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Barcelonas Geheimnisse

Die Sagrada Família haben Sie gesehen? Den Park Güell? Und auch den Palau de la Música? Dann ist es Zeit, weniger bekannte Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Oft liegen nur ein paar Schritte von den ausgetretenen touristischen Pfaden entfernt wahre Architekturperlen, die mitunter sogar zum Welterbe der UNESCO gehören. Außerdem gibt es ein paar neue Errungenschaften, die selbst viele Katalanen noch nicht kennen. Hier ein paar Tipps für alle, die Lust auf Entdeckungen haben:

 

Casa Amatller

Nicht allein Gaudí hat in der Stadt einzigartige Werke hinterlassen. Weiterer Exponent des Modernisme, wie die katalanische Variante des Jugendstils heißt, ist beispielsweise Josep Puig i Cadafalch. Gleich neben Gaudís Casa Batlló am Passeig de Gràcia hat er Ende des 19. Jahrhunderts für den Schokoladenfabrikanten die Casa Amatller gestaltet. Sie beeindruckt durch eine originelle Mischung aus neugotischen Elementen wie zum Beispiel beim Treppengiebel. Rechts vom Hauptportal ist der Heilige Georg, Kataloniens legendärer Drachentöter, zu erkennen. Lange Zeit konnte man das Bauwerk nur von außen bewundern, inzwischen wurde auch das originell dekorierte Innenleben Besuchern im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht. Vielleicht kommen Sie dabei auch auf den Geschmack der altbewährten Schokolade.

Casa Amatller ©yosoynuts

 

Casa Vicens

Gaudís erste eigenständige Arbeit als Architekt ist die Casa Vicens am Carrer de les Carolines im Stadtteil Gràcia. Stark vom mozarabischen Mudéjar-Stil beeinflusst ,zeigt das zwischen 1883 und 1885 erbaute Haus aber auch schon erste Elemente der späteren naturalistischen Ornamentik. Typisch sind außerdem die schmiedeeisernen Gitter, die Türmchen und die Verwendung farbiger Keramik. Im Innern, das einer Tropfsteinhöhle gleicht, empfangen einen zudem florale Motive und aufgemalte Vögel. Auch dieses Wunderwerk ist für Besucher geöffnet und bietet unter anderem geführte Touren an.

Casa Vicens © Ian Gampon

 

Hospital de Sant Pau

Ins Krankenhaus kommt keiner gern – aber wenn, dann möchte man in ein so schönes wie das Hospital de Sant Pau, dessen Anblick schon bei so manchem Patienten zur Genesung beitragen dürfte. Wo sonst liegen Patienten in denkmalgeschützten Jugendstilgebäuden, die zum Welterbe der UNESCO gehören? Von Lluís Domènech i Montaner um 1905 herum gebaut, besticht das Krankenhaus mit verspielten Pavillons, die mit Türmchen, Mosaiken und kunstvollen Glasarbeiten verziert sind. Inzwischen kann es im Rahmen von englisch- oder französischsprachigen Führungen besichtigt werden, außerdem gibt es wechselnde Ausstellungen zu sehen.

Hospital de Sant Pau © Jaume Maneses

 

Casa Lleó i Morera

Ebenfalls von Lluís Domènech i Montaner errichtet wurde dieser Prachtbau in nächster Nachbarschaft zu den Gaudí-Häusern La Pedrera und Casa Batlló am Passeig de Gràcia. Benannt nach dem Sohn der Bauherrin Francesca Morera i Ortiz, die den Architekten 1902 mit dem Werk beauftragte, wurde ein schon bestehendes Haus mit Balkonen und reich verzierter Fassade umgestaltet, wobei viele Jugendstilkünstler wie der Bildhauer Eusebi Arnau mitwirkten. Vor allem bei der Ausschmückung der Eingangshalle und Innenräume haben sie mit Keramik-, Holz- und Marmordekor sowie zahlreichen Mosaiken ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Wer es mit eigenen Augen sehen will, hat die Wahl zwischen halbstündigen Express- und ausführlichen 70-Minütigen Führungen in verschiedenen Sprachen (www.casalleomorer.com)

