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L’Empordà – Die Landschaft Dalís

„Diese Landschaft ist meine ständige Inspiration“, hat Salvador Dalí einmal gesagt – und natürlich meinte er die Landschaft seiner Heimat, des L’Empordà. Die traumverhangenen Landschaften seiner Gemälde mit ihren surrealen Lichtspielen sind ein Spiegel der Küstenlandschaft des L’Empordà mit einer weit bis in die Antike zurückreichenden Geschichte.

Die Medes-Inseln, umgeben von Korallen, galten den Griechen und Römern als Eingangstor zu Ampurien. Heute sind sie ein Tauch-Paradies, das als schönstes Naturreservat des westlichen Mittelmeeres ausgezeichnet wurde. Wassersportler und Sonnenanbeter lieben den Urlaub an diesem Küstenabschnitt der Costa Brava gleichermaßen.

Doch der L’Empordà hat auch für einen mehrwöchigen Kulturtrip mehr als genug Spannendes zu bieten: Griechisch-romanisches Erbe aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, eine vorgeschichtliche Siedlung in Ullastret, die sagenumwobene Stadt Girona mit ihrem reichen jüdischen Erbe, mittelalterliche Dörfer wie Monells, Pals oder Peralada, und nicht zuletzt das Dalísche Dreieck: Drei Dalí-Museen an drei Orten, die Referenzpunkte im Leben des Meisters waren: In Figueres, Portlligat und Púbol warten Museen auf die Besucher, die so einzigartig sind wie Salvador Dalí und seine ewige Muse Gala selbst. Auf zu einer Entdeckungstour in die Landschaften Dalís!

 

Das Theatermuseum Dalí

Selten spiegelt ein Museum in so vollkommener Weise die Persönlichkeit eines Künstlers wider, wie das Teatre-Museu Dalí. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es die Idee des Meisters selbst war, das Stadttheater von Figueres in ein Museum zu  verwandeln, das dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet sein sollte – gemeint war natürlich Dalí selbst. Die erste Ausstellung des jungen Künstlers Dalí fand in eben diesem Theater statt. Später, während des Bürgerkriegs, brannte das Gebäude ab. In den 1960er Jahren entschieden Salvador Dalí und der Bürgermeister von Figueres, die Ruine zu neuem Leben zu erwecken. Es entstand so etwas wie ein ständig expandierendes Dalísches Universum – und der Ort, an dem der Künstler schließlich seine letzte Ruhe finden sollte. Die sterblichen Überreste Salvador Dalís sind hier in einer Krypta unter der Bühne begraben.

Das Museum zeigt die weltweit größte und vielfältigste Sammlung Dalíscher Werke: Gemälde aus allen Schaffensphasen seiner Karriere, Skulpturen, dreidimensionale Collagen, mechanische Geräte und weitere der Imagination des Künstlers entsprungene Kuriositäten. Eines der Highlights des Museums ist eine dreidimensionale, anamorphe Wohnzimmer-Installation, die von einem bestimmten Punkt aus betrachtet aussieht wie das Gesicht der Schauspielerin Mae West, von der Dalí offenbar fasziniert war.

Das Museum beinhaltet außerdem eine Auswahl von Werken anderer Künstler, die Dalí sammelte. Zu diesen gehören El Greco, Bougereau, Marcel Duchamp und John de Andrea. Darüber hinaus ist eine Galerie des zweiten Stockwerks Dalís Freund und Künstlerkollegen Antoni Pitxot gewidmet, der nach Dalís Tod Direktor des Museums wurde.

 

Girona

Girona ist eine Stadt voller Legenden. Jeder Stein ihrer alten Mauern scheint flüsternd eine Geschichte zu erzählen. Dank dieser besonderen Atmosphäre der Gassen und Plätze scheint Girona geradezu prädestiniert zu sein für einen Platz auf der großen Leinwand. Das fand auch Tom Tykwer, der die Stadt in seiner Romanverfilmung „Das Parfum“ in Szene setzte. Doch schon lange vor dieser Stippvisite im großen Kino war Girona ein kulturelles Zentrum mit einer langen und wechselvollen Geschichte, deren erstaunliche Wendungen sich manchmal nur durch wundersame Legenden erklären lassen.

Zu diesen gehört zum Beispiel die Geschichte von Gironas Schutzheiligem Sant Narcis, der mit einer Armee von Fliegen Angreifer aus der uralten Basilika de Sant Feliu vertrieb. Dieser sagenumwobenen „ersten Kathedrale“ Gironas wurde bereits im 11. Jahrhundert die „neue Kathedrale“ Santa Maria an die Seite gestellt, die der Schriftsteller Prudenci Bertrana zur Kulisse seines schaurig-traurigen Romans „Josafat“ gemacht hat. Santa Maria thront als Wahrzeichen Gironas hoch oben über den verwinkelten Gassen des alten Jüdischen Viertels, el call, dessen Kultur die Stadt über Jahrhunderte prägte.

