. Nicht umsonst wurde es offiziell als traditionelles Fest von nationaler Bedeutung und Fest von touristischem Interesse anerkannt. Jede Straße des Ortes widmet ihre Dekoration einem ausgewählten Gestaltungsthema und das höchste Ziel eines jeden Mitwirkenden ist es, die eigenen Nachbarn mit neuen Ideen zu überraschen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die Nachbarn seit Wochen mit gleichen Mitteln das gleiche Ziel verfolgen.

Tradition und experimentelle Kunst

So kommt es, dass man sich bei einem Besuch der Enramades gelegentlich wie Alice im Wunderland fühlt. Zu den traditionellen, kunstvoll aus Blütenblättern gelegten catifes gesellen sich heute nicht nur Blumen und Märchenwesen aus Krepppapier, sondern auch experimentelle Kunst aus gefärbtem Holzmehl und Hobelspänen, aus Kaffeesatz und Kaffeekapseln und allem, was sich ansonsten noch recyceln und attraktiv in Szene setzen lässt.

Bunte Straßendekoration in Arbúcies © Oriol Llauradó

Ein Publikumsmagnet


Thematisch reicht das Spektrum der Blumenkunst von religiös über lokal bis zu völlig fantastisch. Die Enramades sind zu einem Volksfest und Publikumsmagneten für Sallent und Arbúcies geworden, die jährlich zu diesem Anlass mehrere Zehntausende von Besuchern aus dem In- und Ausland begrüßen.

Noch mehr Enramades

Doch nicht nur Sallent und Arbúcies feiert man die Enramades. Auch in Argentona, Calaf, Cardona, Guissona, Igualada,  La Garriga, Sant Llorenç de Morunys, Sitges, Tivissa, Tortosa und Vilafranca del Penedés feiert man die Enramades. – Es gibt immer gute Gründe, Katalonien zu besuchen, und es gibt immer einen Grund zu feiern. – Die Enramades sind einer der schönsten.

Emradades in Arbúcies © Oriol Llauradó

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