Casa Lleó Morera © John. Purvis

 

Torre de Bellesguard

Eins der bestgehüteten Geheimnisse in Sachen Gaudí ist das Landhaus am Fuß des Hausbergs Tibidabo. Zwischen 1900 und 1909 entstanden – und vom Architekten Domènech Sugrñes i Gras vollendet -, zeugt es von Gaudís eigenwilliger Interpretation der Gotik und mutet wie eine mittelalterliche Burg an. Die Innenräume verraten wiederum den Einfluss des Mudéjar-Stils. Der Garten steht von Montag bis Samstag zum Besuch offen, zu den eineinhalbstündigen Besichtigungen der Innenräume muss man sich vorher anmelden – wobei Audioguides in acht Sprachen zur Verfügung stehen.

 

El Born Centre Cultural

Auch hier wurde erst in jüngster Zeit ein Geheimnis gelüftet: Mit der Verwandlung der ehemaligen Markthalle – einer schon für sich sehenswerten Eisenkonstruktion – in ein Kulturzentrum kamen die Überreste der Stadt aus dem 18. Jahrhundert zum Vorschein, die zufällig bei Bauarbeiten entdeckt und sorgfältig freigelegt wurden. Während man auf der frei zugänglichen Galerie um die Ausgrabungen herumläuft, kann man einen Blick in jenen Stadtteil werfen, der Schauplatz der Tragischen Woche von 1714 war, als Katalonien von den spanischen Truppen besiegt wurde und seine eigenen Institutionen verlor. Mehr darüber ist bei Führungen zu erfahren, die diese spannende Kapitel Geschichte erläutern. Hin und wieder finden unter dem wundevollen Dach des Born-Markts auch Konzerte statt, außerdem kann man sich im Espai Gastronòmic Moritz mit Bier- und Weinspezialitäten stärken.

Born Centre Cultural © Born CC – Pere Virgili

 

Els Encants

So einen Flohmarkt wird man anderswo vergeblich suchen: Neuerdings beherbergt ein total avantgardistisches Gehäuse den traditionellen Encants-Trödelmarkt von Barcelona – ein in mehrere Richtungen strebendes schillerndes Dach schützt die Stände vor Regen und allzu starker Sonneneinstrahlung. Kein Wunder, dass es auch für Barcelonesen zu einem Besuchermagneten geworden ist! Sie kommen nicht nur, um hier montags, mittwochs, freitags und samstags von 9 bis 20 Uhr originelle Trouvaillen von Antiquitäten über Kleidungsstücke bis hin zu seltenen Parfümen zu erstehen. Sie treffen sich hier auch gern mit Freunden und lassen sich in den Bars und Cafés ringsum zum Plaudern und Beobachten nieder. Inzwischen gesellen sich zum Krimskrams aus zweiter Hand auch Anbieter hochwertiger Neuwaren.

 

Design Hub Barcelona

Ende 2014 gab es in der Museumslandschaft der Stadt noch mal einen Paukenschlag: Pünktlich am 14.12.14 öffnete der Disseny Hub Barcelona an der Plaça de les Glòries. Von den renommierten Architekten Oriol Bohigas und David Mackay errichtet, wird hier alles rund um Design präsentiert, was die Stadt zu bieten hat. Gleich vier Museen – die für Dekorative Kunst, Textil, Keramik und Grafik wurden hier auf 25 000 Quadratmetern in einem spektakulären Bau vereint. Mit insgesamt 70 000 Objekten aus den Bereichen Glaskunst, Keramik, Möbel und vielem mehr zeigen sie, was die geballte Kreativität der Katalanen jetzt und in früheren Zeiten hervorgebracht hat.

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