Lange vor den Juden hinterließen die Römer bereits ihre Spuren in Girona, zu entdecken unter anderem in der alten Festung „Força Vella. An die Epoche der maurischen Besatzung erinnern unter anderem die Arabischen Bäder. Unvergleichlich ist der Blick von der Brücke Sant Agustí auf die pastellfarbenen Häuser am Rio Onyar. Und auch die Cafés und Konditoreien der Stadt sollten mit Aufmerksamkeit und Hingabe in Augenschein genommen werden.

Die Ruinen von Empùries

Von der Schönheit der Costa Brava sind nicht nur die Einheimischen begeistert, auch Reisende können sich dem Reiz dieses Ortes nicht entziehen. Das war übrigens vor 2500 Jahren nicht anders als heute. Römer und Griechen kamen, sahen und blieben. Praktischerweise errichteten sie ihre Siedlungen direkt am Strand, was dem heutigen Strandurlauber die Möglichkeit gibt, den Besuch einer 2500 Jahre alten archäologischen Ausgrabungsstätte mit einem Strandspaziergang und einem erfrischenden Bad im Meer zu verbinden.

Bei einem Spaziergang durch antike Mauerreste, Säulen, Gassen und Häuser erfährt man viel über die Geschichte des Ortes, der zunächst von den Griechen und dann von den Römern erobert wurde. Im 3. Jahrhundert n. Chr. verlor Empùries an Bedeutung, geriet in Vergessenheit und verschwand für lange Zeit unter den Dünen. Erst 1908 wurde mit den Ausgrabungen begonnen, die bis heute andauern. Bei einem Besuch werden die unterschiedlichsten Facetten dieser alten Kulturen wieder lebendig: Mosaike und Marmorarbeiten, das Forum, das Amphitheater, die alte Basilika und nicht zuletzt die Kanalisationsnetze sowie die Anordnung der Häuser erzählen vom Alltag der Griechen und Römer, die hier lebten.

Das Salvador Dalí Haus in Portlligat

Das heutige Museumshaus in Portlligat war bis 1982 Dalís Hauptwohnsitz. Angezogen von der Landschaft, der Stille und dem Licht dieses Ortes, hatte er sich 1930 hier in einer kleinen Fischerhütte eingerichtet. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs die Fischerhütte zu Dalís persönlichem Heim heran, in seinen eigenen Worten „ganz wie eine biologische Struktur(…). Jeder neue Impuls in unserem Leben hatte eine neue Zelle, einen eigenen Raum.“ So entstand ein labyrinthisches Gebäude, dessen Räume durch schmale Korridore verbunden sind. Das Haus steckt voller Erinnerungen und kurioser Objekte Dalís. Die unterschiedlich geformten Fenster rahmen den Blick auf einen permanenten Bezugspunkt im Schaffen des Künstlers: die Bucht von Portlligat.

 

 

Mittelalterliche Dörfer – Monells, Pals und Peratallada

Das Mittelalter ist an vielen Orten Kataloniens noch heute lebendig. Im Empordà sind die Dörfer Monells, Pals und Peratallada dafür die besten Beispiele. Monells liegt eingebettet in die ursprünglichen Landschaften des Gavarres-Massivs. Die alten Mauern bergen in sich die Essenz des mittelalterlichen Dorfes im Empordà. Schmale Gassen, alte Stadtmauern, gotische Architektur und nicht zuletzt die Burg, die Kirche Sant Sadurnì und die Kapelle Sant Joan de Salelles laden zu einem ausgiebigen Besichtigungsbummel ein.

Nur wenige Kilometer von der Costa Brava enfernt liegt Pals mit den mittelalterlichen Gassen seines wunderbaren Altstadtviertels, das als Ort von historisch-künstlerischem Interesse deklariert ist. Das Gotische Viertel bezaubert mit kopfsteingepflasterten Gassen und Aristokraten-Häusern. Unbedingt probieren: Gerichte, welche Produkte von Meer und Gebirge vereinigen, sind die kulinarische Spezialität des Ortes.

Peratallada mit seinen schmalen Gassen, sonnigen Plätzen und einer von mittelalterlichen Türmen bestimmten „Skyline“ gilt als eines der schönsten Dörfer Spaniens. Schon die alten Steinhäuser verdienen Aufmerksamkeit der Besucher, richtig spannend wird es jedoch bei einem Besuch der Burg von Peratallada, die zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert errichtet wurde. Ihr älterer Teil ist im wesentlichen eine Festung, der jüngere Teil ähnelt eher einem Palast als einer Burg. Den besonderen Charme Peratalladas machen auch die Cafés und Bars auf den hübschen Plätzen aus, die dazu einladen, innezuhalten und den Augenblick zu genießen.

 

Die Gala-Dalí Burg in Púbol

Die Grundmauern der Burg von Púbol standen wohl schon im 11. Jahrhundert, nicht ahnend, welche Form sie einmal annehmen und welchem Zweck sie geweiht sein würden. Als Salvador Dalí das Gebäude 1969 kaufte, war es in ziemlich schlechtem Zustand: die Dächer eingefallen, die Wände voller Risse, der Garten halb verwildert. Einen gewissen romantischen Charme konnte man dem Ort auch damals nicht absprechen und romantisch war auch die Intention, mit der Dalí das Gebäude kaufte: Es sollte Gala als Ort der Entspannung und des Rückzugs dienen. Das war dem Meister so ernst, dass er zustimmte, seine Frau in Púbol nur dann zu besuchen, nachdem er schriftlich ihre Erlaubnis erhalten hatte.

Die von Gala inspirierte Dalísche Kreativität findet im Castell Gala-Dalí Púbol zu einem ihrer Höhepunkte. Die mit Dalíschem Einfallsreichtum gestalteten Räume sind eine innenarchitektonische und künstlerische Meisterleistung, die dem Wunsch entspringt, einen Raum zu schaffen, der „seiner Dame“ und ihrer gemeinsamen Liebe würdig wäre. Als Gala 1982 starb, zog Dalí in das Schloß und nutzte es in seinen letzten Jahren als Wohnort und Atelier. Seit 1996 ist Castel Gala-Dalí Púbol als Museum für Besucher geöffnet.

Kloster Sant Pere de Rodes

Am höchsten Punkt von El Port de Selva erhebt sich das Kloster Sant Pere de Rodes majestätisch über dem Naturpark Cap de Creus. Die zum nationalen Kulturgut erklärte Klosteranlage ist eines der großartigsten Beispiele der Romanik in Girona. Besonders bemerkenswert sind die Kirche sowie der Glocken- und Verteidigungsturm. Die geringe Größe des Refektoriums lässt darauf schließen, dass vermutlich nie mehr als 20 Mönche in der Abtei gelebt haben, dennoch war sie während ihrer Blütezeit im 11. Und 12. Jahrhundert von großer Bedeutung: Sie war ein Referenzpunkt für Pilger und beherrschte zahlreiche Gebiete diesseits und jenseits der Pyrenäen.

Ab dem 14. Jahrhundert erlebte das Kloster einen Niedergang und war aufgrund seiner exponierten Lage zahlreichen Plünderungen ausgesetzt. 1798 gaben die Benediktiner das Kloster endgültig auf und siedelten nach Figueres um. Das Kloster verfiel ebenso wie die nahe gelegene Kirche Santa Helena de Rodes. Im Jahr 1930 wurde die alte Abtei dann zum nationalen Denkmal erklärt und bald darauf begann man mit ersten Restaurierungsarbeiten, die jedoch erst zwischen 1989 und 1999 eine größere Intensität erreichten.

Die Weinroute DO Empordà

Etwa 50 Weinkellereien sind Teil der Weinroute der Ursprungsbezeichnung DO Empordà. Sie bieten unterschiedlichste Aktivitäten an: Hier kann man mit der ganzen Familie an der Weinlese teilnehmen, sich auf eine spannende Reise zur Geschichte der Reben des Empordà machen, die bis in die Zeiten der Griechen und Römer zurückreicht oder sich einweihen lassen in die Geheimnisse der Weinherstellung. Darüber hinaus lädt die Weinroute DO Empordà dazu ein, auf mannigfaltige Weise mit der Landschaft und ihrer Weinkultur in Kontakt zu treten, sei es bei geführten Spaziergängen mit ausgewiesenen Weinspezialisten, bei einer Tour mit dem Fahrrad oder mit dem Kayak.

Ein Highlight sind natürlich die unterschiedlichen Weinverkostungen der Region. Wer in Wein am liebsten baden würde, sollte sich einmal über die Wellnesswirkungen der Önotherapie schlau machen und wer gerne durch Museen schlendert, findet im Empordà gleich mehrere Weinmuseen.

Picknick zwischen Weinreben in l’Empordà ©Marc Castellet

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